Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

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NTC31
Beiträge: 2
Registriert: 2. Jan 2024, 16:23

Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von NTC31 »

Hallo in die Runde,

Inwieweit lenkt ihr euch als Partner/ Angehöriger ab? Wo und wie lebt ihr euer“ eigenes Leben“, innerhalb einer Partnerschaft? Wo sind die Grenzen? Sprecht ihr das gemeinsam ab und/ oder legt einen Zeitraum oder Zeitpunkt fest, damit es sich irgendwie „gerecht“ anfühlt und man nicht komplett Kopflos unterwegs ist?

Mein Problem ist, dass ich zwar in einer Beziehung lebe, aber eigentlich alleine bin. Ob körperlich, seelisch - mir fehlt mein Mann, er ist physisch anwesend, mehr aber auch nicht.
Ich selbst befinde mich auch schon in einer Abwärtsspirale, da mir diese Situation sehr zusetzt. Das Ganze geht nun auch schon 10 Jahre so und hat sich in den letzten 2 Jahren verschlimmert.

Ich werde auf eine Art „Ersatzbank“ gesetzt und soll abwarten…im Moment könne er nichts dazu sagen..
Er ist in Therapie ( Verhaltenstherapie), diagnostiziert ist Dysthymie( wobei ich davon nicht überzeugt bin)…Ich schreibe jetzt nicht alles im Detail auf, dass sprengt den Rahmen, aber auch die Paartherapie konnte nicht weiterhelfen…

Ich will nicht einfach aufgeben, alles hinschmeissen oder Ähnliches und suche nach einem Weg für mich, dass hier „durchzustehen“. Oder sagt ihr, dass ist Irrsinn?
Also die Frage nach, wie macht ihr das und wo setzt ihr Grenzen. Ich finde halt, Depression darf keine „Ausrede“ für alles sein. Nur soviel, mein Mann sieht das Ganze gar nicht so eng und empfindet sich selbst nicht als wirklich krank..
Ich hab halt teilweise auch das Gefühl, er verarscht mich.(Ich finde das furchtbar, dass ich so denke) und ich möchte ihm nicht Unrecht tun….mir gehts jetzt nur einfach an die Substanz und da ist nicht mehr viel von übrig, dass erschreckt mich sehr…

Würde mich freun, wenn ihr Tipps habt..

Auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe bin ich schon und versuche auch mich abzulenken, aber ich fühl mich einfach sehr einsam und traurig.

Lieben Gruß
Nathalie
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von bvs »

Ich kenne das auch nur zu gut.

Hast du hobbies? Wenn nein, dann wäre jetzt wohl eine gute Zeit, in dich zu gehen und zu gucken, was dir Spaß macht und dann das in dein Leben einbauen.

Wann es „gut ist“, kannst nur du selber erspüren, dazu musst du dich aber ehrlich anschauen.
Wir alle haben nur diese eine Leben, und ich denke mittlerweile, dass es nicht fair ist, dieses einem „Morgen“ zu opfern, das nie kommt.
Muschelsammlerin
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Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von Muschelsammlerin »

bvs hat geschrieben: 7. Jan 2024, 16:04
Wir alle haben nur diese eine Leben, und ich denke mittlerweile, dass es nicht fair ist, dieses einem „Morgen“ zu opfern, das nie kommt.
Welch kluger Satz!
Wo die eigene Grenze zu ziehen ist, ist manchmal eine sehr schwere Entscheidung. Je länger man in einer schlechten Situation verharrt, desto schwerer kommt man aus ihr heraus. Warte nicht zu lange, das ist mein Tipp....ich habe das leider getan und "auf einmal" war ich alt.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von bvs »

Das Hauptproblem ist, zu erkennen, dass das "morgen" nie kommt.
Es gibt ja auch die Fälle, wo es sich tatsächlich zu warten lohnt...

Für mich ist die Grenze da erreicht, wo nachhaltig keine Verbesserung, bzw. kein Willen, zu arbeiten erkennbar wird, trotz vieler Gespräche und Ausdrücken meiner eigenen Not durch die Situation. Dazu gehört auch, wenn es über lange Zeit nur "baby-steps" und "Krümel" gibt, um mich "hinzuhalten".
Wenn das Gegenüber also (aus welchen Gründen auch immer!) hartnäckig und nachhaltig verweigert, effektiv zur Verbesserung der Situation beizutragen.
Helgaline
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Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von Helgaline »

Hallo NCT31,

auch ich befinde mich in einer ähnlichen Situation wie du, jedoch erst ca. 5 Jahre.

Meine Hoffnung schwankt fast täglich, es ist auch kaum noch Substanz da.

Nicht umsonst trennen sich fast 50% der Angehörigen von den Betroffenen, irgendwann muss man ja schließlich auch mal wieder an sich denken, bevor man selbst vor die Hunde geht.

Ausschlaggebend ist hier tatsächlich die Krankheitseinsicht des Betroffenen. Ohne die geht gar nix.

Ich habe erst vor Kurzem begonnen, mehr für mich zu tun. Das tut mir sehr gut, ist aber auch noch Luft nach oben.
Daran arbeite ich jetzt, ansonsten warte ich bisher mal mehr mal weniger geduldig ab.

Dein Partner macht zumindest Therapie. Und das „Beschönigen“ der Krankheit scheint mir ein typisch männliches Phänomen zu sein. Kenne ich nämlich nur zu gut. Kein Mensch möchte psychisch krank sein, Mann noch viel weniger.

Such dir vllt ein Hobby, sei nicht immer präsent und lass es dir für dich gut gehen. Mehr kann ich dir momentan nicht raten.

Liebe Grüße Ellen 😊
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Nathalie,

ich habe meinem Partner gesagt (ich bin die Depressive), er solle sich gut um sich selbst kümmern, ich könne das zur Zeit nicht.
Das hat er damals leider nicht sofort verstanden und dementsprechend auch nicht umgesetzt.
Es hat gedauert, bis er verstanden hat, daß ich seine Bedürfnisse zu dem Zeitpunkt nicht oder kaum erfüllen konnte.
Und für mich war es zusätzlicher Druck, daß er sich nicht gut um sich kümmerte.

Was passt für Euch Beide am besten?
Sprecht miteinander.
Treffe Dich mit Deinen Freunden, gehe Deinen Interessen nach.
Deshalb mußt Du ihn ja nicht vernachlässigen.
Aber schaue auch, was bei Euch gemeinsam geht. Ein Spaziergang, ein Film, einfach nur gemeinsam auf dem Sofa sitzen oder was auch immer Euch beiden zusammen gut tut.

Alles Gute,
Suchende
NTC31
Beiträge: 2
Registriert: 2. Jan 2024, 16:23

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von NTC31 »

Suchende2 hat geschrieben: 8. Jan 2024, 14:51 Hallo Nathalie,



Was passt für Euch Beide am besten?
Sprecht miteinander.
Treffe Dich mit Deinen Freunden, gehe Deinen Interessen nach.
Deshalb mußt Du ihn ja nicht vernachlässigen.
Aber schaue auch, was bei Euch gemeinsam geht. Ein Spaziergang, ein Film, einfach nur gemeinsam auf dem Sofa sitzen oder was auch immer Euch beiden zusammen gut tut.

Alles Gute,
Suchende
Hallo Suchende,

ich habe selbst eine schwere Depression, zumindest erzählt mir eine Therapeutin das.
Ich weiss, dass es mir nicht gut geht und ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir zu 98% besser gehen würde, wenn ich wieder ein Ziel vor Augen hätte. Mich belastet dieser Zustand daheim so sehr und ich bin quasi immer nur in Gedanken…. Halte durch!!!!!…
Also zu einem Teil, bin ich quasi selbst schuld, dass es mir schlecht geht, ich könnte ja einfach einen Schlussstrich ziehen und gut… aber genau das lässt meine innere Haltung nicht zu.

Ich gehe Hobbies nach und treffe mich mit Freunden, auch meine Arbeit lenkt ab, aber diese Leere macht es immer schlimmer. Ich weiss nicht, ob Du verstehst, was ich damit meine, möchte aber gern verstehen, wie Du dich denn bspw. fühlst mit Partner und Depression?

Sehnst du dich nicht danach, sich bei ihm anlehnen zu können oder deine Ängste und Sorgen, Glück und Freude mit ihm zu teilen? Welche Barriere ist das denn, die dich sozusagen aufhält die Beziehung als „Fundament für alle Lebenslagen“ zu sehen? Lies es bitte nicht als Angriff, ich versuche nur mit Betroffenen zu sprechen, um zu verstehen, was genau sie blockiert. Vielleicht fällt es mir dann leichter, mich in meiner Situation zurecht zu finden….

Ich möchte einfach nicht ungerecht sein, aber da mein Mann mit mir nicht spricht, sehe ich es an ( meinen) starken Tagen als eine Unverschämtheit an und an den schwachen Tagen, bin ich am Boden zerstört.
Wir können zusammen einen Film gucken und auch gemeinsam essen oder mit dem Hund rausgehen, aber so könnte ich das auch mit den Nachbarn machen. Es ist nicht mal, wie mit einem besten Freund….ihm fällt das angeblich nicht auf und er vermisst auch nichts, es ist ja alles gut( sobald ich das aber anspreche, steckt er es in die Schublade Streit, was irgendwie gar nicht passt, denn das ist ja noch lange kein Streit, dem Partner seine Gefühlswelt mitzuteilen)… und das ist für mich total konfus….

Oder wie handhabt ihr solche Situationen. Kannst du Dir das, was deinen Partner bewegt anhören oder muss er alleine damit klar kommen? Wer ist dann dein Vertrauter, falls Du dich auskotzen musst?

Ich weiss nur, ob Depri oder nicht, ich brauche nach wie vor Menschen, den Kontakt, die unterschiedlichen Meinungen, Freunde und auch Gespräche mit völlig Fremden über dies und das, damit ich nicht (ver)einsam(e).

Früher hab ich mal gesagt, solange ich noch rede oder mit ihm diskutiere, braucht er sich keine Sorgen machen, wenn ich nur noch schweige, dann schon. Darum sehe ich es als eine Art Gradwanderung, wenn ich mich immer mehr zurückziehe und mein Leben lebe.

Danke Dir für‘s Lesen und Grüße
Nathalie
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Nathalie,

Deine Antwort verlangt nach einem längeren Text, deshalb wird die Beantwortung wahrscheinlich 3 - 4 Wochen dauern (habe einiges an wichtigen Terminen und wir fahren weg).

Alles Gute,
Suchende
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Ablenkung und/ oder Akzeptanz innerhalb der Beziehung

Beitrag von Freiwasser »

Hallo Nathalie,
Zweimal Ja, ich lenke ihn ab, und ich führe mein eigenes Leben mit Beruf, Freundinnen, Sport, Reisen, Hobbys.
Und aus meiner Sicht: JA zu Deiner Haltung, dass Depressionen nicht Entschuldigung für alles sind. Ich erlebe es bei mir und Bekannten, dass gerade Männer mit Depressionen sich gegenüber ihren Partnerinnen nicht gut verhalten, um es vorsichtig auszudrücken. Die Partnerinnen wahren aus Rücksicht und Solidarität ihre Grenzen nicht und nehmen selber Schaden.
Wir müssen gut auf uns aufpassen, Selbstfürsorge als Top Priorität setzen und unsere Grenzen wahren. Der kranke Partner wird es nicht tun, und es nützt niemandem, wenn wir selber krank werden.
Alles Liebe,
Freiwasser
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