Eigentlich sollte es mir gutgegehen...aber...

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inesmuella
Beiträge: 54
Registriert: 30. Apr 2020, 10:01

Eigentlich sollte es mir gutgegehen...aber...

Beitrag von inesmuella »

Hallo zusammen!
Wie der Titel schon sagt, sollte es mir gutgehen oder zumindest besser. Ich mache seit August eine Umschulung, die mir wirklich liegt und im Grunde zu meinem Traumberuf führt. Der Betrieb ist super, ich werde toll unterstützt und auch vom Jobcenter/Arbeitsamt, über die das Ganze läuft. Allerdings bin ich völlig erschöpft, kämpfe mit starken Panikattacken und schweren Depressionen und habe das Gefühl, im Grunde gar nicht die nötige Energie zu haben, um die zwei Jahre durchzustehen Ich fühle mich auch irgendwie nicht ganz da, wie unter Schock und kann kaum etwas empfinden.
Eine zentrale Rolle spielt dabei für mich ein langer stationärer Aufenthalt in der Psychiatrie Anfang 2021, der mir im Grunde mehr geschadet als geholfen hat und den ich immer noch nicht so wirklich verarbeitet habe. Der Umgang mit den Patienten dort war katastrophal, vor allem durch die Stationsschwestern, die ihre Patienten sehr von oben herab behandelt haben. Es gab Momente, in denen es mir echt schlecht ging, nur bin ich ein Mensch, der lange braucht, um um Hilfe zu bitten. Hatte ich mich mal dazu überwunden und bin zum Schwesternzimmer gegangen, dann wurde ich oft angeblafft (die meisten Patienten wurden das) und mir das Gefühl gegeben, ich würde gerade stören. Sätze wie "Sie suchen sich aber immer den besten Zeitpunkt dazu aus"..."Sie sehen doch, ich habe gerade zu tun" oder ein schnippisches "ich mach gerade Pause, darf ich die noch zuende machen?" waren keine Seltenheit. Letztendlich war es der zum Schluss hin tolle Trupp an Mitpatienten und ein sehr fähiger Psychotherapeut sowie der Chefarzt, welche mir über einiges hinweggeholfen haben und mir die Kraft gaben, mich dem Alltag zu stellen. Trotzdem hat mir der Aufenthalt wesentlich mehr geschadet als genutzt. Aktuell kommen noch andere belastende Situationen und Problem dazu.
Ich habe mich dann sehr aktiv um Maßnahmen beim Jobcenter bemüht und mich voll reingehängt, was schlussendlich zur Umschulung geführt hat. Ich habe aber mit erheblichen Selbstzweifeln, Ängsten und schwerer Depression zu kämpfen und weiß grad nicht, wo mir der Kopf steht, ob ich mir was vormache und ob ich überhaupt in der Lage bin, die Umschulung durchzuhalten. Naja, eigentlich weiß ich die Antwort, kann mich aber zu keiner Entscheidung durchringen. Auch weil ich es als die letzte, wirklich große Chance sehe, beruflich wieder auf die Beine zu kommen und dadurch zu mehr Sicherheit und mehr Zufriedenheit im Leben.
Ich weiß grad einfach nicht, was ich tun soll.
Lavendel64
Beiträge: 543
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Eigentlich sollte es mir gutgegehen...aber...

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Inesmuella,
Du hast Dir die Antwort doch selber gegeben.

Du siehst Dich (kein Wunder!) mit der schweren Depression nicht in der Lage, die Umschulung weiterzumachen. Und Du hast Recht: die Gesundheit muss an erster Stelle stehen. Wenn Du in einem halben Jahr zusammenbrichst, weil der Akku völlig leer ist, ist das Ergebnis das Gleiche, bzw noch schlimmer, weil es Dir eben noch schlechter geht und Du länger brauchst um wieder auf die Beine zu kommen.

Die Kliniken sind nicht alle gleich - nimm bitte die schlechten Efahrungen nicht als Grund, es ist nicht überall so. Vielleicht ist auch eine Tagesklinik ein für Dich besserer Weg. Da bist Du abends und nachts zu Hause.

Vielleicht kann man die Umschulung unterbrechen und nach Deiner Genesung fortsetzen. Sprich mit den Menschen, dann werden sie dir vermutlich Mögliichkeiten aufzeigen. Gerade wenn Du einen guten Arbeitgeber hast.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Jürgen_A
Beiträge: 17
Registriert: 6. Okt 2023, 12:22

Re: Eigentlich sollte es mir gutgegehen...aber...

Beitrag von Jürgen_A »

Hallo inesmuella,

da kommen 2 wichtige Themen zusammen, die nicht selten auftreten. Beruf und Suche nach Unterstützung, stationär. Zusätzlich möchte man etwas bedeuten in der Gesellschaft und Geld verdienen, da sind Klinikaufenthalte eher im Weg. Die Antworten solltest du in der Therapie finden darauf, was für dich das Beste ist. Genau dafür ist aber eigentlich keine Zeit. Diese Situation kennen wir alle, mehr oder weniger. Meine bescheidene Meinung: Wenn es wirtschaftlich machbar ist, sollte man nichts tun, was einen stresst oder zurück wirft, wenn man es nicht schafft.
Eine Therapie ist dann wirksam, wenn man sich auf Aufgaben freut und ohne Zweifel ist.
Deine Erfahrungen in der Klinik sind schlimm, so sollte es auf keinen Fall ablaufen. Ich habe erst nach vielen Versuchen in Kliniken jeder Art geschafft, die für mich richtige zu finden. Auch dort begegnet man nicht immer nur nettem Personal. Jetzt könnte man wieder lamentieren, dass die Berufe in den letzten Jahren schwieriger wurde und schlecht bezahlt...hm, kein Grund, gemein zu sein zu Patienten. Leider bleibt es uns nicht erspart, zu suchen und weiter zu suchen.
LG Jürgen
"Seid gut zu euch selbst, zu denen, die ihr liebt und der Welt, in der wir leben."
Bruce Springsteen, München 2023
inesmuella
Beiträge: 54
Registriert: 30. Apr 2020, 10:01

Re: Eigentlich sollte es mir gutgegehen...aber...

Beitrag von inesmuella »

Hey, vielen Dank für eure Antworten :) Ich spreche am Freitag mit einer Psychologin, die mir während der Umschulung zur Seite steht. Eine reguläre ambulante Therapie geht momentan nicht, da ich mich gerade in der obligatorischen Pause dazwischen befinde. Die psychologische Begleitung kann auch nicht so engmaschig stattfinden, vielleicht einmal im Monat, trotzdem bin ich froh darüber, dass ich das wenigstens habe.
Und ich wollte auch nochmal sagen, dass ich weiß, dass es nicht nur schlechte Kliniken gibt, ich hab da einfach Pech gehabt. Normalerweise gebe ich nicht viel auf Rezensionen im Netz, und mache mir selber ein Bild, nur war es in diesem Fall echt so, wie es im Netz stand. Das Krankenhaus hat mittlerweile auch dichtgemacht.
Ich bin nach wie vor hin-und hergerissen, und hoffe, Freitag zusammen mit der Psychologin eine Lösung zu finden. Am liebsten wäre es mir, das ganze auf nächstes Jahr zu verschieben, aber wie realistisch das ist, nun ja, das wird die Zeit zeigen.
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