Diskussionsforum Depression

Hallo zusammen,

meine Partnerin hat mich nach 15 Jahren verlassen und mich alleine in der Wohnung zurückgelassen, in die ich mit ihr vor 12 Jahren zog. Ich habe mich, wegen meiner sozialen Phobien sehr auf sie fokussiert und habe hier nie andere soziale Kontakte herstellen können.
Nun bin ich 46 Jahre alt, lebe das erste Mal alleine und habe neben der Angst, nie wieder eine so passende Partnerin zu finden auch Angst, hier völlig zu vereinsamen. Ich tue mich sehr schwer neue Leute kennenzulernen, da mich lose Kontakte oft noch mehr spüren lassen einsam zu sein.
Vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?

VG

Ich bin jetzt auch alles andere als gut darin, neue Kontakte zu knüpfen, aber vielleicht könntest du in einen Sportverein gehen. Dann hast du was zu tun und triffst dort Leute.

hallo Steppenwolf,

oh das tut brutalst weh. Hab auch durch meine Depression schon viele Beziehungen verloren. Und wir Menschen haben nun mal

Bedürfnisse, und wenn die unerfüllt bleiben...Unsere körperlichen Bedürfnisse, nach Nahrung, Obdach, Kleidung, Sicherheit.

Ich hoffe das du noch in der Lage bist einzukaufen, kochen, putzen.....................................................................

Und wir haben emotionale Bedürfnisse nach Liebe, Wertschätzung, Verständnis, angenommen sein............

Diese Bedürfnisse können wir uns auch selbst erfüllen, wenn du versuchst, dich in Liebe so anzunehmen, so wie du bist.....

Das ist erstmal viel wichtiger Liebe und Annahme für uns selbst zu haben, damit wir unabhängig bleiben.

Unerfüllte Bedürfnisse treiben uns Menschen dazu, Dinge zu tun, die nicht gut sind. Zum Beispiel zu viel zu essen,,,,,,,,,,,

Bedürfnisse zu haben und sie zu erfüllen, ist menschlich. Es ist kein Zeichen von Schwäche.

Versuche erst einmal dir deine Bedürfnisse zu erfüllen, das kann dich stark und unabhängiger machen.....selbst bewusster.

Und versuche erst einmal dich selbst zu lieben, anzunehmen, mit allem was du bist und hast.

Kein Mensch ist fähig alle deine Bedürfnisse vollkommen zu erfüllen.

Und dann eine Partnerin suchen. In einer Selbsthilfegruppe, Verein, ............

Wir Männer haben genau so viele Bedürfnisse wie Frauen. Auch wir wollen geliebt werden, angebetet, umsorgt,....................

auch wenn das für uns Männer oft zu weiblich klingt, wir das schwer zugeben können.

Aber vielleicht kannst du dich mit deiner Partnerin wieder versöhnen.

Vielleicht habt ihr euch weh getan. Vielleicht kannst du ihr sagen, das dir manches leid tut, ihr einen Neuanfang

wagen könnt.


liebe Grüße,

Danke für eure Antworten.
Ja, es hapert an der Fähigkeit alleine zu sein, mir selbst genug zu sein. Wenn ich etwas nicht für jemand anderen tue, fühlt es sich für mich absolut sinnlos an. Ich brauchte mein ganzes Leben immer direkte Rückmeldung, Bestätigung, sonst empfinde ich kein Gefühl von Zufriedenheit. Wenn ich alleine bin, bekomme ich sofort das Gefühl, dass die Welt mich vergisst, dass ich aufhöre zu existieren. Daher auch zeitlebens meine "Flucht" in eine Beziehung.

Naja, aber du weisst ja, dass das eben nur so ein Gefühl ist. Und dich jetzt in die nächste Beziehung zu flüchten fände ich jetzt auch nicht richtig, denn es wäre ja keine Beziehung, die aus Liebe zueinander entsteht, sondern aus deiner puren Verzweiflung und dem Gefühl, nicht alleine sein zu können.
Aber auch alleine sein kann man lernen. Meine Idee mit dem Sportverein war so gemeint, dass du dadurch eben nicht in deiner Freizeit nur daheim hockst und grübelst. Zum einen ist Bewegung gut bei Depressionen, und zum anderen triffst du dort andere Leute. Vielleicht ja auch wen, mit dem du dich gut verstehst, und woraus sich vielleicht eine Freundschaft entwickelt. Es muss ja nicht gleich eine Liebesbeziehung samt gemeinsamer Wohnung sein. Es würde dich ablenken, du bekämst dort ja auch Rückmeldung in Bezug auf den Sport.

lieber Steppenwolf,

vermutlich ist deshalb die Beziehung zu deiner Freundin zerbrochen. Nur wenn du dich selbst lieben und wertschätzen kannst,

kannst du auch andere Menschen lieben und wert schätzen. Dich selbst lieben und wertschätzen, trotz deiner Depression.

Zu schnell habe ich mich auch schon in die nächste Beziehung gestürzt, nur um etwas Liebe und Wertschätzung zu bekommen....

Liebe, die ich mir selbst nicht geben konnte. Und oft wurde ich schon ausgenutzt, auch auf meinen Arbeitsplätzen.

Weil ich mich immer abhängig gemacht habe, von der Liebe anderer Menschen......

Auch heute bin ich da immer noch am üben. Wie viel Streit gibt es in unseren Beziehungen. Weil wir uns selbst nicht lieben

können, weil wir von anderen Menschen das erwarten, was wir uns selbst nicht geben können....................................

Beziehungen können uns depressiv machen, Beziehungen können uns aber mehr und mehr von unserer Depression heilen.

Da werde ich selbst niemals perfekt. Da gilt es barmherzig zu sein, mit meinem nicht perfekten Wesen. Aber auch

versuchen barmherzig zu sein, mit dem nicht perfekten Wesen anderer Menschen.

Wünsche dir von Herzen, das du dich trotz deiner Depression, mehr und mehr annehmen kannst...........

Dann fällt es anderen Menschen leichter, dich anzunehmen......


liebe Grüße,

Nochmals Danke für eure Reaktionen.
Eine neue Beziehung ist für mich kein Thema. Das habe ich bewusst entschieden. Ich muss lernen mit mir alleine klar zu kommen und natürlich ängstigt mich der Weg und die erwartbaren Rückschläge. Aber auf der anderen Seite kann ich auch nie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, wenn ich mich immer von anderen abhängig mache. Mein Kopf schmiedet bereits Pläne, in meinem Bauch, bei meinem inneren verängstigten Kind, ist das leider noch lange nicht angekommen.

VG
Steppenwolf

Hallo Steppenwolf,
wie wäre es mit einem VHS-Kurs? Ich habe mich zwei Jahre lang nicht getraut (wegen eingebildeter Talentlosigkeit) und seit einem Jahr in einem Aquarellkurs, wo ich nicht nur viel lerne, sondern auch nette Leute getroffen habe. Inzwischen treffen wir uns auch gemeinsam, um auf Ausstellungen zu gehen. Hilft nicht gegen Einsamkeit, aber es ist ein erster Schritt heraus aus dem häuslichen Umfeld.
LG Lavendel

Ja Steppenwolf, sowas kannte ich auch, sich schwer zu tun, neue Leute kennenzulernen. Inzwischen bin ich seit vielen Jahren in einer G., die ich bereits seit einiger Zeit so ein bisschen selbst anleite und ich hatte vor dieser Verantwortung auch Angst, war es aber trotzdem angegangen. und bi eher erleichtert, dass alles gut klappt, alle sind zufrieden.
Als ich mich damals auf Empfehlung meiner Psychologin dort anmelden wollte, gelang mir das zwar erst beim dritten Versuch, aufgrund von Ängsten, dennoch schaffte ich es und nun bin ich schon viele Jahre dabei.

Wünsche dir ganz viel Mut, neue Leute kennenzulernen.

Liebe Grüße
Katerle