Angst, ihn verloren zu haben

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Hoffnung80
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Angst, ihn verloren zu haben

Beitrag von Hoffnung80 »

Meine Vorgeschichte kurz und knapp: 25 Jahre Beziehung, 17 Jahre verheiratet, dieses Jahr im Sommer sogar ein zweites Mal geheiratet, 2 Kinder. Ich habe meinen Mann vor 10 Jahren betrogen, ein Fehler, den ich mir bis heute nicht verzeihen kann, aber irgendwie haben wir es wieder hinbekommen. Jetzt hat er vor einem Monat wieder Kontakt zu einer alten Klassenkameradin bekommen und sich in sie verliebt. Nach 4 Wochen schreiben und einem einzigen Treffen, wo sie sich geküsst haben. Sie hat wohl auch Gefühle für ihn, sagt er. Er wollte sich vor zwei Wochen von mir trennen, kam aber mit seiner Entscheidung nicht zurecht, weil er selbst nicht weiß, was er will. Er hat ihr geschrieben, dass er Grad nicht weiß, was richtig und was falsch ist. Er ist momentan dadurch psychisch angeschlagen und wir waren auf der Suche nach Hilfe für ihn. Dennoch hat er mir mit bestimmten Sachen wieder Hoffnung gemacht ( Momente, in denen er wieder er selbst war, und Dinge sagte, wie z.B. ich möchte das alles wieder gut machen, ich möchte das alles ja eigentlich gar nicht aufgeben, es tut mir alles so leid). Er steht auch so stark unter emotionalem Druck, da sein Papa schwer krank ist und wir nicht wissen, wie lange er noch lebt. Als er das erkannt hat, war ungefähr zur selben Zeit, wie er mit ihr das Schreiben angefangen hat. Allerdings entfernt er sich momentan emotional immer mehr von mir und ich habe so eine Wahnsinnsangst, ihn zu verlieren. Er sagt, dass er nicht weiß, ob er sich die letzten 10 Jahre nur etwas vorgemacht hat und gibt mir jetzt indirekt die Schuld an dem, was gerade passiert. Er hat mir am Montag auch nach einem Erstgespräch für eine Tagesklinik gesagt, dass wir erstmal nur als beste Freunde weitermachen sollten. Natürlich habe ich ja gesagt, um ihn nicht ganz von mir weg zu schieben. Aber es zerreißt mir das Herz. Besonders auch, weil sie sich von ihm getrennt hat, als sie seine Probleme gemerkt hat. Und er sogar den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Dennoch fehlt sie ihm und er muss jeden Tag an sie denken. Er weiß nicht, ob seine Gefühle für mich noch ausreichen. Ich war selbst vor 2 Jahren depressiv, und weiß, dass einem der eigene Kopf manchmal etwas vorgaukelt. Gestern haben wir erfahren, dass er spontan letzten Donnerstag stationär in die Klinik kann. Und ich weiß nicht, wie ich das durchhalten soll. Ich liebe ihn so sehr und es tut einfach nur unfassbar weh. Vorgestern haben wir uns heftig gestritten. Es ist völlig eskaliert. Wir haben uns angegiftet und er ist einfach eiskalt. Er lässt keinerlei Emotionen zu, wenn es um mich geht. Es ist ihm egal, wie ich leide. Es ist ihm egal, dass ich am Wochenende weg fahre. Er ist nur beleidigt, weil er vielleicht gern zu seinen Eltern, die im selben Ort wie sie leben, fahren wollte und sie da dann auch hätte treffen können. Er sagt, letzte Woche war so emotional, da hat er mir halt unbewusst Hoffnung gemacht. Das war nicht seine Absicht. Allerdings sagte er auch, dass er einfach mal mit dem Herzen entscheiden möchte und nicht nur rational. Wenn man aber emotional ist, entscheidet man doch mit dem Herzen, oder nicht? Er ist ganz froh, wenn wir uns mal nicht sehen. Wenn ich etwas sage, hört er zwar meine Worte, empfindet aber nichts dabei, er sieht, wie traurig ich bin, aber es berührt ihn nicht. Ich hab ihm daraufhin gesagt, er soll auf dem Sofa schlafen, da hat er nur abgewunken. Ich habe ihm daraufhin nur noch die kalte Schulter gezeigt und ihn auch gestern morgen komplett ignoriert. Und da hab ich gesehen, wie verletzt er ist, hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, konnte es aber nicht. Letzte Nacht hat er doch wieder mit im Bett geschlafen, nachdem er mich gefragt hat, ob er das darf. Er hat mich sogar festgehalten und wir haben auch noch einmal miteinander geschlafen. Aber es hat sich irgendwie falsch angefühlt. Der Abschied an der Klinik war schlimm. Er sah so verloren aus. Er hat sogar zwischendurch noch einmal meine Hand gehalten. Es tut einfach alles so weh. Haben wir noch eine Chance? Ich liebe ihn so sehr und bin einfach nur verzweifelt.
MomentbyMoment
Beiträge: 31
Registriert: 9. Mai 2023, 11:44

Re: Angst, ihn verloren zu haben

Beitrag von MomentbyMoment »

Liebe Hoffnung80,

ich wünsche dir, dass ihr wieder einen Weg des Zusammenseins findet - wie auch immer er ausgehen mag. 🍀 Es hört sich alles verzwickt und schwierig an. Sorge gut für dich!

Liebe Grüße
MomentByMoment
halo1621
Beiträge: 19
Registriert: 15. Sep 2023, 19:26

Re: Angst, ihn verloren zu haben

Beitrag von halo1621 »

Hallo Hoffnung80,

willkommen hier und fühl dich gedrückt, deine Situation ist nicht schön....
Mir stellen sich Fragen wie:

Ist eine Depression bei deinem Mann festgestellt worden?
Glaubt er selbst, er hat eine?
Denkst du das?
Hat er vllt eine Midlife-Crisis?

Ich habe das Gefühl, dass er einfach gerade nicht weiß, was er will, wo er steht und wo sein Leben hinführen soll.
Hattet ihr vorher schon Probleme (außer der Vorfall vor 10 Jahren) oder kam das aus dem nichts?

Liebe Grüße
Mrs_Twix
Beiträge: 15
Registriert: 17. Okt 2017, 19:56

Re: Angst, ihn verloren zu haben

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo Hoffnung 80,

ich verstehe deine Situation sehr gut. Dein Mann verhält sich wie mein Partner und man selber versteht die Welt nicht mehr. Diese Eiseskälte verletzt so sehr, dass können die erkrankten nicht im Ansatz verstehen oder sehen.
Es scheint alles sehr turbulent bei ihm zu sein, vielleicht ist er überfordert und weiß nicht wohin.

Leider kann ich dir keinen richtigen Rat geben, da ich selber aus dieser Situation nicht rauskomme. Es ist in meinen Augen total stark, dass du für die Beziehung kämpfst nur vergiss dich dabei nicht. Leichter gesagt als getan, ich weiß. Vielleicht hilft es dir ein winziges bisschen zu wissen, dass du nicht alleine bist.

Liebe Grüße!
Hoffnung80
Beiträge: 2
Registriert: 1. Dez 2023, 13:31

Re: Angst, ihn verloren zu haben

Beitrag von Hoffnung80 »

Seit meiner letzten Nachricht ist einige Zeit vergangen, allerdings ist sehr viel passiert seitdem. Er hat mir nach nur einer Woche Klinikaufenthalt gesagt, dass er jetzt komplett klar sieht und es für uns definitiv keine Zukunft mehr gibt. Er hat alles mit seiner Diagnose, einer emotionalen Anpassungs- und Belastungsstörung aus den letzten Jahren gerechtfertigt. Er hat gesagt, dass er mich die ganzen letzten Jahre nur belogen hat, was seine Gefühle für mich angeht und dass da definitiv keine Liebe mehr ist. Es ist nur seltsam, dass er vor dem Klinikaufenthalt noch gesagt hat, dass ich immer einer der wichtigsten Menschen für ihn sein werde, und nach einer Woche Klinik fühlt er gar nichts mehr für mich? Ich kann einfach nicht glauben, dass mein Seitensprung vor 10 Jahren der einzige Grund ist, warum meine Ehe zerbricht. Er war dann noch eine weitere Woche in der Klinik und hat da schon mit der Wohnungssuche begonnen. Es tut einfach so weh. Seit er entlassen wurde, versteckt er sich bei seinen Eltern und meidet jeden Kontakt zu mir. Ich habe ihn das letzte Mal am 16.12. gesehen, als er Lohnzettel für die Wohnungsbesichtigung geholt hat. Da sagte er noch, es fällt ihm alles auch nicht leicht, aber er muss das jetzt durchziehen, sonst ist es nichts halbes und nichts ganzes. Als ich ihn fragte, ob er eine Chance sieht, dass wir uns irgendwann vielleicht doch wieder "annähern" könnten, sagte er, dass es nicht auszuschließen ist. Ist halt ne Chance von 50/50, aber er will mir eigentlich keine Hoffnung machen. Hätte er nicht einfach nein sagen können? Ich war mega emotional, und um nicht zu weinen, habe ich gefragt, wie es jetzt finanziell weitergehen soll. Jetzt erzählt er herum, dass es mir nur ums Geld geht. Auch erzählt er, dass er die Wohnung nur sucht, weil ich ihn rausgeschmissen habe. Auch das stimmt nicht. Seine neue Wohnung, wo er diese Woche schon die Schlüssel bekommt, ist 60km von mir und den Kindern entfernt. Er redet es aber alles schön vor den Kindern, die ihn heute das erste Mal wieder gesehen haben. Sie können gern mal am Wochenende bei ihm vorbei kommen und auf dem Sofa schlafen. Ich habe ihm gestern noch einen Brief zukommen lassen, wo ich einfach auch mal reingeschrieben hab, wie es mir geht. Wie ich mich im Moment fühle. Er hatte ja Zeit, über seine Entscheidung und alle Konsequenzen nachzudenken, aber ich musste von jetzt auf gleich damit zurecht kommen. Er hat komplett alle Emotionen für mich ausgeblendet. Ich habe auch vorgeschlagen, dass wir eine "Paarberatung" machen sollten, um alles irgendwie zu verarbeiten. Der Brief war völlig ohne Druck oder Vorwürfe, und ich habe auch keinerlei Bedürftigkeit reingenommen. Bisher kam noch keine Antwort, ich weiß ja noch nicht mal, ob er ihn gelesen hat. Ich kann einfach nicht glauben, dass er für immer weg ist. Warum ignoriert er mich komplett? Ich habe mich jetzt aber, bis auf den Brief, nicht mehr bei ihm gemeldet. Ich liebe ihn einfach so sehr, und würde mir wünschen, dass wir es doch irgendwann wieder hinbekommen. Wie soll ich denn jetzt weitermachen? Wie soll ich das alles durchstehen? Ich bin verzweifelt. Mein nächster Therapietermin ist erst am 17.01.
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Angst, ihn verloren zu haben

Beitrag von Freiwasser »

Hallo Hoffnung80,
Das ist alles ganz furchtbar! Ich fühle mit Dir. Du bist plötzlich allein mit gebrochenem Herzen und musst das auch noch allein für die Kinder abfangen.
Leider kannst Du Deinen Mann nur machen lassen. Dich ihm mitteilen oder appellieren oder bitten wird nichts nützen. Für Dich wird es emotional ein sehr langer Weg sein, Dein Herz zu heilen. Lass Dich wegen rechtlicher und finanzieller Dinge beraten, hol Dir alle Hilfe bei den Freundinnen und Verwandten, die helfen können. Sorge so gut Du kannst für Dich und Deine Kinder. Vielleicht entwickelt sich Dein Mann in eine Richtung, die wieder eine gemeinsame Zukunft mit Dir ermöglicht. Vielleicht nicht. Die Chancen steigen nicht dadurch, dass Du seine Nähe suchst. Eher im Gegenteil. Lass ihn machen. Stell Dich auf einen langen Weg für Dich ein, aber Du wirst wieder glücklich sein.
Und nein, ich glaube auch nicht, dass Dein Seitensprung schuld ist. Du hast ihn aufrichtig bereut und Deinen Beitrag geleistet, dass es wieder gut wird. Eher glaube ich, er will mit dem Verweis auf Deinen Seitensprung sein schlechtes Gewissen beruhigen, dass er gerade seine Familie zerdeppert. Und was soll das mit der Wohnung, die keinen vernünftigen Umgang mit seinen Kindern ermöglicht? Ist ihm das nicht wichtig?
Ich hoffe, Du bist gut durch die Zeit gekommen und der Therapietermin war hilfreich.
Liebe Grüße,
Freiwasser
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