Neu hier, Hallo - rezidivierende depressive Störung

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SunSchnegge
Beiträge: 2
Registriert: 9. Nov 2023, 09:35

Neu hier, Hallo - rezidivierende depressive Störung

Beitrag von SunSchnegge »

Hallo liebes Forum,
ich bin ganz neu hier und hoffe auf neue Erkenntnisse und Ansichten. Ich stelle mich und die Situation, weshalb ich hier gelandet bin, kurz vor.
Ich bin 37 und mit meinem Mann (42) verheiratet, mein Mann leidet seit Jahren (auch schon bevor wir uns kennengelernt haben!) an einer rezidivierenden depressiven Störung. Bei unserem Kennenlernen war er wohl in einer guten Phase und hat sich nichts anmerken lassen, auch das „frisch verliebt sein“ hat wohl dazu beigetragen. Er war damals geschieden und hat zwei Kinder aus erster Ehe. Wir leben also im Patchwork (mit den Kindern gibt es soweit keine Probleme, außer natürlich die normalen Alltagsdingen mit Teenies), leider gibt es schon immer Ärger mit seiner Ex-Frau, auch bevor wir zusammen waren. (In dieser Ehe wurde die Depression meines Mannes ausgelöst und als er sich damals fachärztliche Hilfe in einer Klinik suchte, hat sie die Scheidung eingereicht) Ein „zur Ruhe kommen“ gibt es daher für uns beide nicht, da Woche für Woche neuer Ärger vorprogrammiert ist. Wir sind nur am Klären, Regeln, Managen und versuchen keine Kriege zu führen (natürlich auch der Kinder zuliebe). Diese Ganze Situation macht es natürlich noch schwieriger, denn wir können nicht nur auf uns achten, sondern müssen auf die Kinder achten und versuchen das sie so wenig Schaden wie möglich davontragen (das Verhalten ihrer Mutter macht es aber sehr schwierig und nicht bessern. Aber das ist ein ganz anderes Thema). Auch zwischen uns beiden müssen sehr viele Regelungen und Kompromisse getroffen werden, damit das Zusammenleben für alle schön ist, auch das ist anstrengend.
Jedenfalls sind wir mehr mit allem drum und dran beschäftigt als mit uns selbst, somit auch nicht mit unserer Gesundheit. Wie sehr einem diese Situation auf die Gesundheit schlägt, merke ich selbst, nach ein paar Jahren ist man irgendwann ausgelaugt. Nun leide ich aber nicht an einer depressiven Krankheit wie mein Mann (ich habe „lediglich“ eine chronische Autoimmunerkrankung), ihm geht es seit einigen Monaten wieder sehr schlecht. Einen Gang runter schalten, kann er kaum, sich krankschreiben lassen, möchte er nicht (aus Existenzangst und Angst seinen Job zu verlieren – er will auch für seine Kinder sorgen können), seine Kinder mal nicht betreuen, weil er in einer Klinik ist, möchte er nicht.
Ich versuche viel mit ihm zu reden, unterstütze ihn seit Jahren und nehme ihm viel ab! Meine Kräfte sind nur langsam auch am Ende. Alles in Allem ist es ein Teufelskreis und irgendwer bleibt immer auf der Strecke, ebenso die Ehe.
Wie kann ich ihm helfen? Was kann ich für ihn tun? Gibt es Tipps?
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Neu hier, Hallo - rezidivierende depressive Störung

Beitrag von Suchende2 »

Hallo SunSchnegge,

Du fragst wie Du ihm helfen kannst.
Als selbstbetroffene habe ich meinem Mann gesagt, sorge gut für Dich selbst, denn ich kann es zur Zeit nicht. Damit hätte ich mehr Freiraum gehabt, mich um mich selber zu kümmern.
Organisiere für Dich eine Beratung. Soweit ich informiert bin, berät der sozialpsychiatrische Dienst auch Angehörige.
Schaue, ob für Dich eventuell eine Kur oder Reha sinnvoll ist.

Dein Mann sollte sich dringend Hilfe holen. Wenn er so weiter macht, kann er trotz Anwesenheit seinen Arbeitsplatz verlieren. Irgendwann hat die Depression auch Auswirkungen auf die Arbeitsleistung.

Ich wünsche Dir noch viele für Dich hilfreiche Antworten.

Alles Gute,
Suchende
hopstobs
Beiträge: 89
Registriert: 17. Jul 2023, 14:28

Re: Neu hier, Hallo - rezidivierende depressive Störung

Beitrag von hopstobs »

Wo hilft du dir? Wo siehst du zu, dass es dir gut geht? Wo sind deine Grenzen und wie wahrst du sie? Wenn du alles für ihn mitträgst, verbrauchen sich deine Kraftreserven um ein Vielfaches schneller. Dein Mann wird zumindest in der Hinsicht über seinen Schatten springen müssen und sich krankschreiben lassen müssen wenn er in Behandlung ist. Mit einem gebrochenen Bein würde man das auch tun und sich nicht hinkend und voll Schmerz in die Arbeit schleppen. Auch mit einer Depression schleppt er sich da hin und es wird auch in der Arbeit seine Spuren und Konsequenzen hinterlassen, wie Suchende bereits angemerkt hat.
SunSchnegge
Beiträge: 2
Registriert: 9. Nov 2023, 09:35

Re: Neu hier, Hallo - rezidivierende depressive Störung

Beitrag von SunSchnegge »

Hallo und danke für eure Antworten. Theoretisch weiß ich das auch, aber Theorie und Praxis...
Weil es bei uns noch viel verworrener ist, da die Kinder sehr unter der narzisstischen Mutter (die damals der Auslöser für seine Depressionen war - wurde in vielen Sitzungen bestätigt!) versuchen wir auch noch die Kinder so gut es geht zu schützen. Damit sie wenigstens bei uns ein "normales" Leben führen können und Erziehung bekommen, ohne immer etwas leisten zu müssen damit sie gemocht/geliebt werden. Es ist wie gesagt alles andere als Einfach und ich schaue mit meinem Mann das es ihnen gut geht (kein Zucker in den Po, nicht verwöhnen sondern normale Erziehung und Kindheit). Gäbe es nur uns beide, wäre die Situation schon schwierig aber einfacher händelbar. So ist es wie gesagt ein Teufelskreis.

Meine Grenzen habe ich bisher nur gesetzt weil es nicht mehr anders ging, ich bin schon zusammengeklappt. Die Grenzen betreffen aber meist das Thema Patchwork und haben mit den Kindern zu tun bzw. mit unserer Beziehung die nicht 100% die Kinder etwas angeht.
Ich versuche mir meine Zeiten und Auszeiten zu nehmen und auf mich zu achten, schöne Dinge zu machen und zu genießen.
Manchmal kommt etwas dazwischen. Aber ich habe auch gelernt "Nein" zu sagen, ohne ein schlechtes Gewissen! Das hilft mir schon sehr. Ich werde mal nach einem Beratungstermin sehen. Ich möchte nicht, das unsere Ehe an all den Umständen zerbricht! Ich werde auch nochmal mit meinem Mann reden, er soll sich die Zeit für eine Therapie nehmen! Ihr habt vollkommen recht!
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