Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

Hallo zusammen,

ich weiß ehrlich gesagt nicht so wirklich wie ich starten soll, da das Thema Depression nie ein Thema in unser beider Leben war und sie dennoch von jetzt auf gleich wie eine Bombe eingeschlagen hat.

Kontext Situation:
Es kam schleichend. Nach und nach hat mein Partner weniger Energie nach der Arbeit gehabt, ist teilweise schon um 19:30 Uhr auf der Couch eingeschlafen und war einfach platt. Wir dachten lange es wäre nur eine Phase, aber irgendwie änderte sich nichts. Dann kam im Oktober ein geplanter Urlaub nicht zu Stande und er ist stattdessen alleine einfach mal drauf losgefahren und hat sich 10 Tage treiben lassen. Kopf frei bekommen, Me-Time. Der Kontakt in der Zeit war abgeflacht und natürlich habe ich mir als Partnerin zuhause meine Gedanken gemacht. Es sind ja schon so Kleinigkeiten, wie dass man einfach wissen möchte, dass sein Partner grade gut in XY angekommen ist. Ziel der Auszeit war es für ihn herauszufinden, was grade mit ihm los ist – geklappt hat es nicht wirklich. Der nächste Ansatz war die psychologische Beratung, die er auch direkt durchgezogen und angenommen hat, teilweise sogar 2-3h die Woche, einfach weil er endlich verstehen wollte was mit ihm los ist. Allerdings wieder nur mit mäßig Erfolg, er hat jedoch gemerkt, dass er sich mehr und mehr selber den Druck macht mir gerecht werden zu müssen. Es war absolut kein Problem für mich, dass ich für uns abends gekocht habe, wenn er keine Kraft nach der Arbeit hatte – er hatte aber mehr und mehr für nichts mehr wirklich Energie. Irgendwann äußerte er den vagen Gedanken, dass er vielleicht ausziehen muss, damit er sich auf sich konzentrieren kann, sich weniger Druck macht und er wieder mehr in die Beziehung investieren kann. Natürlich war dies erstmal ein absoluter Schock für mich, ich habe dann eine Zwischenlösung vorgeschlagen und ihm im Alltag mehr Freiraum gegeben. Es war keine gezwungene Flucht vor ihm, ich habe ihm gerne nach der Arbeit und am Wochenende dann Zeit alleine zuhause gegeben. Im Gegenzug hat er es mit dem anderen Extrem versucht – viel mit Freunden sein und feiern. Guess what? Hat auch nicht geklappt. Er ist innerhalb von zwei Wochen mehr und mehr in ein Loch gefallen, aus dem er einfach nicht mehr heraus kam. So langsam kamen mir auch die Gedanken, dass es sich vielleicht wirklich um etwas ernsteres handeln könnte.
Freitag war es dann so weit. Er kam von der Arbeit nach Hause, war absolut fertig. Er wollte reden, ihm strömten direkt die Tränen, weil es ihm einfach so dermaßen schlecht geht und er nicht weiter weiß. Es kam bei der Beratung heraus, dass er wahrscheinlich an Depression leidet (das 1. mal in seinem Leben) und er hat die Woche drauf auch direkt einen Psychiater Termin. Ich bin hart gesagt die einzige Person, die ihm was bedeutet und er kann mir grade einfach nicht ansatzweise das geben, was ich verdiene. Der Druck, den er sich selber macht in dieser Beziehung funktionieren zu wollen und dass alles wieder so ist wie vor ein paar Monaten ist so stark, dass er ihn los werden muss, um sich nun auf sich konzentrieren zu können. Ergo, Trennung. Er sagt er braucht die Trennung, damit er in seinem Kopf keine Verpflichtungen mehr spürt und wenn man sagt „Pause“, dann erwartet das Gegenüber natürlich Antworten und Timings, die er einfach nicht geben kann. Es fehlt jegliche Weitsicht grade.



Es hat mir ehrlich gesagt das Herz zerrissen. Zu sehen wie schlecht es ihm geht und dass er einfach nicht weiter weiß, war schrecklich. Er ist ein absoluter Sonnenschein normalerweise und einfach der wunderbarste Mensch, den ich kenne. Ich habe nicht wegen mir geweint, sondern wegen ihm. Meine Tränen sind grade 100% ihm gewidmet, weil ich einfach möchte, dass es ihm besser geht und er Licht in das Chaos in seinem Kopf bringen kann. Und gleichzeitig fühle ich mich natürlich komplett hilflos und muss von jetzt auf gleich ohne meinen Lieblingsmenschen im Alltag auskommen.

Das Schlimme ist, dass sich zwei Menschen in den Armen lagen, die sich einfach so sehr lieben und die wunderbarste Beziehung überhaupt führen. Das klingt vielleicht super kitschig und unglaubwürdig, aber es ist wirklich so. Die Beziehung ist einfach gesund, es gibt keine Spielchen, es gibt keinen Streit. Sie ist harmonisch, liebevoll, super kommunikativ. Sie ist unterstützend in jeder Hinsicht und dennoch nicht einengend und jeder hat sein eigenes Leben. Wir hatten beide noch nie so eine Verbindung zu einem anderen Menschen, noch nie haben wir uns mit einer Person so gut, gesehen und einfach wohl gefühlt. Die Beziehung ist unser Safespace und nichts konnte sie erschüttern, sie ist stark. Bis jetzt. Er hat selber immer wieder betont, dass er das gar nicht möchte, aber grade einfach muss. Das Gespräch ging im Prinzip hauptsächlich dadrum, dass diese Beziehung alles ist was man sich je erträumt hat und es rational einfach gar keinen Sinn macht sie zu beenden, emotional er das aber grade irgendwie braucht und diese Beziehung schlichtweg momentan nicht so führen kann, wie es sein sollte. Ich denke, würden wir es weiter versuchen, würde die Beziehung irgendwann wahrscheinlich auf menschlicher Basis zerbrechen.



Nachdem ich jetzt mehrere Schicksale und Artikel zu Depression und Partnerschaft gelesen habe, kann ich das Bild und seine Gefühle deutlich besser verstehen – absolut normales Verhalten, jeder Artikel passt 100% zu dem was er mir als Empfinden geäußert hat aber nicht wirklich erklären konnte. Das gibt mir irgendwie Hoffnung und Halt, zudem habe ich nochmal mehr verstanden, dass es nicht mein Verschulden ist und ich habe dieses Urvertrauen, dass wir nachdem die Behandlung angeschlagen hat wieder zueinander finden werden. Nichtsdestotrotz ist es grade einfach sehr schwer für mich: ich möchte wissen wie es ihm geht, kann ihm aber nicht schreiben, da ich seinen Wunsch nach Abstand respektieren möchte und er Initiator sein muss. Ich habe ihm gesagt, dass er mich nicht verlieren wird, ich nirgendwo hin gehe und für ihn da bin wenn er mich braucht – möchte ihm damit aber nicht nachher dann doch wieder indirekten Druck machen. Ich werde nicht, nur weil es jetzt schwer ist, abhauen und die Flinte ins Korn werfen – ich werde da sein und kämpfen. Ich bin der starke Part, der Anker und die Beständigkeit. Das liegt zum einen an meinem Naturell, zum anderen habe ich einfach absolutes Vertrauen in ihn und die Beziehung.

Falls ihr tatsächlich bis hier hin gelesen haben solltet, dann werdet ihr gemerkt haben, dass ich das nicht als endgültige Trennung sehe (auch wenn er das für seinen Kopf so sehen muss). Im Prinzip ist es für mich keine klassische Trennung, sondern er ist auf „Genesungsurlaub“, sofern man das so nennen kann und so lange dieser auch dauern mag.

Hat jemand von euch vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich habe noch kein ähnliches Schicksal gefunden, in der die betroffene Person aus Liebe die Reißleine zieht und eine absolut gesunde und wunderbare Beziehung einfach Kollateralschaden der Krankheit ist. Ich fühle mich gerade einfach in der Schwebe, hilflos und habe trotz aller Rationalität und Vertrauen einfach auch Angst ihn dann doch komplett zu verlieren.

Macht es Sinn so stark festzuhalten? Er hat das erste Mal in seinem Leben eine depressive Episode und er möchte die Beziehung ja auch – aber gibt es überhaupt eine Chance danach wieder zu einander zu finden? Auf was muss ich mich einstellen (Dauer bis es besser wird, das Leben danach)?

PS: Ich bin mir bewusst, dass wir in einer absoluten Luxussituation stecken – wenn man das so sagen kann. Er möchte aktiv und intensiv dran arbeiten, hat dank finanzieller Mittel schnell einen Platz bekommen und es ist seine erste Episode, die nicht lange unbehandelt bleibt. Er hat ein liebevolles Zuhause und gesunde Beziehung, die auf ihn wartet.
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Hallo Jquella,

ich finde es gut, dass du das eher als "Genesungsurlaub" ansiehst.

"ich werde da sein und kämpfen. Ich bin der starke Part, der Anker und die Beständigkeit."
Hier bin ich allerdings etwas stutzig geworden. Dein Partner mag grade schwach und labil erscheinen, aber er ist auch stark, wenn er Depressionen erträgt und sich damit auch noch auseinandersetzt!
Kämpfe nicht für den Partner, sondern kämpfe für dich, dass DU die aktuelle Situation aushältst. Damit ist deinem Partner am besten gedient. Wenn man den anderen als schwächer erachtet als sich selbst, ist man nicht mehr auf Augenhöhe. Diese sollte auch in einer Krankheit nicht verloren gehen.
Mich würde es stressen, wenn ich wüsste, jemand denkt, er muss für mich oder um mich kämpfen, oder mich gar retten.
Das ist nicht als böse Kritik gemeint, aber ich habe den Eindruck, dass viele denken, sie müssten ständig für den anderen kämpfen oder ihn retten und am Schluss bleiben sie selbst auf der Strecke oder der andere fühlt sich dadurch erstickt.

Ich finde es toll, dass du so viel Vertrauen in ihn hast. Dass du dich trotzdem hilflos fühlst, kann ich verstehen. Es kann keiner in die Zukunft schauen und auch, wenn man selber Depressionen hat, hat man Angst, wie das Ganze am Ende ausgeht, wie sich das Leben verändert. Wenn ich etwas durch die Depressionen gelernt habe, dann, dass man nur einen Schritt nach dem anderen gehen kann und das heißt auch manchmal loszugehen und sich auf etwas einzulassen, wo man nur den ersten Schritt kennt und nicht weiß, wie der zweite aussieht. Das macht Angst, aber mit der Zeit bekommt man auch etwas mehr Vertrauen ins Leben. Dass nicht die Katastrophe passiert, nur weil man es nicht planen kann. Wie es bei euch ausgehen wird und auf was du dich einstellen musst, kann ich nicht sagen. Was aber Fakt ist, ist, dass Depressionen auch wiederkommen können. Was aber wiederum nicht heißt, dass dann alles wieder so läuft, wie bei der ersten Depression. Wenn er jetzt in Behandlung ist und er mit dem Therapeuten gut arbeiten kann, sind das schon mal sehr gute Voraussetzungen.

Ich wünsche dir hier einen guten Austausch und dass dein Freund sich bald wieder aus seinem Genesungsurlaub zurückmeldet.

Liebe Grüße,
DieNeue
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

DieNeue hat geschrieben: 12. Nov 2023, 21:57
"ich werde da sein und kämpfen. Ich bin der starke Part, der Anker und die Beständigkeit."
Hier bin ich allerdings etwas stutzig geworden. Dein Partner mag grade schwach und labil erscheinen, aber er ist auch stark, wenn er Depressionen erträgt und sich damit auch noch auseinandersetzt!
Kämpfe nicht für den Partner, sondern kämpfe für dich, dass DU die aktuelle Situation aushältst. Damit ist deinem Partner am besten gedient. Wenn man den anderen als schwächer erachtet als sich selbst, ist man nicht mehr auf Augenhöhe. Diese sollte auch in einer Krankheit nicht verloren gehen.
Mich würde es stressen, wenn ich wüsste, jemand denkt, er muss für mich oder um mich kämpfen, oder mich gar retten.
Das ist nicht als böse Kritik gemeint, aber ich habe den Eindruck, dass viele denken, sie müssten ständig für den anderen kämpfen oder ihn retten und am Schluss bleiben sie selbst auf der Strecke oder der andere fühlt sich dadurch erstickt.
Hallo DieNeue,

tausend Dank für deine Einschätzung „von der anderen Seite“! Das hat mir auf jeden Fall weitere Klarsicht gebracht. Da ich wirklich absoluter Neuling auf dem Gebiet bin, hilft mir die Einschätzung zu dem „ich bin der starke Part“ sehr! Zu keinem Zeitpunkt möchte ich initiieren, dass er sich minderwertig oder nicht auf Augenhöhe fühlt. Ich meinte damit eher die „ich bin dein Fels in der Brandung“ Symbolik, möchte natürlich auf keinen Fall die falschen Worte nachher sagen und dann das von dir beschriebene auslösen. Viel mehr möchte ich einfach, dass er weiß, das ich ihn oder die Beziehung nicht aufgebe, nur weil es mal unbequem wird.

Wir sind beide sehr empathische Menschen. Ich habe irgendwie Angst, dass er sich nachher nicht traut wieder zurückzukehren, einfach weil er mir nicht zumuten möchte dasselbe erneut zu erleben. Dass er mir die Entscheidung nimmt, weil er denkt er würde mir unrecht tun – was nicht der Fall ist. Ich weiß wo meine Grenzen des Möglichen liegen und wie ich mich auch während des Prozesses auf mich fokussieren kann.

Ist so etwas zu besprechen auch Teil der Therapie? Versuchen einem Patienten die Angst vor dem Wiedereinstieg zu nehmen und positiv zu blicken? Einem Weitsicht zu geben?

Viele Grüße
Urlaubsreif
Beiträge: 10
Registriert: 23. Okt 2023, 20:23

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Urlaubsreif »

Hallo Jquella

teilweise finde ich mich in deine Worten wieder und kann das alles so gut nachvollziehen. Es tut einem einfach so weh, das mit anzusehen.
Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren zusammen und nichts würde ich gegen ihn eintauschen wollen. Seit er mir vor wenigen Wochen eröffnet hat, dass er an schlimmen Depressionen leidet, ist es eine Gratwanderung zuhause. Er meint er ist mir nicht mehr gut genug und ich würde einen anderen besseren finden. Noch nie, in unserer ganzen Beziehung, habe ich derartige Äußerungen getätigt und auch die letzten Wochen habe ich ihn immer bestärkt, dass wir das zusammen schaffen. Trotzdem habe ich auch schon an vorübergehende räumliche Trennung gedacht, nicht wegen der Trennung, sondern damit er einfach Luft bekommt zum durchatmen und wir auf Reset gehen. Denn wir sitzen 24/7 durch Home Office aufeinander, was glaube ich momentan einfach zu viel ist. Er braucht die Zeit für sich, die will ich ihm geben. Aber er muss es von sich aus sagen, dass er vielleicht für ein paar Tage wegfährt. Das will ich nicht ansprechen. Sonst gebe ich "Futter" zu dem Thema Trennung. Mein Mann ist Freunden ggü relativ happy, redet viel, ist gut drauf, wie immer halt, aber sobald er zuhause ist, leben wir nebeneinander her. Mir kann er diese Freude und Aufmerksamkeit momentan nicht widmen, es ist ihm zu anstrengend. Er kann mit mir auch nicht über seine Depression sprechen, er kann mit mir einfach nicht normal umgehen, würde ich fast sagen. Wir sitzen oft schweigend nebeneinander, weil ich nicht weiß was momentan richtig oder falsch ist. Wenn ich zu viel frage triggere ich ihn.. Mir tut das weh, unglaublich weh. Nach außen "spielt" er anderen was vor und zuhause ist er ein anderer Mensch. Er hat eine beste Freundin mit ähnlichen Problem gefunden, mit der über alles sprechen kann. Das verletzt mich, eine andere Frau, die diese intensive Gespräche und Gefühle von ihm bekommt und die einfach weiß was los ist. Ich bin doch die Frau an seiner Seite und mir kann er alles sagen, aber das kann er wohl doch nicht.. Ich habe unglaublich das Bedürfnis, wie früher, auf bisschen mehr Aufmerksamkeit und Quality Time in unserer Beziehung. Vielleicht ist das auch egoistisch von mir. Diese Woche beginnt seine Therapie, ich setze sehr darauf, er eher weniger. Ich hoffe ich behalte Recht.

Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft!
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

Urlaubsreif hat geschrieben: 13. Nov 2023, 08:38 Hallo Jquella

teilweise finde ich mich in deine Worten wieder und kann das alles so gut nachvollziehen. Es tut einem einfach so weh, das mit anzusehen.
Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren zusammen und nichts würde ich gegen ihn eintauschen wollen. Seit er mir vor wenigen Wochen eröffnet hat, dass er an schlimmen Depressionen leidet, ist es eine Gratwanderung zuhause. Er meint er ist mir nicht mehr gut genug und ich würde einen anderen besseren finden. Noch nie, in unserer ganzen Beziehung, habe ich derartige Äußerungen getätigt und auch die letzten Wochen habe ich ihn immer bestärkt, dass wir das zusammen schaffen. Trotzdem habe ich auch schon an vorübergehende räumliche Trennung gedacht, nicht wegen der Trennung, sondern damit er einfach Luft bekommt zum durchatmen und wir auf Reset gehen. Denn wir sitzen 24/7 durch Home Office aufeinander, was glaube ich momentan einfach zu viel ist. Er braucht die Zeit für sich, die will ich ihm geben. Aber er muss es von sich aus sagen, dass er vielleicht für ein paar Tage wegfährt. Das will ich nicht ansprechen. Sonst gebe ich "Futter" zu dem Thema Trennung. Mein Mann ist Freunden ggü relativ happy, redet viel, ist gut drauf, wie immer halt, aber sobald er zuhause ist, leben wir nebeneinander her. Mir kann er diese Freude und Aufmerksamkeit momentan nicht widmen, es ist ihm zu anstrengend. Er kann mit mir auch nicht über seine Depression sprechen, er kann mit mir einfach nicht normal umgehen, würde ich fast sagen. Wir sitzen oft schweigend nebeneinander, weil ich nicht weiß was momentan richtig oder falsch ist. Wenn ich zu viel frage triggere ich ihn.. Mir tut das weh, unglaublich weh. Nach außen "spielt" er anderen was vor und zuhause ist er ein anderer Mensch. Er hat eine beste Freundin mit ähnlichen Problem gefunden, mit der über alles sprechen kann. Das verletzt mich, eine andere Frau, die diese intensive Gespräche und Gefühle von ihm bekommt und die einfach weiß was los ist. Ich bin doch die Frau an seiner Seite und mir kann er alles sagen, aber das kann er wohl doch nicht.. Ich habe unglaublich das Bedürfnis, wie früher, auf bisschen mehr Aufmerksamkeit und Quality Time in unserer Beziehung. Vielleicht ist das auch egoistisch von mir. Diese Woche beginnt seine Therapie, ich setze sehr darauf, er eher weniger. Ich hoffe ich behalte Recht.

Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft!

Hallo Urlaubsreif,

ich kann deine Gefühle so sehr nachempfinden. Bei uns war es Gott sei Dank nur eine kurze Zeit, da er jetzt recht schnell aus Liebe die Reißleine gezogen hat und auch direkt in Therapie gegangen ist, aber auch wir haben einen sehr untypischen Alltag von jetzt auf gleich geführt, der jedoch durch die kurze Zeitspanne sicherlich nicht so hart war wie eurer jetzt ist. Je mehr ich von anderen Schicksalen lese, desto mehr kann ich grade begreifen, dass er das nur aus Liebe getan hat und weil er mich nicht verletzen möchte, er jetzt grade einfach alleine für sich kämpfen muss. Der Kontaktabbruch grade ist einfach schwer. Ich habe einfach eine solche Angst, dass er nicht zurück kommt.. vor allem auch wegen seiner Empathie und eigenen Angst, dass er mich immer wieder verletzen könnte. Noch im September meinte er, dass er nicht wüsste was die nächsten Jahre zwischen uns kommen sollte und von jetzt auf gleich soll alles vorbei sein?

Das mit der neuen Bekannten in dem Lebens deines Mannes Leben muss unglaublich schwer sein für dich. Man möchte einfach als Partner die Lösung für alles sein, aber ich glaube wir müssen unsere Machtlosigkeit in dieser Situation einfach akzeptieren und Vertrauen in den Partner haben.

Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft und hoffe sehr, dass die Therapie anschlägt und ihr bald wieder zu einander finden werdet!
Urlaubsreif
Beiträge: 10
Registriert: 23. Okt 2023, 20:23

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Urlaubsreif »

Jquella hat geschrieben: 13. Nov 2023, 17:46
Urlaubsreif hat geschrieben: 13. Nov 2023, 08:38 Hallo Jquella

teilweise finde ich mich in deine Worten wieder und kann das alles so gut nachvollziehen. Es tut einem einfach so weh, das mit anzusehen.
Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren zusammen und nichts würde ich gegen ihn eintauschen wollen. Seit er mir vor wenigen Wochen eröffnet hat, dass er an schlimmen Depressionen leidet, ist es eine Gratwanderung zuhause. Er meint er ist mir nicht mehr gut genug und ich würde einen anderen besseren finden. Noch nie, in unserer ganzen Beziehung, habe ich derartige Äußerungen getätigt und auch die letzten Wochen habe ich ihn immer bestärkt, dass wir das zusammen schaffen. Trotzdem habe ich auch schon an vorübergehende räumliche Trennung gedacht, nicht wegen der Trennung, sondern damit er einfach Luft bekommt zum durchatmen und wir auf Reset gehen. Denn wir sitzen 24/7 durch Home Office aufeinander, was glaube ich momentan einfach zu viel ist. Er braucht die Zeit für sich, die will ich ihm geben. Aber er muss es von sich aus sagen, dass er vielleicht für ein paar Tage wegfährt. Das will ich nicht ansprechen. Sonst gebe ich "Futter" zu dem Thema Trennung. Mein Mann ist Freunden ggü relativ happy, redet viel, ist gut drauf, wie immer halt, aber sobald er zuhause ist, leben wir nebeneinander her. Mir kann er diese Freude und Aufmerksamkeit momentan nicht widmen, es ist ihm zu anstrengend. Er kann mit mir auch nicht über seine Depression sprechen, er kann mit mir einfach nicht normal umgehen, würde ich fast sagen. Wir sitzen oft schweigend nebeneinander, weil ich nicht weiß was momentan richtig oder falsch ist. Wenn ich zu viel frage triggere ich ihn.. Mir tut das weh, unglaublich weh. Nach außen "spielt" er anderen was vor und zuhause ist er ein anderer Mensch. Er hat eine beste Freundin mit ähnlichen Problem gefunden, mit der über alles sprechen kann. Das verletzt mich, eine andere Frau, die diese intensive Gespräche und Gefühle von ihm bekommt und die einfach weiß was los ist. Ich bin doch die Frau an seiner Seite und mir kann er alles sagen, aber das kann er wohl doch nicht.. Ich habe unglaublich das Bedürfnis, wie früher, auf bisschen mehr Aufmerksamkeit und Quality Time in unserer Beziehung. Vielleicht ist das auch egoistisch von mir. Diese Woche beginnt seine Therapie, ich setze sehr darauf, er eher weniger. Ich hoffe ich behalte Recht.

Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft!

Hallo Urlaubsreif,

ich kann deine Gefühle so sehr nachempfinden. Bei uns war es Gott sei Dank nur eine kurze Zeit, da er jetzt recht schnell aus Liebe die Reißleine gezogen hat und auch direkt in Therapie gegangen ist, aber auch wir haben einen sehr untypischen Alltag von jetzt auf gleich geführt, der jedoch durch die kurze Zeitspanne sicherlich nicht so hart war wie eurer jetzt ist. Je mehr ich von anderen Schicksalen lese, desto mehr kann ich grade begreifen, dass er das nur aus Liebe getan hat und weil er mich nicht verletzen möchte, er jetzt grade einfach alleine für sich kämpfen muss. Der Kontaktabbruch grade ist einfach schwer. Ich habe einfach eine solche Angst, dass er nicht zurück kommt.. vor allem auch wegen seiner Empathie und eigenen Angst, dass er mich immer wieder verletzen könnte. Noch im September meinte er, dass er nicht wüsste was die nächsten Jahre zwischen uns kommen sollte und von jetzt auf gleich soll alles vorbei sein?

Das mit der neuen Bekannten in dem Lebens deines Mannes Leben muss unglaublich schwer sein für dich. Man möchte einfach als Partner die Lösung für alles sein, aber ich glaube wir müssen unsere Machtlosigkeit in dieser Situation einfach akzeptieren und Vertrauen in den Partner haben.

Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft und hoffe sehr, dass die Therapie anschlägt und ihr bald wieder zu einander finden werdet!

Auszug aus meinen Gedanken heute morgen:

Mir wird gerade alles zu viel, ich kann diesen Schmerz zuhause nicht abstellen, dass mein Mann nur noch Gedanken für seine Freundin hat. Es geht nur noch um sie. Wenn sie nicht da ist, schreibt er sich Sachen im Handy auf und trifft irgendwelche Überlegungen wie man ihr helfen könnte. Sie hat es richtig schwer derzeit, sie lebt in einer toxischen Beziehung, wurde gerade fallen gelassen. Das einzige was sie am Leben hält ist ihr Hund. Ich unterstütze wo ich kann, ich tröste, ich mache Aufmerksamkeiten, wir sehen uns fast jeden Tag. Aber mir wird das zu viel.. Ich möchte auch diese Aufmerksamkeit, diese liebevollen Bemühen von ihm, wie sie derzeit nur sie bekommt. Keine Kosten und Mühen werden gescheut. Wir zahlen ständig ihr Essen, ich koche, mein Mann entsorgt ihren angehäuften Müll weil sie es nicht schafft, ihre kaputte Waschmaschine nimmt er mit. Bei mir im Haushalt passiert nichts, ich kümmere mich um alles alleine, putzen, kochen, waschen. Für dich, für sie und für mich. Mir tut das so weh. Ich kann mich nicht mehr normal verhalten. Mein Herz klopft ständig so sehr. Ich weiß auch nicht wo das enden soll. Wir sitzen zu dritt am Tisch, ihr geht es nicht gut, beide sprechen über Selbstmord, ich sitze schweigend daneben. Ich bin immer verstellt, ich muss allen was vorspielen. Meinem Mann, dass es mir nichts ausmacht, dass er sich um so viele Freundinnen kümmert, er ist der Kummerkasten für alle, nicht nur für sie, auch für andere auf einmal. Ich glaube er lenkt damit von seinen Problemen ab.. Ich selber darf keine Schwäche zeigen und sagen, dass es mir nicht gut geht, denn damit kann er nicht umgehen. Und es fragt auch sonst keiner wie es mir geht. Allen anderen muss ich vorspielen, wie toll es mir geht weil niemand darf was über die Probleme wissen. Und dabei komische erfundene Antworten parat halten, warum sie so oft bei uns ist auf einmal. Die Belastung mit meinen Eltern, die im selben Haus wohnen, trifft mich zudem sehr. Meine Mama ist seit 5 Jahren im Rollstuhl, mein Papa hatte eine Knie OP. Ich bin Fahrservice, Putzfrau, Einkaufsfrau sie sie, alles. Muss ständig bereit sein, wenn meine Mama mal wieder aus dem Rollstuhl gefallen ist. Ich will einfach nur noch flüchten gerade. Nichts mehr denken müssen, was richtig und falsch ist, meine Gefühle ausstellen. Mein Mann und sie sagen mir manchmal, ich soll sagen, wenn es mir zu viel wird. Wie kann ich das je sagen, wenn sie der wichtigste Halt für ihn derzeit ist. Wenn ich Nein zu ihr sage, gehst du ganz bestimmt und ich zerstöre noch viel mehr. Denn ich bin es nicht, die so wichtig ist, ggü der du dich öffnen kannst. Ich fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen, ich bin die Dritte in dieser Beziehung. Und ich bin Teil seines Problems, seiner schlimmen Gedanken und muss aufpassen, das sich ihn nicht triggere wenn ich wissen will wie es ihm geht oder mal über meine Gefühle sprechen möchte. Ihr beide sagt mir ich bin das wichtigste für ihn, wenn ich ihn verlasse, würde er für immer gehen. Diese emotionale Gefühlsachterbahn zermürbt mich.
hopstobs
Beiträge: 89
Registriert: 17. Jul 2023, 14:28

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von hopstobs »

Was ich schreibe ist vielleicht ein wenig provokant. Dein Partner hat sich dazu entschlossen zu gehen. Da du das nicht akzeptierst, bist du ständig gedanklich bei ihm, willst für ihn kämpfen, was ihn noch viel mehr in die Flucht schlagen wird. Er hat dir die Chance auf ein Leben ohne Depression geschenkt, das darf man annehmen. Natürlich entsteht die Trennung aus einer Belastung heraus, dennoch ist der, der geht voll zurechnungsfähig, die Entscheidung steht und sie nicht zu akzeptieren ist irgendwo auch egoistisch und ignoriert den Wunsch des Partners zu gehen. Reisende soll man nicht aufhalten. Ob es klug ist, was dein Partner da tut und wie er versucht sich zu therapieren, steht auf einem völlig anderen Blatt, nur für sein Glück und Wohlergehen und seine Genesung bist du nicht zuständig, getrennt erst recht nicht. Was mich auch stutzig macht, so wie du die Beziehung beschreibst ist es irgendwie zu gut um wahr zu sein und das tritt in der Regel in eigentlich ungesunden Beziehungen auf. Wenn ich es in Worte fassen müsste was ich glaube zwischen den Zeilen zu lesen, dann ist es Unsicherheit und Abhängigkeit?

Was ich damit sagen will, es gilt Grenzen zu setzen, eine Trennung wäre für mich eine Grenze bei der es keinen Weg zurück gibt. Das Beispiel von @Urlaubsreif zeigt, dass eigene Grenzen nicht definiert, aufzeigt und verteidigt werden, es wirkt von außen, als dürfen Partner und beste Freundin frei darauf herumtrampeln, ohne Konsequenz. Es ist sehr viel Blick auf den Partner und alle möglichen anderen Personen (z.B. Eltern) gerichtet. Doch wer sagt, dass man all das tragen muss und dazu verpflichtet ist? Wieso erlaubt man sich nicht auch was für sich zu tun? Es gilt also auch sich selbst zu stärken und sich zu sagen: Das ist ab hier nicht mehr mein Problem und geht mich alles nichts an. Ich brauche jetzt selbst eine Kur/Urlaub/Auszeit/Me-Time, mir wird das zu viel, das ertrage ich nicht mehr, so gehe ich daran zugrunde. Wieso soll sich alles nur um das Wohl des erkrankten Partners drehen und das eigene Wohl weniger wichtig sein? Als Pflegefall und selbst erkrankt kann man nicht gut helfen oder andere pflegen.
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Hallo Urlaubsreif,

das hört sich echt beschissen an. Aber wenn sie schon sagen, dass du sagen sollst, wenn es dir zu viel wird, dann sag es! Das ist der Hebel, an dem ich ansetzen würde. Scheinbar sehen sie ja zumindest ansatzweise, dass ihr Verhalten problematisch sein könnte. Hau auf den Tisch und setz Grenzen.
Dein Mann muss endlich mal aufwachen und kapieren, was er hier macht. Die beiden gehören in eine Klinik und können nicht in deinem Haus eine eigene Therapiegruppe aufmachen. Selbst in eine Gruppentherapie in der Klinik gehört das Thema Suizid nicht, sowas bespricht man in der Einzeltherapie.
Wenn es ihn aus der Bahn hauen sollte, wenn du Grenzen setzt, kannst du immer noch den Notruf oder den Krisendienst rufen und er muss als Notfall in die Klinik, ob es ihm passt oder nicht. Wenn er nicht damit umgehen kann, wenn es dir schlecht geht, muss er es lernen. Er ist kein kleines Kind mehr. Es kann nicht sein, dass er von dir vollstes Verständnis für alles fordert und du immer stark sein sollst, während er null Verständnis für dich hat und dich maßlos überfordert. Sowas ist nur egoistisch.

Ich würde klipp und klar Grenzen setzen:
- Essen wird bezahlt
- keine "Therapiegespräche" beim Essen, und wenn sie über nichts anderes reden können, dann sollen sie beim Essen den Mund halten
- Keine Gespräche über Suizid mehr in deiner Gegenwart
- keine Lügen und erfundenen Geschichten mehr vor anderen
... nur so als Beispiel.

Ich würde ihnen auch sagen, dass es unfair ist, dir zu sagen, du sollst sagen, wann es dir zu viel ist und gleichzeitig zu sagen, du wärst der einzige Halt und dann noch von Suizid reden.

Im Übrigen gibt es auch noch Hilfsangebote, die sie nutzen könnte, wenn sie im Alltag nicht klarkommt, wie z.B. Ambulant betreutes Wohnen oder eine Haushaltshilfe. Kann man mit den Diagnosen, die sie hat, alles beantragen (z.B. beim Sozialpsychiatrischen Dienst). Sowas würde ich auch mal vorschlagen. Es ist schließlich keine Dauerlösung, die dein Mann da praktiziert. Zumindest vor dem Sozialen Dienst muss man nichts verheimlichen. Die sind für solche Fälle ja da.

Am liebsten würde ich mal vorbeikommen und ihnen den Kopf waschen. Ich glaube, ich hätte da schon längst die Geduld verloren :oops: Aber wahrscheinlich ist das leichter gesagt als getan.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. Warum fällt deine Mutter aus dem Rollstuhl? Ist sie da nicht gesichert? Habt ihr einen Pflegedienst, der sich mit kümmert?
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

hopstobs hat geschrieben: 14. Nov 2023, 10:46 Was ich schreibe ist vielleicht ein wenig provokant. Dein Partner hat sich dazu entschlossen zu gehen. Da du das nicht akzeptierst, bist du ständig gedanklich bei ihm, willst für ihn kämpfen, was ihn noch viel mehr in die Flucht schlagen wird. Er hat dir die Chance auf ein Leben ohne Depression geschenkt, das darf man annehmen. Natürlich entsteht die Trennung aus einer Belastung heraus, dennoch ist der, der geht voll zurechnungsfähig, die Entscheidung steht und sie nicht zu akzeptieren ist irgendwo auch egoistisch und ignoriert den Wunsch des Partners zu gehen. Reisende soll man nicht aufhalten. Ob es klug ist, was dein Partner da tut und wie er versucht sich zu therapieren, steht auf einem völlig anderen Blatt, nur für sein Glück und Wohlergehen und seine Genesung bist du nicht zuständig, getrennt erst recht nicht. Was mich auch stutzig macht, so wie du die Beziehung beschreibst ist es irgendwie zu gut um wahr zu sein und das tritt in der Regel in eigentlich ungesunden Beziehungen auf. Wenn ich es in Worte fassen müsste was ich glaube zwischen den Zeilen zu lesen, dann ist es Unsicherheit und Abhängigkeit?
Hallo hopstobs,

danke für deine Antwort! Ich verstehe deinen Ansatz total, was er jedoch nicht bedenkt ist: es war keine klare Aussage im Sinne von „ich will die Beziehung nicht mehr“. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätten wir eine ganz andere Situation. Stattdessen hat er immer wieder betont, dass er diesen Schritt nicht gehen möchte und mir auch nicht mal sagen kann was für ihn endgültig heißt (dabei ist er sonst auch Team „Schluss ist Schluss“). Er hat angemerkt, dass sollte ich jemand neuen finden und glücklich sein, er dann eben Pech gehabt hätte. Man lag sich in den Armen, hat sich gesagt wie sehr man sich liebt und wollte sich auch nicht gehen lassen. Momentan heißt es für ihn, dass er den Nebeneffekt der Krankheit – nämlich dass er mir nicht geben kann was er sonst konnte, obwohl er das so sehr möchte – in seinem Kopf loswerden muss. Eben den eigenen Druck, den er sich macht. Mir ist bewusst, dass ich so viel machen kann wie ich will – ich bin keine Therapeutin und eher eine emotionale Ablenkung grade. Er muss sich auf die Genesung konzentrieren, was ich genauso auf der anderen Seite tue, indem ich auf mich achte. Zudem gebe ich ihm was er eingefordert hat: Freiraum, Distanz. Es liegt an ihm sich zu melden und so schwer es mir natürlich fällt, das halte ich auch ein.

Nehmen wir mal an es würde sich um eine andere, körperliche Krankheit handeln und er wäre X Monate in einer Kur oder Spezialklinik. Wieso sollte ich dann die Flinte ins Korn werfen, nur weil es mal schwierig wird?

Du sagst „wie er versucht sich zu therapieren“. Er ist so aktiv dabei eine Lösung zu finden, weil er etwas ändern möchte. Es wurden von unser beider Seiten so viele Dinge versucht, was aber einfach nichts geholfen hat und er jetzt von der Psychologin zur Psychiaterin gewechselt. Inwiefern soll das ein falscher Weg der Therapie sein? Nach allem was ich hier gelesen habe, ist es absolut lobenswert, dass er sich so aktiv Hilfe sucht und der richtige Ansatz.

Zum Thema ungesund und Abhängigkeit: da muss ich dir ganz klar widersprechen. Wieso sollte eine harmonische Beziehung denn gleich ungesund sein? Zudem besteht alles andere als eine Abhängigkeit von einander, denn wir führen beide unsere eigenen Leben, müssen nicht alles miteinander unternehmen, engen uns nicht ein und das + eine sehr gute Kommunikation ist für uns immer das Wichtigste gewesen. Wir haben beide ungesunde Beziehungen davor erlebt und das was wir miteinander haben ist zum ersten Mal etwas indem wir uns unglaublich wohl fühlen -> woraus auch die Reißleine resultiert. Er möchte mir im Alltag geben was er sonst gegeben hat, kann es aber nicht. Es gibt Momente in denen er die Nähe zu mir wirklich stark möchte und dann wieder distanziertere Phasen. Bevor unsere Beziehung durch den getrübten Alltag zerbricht, wurde die Reißleine gezogen. Ich weiß in rationalen Momenten, dass es das beste ist was er hätte machen können – dennoch ist es absolut unfair und schmerzhaft.

Viele Grüße
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Hallo Jquella,
Jquella hat geschrieben: 14. Nov 2023, 13:07 Es wurden von unser beider Seiten so viele Dinge versucht, was aber einfach nichts geholfen hat und er jetzt von der Psychologin zur Psychiaterin gewechselt. Inwiefern soll das ein falscher Weg der Therapie sein?
Ich finde es gut, dass er zur Psychiaterin geht. Eine Psychotherapie kann er aber trotzdem auch machen. Das schließt sich nicht aus. Ein Psychiater ist für die medikamentöse Behandlung da. Manche Psychiater machen auch noch Psychotherapie, aber in erster Linie ist ein Psychiater Arzt. Ein Psychologe oder Psychotherapeut ist dann für Gespräche zuständig, darf aber keine Medikamente verschreiben. Eine Psychotherapie ist allerdings schon wichtig, denn Medikamente alleine heilen nicht. Sie lassen die Symptome verschwinden. Aber man muss sich ja damit auseinandersetzen, woher die Depression kommt und lernen, wie man damit umgeht und so lebt, dass sie möglichst nicht wieder kommt. Und das macht man in der Psychotherapie.
Ich finde Psychotherapie an sich etwas sehr Positives. Man hat die Chance an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.

Bei der Beschreibung von harmonischen Beziehungen, in denen nieeee gestritten wird, werde ich auch hellhörig. Oft sind das Beziehungen, in denen der eine nicht sagt, wenn etwas nicht passt und wo sich unter der Oberfläche viel Frust anstaut. Wenn es dann plötzlich zu Problemen kommt, ist man überrascht, denn es war ja (scheinbar) immer alles okay. Aber so wie du das beschreibst, klingt das eigentlich ganz gut bei euch, finde ich.

Liebe Grüße,
DieNeue
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

DieNeue hat geschrieben: 14. Nov 2023, 14:17 Hallo Jquella,
Jquella hat geschrieben: 14. Nov 2023, 13:07 Es wurden von unser beider Seiten so viele Dinge versucht, was aber einfach nichts geholfen hat und er jetzt von der Psychologin zur Psychiaterin gewechselt. Inwiefern soll das ein falscher Weg der Therapie sein?
Ich finde es gut, dass er zur Psychiaterin geht. Eine Psychotherapie kann er aber trotzdem auch machen. Das schließt sich nicht aus. Ein Psychiater ist für die medikamentöse Behandlung da. Manche Psychiater machen auch noch Psychotherapie, aber in erster Linie ist ein Psychiater Arzt. Ein Psychologe oder Psychotherapeut ist dann für Gespräche zuständig, darf aber keine Medikamente verschreiben. Eine Psychotherapie ist allerdings schon wichtig, denn Medikamente alleine heilen nicht. Sie lassen die Symptome verschwinden. Aber man muss sich ja damit auseinandersetzen, woher die Depression kommt und lernen, wie man damit umgeht und so lebt, dass sie möglichst nicht wieder kommt. Und das macht man in der Psychotherapie.
Ich finde Psychotherapie an sich etwas sehr Positives. Man hat die Chance an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.

Bei der Beschreibung von harmonischen Beziehungen, in denen nieeee gestritten wird, werde ich auch hellhörig. Oft sind das Beziehungen, in denen der eine nicht sagt, wenn etwas nicht passt und wo sich unter der Oberfläche viel Frust anstaut. Wenn es dann plötzlich zu Problemen kommt, ist man überrascht, denn es war ja (scheinbar) immer alles okay. Aber so wie du das beschreibst, klingt das eigentlich ganz gut bei euch, finde ich.

Liebe Grüße,
DieNeue

Hallo DieNeue,

soweit ich weiß wird es bei der Psychiaterin um beides gehen. Die Psychologin kam bei ihm erstmal nicht mehr weiter, weil sie einfach nicht genug für das Krankheitsbild ausgebildet war (ich glaube es waren in Summe 10 Stunden). Aber das wird sicherlich die Zeit erst zeigen.. irgendwo ist es ja auch gut, dass er selber nicht so sehr gefangen ist, dass er nicht alleine da raus kommt. Er ist ja so stark und versucht aktiv etwas zu ändern. Das rechne ich sehr hoch an.


Das mit dem nie streiten verstehe ich nur zu gut! Genau aus dem Grund ist bei uns die oberste Regel anzusprechen, wenn einen etwas beschäftigt oder merkwürdig vorkommt. So schaffen wir es Unsicherheiten und vor allem dem Reinsteigern einen Riegel vorzuschieben. Ich hatte ehrlich gesagt vorher noch nie einen Partner, bei dem alles so offen und transparent war, musste da auch erstmal lernen mich fallen zu lassen. Davor war es genau wie du beschrieben hast: oberflächlich alles top, dann kommt aus dem Nichts der große Knall. Bei uns war der Knall jetzt ja nun mal anderer Natur.. die Kommunikation grade erstmal auch nicht mehr existent.


Viele Grüße
Urlaubsreif
Beiträge: 10
Registriert: 23. Okt 2023, 20:23

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Urlaubsreif »

DieNeue hat geschrieben: 14. Nov 2023, 11:01 Hallo Urlaubsreif,

das hört sich echt beschissen an. Aber wenn sie schon sagen, dass du sagen sollst, wenn es dir zu viel wird, dann sag es! Das ist der Hebel, an dem ich ansetzen würde. Scheinbar sehen sie ja zumindest ansatzweise, dass ihr Verhalten problematisch sein könnte. Hau auf den Tisch und setz Grenzen.
Dein Mann muss endlich mal aufwachen und kapieren, was er hier macht. Die beiden gehören in eine Klinik und können nicht in deinem Haus eine eigene Therapiegruppe aufmachen. Selbst in eine Gruppentherapie in der Klinik gehört das Thema Suizid nicht, sowas bespricht man in der Einzeltherapie.
Wenn es ihn aus der Bahn hauen sollte, wenn du Grenzen setzt, kannst du immer noch den Notruf oder den Krisendienst rufen und er muss als Notfall in die Klinik, ob es ihm passt oder nicht. Wenn er nicht damit umgehen kann, wenn es dir schlecht geht, muss er es lernen. Er ist kein kleines Kind mehr. Es kann nicht sein, dass er von dir vollstes Verständnis für alles fordert und du immer stark sein sollst, während er null Verständnis für dich hat und dich maßlos überfordert. Sowas ist nur egoistisch.

Ich würde klipp und klar Grenzen setzen:
- Essen wird bezahlt
- keine "Therapiegespräche" beim Essen, und wenn sie über nichts anderes reden können, dann sollen sie beim Essen den Mund halten
- Keine Gespräche über Suizid mehr in deiner Gegenwart
- keine Lügen und erfundenen Geschichten mehr vor anderen
... nur so als Beispiel.

Ich würde ihnen auch sagen, dass es unfair ist, dir zu sagen, du sollst sagen, wann es dir zu viel ist und gleichzeitig zu sagen, du wärst der einzige Halt und dann noch von Suizid reden.

Im Übrigen gibt es auch noch Hilfsangebote, die sie nutzen könnte, wenn sie im Alltag nicht klarkommt, wie z.B. Ambulant betreutes Wohnen oder eine Haushaltshilfe. Kann man mit den Diagnosen, die sie hat, alles beantragen (z.B. beim Sozialpsychiatrischen Dienst). Sowas würde ich auch mal vorschlagen. Es ist schließlich keine Dauerlösung, die dein Mann da praktiziert. Zumindest vor dem Sozialen Dienst muss man nichts verheimlichen. Die sind für solche Fälle ja da.

Am liebsten würde ich mal vorbeikommen und ihnen den Kopf waschen. Ich glaube, ich hätte da schon längst die Geduld verloren :oops: Aber wahrscheinlich ist das leichter gesagt als getan.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. Warum fällt deine Mutter aus dem Rollstuhl? Ist sie da nicht gesichert? Habt ihr einen Pflegedienst, der sich mit kümmert?

Du bzw. ihr habt so Recht mit euren Worten! Und es tut gut, dass ich auch Unterstützung bekomme. Ich werde immer als die Böse hingestellt, die diese Freundschaft zerstören will mit ihrer Eifersucht. Ich konnte es schon einige male nicht zurückhalten und meine Gefühle sind ausgebrochen. Und jedes mal hat es damit geendet, dass ich Angst hatte, dass er sich das Leben nimmt weil er sagt, dass ich nichts gutes für ihn will und das ich das alles nicht verstehe und das es immer nur um mich geht. Er erzählt mir von seinen "Vorbereitungen". Und droht mir dass er es schneller hinter sich bringt wie ich denken kann wenn ich die Polizei rufe. Es ist emotionale Erpressung. Aber ich habe keine Wahl. Ich will ihn nicht verlieren. Er sagt er hat keine Kraft für meine Themen. Ich hoffe ich kann mit seiner Therapeutin irgendwann darüber sprechen. Er sieht sich im Recht und mich als egoistisch an. Und ich weiß irgendwann selbst nicht mehr was ich denken soll. Es geht so viel auf und ab. Es gibt auch gute Momente oder normale Moment. Könnte ich über alle reden was mich beschäftigt, würde es nur noch diese schlimmen Situationen geben... ich mag seine Freundin aber mir ist das too much einfach. Zu intensiv weil ich dabei völlig auf der Strecke bleibe. Jetzt gerade ist er losgefahren weil sie ihren Exfreund zufällig getroffen hat und sie das getriggert hat. Er hat Angst um sie. Sie wollte vorher nicht reden und hat ihn weggeschickt. Jetzt fährt er einfach in der Gegend rum und sucht sie.. ich weiß nicht was ich davon halten soll. wir leben so viel nebeneinander, ich hätte gerne auch diese Aufmerksamkeit, auch wenn das wüst klingt... die Freundin hat einfach sonst niemanden, deswegen fühlt sich mein Mann verpflichtet. Ich bin aber halt auch da und will Quality Time zu zweit. Wie kann ich ihm das sagen, ohne das er ausrastet.

Wegen meiner Mama. Sie ist Mitte 60, übergewichtig, Psychose kommt dazu. Wenn sie sich vom Rollstuhl ins Bett oder auf Toilette rüberhebt fällt sie manchmal raus man muss ihr zurückhelfen, bei jeder Tags- und Nachtzeit.
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Hallo Urlaubsreif,
Urlaubsreif hat geschrieben: 14. Nov 2023, 23:25 Ich werde immer als die Böse hingestellt, die diese Freundschaft zerstören will mit ihrer Eifersucht.
:shock: Irgendwie scheint er nicht zu schnallen, wer in einer Beziehung Vorrang hat.
Urlaubsreif hat geschrieben: 14. Nov 2023, 23:25 Er erzählt mir von seinen "Vorbereitungen". Und droht mir dass er es schneller hinter sich bringt wie ich denken kann wenn ich die Polizei rufe. Es ist emotionale Erpressung.
Das ist echt gemein. Ich war echt schockiert, als ich das gelesen habe. Kein Wunder, dass du so fertig bist. Wende dich bitte, bitte, bitte selber an den Sozialpsychiatrischen Dienst oder an eine/n Therapeut/in und such dir Hilfe für DICH. Dass man damit droht, sich was anzutun, ist schnell im Affekt mal dahin gesagt. Aber was er dir da erzählt, ist unter aller Kanone. Wenn er schon nicht mit dir sprechen will, dann such dir bitte jemanden, mit dem du darüber wirklich reden kannst und wo du fundierte Hilfe bekommst!!
Hast du schon mal gegoogelt zum Thema "Umgang mit emotionaler Erpressung"? Vielleicht bekommst du dort auch gute erste Hinweise zum Umgang damit.
Urlaubsreif hat geschrieben: 14. Nov 2023, 23:25 Er sagt er hat keine Kraft für meine Themen.
Das kann ich verstehen. Aber es geht ja nicht nur um deine Themen. Du drehst dich ja ständig um ihn. Klar, natürlich auch, weil deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Aber ich denke, du könntest besser damit klarkommen, wenn er nicht immer wieder solche Aktionen abziehen würde wie, dass er ständig mit der Frau abhängt oder einfach davonfährt. Das sind ja seine Themen, mit denen er dir zusetzt (und die den meisten anderen im Normalfall auch zusetzen würden).
Ich glaube nicht, dass er dir im Moment deine Bedürfnisse nach Zweisamkeit etc. erfüllen kann. Es ist auch schwierig in einer Depression auf die Bedürfnisse anderer einzugehen. Warum er das bei der anderen Frau hinkriegt, weiß ich nicht. Vielleicht wirklich, weil er sich damit von seinen Problemen ablenken kann und weil sie die Krankheit auch kennt. Aber du musst nicht erst noch selber krank werden, um da durchsteigen zu können oder um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht kann man sein Verhalten durch irgendwas erklären, aber es ist trotzdem furchtbar.
Urlaubsreif hat geschrieben: 14. Nov 2023, 23:25 Jetzt gerade ist er losgefahren weil sie ihren Exfreund zufällig getroffen hat und sie das getriggert hat. Er hat Angst um sie. Sie wollte vorher nicht reden und hat ihn weggeschickt. Jetzt fährt er einfach in der Gegend rum und sucht sie..
Im Prinzip macht er das Gleiche, was du auch schon bei ihm gemacht hast. Vielleicht bringt es was, wenn du ihm da mal den Spiegel vorhältst und ihm sagst, dass es dir da auch so geht. Dass du das auch machst, weil du ihn liebst und dir Sorgen machst, und nicht, weil es nur um dich geht. Und wie es ihm ginge, wenn sie damit drohen würde, sich etwas anzutun. Aber keine Ahnung, ob das irgendwas bringt, so wie er drauf ist. :?
Urlaubsreif hat geschrieben: 14. Nov 2023, 23:25 Wegen meiner Mama. Sie ist Mitte 60, übergewichtig, Psychose kommt dazu. Wenn sie sich vom Rollstuhl ins Bett oder auf Toilette rüberhebt fällt sie manchmal raus man muss ihr zurückhelfen, bei jeder Tags- und Nachtzeit.
Das ist echt blöd. Da bist du dann ständig in der Hab-Acht-Stellung. Gibt es da keine Hilfsmittel, mit denen sie sich leichter rübersetzen könnte und wo sie nicht so leicht rausfällt? Wenn es da irgendwas gibt, was helfen könnte, versuch wirklich jede Hilfe zu kriegen. Ich kenne das von meinen Großeltern. Meine Oma ist manchmal nachts auch gestürzt und dann kamen die Nachbarn und haben bei meinen Eltern geklingelt, dass sie nach Hilfe ruft... bei jedem Anruf und jedem Türklingeln steigt der Adrenalinpegel und man kommt gar nicht mehr zur Ruhe. Vielleicht bringt der "Hausnotruf" was, denn du bist ja auch nicht immer ständig zuhause und erreichbar.

Such dir bitte wirklich jemanden zum Reden und zur Unterstützung. Deine Situation ist nicht einfach und du darfst das!

Liebe Grüße,
DieNeue
Bepinta
Beiträge: 1
Registriert: 17. Nov 2023, 16:35

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Bepinta »

Jquella hat geschrieben: 12. Nov 2023, 20:48 Hallo zusammen,

ich weiß ehrlich gesagt nicht so wirklich wie ich starten soll, da das Thema Depression nie ein Thema in unser beider Leben war und sie dennoch von jetzt auf gleich wie eine Bombe eingeschlagen hat.

Kontext Situation:
Es kam schleichend. Nach und nach hat mein Partner weniger Energie nach der Arbeit gehabt, ist teilweise schon um 19:30 Uhr auf der Couch eingeschlafen und war einfach platt. Wir dachten lange es wäre nur eine Phase, aber irgendwie änderte sich nichts. Dann kam im Oktober ein geplanter Urlaub nicht zu Stande und er ist stattdessen alleine einfach mal drauf losgefahren und hat sich 10 Tage treiben lassen. Kopf frei bekommen, Me-Time. Der Kontakt in der Zeit war abgeflacht und natürlich habe ich mir als Partnerin zuhause meine Gedanken gemacht. Es sind ja schon so Kleinigkeiten, wie dass man einfach wissen möchte, dass sein Partner grade gut in XY angekommen ist. Ziel der Auszeit war es für ihn herauszufinden, was grade mit ihm los ist – geklappt hat es nicht wirklich. Der nächste Ansatz war die psychologische Beratung, die er auch direkt durchgezogen und angenommen hat, teilweise sogar 2-3h die Woche, einfach weil er endlich verstehen wollte was mit ihm los ist. Allerdings wieder nur mit mäßig Erfolg, er hat jedoch gemerkt, dass er sich mehr und mehr selber den Druck macht mir gerecht werden zu müssen. Es war absolut kein Problem für mich, dass ich für uns abends gekocht habe, wenn er keine Kraft nach der Arbeit hatte – er hatte aber mehr und mehr für nichts mehr wirklich Energie. Irgendwann äußerte er den vagen Gedanken, dass er vielleicht ausziehen muss, damit er sich auf sich konzentrieren kann, sich weniger Druck macht und er wieder mehr in die Beziehung investieren kann. Natürlich war dies erstmal ein absoluter Schock für mich, ich habe dann eine Zwischenlösung vorgeschlagen und ihm im Alltag mehr Freiraum gegeben. Es war keine gezwungene Flucht vor ihm, ich habe ihm gerne nach der Arbeit und am Wochenende dann Zeit alleine zuhause gegeben. Im Gegenzug hat er es mit dem anderen Extrem versucht – viel mit Freunden sein und feiern. Guess what? Hat auch nicht geklappt. Er ist innerhalb von zwei Wochen mehr und mehr in ein Loch gefallen, aus dem er einfach nicht mehr heraus kam. So langsam kamen mir auch die Gedanken, dass es sich vielleicht wirklich um etwas ernsteres handeln könnte.
Freitag war es dann so weit. Er kam von der Arbeit nach Hause, war absolut fertig. Er wollte reden, ihm strömten direkt die Tränen, weil es ihm einfach so dermaßen schlecht geht und er nicht weiter weiß. Es kam bei der Beratung heraus, dass er wahrscheinlich an Depression leidet (das 1. mal in seinem Leben) und er hat die Woche drauf auch direkt einen Psychiater Termin. Ich bin hart gesagt die einzige Person, die ihm was bedeutet und er kann mir grade einfach nicht ansatzweise das geben, was ich verdiene. Der Druck, den er sich selber macht in dieser Beziehung funktionieren zu wollen und dass alles wieder so ist wie vor ein paar Monaten ist so stark, dass er ihn los werden muss, um sich nun auf sich konzentrieren zu können. Ergo, Trennung. Er sagt er braucht die Trennung, damit er in seinem Kopf keine Verpflichtungen mehr spürt und wenn man sagt „Pause“, dann erwartet das Gegenüber natürlich Antworten und Timings, die er einfach nicht geben kann. Es fehlt jegliche Weitsicht grade.



Es hat mir ehrlich gesagt das Herz zerrissen. Zu sehen wie schlecht es ihm geht und dass er einfach nicht weiter weiß, war schrecklich. Er ist ein absoluter Sonnenschein normalerweise und einfach der wunderbarste Mensch, den ich kenne. Ich habe nicht wegen mir geweint, sondern wegen ihm. Meine Tränen sind grade 100% ihm gewidmet, weil ich einfach möchte, dass es ihm besser geht und er Licht in das Chaos in seinem Kopf bringen kann. Und gleichzeitig fühle ich mich natürlich komplett hilflos und muss von jetzt auf gleich ohne meinen Lieblingsmenschen im Alltag auskommen.

Das Schlimme ist, dass sich zwei Menschen in den Armen lagen, die sich einfach so sehr lieben und die wunderbarste Beziehung überhaupt führen. Das klingt vielleicht super kitschig und unglaubwürdig, aber es ist wirklich so. Die Beziehung ist einfach gesund, es gibt keine Spielchen, es gibt keinen Streit. Sie ist harmonisch, liebevoll, super kommunikativ. Sie ist unterstützend in jeder Hinsicht und dennoch nicht einengend und jeder hat sein eigenes Leben. Wir hatten beide noch nie so eine Verbindung zu einem anderen Menschen, noch nie haben wir uns mit einer Person so gut, gesehen und einfach wohl gefühlt. Die Beziehung ist unser Safespace und nichts konnte sie erschüttern, sie ist stark. Bis jetzt. Er hat selber immer wieder betont, dass er das gar nicht möchte, aber grade einfach muss. Das Gespräch ging im Prinzip hauptsächlich dadrum, dass diese Beziehung alles ist was man sich je erträumt hat und es rational einfach gar keinen Sinn macht sie zu beenden, emotional er das aber grade irgendwie braucht und diese Beziehung schlichtweg momentan nicht so führen kann, wie es sein sollte. Ich denke, würden wir es weiter versuchen, würde die Beziehung irgendwann wahrscheinlich auf menschlicher Basis zerbrechen.



Nachdem ich jetzt mehrere Schicksale und Artikel zu Depression und Partnerschaft gelesen habe, kann ich das Bild und seine Gefühle deutlich besser verstehen – absolut normales Verhalten, jeder Artikel passt 100% zu dem was er mir als Empfinden geäußert hat aber nicht wirklich erklären konnte. Das gibt mir irgendwie Hoffnung und Halt, zudem habe ich nochmal mehr verstanden, dass es nicht mein Verschulden ist und ich habe dieses Urvertrauen, dass wir nachdem die Behandlung angeschlagen hat wieder zueinander finden werden. Nichtsdestotrotz ist es grade einfach sehr schwer für mich: ich möchte wissen wie es ihm geht, kann ihm aber nicht schreiben, da ich seinen Wunsch nach Abstand respektieren möchte und er Initiator sein muss. Ich habe ihm gesagt, dass er mich nicht verlieren wird, ich nirgendwo hin gehe und für ihn da bin wenn er mich braucht – möchte ihm damit aber nicht nachher dann doch wieder indirekten Druck machen. Ich werde nicht, nur weil es jetzt schwer ist, abhauen und die Flinte ins Korn werfen – ich werde da sein und kämpfen. Ich bin der starke Part, der Anker und die Beständigkeit. Das liegt zum einen an meinem Naturell, zum anderen habe ich einfach absolutes Vertrauen in ihn und die Beziehung.

Falls ihr tatsächlich bis hier hin gelesen haben solltet, dann werdet ihr gemerkt haben, dass ich das nicht als endgültige Trennung sehe (auch wenn er das für seinen Kopf so sehen muss). Im Prinzip ist es für mich keine klassische Trennung, sondern er ist auf „Genesungsurlaub“, sofern man das so nennen kann und so lange dieser auch dauern mag.

Hat jemand von euch vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich habe noch kein ähnliches Schicksal gefunden, in der die betroffene Person aus Liebe die Reißleine zieht und eine absolut gesunde und wunderbare Beziehung einfach Kollateralschaden der Krankheit ist. Ich fühle mich gerade einfach in der Schwebe, hilflos und habe trotz aller Rationalität und Vertrauen einfach auch Angst ihn dann doch komplett zu verlieren.

Macht es Sinn so stark festzuhalten? Er hat das erste Mal in seinem Leben eine depressive Episode und er möchte die Beziehung ja auch – aber gibt es überhaupt eine Chance danach wieder zu einander zu finden? Auf was muss ich mich einstellen (Dauer bis es besser wird, das Leben danach)?

PS: Ich bin mir bewusst, dass wir in einer absoluten Luxussituation stecken – wenn man das so sagen kann. Er möchte aktiv und intensiv dran arbeiten, hat dank finanzieller Mittel schnell einen Platz bekommen und es ist seine erste Episode, die nicht lange unbehandelt bleibt. Er hat ein liebevolles Zuhause und gesunde Beziehung, die auf ihn wartet.
Liebe Jquella

dein Text könnte 1:1 von mir sein. Würde mich sehr gern mit dir austauschen, habe versucht, dir eine Nachricht zu senden, sie bleibt aber leider im Postausgang hängen. Wenn du möchtest - magst du es mal versuchen mig einer PN an mich? Würde mich sehr freuen.

LG, Bettina
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

Bepinta hat geschrieben: 22. Nov 2023, 06:24
Liebe Jquella

dein Text könnte 1:1 von mir sein. Würde mich sehr gern mit dir austauschen, habe versucht, dir eine Nachricht zu senden, sie bleibt aber leider im Postausgang hängen. Wenn du möchtest - magst du es mal versuchen mig einer PN an mich? Würde mich sehr freuen.

LG, Bettina
Hey! Habe dir per PN geantwortet, hängt aber auch im Postausgang fest. Vielleicht dauert es einfach ein wenig bis es rausgeht :)

LG
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

Die pn hängt solange im Postausgang, bis sie der andere gelesen hat. Sprich, wenn sie aus dem Postausgang weg ist und im Gesendet-Ordner gelandet ist, wisst ihr auch, dass der andere sie gelesen hat.

Liebe Grüße!
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob es jemanden interessiert, aber da es ja doch recht viele Beiträge zu meinem Eintrag gab, wollte ich gerne ein kleines Update geben:

Wir haben bis jetzt meistens 4/5 Tage keinen Kontakt und dann meldet er sich – wir sehen uns kurz darauf. Die Treffen werden tatsächlich immer mit dem Vorwand ausgemacht “er bräuchte Sachen aus der Wohnung”. Letztendlich gibt er dann aber selber zu, dass er eigentlich nicht wirklich was brauchte😄

Das erste Treffen war sehr schön. Er selber war nicht wirklich gut drauf und hat kaum geredet, der Fokus lag eindeutig auf körperlicher Nähe. Man hat gemerkt wie sehr wir uns lieben, dass wir uns einfach vermissen und irgendwo auch brauchen (keine Abhängigkeit damit gemeint!). Wir haben uns gegenseitig Halt gegeben und es war schön zu sehen, dass wir noch “wir” sind. Ich wurde teilweise so feste gedrückt, dass ich nur schwer Luft bekam. Er hat sich mehrmals bei mir entschuldigt, dass unsere momentane Situation ist wie sie ist – aber gleichzeitig auch mehrmals bedankt und wertgeschätzt, dass ich dennoch so für ihn da bin. Hier und da habe ich auch ein kleines Lächeln bekommen, wenn er mich angesehen hat und wir waren einfach sehr froh uns zu haben. Auch nochmal ein Indiz für mich, dass diese Trennung zwar für die Konzentration auf die Genesung notwendig ist, allerdings die Beziehung an sich dennoch gewollt ist.

Das zweite Treffen vor ein paar Tagen war anderer Natur, der Fokus lag auf Gesprächen und es war auch aufgrund von Zeitdruck kürzer. Wie auch während “den guten Zeiten”, war die Kommunikation sehr offen, ehrlich und transparent. Er hat mir von der ersten Psychiater Stunde, seinen Gefühlen und generellen Themen erzählt. Wir haben über unsere Ängste gesprochen und sie uns gegenseitig genommen. Auch wenn das körperliche im Gegensatz zum ersten Treffen weniger war – wir waren verbunden und es war einfach schön, dass wir weiterhin so offen reden können. Das hat er mir nach den Treffen auch nochmal per Nachricht von seiner Seite aus gesagt. Hier und da habe ich auch ein paar Mal ein Lächeln geschenkt bekommen und wir haben uns tatsächlich sehr verquatscht und die Zeit vergessen. Auch hier wieder: wir sind noch “wir”, wenn auch grade auf Sparflamme.

Nächste Woche bezieht er seine neue Wohnung, ganz ausziehen wird er hier aber glaube ich dennoch nicht. Auch wenn er drüber spricht ist ganz klar – er sieht die Wohnung selber nur als temporär und macht sich mehr Gedanken drum wie er die neuen Möbel nach Auszug wieder los wird, als darum dass die Wohnung schön werden soll. Auch was die Möbel in unserer gemeinsamen Wohnung angeht, hat er in seinen Überlegungen von vornherein eingeplant wie wir das handhaben, wenn sich die Situation wieder ändert. Es wäre ja absolut in Ordnung gewesen, wenn er das gar nicht bedacht hätte und war hatte auch nicht mit gerechnet ehrlich gesagt. Auch wenn er mir vielleicht momentan noch nicht mit klaren Worten sagen kann “ich komme wieder, wir schaffen das”, ist sein Verhalten bzgl. Auszug, Treffen, Möbel etc. doch schon ein kleiner Hinweis darauf, dass er den Gedanken zurück nach Hause zu kommen doch noch nicht aufgegeben hat.
Ich denke der neue Rückzugsort ist für ihn einfach sehr wichtig, denn momentan tingelt er von Freund zu Freund und kommt nicht wirklich zur Ruhe.

Die Tage ohne Kontakt sind natürlich absolute Folter für mich, aber da muss ich jetzt einfach durch. So schwer es auch ist, ich bin mir sicher, dass die Entscheidung des räumlichen Abstands wirklich die beste war – wir sind beide sehr empathisch und hätten uns auf Dauer sicherlich gegenseitig runtergezogen + der Druck mir geben zu wollen , was er allerdings aktuell nicht geben kann, ist einfach zu groß. Die Treffen helfen mir sehr den Fokus nicht zu verlieren und weiterhin an meiner positiven Einstellung und Hoffnung festzuhalten. Das Vertrauen, dass wir diese schwere Zeit individuell, aber auch zusammen, schaffen ist immer noch da und es ist wert daran festzuhalten.

..und wer weiß? Vielleicht gibt es ja wirklich irgendwann ein Happy End und es zahlt sich aus, dass ich eben nicht einfach sage “Trennung ist Trennung”, weiterhin für ihn da bin und wir werden wieder komplett zueinander finden🤍
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von bvs »

Ich drück euch die Daumen!
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Hi Jaquella,

ich finde es echt toll, dass ihr so gut miteinander reden könnt.

"Er sagt er braucht die Trennung, damit er in seinem Kopf keine Verpflichtungen mehr spürt und wenn man sagt „Pause“, dann erwartet das Gegenüber natürlich Antworten und Timings, die er einfach nicht geben kann"
Das kann ich total nachvollziehen. Manchmal liegt es wirklich dran, wie man es benennt. Ich habe z.B. auch jahrelang keine festen Termine ausmachen können, weil es mich gestresst hat, dass ich jede Woche an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Urzeit etwas machen muss. Meine Betreuerin und ich machen deshalb unsere Termine immer in der Woche davor aus und sind da recht flexibel. Allerdings nehmen wir sehr oft die gleichen Termine und im Prinzip könnten wir gleich sagen, wir machen einfach einen festen Termin^^ Aber es ist für mich einfach viel entspannter so.
Wenn man sagt, man hat eine Beziehung, ist da auch ein bestimmtes Bild drangeknüpft, auch nach außen hin zu anderen. Wenn man eine Beziehungspause macht, genauso. Dann wird nachgefragt, wie lange noch, warum, weshalb... Wer sich "trennt", hat das nicht mehr und es ist weniger Druck. Aber vielleicht kommt ihr auch wieder zusammen, ohne dass das große Schild "Beziehung" drüber hängt, ganz ohne Druck und ohne Konventionen. Es kann auch wieder schön werden!

Liebe Grüße und alles Gute,
DieNeue
hopstobs
Beiträge: 89
Registriert: 17. Jul 2023, 14:28

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von hopstobs »

@DieNeue: Irgendwie klingt das dann aber wie Freundschaft Plus, unverbindlich, ein Bedürfnis nach Sicherheit stillt das nicht unbedingt. Für mich wäre das kein tragbarer Zustand. Man muss ja auch bedenken wie es auf der anderen Seite auf Dauer wirkt und wie es klingt ist da auch Leid in der Zeit wo der Partner nicht da ist. Auch ist man hier schon wieder im Thema Bindungsangst, was ich ja immer gerne anbringe, wenn es keine stabilen Verhältnisse gibt :-)
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Ne, so meinte ich das nicht. Es geht nicht darum eine unverbindliche Beziehung zu schaffen, sondern darum Vertrauen zu haben, dass die Beziehung wieder was wird und es irgendwann wieder mehr Verbindlichkeit gibt, ohne dass man ständig irgendein Label draufkleben muss und ständig den Beziehungsstatus klären muss. Das macht Druck. Wenn man keinen Druck ausübt, kommt man bei Depressionen weiter - meine Erfahrung.
Bei Depressionen gibt es generell wenig Sicherheit, für keine Seite. Das ist auch mit das Schwierige an der Krankheit.
Aber meine Erfahrung ist, dass es auch wieder besser wird, dass z.B. bei mir fixe Termine auch wieder möglich werden, ohne Stress oder einen Nervenzusammenbruch auszulösen, und sich das Leben langsam wieder normalisiert. Aber das klappt ohne Druck und Zwang besser als mit.

Ob das Ganze wirklich was mit Bindungsangst zu tun hat, kann ich nicht sagen, da kenne ich mich nicht aus. Für mich hat das Thema viel mit Druck und Erwartungen zu tun.

Bei dem Thema Sicherheit könnte man jetzt übrigens das Gleiche sagen wie ihr im anderen Thread geschrieben habt mit dem Spiegel. Man erwartet, dass der andere das Bedürfnis Sicherheit erfüllt. Aber ist da wirklich nur der andere dafür zuständig? Braucht es da nicht auch Vertrauen in den Anderen?
hopstobs
Beiträge: 89
Registriert: 17. Jul 2023, 14:28

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von hopstobs »

Im Prinzip bestätigst du damit, dass man in einer Depression beziehungsunfähig ist. Die Problematik ist ja, dass der andere Part an einer Beziehung interessiert ist und diese auch wünscht. Wie lange soll man warten und dieses Hin- und Her mitmachen? Irgendwann ist die eigene noch verbleibende Lebenszeit auch ein limitierender Faktor, das wird einem umso stärker bewusst, wenn man viel zu frühe Todesfälle in der eigenen Familie oder im Freundeskreis erlebt.
Und wie soll Vertrauen entstehen, wenn das was von der Beziehung noch bleibt geprägt ist von wechselnder Stimmung, mangelnder Zuverlässigkeit, fehlende Absprachen sowie Rückzug? Vertrauen bedeutet ja gerade eben, sich sicher sein, dass es schon gut wird, so gefestigt ich war, sehe ich wie das über die Zeit erodiert.
Ist es dann selbst schon zu viel Druck in dieser Zeit Exklusivität weiter einzufordern oder diese aufzuheben? Eine Beziehung in der Schwebe macht einen kaputt, eigentlich handelt es sich hier um eine On-Off-Beziehung.
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von DieNeue »

Ich bestätige hier gar nichts.
Ob jemand beziehungsfähig ist oder nicht, muss das Paar selber entscheiden.
Ich kann hier nur erklären, wie es für mich mit dem Umgang mit Druck und Erwartungen ist und dass das auch wieder besser werden kann. Wie lange das bei jedem dauert, keine Ahnung.
Ich finde, die meisten Beziehungen hier benötigen eine Therapie, so kaputt wie sie schon sind. Aber das machst du ja, glaube ich, eh schon.

Aber ich bin hier mal raus. Ich möchte nicht, dass man jedes meiner Worte auf die Goldwaage legt und daraus irgendwelche allgemeinen Regeln ableitet.
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

hopstobs hat geschrieben: 24. Nov 2023, 11:46 Im Prinzip bestätigst du damit, dass man in einer Depression beziehungsunfähig ist. Die Problematik ist ja, dass der andere Part an einer Beziehung interessiert ist und diese auch wünscht. Wie lange soll man warten und dieses Hin- und Her mitmachen? Irgendwann ist die eigene noch verbleibende Lebenszeit auch ein limitierender Faktor, das wird einem umso stärker bewusst, wenn man viel zu frühe Todesfälle in der eigenen Familie oder im Freundeskreis erlebt.
Und wie soll Vertrauen entstehen, wenn das was von der Beziehung noch bleibt geprägt ist von wechselnder Stimmung, mangelnder Zuverlässigkeit, fehlende Absprachen sowie Rückzug? Vertrauen bedeutet ja gerade eben, sich sicher sein, dass es schon gut wird, so gefestigt ich war, sehe ich wie das über die Zeit erodiert.
Ist es dann selbst schon zu viel Druck in dieser Zeit Exklusivität weiter einzufordern oder diese aufzuheben? Eine Beziehung in der Schwebe macht einen kaputt, eigentlich handelt es sich hier um eine On-Off-Beziehung.
Hallo hopstobs,

ich habe mich bei deinem ersten Kommentar schon zurückgehalten, aber irgendwann ist auch mal genug. Ich verstehe nicht so wirklich wieso du meine Beziehung unbedingt in ein schlechtes Licht rücken möchtest, denn a) kennst du sie nicht und b) ist jede Beziehung und Depression anders. Wenn du schlechte Erfahrungen gemacht hast, dann tut mir das sehr leid, aber wieso dann jegliches positive einer anderen Situation direkt ins Negative ziehen? Zu behaupten, dass mein Partner Bindungsangst wegen einer unstabilen Situation hat und unsere Beziehung angeblich ungesund ist, ist wirklich dreist und absolut unberechtigt.

Weder gibt es bei uns eine Abhängigkeit, noch mangelndes Vertrauen, schlechte Kommunikation, fehlende Zuverlässigkeit, Nicht-Exklusivität oder ist es eine On-Off-Beziehung. Wir sind immer noch „wir“, nur auf Sparflamme grade. All die oben genannten Werte sind immer noch zwischen uns vorhanden und genau das ist, was diese Situation vllt. auch ein wenig von anderen abgrenzt. Trennung heißt eben nicht immer schwarz oder weiß. Ja, es geht meinem Partner schlecht – aber dennoch möchte er diese Beziehung ja noch, er kann diese nur aktuell einfach nicht. Wenn man zusammen seinen Alltag teilt, dann sind die kleinsten und selbstverständlichsten Dinge einfach aktuell zu viel. Da er mir diese aber unbedingt geben möchte und es nicht kann, entsteht selbstgemachter Druck. Warum kann er das nicht? Weil er sich auf sich fokussieren und das Chaos in seinem Kopf verstehen und entwirren muss. Es ist das erste Mal, dass er so etwas verspürt und natürlich ist die Verwirrung dann umso größer.

NATÜRLICH entsteht Leid, wenn von jetzt auf gleich dein Partner wegfällt – man vorher noch einen unbeschwerten Alltag geführt hat. Menschen sind keine Steine und ich denke es ist auch absolut normal, dass man in dieser Situation Trauer und Schmerz fühlt.

@DieNeue: Danke für die Einschätzung/Erklärung bezüglich des Drucks :) Es hilft sehr das Ganze nochmal zu verstehen, denn so etwas ist ja auch immer sehr individuell. So wie du es beschreibst, passt es recht gut auf meinen Partner. Er sagt selber von sich, dass er wieder Dinge unbeschwert von sich aus und gerne machen möchte, statt den Druck zu verspüren zb. irgendwo hingehen zu „müssen“. Auch das mit dem Label finde ich einen stimmigen Ansatz, denn Druck von außen ist glaube ich das Letzte was man in der Situation noch gebrauchen kann.

LG
Zuletzt geändert von Jquella am 24. Nov 2023, 15:44, insgesamt 1-mal geändert.
Jquella
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2023, 14:17

Re: Beziehung Kollateralschaden der 1. Episode

Beitrag von Jquella »

bvs hat geschrieben: 23. Nov 2023, 14:11 Ich drück euch die Daumen!
Dankeschön! 💙
Antworten