Ich möchte die Krankheit verstehen

[Mein Bruder]

Hi Maxegon,
ich glaube, das ist schon der Fall.
Nur meinen Bruder habe ich nicht erreicht.

[Maxegon]

Nur meinen Bruder habe ich nicht erreicht.

Bestimmt erreichtest du deinen Bruder, Alkoholiker sind ja nicht per se minderbemittelt.
Nur wenn sie nicht wollen bzw. zu willensschwach sind ... es ist doch viel einfacher, sich immer wieder in die "Traumwelt" zu begeben, sich zu betäuben, nichts zu tun, als all die Schmerzen (sein eigenes Unvermögen) auszuhalten.

[Mein Bruder]

Ja, das macht es auch so schwer für mich.
Manchmal hat er mir ja auch recht gegeben, wenn ich einen Ausweg für ihn sah. Aber da war dann zuviel Alkohol im Spiel, der ein klares Denken nicht mehr ermöglichte.
Er war wirklich nicht minderbemittelt, das stimmt.
Ist das wirklich zu so einem großen Anteil Willensschwäche? Ich dachte immer, dass da andere Faktoren ausschlaggebender sind.
Aber eigentlich hatten wir das Thema ja auch schon. Ist nun mal sehr komplex.
Ich denke ganz viel an ihn und auch immer noch mit Weinen, aber es wird schon werden.

[Maxegon]

Willensschwäche ... ein viel interpretiertes Wort, wenn man nicht will, ist man dann ziellos, perspektivlos, zornig, trotzig oder ???
Bestimmt von jeden ein bisschen.

Du machst dich unnötig fertig und zerbrichst dir den Kopf mit "hätte, was wäre gewesen, wenn ..." u s w..

Das Kapitel "dein Bruder" oder mein Vater ist geschlossen, da kann man nichts mehr ändern.

Für die Lebenden kannst du etwas tun, auch für dich ... bevor auch diese Kapitel irgendwann mal enden.

[Mein Bruder]

Ja, stimmt.
Hat die Trauerrednerin ja auch gesagt: dass wir noch da sind und um uns und umeinander kümmern sollten.
Daran muss ich öfter mal denken.

Guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr wünsche ich Dir. Gesundheit vor allem.

Liebe Grüße
K.

[Suchende2]

Hallo Mein Bruder,

ich denke, Du hättest nichts anders machen können. Du hast Dir Gedanken um Deinen Bruder gemacht, ihm Hilfe angeboten, warst für ihn da.

Er konnte oder wollte die Hilfe nicht annehmen.
Er war nicht in der Lage Dir zu sagen, was er als Hilfe benötigt.
Dein Bruder ist für sein Leben verantwortlich, nicht Du.

Es ist gut, wenn man emphatische Menschen auf seinem Lebensweg hat. Egal, wie das Leben verläuft. Und das hatte Dein Bruder.
Es war die Entscheidung Deines Bruders.
Du wirst niemals herausfinden, wovor er so viel Angst hatte, warum er keine Hilfe annehmen konnte, was der Grund war.
Du kannst aber für Dich entscheiden, daß Du, falls Du jemals in eine ähnliche Verfassung kommen solltest, Dir Hilfe suchst und versuchst diese auch anzunehmen.

Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg,
Suchende

[Mein Bruder]

Liebe Suchende,

vielen lieben Dank - das tut gut.

Ja, das weiß ich genau: dass ich mir Hilfe holen würde.

Ich wünsche Dir auch alles erdenklich Gute.

Viele liebe Grüße