Gefühle erloschen und Umgang mit den Kindern

Antworten
FrauMelanie
Beiträge: 6
Registriert: 17. Sep 2023, 22:15

Gefühle erloschen und Umgang mit den Kindern

Beitrag von FrauMelanie »

Hallo ihr Lieben, ich erhoffe mir von meinem Post euren Rat und erfahrungen. Es wird leider ein etwas längerer text.

Mein Partner und ich sind über 10 Jahre zusammen. Wir haben zwei gemeinsame Kinder. Mein Partner hatte aufgrund seines Berufs schon einmal eine depressive Episode. Durch den Wechsel des jobs, Gesprächstherapie und Sport hat er das in den Griff bekommen.

Unser zweites Kind ist nun 7 Wochen alt und plötzlich hat er mir offenbart dass er die Trennung möchte. Ich hatte im Vorfeld eine Wochenbettdepression bei ihm vermutet. Er berichtete unter anderem von Schlafstörungen und generell habe ich eine Wesensänderung wahr genommen. Wir hatten einen Streit weil er ständig am Handy hing und ich eine andere Frau vermutete. Das haben wir glaubhaft aus dem weg geräumt aber er hat mir plötzlich erklärt er möchte die beziehung nicht mehr. An einem anderen tag habe ich ihn aufgefordert mir das nochmal zu erklären weil ich es nicht verstehen konnte. Er hat mir berichtet dass er sich wie damals fühlt als es ihm wegen seinem Job so schlecht ging.

Er hat vor 1,5 Jahren einen neuen Job begonnen. Dieser kann und soll (auf eigenen wunsch) auch nicht mehr gewechselt werden. Da er ggw Beamter auf Probe ist kommt für ihn eine Therapie nicht in Frage weil er befürchtet dann nicht verbeamtet zu werden.

Er wirft mir vor dass ich nicht genug Verständnis für seinen Job aufbringe. Wir hatten in der Vergangenheit zb das Thema dass ich wollte dass er sich Blut abnehmen lässt um seine Gesundheit zu checken. Er wollte das nicht weil er im Falle einer Krankheit ja seinen beamtenstatus gefährden würde. Er sagt ich verstehe nicht wie wichtig ihm das ist. Ich habe damals zu ihm gesagt er ist mir wichtiger als der Job... aktuell wächst ihm alles über den Kopf und er schafft es nicht Familie und arbeit unter einen Hut zu bringen. Die Konsequenz daraus war für ihn die Familie verlassen zu wollen.

Nachdem er mir erzählt hat, dass er sich wie damals bei der ersten Depression fühlt habe ich ihn gefragt was er braucht... er meint mit sport würde es sicher besser. Etwas anderes kommt ja wegen der beamtenproblematik ohnehin nicht in Frage. Ivh habe ihm gesagt er bekommt die Zeit für arbeit und Sport, ich halte ihm den Rücken frei. Wenn er die Arbeit im Griff hat können wir an uns arbeiten (seiner Meinung nach ua fehlendes Verständnis für die arbeit).

Er kommt jetzt jeden Tag spät, geht dann zum Sport. An unserem Leben nimmt er wenig teil. Ich frage woe sein Tag war und er berichtet. Er ist sehr kalt, mit unserem Kind ungeduldig, gefühlt ist ihm alles zu viel. Es gibt keine Körperlichkeiten zwischen uns und er schläft auf der couch.

Er will auch nicht mehr mit mir sprechen wie es ihm geht. Er blockt sofort.

Ich vermute (auch aufgrund der voreiligen Trennung und seinem Verhalten mir gegenüber) dass er keine liebe mehr für mich empfindet.

Das soll ja nicht untypisch in einer Depression sein. Vorher hat er diesbezüglich keine Andeutungen gemacht und das zweite Kind war ebenfalls ein Wunschkind.

Für mich ist dieses warten gerade eine riesige last. Ich weiß nicht ob wir anschließend wieder eine familie oder gar ein paar sind. Teilweise verhält er sich mir gegenüber richtig eklig. Auch mit unserem Kind ist es teilweise schwer für mich zu ertragen. Aktuell weiß ich durch die körperliche UND emotionale Distanz nicht wie wir wieder zurück in unser altes Leben kommen. Vielleich ist er auch zu stolz weil er die Trennung ausgesprochen hat doch zu uns zurückzukommen?

Wie sind eure Erfahrungen wenn die Liebe in einer Depression erlischt? Wie lange hat das gedauert und wie fühlt es sich an wenn sich das wieder ändert? Also habt ihr das bewusst wahrgenommen?

Ich habe meinen Vater an die Depression verloren. Ich weiß dass ich Geduld brauche. Es ist nur so schwer für mich wenn ich nicht weiß ob und wann es sich wieder ändert.

Zu dem großen kind wird er immer abweisender. Ich vermute dort fehlt es nun auch an Liebe... Aktuell darf ich scheinbar existieren, sie ist in Gänze falsch. Sie befindet sich in der autonomiephase. Es ist anstrengend aber gehört halt zur Entwicklung. Sie macht sich so gut mit dem Baby. Den Papa lehnt sie immer häufiger ab (vermutlich durch sein verhalten, aber auch einfach frühkindliche empathielosigkeit). So kommt es regelmäßig vor dass er am Tisch sitzt und mit den Tränen kämpft. Ich zähle die Stunden bis das Wochenende vorbei ist. Ich weiß nicht wie lang ich mir das nicht anschauen kann. Eine Sache ist der Umgang mit mir, eine ganz andere der Umgang mit meiner Tochter.

Entschuldigt bitte den langen Text. Ich kann es einfach nicht fassen was hier passiert und dass meine kleine Familie von einen Tag auf den anderen zerbrechen soll.
DieNeue
Beiträge: 5345
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gefühle erloschen und Umgang mit den Kindern

Beitrag von DieNeue »

Hallo Frau Melanie,

es tut mir sehr leid, wie es gerade in deiner Familie läuft. Für mich wäre der Beamtenstatus auch nicht so wichtig wie die Gesundheit meines Mannes. Aber viele, die das betrifft, hängen irgendwie extrem an diesem Status.

Kann er denn überhaupt noch einen Beamtenstatus bekommen? Denn du schreibst ja, dass er schon mal in Gesprächstherapie war.

Ich habe zwar mit einer Situation wie eurer keine Erfahrung, aber als Betroffene und Angehörige kann ich euch nur raten euch trotzdem professionelle Hilfe zu suchen. Es gibt z.B. den Sozialpsychiatrischen Dienst, der kostenlose (auch regelmäßige) Beratungsgespräche anbietet. Das ersetzt zwar keine Therapie, aber es ist wenigstens eine gewisse Unterstützung. Auch du kannst dir als Angehörige dort Hilfe holen. Bei uns wird der SpDi von der Diakonie angeboten, wo es auch eine Kinder- und Jugendberatung gibt (für Eltern). Das wären evtl. auch noch Ansprechpartner für euch wegen den Kindern.
Wenn es bei euch finanziell machbar ist, könnte man auch privat Therapiestunden bezahlen, die dann auch nicht bei der Krankenkasse auftauchen.

Ich hoffe, dass sich eure Situation bald wieder bessert.

Liebe Grüße,
DieNeue
FrauMelanie
Beiträge: 6
Registriert: 17. Sep 2023, 22:15

Re: Gefühle erloschen und Umgang mit den Kindern

Beitrag von FrauMelanie »

Hallo liebe DieNeue,

Ja der Beamtenstatus ist aktuell noch erreichbar. Er hatte damals lediglich probestunden (?), also keine richtige Therapie begonnen.

Er hält nicht viel von einer erneuten Therapie da dss ergebnis beim letzten mal die Empfehlung zu regelmäßigem Sport war. Also selbst wenn er könnte würde er vermutlich gegenwärtig keine Therapie beginnen.

Ich habe ihm bereits angeboten, dass wir die Stunden auch selbst zahlen können um die Dokumentation zu umgehen.

Nach diesem sehr schlimmen Wochenende habe ich ihn gefragt ob ich ihn irgendwie unterstützen kann dass es ihm leichter fällt hier zu sein: nein. Ob er mit mir sprechen will: nein. Ich habe ihm nochmal versichert dass ich für ihm da bin. Damit war das Gespräch beendet. Es ist kein rankommen. Er spricht mit niemandem.

Als wir das Gespräch im Rahmen der gewünschten Trennung hatten, habe ich ihm gesagt dass wenn er das Gefühl bekommt er muss raus, er mir das sagen soll. Dann kann er auch (erstmal) vorübergehend ausziehen. So viel Angst ich auch vor diesem Schritt habe, so sehr wünsche ich ihn mir auf der anderen Seite. Es ist wenig Entlastung wenn er da ist und ich habe das Gefühl für ihn wird es hier immer schlimmer. Ich habe auch Angst um die Beziehung zum großen kind.

Am Freitag konnte ich ihn überzeugen auf ein Konzert mit einem Freund zu gehen. Ich habe angeboten dass er dort schlafen könne. Hat er abgelehnt. Er kann mich ja nicht mit beiden Kindern allein lassen. Am ende hab ich mich aber trotzdem um beide gekümmert. Er hat zwar essen gemacht aber das hätte ich auch noch geschafft.

Die Möglichkeit der beratungstermine wird bei uns leider nicht geboten, allerdings die Familienberatung. Ich bezweifle leider nur dass es ggw Sinn macht. Er würde wohl nicht reden und alles was ich sage als Vorwurf auffassen. Dazu steckt er gerade zu tief drin. Perspektivisch finde ich das Angebot aber interessant und könnte mir vorstellen es auch in Anspruch zu nehmen. Die Frage ist halt nur ob er mich begleitet...
Alibaba
Beiträge: 10
Registriert: 1. Jan 2024, 23:13

Re: Gefühle erloschen und Umgang mit den Kindern

Beitrag von Alibaba »

Hallo FrauMelanie

Dein Post ist schon etwas her. Wie ist es dir und deiner Familie weiter ergangen.

Bei mir ist die Situation ähnlich. Wir haben auch 2 kleine Kinder und mein Freund ist depressiv. Seit die Kinder da si d fast ununterbrochen. Und er verhält sich ebenso abweisend mir gegenüber. Es gibt auch Schuldzuweisungen und mehr unschöne Verhaltensweisen niemals mit dem Anspruch der Lösung oder Aufklärung.

Wie lief es bei euch weiter?

Liebe Grüße
Alibaba
Antworten