Ich bin nicht gerne Mutter

Tabsi2202
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Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Tabsi2202 »

Guten Abend an alle :)

Ich bin neu hier und dachte, ich versuche mal in Worte zu packen, wie es mir seit einigen Monaten geht. Vielleicht geht es ja jemandem ähnlich, kennt Betroffene oder aber ist selbst Kind einer solchen Mutter...

Ich werde im Februar 30, mein Sohn im April 2, ich bin also nicht wirklich früh, aber auch nicht spät Mutter geworden, durchschnittlich alt quasi. Mein Sohn war geplant, ich habe mich allerdings etwas überreden lassen. Früher war ich immer der festen Überzeugung, dass ich keine Kinder haben möchte, weil ich der Meinung war, die notwendigen Kompetenzen nicht mitzubringen. Allerdings war es der größte Wunsch meines Mannes und irgendwann wurde ich auch warm mit dem Gedanken.

Nach einer Fehlgeburt 2021 musste ich schon das erste Mal feststellen, dass ich darüber weniger traurig war, als vielleicht erwartet wurde. Klar, es war ein großer Schreck und mit Sicherheit kein schönes Erlebnis, allerdings hat es mich auch nicht nachhaltig aus der Bahn geworfen. 4 Monate später war ich wieder schwanger, die Schwangerschaft verlief so, wie man sie sich wünscht: kaum Beschwerden, Entwicklung super, alle happy.

Nach der Entbindung habe ich allerdings schnell gemerkt, dass es mir gar nicht gut geht. "Babyblues" sagte die Hebamme. Das geht vorüber. Daran habe ich mich geklammert und ausgehalten. Nach 7 Monaten hat mein Mann die Notbremse gezogen, einen Termin beim Psychologen vereinbart, Diagnose: Depression. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ein Körpergewicht von nur noch 48 Kilo, bewältigte meinen Alltag wie ein Zombie, hatte jeglichen Zugang zu mir selbst, aber auch zu meinem Sohn verloren (wenn ich den überhaupt jemals hatte).

Jetzt bin ich seit etwas über einem Jahr in Therapie (es wurden auch viele Themen aus der Kindheit aufgearbeitet bzw. wir sind noch dabei) und würde behaupten, es geht mir grundsätzlich besser. Mein Sohn geht seit August in den Kindergarten, ich wieder mehr arbeiten, Freiräume werden wieder größer.

Allerdings stelle ich fest, dass ich den Umgang mit ihm als emotional immer herausfordernder empfinde. Ich kann nicht verstehen, was "Mutterliebe" sein soll. Ich bin wahnsinnig schnell genervt, fange schnell an zu weinen, finde keinen Zugang zu ihm, weiß nicht, wie ich mich mit ihm beschäftigen soll. Gefühlt ist es ein "Zeit absitzen", bis er ins Bett geht, Wochenenden sind die Hölle.

Mein Mann unterstützt mich wahnsinnig viel, möchte aber auch unglaublich gerne ein zweites Kind und sucht permanent nach Wegen, mich zu überzeugen ("Ich kann länger Elternzeit nehmen, du musst nicht stillen, wenn du nicht magst, die Hauptarbeit kann bei mir liegen"). Aber die Vorstellung, ein zweites Kind zu bekommen, macht mich fertig. Ich kann dem einen doch schon nicht das geben, was man sich wünschen würde.

Ich sehe andere Frauen, die das alles so wahnsinnig gut hinbekommen. Ich möchte das auch so gerne können, aber ich weiß nicht wie. Ich habe das Interesse an allen ehemaligen Hobbies verloren, bin permanent in der Schwebe zwischen absoluter Erschöpfung und schier unerträglicher Langeweile, wenn er im Bett ist, sitze ich in der Regel einfach komplett ausgelaugt auf der Couch, und, hupps, sind 2 Stunden vorbei. Seit einigen Monaten schlafe ich auch getrennt von meinem Mann und Sohn (er schläft noch im Beistellbett), weil ich starke Schlafstörungen habe. Werde ich einmal wach, ist an Weiterschlafen nicht mehr zu denken.

Ich merke in letzter Zeit immer häufiger, dass ich wieder an einer schweren Episode kratze, es geht mir immer häufiger schlecht und mir fehlt der "Sinn", aber ich weiß nicht, wie ich das vermeiden kann. Ich traue mich kaum, meinem Psychologen, geschweige denn meinem Mann, zu erzählen, wie ich empfinde, weil... na ja, so fühlt man doch als Mutter nicht, oder? Versteht mich nicht falsch, ich liebe diesen kleinen Menschen sehr und die Vorstellung, dass ihm etwas zustoßen könnte oder ähnliches treibt mir direkt die Tränen in die Augen. Aber ich hasse das Mutter sein. Es gibt mir nichts. Es nimmt in letzter Zeit nur immer mehr und ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll.

Kennt jemand diese Situation vielleicht als selbst betroffene Person oder aber als Angehörige:r?

Liebe Grüße!
Mayana
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Mayana »

Hallo,
Vorab: ich bin selbst keine Mutter. Und zwar weil ich genau das vermeiden will, was du beschreibst. Ich bin zu sehr mit mir selbst beschäftigt, meiner Krankheit, als dass ich aus dem Mutter-Sein etwas ziehen könnte, was den Arbeitsaufwand gerechtfertigt.
Das heißt aber nicht, dass du keine Mutterliebe zeigst. Was du beschreibst, dass dir die Tränen kommen bei dem Gedanken, ihm könne etwas zustoßen, das ist nicht einfach so. Das ist Mutterliebe. Mutterliebe beinhaltet nicht zwangsläufig, morgens aus lauter Dankbarkeit für den kommenden Alltag mit Sauber machen, Kindbespaßung und Termine jonglieren in Jubel auszubrechen. Und mit Depressionen ist es noch einmal schwieriger, überhaupt an Gefühle heranzukommen.

Mein Rat ist, die Hilfe, die du hast, anzunehmen. Beim Psychologen zu erzählen, wie es dir wirklich geht, welche Probleme und Gedanken dich umtreiben. Wenn es geht, vielleicht sogar dem Partner, denn anscheinend scheint er ja das Ausmaß der Probleme nicht zu kennen, wenn er zum zweiten Kind „drängelt“. Den Satz, du hasst das Mutter sein, ist ihm der bewusst?
DieNeue
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von DieNeue »

Hallo Tabsi2202,

ich bin zwar keine Mutter, aber ich finde es sehr nachvollziehbar, was du schreibst. Ich möchte auch keine Kinder u.a. aus den gleichen Gründen und hätte die Befürchtung, dass es mir dann genauso gehen würde wie dir.
Ich kann auch verstehen, dass du das Thema ungern ansprichst, aber ich denke, bei deinem Therapeuten kannst du das schon ansprechen. Wahrscheinlich gibt es viel mehr Frauen, denen es ähnlich geht, als man denkt. In der Familie stelle ich mir das schwieriger vor darüber zu reden, da wird das vielleicht schneller missverstanden. Aber in deiner aktuellen Situation würde ich mich nicht zu einem zweiten Kind überreden lassen. Erstmal schauen, dass es dir besser geht und du mit der Situation zurechtkommst. Da muss auch der Wunsch deines Mannes hintenan stehen.

Vor einigen Jahren gab es eine Studie zu dem Thema, dass manche Mütter es bereuen, Mutter geworden zu sein, und im Internet wurde viel dazu geschrieben. Vielleicht findest du unter dem Stichwort "Regretting motherhood" hilfreiche Infos oder Berichte von anderen Müttern.
Ich denke, dass du mit deinen Gefühlen und Gedanken nicht allein bist. Sprich es bei deinem Therapeuten an. Er wird dich nicht dafür verurteilen.

Ich wünsche dir noch viele hilfreiche Rückmeldungen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Sunshine5678
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Sunshine5678 »

Auch Hallo von mir.
Ich bin auch keine Mutter, habe mit 6 oder 7 Jahren entschieden keine Kinder haben zu wollen. Damals dachte ich es sind die stinkenden Windeln aber es war wohl doch das Gefühl da nicht so wie meine Mutter sein zu wollen nämlich alles andere wichtiger als die Kinder und auch nicht offen Liebe zu zeigen und zu geben.
Ich wünsche dir dass du den Mut findest mit deinem Therapeuten darüber zu sprechen und der dir dann hoffentlich helfen kann.
Ich hatte damals auch Angst mit einem Therapeuten zu sprechen dass ich mich mit dem Tod meiner Mutter befreit fühlte , daß macht doch eine gute Tochter nicht..Aber der Therapeut hat mir geholfen zu verstehen dass dieses Gefühl nichts schlimmes oder böse ist.
Danach konnte ich auch mit meinem Mann darüber reden.
LG Claudia
:hello:
Tabsi2202
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Tabsi2202 »

Mayana hat geschrieben: 3. Jan 2024, 20:43 Hallo,
Vorab: ich bin selbst keine Mutter. Und zwar weil ich genau das vermeiden will, was du beschreibst. Ich bin zu sehr mit mir selbst beschäftigt, meiner Krankheit, als dass ich aus dem Mutter-Sein etwas ziehen könnte, was den Arbeitsaufwand gerechtfertigt.
Das heißt aber nicht, dass du keine Mutterliebe zeigst. Was du beschreibst, dass dir die Tränen kommen bei dem Gedanken, ihm könne etwas zustoßen, das ist nicht einfach so. Das ist Mutterliebe. Mutterliebe beinhaltet nicht zwangsläufig, morgens aus lauter Dankbarkeit für den kommenden Alltag mit Sauber machen, Kindbespaßung und Termine jonglieren in Jubel auszubrechen. Und mit Depressionen ist es noch einmal schwieriger, überhaupt an Gefühle heranzukommen.

Mein Rat ist, die Hilfe, die du hast, anzunehmen. Beim Psychologen zu erzählen, wie es dir wirklich geht, welche Probleme und Gedanken dich umtreiben. Wenn es geht, vielleicht sogar dem Partner, denn anscheinend scheint er ja das Ausmaß der Probleme nicht zu kennen, wenn er zum zweiten Kind „drängelt“. Den Satz, du hasst das Mutter sein, ist ihm der bewusst?
Dankeschön für deine lieben Worte, Mayana! Ich denke, ohne zu wissen, dass ich unter Depressionen leide, war mir schon immer bewusst, dass "mit mir was nicht stimmt", konnte aber nie den Finger darauf legen. Da wäre es vielleicht gut gewesen, auf das Bauchgefühl zu hören aber gut - die Dinge sind wie sie sind.

Und ich denke nicht, dass ihm das wirklich bewusst ist. Das auszusprechen ist einfach mit unfassbar viel Scham und schlechtem Gewissen verbunden, wobei das schlechte Gewissen ja ohnehin wegen jedem Quatsch mein treuer Begleiter ist. Aber wahrscheinlich hast du Recht und ein erster wichtiger Schritt wäre, es mit meinem Psychologen zu besprechen. Vielleicht fällt dann ja eine erste Hemmschwelle und es wird leichter, auch mit anderen in den Austausch zu gehen.

Manchmal habe ich nur das Gefühl, dass es unfassbar schwer ist, zu verbalisieren wie man sich fühlt, wenn man sich in genau der Situation nicht auch zu 100% so fühlt, wenn man versteht was ich meine...
Tabsi2202
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Tabsi2202 »

DieNeue hat geschrieben: 3. Jan 2024, 21:08 Hallo Tabsi2202,

ich bin zwar keine Mutter, aber ich finde es sehr nachvollziehbar, was du schreibst. Ich möchte auch keine Kinder u.a. aus den gleichen Gründen und hätte die Befürchtung, dass es mir dann genauso gehen würde wie dir.
Ich kann auch verstehen, dass du das Thema ungern ansprichst, aber ich denke, bei deinem Therapeuten kannst du das schon ansprechen. Wahrscheinlich gibt es viel mehr Frauen, denen es ähnlich geht, als man denkt. In der Familie stelle ich mir das schwieriger vor darüber zu reden, da wird das vielleicht schneller missverstanden. Aber in deiner aktuellen Situation würde ich mich nicht zu einem zweiten Kind überreden lassen. Erstmal schauen, dass es dir besser geht und du mit der Situation zurechtkommst. Da muss auch der Wunsch deines Mannes hintenan stehen.

Vor einigen Jahren gab es eine Studie zu dem Thema, dass manche Mütter es bereuen, Mutter geworden zu sein, und im Internet wurde viel dazu geschrieben. Vielleicht findest du unter dem Stichwort "Regretting motherhood" hilfreiche Infos oder Berichte von anderen Müttern.
Ich denke, dass du mit deinen Gefühlen und Gedanken nicht allein bist. Sprich es bei deinem Therapeuten an. Er wird dich nicht dafür verurteilen.

Ich wünsche dir noch viele hilfreiche Rückmeldungen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Ich glaube tatsächlich, dass eines der größten Probleme ist, dass es so ein Tabuthema ist. Ich trage ja selbst dazu bei, indem ich mich nicht wirklich traue, darüber zu sprechen. Wenn man das Thema auch nur grob anspricht, kommen Kommentare wie "Aber das ist doch bei dir die Krankheit, das legt sich schon." oder "Das ist einfach eine Phase, in der es mal kompliziert ist, das wird auch wieder besser.". Und dann kommt immer der Punkt, wo ich dann meinem Gefühl eben nicht mehr traue, dass ich denke, dass es wirklich "nur" die Depression ist, die mich da wieder verarscht. Das kommt ja schließlich nicht selten vor.
Aber dann denk ich mir wieder, dass es ja auch einfach im Rahmen der Möglichkeiten liegt, dass das Überwesen "Mutter" auch mal nicht so fühlt und funktioniert, wie es die Norm ist. Das belastet einfach zu dem ganzen anderen Depressions-Mist noch zusätzlich.

Danke aber dafür, dass du mir Mut machst, es anzusprechen. Nur wer redet, dem kann geholfen werden, so ist es nunmal leider.

Und das Thema "Regretting Motherhood" habe ich schon vor einigen Monaten entdeckt. Auf der einen Seite ist es schön zu sehen, dass man nicht alleine ist, allerdings ist das Thema noch relativ frei von Lösungsansätzen bzw. hilfreichen Strategien, damit dauerhaft umzugehen...
Tabsi2202
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Tabsi2202 »

Sunshine5678 hat geschrieben: 3. Jan 2024, 21:32 Auch Hallo von mir.
Ich bin auch keine Mutter, habe mit 6 oder 7 Jahren entschieden keine Kinder haben zu wollen. Damals dachte ich es sind die stinkenden Windeln aber es war wohl doch das Gefühl da nicht so wie meine Mutter sein zu wollen nämlich alles andere wichtiger als die Kinder und auch nicht offen Liebe zu zeigen und zu geben.
Ich wünsche dir dass du den Mut findest mit deinem Therapeuten darüber zu sprechen und der dir dann hoffentlich helfen kann.
Ich hatte damals auch Angst mit einem Therapeuten zu sprechen dass ich mich mit dem Tod meiner Mutter befreit fühlte , daß macht doch eine gute Tochter nicht..Aber der Therapeut hat mir geholfen zu verstehen dass dieses Gefühl nichts schlimmes oder böse ist.
Danach konnte ich auch mit meinem Mann darüber reden.
LG Claudia
Hallo Claudia, danke für deine Offenheit. Dann sitzt du ja quasi auf der anderen Seite des Tisches, das ist auch eine wirklich hilfreiche Perspektive und war bestimmt mindestens genau so schwer, sich selbst und anderen gegenüber einzugestehen, dass man eben nicht "erwartungsgemäß" empfindet. Das gibt mir Mut, dass es auch für mich möglich sein kann, darüber zumindest mit meinem Mann an irgendeinem Punkt ganz offen sprechen zu können.
Charlotte13
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Charlotte13 »

Hallo Tabsi,
ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Kollegin, wir kannten uns noch nicht gut. Im Gespräch "beichteten" wir uns gegenseitig keine Kinder zu wollen. Selten ist der Moment in dem ein "ich auch nicht kommt", meist beginnt das Bullshit Bingo.

Das kommt noch...
Bei den eigenen ist das anders...
Du musst nur den richtigen Kennenlernen...

Nein, nein es ist einfach nicht wahr. Und das war ihr alle beschreibt kann ich absolut nachvollziehen und dem nur zustimmen.

Ich drück dir die Daumen für das Gespräch mit Psychologen und Mann. Berichte gerne weiter.
Popcornesser

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Popcornesser »

Auch, wenn du es nicht gerne lesen wirst: Du hast einen großen Fehler gemacht.

Du kannst nichts, überhaupt nichts für deine Gefühle. Ich glaube nicht an das Märchen, dass alle Frauen gerne Mütter sein wollen. Meine Frau wollte das nie, sie wäre von einem Kind genauso genervt wie du. Allerdings hat sie aus dieser Erkenntnis die richtigen Schlüsse gezogen und wir haben auch keins und sind jeden Tag dankbar, dass es so ist.

Du hast dich überreden lassen. Aber war nicht die Fehlgeburt und deine fehlende Traurigkeit ein lauter, kaum zu überhörender Warnschuss?

Du hast dich entschieden, ihn zu überhören.

Nun ist die Frage, wie du damit umgehst. Ich denke, du musst mit deinem Mann reden. Und ihr müsste erwägen, das Kind abzugeben. Nicht, dass das schön ist fürs Kind. Aber eine genervte, überforderte Mutter ist es eben auch nicht.

Wie sehr mich das ankotzt, dass es "die Gesellschaft" echt schafft, Frauen, die überhaupt keine Lust haben, Mütter zu sein, es trotzdem zu werden - einfach, weil es ja "sein muss". Nein, muss es nicht, es gibt eh viel zu viele Menschen.
SonneundDunkenheit
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Tabsi,

ich bin ein ungewolltes Kind mit traumatischen Ereignissen und ich bin Mutter dreier Kinder wovon sich eins über eine Zwillingsschwangerschaft "eingeschlichen" hat.

Ich wollte immer Mutter zweier Kinder sein und es anders machen als selbst erfahren. Wünsche/ Vorstellungen und die Realität der Mutterrolle....da musste ich einiges im Laufe der Jahre korrigieren.
Deine Zweifel, Ängste, Schuldgefühle sind gut verständlich. Du hast das große Glück in psychologischer Behandlung zu sein. Nutze es und sprich deine Gedanken aus oder teile sie dem Therapeuten zunächst schriftlich mit. Reden kann ganz schön überfordernd sein... weiß ich aus eigener Erfahrung.
Ich habe mit meiner Therapie erst angefangen, da waren die Kinder 15,15 und 19 Jahre alt und es hat schon eine ganze Weile gedauert bis ich über meine zwiespältigen Gefühle bezüglich der Mutterschaft reden konnte.
Ein weiteres Kind gegen dein eigenes Bauchgefühl zu bekommen ohne sich zuvor ehrlich ausgetauscht zu haben, finde ich dem Kind nicht fair gegenüber.
Kinder bekommen im Regelfall emotionale Zuwendung von Mutter, Vater, Großeltern....
Damit kann sicherlich einiges ausgeglichen werden, aber die Basis ist aus meiner Sicht die die gesicherte und verlässliche Bindung der Eltern zum Kind.
Ich wünsche dir/euch alles Gute.
mime
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von mime »

Hallo Tabsi 2202,

es tut mir total leid, zu lesen, was dich derzeit so belastet und quält. Ich kann mich da den anderen nur anschließen: vielleicht kannst du versuchen, dich einem Therapeuten/deiner Therapeutin anzuvertrauen. Ich fände das ganz wichtig. Es geht dabei nicht um das Beschwichtigen "das wird schon wieder", sondern darum, dich und deine Gefühle ernst zu nehmen und von dem schlechten Gewissen deinem Sohn gegenüber etwas entgegen zu setzen.

Ich finde es völlig legitim, dass du so fühlst, wie du empfindest. Das ist ehrlich und wertvoll zugleich, denn du machst dir nichts vor, sondern du machst dir Gedanken (auch um das kleine Wesen an deiner Seite), suchst nach Lösungen. Wenn du gegenüber der Therapeutenseite das einmal formulieren könntest, müsste eigentlich nichts dergleichen kommen, was du befürchtest: Unverständnis, Vorwürfe usw. Sondern es wäre eine Möglichkeit, einmal offen über deine Gedanken zu reden, die nicht gleich in irgendeiner Richtung bewertet werden (sollten).

Du schreibst, dass du in der Therapie schon einiges aufgearbeitet hast bzw. aus deiner Kindheit auch Themen bearbeitet werden, was sich gut anhört. Vielleicht resultiert auch aus den Erfahrungen deiner eigenen frühen Jahre, das, was dir aktuell so zu schaffen macht, und es wäre wünschenswert, wenn du Verständnis für dich entwickeln könntest und etwas gnädiger mit dir umgehen könntest.

Ich bin der Meinung, dass "Mutterliebe" kein Automatismus ist, der sich einstellt, sobald eine Frau ein Kind erwartet. Es gibt natürlich, wie deine Hebamme es vermutet hat, auch Depressionen, die sich kurz nach der Geburt einstellen können; aber es gibt auch Ereignisse im eigenen Leben, die einen auf die Depressionsschiene gesetzt haben (und ein eigenes Kind den Eindruck der eigenen Unzulänglichkeit das Ganze noch "toppt").

Es ist schon einmal sehr gut, dass du psychologische Unterstützung hast, um deiner Seele die Chance zu geben, Heilendes zu erfahren (oder zumindest Verständnis oder Erkenntnis für die eigene Verhaltensweisen zu bekommen - das kann schon viel helfen).

Es ist für mich total stimmig und klar, dass du dich ausgelaugt und erschöpft fühlst - jedes Elternteil, das durchwachte Nächte hinter sich hat, wird das nachvollziehen - und die Depression macht die Sache nicht leichter.

Was die Schlafstörungen betriffft: hattest du schon immer mal darunter zu leiden, oder ist es erst seit der Geburt deines Sohnes der Fall? (Ich bin z. B. "schuld" an den Schlafstörungen meiner Mutter gewesen... was durchaus ein Auslöser sein kann, aber Schlafstörungen können vielfältiger Natur sein - und sind u. a. ein Klassiker, was die Depressionssymptome betrifft).

Hättest du die Möglichkeit, ggf. ein Medikament einzunehmen, was die Depression ein wenig lindern könnte (dein Sohn dürfte ja seit längerem nicht mehr gestill werden, insofern dürfte zumindest dahingehend nichts gegen ein Medikament sprechen)? Du könntest das mit deinem Psychologen besprechen und dir ggf. vom Hausarzt etwas verschreiben lassen (besser wäre natürlich ein Facharzt, sprich Psychiater, der mit dir über die Medikamentenbehandlungsmöglichkeiten spricht).

Noch etwas: Was du beschreibst mit "andere Frauen, die das total gut hinbekommen" - das ist das, was du siehst: Aber niemand kann in den Kopf dieser Frauen reinschauen, und diejenigen, die ähnlich wie du empfinden, werden dies in der Öffentlichkeit nicht zeigen - und von ihnen gibt es mehr, als du momentan vielleicht für möglich hältst.

Inzwischen haben andere noch etwas geschrieben - in ähnlicher Richtung. Gesellschaftlicher Druck verstärkt das ganze nur.

Was die Thematik deines Mannes angeht: Wieso möchte er dich (erst) bei einem zweiten Kind mehr unterstützen? Wäre es nicht möglich, dass er dies bei seinem Sohn jetzt schon tut? Insbesondere, wenn du wieder arbeiten gehst, wie wird es dann weitergehen? Dann könntest du seine Unterstützung bestimmt gut gebrauchen, denn die Doppelbelastung Job und Kind ist schon für nicht an Depression erkrankte Frauen / seltener auch Männer nicht einfach zu stemmen. Vielleicht gibt es ja dahingehend eine Möglichkeit für dich und deinen Mann, dass ihr euch ggf. auch in finanzieller Hinsicht absprecht, ob er dich nicht etwas entlasten kann. Es ist gut möglich, dass du aus deiner Arbeit (wenn du sie gerne machst) Positives für dich ziehen kannst. Ich habe von einer Freundin, die ein Wunschkind hatte, selbst vernommen, als sie froh war, "mal etwas anderes zu sehen und zu denken als Windeln zu wechseln" (und alles viele andere, was zur Versorgung eines Kindes dazu gehört).

Wenn es dir mit dem Überreden zum ersten Kind schon so gegangen ist, dass du nicht "nein" sagen konntest, wäre doch wichtig zu hinterfragen und ergründen, warum es so war. Es könnten ja Ängste vor dem Verlassenwerden / Ablehnung zu erfahren eine Rolle gespielt haben usw. Nicht nein sagen zu können, halte ich auch für ein wichtiges Thema für eine Therapie, denn das lässt sich lernen (wie ich aus eigener Erfahrung weiß).

Abschließend: Das Muttersein zu hassen oder nicht zu mögen, ist für mich genauso zu akeptieren, wie das gegenteilige Gefühl (das Muttersein zu lieben oder zu mögen) - es hat dir niemand vorzuschreiben, wie du zu empfinden hast!
[Ich bin vor einigen Jahren von Therapeutenseite nach Kindern gefragt worden und meine Antwort lautete damals wie heute: Ich wollte nie Kinder. Punkt. Und ich kenne auch diese fragwürdigen Argumente von wegen, dass sich das geben würde, wenn man denn ein Kind hätte - allerdings von derr Familie, nicht vom Therapeuten - was ich für absoluten Quatsch halte: man kann ja auch nicht automatisch Autofahren, wenn man ein Auto hat...] Doch das nur am Rande.

Was ich damit sagen möchte: Die Schuldgefühle, die du hast, finde ich schwer zu ertragen. Es wäre gut, wenn du fachkundige Unterstützung auch hinsichtlich deiner Schuldgefühle (auch deinem Sohn gegenüber) bekämst. Und zum Schluss: Du gibst alles, was du noch an Ressourcen hast: du kümmerst dich, sorgst dich um den Kleinen usw. usw. Das ist so unglaublich viel und schon schwer genug. Dass deine Seele da momentan nicht mitkommt, ist für mich normal, weil sie in vielen Bereichen so angestrengt ist - unter anderem weil sie an einer Depression erkrankt ist - dass da beim besten Willen nichts mehr übrig ist, was positives Fühlen betrifft.

Ich würde so gerne ein bisschen Last von deinen Schultern genommen sehen, du bist ein wertvoller Mensch und die Zweifel an dir sind so vielschichtig. Sich erst einmal so hinnehmen, wie man ist, das kann auch ein Therapieziel sein. Vielleicht lässt sich längerfristig erreichen, dass der "Hass" auf das Muttersein weniger wird (eine mildere Form könnte z. B. ein "Bedauern" sein - frau muss das Muttersein ja nicht unbedingt lieben).

Ich wünsche dir, dass es dir auf länger Sicht wieder etwas besser geht und du aus dem dunklen Tal der Depression gut herauskommst.

Alles Gute und liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Tabsi,

vorab für Dich zur Information. Ich bin (ungewollt) kinderlos. Als es mir mit der Depression ganz schlecht ging, war ich aber sehr froh, nicht noch Verantwortung für Kinder zu haben.

Folgende Gedanken sind mir beim Lesen Deines Berichtes gekommen.

Rede mit Deinem Mann. Sage ihm, daß das Besprechen eines 2. Kindes bei Dir zur Zeit nur Druck auslöst und Deiner Heilung nicht förderlich ist.
Wenn Du für Dich vieles geklärt hast und stabiler bist, kannst Du mit Deinem Mann ganz anders ins Gespräch gehen und ihr könnt dann zusammen entscheiden, wie Eure Zukunft aussehen soll.

Sprich mit Deinem Therapeuten. Der wird bestimmt nicht geschockt oder sonstwie negativ reagieren. Ich habe meiner Therapeutin auch irgendwann etwas erzählt, wo ich mich für meine Gefühle geschämt habe (die durften doch nicht so da sein). Das war für mich eine gute Entscheidung.
Wenn Du es nicht erzählen magst, drucke Deinen Text aus und gebe ihn Deinem Therapeuten.

Bist Du wirklich nicht gerne Mutter, ist es die Krankheit oder das Rollenbild, daß Du vom Muttersein hast?
Was bedeutet für Dich eine gute Mutter zu sein?
Ist Deine Vorstellung realistisch?
Wäre es sinnvoll, daß Du Deine Vorstellung vom Muttersein änderst, damit es Dir, Deinem Kind und Mann besser geht?
Ich habe mal einen Bericht gesehen, da ging es der Mutter mit dem Muttersein und den Erwartungen der Gesellschaft schlecht, sie wurde auch depressiv. Dann beschloß sie ganztags zu arbeiten (das war damals bei Müttern noch nicht gut angesehen) und es ging ihr und der Familie gut.

Das meine ich mit Vorstellungen. Löse Deine Vorstellungen von den Erwartungen "der Gesellschaft" und schaue, was DU brauchst, um eine glückliche Frau und Mutter zu sein.

Alles Gute,
Suchende
Zuletzt geändert von Suchende2 am 5. Jan 2024, 15:37, insgesamt 1-mal geändert.
Maxegon
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Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Maxegon »

Tabsi2202 hat geschrieben: 4. Jan 2024, 10:14 Nur wer redet, dem kann geholfen werden, so ist es nunmal leider.

Hallo Tabsi,

ich bin auch keine Mutter :mrgreen: , doch zog ich Kinder groß.

Jeder kennt das Gefühl, jeder wünschte seine kleinen, nervenden, nutzlosen Terroristen schon auf den Mond, am liebsten für immer.
Doch, wie schön war es, für die kleinen Terroristen da zu sein, sie zu beschützen, ihnen das Leben zu zeigen, Abends beim Vorlesen, das Sich-ankuscheln zu geniessen, zu sehen wie sie Laufen lernten, stolz waren nicht mehr einzupinkeln, den Weg zum Kindergarten allein fanden (im Beisein), dann in der Schule ...

Nie war es einfach!
Sehr große Unterstützung gab mir der Austausch mit anderen Eltern, allen ging es so - ausnahmslos!
Popcornesser

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Popcornesser »

Ich halte derartigen Kitsch für völlig am Thema vorbei.

Regretting Motherhood ist halt mehr als "Die Kleinen nerven manchmal".
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von DieNeue »

Maxegon hat geschrieben: 4. Jan 2024, 17:12 Doch, wie schön war es, für die kleinen Terroristen da zu sein, sie zu beschützen, ihnen das Leben zu zeigen, Abends beim Vorlesen, das Sich-ankuscheln zu geniessen, zu sehen wie sie Laufen lernten, stolz waren nicht mehr einzupinkeln, den Weg zum Kindergarten allein fanden (im Beisein), dann in der Schule ...
So wie ich Tabsi verstehe, ist das eben das, was bei ihr nicht so ist. Wenn das nicht da ist, gibts auch keinen positiven Ausgleich zum anstrengenden Elternsein.
Maxegon
Beiträge: 2425
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Maxegon »

DieNeue hat geschrieben: 4. Jan 2024, 22:46 So wie ich Tabsi verstehe, ist das eben das, was bei ihr nicht so ist. Wenn das nicht da ist, gibts auch keinen positiven Ausgleich zum anstrengenden Elternsein.
Ebenso verstand ich es auch!

Dann muss man es sich eben schön reden.
Was soll man/frau sonst machen???

Immer nur klagen ändert ja nichts.
Wenn man so ein Kind "an der Backe" hat, muss man da durch, ob man will oder nicht.🤷‍♀️
Maxegon
Beiträge: 2425
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Maxegon »

Maxegon hat geschrieben: 4. Jan 2024, 17:12 Nie war es einfach!
Sehr große Unterstützung gab mir der Austausch mit anderen Eltern, allen ging es so - ausnahmslos!
!
Senif
Beiträge: 1153
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Senif »

Wieder mal (Rat)Schläge ohne Empathie.

Ich denke, es geht ja auch darum, wie Tabsi das ändern kann, oder was getan werden kann, damit Tabsi sich besser fühlt. "Schön reden" hilft da null weiter ohne eine Erklärung, wie es mit den Bewertungen funktionieren kann oder ob andere Dinge in Betracht kommen.
Ebenso verstand ich es auch!
Gar nichts hast du verstanden.
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Meridian »

Hallo Tabsi,

es sich schönreden, hilft in diesem Fall sicher nicht und ich hoffe, du nimmst den Rat von Maxegon einfach nicht ernst
Es ist ein schwieriges Thema, aber wo ist es denn besser aufgehoben als bei deinem Therapeuten?
Deine Gefühle sind so, wie sie sind und er kann dir helfen, damit umzugehen und dann vielleicht auch mit deinem Mann darüber zu sprechen.
Da muss "man" eben nicht alleine durch und du bist auch nicht alleine mit diesen Gefühlen.

LG, Meridian
FaSiMaMi
Beiträge: 26
Registriert: 19. Sep 2021, 20:51

Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von FaSiMaMi »

Hallo Tabsi,

Ich kann mich Meridian nur anschließen.

Eine wirkliche Lösung habe ich auch nicht. Lediglich Ideen, vielleicht hilft dir eine davon weiter.

Zunächst denke ich auch, dass du mit deiner Therapeutin sprechen solltest. Vielleicht kannst du es auch im Vorfeld aufschreiben, wenn es dir unangenehm ist, direkt darüber zu sprechen. Und ihr kommt dann über dein geschriebenes ins Gespräch. Aber wie du schon selbst festgestellt hast, du bist nicht die einzige, der es so geht.
Wenn du mit deiner Therapeutin gesprochen hast, vielleicht wäre es möglich, deinen Mann dann mit zu einer Sitzung zu nehmen und ihr findet zu dritt den Einstieg in das Thema. Nur durch Reden könnt ihr gemeinsam Lösung finden, die für euch als Familie passen. Aber auf Dauer es unausgesprochen zu lassen, macht dich auf Dauer kaputt.

Vielleicht wäre auch eine Familien/ Mutter- Kind Kur eine gute Basis, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen, welche Lösungen gefunden werden können, die zu eurer Familie passen.

Mittlerweile gibt es auch Familienmodelle, in denen die Mutter eine zusätzliche kleine Wohnung hat (falls es finanziell möglich ist), in der sie sich zurückziehen kann. Gerade am Wochenende oder in den Schließzeiten der Kita, die für dich als am belastensten geschrieben werden, wäre es eine Möglichkeit für dich, dich zurück zu ziehen, wenn es zu viel wird.

Liebe Grüße und alles Gute
FaSiMaMi
lt.cable
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Registriert: 5. Mär 2008, 20:55
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von lt.cable »

Popcornesser hat geschrieben: 4. Jan 2024, 22:35 Ich halte derartigen Kitsch für völlig am Thema vorbei.

Regretting Motherhood ist halt mehr als "Die Kleinen nerven manchmal".
Hallo, alle zusammen!

Mir ist das vor allem als ein besonders in Deutschland reichlich hochgekochtes Ding in Erinnerung geblieben. Wichtig dabei: Hashtags und Selbstdarstellung in den sog. sozialen Medien bzw. auch über die klassischen. Dann noch die Inszenierung als Tabubruch. Endlich würde ein Redeverbot fallen und so.

Ich bin bloß ein Mann ohne Kinder. Nach der ausführlichen Schilderung am Anfang denke ich allerdings nicht, dass die Mutterrolle der Dreh- und Angelpunkt dieser Problemlage ist. Die Grunderkrankung(en) scheinen mir im Weg zu stehen.

Mein Bruder ist Vater, seine Tochter jetzt fast anderthalb Jahre alt. Als Onkel habe ich mich lange unzulänglich gefühlt, von mir aus menschelt es nicht so wie bei der restlichen Verwandtschaft. Die Elternschaft scheint mir stressig, anstrengend, kräftezehrend zu sein. Eine Zeit, die vor allem am Anfang und beim ersten Kind geprägt ist von Zweifeln, manchmal auch Hilflosigkeit oder Beratungsbedarf, allgemein vom Hereinfinden in das neue Leben mit Kind. Ich habe für mich jedoch gelernt: Alle, die sich nach ihren Möglichkeiten einbringen, haben auch ihren Wert. Und Wunder erwartet niemand - schon gar nicht das Kind.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Muschelsammlerin
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Muschelsammlerin »

Interessant, dass sich hier überwiegend überzeugt Kinderlose äußern.
Ich habe zwei Kinder ,die inzwischen erwachsen sind und es war und ist für mich sehr schwer gewesen, mit den ganzen Herausforderungen, die das Erziehen und Versorgen von Kindern mit sich bringen, fertigzuwerden.
Mein Mann war mir nie eine große Hilfe dabei,- außer das er uns materiell versorgt hat durch eine stressige Arbeit, die ihn ganz und gar eingenommen hat.
Wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stünde, Kinder zu bekommen, würde ich mich- mit dem heutigen Wissen- wahrscheinlich dagegen entscheiden.
Nur, wenn das Kind erst einmal in die Welt gesetzt ist, finde ich persönlich, dass man dann diese Verantwortung auch tragen muss, auch wenn es einem schwer fällt.
Solch einen Tipp, ein zweijähriges Kind wegzugeben, nur weil man das Mutter-sein als Belastung empfindet, finde ich unmöglich!

Du musst Dir Hilfe holen, Psychologische nimmst Du ja bereits in Empfang und das ist sehr gut.
Aber fordere auch von Deinem Mann mehr Unterstützung und sage ihm auf jeden Fall, dass Du kein weiteres Kind mehr möchtest!
Nicht jede Frau empfindet Mutterschaft als ihre Aufgabe oder gar ihren Lebensinhalt...das ist auch durchaus legitim. Nur man sollte sich das vorher überlegen. Kleine Kinder , die auf meine Versorgung als Mutter/Vater angewiesen sind, wegzugeben oder zu vernachlässigen ist in meinen Augen nicht entschuldbar, sorry...so denke ich.
Was ist mit den Großeltern? Könnten sie Dich entlasten? Freundinnen ?
Wenn alles nicht gut klappt, dann evtl. eine Tagesmutter suchen und wieder andere Aufgaben in den Focus rücken, die dich glücklicher machen können....vielleicht hast Du dann mehr positive Energieen für Dein Kind übrig.
Mit Sicherheit spielt die Depression auch eine entscheidende Rolle.Man ist ja oft von allen möglichen Gefühlen abgeschnitten und das Energielevel geht gegen null.
Es ist also vielleicht erstmal enorm wichtig, diese Depression zu bekämpfen, evtl. vorübergehend mit Medikamenten.
Ich drücke Dir die Daumen, dass sich für Dich wieder positive Entwicklungen ergeben!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Maxegon
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Maxegon »

Interessant, dass sich hier überwiegend überzeugt Kinderlose äußern.
... und mit was für einer Vehemenz!
Anstatt Erfahrungen auszutauschen, werden Meinungen vertreten.
Es werden keine Lösungen gesucht, sondern Standpunkte manifestiert - nicht von allen.

@Muschelsammlerin, zum Glück eine Mutter, ... vielen Dank!
Senif
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von Senif »

denk dir doch die anderen Meinung einfach mal schön. Dann wird das schon.
DieNeue
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Re: Ich bin nicht gerne Mutter

Beitrag von DieNeue »

Maxegon hat geschrieben: 5. Jan 2024, 18:06
Interessant, dass sich hier überwiegend überzeugt Kinderlose äußern.
... und mit was für einer Vehemenz!
Na und?
Mich hat es auch erst irritiert, aber eigentlich ist es doch logisch. Wir können als Frauen gut nachvollziehen und nachempfinden, wie sich die Threaderöffnerin fühlt, wenn wir uns dagegen entschieden haben Kinder zu bekommen, aus genau dem Grund, weil wir uns nicht so fühlen möchte wie sie jetzt. Mütter können das vielleicht auch nachvollziehen, manche vielleicht aber auch gar nicht, weil sie so in ihrer Mütterrolle aufgehen. Außerdem finde ich es persönlich auch wichtig als Nicht-Mutter einer Frau, die mit ihrem Muttersein hadert, zu sagen, dass man ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen kann und man sie deshalb nicht verurteilt. Wenn eine Frau sich nicht mal traut mit ihrem Therapeuten zu reden, weil sie sich so schämt, finde ich es wichtig, ihr zu zeigen, dass sie sich nicht dafür zu schämen braucht. Und ich finde es auch wichtig, dass das vor allem von Frauen (egal ob Mutter oder nicht) gesagt wird, denn Frauen können manchmal untereinander richtig fies sein und wegen Themen wie Mutterschaft, Kindererziehung etc. werden sich teilweise fast die Augen ausgekratzt.
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