Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Antworten
Nutzer7890
Beiträge: 7
Registriert: 7. Feb 2024, 19:36

Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Nutzer7890 »

Hallo liebe Forumsgemeinde,

ich lese hier eine Weile mit. Bin erstaunt wie ähnlich viele Geschichten sind und trotzdem erschüttert das es so oft so überhaupt so weit kommen kann. Leider bin ich noch nicht bereit meine Geschichte zu teilen. Trotzdem interessiert es mich sehr ob es jemand mit seinem Partner geschafft hat die Depression zu überwinden und ein gutes Leben in einer glücklichen Partnerschaft führt?

Ich weiß dass das Forum kein Ort für „Success-Storys“ ist, aber evtl. kann jemand Hoffnung oder Mut machen?
Helgaline
Beiträge: 89
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Helgaline »

Hi Nutzer 7890,

du, das ist eine super Frage.
Leider kann ich sie (noch?) nicht positiv beantworten.

Aber ich bin jetzt auch gespannt, was hier geantwortet wird 😊.

LG Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 114
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von bvs »

Hier bei uns habe ich das Gefühl, dass es langsam besser wird.
Es gibt immer wieder mal Einbrüche, aber die sind im Vergleich zu vor einigen Monaten deutlich "flacher". Wir können auch wieder besser miteinander reden, auch wenn wir immer wieder gegen Wände fahren, aber es gibt zumindest Einsicht und wir können Geschehnisse wieder aufarbeiten. Da hilft auch die Paarberatung, weil da dann spätestens alle zwei Wochen die nicht-zu-klärenden Sachen auf den Tisch kommen können.

Mal sehen, wie das alles weitergeht.
MySun
Beiträge: 540
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von MySun »

Hallo,

Ich bin 67 Jahre. jung und seit mehr als vier Jahrzehnten verheiratet. Mein Partner hat seit mehr als drei Jahrzehnten eine Depression.
Trotz der vielen Jahre des Kummers und der Verzweiflung, die wir zusammen durchlebt haben, sind wir immer noch glücklich verheiratet.

Der Besuch einer SHG für Angehörige von Menschen mit einer Depression, könnte vielleicht auch für Dich ein gute Hilfe sein.
Dort wirst Du Menschen treffen, die ähnliche Probleme und Schwierigkeiten in ihrer Partnerschaft oder Familie erleben.
Ich habe vor einiger Zeit selbst eine SHG initiiert.
Es kommen Menschen in die Gruppe, die endlich einmal offen über ihre Probleme und ihren Kummer sprechen möchten, und die den Wunsch haben, andere Menschen zu treffen, die wirklich zuhören wollen und können.

Wir haben großes Verständnis für die Gefühle und Probleme der anderen TN, (z.B. Erschöpfung, Wut, Trauer, Verzweiflung, Kraftlosigkeit, Ausweglosigkeit.....), die in der Familie oder in der Partnerschaft erlebt werden.
Wir tauschen uns über verschiedene Möglichkeiten aus, wie und womit wir wieder mehr Licht und Freude in unserem Alltag erleben können, trotz bestehender Depression unserer Angehörigen.
https://www.bapk.de/angebote/rat-fuer-f ... hilfe.html


Online-Vortrag zum Thema Paartherapie:
von Dr. Guy Bodenmann (Ordinarius für Klinische Psychologie und Paartherapeut an der Universität Zürich)
https://www.youtube.com/watch?v=AQaIjdfSeuc

Interview:Depression in der Partnerschaft: Zu zweit durch die Krise
https://www.spektrum.de/news/depression ... er/2177466

Und das Buch von Dirk Biermann möchte ich Dir auch noch empfehlen: Im Schatten der Depression - Was Angehörige durch schwere Zeiten tragen kann.

Ich wünsche Dir und deinem Partner alles Gute für die Zukunft
LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Nutzer7890
Beiträge: 7
Registriert: 7. Feb 2024, 19:36

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Nutzer7890 »

Danke für die Antworten! In den Beiträgen von BVS finde ich mich extrem wieder, wirklich erschreckend.

Und danke an Mysun, ich habe schon ein SHG ausfindig gemacht und mir Lektüre von Guy Bodenmann geholt.

Wirklich hilfreich das man nicht allein ist!
WeMat
Beiträge: 25
Registriert: 11. Feb 2024, 17:16

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von WeMat »

zu aller erst, sorry für den langen Text....

Hallo,
ich bin leider ein Ex Partner einer depressiven Partnerin. Wir lernten uns Anfang 2022 kennen und hatten in diesem Jahr absolut ein TOP Jahr, zig viel Urlaub gemacht, viel erlebt, man konnte nicht genug voneinander kriegen, halt dieses klassische verliebt sein. Dann Anfang 2023 die Anzeichen von Rückzug von ihr, Nachrichten wie mir geht es gerade nicht gut, mir ist grad alles zu viel und ich komme nicht klar und eine PA ließen nicht lange auf sich warten und dann kam im Febr. letzten Jahres mal für mich das erste mal die Konfrontation mit dem Wort Depression. Sie trennte sich von mir mit den Worten, ich schaffe das nicht, ich belaste dich, du hast was besseres verdient, keine hat mir soviel Liebe gezeigt wie du und ich kann dir dass nicht zurück geben, du hast es verdient glücklich zu sein... Ihre Mutter schrieb mir mal in einem Brief, dass sie erst Ihre Dämonen bekämpfen muss. Sie begab sich Glücklicher weise schnell in Therapie. Das Thema Depression blieb aber immer ein sehr schwer anzusprechendes Thema. Wir fanden Mitte des Jahres dann wieder zusammen. Meine Aufarbeitung zum Thema Depression hatte ich begonnen und versucht mich immer etwas zurück zunehmen. Also von allem weniger, kein Ich liebe dich, da dies oftmals als Druck einer Antwort verstanden wird etc. Also ich denke ihr wisst was ich meine, eine Person sein, in der man sich selbst mit Liebe und Zuneigung zu geben zügeln muss, was natürlich nicht immer einfach ist, da man gerne Liebe gibt, weil was man gibt man eigentlich zurückbekommt. Also eigentlich, halt leider können depressive Menschen dies nicht, was leider dann auch am eigenen Selbstwert liegt. Also nochmal einen Gang zurück, also alles in allem hat natürlich der depressive absolut die schwerste Ausgangssituation, und ich kann es nur erahnen, aber wir als nicht depressive können es garantiert nicht in Worte fassen was die durchmachen müssen. Es ist so als stehe man auf der Waage oben obwohl man das nicht will, man will den Partner auf Augenhöhe, also klettert man zu ihnen herab und versucht sie auf der Waage nach oben zu bringen, mit Liebe, Fürsorge, Zuneigung, Verständnis, Nähe und klar zehren auch diese Dinge an einem was man gibt und wenn die eigenen Reserven leider der depressive nicht auffüllen kann, also es ist eine Wippe auf der wir stehen und KEINE gibt das Tempo oder den Takt vor. Wir versuchen die Balance mit unserem Partner zu halten und schaffen das auch ne Zeit lang, bis wieder beim depressiven ein Schub kommt und es die Wippe ins Ungleichgewicht bringt. Also kam auch im Okt. wieder die Trennung, gleiche Gründe, alles zu viel, was ich auch verstehen kann. Wie gesagt es ist absolut Wahnsinn welche Kämpfe ein depressiver machen muss, täglich aufs neue... Ich wollte Sie nicht verlieren und hoffe wieder auf uns, wir hatten keinen Unklarheiten, wir haben wirklich kein Einziges mal gestritten. wir führten eine Wochenendbeziehung aber jeden Tag Videotelefon und es war alles gut. Also wieder in die nächste Stufe der On/Off Beziehung. November wieder zusammen, alles Top, alles schön wieder. Sylvester paar Tage in Paris, absolut Harmonisch und dann Anfang Januar diesen Jahres ihr Geburtstagsparty mit 80 Personen, sie an dem Abend absolut gut drauf, viel gelacht, sie hatte viel Spaß und danach kamen die Tage die Zweifel, Angst vor Nähe fand wieder bei ihr Einzug und auch alles wurde wieder zu viel und die Kämpfe begannen aufs neue, ihr sagte ihr, dass Sie sich Zeit und Raum nehmen soll und lies ihr auch diesen Freiraum, also hörte man halt nicht jeden Tag voneinander, bis zum Telefonat letzten Mittwoch, da merkte ich direkt, dass eine unbeschreibliche Last wieder auf ihr lag und ich fragte sie, bzw. erkannte es auch dass jegliche Nachrichten einfach für Sie nur belastend sind, da sie mit sich dann Ringen muss. Es zerreist Sie innerlich, mir keine Partnerin zu sein, wie es normal wäre, so war ihr Ausdruck. Sie schäme sich, sie schafft die Kämpfe nicht mehr gegen die Angst vor Nähe anzukämpfen und das ich doch was besseres verdient habe, somit kam jetzt wieder die Trennung..... Für mich heißt das erst mal auf Abstand gehen, nicht weil ich Sie nicht Liebe, sondern weil ich absolut einfach machtlos bin. Ich kämpfe gegen diesen schwarzen Hund an und weiß einfach das er nicht fair spielt. Denn wenn ich kämpfe, soll nicht heißen ihr alles abnehmen etc, sondern einfach nur schöne Zeit Verbringen, ihr zeigen, dass die Tage bunt sein können, dann schleicht er sich in der Nacht zu ihr und legt sein schwarzes Tuch wieder über sie.... Also es ist auch für uns nicht depressive jedes mal aufs neue Kräfteraubend dort immer weggestoßen zu werden, klar verstehe ich auch. dass man zur Belastung wird, denn man will sich vielleicht dem Partner nicht so hilflos zeigen. Hier ist noch anzumerken, dass Sie leide zu den Mensch zählt, die leider über Depression sehr verschlossen ist mit dem sozial Umgang, was denke ich aber die meisten sind. Also ziehe ich mich gerade zurück um selbst für mich zu atmen, Kraft zu tanken und aber ganz wichtig, ihr erstmal die Last zu nehmen, denn die Last der ungewollten Forderung und der Scham. Ich denke und wünsche mir, dass sie weitere Fortschritte in der Therapie macht und das es immer etwas besser wird, auch wenn es ein steiniger Weg ist. Wie unsere eventuelle Zukunft aussieht kann ich heute nicht sagen, sagen kann ich nur, dass das die Frau meines Lebens ist und ich alles tun werden was in meiner Macht steht für Sie und das ist in meiner jetzigen Situation leider Abstand und Aussitzen für eine Weile, auch wenn mir das Schwerfällt, weil man muss verstehen das Hilfe nicht immer gleich Nähe bedeutet, Hilfe kann in diesem Fall auch Abstand und Ruhe sein. P.S Sie nimmt keine Medikamente.
Sorry für den langen Text, ich wollte hier nur mal zum Ausdruck bringen, dass es schwer ist zu beurteilen geschafft oder nicht. Wir wissen das Depression eine Krankheit ist und Heilbar, aber was wir auch wissen das wir auf eventuelle Trigger im leben sowohl für uns als auch für unsere Mitmenschen keinen Einfluss haben. Also alles nicht einfach. Ich denke der GRUNDLEGENE Weg muss sein, mit dem Partner so eine Basis zu finden, dass man über die Depression offen reden kann, Gefühle Ängste und Sorgen, denn dann kann die Scham und die Angst vor Belastung genommen werden und es vereinfach auch wenn nur ein wenig die Kommunikation. Also ich wünsche natürlich sowohl euch als auch euren depressiven Partner alles gute.

P.S. Auch eine Trennung ist zwar ein schmerzhafter Rückschlag und der ein oder andere mag sagen, dann zieh ich halt weiter und such mir einen Partner der nicht depressiv ist und eine leichtere Beziehung, auch dieses Recht absolut jeder,
aber ich für meinen Teil sage, das ist der Mensch der zwar wie eine gesprungene Vase ist, aber es ist eine Einzigartige Vase, keine Masse sondern ein absolutes Einzelstück.

Hier habe ich mal ein Lied gefunden, was glaube ich jedem von uns aus Seele spricht und man wirklich merkt wie traurig beschissen und wie kacke diese Krankheit einfach ist.

https://youtu.be/XamEhyJM7JY?si=bqwfA08GOLsJk7Fg

liebe grüße und passt auf euch auf.
Mondschein75
Beiträge: 9
Registriert: 3. Apr 2024, 00:25

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Mondschein75 »

Man ist das wahnsinnig gut geschrieben. Ich weine schon 1 Std. Ich kann das alles so mitfühlen.
Mondschein75
Beiträge: 9
Registriert: 3. Apr 2024, 00:25

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Mondschein75 »

…und jetzt noch der Song.. 😢
WeMat
Beiträge: 25
Registriert: 11. Feb 2024, 17:16

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von WeMat »

@Mondschein75

magst du deine Geschichte erzählen?
AnnaBerta82
Beiträge: 3
Registriert: 17. Apr 2024, 17:20

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von AnnaBerta82 »

Hallo,
mich machen die negativen Geschichten hier auch total fertig.
Mein Mann hat wohl schon länger eine Depression, Anfang des Jahres habe ich ihn darauf angesprochen und meinen Verdacht geäußert und ich glaube er war fast froh dem ganzen endlich einen Namen geben zu können.
Wir sind uns trotz der Depression sehr nah, in dieser Hinsicht hat sich zum Glück (auch durch die Medikamente) nichts verändert, aber es ist trotzdem schwer… er versteht sich selbst nicht mehr, ist kraft- und antriebslos, traurig und verzweifelt… ich versuche an seiner Seite zu stehen so gut ich kann, aber es ist hart wenn plötzlich alles auf den eigenen Schultern lastet was zuvor von zwei getragen wurde.

Ich bin hoffnungsvoll das unsere Liebe diese schwere Zeit übersteht und hoffe das mein Mann wieder gesund wird.
DieNeue
Beiträge: 5368
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von DieNeue »

Falls es beruhigt: Mein Vater hat auch schon seit Jahren Depressionen, mal mehr, mal weniger schlimm. Aber meine Eltern kommen immer noch gut miteinander aus und die Beziehung hat auch Krisen überstanden.
Auch eine Freundin von mir hat seit Jahren Depressionen und ist in einer guten Beziehung.
Lasst euch nicht fertig machen wegen den ganzen Geschichten hier, es gibt tatsächlich Leute, bei denen die Depression nicht die Beziehung kaputt macht. Die haben nur keinen Grund hier zu schreiben.
Undjetzt
Beiträge: 293
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Undjetzt »

Ich denke, das Problem ist, dass sowohl beim Betroffenen, als auch beim Partner, die Krankheit komplett in den Vordergrund rückt. Es geht gar nicht mehr so richtig um den geliebten Menschen, sondern um den kranken Partner. Das ist sicher keine Absicht, aber so kommt es mir immer wieder vor. Man läuft wie auf rohen Eiern durch den Alltag, um blos keinen Fehler zu machen und so den Partner zu triggern. Dadurch steckt man immer weiter zurück. Alles wird darauf ausgerichtet, den Partner nicht zu triggern. Stück für Stück verliert man sich selbst auch noch.
Daher ist es wichtig, behaltet den Menschen, der da ist im Blick, und nicht nur in Erinnerung. Überlegt nicht, ob das jetzt nur eine gute Phase ist und ihr ihm zu viel zumutet, wenn ihr da mitgeht. Wenn er so ist, wie ihr ihn kennt und liebt, dann freut euch mit ihm und nutzt diese wertvollen Momente. Und bitte denkt dabei nicht die ganze Zeit daran, wann es wieder schlechter wird. Wir leben nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Vergangenes bleibt wie es ist und die Zukunft können wir nur beeinflussen, aber nicht steuern.

Bleibt also bei euch, bleibt im jetzt. Verschwendet in guten Zeiten nicht die Gedanken an die Angst, dass diese vorübergehen. Damit helft ihr auch den betroffenen. So akzeptiert ihr zwar, dass sie erkrankt sind, aber auch, dass sie trotzdem Leben und am Leben teilhaben dürfen.

Das sind große Worte von mir- der selbst gerade in einem Hoch ist. Dieses nutze ich jetzt, um mich vielen Menschen mitzuteilen. Auch als Therapie für mich selbst, um mir immer wieder vor Augen zu führen "Dir gehts grad gut, scheißegal wie lang, und wie gut... jetzt gerade ist wichtig!"
GuntherBandel
Beiträge: 28
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Undjetzt,

danke für den positiven Bericht, ich hoffe ich kann so einen auch demnächst mal wieder schreiben.

Viele Grüße
G.
AnnaBerta82
Beiträge: 3
Registriert: 17. Apr 2024, 17:20

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von AnnaBerta82 »

Danke, ja mir hilft das sehr zu hören das es funktionieren kann und wie ich meinem Partner helfen kann. Ich kann oft einfach nicht wirklich nachvollziehen wie es ihm geht, aber vlt muss ich das auch gar nicht.
Undjetzt
Beiträge: 293
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Undjetzt »

Es ist gar nicht so wichtig, immer zu wissen, was im Kopf des Partners vorgeht. Das weis man auch bei nicht erkrankten nicht. Gut ist es, wenn man sich eine Kommunikation aneignet. Wenn der Partner es schafft, einem mitzuteilen" Du...heut geht einfach gar nichts". Dann muss man nicht gemeinsam erörtern warum, wieso, weshalb geht denn jetzt nichts. Einfach Hand auf die Schulter und sagen " Das ist kein Problem. Solche Tage gibt es auch. Dann nimm dir die Zeit, ruh dich aus. ". Und gut ist.
Das ist auch eine Form von Verständnis. Damit nimmt man das Drama aus der Situation. In der Depression dramatisiert man selbst alles ins unermessliche. Da ist es wenig hilfreich, wenn dann noch einer mütterlich kommt und sagt "Ohn nein, du armes Hasi, jetzt geht es dir wieder schlechter. Das tut mir ja sooooo leid. Kann ich nicht irgendwas für dich tun? Willst du irgendwas machen? " Denn das kommt gar nicht so an.
Ich übersetze den Satz mal so, wie ich ihn wahrnehmen würde, wenn ich im Tief bin: " Oh ja. mir geht es viel schlechter. Es ist dir auch schon aufgefallen. Jetzt zieh ich dich auch noch mit runter. Ach man, ich ziehe alles in dieses schwarze Loch. Ich bin so ein wandelndes Unheil. Es tut ihm/ihr leid...ja toll... Mitleid erzeugen, das ist das einzige was ich kann. Ich bin auch ein armseliges etwas... nein. Tu blos nichts für mich, ich belaste dich so schon. Und ich weis doch nicht, was ich machen will. Ich kann doch gar nicht, aber wahrscheinlich willst du was unternehmen und ich binde dich jetzt hier fest... ich glaub, ohne mich wärst du besser dran. Ich bin nur ein Klotz an deinem Bein. "
Freiwasser
Beiträge: 42
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Angehörige von depressiven Partnern - Hat es einer geschafft?

Beitrag von Freiwasser »

Hallo und für alle, die Hoffnung suchen und von den schlimmen Geschichten frustriert sind, ein paar Zahlen.

Zwischen 17 und 20% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression. Die Scheidungsrate liegt allgemein (unabhängig von Erkrankungen) bei etwa 30%, die Rate an unverheirateten Paaren, die sich irgendwann trennen, wird ungleich höher liegen. Ja, laut Depressionshilfe gehen 45% der Paare auseinander, wenn einer eine Depression hat. Eine Depression ist sicherlich eine Belastung für die Partnerschaft. Aber sie ist doch angesichts der Zahlen nur ein Faktor, der vielleicht den Ausschlag gibt, wenn die Partnerschaft sowieso unter Druck steht. Noch eine Zahl, Frauen sind doppelt so häufig von Depressionen betroffen wie Männer. Die schlimmen Geschichten hier im Forum handeln aber gefühlt mindestens 50:50 von depressiven Männern und ihren Partnerinnen, was bedeutet, entweder die Partner von depressiven Frauen schreiben einfach seltener, oder gerade die depressiven Frauen kriegen es auch häufiger hin, ihre Partnerschaft weiter zu pflegen.
Für mich kann ich schwören, dass ich meinen Mann nur wegen seiner Depression niemals verlassen hätte. Was die Ehe und die Liebe zerstört hat, waren Untreue, Manipulation und psychische Gewalt. Die Depression hat sicherlich mit alldem zu tun. Dennoch kann es nicht auf die Depression geschoben werden. Andere Depressive kriegen es anders hin.
Also, Depressionen sind nicht hilfreich, eine Beziehung zu pflegen und ein guter Partner zu sein. Aber es ist möglich. Wer unter der Depression gewalttätig, untreu, vernachlässigend, verletzend wird, ist dafür selbst verantwortlich. Viele liebenden Menschen halten den Missbrauch aus, weil sie es auf die Krankheit schieben und auf Heilung hoffen. Aber das funktioniert fast nie.
Meine Hochachtung für alle Erkrankten, die es schaffen, trotzdem ihre Partnerschaft zu leben. Und meine sämtlichen gedrückten Daumen für alle, bei denen die Depression gezeigt hat, dass sie einen missbrauchenden Partner:in haben. Dass sie die Kurve kriegen.
LG Freiwasser
Antworten