Jetzt auch noch Mobbing

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Keks1987
Beiträge: 79
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Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Keks1987 »

Hallo ihr Lieben,

ich war lange nicht mehr hier, aber ich hoffe dass mich vielleicht jemand liest und mir irgendwie etwas Zuversicht vermitteln kann.

Seit einigen Monaten werde ich auf der Arbeit gemobbt. Es fällt mir gerade sehr schwer, damit umzugehen. Mein Arbeitgeber weiß nichts von meinen Depressionen und bisher hat es da auch keine Probleme gegeben weil die Arbeit mir Struktur gibt und eines der wenigen Dinge ist, die ich trotz Krankheit gut packe. Bei meinem vorigen Arbeitgeber war ich 5 Jahre durchgehend und man war dort sehr zufrieden mit meinen Leistungen, ich hatte leider dort aufhören müssen, weil es zuletzt wesentliche Veränderungen gab die ich nicht gut fand, daher habe ich mir was Neues gesucht.

In meinen derzeitigen Job wurde ich kaum eingearbeitet, die dafür verantwortliche Kollegin war von meinem ersten Arbeitstag an erst einmal 3 Monate abwechselnd krank oder im Urlaub (ohne Vertretung). Die Infos die ich danach vereinzelt von ihr bekam waren i.d.R. fehlerhaft oder unvollständig.

Obwohl ich wirklich sorgfältig arbeite wird mir Schlampigkeit vorgeworfen, wenn ich sage, dass die Arbeitsbelastung zu hoch ist (es fehlt mMn. mindestens 1 Arbeitskraft) und ich mich um meine Gesundheit sorge wird nur mit den Augen gerollt oder es hagelt Vorwürfe dass unsere Abteilung nicht produktiv genug sei. Akten die ich gerade bearbeite werden von meinem Tisch genommen ohne mir Bescheid zu geben und bleiben verschwunden. Teilweise werden Entscheidungen, die das Team betreffen ohne mich getroffen. Die Teamkollegin macht regelmäßig gravierende Fehler die vom Vorgesetzten mit Schulterzucken quittiert werden, während ich regelmäßig wegen Nichtigkeiten angemacht werde. Inzwischen wurde ich sogar abgemahnt mit Eintrag in die Personalakte, die Gründe sind an den Haaren herbeigezogen bzw. in einem Punkt wird sogar ganz dreist gelogen.

Ich bin irgendwie fassungslos weil ich jemand bin, der im Grunde einfach in Ruhe seine Arbeit machen und keinen Streit will. Ich hatte zuvor mündlich wie schriftlich versucht die Situation zu klären, ohne Erfolg. Ich habe für die Arbeitsstruktur Lösungswege gesucht und vorgeschlagen, die nicht nur abgelehnt wurden, man hat mir sogar das wieder negativ ausgelegt. Habe dann einfach versucht, unsichtbar zu sein, allem wo es geht aus dem Weg zu gehen und höflich ja und amen zu sagen. Ich habe aber das Gefühl, provoziert zu werden, damit ich mit nem großen Knall rausgeschmissen werden kann, z.B. weil mir wiederholt unterstellt wird, schlampig zu arbeiten, obwohl das Gegenteil der Fall ist, oder Arbeit absichtlich liegen zu lassen. Und das, wo ich selbst wiederholt darauf aufmerksam gemacht habe, dass meine Kollegin und ich Verstärkung brauchen und nicht hinterherkommen, die Arbeitslast ist einfach für 2 nicht zu stemmen.

Wo nehmt ihr eure Kraft her? Ich habe die ganze Zeit das Gefühl mein Akku ist bei 1% und ich muss ihn dringend aufladen, d.h. dringend was für meine Psyche tun, dass es mir besser geht. Und jetzt gleich so eine große Herausforderung, irgendwie habe ich einfach keine Ressourcen mehr.

Danke fürs Lesen und liebe Grüße
Keks
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Reiseonkel87 »

Guten Morgen Keks,

schön von Dir zu lesen, auch wenn der Anlass kein schöner ist. Zum einen möchte ich Dir zwecks Abmahnung folgendes mitgeben.

1) habt Ihr einen Betriebsrat? Wenn ja, wende Dich an denen, wenn es ein guter ist, kämpft er für die Mitarbeiter.
2) Schreibe eine Gegendarstellung und versuche zu beweisen und zu belegen, das der Grund der Abmahnung einfach nur eine dreiste Lüge ist - ich kann mir vorstellen, das dein Arbeitgeber Dich damit ruhig stellen möchte. Etwas ähnliches habe ich gerade selbst am Hals.
3) Sofern bei Verdi o.Ä. bist der eine Rechtsschutzversicherung hast, nutze es nach einer gewissen Zeit.

Das mit dem Akku Aufladen kenne ich nur zu genüge. Ich bin aktuell mit einer Corona Infektion krankgeschrieben, heute ist der erste Tag wo ich mich besser fühle und mich mal wieder an PC traue (mehr oder weniger muss ich es heute machen Bank etc). Es hört sich komisch an, aber diese Infektion war das beste was mir gerade passieren konnte. Ich versuche sonst zwischendurch eine Balance zu finden, gehe mit dem Hund raus oder genieße aktuell die Sonne auf dem Balkon. Leider ist mein Zuhause aufgrund Homeofficepflicht (mein Unternehmen hat in Deutschland alle Büros geschlossen - daher besteht eine Homeofficepflicht). Bin zwar zufrieden mit meinen Job, aber aktuell ist dort auch extremes Mobing innerhalb des Teams, dazu noch Sprachhürden (arbeite in London UK - sofern ich ins Büro müsste). Spreche zwar für deutsche Verhältnisse gutes englisch, ich verstehe alles, die Kolleginnnen und Kollegen verstehen mich. Nur ist es zwischenzeitlich so, das auch leider kleinere Situationen von Rassismuss auf der Tagesordnung stehen. Wir sind 5 deutsche im Team. Macht einer aus UK eine fehler oder kommt zu Spät, kommt von der Teamleitung überspitzt gesagt "komm zu Mama an die Brust, Du armes kleines Ding". Aber wenn wir deutschen einen Fehler machen, am besten gleich Abmahnen und Supendieren. Bin selbst mit dem Betriebsrat und einen Anwalt gerade in Kontakt, da mich dieses ganze gedönst nur noch Krank macht - interner Wechsel ist aktuell nicht möglich, versuche durchzuhalten, aber letzte Woche war es so schlimm, das ich zu meiner Frau gesagt, habe, ich weis nicht ob ich noch 36 Jahre oder vorher einen Herzinfakt oder einen Schlaganfall bekomme. Gut, Sonntag hab ich die 36 dann geschafft. Jetzt bin ich etwas vom Thema abgeschweift, tut mir leid.

Wenn dein Arbeitgeber von deinen Depression nichts weis, wie Du es geschrieben hast. Wäre ich an deiner Stelle, ich wäre jetzt Arsch, würde mir eine AU holen, den Arbeitgeber mitteilen aufgrund dessen, bist Du in eine Depression geschlittert. Rumms, schießt den AG die erste Salbe vorm Bug. Hinterher, gehst Du zum BR. Dann müssen nämlich die anderen erstmal zum Raport. Wie gesagt, so würde ich das erstmal machen. Gesundheit geht vor, man sollte diese nicht wegen einen Job aufs Spiel setzen. Und generell: Mobbing ist scheiße!

Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen
LG von der Küste
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Reiseonkel
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Keks1987 »

Lieber Reiseonkel,

vielen Dank für deine Antwort und deine Ideen!

Glücklicherweise habe ich eine Rechtsschutzversicherung und habe inzwischen auch einen Termin mit einem Anwalt für Arbeitsrecht ausgemacht, um mich beraten zu lassen und eine Gegendarstellung zu schreiben. Ich habe auch das Gefühl, dass das jetzt der sicherste Weg ist, da ich davon ausgehe, dass meine Vorgesetzte die Eskalation sucht und jeder meiner Schritte sich anfühlt als ginge ich durch ein Minenfeld. Daher habe ich Angst vor den kommenden Tagen und Wochen. Zum Glück unterstützt mich meine Familie.

Danke, dass du deine Situation beschrieben hast, allein vom Mitlesen habe ich schon Wut auf deine Kollegen bekommen. Manchmal begreife ich einfach nicht, warum so viele Menschen dieses Bedürfnis haben andere unbedingt niederzumachen. Es ist auch immer so aus der Luft gegriffen, Rassismus ist ja das beste Beispiel. Allein die Idee, jemanden wegen seiner Herkunft oder Hautfarbe schlechter zu behandeln finde ich schon so absurd. Ich kann sowas einfach nicht nachvollziehen. Als würden manche Menschen einfach keinen inneren Reifeprozess durchlaufen und im Kindergartenalter steckenbleiben. Das klingt jetzt so überheblich, aber so wirken einfach viele Mobber auf mich. Auf irgendeiner Ebene rückständig und unterentwickelt. Habe das ja alles auch schon in der Schule erlebt, auch körperliche Gewalt mir gegenüber war mehrfach im Spiel, die Lehrer hat das nie interessiert. Ich war allein als die zu dritt auf mich losgegangen sind. Das hat auch seelisch einige Wunden hinterlassen, daher ist Mobbing für mich ne klare rote Linie wo ich schnell handeln muss um mich zu schützen. Ich kann und will das nicht nochmal ertragen.

Ich finde es gut, dass du euren Betriebsrat informiert hast und dir das nicht gefallen lässt! Ich drücke dir die Daumen, dass sich schnell eine Lösung findet und sich deine Situation verbessert! Hilft es dir denn, mit den anderen deutschen Kollegen drüber zu sprechen, sie sind ja in einer ähnlichen Situation? Das löst das Problem zwar nicht, aber man fühlt sich schonmal weniger allein.

Danke für deine Hilfe!
Liebe Grüße an die Küste :-)
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Keks,

gerne doch. Körperliche Gewalt habe ich in der Schule erleben müssen. Von der 7.-9. Klasse. Teils vor der eigenen Haustür haben die gewartet, nur um mich aufzulauern und zusammenzuschlagen. Dieses Trauma war dann auch mit der Auslöser meine Depression. Schule, Polizei, Schulamt hat damals alles nichts gebracht. Meine Eltern haben mich damals unterstützt, manchmal kamen Gedanken, es hätte damals mehr passieren müssen. Aber da es nun 20 Jahre her ist und ich heute nicht ändern kann, hab ich diese schwere Zeit akzeptiert. Es hat mich am Ende zu denen gemacht, der ich heute bin.

Meine Kolleginnen und Kollegen werden leider den Mund nicht aufmachen. Aus Angst. Das ich zum BR gegangen bin hat mich erst überwindung gekostet. Aber es war der richtige Weg. Viel Hoffnung auf Änderung mache ich mir nicht, dazu müsste ich das Team wechseln oder gar das Unternehmen verlassen, was ich eigentlich nicht möchte. Aber ich bin schon so gesundheitlich angeschlagen, dieses Jahr 2x OP wegen diesen Job (psychischer Stress - Belastung - Reizdarm - Bauchdeckenbruch). Das lustige ist auch, die Teamleitung fragt sich, warum gehen die Leute alle, warum ist in diesen Team so eine Hohe fluktation? Man gibt denen schon die Antwort, die Gründe und die Lösung auf dem Silbertablett. Aber das wird noch eine längere Geschichte.

Thema Anwalt und Rechtsschutzversicherung. Auf jeden Fall beraten lassen. Und folgendes in den Raum werfen: "Bürgerliches Gesetzbuch / § 618 Pflicht zu Schutzmaßnahmen". Das hat mein Anwalt vor. Nachteil, man braucht viele, sehr viele Beweise um es ggf vor dem Arbeitsgericht verwerten zu können. Hier wiederrum aufpassen, wenn "beweise" sichert, ob diese gem Datenschutzgrundverordnung Ok sind. In meinen Fall kann ich nur sagen, das meine alte Teamleitung, sowie die Managerabteilung in einen Fall bei mir versagt haben, wodurch ich erkrankt bin, das wiederum die beiden OP nachsich führte. Inzwischen bin ich soweit das ich sage, scheiß auf den Job, was bringt es, wenn ich weiter high performe und man mich früher und später mit den Füssen zuerst aus diesen Zimmer trägt. Ich weis nicht woran das alles liegt. Sind das alles Corona-Schäden?

Man hört es allgemein immer mehr und vermehrt. Ein sehr guter Freund und ich haben ein Begriff für uns entdeckt, der unsere aktuelle (berufliche) Situation beschreibt: wir haben eine Menschenphobie.
LG von der Küste
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Reiseonkel
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Überdosis »

Hallo Keks,

tut mir leid, dass du dort so gemobbt wirst.
Da ist jeder Arbeitstag wohl eher eine Qual.😟

Wenn dir schlampigkeit vorgeworfen wird, könntest du nicht bitten, dass es dir nochmal gründlich erklärt, bzw. es nochmal gezeigt wird?
Denn wenn sie dann wieder meckern, könntest du sagen, dass xy es dir aber genauso kürzlich gezeigt hat und du trägst so nicht mehr die alleinige Verantwortung, was sie ggf. auch davor scheut, weiterhin dir schlampigkeit zu unterstellen, weil xy demnach es ja dann auch wäre.

Wenn Akten von dir verschwinden, die du eben noch bearbeitet hast, kannst du sie ggf. verstecken oder so sichern, dass sie niemand einfach entwenden kann?

Vorschläge zur Besserung der Abläufe oder um mehr Personal bitten, würde ich erstmal nicht mehr machen.
Die haben dich eingestellt, damit Entlastung statt findet und vielleicht wird intern bereits schon noch wen gesucht?

Meine Erfahrung ist irgendwie, dass es oft nicht so gut ankommt, wenn man gerade als neue, Abläufe verändern möchte oder um noch wen als Unterstützung bittet.

Bei uns auf der Arbeit hatten wir eine Zeitlang immer neue Leitungen.
Sie alle sagten immer direkt, dass sich hier alles ändern wird. Das kam bei uns bei keinem gut an, die waren direkt bei uns unten durch.
Als sie diese Regeln dann fest legten machten wir es 2 mal, danach nicht mehr. Keiner von denen blieben.

Jetzt die, die lassen es so, wie es war.
Der Laden läuft, alles ist ok.

An deiner Stelle würde ich mehr kommunizieren.
Neigt sich der Arbeitstag dem Ende und ist noch zu viel zu tun. Könntest du zum Chef gehen und sagen, das, das, das ist erledigt und das, das, das steht aber noch an... was jetzt?
Dann muss er/sie überlegen wie eine Lösung zu finden ist.

Unterstellen die dir Fehler.
Frag nach, ob es dir nochmal erklärt und gezeigt wird.

Verschwinden Akten.
Schau, dass sie nicht verschwinden oder eher, frag Kollegen und Chefs unverzüglich, wo deine Akten sind, dass du kurz wo warst und sie aber dort auf dem Tisch lagen.

Damit gibst du mit allem die Verantwortung ab, lässt Chefs entscheiden, wirkst aber dennoch bemüht und interessiert und so, als wolltest du dich anpassen und einfügen.

Andere Lösung sehe ich sonst nur in neuen Job suchen oder weiter wie bisher machen mit der Sorge weiter lügen zu erfahren und unberechtigterweise raus geschmissen zu werden, mit dem nächsten Stress der Anwälte.


Liebe Grüße
Susan
Suchende2
Beiträge: 1211
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Keks,

ich kenne das. Bei mir lief es etwas anders, aber es war ein sehr großer Baustein meines Zusammenbruches und hat mich dieses Jahr zwischenzeitlich wieder in die schwere Episode getrieben (meine Therapeutin wollte mich ins Krankenhaus schicken, aber da will ich nicht mehr hin!).

Inzwischen haben mein Arbeitgeber und ich uns getrennt (bin noch in der Freistellung). Und es ist gut für mich, nicht mehr jeden Tag mit diesem Druck leben zu müssen. Ich weiß inzwischen, daß ich seit meiner Wiedereingliederung bei der neuen Abteilungs- und Gruppenleitung nie eine echte Chance hatte. Alle meine Bemühungen um Klärung der Situationen, meine bitten um gleichlautende Kommunikation zu mir und den Kollegen waren umsonst, da es zum Teil wohl gemacht wurde, um mich zum Zusammenbrechen zu bringen (hatte leider Burn Out als Diagnose angegeben).

Solange Du noch etwas Kraft hast, kümmere Dich um Dich. Wenn es Dir gut tut, hole Dir eine Krankschreibung. Bewerbe Dich zu einem anderen Betrieb.
Ich habe zu lange gewartet und bin dann komplett zusammengebrochen. Mache nicht denselben Fehler. Hole Dir HIlfe durch einen Therapeuten. Erkundige Dich rechtlich. Nutze alles, was Du nutzen kannst. Gewerkschaft, Betriebsrat (falls vorhanden), IFD - falls Du eine Schwerbehinderung hast, ...

Ich wünsche Dir für die kommende Zeit ganz viel Kraft,
alles Gute,
Suchende
Emma1968
Beiträge: 44
Registriert: 4. Aug 2019, 18:12

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Emma1968 »

Hallo Keks,

ich habe das auch hinter mir und ich konnte damals nicht mehr arbeiten.

Nichts erzwingen und die Vorschläge annehmen, die Du hier bekommen hast. Mir haben auch Betriebsrat und Anwalt geholfen.

Alles Gute für Dich.
Das Leid der Kreatur und das Leid des Menschen gehören zusammen, und der Blick des geängstigten Tieres mahnt uns, Mensch zu werden - in der Menschheit (Reinhold Schneider)
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Keks1987 »

Hallo ihr lieben,

vielen Dank für eure Antworten!

@Überdosis: Danke für deine Vorschläge aber all das habe ich monatelang versucht. Ich habe ganz normal gebeten mir zu sagen, wie ich es anders machen soll, aber darauf ist sie nicht einmal eingegangen. Sie wechselt dann immer das Thema oder sagt gereizt, sie wolle jetzt nicht diskutieren, dabei frage ich nur nach, das hat mit Diskutieren nichts zu tun. Warum macht sie das? Weil ihre Kritik aus der Luft gegriffen ist und keine Substanz hat. Ich bin seit mehr als 5 Jahren in der Branche und wurde in der Vergangenheit auch mal kritisiert. Da wurde einfach neutral gesagt wo das Problem ist und dass es bitte in Zukunft nach Schema xy ablaufen soll. Das habe ich dann befolgt und damit war es erledigt. Klare Ansage und gut. Meine Chefin macht wegen Kleinigkeiten ein Fass auf und kann aber auf Nachfrage nicht sagen, was sie eigentlich will.

Akten verstecken darf man nicht, darauf müssen Kollegen und Anwälte ja jederzeit zugreifen können weil darin wichtige Informationen stehen. Es geht mir nur darum, dass sie zur Bearbeitung auf meinem Tisch liegen und wortlos mitgenommen werden, sodass ich nicht weiß, was damit passiert ist und wie blöd danach suchen darf. Das finde ich total daneben.

Was die Änderungsvorschläge angeht - Ich weiß, dass es nicht gut aussieht wenn man irgendwo anfängt und mit Vorschlägen kommt, aber du weißt ja nicht wie es da zuging als ich da angefangen habe. Ein absolutes Chaos, keiner wusste was in welcher Akte passiert und drei große Tische lagen mit Aktenstapeln voll. Und jetzt wo wir zu zweit sind kommen wir immer noch nicht hinterher, weil es viele Dinge, die eine gut laufende Kanzlei normalerweise etabliert haben sollte, nicht gibt. Da mir dauernd vorgeworfen wurde, dass ich Arbeit liegen lasse oder nicht schnell genug arbeite obwohl die Arbeitslast offensichtlich zu viel für 2 Leute ist, habe ich versucht, mit konstruktiven Lösungen die Situation zu verbessern. Dass ich dann eine Lösung gefunden habe, die meiner Kollegin und mir recht gut geholfen und uns wenigstens etwas Struktur gegeben hat, hat meiner Chefin dann aber gar nicht gefallen, obwohl sie zunächst grünes Licht gegeben hatte. Warum hat ihr das nicht gefallen? Weil das eigentlich ihr Job ist für eine Struktur zu sorgen und sie hier auf ganzer Linie versagt hat.

Das Problem hat sich im Grunde erledigt, weil ich Montag meine Kündigung einreichen werde. Allerdings bin ich vertraglich dazu verpflichtet, dann noch 3 Monate da auszuhalten. Ich hoffe die Chefin hasst mich wenigstens so sehr, dass sie mich früher gehen lässt.

Eine Bekannte aus der Branche hat mir kürzlich erzählt, dass meine Kanzlei "amtsbekannt" sei und unter Bewerbern gemieden wird. Steht wohl inoffiziell auf einer Liste zusammen mit anderen Kanzleien, in denen kein psychisch gesunder Mensch arbeiten möchte. Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst. Jetzt muss ich erstmal 3 Monate durch die Hölle, solange gilt laut Vertrag die Kündigungsfrist. Aber danach ist der Alptraum dann hoffentlich vorbei.

Danke für eure Ideen und liebe Grüße!
Keks
MaWe
Beiträge: 174
Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von MaWe »

Auf keinen Fall selber kündigen (sonst kriegst du kein ALG I), sondern erstmal länger krankschreiben lassen! Dein Akku ist bei 1%, schreibst du, also bist du arbeitsunfähig. Mit der Kündigung tätest du denen ja noch einen Gefallen und würdest dir ins eigene Fleisch schneiden!
Charlotte13
Beiträge: 157
Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen,
Insgesamt unschöne Situation. Un nicht zu sagen -be******.
Der Konzern hat mich eines gelernt, alles schriftlich. Alles.
Wichtige Mails insbesondere in deiner Situation, ausdrucken und in einem Ordner verstecken. Im Falle einer Freistellung hat man nämlich keinen Zugriff mehr und Probleme mit der Beweislast. Nicht an die privaten Mail-Adresse senden.
Klingt wie ein massiver Fehler in der Kommunikation bei euch. Auch hier - schriftlich. Akte XYZ lag gestern zur Bearbeitung bei mir, ich muss noch abc damit machen damit vollständig (oder, oder, oder) bitte kurze Info wo ich diese finden kann.
Der Vorschlag mit dem BR ist gut.

Ergänzung:
Bitte nicht selber kündigen. Dann wirklich lieber krankschreiben lassen und in der Zeit was neues suchen.
Unabhängig davon, dass die mit deinet Kündigung "gewinnen", dh musst von irgendwas leben.
Zuletzt geändert von Charlotte13 am 10. Sep 2023, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.
Suchende2
Beiträge: 1211
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Keks,

wenn Du Deinen ALG I Anspruch behalten möchtest, solltest Du folgendes machen:
Montag NICHT kündigen, stattdessen zum Arzt und diesen Fragen, ob er eine Kündigung aus gesundheitlicher Sicht (Psyche) unterstützt und das Formular für das Arbeitsamt ausfüllen würde.
Dann das Formular beim Arbeitsamt besorgen.
Kündigen darfst Du erst, wenn das Formular vom Arzt ausgefüllt ist.
Damit erhälst Du Deinen ALG I Anspruch.
Das ist die Kurzversion. Wenn Du in einer Kanzlei arbeitest, weißt Du, wie Du Dich informieren musst.
Da wir noch nicht am Monatsende sind, solltest Du wahrscheinlich die Zeit haben.
Bei mir hat es circa 1 Woche gedauert, bis ich das Formular vom Arbeitsamt endlich erhalten hatte. Das kann man leider nicht herunterladen.

Alles Gute,
Suchende
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Keks,

ähnlich wie Suchende2 geschrieben hat, besorge Dir das Formular, meine man bekommt es inzwischen auch schon Online bei der Agentur für Arbeit. Wenn Du das hast und dein Doc Dich damit unterstützt, dann wäre das eine mittelfristige Lösung. Eventuell würde ich noch über eine Reha nachdenken (kommt auf Doc, Krankenkasse etc an - bei mir waren die damals strick für die Reha). Auch wenn das erstmal ALG 1 bedeutet, weniger Geld etc. Einen Job, auch wenn er Branchenfremd ist, bekommt man meist immer zur Überbrückung. Stehe gerade vor dem selbten Problem, jetzt am Wochende sehr viel diskutiert und ich merke, da es morgen wieder bei mir zurück auf Arbeit geht... die Anspannungen etc sind wieder da, der Darm macht wieder Probleme... :( :( :( drücke Dir die Daumen.
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Keks1987 »

Hallo ihr Lieben :hello:

vielen Dank für eure Anregungen.

Das mit dem ALG ist mir bewusst, aber ich muss da raus solange ich noch kann, sonst werden es weitere 3 Monate. Die Situation ist unerträglich, denn es handelt sich hier eben nicht um fehlerhafte Kommunikation, sondern um gezieltes Mobbing. Mir werden Worte im Mund umgedreht, wichtige Aufgaben grundlos entzogen und über meine Sorgen die Arbeitssituation betreffend und über mich als Person wird sich lustig gemacht. Ich werde gezielt provoziert, damit ich an die Decke gehe und da fehlt bei mir inzwischen nicht mehr viel. Diese Angriffsfläche will ich denen nicht weiter bieten. Wenn ich mich da vergesse, und das wird früher oder später unter diesem Druck passieren, dann haben die gewonnen. Dann können sie sagen "Seht ihr, mit der hat man nur Probleme, wir sind unschuldig." Und das will ich verhindern.

Ich habe eine Zusage bei einem anderen Arbeitgeber, der zwar nicht meine erste Wahl ist, bei dem ich aber sofort anfangen könnte. Man hat ja noch die Probezeit, falls es nichts ist. Aber mit meinem derzeitigen Arbeitgeber ist meine Geduld jetzt bei 0. Wenn ich mich krankschreiben lasse kommt doch eine Abmahnung nach der nächsten, das ist nichts als Psychoterror. Ich war kürzlich krankgeschrieben, der Erhalt meiner Krankmeldung wurde auch auf Nachfrage (!) bis heute nicht bestätigt, weder von der Personalabteilung noch von meiner Vorgesetzten (ich hatte beiden geschrieben und weiß, dass meine Vorgesetzte nicht im Urlaub ist).

Auf lange Sicht gibt es nur einen Verlierer hier und das ist meine Vorgesetzte. Mit vorzeitigem Ruhestand ist nichts, wenn sie die nächste halbwegs kompetente Mitarbeiterin eingestellt hat und sich das Problem wiederholt, bis die Nachfolgerin auch hinschmeisst. So ist es meiner Vorgängerin ergangen wie ich gehört habe, leider habe ich das anfangs nicht ganz geglaubt, da man während der Probezeit noch sehr freundlich zu mir war. Kurz danach wurde die Maske dann offensichtlich abgelegt.

Danke für eure Erfahrungen. Echt unfassbar wie oft Mobbing in der Gesellschaft vorkommt. Da soll mir nochmal ein Vertreter der Bindungstheorie sagen, 70% der Menschen heute seien sicher-gebunden. Das bezweifle ich stark.

Es tut mir leid, dass ihr ähnliche Erfahrungen machen musstet und wünsche euch ganz viel Kraft und Energie! Mir geht es etwas besser jetzt, wo ich weiß, dass das alles bald ein Ende hat und ich woanders hingehen kann.

Wirkliche Schwäche zeigt in meinen Augen nur der Mobber selbst, weil er sich mit seinem Opfer nicht auf Augenhöhe fühlt und es zu sich nach unten ziehen will, auch wenn diese Differenz nur eingebildet ist. Der Mobber fühlt sich erst wieder besser, wenn das Opfer bei ihm unten angekommen ist. Und das darf man sich nicht gefallen lassen.

Liebe Grüße
Keks
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Keks1987 »

Lieber Reiseonkel,

es tut mir echt leid, dass es bei dir grad auch so schlecht ausschaut. Halte durch! Denk dran, dass irgendwann das alles nur noch eine blöde Erinnerung sein wird. Lass dich nicht von denen provozieren. Das machen sie, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Es ist ein Zeichen von Schwäche, wenn man auf Mobbing zurückgreifen muss, um gut auszusehen.

Liebe Suchende,

danke auch an dich, für den Tipp mit dem Formular, das war mir gar nicht bewusst, dass das geht. Ich werde sehen, ich hätte ja jetzt zur Not erstmal einen Job, Gott sei Dank. Es ist nur eben nicht das, was ich eigentlich wollte, aber die derzeitige Situation ist für mich inzwischen einfach nicht mehr auszuhalten.

Liebe Grüße
Keks
Charlotte13
Beiträge: 157
Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Jetzt auch noch Mobbing

Beitrag von Charlotte13 »

Hallo Keks,
Wenn du einen neuen Job in der Tasche hast, mit Startdatum sofort - Versuch doch bei der Kündigung un einen Aufhebungsvertrag zu bitten?
Dann kommst du ggf. Vor den drei Monaten raus.
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