Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Bine09
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Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Bine09 »

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich über die Jahre hinweg ganz schön zurück gezogen und isoliert und möchte gerade beginnen, das wieder zu ändern. Habt ihr Tipps und Erfahrungen, was dabei hilft und wie ich das am besten angehe? Alte Kontakte reaktivieren ist mir nur sehr begrenzt möglich und "neue Hobbies" einleiten steht zwar schon als Plan auf der Agenda, aber aktuell bekomme ich meinen mäßig depressiven Hintern noch nicht so recht hoch. Zudem steht ein Umzug/Ortswechsel an. Online Platformen, bei denen sich gut Freundschaften schließen lassen, kenne ich keine...und Dating wäre gerate wirklich nicht das Richtige für mich.

Freue mich über Ideen und Erfahrungen.
Matthias 31
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Matthias 31 »

Hallo du Liebe,

ich habe mich auch Isoliert und Freundschaften habe ich leider gar keine mehr. Würde mich sehr freuen wenn wir uns austauschen :)

Liebe Grüße
Matthias
Maxegon
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Maxegon »

Bine09 hat geschrieben: 19. Okt 2023, 17:45
ich habe mich über die Jahre hinweg ganz schön zurück gezogen und isoliert und möchte gerade beginnen ...
Hallo Bine09,

wo trifft man andere Menschen?
Wo trifft man Menschen mit ähnlichen Interessen?
-> genau dort würde ich beginnen!

Es gibt auch Datingportale, wo sich nicht nur Paarungswillige herumtreiben, doch dazu muss man sie erstmal kennen lernen. Man merkt doch sehr schnell, wer wie tickt.
Ich bewegte mich ein paar Jahre auf einem dieser kostenlosen Portale, sicher waren da auch diverse Pappnasen unterwegs, aber nicht nur.
Es waren auch interessante Menschen dabei, mit denen ich immer noch Kontakt habe, ganz ohne Paarung. :D

Einfach mal probieren, nicht nur per Internet!
König der Liebe
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von König der Liebe »

Hallo Bine09

deine Thematik kommt mir sehr vertraut vor.
Erfahrungen habe ich viele, mit Tipps kann ich leider nicht so gut dienen.

Auch ich habe mich sehr zurückgezogen, alle alten Kontakte beendet, nicht wieder vor sie aufzunehmen und fange damit quasi bei null an.

Ich hatte das Glück durch meine Krankheit zwei gleichgesinnte Personen zu finden mit denen ich mich über die Krankheit unterhalten kann und uns gegenseitig Mut und Motivation geben können. Aber das reicht leider nicht, man will ja nicht nur in seiner Krankheit leben sondern wieder die Füße ins Leben setzten und bequem und glücklich stehen.

Also was habe ich unternommen?

Genau wie du planst suchte ich soziale Kontakte in Vereinen. Es gab mehrere Fehlversuche. Entweder waren die Vereine halb tot und total unorganisiert oder es passte auf menschlicher Ebene nicht (Als kleines Beispiel: In einem Verein war ich mit ca. 20-30 Jahren Altersunterschied der Jüngste; das machte nicht viel Spaß). Schließlich fand ich einen Verein bei dem ich mich wohlfühle, mich integrieren konnte und so langsam anfange soziale Kontakte aufzubauen. Aber es dauerte sehr viel Zeit. 4-5 Monate bei denen ich mich wirklich jedesmal aufraffen musste um hinzugehen. Sehr sehr anstrengend! Aber Freundschaften sind leider immer noch in weiter ferne. Aber wenigstens ein bisschen Unterhaltung, Konversation und das Gefühl ein Teil der Gesellschaft zu sein.


Eine weitere Idee war natürlich: Arbeit

Da ich leider noch nicht so sehr belastbar bin, durch den sozialen Rückzug, ging ich in kleine, einfache Jobs mit wenigen Stunden am Tag (2-4) und wenigen Menschen. Einmal hielt ich 3 Monate aus, andere Beschäftigungen brach ich nach 2 Tagen ab. Die Belastung war einfach noch zu groß und ich war so gestresst, dass ich alltägliche Arbeiten vernachlässigen musste.


Ich versuchte auch mich einer Partei anzuschließen:

Kurz und knapp. Das war nichts für mich. Viel Gerede, Meinung und auch viel Selbstdarstellung. Ich brauchte etwas anderes.


Mein neustes Projekt: Internet

Ich verbringe zwar tagsüber viel Zeit im Internet, nehme aber nicht aktiv Teil. Das wollte ich ändern. Ich habe einen Facebook- und Tinderaccount erstellt (Instagramm und X sollen vielleicht noch folgen; mal sehen), bei einigen Foren (z.B. jetzt hier) angemeldet und versuche so mit Menschen in Kontakt zu treten, mich auszudrücken und meine Gefühle mit anderen zu teilen. Es fällt mir sehr schwer. Tinder war total schrecklich, oberflächlich und ist wieder gelöscht. Facebook ist mir noch zu groß und ich begreife das noch nicht so alles und lasse ich größtenteils erstmal ruhen. Das lass ich mir bei Gelegenheit mal von jemanden zeigen. Foren fallen mir da dann doch einfacher, aber ob es reicht? Mal sehen.


Was mir aber am meisten aufgefallen ist, war, dass ich aufgrund meines Rückzugs, welcher doch recht lange war, den sozialen Kontakt verlernt hatte. Small-Talk und über Interessen/Leben/Hobbies reden (gab ja auch keine mehr) war sehr schwer und ich ließ mich lange davon runterziehen bis ich meine Situation akzeptieren konnte und dadurch wieder einen Teil meines Selbstbewusstsein herstellen konnte und charismatischer und offener auftreten kann.

Eine weitere Erfahrung war/ist die Angst bereits erreichtes wieder zu verlieren. Manchmal hatte ich ein gutes Gespräch geführt und bekam dann Angst es beim nächsten Mal zu versauen und setzte mich somit enorm unter Druck. Das war ein großer Fehler, der aus der Angst alleine zu sein, entsteht. Lass das bitte nicht an dich ran. Es ist eine Lüge. Menschen verzeihen Kleinigkeiten nahezu immer bzw. fällt es ihnen meist nicht auf oder sie vergessen es. Aber man selbst zweifelt ständig dran.

Und im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, nehme nicht jede Aussage persönlich/ sei nachtragend und gestehe deinen Mitmenschen auch Fehler zu. Auch wenn sie dich mal enttäuschen. Alles halb so wild, wenn der Kontakt dir etwas Gutes gibt.

So viel zu mir. Jetzt noch ein, zwei kleine Tipps.

Vielleicht denkst du dir, dass es wegen deinem Umzugs keinen Sinn mehr macht etwas neues Anzugehen, aber genau das ist deine Chance. Starte noch etwas solange du an deinem alten Wohnort bist. Du kommst wieder aufs Pferd, trainierst dir deine alten sozialen Stärken wieder an, kannst aufgrund deiner Lebenserfahrung besser reflektieren und du kannst nur Gewinn. Entweder du lernst Leute kennen mit denen du dann noch im Kontakt bleiben kannst oder du gehst einfach weiter und nimmst das mit, was dir gut getan hat. Viel Erfolg und Spaß!

Eine kleine Anregung ist noch, dass du dir genau Gedanken darüber machst, was du liebst, dich erfüllt und glücklicht macht. Und gehe dort hin. Da fühlst du dich wohl und wenn du am Ball bleibst wird ob kurz oder lang etwas entstehen. Man muss es durchziehen und auf Rückschläge scheißen, passiert, und weiter gehst.


Ganz viel Erfolg für deinen Weg zurück, dahin wo du möchtest und halte uns gerne auf dem laufendem.


Liebe Grüße
Reiseonkel87
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hallo Bine,

ein sehr interessantes Thema, an dem ich mich auch gerade versuche. Wieder mehr soziale Kontake haben. Was ich mit den Jahren gelernt habe, Freunde kommen und gehen. Als ich in der Zeit mit 18-22 viel feiern gewesen bin, waren wir eine sehr große Gruppe, um die 30 Leute. Mal mehr, mal weniger. Von dieser Gruppe, waren 11 Jahre später nur noch 3 auf meiner eigenen Hochzeit dabei. Und zu diesen drei habe ich nur noch zu einen sporadisch Kontakt. Ansonsten sind da tatsächlich nur noch 3 Freunde aus anderen Gruppen vorhanen. Eine Freundschaft, auf der Kur 2002 kennengelernt und immer noch Kontakt, trotz der Entfernung Lübeck/Berlin. Der andere, mit den hab ich meine Ausbildung damals gemacht, also seit 2005. Und seit 2003 einen Schulkamerad, was aber erst vor paar Jahren "dicker" wurde. Ich sage mir immer, was bringt es, wenn man zb 300 Leute auf Facebook hat, davon aber nicht mal die Hand voll einen Hilft, wenn es hart auf hart kommt? Das ist das, was ich über die Jahre gelernt habe. Es ist nicht die Anzahl am Ende, sondern die Qualität die entscheidet. Und auf 2/3 kann ich 24/7 anrufen und die Helfen, das gleiche würde ich auch für Sie tun.

Ich habe zuletzt viele Verabredungen abgesagt, da es entweder mit dem Dienstplan nicht funktionierte, ich krank gewesen bin oder wie aktuell, ich mich wegen der Depression zurückgezogen und isoliert habe. Ein glück haben die drei verständnis zu meiner aktuellen Situation und kennen am eigenen Leib die Depression.

Um neue Personen kennenzulernen, da gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Bei mir ist es aktuell das Angeln. Man kommt mehr oder weniger am Wasser mit anderen Angler ins Gespräch. Da sind schon lose kontakte entstanden und man verabredet sich dann häufiger mal am Wasser. Ist dann im dem Fall die Sparte Sport/Hobby. Aber das ist wirklich ein interessanter Post/Thema. Bin gespannt auf weitere Beiträge.
LG von der Küste
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Reiseonkel
Bine09
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Bine09 »

Hey ihr lieben,

wow, danke schon mal für eure Antworten.

Ja, Onlineportale, VHS-Kurse, Vereine, Sport und Hobbies...dahin gehen meine Gedanken/ Pläne auch momentan. Den Hinweis auch hier vor Ort vor dem Umzug noch aus dem Schneckenhaus zu kriechen nehme ich mal mit, gibt mir zu denken. Ich hatte das schon wieder als perfekte Ausrede parat, dass das ja hier eh nichts mehr bringt... Ich olle Nuss.

Dass ihr eure Erfahrungen mit mir teilt, tut sehr gut, merke ich gerade. Einsamkeit und Kontaktverlust, selbst (oder gerade) wenn er Depressionsbedingt ist, ist doch irgendwie immer etwas Scham-besetzt.

Glaube meine größte Hürde - auch außerhalb meiner Phasen - ist, mich immer so "anders" oder nicht zugehörig zu fühlen. Das schleppe ich aber schon mein Leben lang mit mir herum. Auch früher schon, als mein Sozialleben noch wesentlich bunter und vielfältiger war. Ich bin vom Wesen her nicht schüchtern und habe grundsätzlich keine große Angst, jemanden anzusprechen. Small-talk ist so eine Sache....in depressiven Phasen, wie sich aktuell wieder eine anbahnt, fällt das natürlich ziemlich schwer, weil im Kopf immer nur Negatives herumspukt. Der Punkt mit der "Dauer"/ Geduld, der angesprochen wurde, ist auch so eine Sache, über die ich gerne stolpere. Der Anfang ist für mich einigermaßen leicht gemacht, aber dann....regelmäßig Kontakt halten fällt mir oft schwer. Oder gemeinsame Aktivitäten. Party machen, auf Konzerte gehe etc. ging immer ganz leicht. Vermutlich aber auch, weil mit Alkohol der Kopf mit all den Sorgen und Zweifeln nicht so laut vor sich hin plappert. Nur kann das ja auch nicht die Lösung sein...Und aus dem Alter bin ich so langsam raus, in dem das der Hauptfokus sein sollte. Denke, ich muss da etwas umlernen.

Ja, mit Menschen reden, die auch Depressions- oder Therapieerfahren sind zu reden fällt oft leichter. Da fühle ich mich dann auch nicht so "kaputt" daneben. Meine Kontakte aus dem letzten Klinikaufenthalt sind leider über die Zeit wieder eingeschlafen und leider ist da niemand nah an meinem jetzigen oder baldigen Wohnort. Aber ich gehe mal in mich, ob ich da noch mal jemanden anschreiben mag...

Komme aber auch gerne auf eure Angebote zurück, mich mit euch hier ein wenig auszutauschen. Hoffe ich zumindest ;)
Freue mich aber auch über weitere Erfahrungen, sie ihr mit mir teilt.
lt.cable
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, Bine09!

Wenn man schon länger raus ist bei dem Thema, dann ist einfach mal probieren vielleicht ein passabler Rat - oder halt auch nicht so gut. Ich kenne das noch von einem früheren Bekannten aus der Klinik. Der war ebenfalls keineswegs kontaktscheu oder ein Stubenhocker, doch Enttäuschung, Frust und Verwunderung waren seine stetigen Begleiter bei der zwischenmenschlichen Kontaktaufnahme. Also würde ich das Probieren mindestens ergänzen mit einer Selbsthilfegruppe, wo man sich Feedback zu seinen Probierereien und auch Hilfe bei der Einordnung von anderer Leute Reaktionen holen kann.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Jo88
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Jo88 »

Ich muss sagen das ich mich auch in der Nähe anderer Kranker bzw. nicht so erfolgreicher Menschen während einer Episode oft wohler fühle. Einfach das Verständnis das nachgefühlt werden kann was man gerade erlebt tut unheimlich gut. Bei Mr.Erfolgreichs und Leuten die nur gute Laune versprühen fühlt man sich dann manchmal fehl am PLatz. Was auch den sozialen Rückzug erklärt, weil man das selber dann nicht liefern kann. Vielleicht sind auch gerade diese anderen Miterkrankten auf lange Sicht die besseren Kontakte. Nun muss man aber auch sagen dass man bei Gesundung auch gerne wieder mit den "coolen Kids" abhängt. Bzw. kenne ich es ja selber wenn es einem gut geht, das zuviel jammernde Personen einen wieder runterziehen können. Deswegen ist es immer ein Demoklesschwert finde ich. Man will für andere da sein, aber kann sich auch nicht alles zumuten aus Selbstschutz und eigener Gesundheit. Wenn man aber selber krank ist, ist man froh wenn einem andere zuhören (siehe Forum). Und Gesunde umgeben sich auch lieber mit anderen Gesunden. Die Gesellschaft ist komisch was das angeht. Ist auch wieder ein philosophisches Thema für sich .

Beste Grüße

Jo
Jo88
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Jo88 »

Irgendwie ist es auch verrückt. Gerade dieser Rückzug bzw. erhaltene Einladungen nicht wahrnehmen, ärgern einen ja auch irgendwo bzw machen einen dann einsamer und depressiv. Aber in dem Moment fühlt sich das Vermeidungsverhalten viel angenehmer als sich den Vorbehalten/Ängsten zu stellen usw. Weil wenn man es wahrnimmt tut es einem ja meistens gut.
Man bräuchte halt auch mehr Gruppen mit denen man nur Gesunde Dinge tut denke ich. Weil bei vielen Einladungen geht es auch oft um Feiern/Geburtstage/Kneipen etc., und wenn man dann nicht richtig mitfeiern kann, fühlt man sich auch oft fehl am Platz. Gerade wenn man in einer unsichen Phase ist, löst Alkohol natürlich die Anspannung. Aber dann heißt es wieder neee man soll mit Ads aufpassen und Alkohol. War mir oft egal wenn es mir gut ging. Das heißt folglich wieder, wenn ADs nimmt entzieht man sich automatisch der Möglichkeit an gewissen Dingen teilzuhaben, was dann auch wieder doof ist. Was ist dann wichtiger. Sich an die Regeln halten, oder sozialisieren.
Bine09
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Bine09 »

Ja, genau. die Mr. Erfolgreichs und Mrs. Gut-gelaunt´s kann ich dann auch schwer um mich haben. Da stimmen regelrecht "die Vibes" einfach nicht - bei mir depressiv alles etwas ruhiger, nachdenklicher, schwermütiger, wenn humorvoll dann selbstironisch bis zynisch und dort: Gespräche über Kuchenrezepte und der neueste aktive Lifestyle oder was gerade alles erlebt wurde... während ich vielleicht gerade mal den ersten Tag habe, an dem ich mein Bett/meine Wohnung überhaupt verlassen habe. Je nachdem, wie es mir geht, bin ich dann eh nur im 2er-Kontakt kompatibel.

Klar kann man sich tendenziell mit anderen Depri-Leutchen auch gegenseitig runterziehen. Aber das Gegenteil kann auch der fall sein. In Klinikaufenthalten habe ich tatsächlich, trotz schweren Depressionen, neben ernsteren Gesprächen und einander betüddeln/trösten mitunter auch schon tränen gelacht. Meist halt Galgenhumormäßig - aber immerhin. Vielleicht brauchen wir hier einen "Lachen für Depressive" Theread :hello: :D
Nerd1986
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Nerd1986 »

Hallo zusammen,
darf ich hier ein bisschen mitreden?

Neue Freunde zu finden war für mich noch nie einfach. Ich war immer ein introvertierter Mensch. Ausgehen mochte ich noch nie, mich betrinken auch nicht.
Ich mag keinen Lärm und keine Menschenmassen und es fällt mir schwer Gespräche anzufangen.

Die Dinge, die mir noch Spaß machen, kann ich nicht im Verein machen. Ich bastle ab und zu, mache Rätselhefte oder liege auf dem Sofa vor dem Fernseher. Brettspiele sind noch das geselligste, was ich mache.
Das Problem ist, dass ich an vielen Dingen den Spaß verloren habe.
Es gibt alte Freundschaften, die eingeschlafen sind, aber ich traue mich nicht, mich wieder bei ihnen zu melden. Wenn ich gefragt werde, was ich die letzten Jahre gemacht habe, kann ich nur sagen "Depressiv rumgelegen".

Meine Cousinen, mit denen ich in der Kindheit gut befreundet war, sind solche Mrs. Erfolgreich und Gut gelaunt. Ich wünschte, ich könnte die Freundschaft wieder aufleben lassen. Ich hab Minderwertigkeitsgefühle ihnen gegenüber und wir haben uns nicht wirklich viel zu erzählen.

Mich würde mal interessieren, ob ihr Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen oder Bekanntschaften in Kliniken gemacht habt.
Ich habe momentan ausser meinen Eltern niemanden in meinem Leben und keine Ahnung, wie ich anfangen soll.
Aurelia Belinda
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallöchen Nerd,

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einer SHG gemacht, die Treffen waren immer abends, so hatte man auch mal etwas Ablenkung, außerdem fühlt man sich unter Gleichgesinnten, oft wohler als inmitten von Gesunden, die einfach andere Themen haben... leider war auch eine "böse" Erfahrung dabei, aber seltsame Menschen gibt's halt überall. Das darf einen nicht abschrecken.
Probiere es ruhig aus, traue dich.


Was ich allerdings im Laufe der Jahre auch bemerkt habe ist, dass es schon mitunter ein nicht so einfaches Unterfangen ist, regelmäßig wirklich präsent sein zu können, und Kontakte aufrecht erhalten zu können.
So gut und schön Kontakte auch sind.


Mit zwei Damen aus dieser Gruppe habe ich noch schriftlichen Kontakt, mit einer hin & wieder über WhatsApp und auch mal telefonisch.
Alles in allem war es eine bereichernde und positive Erfahrung....trotz dass es auch eine herbe Enttäuschung über eine Person, beinhaltet hatte..

Viel Erfolg beim Kontakte knüpfen, bzw. den ersten Schritt wünsche ich dir,

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
crownupguy
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von crownupguy »

Jo88 hat geschrieben: 25. Okt 2023, 15:43 Ich muss sagen das ich mich auch in der Nähe anderer Kranker bzw. nicht so erfolgreicher Menschen während einer Episode oft wohler fühle. Einfach das Verständnis das nachgefühlt werden kann was man gerade erlebt tut unheimlich gut. Bei Mr.Erfolgreichs und Leuten die nur gute Laune versprühen fühlt man sich dann manchmal fehl am PLatz. Was auch den sozialen Rückzug erklärt, weil man das selber dann nicht liefern kann. Vielleicht sind auch gerade diese anderen Miterkrankten auf lange Sicht die besseren Kontakte. Nun muss man aber auch sagen dass man bei Gesundung auch gerne wieder mit den "coolen Kids" abhängt. Bzw. kenne ich es ja selber wenn es einem gut geht, das zuviel jammernde Personen einen wieder runterziehen können. Deswegen ist es immer ein Demoklesschwert finde ich. Man will für andere da sein, aber kann sich auch nicht alles zumuten aus Selbstschutz und eigener Gesundheit. Wenn man aber selber krank ist, ist man froh wenn einem andere zuhören (siehe Forum). Und Gesunde umgeben sich auch lieber mit anderen Gesunden. Die Gesellschaft ist komisch was das angeht. Ist auch wieder ein philosophisches Thema für sich .

Beste Grüße

Jo
Genau das trifft es auf den Punkt genau, Danke!

Lese hier nur ein bisschen mit als selbst Betroffener, aber zu deiner Aussage musste ich jetzt einfach mal etwas beitragen, weil ich 1:1 in diesem Punkt genauso ticke und deshalb auch gerade denke, dass ich in der Klinik besser aufgehoben wäre, als in der "realen" Welt.

Es ist einfach so unfassbar schwer, als an einer Depression Erkrankte Person den nachhaltigen Anschluss an die Welt zu finden, in der es nicht hauptsächlich um psychische Gesundheit geht, aber genau das für einen selber (gezwungenermaßen) einen großen Teil des eigenen Lebens widerspiegelt.
Maxegon
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Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Maxegon »

crownupguy hat geschrieben: 29. Okt 2023, 19:24
Jo88 hat geschrieben: 25. Okt 2023, 15:43 Ich muss sagen das ich mich auch in der Nähe anderer Kranker bzw. nicht so erfolgreicher Menschen während einer Episode oft wohler fühle. ...

Nun muss man aber auch sagen dass man bei Gesundung auch gerne wieder mit den "coolen Kids" abhängt. Bzw. kenne ich es ja selber wenn es einem gut geht, das zuviel jammernde Personen einen wieder runterziehen können.
Genau das trifft es auf den Punkt genau
Das ist genau der Punkt, man "bekommt" nur beides zusammen, Angeber und sogenannte Kranke.
Beides muss man aushalten, will man zu dieser Gemeinschaft gehören.

Immer wieder wird es unangenehme Zeitgenossen geben.

Bin ich beispielsweise in einem fremden Land, muss ich die Sprache der anderen Menschen erlernen und muss mich integrieren, ihre Sitten und Gepflogenheiten lernen, muss mich ggf. auch anpassen.
Selbst im eigenenen Land, wo alle, vermeintlich, die gleiche Sprache sprechen, muss ich die Eigenarten der Kohorte akzeptieren, ich der Einzelne, der Neue.

Das war früher in der Schule so, später in der Lehre oder beim Studium, bei jedem neuen Job ist das so.

Selbst in der Familie, bekomme ich immer eine auf die Nuss, wenn ich mich nicht anpasse.

Irgendwann verliert man den Babyschutzbonus, wenn man erwachsen wird, wenn man ernst genommen wird, für ebenbürtig erachtet wird.
Sonnenschein34
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo zusammen,

mir geht es auch so. Ich habe so gesehen keine sozialen Kontakte (außer auf der Arbeit, wo ich mich auch sehr zurückziehe, wenn zb Betriebsfeier o.ä. ansteht und meinen Eltern).

Gefühlt ist das schon fast mein ganzes Leben so. Auch neue Kontakte, wie zb eine neue Kollegin, mit der ich mich sehr gut verstanden habe, verlaufen im Sande, da sie mittlerweile gekündigt hat. Und eine geplante Verabredung nicht mehr erwähnt bzw sich gar nicht mehr meldet. Das zieht dann noch zusätzlich runter und es tut einfach nur weh, wieder so "links liegen gelassen zu werden".

Ich fühle mich wertlos, und als wenn man mich nicht wahrnimmt, ausser ich werde gerade für irgendwas gebraucht, was einem anderen nützt.

Ich befinde mich gerade in Akuttherapie und meine Therapeutin will im kommenden Jahr eine Gruppentherapie für soziale Ängste starten. Davon erhoffe ich mir vielleicht den Anstoss um herauszufinden, warum das mit den sozialen Kontakten bei mir nicht klappt und wie andere mich wahr nehmen. Für neue Hobbies oder gar einen Vereinsbeitritt fühle ich mich nicht gut genug für und es macht mir auch große Angst. :oops:

Es ist "schön" zu lesen, wie es anderen damit geht und das man nicht "allein damit ist".

LG
Sonnenschein
Nerd1986
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Nerd1986 »

Das was ihr schreibt denke ich auch. Ich weiß gar nicht, wie ich überhaupt allein zurecht kommen soll.

Momentan kämpfe ich tagsüber mit meiner nervösen Unruhe und kann kaum klar denken und abends bin ich traurig oder endlich mal ruhig. Jetzt gerade kommt mir alles unmöglich vor.

Ich finde so schon keinen Draht zu anderen Menschen. Mein einziger Kontakt sind meine Eltern ohne die ich ziemlich verloren wäre. Ich habe eine furchtbare Angst, was passieren wird, wenn sie irgendwann nicht mehr da sind. Ich kann seit 2 Wochen an nichts anderes mehr denken.

Jeder tut so, als wäre es so einfach, gute Freunde zu finden. "Trifft dich mit Gleichgesinnten!" Was, wenn man die wenigen Hobbies, die man noch hat nicht im Verein ausüben kann? Und wenn man ständig erschöpft ist?
Und wenn es dann nicht menschlich klappt, muss man wieder von vorne anfangen.
Ich habe die Hoffnung, dass ich in der Selbsthilfegruppe für Depressive, die es in meiner Stadt gibt, etwas Unterstützung finden kann. Aber dafür muss ich erstmal wieder so weit stabil werden, dass ich das Haus verlassen kann.
Sonnenschein34
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Sonnenschein34 »

Kind der 80er hat geschrieben: 29. Okt 2023, 23:17 Hallo Sonnenschein34,

suchst du nur Kontakte oder echte Freundschaften?

Kontakte sind ja leicht zu bekommen, aber auch sehr oberflächlich. Freundschaften hingegen gehen tief, müssen aber mit viel Vertrauen wachsen.

Ein wirklicher Freund ist für dich da, und zwar immer und überall. Ein Fels in der Brandung.

Auf Menschen die dich nur sehen, wenn du ihnen nützt, solltest du sowieso verzichten.
Hallo Kind der 80er,

erstmal möchte ich überhaupt mal wieder in Situationen kommen, in der ich Kontakte knüpfen kann. Was schon sehr schwierig ist. Ob daraus dann Freundschaften entstehen, wird man sehen.

Ja, leider erkennt man diese Menschen, die einen ausnutzen nicht auf Anhieb.

LG
Sonnenschein
Jo88
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Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Jo88 »

Ja mit Kontakten und Freundschaften ist das so ne Sache. Ich denke was viele sich unter einer Freundschaft vorstellen, und wie selten das heutzutage in dieser Gesellschaft noch anzutreffen ist, hat hier jeder schon Mal erlebt. Auch weil es einem ja wenn man erkrankt nicht so leicht fällt alles aufrecht zu erhalten, und genauso leiden dann Freundschaften dadrunter. Ich habe das Thema mal soziologisch-philosophisch betrachtet und da kommt man auf ziemlich bescheidene Ergebenisse, aber das sprengt hier auch den Rahmen^^ Und die Thematik das man die Mr.Erfolgreich usw. meidet bzw der soziale Rückzug fördert ja auch wieder Einsamkeit. Da beißt sich die Katze in den Schwanz und das geht mir soo auf die Nerven. Im Moment treff ich mich seit kurzem wieder gerne mit einem alten Freund, der sich vor vielen Jahren schon für ein einfaches Eremitenleben entschieden hat, wenn man das so nennen kann^^. Ob er Depressionen hat aktuell weiss ich gar nicht.
Aber wenn ich hier von Nerd1986, Sonnenschein34, crownupguy und Bine09 lese, das Sie auch Kontakte suchen, da hätte man ja schon fast eine SHG zusammen :D Bestimmt gibt es hier im Forum auch eine Sparte dafür, aber ich wollts einfach mal hier einbringen weil es gerade passt und ichs eh cool fände mal Menschen aus dem Forum auch in echt zu treffen sobald man sich besser kennt. Anscheinend sind jetzt hier auch viele junge Menschen mittlerweile, was ich gut finde. Ich komm aus dem Ruhrgebiet, NRW
Luna1959
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Registriert: 20. Mai 2015, 17:35

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Luna1959 »

Hallo Bine,

ja, der Rückzug, wenn’s einem schlecht geht, ist ein großes Problem. Ich empfinde ihn auch als durchaus gefährlich, weil die Spirale immer weiter nach unten geht. Ausgestattet mit eh geringem Selbstwertgefühl, nehme ich mir damit die Möglichkeit, auch mal Positives im Sozialkontakt zu bekommen und auch zu geben.

Im Herbst letzten Jahres kündigte mir eine langjährige, enge Freundin per SMS die Freundschaft. Das war für mich ein großer Schock, und ich brauchte lange, um darüber hinweg zu kommen. Für eine neue, enge Freundschaft spüre ich, bin ich selbst noch nicht so weit. Meine Probleme bespreche ich nur mit der Therapeutin.
Aber es gibt ja auch den etwas oberflächlicheren Kontakt, der mir gut tut. Da wissen zwar auch die meisten, dass ich an Depressionen leide, aber ich will es kaum zum Gesprächsthema machen.
Mir half und hilft einerseits meine Hündin, weil ich raus muss und sich da immer mal nette Gespräche ergaben.
Letzten Herbst (da ging’s mir noch seeehr schlecht) begann ich mit einem 1 1/2stünigen, wöchentlichen Tanzkreis nachmittags. Nur Frauen und ich war ziemlich die Jüngste. Ich wurde sehr gut aufgenommen. Das Gute daran ist, dass es nicht verpflichtend ist; man muss sich nicht mal abmelden. Wenn man da ist, zahlt man € 6. Das nahm mir den Druck raus.
Inzwischen ergaben sich 2 Kontakte hier im Ort, eine Frau und ein Mann, mit denen ich mich regelmäßig treffe. Mit dem Mann, ich nenne ihn einen Bekannten, ging ich manchmal ins Kino. Und jetzt half er mir viel beim Möbelaufbau. Außerdem geht er auch mit in den Theaterkurs, den ich Anfang Herbst gebucht habe. Ich wollte einfach noch was Zweites zum Tanzkreis haben. Bis auf ihn wieder nur Frauen, die allesamt sehr angenehm sind.
Auch Sprachkurse habe ich schon gemacht. Und einmal in der Woche treffe ich mich mit einem Spanier über Skype (Sprachtandem).
In meiner Stadt, wo ich in der Nähe wohne, gibt’s außerdem gute Angebote tagsüber, sowohl kreativer Art als auch speziell für Leute mit psychischen Problemen (z.B. zwangloses Café).

Wie oben schon geschrieben, halfen mir diese Aktivitäten, mein ramponiertes Selbstwertgefühl wieder aufzupäppeln. Die positiven Feedbacks taten so gut.

Liebe Grüße Luna
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
Nerd1986
Beiträge: 68
Registriert: 19. Okt 2023, 20:24

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Nerd1986 »

@Luna1959
Das mit deiner Freundin tut mir sehr leid. Das war bestimmt schmerzhaft.
Gut, dass du noch andere Kontakte hast. Ich bin beeindruckt, dass du die Energie dazu hast.

Was gibt es denn bei dir in der Stadt noch für Angebote? Entschuldige bitte, dass ich so neugierig bin aber ich finde bei mir einfach nichts.
Ich habe bei der Recherche festgestellt, dass es jede Menge Angebote für einsame Kinder und Jugendliche und einsame Rentner gibt (mit und ohne psychische Probleme) aber nichts für Leute dazwischen.
Ich frag mich immer, was ich bloß machen soll um Menschen kennenzulernen. Meine Hobbies kann ich nicht im Verein ausüben.
Zuletzt geändert von Nerd1986 am 31. Okt 2023, 22:46, insgesamt 1-mal geändert.
Nerd1986
Beiträge: 68
Registriert: 19. Okt 2023, 20:24

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Nerd1986 »

@Kind der 80er
Ich weiß gar nicht, wo ich mit anderen Menschen in Kontakt kommen soll, geschweige denn ins Gespräch. Manchmal habe ich das Gefühl, zwischen anderen Menschen und mir ist eine Mauer oder irgendwas anderes, was den (Funk -) Kontakt stört.

Ich bräuchte eigentlich dieses Forum im realen Leben. Hier fällt es mir leichter, mich in Gespräche einzuklinken.
Ich habe mich schon mal gefragt ob ich hochsensibel sein könnte.
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hallo zusammen,

mal ein kleines Feedback vom Wochenende. Wir waren mit sehr guten Freunde mal Abends aus. Man sieht sich leider nicht so oft (durch Arbeit, andere Verantwortungen etc)... später waren wir bei einen Konzert/Club. Früher kam man ja immer mal mit anderen ins Gespräch, sei es an der Bar oder beim warten bei den Toiletten. Ich muss sagen, ich hatte eine Art Mauer um mich herum. Ich wollte mit anderen Menschen gar nicht reden. Wir waren zu viert unterwegs und waren daher irgendwie in einer eigenen Bubble. Als wir in der Bahn waren, haben wir uns auch gesagt, das früher doch anders. Wir sind zwischen 33 und 40 Jahre alt. Meine Frau und ich haben nächste Woche Urlaub, sind wieder mit einen Schiff unterwegs. Selbst da fällt es mir/uns schwer, mit andere in Kontakt zu kommen - wir wollen es auch gar nicht.
LG von der Küste
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Reiseonkel
Bibutz
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Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Bibutz »

Nerd1986 hat geschrieben: 31. Okt 2023, 22:58 @Kind der 80er
Ich weiß gar nicht, wo ich mit anderen Menschen in Kontakt kommen soll, geschweige denn ins Gespräch. Manchmal habe ich das Gefühl, zwischen anderen Menschen und mir ist eine Mauer oder irgendwas anderes, was den (Funk -) Kontakt stört.

Ich bräuchte eigentlich dieses Forum im realen Leben. Hier fällt es mir leichter, mich in Gespräche einzuklinken.
Ich habe mich schon mal gefragt ob ich hochsensibel sein könnte.
Hallo Nerd,

Ich tu mich da auch immer schwer. Ich habe irgendwann angefangen die Menschen die an mir vorbei gehen oder denen ich beim Einkaufen begegne einfach anzulächeln und war sehr erstaunt dass die meisten tatsächlich zurück lächeln. Und wenn ich dann an der Kasse in der Schlange stehe entwickelt sich manchmal ein kleiner Smalltalk. Das ist für mich eine gute Übung zum drauf Aufbauen. Am besten fängst du nach dem aufstehen an dir selbst ein Lächeln zu schenken. Anfangs vielleicht ein bisschen komisch aber mit der Zeit macht es richtig Spaß. So bekommst du vielleicht auch Lust dich in ein Kaffee zu setzen freundlich zu lächeln und schauen was passiert. Im schlimmsten Fall gar nichts, dann hast auch nichts verloren. Im besten Fall ist jemand genauso freundlich gestimmt und es gibt ein kleines Gespräch.
Luna1959
Beiträge: 679
Registriert: 20. Mai 2015, 17:35

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Luna1959 »

Hallo Nerd1986,
ich nehme an, dass viele von uns eine Art Hochsensibilität haben. Wir einfach Stimmungen viel stärker wahrnehmen, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich oft falsch lag mit meiner Einschätzung, da sie getrübt war von meinem schlechten Selbstwertgefühl. Als Hochsensible vertrage ich auch weniger Lärm und Aktivitäten im Außen und brauche auch länger, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Den Tipp von Bibutz lege ich dir ans Herz. Ich mache das schon länger, dass ich mich morgens im Spiegel anlächle, mir einen guten Morgen wünsche und zu meinem Spiegelbild sage "schön, dass es dich gibt" oder ähnlich Freundliches. Ich geb mir auch ein Busserl auf dem Spiegel.
Genauso gut ist die Idee in ein Café zu gehen und freundlich herumzuschauen. Wenn's warm ist, setze ich mich gern ins Freie und beobachte die Menschen, die passieren. Wenn's ungut für dich wird, kannst du ja noch immer eine Zeitung lesen oder ins Handy schauen.
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
Jo88
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Registriert: 11. Mai 2017, 13:49

Re: Wieder soziale Kontakte pflegen - wo fange ich an?

Beitrag von Jo88 »

Luna1959 hat geschrieben: 1. Nov 2023, 14:16 Hallo Nerd1986,
ich nehme an, dass viele von uns eine Art Hochsensibilität haben. Wir einfach Stimmungen viel stärker wahrnehmen, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich oft falsch lag mit meiner Einschätzung, da sie getrübt war von meinem schlechten Selbstwertgefühl. Als Hochsensible vertrage ich auch weniger Lärm und Aktivitäten im Außen und brauche auch länger, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Den Tipp von Bibutz lege ich dir ans Herz. Ich mache das schon länger, dass ich mich morgens im Spiegel anlächle, mir einen guten Morgen wünsche und zu meinem Spiegelbild sage "schön, dass es dich gibt" oder ähnlich Freundliches. Ich geb mir auch ein Busserl auf dem Spiegel.
Genauso gut ist die Idee in ein Café zu gehen und freundlich herumzuschauen. Wenn's warm ist, setze ich mich gern ins Freie und beobachte die Menschen, die passieren. Wenn's ungut für dich wird, kannst du ja noch immer eine Zeitung lesen oder ins Handy schauen.
Da stimme ich zu Luna,
man nimmt die Stimmung anderer Leute viel mehr wahr, überinterpretiert sie oft vielleicht sogar, bzw. wenn man einen Spruch am falschen Tag gedrückt bekommt, verletzt einen das mehr als an einem Guten. Irgendwo wird das jeder Mensch so haben, aber wir müssen halt mehr aufpassen/auf uns aufpassen. Bestimmte Geräusche wie Kirchenglocken oder Laubbläser bekomm ich auch die Krise. Vorallem wenn sie mich in meiner Ruhe stören zuhause und ich keinen Einfluss darauf habe. Keine Kontrolle. Wenn man selber der Verursacher des Lärms oder Musik ist, ist das wieder was vollkommen anderes. Empfange ich nur oder sende ich auch. Wer mal nen lauten Mitbewohner und/oder dünne Wände in der Wohnung hatte kennt die Thematik sicherlich^^
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