Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

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jazzbastard234
Beiträge: 3
Registriert: 13. Okt 2023, 12:28

Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von jazzbastard234 »

Hallo zusammen,

ich befinde mich gerade in einer wiederkehrenden depressiven Episode und mir geht es psychisch zurzeit sehr schlecht. Fühle mich nur noch erschöpft und habe kreisende Gedanken, wie es jetzt weitergehen soll für mich. Von meinem Psychiater habe ich eine (Akut-) Überweisung zu einem stationären Krankenhausaufenthalt bekommen. Nach einjähriger „guter Phase“ bin ich nun wieder für vorerst 4 Wochen krankgeschrieben aufgrund meiner Depression. Ich bin Vater von drei kleinen Kindern (Kita- und Schulater), meine Frau ist selbstständig und muss sehr viel arbeiten. Jetzt bin ich das erste mal an dem Punkt mich voll und ganz meiner Erkrankung und ihren Ursachen widmen zu können und stelle mir viele Fragen.

Gibt es Erfahrungen eurerseits, ob es sinnvoller ist, in eine Tagesklinik zu gehen, oder stationär?

Die Tagesklinik hat aus meiner Sicht den großen Vorteil, abends zu Hause bei den Kindern zu sein, meine Frau zu unterstützen und vielleicht die „neuen Erkenntnisse“ in den Alltag integrieren zu können. An meinem Wohnort gibt es eine Tagesklinik für Psychiatrie und psychosomatische Medizin.

Danke für eure Antworten,

bleibt zuversichtlich!
Mayana
Beiträge: 284
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von Mayana »

Hallo,

Ich finde es kommt ein bisschen auf die persönliche Situation an. Ich kenne Leute, die sagen stationär ist das Beste, weil sie da mal aus ihren problematischen Verhältnissen rauskommen und sich nur um sich kümmern können.
Mir hat der stationäre Aufenthalt nicht zugesagt, weil mein soziales Umfeld meine Stütze und mein Lichtblick sind und ich eher denke, dass ich besser damit fahre, Probleme nicht wochenlang zu umschiffen sondern den Alltag zu trainieren und wie ich mit Problemen im Alltag umgehen kann- also das was du auch zum integrieren schreibst.
jazzbastard234
Beiträge: 3
Registriert: 13. Okt 2023, 12:28

Re: Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von jazzbastard234 »

Danke für deine Antwort, Mayana.

Eigentlich bräuchte ich mal richtig Abstand von all den Sorgen und Ängsten, die sich natürlich mit so einer Krankheit auch auf mein ganzes Umfeld übertragen. Meine Familie (den Kindern habe ich gesagt, dass der Papa krank ist) und meine Frau hat Verständnis, dass der Weg der Gesundung und dem zurückfinden ins Leben, ein langer und schwerer werden kann. Ich habe am Montag wieder Therapiesitzung bei meiner Psychotherapeutin, bei der ich nun ein halbes Jahr lang in Therapie bin. Ich werde Sie nochmal um Rat bitten, mein Gefühl sagt mir aber gerade, dass ich schon Angst vor der »geschlossenen« habe (tief durchatmen).

Ich glaube auch, da ich schon einige Auslöser (hat in meiner Kindheit angefangen - einige werden das vielleicht kennen) zusammen mit meiner Therapeutin er - und verarbeitet habe. Jetzt muss ich Stabilität, Akzeptanz und vor allem wieder Struktur für mich selbst und meiner Familie gegenüber bekommen. Ich bin wahrscheinlich gerade erst am Anfang - stelle mir eine stationäre eben so vor, dass man nicht täglich „intensiv“ Therapie hat, sondern sich das auf mehrere Tage verteilt. Die meiste Zeit ist man sich selbst überlassen. Um zunächst mal richtig „Abzuschalten“ könnte ich die ersten Tage in der Tagesklinik vielleicht auch mit ausruhen, ankommen und Entspannung verbringen. Aber vielleicht ist es ja auch ganz anders. Gibt es da Erfahrungen von euch?

Danke, und ich bin gerade ein bisschen Stolz darauf, diese Sätze und meinen ersten Post im Forum geschrieben zu haben. :hello:

Viele Grüße
Allegretto
Beiträge: 181
Registriert: 5. Nov 2019, 18:15

Re: Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von Allegretto »

Hallo jazzbasrard234,
Ein stationärer Klinikaufenthalt in einer psychosomatischen Klinik ist nicht dasselbe wie ein Aufenthalt in einer Akutpsychiatrie. Und Akutpsychiatrie heißt nicht automatisch "geschlossene".
LG
HeMe65
Beiträge: 9
Registriert: 9. Nov 2023, 10:12

Re: Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von HeMe65 »

Moin,
Ich kann den Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik nur empfehlen. Du kommst raus aus dem Alltag, lebst wie in einer Blase und hast Dich anhand des Behandlungsplanes nur um Dich selbst zu kümmern. Dazu der intensive Austausch mit den Mitpatienten.
Für mich war es die beste Entscheidung, die ich bezüglich meiner Krankheit getroffen habe.
MWs65
Beiträge: 75
Registriert: 24. Okt 2023, 15:35

Re: Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von MWs65 »

Hallo zusammen,

das Thema interessiert mich ebenfalls, denn aktuell geht es mir schlecht und mein Psychoterapeuth ist krank. Ich fühle mich ziemlich allein und habe den Gang in die Psychiatrie zum ersten Mal sehr ernsthaft erwogen. Allerdings habe ich eine liebevolle Frau, die mich sehr unterstützt. Ohne Sie wäre ich zweifellos schon in der Psychiatrie. Sie nicht täglich zu sehen, würde mich sehr belasten.

Allerdings bin ich eine Eule, also ein Nachtmensch - das war ich schon immer. Das habe ich von meinen Eltern geerbt, und das war auch schon in meiner ziemlich glücklichen Kindheit zur Schulzeit und darüber hinaus so. Inzwischen bin ich 58 und werde mich diesbezüglich wohl auch nicht mehr ändern. Für mich ist ein stationärer Aufenthalt der Horror. Wenn um 06:30 die Nachtruhe endet, weil es um 07:00 Uhr Frühstück gibt und um 08:00 Uhr die Visite kommt, bin ich nicht zu gebrauchen, geschweige denn zugänglich für eine Therapie, egal welcher Art. Im Gesprächskreis um 09:00 Uhr würde ich sehr wahrscheinlich im Sitzen einschlafen oder zumindest nichts mitbekommen.

Nebenbei: Schlafprobleme habe ich eigentlich nicht. Ich schlafe auf dem Beifahrersitz, wenn meine Frau uns bei Tempo 120 km/h in den Urlaub fährt.

Also schreckt mich nicht die Methodik einer Psychiatrie sondern der Tagesablauf, der meinem Schlaf- und Wach-Rythmus völlig entgegen steht. Bringt mir das dann was? Gibt es Psychiatrie für Eulen?!

Gruß in die Nacht
MWs65
It's a Blues-Thing.
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Tagesklinik oder stationär in Psychosomatischer Klinik

Beitrag von Gardi »

Hallo jazzbastard234,

ich war von Mai bis August stationär in einer psychosomatischen Klinik. War für mich auch das erste Mal. Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Der Tagesablauf und die Therapien haben mir sehr viel Struktur gegeben. Anfangs war das Ganze für mich sehr schwierig aber ich habe alles durchgezogen.

Rückblickend betrachtet, war es die Beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Hört sich vielleicht übertrieben an, aber mir hat der Aufenthalt dort irgendwie das Leben gerettet. Was den Therapiealltag betrifft, der ist schon nicht ohne. Man hat zwischendurch auch mal bisschen Leerlauf zwischen den Therapien aber grundsätzlich ist der Tag vollgepackt. Kommt natürlich drauf an, was man zusätzlich noch für Therapie oder Gruppen bekommt. Am Ende der drei Monate war ich echt traurig, dass ich wieder gehen musste. Es hat ne Weile gedauert, bis ich wieder zu Hause "angekommen" bin aber das legt sich. Ist ja auch bei jedem unterschiedlich.

@MWs65
Es gibt einen Unterschied zwischen psychosomatischer Klinik und Psychiatrie. Das hat Allegretto schon treffend beschrieben. Was den Tagesablauf betrifft, muss man dann natürlich in den sauren Apfel beißen, wenn du dich für eine stationäre Therapie entscheidest. Vielleicht hilft Dir die Tagesstruktur aber auch. Wäre zumindest eine Überlegung wert. Für mich klingt das bei Dir sehr nach einem sehr ungesunden Schlafrhythmus. Vielleicht ist das eine Chance das zu verändern?!

Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!

LG Gardi
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