Kaula Geschichte - Neu hier und total verunsichert

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Kaula
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Kaula Geschichte - Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Kaula »

Hallo zusammen
ich bin Claudia, 51 Jahre alt, Diakonin, verheiratet und zwei erwachsene Kinder.
Seit Anfang des Jahres geht es mir immer schlechter.
Schon im letzten Jahr hat es mit Schlafstörungen begonnen, dann kam im Dezember direkt nach dem Tod meines Vaters eine dicke Bronchitis. Kaum wieder fit bekam ich massive Rückenprobleme, die sich bis Ende April durchzogen für die aber keine Ursache gefunden wurde. Ab Anfang April kamen rezidivierende Gastritis dazu, auch ohne Ursache (Magenspiegelung und Blutuntersuchung alles gelaufen)
die Schlafprobleme und das Gedankenkarusell wurden immer schlimmer. Ich erkannte mich selbst nicht mehr
Die erste Diagnose von Arzt psychosomatisches Erschöpfungssyndrom und Stress. Urlaub und Krankschreibung folgten aber es wurde nicht besser.
Meine Supervisorin (ich bekomme Einzelsupervision) meinte ich brauche dringend Therapie besser aber eine Reha.
Mein Arzt hat das unterstützt und der Reha Antrag ging raus.
Mittlerweile war ich permanent erschöpft, müde, kann mich nur schwer motivieren, Arbeit geht aber privat läuft nichts mehr. Nichts macht mir mehr Spaß, ich fühle leer und trotzdem spüre ich eine innere Unruhe. Dann kam auch noch ein Tinnitus dazu.
Sonst habe ich mich immer auf den Wellnessurlaub im Herbst gefreut, dieses Jahr war es ok aber keine wirkliche Freude und bei den Massagen war ich total angespannt, unruhig fühlte mich falsch. Es war alles wie als ob im mich herum eine Mauer ist und nichts an mich herankommt.
Ab und an kamen Gedanken, es wäre besser für alle am ich nicht da bin. Kleinigkeiten brachten mich zum weinen.
Der Reha Antrag wurde abgelehnt und ich hatte dann nach drei Wochen einen Termin beim Arzt um dem Widerspruch zu schreiben.
Er sprach lange mit mir und las sich meine Gedanken durch die ich mir vorher aufgeschrieben hatte, da ich auch total unkonzentriert bin und oft auch Dinge vergesse.
irgendwann meinte er, das ist eindeutig, die haben eine Depression und brauchen eine Therapie.
Ich und eine Depression, das kam erst gar nicht richtig bei mir an. Ich habe aber trotzdem bei der Psychiatrischen Institutsambulanz angerufen und ab Januar kann ich dort eine Therapie beginnen.
Gestern hatte ich auch wieder Supervison und meine Supervisorin meinte nur, das habe ich mir auch schon gedacht.

Ich bin immer noch durcheinander, nehme die Diagnose so langsam an.
Ich arbeite noch weil ich im Urlaub gemerkt habe das es ohne gefühlt noch schlimmer ist. Ich kann aber jederzeit zum Arzt gehen und mir eine AU holen.
ist es eigentlich normal, dass es zwischendurch auch Tage gibt, wo es minimal besser geht (von gut ist das aber dennoch meilenweit entfernt) und dann wieder Tage wo ich am liebsten nur im Bett bleiben möchte.
Ich hoffe jetzt nur das ich irgendwie bis Januar durchhalte und auch das die Reha im zweiten Anlauf genehmigt wird.

Was meint ihr, ist das wirklich schon eine Depression?
Zuletzt geändert von Kaula am 23. Nov 2023, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.
Bibutz
Beiträge: 89
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

Liebe Kaula,

Vielleicht irre ich mich, aber alles klingt danach, dass du einfach mit Gewalt weiter machen willst. Mit Gewalt geht aber in der Regel nichts.
Gibst du dir denn die Zeit zu trauern?
Mir sind 2019 fast alle meine Bezugspersonen weggestorben. 9 liebe Menschen hintereinander weg. Ich dachte ich werde wahnsinnig. Ich war während des ersten Lockdown 2020 in Kur. Die Klinik war eine Katastrophe, aber, da ich an der Hochzeit meines Bruders dabei sein wollte, wurde ich in der Klinik für eine Woche Isoliert. Das war das beste, was mir passieren konnte. Ich fuhr mit meinem Auto auf den Kandel ein Berg im Schwarzwald. Man nennt ihn den Berg der Kräfte. Ich saß den ganzen Tag dort und ließ meinen Gedanken freien lauf. Irgendwann war ich wirklich soweit, über jeden einzelnen Menschen der von mir gegangen ist nachzudenken. Ich habe das empfinden bei jedem einzelnen Tod erfassen und aufschreiben können. Dann konnte ich trauern, ohne dass es mich überfordert hat.
Ich denke, Trauer muss man zulassen, egal wie lange sie dauert. Setz dich nicht unter druck. Lass sie kommen, umarme sie und dann kannst du sie gehen lassen.
Unsere Gesellschaft ist viel zu schnelllebig. Trauer braucht aber Zeit, die spielt nicht nach gesellschaftlichen regeln.
Ich habe bis heute zum Beispiel noch nicht geschafft, die Telefonnummer von einem dieser besonderen Menschen zu löschen. Irgendwann werde ich soweit sein. Aber das werde ich bestimmen!
Nulllinie
Beiträge: 17
Registriert: 27. Aug 2023, 17:18

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Nulllinie »

Hallo Claudia,

vieles von dem, was Du schreibst, kommt mir bekannt vor. Vor meinem ersten Besuch beim Psychiater habe ich mich lange in das Thema Depression eingearbeitet, ich fand vor allem den Podcast der Herren Schmidt und Hegerl sehr hilfreich, um über die verschiedenen Facetten der Krankheit Depression mehr zu erfahren.

So war ich dann nicht allzu überrascht, als ich nach 15 Minuten beim Facharzt mit der Diagnose leichte bis mittelschwere Depression aus der Praxis kam. Trotzdem eine neue Situation und ich muss anfangen, diese Krankheit zu akzeptieren.

Vier Wochen AU und dann noch mal vier Wochen Wiedereingliederung liegen hinter mir, gehe jetzt wieder Vollzeit arbeiten. In diesen trüben, dunklen Tagen bleibt mir unter der Woche nicht mehr viel. Mir fehlt auch die Energie, bleibt nur die Couch und der TV. Die Nachrichten sind auch nicht gerade aufbauend, aber darauf verzichten kann ich irgendwie dann doch nicht. Ich versuche dann, nicht zu spät ins Bett zu gehen, im Bett angekommen beginnt der Kampf ums Einschlafen.

Ich würde sagen, es geht mir besser als zu Beginn der AU, aber wirklich gut geht's mir nicht. Ich funktioniere wo ich funktionieren muss. Freude und oder ein Glücksgefühl existieren gar nicht. Auch die blöden Gedanken sind nicht so ganz blöd. Alles irgendwie nur Gedanken, ohne Wertung, ohne Ausschlag nach oben oder unten.

Der große Unterschied zu vor einem halben Jahr: ich versuche mir meiner Situation bewusst zu sein, sie anzunehmen und erste Schritte daraus anzugehen. Sport hilft mir dabei mehr als Medikamente, abends früher ins Bett und morgens zeitig raus ist besser als sich mit Markus Lanz die Nächte um die Ohren zu schlagen. Aber 40+ Stunden in der Woche lassen kaum Zeit, um mich intensiver um mich zu kümmern. Mit 4h/Tag war das in der Wiedereingliederung deutlich einfacher.

Mittel- und langfristig müsste ich wohl über die Reduzierung der Arbeitszeit nachdenken. Davon hält mich ab, dass ich wahrscheinlich ein totaler Kontrollfreak bin was die Finanzen betrifft. Aber was bringt mir die ganze finanzielle Sicherheit, wenn ich in meinem Leben keine Freude (und keinen Schmerz) mehr empfinden kann? Ich keine Musik mehr hören mag, mich einigele und nach außen weiter irgendwie funktioniere?

Ich stelle mir mittlerweile wenigstens solche Fragen, Antworten habe ich wohl noch lange keine ...

Die Nulllinie
MaWe
Beiträge: 174
Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von MaWe »

Ja, klingt nach einer typischen Depression.
Novvi
Beiträge: 55
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Novvi »

Hallo Claudia,
Die Symtome, die du beschreibst, kommen mir tatsàchlich auch bekannt vor. Bei mir war es àhnlich. Daraifhin habe ich auch eine Reha beantragt. Bei mir wurde sie genehmigt und ich warte darauf, dahin zu kommen. Bis dahin arbeite ich weiter.
Es tut mir leid, dass deine Reha abgelehnt wurde. Hast du den Wiederspruch geschrieben? Oder hast konzentriest du dich auf die Therapie in der Institutambulanz? Ich wùnsche dir bis dahin Durchhalte Vermògen. Ich finde gut, dass du jederzeit dir eine AU holen kannst, wenn du merkst, dass du es brauchst.
Noch eine kleine Anmerkung: Auch fùr mich war es schwer anzunehmen, dass ich in einer depressiven Episode war. Ich habe mit Druck versucht zu funktionieren. Erst als ich es akseptiert habe und drei gànge herunter geschaltet habe, ging es mir stùck fùr stùck besser. Mittlerweile geht es mir wieder in Ordnung- Schaue aber dass ich nicht zu viel mache und warte auf die Reha, damit es noch besser wird.

Ich wùnsche dir alles Gute!
Kaula
Beiträge: 34
Registriert: 8. Nov 2023, 18:01

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Kaula »

Vielen Dank für eure Antworten.
ja Bibutz ich glaube da ist was wahres dran, das ich mit Gewalt weiter machen will. Durch meinen Beruf stehe ich ja oft in der Öffentlichkeit und allein deswegen möchte ich ja unbedingt die Reha. Ich kann nicht durch unsere Kleinstadt gehen, ohne dass ich auf Arbeit angesprochen werde, Urlaub, frei krank, das macht keinen Unterschied.
Und ich bin ja normal die die anderen sagt, nehmt euch Zeit, die hilft, die aufbaut. Da ist (das habe ich im Gespräch mit meiner Supervisorin nochmal rausbekommen) die Angst, dass mir keiner mehr vertraut meine Hilfe annimmt, keiner mir die Kinder anvertraut.
immerhin konnte ich mich aus der Notfallseelsorge ausklingen, ich brauche ja selbst Hilfe und kann gerade keine leisten. Aber das auch erst jetzt, nach Papas Tod und auch nach dem Suizid des Sohnes meiner besten Freundin war ich jeweils nur drei Wochen abgemeldet. Jetzt bis mindestens April nächsten Jahres.

Der Widerspruch zur Reha ist eingereicht. Mal sehen wie das ausgeht und vorallem dann ja auch wann ich einen Platz bekomme.
Bis dahin hoffe ich, dass es mit der Institutsambulanz an Januar schon etwas Entlastung oder Besserung bringt, und ich meine Diensttermine noch etwas entzerren kann und nicht noch tausend neue Dinge hinzukommen.
Aber stressfrei werden die nächsten Wochen nicht. November Dezember sind halt bei Kirche immer sehr voll.

Heute bleibe ich aber mehr auf der Couch um Kraft zu tanken und falls die Sonne noch mal raus kommt, will mein Mann mit mir noch ne Runde spazieren gehen.

Euch einen schönen Sonntag
Bibutz
Beiträge: 89
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

Und ich bin ja normal die die anderen sagt, nehmt euch Zeit, die hilft, die aufbaut. Da ist (das habe ich im Gespräch mit meiner Supervisorin nochmal rausbekommen) die Angst, dass mir keiner mehr vertraut meine Hilfe annimmt, keiner mir die Kinder anvertraut.
immerhin konnte ich mich aus der Notfallseelsorge ausklingen, ich brauche ja selbst Hilfe und kann gerade keine leisten
.



Ich glaube du solltest auf deinen eigenen Rat hören. Du bist ein Mensch! Auch du, der immer für andere da ist, darf schwäche zeigen! Du darfst dir auch Zeit für dich und deine Genesung nehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir deswegen keiner mehr vertraut. Denn es ist ehrlich. Mit Gewalt zu funktionieren geht irgendwann nach hinten los und dann ist die Gefahr das Vertrauen der Mitmenschen zu verlieren viel größer.

Ich drücke dir ganz dolle die Daumen, dass es mit der Reha klappt. Bis dahin sei gut zu dir und hör auf deine Bedürfnisse.


Alles Liebe Bibutz
Kaula
Beiträge: 34
Registriert: 8. Nov 2023, 18:01

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Kaula »

Manchmal holt der Körper für die Seele, was sie braucht.
Über Nacht von null auf hundert heftig corona bekommen (nach 9 Monaten das zweite Mal)
jetzt mache ich wirklich Pause, so kann es nicht weitergehen 😪
AltTraurig
Beiträge: 20
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von AltTraurig »

Gute Besserung und sei gut zu dir!

Kaula hat geschrieben: 21. Nov 2023, 07:20 Manchmal holt der Körper für die Seele, was sie braucht.
Über Nacht von null auf hundert heftig corona bekommen (nach 9 Monaten das zweite Mal)
jetzt mache ich wirklich Pause, so kann es nicht weitergehen 😪
Bibutz
Beiträge: 89
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

Liebe Kaula,

Gute Besserung und erhol dich gut. Hör auf deinen Körper.

Ganz liebe Grüße, Bibutz
Kaula
Beiträge: 34
Registriert: 8. Nov 2023, 18:01

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Kaula »

Vielen Dank für die guten Wünsche, ja ich versuche auf den Körper zu hören, knapp 40 Fieber hatte ich schon ewig nicht mehr :(
Das Problem ist das Schlafen, ich soll viel schlafen um dem Körper Ruhe zu geben, aber kaum das ich versuche zu schlafen, fängt das blöde Gedankenkarusell wieder an.
Bin jetzt erstmal bis nächsten Mittwoch einschließlich krankgeschrieben. Und ich bin schon am überlegen, ob ich einleichtes Schlafmittel (Schlaftabs von Ratiopharm) nehme, was ich ganz zu beginn der Episode bekommen habe (als wir noch nicht das Ausmaß erkannt haben)
Nur hat mich das noch erschöpfter gemacht - nur weiß ich halt nicht ob das von der Depression oder vom Medikament kam.
Was meint ihr?
Bibutz
Beiträge: 89
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

Ich verwende zum einschlafen die APP „7Minds“. Manche Krankenkassen übernehmen die kosten. Einfach auf die Stimme konzentrieren hilft mir schon die Gedanken leiser werden zu lassen.
Mein Arzt hatte mir auch mal Schlaftabletten verschrieben, aber davon hatte ich restless legs. Das war die schlimmste Nacht meines Lebens.
AltTraurig
Beiträge: 20
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von AltTraurig »

Bibutz hat geschrieben: 22. Nov 2023, 07:31 Ich verwende zum einschlafen die APP „7Minds“. Manche Krankenkassen übernehmen die kosten. Einfach auf die Stimme konzentrieren hilft mir schon die Gedanken leiser werden zu lassen.
Mein Arzt hatte mir auch mal Schlaftabletten verschrieben, aber davon hatte ich restless legs. Das war die schlimmste Nacht meines Lebens.
Hallo,
ich kann diese App auch wärmstens empfehlen. Wenn man dort einen Präventionskurs absolviert erhält man auch von den meisten Kassen das Geld zurück. Und manche Kassen übernehmen das auch direkt.
Ich mache dort gerade den PME Kurs, aber mit hilft es ebenfalls, einfach zuzuhören.

Alles Gute
Maxegon
Beiträge: 2493
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Maxegon »

Kaula hat geschrieben: 21. Nov 2023, 16:35..., ja ich versuche auf den Körper zu hören, knapp 40 Fieber hatte ich schon ...
Das Problem ist das Schlafen, ich soll viel schlafen um dem Körper Ruhe zu geben, aber kaum das ich versuche zu schlafen, fängt das blöde Gedankenkarusell wieder an


...Und ich bin schon am überlegen, ob ich einleichtes Schlafmittel (Schlaftabs von Ratiopharm) nehme, ...

Nur hat mich das noch erschöpfter gemacht - nur weiß ich halt nicht ob das von der Depression oder vom Medikament kam.
Hallo Kaula,

viele versuchen auf ihren Körper zu hören und erwarten oft, der Körper sage ihnen etwas.

Doch genau das tut er nicht, der Körper bleibt stumm, ruhig - das ist es, was der Körper zu dir sagt: entspanne dich, tue nichts, schalte Augen und Ohren aus und fühle einfach, dich, deinen Körper, deine Atmung ... erwarte nichts, beobachte einfach nur und bewerte nichts.

Ähnlich wie in einem Urlaub auf einer einsamen (nicht touristischen) Insel, wo du nichts machen musst, wo niemand etwas von einem erwartet, völlig frei von irgendwelchen Terminen und Erwartungen, wo es egal ist, was du anhast oder wie du aussiehst, was du beruflich machst oder wo du herkommst, wo du einfach nur Du bist, Du gerade jetzt.
Wo es auch egal ist, was du in einer Stunde machst oder morgen.

Das ist das "Geheimnis" jeder Meditation, jeder Entspannung - nichts tun, erwartungslos und vorwurfsfrei.

Oftmals setzen wir uns selbst unter Druck, müssen immer irgend etwas erreichen, das stresst, lässt uns grübeln und schwächt.

Anstatt nichts zu tun = sich wirklich entspannen, erwarten wir Entspannung, erwarten wir eine Veränderung, versuchen z.Bsp. mittels Schlaftabletten, Ruhe zu erzwingen - wie "gut" das funktioniert, erfahren viele ... man betäubt sich = kann zwar "schlafen", ist aber selten erholt/ entspannt, oft ist das Gegenteil der Fall, da der Körper in dieser vermeintlichen Ruhephase beschäftigt ist, das Betäubungsmittel abzubauen.

Stress oder sich zu etwas zwingen, erfordert enorm viel Energie (für den Körper), diese fehlt wiederum an anderer Stelle, das Immunsystem schwächelt = man wird schneller krank (angreifbar für Viren und Bakterien), bekommt Kopfschmerz, Schwindel, Magen-Darm oder ähnliches = der Körper schränkt, notgedrungen, seine Funktion ein, weil seine Ressourcen langsam abnehmen.

Ist das nun Ausdruck einer Depression oder ist es die Wirkung unserer Unaufmerksamkeit, unserer Ignoranz?
Kaula
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Kaula »

@alttraurig und @bibutz danke, ich werde es mal ausprobieren. 7 Tage kann man ja auch probeweise testen.
@maxegon egal was ich probiere mit dem nichts tun, das Gedankenkarusell fängt an. Meditation kenne ich ja auch von berufswegenz habe es probiert aber es hat ohne Anleitung nicht funktioniert.

Ich denke schon, dass der Körper auch zu mir spricht, denn für alle körperlichen Probleme in diesem Jahr gab es keine medizinische Erklärung. Und ich habe immer gesagt, anderen geht es schlechter und es wird schon gehen. Und habe halt nicht auf dem Körper geachtet der der Seele Ruhe gönnen wollte
Maxegon
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Maxegon »

Kaula hat geschrieben: 22. Nov 2023, 12:56 egal was ich probiere mit dem nichts tun, das Gedankenkarusell fängt an. Meditation kenne ich ja auch von berufswegenz habe es probiert aber es hat ohne Anleitung nicht funktioniert.

Ich denke schon, dass der Körper auch zu mir spricht, denn für alle körperlichen Probleme ...
Natürlich "spricht" der Körper, nur scheinbar haben wir verlernt, diese "Sprache" zu beachten.
Das Einfachste, das was jedes Tier beherrscht, auf Veränderungen zu reagieren, ignoriert der Mensch, erklärt es schlicht für unbedeutsam.
Anstatt einer Schwäche, einem Gefühl, einer Vermutung Aufmerksamkeit zu schenken, wird es für nichtig erklärt oder ignoriert oder kleingeredet.
Mit dem Ergebnis, das man sich unwohl fühlt, gereizter wird und nicht mehr abschalten (gedanklich) kann.

So lange das halbwegs gut geht, wird versucht die Symptome zu behandeln, bis zum Teil- oder Totalausfall.

Mir half autogenes Training, auch eine Art der Meditation, der Besinnung, Yoga und ThaiChi (im "Hausfrauenmodus" :D ).

Manchen helfen App's, Podcasts oder div. Youtube-Videos - mir persönlich ist das alles viel zu viel Gelaber, doch wem's gefällt... - für mich (!) muss es einfach und verständlich sein, da bevorzuge natürlich die asiatischen Methoden ... wenig Worte, viel Aha-Effekte.

Ich weiß doch, wenn ich mich nicht hin und wieder aus diesem stressigen System ausklinke und mich auf "meine Insel" der Ruhe zurückziehe oder mich zumindest erinnere, dass es diese gibt, werde ich zwangsläufig kollabieren, früher oder später.
AltTraurig
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von AltTraurig »

Kaula hat geschrieben: 22. Nov 2023, 12:56 @alttraurig und @bibutz danke, ich werde es mal ausprobieren. 7 Tage kann man ja auch probeweise testen.
@maxegon egal was ich probiere mit dem nichts tun, das Gedankenkarusell fängt an. Meditation kenne ich ja auch von berufswegenz habe es probiert aber es hat ohne Anleitung nicht funktioniert.

Ich denke schon, dass der Körper auch zu mir spricht, denn für alle körperlichen Probleme in diesem Jahr gab es keine medizinische Erklärung. Und ich habe immer gesagt, anderen geht es schlechter und es wird schon gehen. Und habe halt nicht auf dem Körper geachtet der der Seele Ruhe gönnen wollte
Bei mir gibt es Zeiten, da geht die reine passive Entspannung gar nicht. Ich bin inzwischen ein großer Fan auch körperlich aktiv zu Entspannen, wenn ich die Stille nicht aushalte. Gerade fange ich an, mich für die progressive Muskelentspannung zu begeistern, weil die sich anscheinend gut in den Alltag einbauen lässt (sagt meine Schwester, die deutlich heftiger erkrankt und zusätzlich ganz schön heftig vom Leben gebeutelt wurde). Da hat vielleicht alles seine Zeit.

Viel Erfolg, du findest bestimmt etwas passendes für dich
Bibutz
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

Liebe Kaula,
falls du gerne liest. Kann ich dir noch ein tolles Buch empfehlen. „Manana Kompetenz“ von Gunter Frank und Maja Storch. Das hat mir die Entspannung erleichtert.
Was progressive Muskelentspannung angeht, haben mir diverse Therapeuten erklärt, dass diese nur dann wirklich greift wenn man die min. 6-8 Wochen täglich zur gleichen Uhrzeit betreibt, damit der Körper den Effekt lernen kann. Da hörte es bei mir wieder auf, da täglich, gleiche Uhrzeit nicht möglich war, da vollzeit Berufstätig, in Schichtarbeit.
Es gibt einiges was man außer Pillen probieren kann.
„A compliant free world“ ist auch ein interessantes Buch, um anders mit Gegebenheiten umzugehen. Wie gesagt, wenn du gerne ließt…
Viel Erfolg, wie AltTraurig schon sagt, du findest bestimmt etwas, dass für dich funktioniert.
AltTraurig
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von AltTraurig »

Bibutz hat geschrieben: 22. Nov 2023, 21:20 Liebe Kaula,
falls du gerne liest. Kann ich dir noch ein tolles Buch empfehlen. „Manana Kompetenz“ von Gunter Frank und Maja Storch. Das hat mir die Entspannung erleichtert.
Was progressive Muskelentspannung angeht, haben mir diverse Therapeuten erklärt, dass diese nur dann wirklich greift wenn man die min. 6-8 Wochen täglich zur gleichen Uhrzeit betreibt, damit der Körper den Effekt lernen kann. Da hörte es bei mir wieder auf, da täglich, gleiche Uhrzeit nicht möglich war, da vollzeit Berufstätig, in Schichtarbeit.
Es gibt einiges was man außer Pillen probieren kann.
„A compliant free world“ ist auch ein interessantes Buch, um anders mit Gegebenheiten umzugehen. Wie gesagt, wenn du gerne ließt…
Viel Erfolg, wie AltTraurig schon sagt, du findest bestimmt etwas, dass für dich funktioniert.
Huch, das mit der progressiven Muskelentspannung überrascht mich jetzt. Und ich verstehe auch nicht, warum das so sein sollte, für mich macht das Null Sinn (woher kommt die Info, haben die Therapeuten quellen genannt?) . Das tägliche (oder zumindest häufige) Üben kann ich nachvollziehen. Und ehrlich gesagt finde ich: wenn man es ausprobiert und es einem gut tut darf man gerne von irgendwelchen Vorgaben abweichen. Das selbe würde ja dann auch für alle anderen Entspannungstechniken gelten? ich bin mir übrigens auch ziemlich sicher, dass meine Schwester das eher nach ihrem persönliche Zeitplan und nicht nach Uhrzeiten durchgeführt hat.

Liebe Grüße
Bibutz
Beiträge: 89
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

@ AltTraurig
Gibt wohl unterschiedliche Meinungen, wie bei allem. Aber generell finde ich auch, alles womit man sich gut und besser fühlt ist immer sinnvoll.
Ich entspanne mich besser mit autogenem Training. Jeder muss ja für sich herausfinden, was jeweils hilft.

Liebe Grüßle zurück 😊
Niri
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Re: Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Niri »

Hallo an euch,

tatsächlich hab auch ich recht gute Erfahrungen mit progressiver Muskelentspannung und zwar ganz unregelmäßige ;)
Kennengelernt vor neun Jahren auf einer onkologischen Reha praktizier ich sie heute hin und wieder noch und sie tut gut, generell sprech ich allerdings gut auf Entspannungstechniken an.
Zum Einschlafen reicht es zwar oft nicht, aber ich lieg dann entspannt im Bett und das ist auf alle Fälle schon mal besser.

Liebe Grüße Niri
Kaula
Beiträge: 34
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Re: Kaula Geschichte - Neue Fragen

Beitrag von Kaula »

Nach Widerspruch kam gestern die Zusage zur psychosomatischen Reha in Bad Driburg.
Jetzt heißt es warten, bis der Termin bekannt gegeben wird.
Durch die Krankmeldung nach Corona (bin zwar schon lange wieder negativ, aber die Erkältungssymptome halten sich hartnäckig) bin ich jetzt schon zweieinhalb Wochen zu Hause und merke auch bei der Depression eine minimale Besserung.
Klar, alles fällt schwer, kann mich zu nichts richtig motivieren, aber gestern hat mir zum ersten Mal wieder das gemeinsame Darten mit meinem Mann Spaß gemacht.
Aber vielleicht geht diese Episode ja etwas zurück.

Aber blöd wie ich bin, habe ich dann gestern gedacht, jetzt geht es besser und wenn dann die Reha und die Therapie vor Ort los geht, dann heißt es, sie haben ja gar nichts und allein dieser Gedanke hat mich wieder runter gezogen.

Kennt ihr so was? Und war schon mal jemand in Bad Driburg und was meint ihr, wie lange dauert es, bis ich einen Termin bekomme?
Maxegon
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Re: Kaula Geschichte - Neue Fragen

Beitrag von Maxegon »

Kaula hat geschrieben: 30. Nov 2023, 13:28 ... aber gestern hat mir zum ersten Mal wieder das gemeinsame Darten mit meinem Mann Spaß gemacht.
Aber vielleicht geht diese Episode ja etwas zurück.

Aber blöd wie ich bin, habe ich dann gestern gedacht, jetzt geht es besser und wenn dann die Reha und die Therapie vor Ort los geht, dann heißt es, sie haben ja gar nichts und allein dieser Gedanke hat mich wieder runter gezogen.

Kennt ihr so was?
Hallo Kaula,

jede Episode kann wieder zurückgehen, durch das was wir denken:
Beispiel: dein Dartspiel, bestenfalls uneinvorgenommen hingegangen, angenehme Leute, vielleicht auch gewonnen oder auch nicht, jedenfalls hat es Spaß gemacht, du musstest nichts tun, warst entspannt, ohne Zwang und Erwartungshaltung = positiv!
Wärest du da schon unentspannt hingegangen, wäre es mit Sicherheit anders verlaufen, hättest du irgend etwas erwartet, was dann nicht eingetroffen wäre oder das genaue Gegenteil, hätte dich das bestimmt betrübt.

Man könnte also behaupten, man selbst bestimmt schon im Vorfeld, den Ausgang eines Erlebnisses, in gewissen Maßen, zumindest auf emotionaler Ebene.

Das kennst du bestimmt auch von deiner Arbeit, begegnest du einem Menschen freundlich, aufmerksam, verständnisvoll, öffnet er sich viel schneller.
"Wittert" dein Gegenüber dagegen Argwohn oder glaubt (!) überredet zu werden, wird die Begegnung wenig fruchtvoll, für beide Seiten.

Ähnlich ist es bei deiner "Furcht" vor der Reha, gehst du da argwöhnisch, zweifelnd heran und glaubst (!) man könne dich nicht ernst nehmen, legst praktisch Du den Grundstein für deine weiteren Empfindungen, Eindrücke.

Nimmst du die Sache gagegen unbekümmert, neugierig, legst du ebenfalls einen Grundstein für deine Wahrnehmung, einen positiven.

Was kann oder soll dir schon passieren? Du bist eine erwachsenen, erfahrene Frau.
Bibutz
Beiträge: 89
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Kaula Geschichte - Neu hier und total verunsichert

Beitrag von Bibutz »

Hallo Liebe Kaula,

Es freut mich sehr für dich, dass du nun doch in die Reha darfst.
Ich war im Glottertal in Reha, da habe ich drei Monate warten müssen.

Mach dir nicht so viele Gedanken, was die dort denken könnten. Die wissen ja auch, dass nicht jeder Tag schlecht sein muss oder wenn es dir besser geht, es immer so ist. Depressionen sind ja oft auf und abs. Man darf sich nur nicht entmutigen, wenn es wieder abwärts geht und sich versuchen bewusst zu machen, dass es auch wieder aufwärts geht. Genauso darfst du kein schlechtes gewissen bekommen, nur weil es mal wieder besser ist.

Also versuche doch einfach das zu genießen was du bekommen kannst. Wenn dir Aktivitäten wie Dart oder anderes mit deinem Mann einfach mal gut tun, dann mach das weiter. Letztendlich werden sie dir in der Reha genau das vermitteln. Wege für dich zu finden, die dir gut tun.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du nicht allzu lange warten musst.

Liebe Grüße Bibutz
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