Partner, aber doch Alleinerziehende

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FroschFledermaus
Beiträge: 1
Registriert: 29. Aug 2023, 21:54

Partner, aber doch Alleinerziehende

Beitrag von FroschFledermaus »

Hallo,
ich bin noch nicht lange in der Gruppe dabei, aber habe schon lange mit dem ganzen zu kämpfen.

Mein Mann mit dem ich jetzt schon 10 Jahre zusammen bin und davon 5 verheiratet, ist seit ca 3 Jahren depressiv. Das ganze kam in der Corona Zeit, vermutlich haben es die ganzen Veränderungen die wir in der Zeit erlebt haben dies ausgelöst. Wir sind in der Zeit von der Stadt aufs Land gezogen. Wir haben ein Kind bekommen. Bei seinem Job kam erst die Kurzarbeit, dann das Homeoffice und danach die Insolvenz der Firma. Er ist zwar irgendwann zu einem Arzt hin gegangen der ihm seit dem regelmäßig Antidepressiva verschreibt, aber das wars auch. Das Problem ist, daß es ihm als Belastungsdepression diagnostiziert wurde, vom Gefühl her ruht er sich aber auf der Diagnose aus.
Als unser Kind 1,5 Jahre alt war, habe ich wieder auf teilzeit wieder angefangen zu arbeiten. Das Kind war für 4 Stunden bei der Tagesmutter. Es war mit ihm als ich Schwanger geworden bin die Absprache, das wir beide teilzeit Arbeiten und uns so den Tag teilen bezüglich Kind Betreuung. Nach dem die Firma wo er gearbeitet hatte Insolvent gegangen war, hatter er sich von seinem damaligen Chef überreden lassen das er für ihn als selbstständiger arbeitet (wie zu erwarten ist das auf Dauer eskaliert). Er hat vom zuhause aus gearbeitet und ich hatte alle zwei Wochen drei Tage spätschicht (bis 18:30) und alle zwei Wochen einen Samstag. An dem Tagen ist es ständig zwischen den beiden eskaliert. Standort wurde es dann leider auch, das er das Kind in der Zeit vor den Fernseher gesetzt hat. Durch das ganze ist es inzwischen so das unsere Kind bei ihm nur Fernseher schauen will und er dann mit solchen Aussagen kommt "ich bin ja nur gut genug um ihr das und das anzumachen". Inzwischen geht das Kind in den Kindergarten und seine Selbstständigkeit ist auch nicht mehr, also alles Faktoren die er als seine "Belastung" gesehen hat...

Vom Gefühl her muss ich alles leisten können, immer parat sein, alles ausgleichen und wenn ich selber nicht mehr kann stehe ich alleine da...
Grateful1
Beiträge: 9
Registriert: 17. Okt 2023, 08:07

Re: Partner, aber doch Alleinerziehende

Beitrag von Grateful1 »

Hallo FroschFledermaus,

Deine Situation hört sich sehr belastend an und ich denk ich kann da auch nicht groß mitreden. Aber das Gefühl, ständig funktionieren und die Sachen die der Partner nicht schafft alleine ausgleichen zu müssen kenn ich (aber ohne Kind). Mit Kind ist das bestimmt nochmal härter für dich.
Lass dir eins gesagt sein: Du bist nicht allein! Wir denken oft, dass unser Partner auch mal für uns da sein sollte. In einer gesunden Beziehung ist das sicherlich auch ein "Standard" den viele voraussetzen. Durch die Depression ist aber nichts mehr normal und es herrscht ein großes Ungleichgewicht.
Du musst das nicht ausgleichen, erst recht nicht wenn du selbst nicht mehr kannst und merkst du bist an deiner Grenze. Ich kann dir nicht sagen ob dein Partner sich ausruht oder nicht. Vllt ist es nur eine Vermutung von dir, vllt gibt es aber wirklich Tage an denen er es tut, und Tage an denen er durch die Depression wirklich nicht kann. So Aussagen wie "Ich bin ja nur gut genug um..." interpretiere ich persönlich so, dass die Personen in solchen Situationen garnicht mehr wirklich rational denken können und ihr "Negativblick" hervor kommt.
Das was du machen kannst: Löse dich gedanklich von deinem Partner und den dadurch entstandenen Aufgaben. Schaue dir dein Netzwerk an, hast du Freunde, Familie die für dich da sein können? Die dir bei eurem Kind oder dem Haushalt helfen können? Habt ihr das Budget für eine Nanny, oder eine Haushaltshilfe? Es muss ja nicht jeden Tag sein, sondern dann wenn du merkst dass es dir reicht. Musst du wirklich alles auffangen, oder darf auch mal was liegen bleiben? Wenn es dich stört mit dem Fernseh dann verhandel mit deinem Partner und deinem Kind Fernsehzeiten und setz eine Grenze - zur Not nehm die Fernbedienung mit damit sich auch wirklich dran gehalten wird und dein Partner dazu "gezwungen" wird sich mit eurem Kind zu beschäftigen.
Es ist meiner Meinung nach angebracht, dass auch du dich selbst bemitleidest und über die Situation/Entwicklung trauerst. Das ist ja auch alles blöd für dich. Und sicher wehrt sich in dir etwas nach dem Motto "ich will und kann nicht mehr". Fühl das durch, Bau dir Brücken, sei liebevoll mit dir selbst und sag dir "ich muss auch nicht, ich gebe Aufgabe XY wieder ab", nehm dir zeit für dich - ob zum weinen oder etwas schönes zu machen.
Die größte erste Aufgabe ist vermutlich erstmal die Akzeptanz, dass alles nicht mehr so ist wie vorher und wie man es abgesprochen und/oder sich ausgemalt hatte. Das ist sehr schwer und wird nicht immer klappen, aber danach wird sich weiteres ergeben.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße,
Grateful
Bittermandel
Beiträge: 2271
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Partner, aber doch Alleinerziehende

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Froschfledermaus

Ich als Betroffene kann nur sagen auch dein Mann hat Pflichten als Ehemann und Vater. Das immer die Depression herhalten muss was einer alles nicht kann und will kann ich nicht verstehen. Manchmal ist kein Partner und das Kind alleine großziehen die bessere Alternative als so ein Hickhack. Ich weiß wovon ich rede ich habe mein Kind trotz schwerer Depression alleine groß gezogen.

Aber ich würde so ein Ehetheater nicht mehr mitmachen. Seine Krankheit seine Verantwortung. Du gehst irgendwann auf dem Zahnfleisch. Das würde ich mir sehr gut überlegen.

Liebe Grüße Bittermandel
Zuletzt geändert von Bittermandel am 10. Nov 2023, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
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