Sexualität und Depressionen

August345
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Sexualität und Depressionen

Beitrag von August345 »

Hallo zusammen!
Mein Freund (30) und ich (25) sind seit 4 Jahren zusammen und seit über einem Jahr leidet er nun an einer (diagnostizierten) Depression.
Mittlerweile ist er schon seit 4-5 Monaten bei einer Psychotherapeutin in Behandlung.
Sein Symptome zeigen sich sowohl psychisch als auch körperlich.
Durch die Depression ist er viel anhänglicher geworden, er braucht viel Liebe, viele Umarmungen und will viel kuscheln. Einerseits bin ich froh dass er mir noch Zuneigung schenken kann aber andererseits gibt es überhaupt keine Leidenschaft mehr in unserer Beziehung. Letztens hatte er mich mal wieder „richtig“ geküsst und meinte dann zu mir dass er mir ein bisschen „entgegenkommen“ will, da er weiß, dass ich das sehr mag. Ich kam mir daraufhin richtig blöd vor, als würde er sich dazu zwingen müssen… Sex hatten wir auch schon über ein Jahr nicht mehr. Das macht mich auch richtig fertig weil einerseits hätte ich so gerne wieder Sex aber ich muss andererseits ständig meine Bedürfnisse hinten anstellen… ich habe es mittlerweile schon aufgeben mit ihm darüber zu reden. Er meinte nur, dass er das mit dem Sex wieder angehen will, wenn es ihm besser geht aber aktuell habe er keine Kraft und Energie. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn nur unter Druck setze, wenn ich immer wieder mit dem Thema Sex ankomme…

Die Frage ist natürlich auch WANN es ihm besser geht und ob wir dann sexuell überhaupt wieder zusammenfinden. Aktuell sind wir ja eher wie Bruder und Schwester. Ich fühle mich von ihm einfach nicht mehr begehrt. Ich weiß auch nicht wie lange ich das noch so aushalte ganz ohne Sex.

Welche Erfahrungen habt ihr mit eurem depressiven Partner/-in gemacht? Wird es irgendwann besser? Sollte man das einfach so hinnehmen? Wie lange sollte ich ihm Zeit geben?

Danke schon einmal für eure Antworten!
Helgaline
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Helgaline »

Hallo August345,

herzlich willkommen hier im Forum, ich wünsche dir hier viele Antworten :)

Dies ist ein Thema, über das hier nicht so viel geschrieben wird, vllt aus Scham :oops:

Ich bin auch in einer fünfjährigen Beziehung, in der der Sex rapide seit 3,5 Jahren abgenommen hat. Bis hin zu halbjährigem Erliegen. Jedoch hat mein Partner keine Krankheitseinsicht, ist aber jetzt (mir zuliebe?) in Therapie. Nähe findet bei uns so gut wie keine mehr statt.
Die Einzige, die sich -gefühlte- 3,5 Jahre um das Thema Sex bemüht hat, war ich.

Er hat die Verdrängungstaktik angewandt, Vogel Strauß eben. Darüber gesprochen, bzw. mir irgendwelche "Zeichen" in Richtung "ich kümmere mich um mein Problem..." gibt und gab es nicht.
August345 hat geschrieben: 11. Sep 2023, 17:27 Die Frage ist natürlich auch WANN es ihm besser geht und ob wir dann sexuell überhaupt wieder zusammenfinden. Aktuell sind wir ja eher wie Bruder und Schwester. Ich fühle mich von ihm einfach nicht mehr begehrt. Ich weiß auch nicht wie lange ich das noch so aushalte ganz ohne Sex.
Das ist auch unser IST-Zustand. Leider. Und wann eine Besserung eintritt, ist immer unterschiedlich.

Ich kann dir also nur meine Geschichte schildern, wirklich einen Rat habe ich nicht für dich. Ich möchte aber, dass du siehst, dass geht nicht nur dir so. Ich für mich habe jetzt entschieden, viel Selbstfürsorge zu betreiben. Und zwar OHNE Rücksicht auf ihn.

Alles Liebe

Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
MySun
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von MySun »

Helgaline hat geschrieben: 12. Sep 2023, 08:26 Dies ist ein Thema, über das hier nicht so viel geschrieben wird, vllt aus Scham :oops:
@August345
Schau docheinmal in den Thread von Helgaline: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?
viewtopic.php?p=657522#p657522
und
zum link:
https://www.thieme-connect.com/products ... -1637-9009
dort lässt sich eine pdf-Datei zum Thema Sexualität und Intimität bei depressiven Erkrankungen öffnen
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
hopstobs
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von hopstobs »

Was ich in der Hinsicht auch mal mit in die Diskussion werfen möchte:
Oft bekommt man ja den Tipp/Ratschlag mehr Selbstfürsorge zu betreiben. Viele Aktivitäten und auch etwas mit Freunden unternehmen ist natürlich auch ohne Partner möglich. Sexualität ist aber üblicherweise etwas, das man exklusiv in der Partnerschaft lebt. Heimlich ausleben ist keine Alternative, mit dem Partner ein Abkommen treffen es anderweitig ausleben zu dürfen halte ich auch nicht für den richtigen Weg. Selbstbefriedigung sehe ich ebenfalls nicht als einen Ersatz für innigen Sex mit einem geliebten Partner.
Gerade die Folgen die das für den Betroffenen hat sind verheerend, es wachsen Zweifel und das Gefühl nicht mehr attraktiv genug zu sein. Hier ist man wirklich sehr auf sich allein gestellt, Darüber zu sprechen fällt schwer und Gesprächspartner für solche Themen zu finden ebenso. Und das problem ist selbst dann ja noch immer nicht gelöst.
Es zeigt einmal mehr, wieviel Zündstoff eine Depression in eine Beziehung bringt.
Chibi
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Chibi »

Hi.

Bekommt er Antidepressiva? Ich nehme seit mehreren Jahren Citalopram und das wirkt sich auch... darauf... aus. Ich weiß auch, das es bei Männern noch komplizierter ist.
Vielleicht würde es euch helfen "Spielzeug" mit einzubauen und mal ist in Gesprächen mit einem Sexualtherapeut*in zu beantragen?

Seit geduldig miteinander.

- Chibi
Fennek
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Fennek »

Weißt du, ob er gerade überhaupt kann? Als Frau kann man das ja noch ganz gut vertuschen, aber als Mann ist das schon sehr deutlich, wenn nichts steht. Die meisten Männer schämen sich da sehr für. Vielleicht ist das bei ihm auch der Fall und er möchte es dir nicht sagen?

Mir (als Frau) tat Sex während meiner Hochphase mit Depressionen nur bedingt gut. Ich hatte Glücksgefühle, war komplett euphorisch...und bin danach in ein tieferes Loch gefallen, als ich es davor war.
August345
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von August345 »

Erstmal vielen Dank für eure Antworten!
Zur letzten Frage: Ich weiß aktuell gar nicht ob er kann, da er nie über seine Sexualität redet…
Das mit dem Loch nach dem Sex kann ich mir schon gut vorstellen. Doch wir haben ja nicht einmal Sex. Er kann für Sex keine Energie aufbringen. Was ich natürlich auch verstehen kann, wenn es einem schon schwer fällt überhaupt seinen Alltag zu meistern. Dann ist an Sex gar nicht zu denken.

Antidepressiva nimmt er nicht ein. Aktuell hat er nur regelmäßig seine Termine beim Arzt und seine Psychotherapie alle ein bis zwei Wochen.
„Spielzeug“ hätten wir sogar auch zuhause… Letztens habe ich ihm vorgeschlagen, das doch einmal mit mir auszuprobieren. Er meinte nur, dass er es gerne ausprobieren will aber erst wenn es ihm besser geht. Doch eine Besserung ist seit Monaten nicht in Sicht…

Der Vorschlag mit der Paartherapie ist wirklich gut aber ich glaube das würde ihn überfordern. Er redet ja nicht mal mit mir über seine Sexualität dann wird er es bestimmt auch nicht mit einer/einem Fremden machen.
Es ist einfach so frustrierend. Ich gehe auf ihn zu, versuche ständig rücksichtsvoll und empathisch zu sein. Doch das heißt natürlich auch, seine eigenen (sexuellen) Bedürfnisse zu „unterdrücken“.
Wie ihr schon schreibt ist es natürlich eine Möglichkeit „Selbstfürsorge“ zu betreiben…. Doch das kann niemals Sex mit einem Partner ersetzen. Mittlerweile fehlt mir sogar die Lust auf „Selbstfürsorge“, weil es mich immer wieder daran erinnert wie traurig die derzeitige Situation ist.

Von ihm trennen möchte ich mich nicht. Er braucht mich sehr und ohne mich wäre er komplett aufgeschmissen.
Und es kommt mir auch ziemlich egoistisch vor „nur“ wegen dem Sex eine Beziehung zu beenden.

Mir geht es so auf die Nerven mir alles gefallen zu lassen. Wenn er kuscheln will, dann kuscheln wir. Wenn er meinen Körper berühren will, dann darf er das auch.
Doch es ist immer wieder frustrierend wenn nicht „mehr“ passiert. Es ist wie mit einem Kind, dem ständig Schokolade vor die Nase gehalten wird, aber sie nicht essen darf. Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er mich gar nicht mehr anfassen darf, um „Abstand“ zu bekommen. Aber das würde er wahrscheinlich auch nicht verstehen.
August345
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von August345 »

Entschuldige mein jammern aber ich weiß nicht mit wem ich sonst darüber reden könnte…
DieNeue
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von DieNeue »

August345 hat geschrieben: 17. Sep 2023, 17:09 Der Vorschlag mit der Paartherapie ist wirklich gut aber ich glaube das würde ihn überfordern. Er redet ja nicht mal mit mir über seine Sexualität dann wird er es bestimmt auch nicht mit einer/einem Fremden machen.
Ich denke, dass genau dass ein Grund wäre, mal zu einem Paartherapeuten/Sexualtherapeuten zu gehen. Wenn er nicht mal mit dir darüber reden kann, dann muss er es lernen. Es gibt bestimmt auch einfühlsame Therapeuten, die es einem einfacher machen darüber zu reden. Er ist mit Sicherheit auch nicht der Einzige, der da nicht drüber reden kann und Therapeuten kennen solche Situationen.
Suchende2
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Suchende2 »

August345 hat geschrieben: 17. Sep 2023, 17:09 Mir geht es so auf die Nerven mir alles gefallen zu lassen. Wenn er kuscheln will, dann kuscheln wir. Wenn er meinen Körper berühren will, dann darf er das auch.
Hallo August345,

auch Du darfst Grenzen setzen!
Wenn Du nicht kuscheln möchtest, dann wird nicht gekuschelt.
Genauso wie Sex, sollten beide Seiten es zu dem Moment wollen und dann muss der Partner ein Nein akzeptieren.
Du akzeptierst ja schließlich auch sein Nein zum Sex.

Als Betroffene kann ich sein Nein sehr gut nachvollziehen. Mein Mann hatte leider auch nicht immer Lust auf Kuscheln, wenn ich es hatte. Auch das habe ich akzeptiert.

Alles Gute,
Suchende
Empathie58
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Empathie58 »

Hallo August345,

herzlich willkommen im Forum!

Sex ist für die meisten Menschen wichtig. Es ist also völlig normal, dass Du Dich danach sehnst. Ich nehme an, dass es bei Deinem Freund zu Beginn Eurer Beziehung auch so war, denn sonst wärt Ihr wohl gar nicht zusammengekommen.

Sein Interesse auf diesem Gebiet ist seit einiger Zeit erlahmt und Du bist verständlicherweise unzufrieden mit der Situation. Sein "Entgegenkommen" hat Dich vermutlich eher verletzt als erfreut, weil Du keine echte Begierde und damit auch keine Erfüllung gespürt hast. Wenn Du bereits ein Jahr ohne Sex auskommen musstest, hast Du erstaunlich viel Geduld aufgebracht.

Entweder ist die Liebe Deines Freundes zu Dir generell, also unabhängig vom Sex, erloschen, dann wäre Eure Beziehung am Ende, oder es liegt an seiner Depression. Dann stellt sich in der Tat die Frage, ob und gegebenenfalls wann sich die Lage wieder ändert.
August345 hat geschrieben: 11. Sep 2023, 17:27Welche Erfahrungen habt ihr mit eurem depressiven Partner/-in gemacht? Wird es irgendwann besser? Sollte man das einfach so hinnehmen? Wie lange sollte ich ihm Zeit geben?
Genau, das sind die Fragen, die sich aufdrängen.

Meine erste Frau litt, ebenso wie Dein Freund, unter Depressionen, zusätzlich allerdings auch noch unter weiteren psychischen Erkrankungen, sodass eine eindeutige "Zuordnung" schwierig ist. Jedenfalls hatten wir zum Ende unserer Ehe hin immer weniger Sex und es wurde zunehmend anstrengender für mich, auf diesem Gebiet gefühlt immer mehr die treibende Kraft zu werden. Besser wurde es nicht mehr. Meine diesbezüglichen Erfahrungen lassen sich jedoch nur bedingt auf Deine Situation übertragen, weil jeder Mensch anders ist und deshalb individuell agiert.

Hingenommen hast Du den fehlenden Sex schon sehr lange und spürst mittlerweile Deine steigende Unzufriedenheit. Auf die Frage, wie lange Du noch warten solltest, gibt es keine "richtige" Antwort. Du musst für Dich entscheiden, wann Dein Leidensdruck so groß ist, dass Du ihn nicht mehr aushalten willst.

Was ich jetzt schreibe, kommt Dir vielleicht eigenartig oder unmoralisch vor, doch bedenke, dass Dich Deine wachsende Unzufriedenheit immer weiter von Deinem Freund entfremden wird. Von daher könnte es ein gangbarer Weg sein, dass Du Deinen Freund noch einmal offen auf Dein unbefriedigtes Bedürfnis nach Sex ansprichst und ankündigst, Dir jemanden zu suchen, mit dem Du nur Sex und keine Liebesbeziehung haben willst. Entweder wird er darauf vorwurfsvoll reagieren und Dir dieses Recht auf Dein eigenes Glück absprechen (dann will er Dich einschränken und dominieren, indem er versucht, Dir ein schlechtes Gewissen einzureden) oder er zeigt Größe, indem er einsieht, dass er, zumindest zurzeit, gesundheitlich nicht in der Lage ist, Deine sexuellen Wünsche zu erfüllen (dann würde er Dich "freigeben"). Es klingt paradox, doch kann dieser Weg vielleicht sogar Eure Beziehung retten, denn Du hättest ein Ventil für Deine Bedürfnisse und würdest mit offenen Karten spielen, während er Zeit erhielte, sich auf seine Genesung zu konzentrieren, ohne Deinem Druck ausgesetzt zu sein. Das kann durchaus funktionieren.

Ich kenne ein Paar, das sich in einer vergleichbaren Situation befand und das Problem auf diese Weise gelöst hat. Als die Frau aufgrund einer fortschreitenden Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen war, hat sie sich mit ihrem Mann darauf verständigt, dass es für beide in Ordnung war, wenn er Sex mit einer anderen Frau hat. Diese Entscheidung ist ihr nicht leichtgefallen, doch die Alternative wäre gewesen, dass sie ihren Partner komplett verloren hätte.

Ob das auch für Euch ein gangbarer Weg ist, könnt Ihr nur selbst entscheiden. Ganz wichtig ist jedenfalls, offen und ehrlich miteinander zu sprechen und keine einseitigen, heimlichen Entscheidungen zu treffen.

Liebe Grüße
Empathie58
hopstobs
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von hopstobs »

Ich bin von dem Vorschlag die Beziehung zu öffnen nicht sehr überzeugt. Auf der einen Seite, wie soll jemand, der gerade in einer depressiven Phase steckt die Größe zeigen den Partner sexuell freizugeben, Selbstvorwürfe gibt es schon genug. Auf der anderen Seite ist die Gefühlslage oft sehr dünn, dann auch noch eine Nebenbeziehung zu haben, wir hier nicht gerade förderlich sein. Dass es bei einer Öffnung nicht nur zu Sex, sondern auch zu Nähe und Gesprächen kommen wird und schlussendlich zu Gefühlen, halte ich für unumgänglich. Zeigt mir die Menschen mit einem großen Selbstwert, die gerade schon unter der aktuellen Beziehung derart leiden dass gerade von diesem Selbstwert nicht mehr das über ist, was mal war. Vielleicht stimmt der depressive Partner auch notgedrungen zu, um den anderen nicht zu verlieren. Zudem gilt in so einem Fall auch gleiches Recht für alle, dem Partner steht dann selbstverständlich das selbe zu. Auch ist die Frage ob die neuen Sexualpartner dann auch nur das eine sein wollen, ein Lückenbüßer und wie lange sie sich darauf einlassen. Es klingt erst einmal groß, ich sehe aber die Gefahr dass es viele weitere Probleme und auch Verletzungen gibt.
Sollte das ganze nur dafür benutzt werden um Druck aufzubauen (Druck ist so ziemlich das schlechteste was man dem depressiven Partner bescheren sollte) halte ich es obendrein für einen manipulativen Versuch um an seine Bedürfnisse zu kommen und dann darf man auch vor der eigenen Haustüre kehren und sich fragen, was man zu einer Schieflage in der Beziehung beiträgt. Ich hoffe, ich konnte den Blick auf das Thema damit etwas erweitern.
August345
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von August345 »

Zum Thema kuscheln: Ich bin ja schon froh dass er überhaupt Körperkontakt möchte aber manchmal ist mir das einfach zu viel. Wenn ich aber sage, dass ich gerade nicht kuscheln will, ist er schnell beleidigt und nimmt es persönlich…

Was die offene Beziehung angeht… aktuell halte ich es für eine schlechte Idee. Als er noch „gesund“ war hatten wir diese Thema schon einmal und er wollte auch damals die Beziehung nicht öffnen.
Sex war schon seit Anfang unserer Beziehung ein großes Problem und er meinte damals auch zu mir dass er den Sex erst innerhalb unserer Beziehung „hinbekommen“ möchte bevor wir unsere Beziehung öffnen. Damit hatte er auch recht… doch „hinbekommen“ haben wir es leider nicht.
August345
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von August345 »

Mir widerstrebt es, „nur“ wegen dem Sex Schluss zu machen. Ich weiß dass er mich gerade sehr braucht, denn sonst hat er fast keinen der in dieser schwierigen Phase für ihn da ist.
Ich würde schon fast sagen dass er eine gewisse emotionale Abhängigkeit mir gegenüber entwickelt hat. Er braucht jemanden der sich um ihn kümmert und ich könnte es nicht über mein Herz bringen ihn alleine mit seinen Problemen sitzen zu lassen…
bvs
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von bvs »

Sex war schon seit Anfang unserer Beziehung ein großes Problem und er meinte damals auch zu mir dass er den Sex erst innerhalb unserer Beziehung „hinbekommen“ möchte bevor wir unsere Beziehung öffnen. Damit hatte er auch recht… doch „hinbekommen“ haben wir es leider nicht.
Das Öffnen der Beziehung geht (meiner Erfahrung nach) nur aus einer wirklich guten und gefestigten Bindung heraus gut.
Und ja, trifft man sich mehrmals zum Sex, dann muss man vermutlich schon sehr gefestigt sein, dass wirklich nur darauf zu beschränken. Man fängt unweigerlich an, sich für den anderen zu interessieren, fängt an, den Alltag zu teilen, etc. Das ist ein schleichender Prozess, bei dem man lange glaubt, alles unter Kontrolle zu haben.
Sowas geht nur sehenden Auges und in Offenheit, Transparenz und Wertschätzung.
Zudem gilt in so einem Fall auch gleiches Recht für alle, dem Partner steht dann selbstverständlich das selbe zu.
In eben angesprochenen Fall zur Erweiterung und Bereicherung der Beziehung, ja, natürlich, gleiches Recht für alle.

Aber: in der vorliegenden Situation besteht die Wahscheinlichkeit, dass sich dann nur ein verkapptes Problem offenbaren wird (was im Grunde auch "gut" wäre, wenn auch schmerzhaft): Keine Lust auf den *eigenen* Partner mehr.
Ich finde nicht, dass man "gleiches Recht für alle" in dieser Konstellation fordern kann. Der Grund liegt in der Asymetrie: Ein Partner möchte dem anderen keine Bedürfnisse mehr erfüllen, die ein grundlegender Pfeiler einer Beziehung darstellen. Der andere Partner möchte, zurecht, diese Bedürfnisse erfüllt haben, am liebsten mit dem Partner. Zur Not würde er als Überbrückung(!) auch "auswärts essen" gehen; die kommunizierte Prio ist aber "am liebsten exklusiv mit dem Partner".
So, und wenn nun "gleiches Recht für alle" gilte, und der "unwillige" Partner auch ausserhäusig geht, dann haben wir den Salat: Er will einfach *in der Beziehung* die Bedürfnisse nicht mehr erfüllen, und das ist doch maximal verletzend für den urprünglich libidoreichen Partner.
Für mich wäre da die Beziehung als solche massivst!!!! in Frage gestellt, zeigt mir mein partner doch sehr deutlich: "diesen Kernaspekt gemeinsamer Beziehung möchte ich nicht mehr mit *dir*". Das ist so ziemlich das Gegenteil von Beziehung.

Ich verstehe dabei auch ehrlichgesagt nicht, warum da immer so eine krasse "ganz oder gar nicht" Haltung eintritt, die bei anderen Sachen (Essen kochen, Sport, etc) so nie akzeptiert werden würde. Diese Kompromisslosigkeit, damit komme ich echt an meine Grenzen (auch sehr persönlich in meiner Situation).
Warum kann der libidolose Partner nicht trotzdem einen schönen Abend mit dem Partner einrichten, und ihn z.B. manuell oder oral verwöhnen? So haben doch beide eine schöne Zeit und der leidende Partner erfährt Nähe, Bindung, Beziehung und Erfüllung seiner sexuellen Grundbedürfnisse.

Mir widerstrebt es, „nur“ wegen dem Sex Schluss zu machen.
Das ist am Ende eine Frage, wie wichtig dir das für dein Leben ist. Für mich ist Sex nicht alles, aber es gehört zu einer liebevollen, erfüllenden Beziehung dazu, und zwar nicht nur einmal im Monat ein Quickie oder lustloses einseitiges abarbeiten. Für mich transportiert Sex ganz viel Nähe und Liebe und ist somit unmittelbarer Ausdruck der Bindung und irgendwie auch Gradmesser der Beziehungsqualität.
Also jein: ich rede nicht von kurzfristigen Phasen (so ein Quartal oder so), aber wenn das langfristig und ohne ernsthafte(!) Perspektive auf Besserung nicht vom anderen Partner gewünscht und aktiv verfolgt wird; ja dann führe ich eigentlich strenggenommen bereits eine Freundschaft/WG. Das hatte ich schonmal und das will ich nicht mehr, weil ich da drin emotional vertrockne. In dem Fall würde ich mir meine Sexualität wieder komplett zu mir zurückholen (d.h. bei Bedarf auch mit anderen aktiv werden, solange(!) mein Partner in der Richtung keine Lust hat).
Er braucht jemanden der sich um ihn kümmert und ich könnte es nicht über mein Herz bringen ihn alleine mit seinen Problemen sitzen zu lassen…
In dem Fall sollte er aber auch Beitragen, indem er deine Bedürfnisse wahrhnimmt und versucht kompromisse zu finden und Angebote macht. Einfach zu sagen "Sex=Geschlechtsverkehr -> GV mag ich nicht -> es gibt GARNIX" ist halt die Abkürzung, die nur für einen funktioniert.
August345
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von August345 »

Ich denke, wie ihr mir auch fast alle geraten habt, eine offene Beziehung ist aktuell eher kontraproduktiv. Das Thema werde ich auch erstmal abhaken…

Den Kompromiss, dass er mich „oral oder manuell verwöhnt“ (wie bvs geschrieben hat) wird auch sicher nicht Zustandekommen. Denn das hat er auch schon vor unserer sexlosen Zeit nie gemacht. Ich weiß nicht wie detailliert ich in diesem Forum schreiben darf, aber zuvor hatten wir auch schon große Probleme was unser Sexleben betrifft. Er hat mich untenrum fast nie berührt, es gab kein Vorspiel für mich und ich mache beim Sex meistens die ganze „Arbeit“. Folglich wäre die Idee dass er mich stattdessen „verwöhnt“ auch kein Thema, da er es wie schon gesagt auch vor seiner Erkrankung nie getan hat.
Wir müssten erstmal von Grund auf, an unserem Sexleben arbeiten…
Er weiß auch dass mich das Thema stark belastet aber er hält mich immer hin indem er sagt: „Wenn es mir besser geht, will ich unser Sexleben wieder mit dir hinbekommen.“
Deswegen nehme ich das jetzt seit über einem Jahr so hin…
Nach über einem Jahr wird die Situation mittlerweile immer aussichtsloser. Das hört sich vielleicht komisch an aber vor kurzem haben wir einmal ohne Oberteil abends gekuschelt und es fühlte sich so ungewohnt, schon fast fremd an. Das macht mir Angst. Ich befürchte, dass je mehr Zeit vergeht, es immer schwieriger wird zueinander zu finden. Es fällt mir ja aktuell schon so schwer.
Denkt ihr das wird mit der Zeit immer schlimmer und wir finden gar nicht mehr zueinander? Ich verliere so langsam die Lust auf ihn.
Ich will ja auch keine Sexualität einfordern wenn ihn schon die Kleinigkeiten im Alltag total überfordern…
Und so wirklich eingestehen dass es bei uns gerade nicht so gut läuft will er sich auch nicht.
bvs
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von bvs »

Wir müssten erstmal von Grund auf, an unserem Sexleben arbeiten…
Ja, das geht aber nur, wenn keine größeren Probleme in der Beziehung da sind…
Er weiß auch dass mich das Thema stark belastet aber er hält mich immer hin indem er sagt: „Wenn es mir besser geht, will ich unser Sexleben wieder mit dir hinbekommen.“
Wenn das vorher schon nicht geklappt hat, wie groß sind deiner Einschätzung die Erfolgschancen, dass das passieren wird?
Denkt ihr das wird mit der Zeit immer schlimmer und wir finden gar nicht mehr zueinander?
Wenn das vorher schon keine Prio bei ihm hatte, wird das auch weiter so bleiben. Ich möchte nicht schwarzmalen, aber vielleicht seid ihr in der Hinsicht nicht kompatibel.
Und so wirklich eingestehen dass es bei uns gerade nicht so gut läuft will er sich auch nicht.
Natürlich. Aus seiner Sicht ist die Lösung „wegschauen“ auch der deutlich einfachere Weg.
Es müssen beide da dran arbeiten und erkennen, dass das ein potentiell beziehungsgefährdendes gemeinsames(!) Problem ist, dass nur gemeinsam gelöst werden kann.

Ohne Perspektive und Arbeit seinerseits setzt sich der kleinste gemeinsame Nenner durch, und du musst und darfst du dich entscheiden, ob dir das zum Leben reicht.
Verschärft kommt dazu, dass er vermutlich mit Depressionen gerade nicht an der Baustelle arbeiten kann.


Das was ich für mich festgelegt habe:
Also jein: ich rede nicht von kurzfristigen Phasen (so ein Quartal oder so), aber wenn das langfristig und ohne ernsthafte(!) Perspektive auf Besserung nicht vom anderen Partner gewünscht und aktiv verfolgt wird; ja dann führe ich eigentlich strenggenommen bereits eine Freundschaft/WG. Das hatte ich schonmal und das will ich nicht mehr, weil ich da drin emotional vertrockne. In dem Fall würde ich mir meine Sexualität wieder komplett zu mir zurückholen (d.h. bei Bedarf auch mit anderen aktiv werden, solange(!) mein Partner in der Richtung keine Lust hat).
Könntest du neutral in Ruhe ansprechen. Du musst aber bereit sein, dann unbedingt zu handeln, und das schließt das Ende der Beziehung mit ein.
Das ist harter tobak und soll wohlüberlegt sein. Die chance die drin liegt ist zweifach: erstens bekommst du Autonomie zurück, egal wie das ausgeht. Und zweitens bringt es ihn aus der bequemen komfortzone heraus, und dadurch ibs handeln (Wie gesagt, unter der annahme, dass er das aktuell auch kann)
hopstobs
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von hopstobs »

ich halte das noch immer nicht für eine gute Idee. Erstens ist das das Herbeiführen von Veränderung mit der Brechstange und Kalkül, also irgendwo auch manipulativ. Zweitens kann das auch nach hinten losgehen und plötzlich sieht man den Partner eben doch Spaß mit jemand anderes haben, obwohl zuvor das Sexleben eingeschlafen ist. Konsequenter ist es da, sich zu trennen aber auch bewusst zu werden, wieso man das zweite Mal in einer Partnerschaft ist in der es so läuft und die nächste Partnerwahl dann auch anders verlaufen zu lassen. Alternativ sind auch erst mal getrennte Schlafplätze völlig in Ordnung. Und man muss sich der Frage stellen, ob man den leeren Versprechungen und Vertröstungen auf eine bessere Zukunft Glauben schenken will. Wenn Worte und Taten nicht zusammenpassen, ist es besser, sich die taten anzusehen und sie als Basis für eine Entscheidung heranzuziehen.
bvs
Beiträge: 112
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von bvs »

Ich glaube, du hast mich nicht ganz richtig verstanden, hopstobs.

Ich meine keine offene Beziehung, sondern:
„Wenn du kompromisslos mich verhungern lässt, ich aber unbedingt essen brauche, werde ich mir im Restaurant was holen, bist du wieder willens bist, mit mir gemeinsam zu kochen“.
Würde in dieser Konstellation mein Partner plötzlich sexuell erwachen und auch auswärts essen, wäre das ein unglaublich klares Zeichen von ihm gegen eine Beziehung mit mir: „ich habe schon Lust zu kochen, nur nicht mit dir“.

Ich würde das nicht Brechstange nennen, obeohl da natürlich viel Wahrheit dran ist. Es ist Aktion in eine festgefahrene Situation bringen, um das Leiden darunter zu beenden.
Und das das natürlich nach hinten losgehen kann (und sehr wahrscheinlich wird), schrieb ich ja. Aber Verharren ist dasselbe, nur dass die Fragestellerin dabei (vermutlich unverschuldet) drauf geht.
Helgaline
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Helgaline »

Hi August345,

ich habe im Prinzip eine ähnliche Beziehung. Wir leben zusammen wie in einer WG, in der ich den Löwenanteil der täglich anfallenden Arbeiten erledige; er schafft gerade mal so seine Selbständigkeit.
Oft frage ich mich, ob er das nicht kann oder aber einfach faul ist.

Unser Sexualleben ist seit 4 Jahren auf ein Minimum reduziert.
Ich habe bis vor Kurzem auch als Einzige dahingehend versucht, eine Verbesserung zu bewirken.
Sprich: ihn zum Urologen geschleift (Testosteron ist trotz Testogel im Keller), aber auch hier keine Aktion von ihm, um das ggf. zu verbessern.

In den unzähligen Gesprächen (von mir ausgehend) habe ich NIE eine konkrete Info dazu erhalten, WARUM er nicht kann/will. Dabei würde es mir sehr weiterhelfen. Und dass er sich mit dem Thema tatsächlich mal auseinandersetzt, darauf warte ich seit Jahren.

Paartherapie: Thema Sexualität wurde (von mir) 1x angesprochen, nur kurz behandelt und geriet wieder in Vergessenheit…als ich letztes Mal kurz alleine mit unserem Therapeuten darüber gesprochen habe, sagte er doch glatt: „Es ist Ihr Bedürfnis, machen Sie ihn heiß!“.
Da ist mir echt nichts mehr zu eingefallen. Oder bin ich da jetzt falsch???

Ich für meinen Teil habe ja kundgetan, dass ich ihn jetzt (ebenfalls) als gesund „einstufe“, da das mir ja von ihm und unserem Therapeuten so vermittelt wurde.
Schwer finde ich tatsächlich die Tatsache, dass er mein Bedürfnis nach Nähe und Intimität so einfach wegignoriert; das finde ich inzwischen schon echt unverschämt. Dahingehend habe ich den Fokus konsequent auf mich gelegt, er ist inzwischen nur noch Beiwerk und das merkt er auch.

Wie bvs schon schreibt:

Natürlich. Aus seiner Sicht ist die Lösung „wegschauen“ auch der deutlich einfachere Weg.
Es müssen beide da dran arbeiten und erkennen, dass das ein potentiell beziehungsgefährdendes gemeinsames(!) Problem ist, dass nur gemeinsam gelöst werden kann.
Ohne Perspektive und Arbeit seinerseits setzt sich der kleinste gemeinsame Nenner durch, und du musst und darfst du dich entscheiden, ob dir das zum Leben reicht.


Resümee: ohne Initiative des Betroffenen geht GAR NIX. Ich empfehle dir daher, schau nach dir, lenke deinen Fokus auf dich, lass es dir gut gehen, ohne Rücksicht auf ihn. Wie sollen unsere Partner denn ins TUN kommen, solange wir uns nicht ändern??? LOSLASSEN ist hier vllt das Zauberwort. Und schauen, was die Zukunft/Veränderung so mit sich bringt. Aber alleine kämpfen macht aus meiner Sicht (keinen) Sinn mehr.


Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 112
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von bvs »

„Es ist Ihr Bedürfnis, machen Sie ihn heiß!“.
Da ist mir echt nichts mehr zu eingefallen. Oder bin ich da jetzt falsch???
Krass.
MySun
Beiträge: 538
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von MySun »

Helgaline hat geschrieben: 31. Okt 2023, 11:24 „Es ist Ihr Bedürfnis, machen Sie ihn heiß!“.
Da ist mir echt nichts mehr zu eingefallen. Oder bin ich da jetzt falsch???
:shock:

Liebe Helga,
Ich habe keine Ahnung wie lang Du das WG-Leben noch weiterleben kannst, obwohl Du Dir etwas ganz anderes wünschst.

Ich mag mir nicht vorstellen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in einer WG zu leben, in der keine Liebe, mangelnde Kommunikation, Verständnislosigkeit und nur wenige Übereinstimmungen, vorhanden sind.

LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Helgaline
Beiträge: 87
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Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Helgaline »

Liebe MySun, :hello:

ich habe jetzt erstmal über deine Nachricht nachgedacht.

Und über die vergangenen Jahre mit meinem Partner.
Vllt klingen meine Antworten immer nur negativ, aber im Rückblick muss und kann ich sagen, dass es zwischenmenschlich mit meinem Partner wirklich besser geworden ist.

Auch kann ich nicht sagen, dass ich ohne Liebe lebe.

Ich nutze dieses Forum, um Dinge, die ich nicht verstehe, loszuwerden. Und anderen meine Geschichte zu erzählen, damit vllt zu helfen. Auch bin ich selbst sehr gewachsen an dieser Situation.

Dir, liebe MySun danke ich auf jeden Fall für deine Antworten, ich schätze sie wirklich sehr!

Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von Suchende2 »

bvs hat geschrieben: 2. Okt 2023, 11:23
Ich verstehe dabei auch ehrlichgesagt nicht, warum da immer so eine krasse "ganz oder gar nicht" Haltung eintritt, die bei anderen Sachen (Essen kochen, Sport, etc) so nie akzeptiert werden würde. Diese Kompromisslosigkeit, damit komme ich echt an meine Grenzen (auch sehr persönlich in meiner Situation).
Warum kann der libidolose Partner nicht trotzdem einen schönen Abend mit dem Partner einrichten, und ihn z.B. manuell oder oral verwöhnen? So haben doch beide eine schöne Zeit und der leidende Partner erfährt Nähe, Bindung, Beziehung und Erfüllung seiner sexuellen Grundbedürfnisse.


Hallo bvs,

ich habe lange überlegt, ob ich Dir antworte. Vielleicht finde ich nicht die richtigen Worte, aber ich versuche es trotzdem.
Möchtest Du, daß sich Dein Partner für Dich prostituiert?
Den Partner verwöhnen, ohne positive Gefühle ist in meinen Augen Prostitution.

Mein Partner leided genauso stark wie Ihr unter meinem kompletten Libidoverlust.
Aber zu meinem Glück verbindet uns sehr viel mehr, als der Sex.
Und ich hoffe für ihn und für mich, daß es sich bei uns ändern wird. Aber gerade bei soetwas wichtigem und verletzlichen ist es wichtig, daß beide Partner es spüren können und auch genug Vertrauen in sich selbst haben. Für mich war es zum Beispiel wichtiger, mich nicht umzubringen, anstatt mich um die Bedürfnisse meines Partners zu kümmern. Wenn ich nicht mehr um jeden einzelnen Tag kämpfen muß, dann habe ich auch endlich den Freiraum, mich um die intimsten Bedürfnisse meines Partners zu kümmern. Und das nicht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, sondern aus einer tiefen Verbundenheit zu diesem tollen Menschen.

Alles Gute,
Suchende
MWs65
Beiträge: 75
Registriert: 24. Okt 2023, 15:35

Re: Sexualität und Depressionen

Beitrag von MWs65 »

Hallo zusammen,

aus meiner Perspektive ist es exakt umgekehrt! Ich bin der Depressive in unserer Partnerschaft und habe ein unverändertes, eigentlich sogar erhöhtes Bedürfnis nach köperlicher Zuneigung und echtem Sex. Ich glaube, das würde mir auch seelisch helfen, habe aber im Gegenteil immer wieder das Gefühl, dass ich mir zu viel von meiner Frau wünsche oder erwarte. Sie soll mich ja nicht mit Sex therapieren ('sexual healing') - mal überspitzt gesagt.

Sie sorgt in allen anderen Lebensbereichen sehr gut und verständnisvoll für mich. Was ihren Umgang mit meiner Depression angeht, kann ich mich mehr als glücklich schätzen (ob das ein Depri überhaupt kann, ist ein anderes Problem). Ich bin ihr unendlich dankbar dafür! Das sage ich ihr auch immer wieder, weil das unserer Beziehung neuen Halt und neue Tiefe gibt. Aber wenn es eben um "die Sache" geht, schaffe ich es nicht, meine Bedürfnisse zu artikulieren oder/und sie erkennt es nicht oder will es nicht?!?

Es war schwer, mir das von der Seele zu schreiben :oops:, aber ich wollte sagen: Fehlende Lust ist keine Nebenwirkung der Depression - auf keinen Fall bei mir! Ob dies nun hilft weiß ich nicht, aber ich glaube, dass ihr die wahre Ursache fehlender Libido noch nicht gefunden habt.

Grüße in die Nacht
MWs65
It's a Blues-Thing.
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