Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

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Christoph638
Beiträge: 7
Registriert: 28. Nov 2023, 16:13

Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Christoph638 »

Hey zusammmen 😉

Ich brauch mal einen Rat . Vor etwa 6 Wochen habe ich von meinem Hausarzt meine Depression diagnostiziert bekommen ( F33.2 G ) .
Da haben wir direkt mit Venlaflaxin begonnen. Mittlerweile 150 g/Tag. Ich für mich spüre eigentlich keine Veränderung. Wirklich überrascht war ich nicht, darüber eine Depression zu haben. Schließlich habe ich gespürt das es mir nicht gut geht... ( nicht das normale mir gehts mal kacke) . Trotzdem war es dann aber doch ein Schock je mehr mir klar wurde was es heißt Depressionen zu haben.

Jetzt aber zur eigentlichen Frage...
Bisher habe ich meinem Arbeitgeber und meinen Kollegen noch nicht mitgeteilt, dass ich eine Depression und auch nicht wirklich wie es mir geht. Lediglich das ich krankgeschrieben bin wegen psychischer Belastung.

Ich allerdings hab ich dabei ein echt schlechtes Gefühl, welches mich oft einholt. Und ich finds sau unangenehm mich nach zwei Wochen immer wieder zu melden, dass meine Krankschreibung verlängert wurde für 14 Tage . Obwohl ich natürlich, weiß das ich viel viel länger ausfallen werde. Noch dazu weiß ich schon das meinen Kollegen was an mir liegt und sie schon gern wüssten was Sache ist. Ich würds auch gern offen legen weiß jedoch nicht ob das klug ist . Kann mir was passieren ?
Wie habt ihr das gehandhabt?

Wäre super wenn ihr mir euer Erfahrungen damit teilen könntet. LG CHRISTOPH
Muli07
Beiträge: 29
Registriert: 3. Apr 2023, 12:12

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Muli07 »

Hallo Christoph,

ich kann sehr gut nachempfinden wie es dir geht.
Auch ich habe ganz lange mit mir gehadert, ob ich offen damit umgehen soll. Theoretisch kann der Arbeitgeber dir nichts, dass ist in Deutschland ja zum Glück gesetzlich ganz gut geregelt.

Ich habe letztendlich auf mein Bauchgefühl gehört. In meiner Abteilung herrscht ein eher näheres und vertrauliches Verhältnis untereinander, daher habe ich mich dann dazu entschieden offen damit umzugehen. Ich bin natürlich nicht ins Detail gegangen, aber die grobe Diagnose kennt mein Arbeitgeber und es ist absolut nichts wofür man sich in irgendeiner Art schämen muss.

Ich bin nun seit fast 1 Jahr krankgeschrieben und habe bereits einen Klinikaufenthalt hinter mir und nun folgt demnächst ein neuer. Mir gibt der Gedanke daran, dass ich vor meinen Kollegen nichts verheimlichen muss eine gewisse Sicherheit und etwas Entlastung.

Das ist aber natürlich nur meine persönliche Erfahrung und Meinung. Ich hoffe ich konnte dir dadurch vielleicht etwas helfen.

Liebe Grüße!
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Mario81 »

Hallo Christoph.

Es kommt sicher auf das Verhältnis zu deinen Kollegen und Arbeitgeber an.
Ich hab für mich entschieden damit offen umzugehen. Mir vielleicht noch Ausreden einfallen lassen und dann da was durcheinander zu bringen und aufzufliegen... das bringt nichts und setzt mich nur selbst unter Druck.

Ich hatte auch lange ein schlechtes Gewissen... aber warum? Du brauchst keins zu haben... du bist krank und hast es dir nicht ausgesucht.
Ich habe dann gesagt das ich auf unbestimmte Zeit krank geschrieben werde. Mittlerweile bin ich ziemlich genau 1 Jahr krank mit 14 wöchigem Tagesklinik Aufenthalt. Nächste Woche fange ich dann mit Wiedereingliederung an.

Achte jetzt erstmal auf dich. Deine Gesundheit geht vor.

Liebe Grüße Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Schlumpffine
Beiträge: 374
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Mario81,
deine Gesundheit steht im Vordergrund.
Eine offene Kommunikation mit den Kollegen und Vorgesetzten ist sicherlich von Vorteil,denn eine Depression begleitet dich (leider) längerfristig.Um belastende Faktoren bei der Arbeit zu identifizieren und sie nach Möglichkeit abzumildern, bedarf eh der Kommunikation mit den Kollegen und dem AG.
Dazu müsstest du aber schon ein paar Werkzeuge zur Depressionsbehandlung an der Hand haben.
Diese erwirbst du in Therapiesitzungen,Klinikaufenthalten oder bei Selbsthilfegruppen.
Bei Depressionen hilft die Vorstellung "Doc, gib mir bitte eine Pille, damit ich gesund werde und schnell wieder arbeitenkann " leider nicht. Denn Depressionen führen zu "Leistungseinbußen", die weder Vorgesetzen noch den Kollegen auf Dauer verborgen bleiben.
Ein offenen Umgang halte ich daher für sinnvoll. Wie die "Umgebung" -Freunde,Verwandte, etc.- darauf reagieren kann niemand voraussagen.
Fakt ist: Eine Depression ist eine anerkannte Krankheit UND für eine Erkrankung ist man nicht verantwortlich.
Wir alle- die Depressionen haben- bestehen aus Ängsten und Befürchtungen, haben negative Glaubenssätze aufgebaut und sind der Zukunft abgewand.
Meine Erfahrung ist, je offener man mit seiner Erkrankung umgeht, sie akzeptiert und effektiv nach Möglichkeiten sucht den Leidendruck zu minimieren, desto mehr steigt die persönliche Lebensqualität.
gruß
schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Senif
Beiträge: 1147
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Senif »

Hallo Christoph,

ich habe verschiedene Erfahrungen. Vor gut 18 Jahren ist auf Arbeit meine Erkrankung öffentlich geworden und ich bin in hohem Bogen rausgeflogen. War damals im Ausland tätig und bin dann unter Mühen und mit Hilfe wieder nach Deutschland gekommen, weil meine Aufenthaltsgenehmigung natürlich an die Arbeit gebunden war. Wie dem auch sei, die Firma konnte damals damit nicht umgehen.

Allerdings habe ich jetzt aus der Rente heraus einen Minijob angefangen und die Karten offen gelegt. Und sie haben mich trotzdem genommen, trotz verkorkstem Lebenslauf und GdB. Ich fühle mich gut integriert und es nimmt mir den Druck, meine Erkrankung verstecken zu müssen, was auch sehr viel Kraft kosten würde.

Es ist immer schwierig da was zu raten, weil das sehr auf die Menschen im Umfeld angeht. Ich sage mir mittlerweile, entweder sie nehmen mich so wie ich bin, oder sie lassen es bleiben. Dann findet sich was Neues. Aber diesen Druck der Maske möchte ich nicht mehr stand halten müssen.

LG Senif :hello:
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Mario81 »

Senif hat geschrieben: 15. Jan 2024, 16:13
Es ist immer schwierig da was zu raten, weil das sehr auf die Menschen im Umfeld angeht. Ich sage mir mittlerweile, entweder sie nehmen mich so wie ich bin, oder sie lassen es bleiben. Dann findet sich was Neues. Aber diesen Druck der Maske möchte ich nicht mehr stand halten müssen.
Da kann ich Senif nur zustimmen.

@Schlumpfine, du meinst bestimmt Christoph. 😉
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Christoph638
Beiträge: 7
Registriert: 28. Nov 2023, 16:13

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Christoph638 »

Vielen lieben dank für euere Tipps und Erfahrungen.
Eure Antworten haben mich nochmal bestätigt.
Mein Verhältnis zu meinen Kollegen war eigentlich immer gut . Vorallem hab ich auch gemerkt das ihnen sehr wohl etwas daran liegt dasbes mir besser geht und uch wieder zu alter Form zurückfinde . In der vergangenen Saison gab es nämlich mal ein " Team Meeting " . Da kam eigentlich von jedem Kritik an mir die mich sehr getroffen hat, weil eigentlich nicht dem entspricht wie ich eigentlich bin. Jedoch waren auch alle bestrebt Lösungen zu finden wie sie mir Helfen können.

Auch zu meinem Arbeitgeber ist eigentlich mein Verhältnis immer gut gewesen. Ich arbeitete in einem Famielen geführten Hotel. Chef auf Augenhöhe.

Meine Familie weiß bereits bescheid und der ein oder andere Freund auch.
Karura
Beiträge: 5
Registriert: 15. Jan 2024, 14:53

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von Karura »

Hi,ich verstehe das so gut.
Man weiss einfach nicht was der richtige Umgang mit AG ist.
Mir geht es nach einer sehr langen guten Phase seit Weihnachten wieder schlecht,dh.dieses fiese Gefühl ist wieder da.
Wie geht ihr damit um,wenn es wieder da ist?
Versucht ihr erstmal euch zusammenzureissen?So geht's mir grad.Aber ich weiß dass ich zulassen und akzeptieren muss.Sonst wird es wahrscheinlich eher verstärkt...
Ich muss nun mal für 1 Woche raus aus den Verpflichtungen. Wie kommuniziere ich das?
Ganz offen?Oder melde ich mich einfach krank und gebe ne Grippe o.ä.zum Vorwand?
Das ist doch nicht ehrlich und authentisch. Andererseits will ich auch nicht wieder so labil wirken...Hat jemand Tipps?Danke
sugar-pearl
Beiträge: 1
Registriert: 14. Apr 2024, 17:56

Re: Transparenz gegebüber Arbeitgeber und Arbeitskollgegen

Beitrag von sugar-pearl »

Hallo ihr Lieben....
Ich bin neu hier und weiss nicht, ob in diesem Beitrag noch diskutiert wird, möchte aber dennoch meine Meinung bzw Erfahrung mitteilen.
Aufgrund meiner psychischen Erkrankungen habe ich seit 2012 einen Schwerbehindertenausweis, GdB 60 (10 davon für die kaputte Bandscheibe).

Seit 2012 gab es 3 Arbeitgeber, und erst beim 3. hatte ich kaum eine Wahl, muuste aufgrund vorangegangener Berentung offenlegen, warum ich einen Ausweis besitze, warum ich schon 2x so lang berentet war.
Sozialer Sektor, da geht man davon aus, es wird etwas anders mit Depressionen oder dergleichen umgegangen. Beim Gespräch war das Verständnis zumindest da, das gesprochene Verständnis.

Leider ist jetzt der Fall eingetreten, dass ich aufgrund meiner aktuellen depressiven Phase schon länger im Krankenstand bin (seit MItte März).
Anfangs hab ich den Krankheitsgrund nicht angegeben, ist ja auch keine Verpflichtung.

Doch mittlerweile, da ich wirklich grad nicht weiss, wie es weitergeht - wie alles weitergeht, gab es letzte Woche ein Gespräch mit den Chefs. Und ja, was soll ich sagen - meine Transparenz in Bezug auf meine psychischen Erkrankungen dreht mir jetzt wohl einen Strick und aufgrund meiner langen Krankzeit und der düsteren Prognose (kommt ja immer wieder, kein Verlass, wenn Stresssituationen.... und, und, und). Man überlege die Kündigung, und über die Entscheidung werde ich in 14 Tagen informiert.
Zum Vergleich: Ich war letztes Jahr 4 Wochen wegen gebrochener Rippen zuhause. Damit wurde weitaus offener und "fürsorglicher" umgegangen, falls ihr versteht, was ich meine...

Bislang habe ich mit meiner Diagnose immer hinterm Berg gehalten - eben, weil so wenige damit umgehen können, weil man immer gleich vorverurteilt wird, weil man bei Krankheit gleich abgestempelt wird. Und ich muss sagen, damit bin ich weitaus besser gefahren.

Ich sehe jetzt, was man im Endeffekt davon hat, wenn man mal nicht wie gewohnt funktioniert.
Sobald man mit einer psychischen Erkrankung offen umgehen will, stößt man im Umfeld, vor allem im beruflichen Bereich, weitestgehend noch auf Unverständnis. Berührungsängste, Umgangsprobleme...
Sogar im sozialen Bereich, bei dem eigentlich eine gewisse Empathie vorausgesetzt wird, gibt es viele, sehr viele Mitarbeiter und Chefs, die einen psychisch kranken Menschen gleich in die entsprechende Schublade stecken.
Und dann bekommt man entweder gar keine Chance, oder hat diese Chance bei der kleinsten "Fehlfunktion" verspielt.

Ich weiss nicht, wie es bei mir weitergeht, wie die eventuelle Kündigung ausfällt. Sollte es tatsächlich eine personenbezogene Kündigung sein aufgrund der Krankheitsgeschichte, steht mir wohl die Möglichkeit offen, gerichtlich dagegen vorzugehen. Auch, weil ich diesen SB-Ausweis besitze. Aber ehrlich gesagt, ich weiss nicht, was das bringen soll.
Unter diesen Umständen, und nachdem ich nun weiss, wie Chefs und Kollegen denken, möchte ich vermutlich gar nicht mehr dorthin zurück. Wie das Arbeitsklima sein wird, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

Sicher, aus betrieblicher Sicht kann ich die Entscheidung verstehen. Es wird jeder MItarbeiter gebraucht, Kranke oder Urlauber müssen abgedeckt werden, man braucht verlässliche Mitarbeiter.

Aber aus menschlicher Sicht... Ich stecke grad ohnehin mitten in einer schweren Depression, kämpfe mich als Alleinerziehende durch den Alltag und muss jetzt auch noch um meine Existenz bangen. Das ist unfair - und macht die Dunkelheit momentan nicht unbedingt heller.

Wenn ich eins aus dieser Sache lerne, dann ist es Folgendes:
Kein zukünftiger Arbeitgeber wird jemals mehr von meiner psychischen Geschichte erfahren. Somit bin ich weniger angreifbar, weniger transparent und diesbezüglich kann mir kein Strick mehr gedreht werden.

Sorry für diesen langen Text, ich hab nur so viel im Kopf, was ich diesbezgl. loswerden möchte, darum kann es etwas verwirrend sein.

Ich wünsche euch allen alles Liebe......
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