2h Job

Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Rezi,

ich will so viel wie möglich automatisieren. Da gab es doch mal so einen Fall wo ein Admin, für 1h gearbeitet hat und den Rest automatisiert. Aber voll bezahlt wurde. Dat wärs oder ? :lol:
Ich komme aber gerade nicht so weiter, weil mir die Kraft fehlt, die in die Arbeit fließt. Ich hab halt einen Backup - Server auf den über ssh alle Rechner im Netzwerk ihre Backups pushen. Normalerweise wird das so gemacht, dass der Backup - Server sich die Backups von den Servern zieht. Da aber mein Kerberos - Server z.B. kein ssh hat, geht das nicht und die anderen eben über Kerberos abgesichert sind und nicht über ssh - keys geht das auch nicht. Also geht schon, will ich aber nicht. Und jetzt müsste ich mal einen Profi fragen können, der mir sagt, ob man das so machen kann ? Für alles gibt es ja Vor- und Nachteile.

An so was kann ich mich ewig aufhalten und dann fange ich an, die Situation 1000 mal im Kopf durchzuspielen ohne aber wirklich mal anzufangen. Z.B. muss in meinem Fall der Backup-Server serverseitig auch schauen, welche Dateien sind identisch und ersetze einige durch Hardlinks. Und das eben automatisiert. Dann kannst du z.B. pro Tag 3 - 12 Backups pushen, ohne dass die Platte am Backup-Server überläuft. Nur wie das Netzwerk belastet wird ist dann fraglich wenn 6 Server stündlich Dateien pushen. Und dann auch noch das komplette System (außer paar Verzeichnisse). Vielleicht sollte ich es einfach lassen :shock: :?

Was machen wir also mit dem Perfektionismus ? Akzeptieren, dass vieles halt einfach unperfekt ist. Ich kann es akzeptieren, wenn Dinge einfach nicht möglich sind, aber sobald ich eine Möglichkeit sehe, das umzusetzen, will ich das dann auch so haben *aufdenbodenstampf* :lol: Und dann mache ich solange, bis das geht. Manchmal nervt mich das selber.

Wie ist das bei Dir ? Ich denke, mich bremst diese Denke ziemlich aus.

LG Senif :hello:
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,
Senif hat geschrieben: 19. Apr 2024, 19:19 Wie ist das bei Dir ? Ich denke, mich bremst diese Denke ziemlich aus.
Uff, also Du scheinst ja weitaus mehr drauf zu haben IT-technisch gesehen als ich. Aber: Mitte der 2000er Jahre habe ich noch erfolgreich Firewall-Skripte für iptables geschrieben, hab das aber alles irgendwie vergessen.

Was wir Beide wohl gemeinsam haben, ist, dass wir gerne immer was Neues lernen in der IT. Ich z. B. habe mich seit gestern das erste Mal mit LaTex befasst, weil ich was mit PDF-Dateien ausprobieren wollte. Jetzt habe ich aber festgestellt, dass ich mit LaTex nicht das erreichen kann, was ich mit den PDF-Dateien erzielen wollte. Also ist dieses kleine Projekt erstmal abgehakt für den Moment.

(Für Nichteingeweihte: LaTex ist eine Art einfache "Programmiersprache", damit können vor allem wissenschaftliche Arbeiten mit erstellt werden. LaTex ist eine Sprache, die in der Wissenschaft weit verbreitet ist, soweit ich weiß. Das Ganze ist überhaupt nicht so aufgeblasen wie MS WORD, die LaTex-Befehle werden in eine schlichte Textdatei geschrieben, dann wird das Ganze kompiliert, das Ergebnis ist dann eine wissenschaftliche Arbeit mit einem automatisch generierten Inhaltsverzeichnis, Fußnoten, Abbildungen usw. Besonders gut geeignet soll LaTex sein für die Darstellung mathematischer Formeln. LaTex-Editoren gibt es auch für Windows, meistens kostenlos, nehme ich an.)

Ich mache das so: Ab und an stoße ich auf eine kleine Aufgabe im IT-Bereich, die ich für mich selbst lösen möchte. Dann recherchiere ich hier und dort, probiere aus, versuche die Aufgabe zu lösen. Und wenn das nicht klappt (wie mit LaTex oben), dann ist mir das dann auch erstmal egal.

Ich muss ja keine Arbeitsaufträge mehr erledigen. Ich bestimme mein Lerntempo und wann ich darauf Bock habe. Also alles easy.

LG

Rezi
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Rezi,

ich lerne halt mit meinem Netzwerk und probiere da auch viel. Aber ja, ich lerne gern neues. Ich glaube, das ist in der IT auch wichtig.
Was mir fehlt, ist einfach rechtzeitig den Stop reinzuhauen, wenn was nicht geht oder ich nicht weiter komme. Und dadurch verausgabe ich mich immer wieder mal. Ein Projekt kann sich bei mir Monate hinziehen, weil ich mit manchem ewig nicht einfach mal angefangen habe , oder unterwegs abgebrochen bin, aber ich kann es nie ad acta legen. Ich hab das solange im Kopf bis das läuft. Und wenn es die doofsten Workarounds sind.
(oder es ist klar, dass es nicht geht - dann kann ich es auch weglegen)
Ich weiß nicht, wie so das so ist - und warum ich mich da u.U. so festbeiße. Gesund ist das glaub ich nicht :shock:

Latex hab ich vor einiger Zeit mal gemacht, hatte das auch bei meiner Umschulung genutzt um Protokolle zu schreiben. Ist aber schon eine Weile her und müsste da auch erstmal wieder nachlesen.

:hello: LG Senif
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hey Senif,

wenn Du so verbissen zu sein scheinst bei Deinen Versuchen, Deine Dir selbst gestellten Aufgaben im IT-Bereich erfolgreich zu meistern, und Du Dich dabei verausgabst, dann würde ich versuchen, im Rahmen einer Psychotherapie die Gründe dafür zu ergründen und idealerweise dadurch von dieser Art des Perfektionismus so gut wie möglich weg zu kommen.

Denn dann könntest Du wahrscheinlich auch entspannter einer bezahlten Tätigkeit im IT-Bereich nachgehen.

Machst Du denn gerade eine Psychotherapie?

LG

Rezi
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Rezi,

es könnte daran liegen, dass ich immer denke, zu wenig zu wissen und nicht gut genug zu sein.
Therapie hab ich noch allerdings z.Z. im 4 Wochenrhythmus. Und letzte Woche ist ausgefallen und jetzt hab ich erst nächste Woche. Also liegen da 6 Wochen jetzt dazwischen. Ist mir persönlich auch ein bisschen zu lang.

Entspannter im Job -das wäre ein Traum.

LG Senif
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

ah, das ist gut, dass Du zurzeit Therapiestunden hast, leider in einem sehr langen zeitlichen Abstand zueinander. Aber immerhin besser als überhaupt keine Therapiestunden.

Zum Thema "zu wenig wissen":

Ich glaube, Du weißt weitaus viel mehr als ein durchschnittlicher Mensch in Deutschland. Mindestens in Bezug zur IT.

Wenn ich manchmal hier und dort so aufschnappe, auf welchem Niveau das allgemeine IT-Wissen in der Bevölkerung ist, dann denke ich mir: Ich bin ein Nerd. Das habe ich heute wieder gedacht, ich war nämlich bei meinem ehemaligen Psychotherapeuten, dem habe ich erklärt, was HTML-formatierte Mails ausmacht, weil er andauernd Phishing Mails erhält.

LG

Rezi
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Rezi,

im Grunde, weiß ich, was ich denken muss: nämlich, dass ich auch was wert bin, wenn ich scheitere. Und es gab auch schon Momente, in denen das funktioniert hat. Aber sobald ich im Stress bin, geht das nicht mehr. Das Gefühl lässt mich so schnell die Gedanken denken, dass ich nichts drauf habe.
Ich messe das halt daran, dass ich ja einen Hochschulabschluss habe, und ich dieses und jenes wissen müsste. Und da ich oft denke, dass ich aus meinem Studium nichts mitgenommen habe, muss ich das ganze Wissen jetzt nachholen. Ich hatte mal so scherzhafterweise gesagt, ich habe viel Psychiatrieerfahrung aber keine Berufserfahrung. Aber auch das trifft es irgendwie.
Es gab Zeiten, da bin ich aus der Unibibliothek mit 10 Büchern rausgegangen, weil ich dachte, ich muss dieses und jenes noch wissen (ohne natürlich die 10 Bücher zu lesen). Jetzt bin ich zumindest schon so weit, dass ich maximal 2 Bücher mitnehme.
Aber das ist schon auch noch so mein Hamsterrad, was ich mir selbst baue.

LG Senif
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hey Senif,

Scheitern gehört ganz klar zur menschlichen Existenz. Wir sind ja keine Roboter. Jeder macht mal Fehler, bisweilen auch Fehler mit größerer Tragweite für sich selbst und/oder für andere Menschen.

Hast Du die Schulreform in Polen mitbekommen? In Polen dauert die Grundschule bis zum Ende der 8. Klasse. So wie ich den Bericht im Deutschlandfunk verstanden habe, bekommen Schüler:innen in den ersten 3 Klassen gar keine Hausaufgaben mehr, und die Klassen 4 und 5 nur ganz wenige Hausaufgaben.

Dieser Leistungsdruck von Klein auf ist meiner Meinung nach auch ein Grund für die steigende Zahl an psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Phobien nicht nur in Deutschland. In Japan gibt es ja diese jungen Leute, die sperren sich einfach in ihre Wohnungen ein und wollen niemanden mehr sehen, zocken nur noch im Internet oder so. Für sie gibt es einen extra Begriff in der japanischen Sprache, ich habe ihn aber vergessen.

LG

Rezi
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hier, ich habe was auf euronews.com drüber gefunden:
Polen verringert Hausaufgaben für Grundschüler

Polen modernisiert sein Bildungssystem und die Schüler wird es freuen: Hausaufgaben soll es erstmal nur noch in der Oberstufe geben.
https://de.euronews.com/my-europe/2024/ ... undschuler
DieNeue
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Re: 2h Job

Beitrag von DieNeue »

Hallo Senif,
Reziprok hat geschrieben: 19. Apr 2024, 21:06 Ich glaube, Du weißt weitaus viel mehr als ein durchschnittlicher Mensch in Deutschland. Mindestens in Bezug zur IT.
Ja, das glaube ich auch. Bei eurer Fachsimpelei verstehe ich echt nur Bahnhof^^ Ich glaube, das Wissen ist deshalb so schlecht, weil die meisten Leute das nie in der Schule hatten. Ich habe Abi, aber kann nicht mal Maschinenschreiben. Als ich Abi gemacht habe, war der Standard bei Referaten Vorträge mit Folien auf dem Overhead-Projektor. Eine Powerpoint-Präsentation haben sich die wenigsten getraut. Ich bin immer sehr froh, dass es Leute gibt, die sich mit Computern und Technik besser auskennen als ich.

Aber ich kenne das auch, dass man sich denkt, man müsste so viel wissen. Ich habe ja auch studiert, aber dann abbrechen müssen. Meine Ausbildung und Berufstätigkeit vor dem Studium ist auch Jahrzehnte her. Ich denke mir auch oft, ich weiß so vieles nicht mehr, mir fehlt die Routine, die Fachbegriffe usw. Irgendwo im hintersten Hinterstübchen in meinem Kopf sind da noch ein paar Reste, aber ich habe kaum mehr Zugriff darauf. Im Studium wollte ich auch nebenher noch Bücher zu den Themen lesen. Ich hab ein halbes Buch geschafft in meinem ganzen Studium. Irgendwie hatte mein Bachelor-Studium auch nichts mit dem Studium zu tun, von dem man früher erzählt bekam. Man hat viel Zeit, um sich so richtig umfassend weiterzubilden, sich in Themen einzulesen usw. Ich war froh, wenn ich das schaffte zu lesen, was ich bis zur nächsten Stunde lesen musste. Im Prinzip war es Wissen möglichst schnell in sich reinschaufeln, ohne links und rechts zu gucken...

Und ich war früher auch so drauf, dass ich, wenn mich Themen interessierten, auch einen Stapel Bücher aus der Bücherei mitheimgeschleppt habe und dachte, ich müsste die alle durcharbeiten (wohlgemerkt zu Freizeitthemen). Der Stapel stand dann immer da und "durchgearbeitet" hab ich nichts. Außer Stress hatte ich nichts dadurch. Mittlerweile mache ich das nicht mehr so. Ich nehme, wenn überhaupt noch, ganz wenige Bücher mit und solche, in deren Titel das Wort "perfekt" vorkommt, nehme ich bewusst nicht mit.
Dass ich Bücher richtig durcharbeiten muss, um mir die Sachen zu merken, den Gedanken oder Zwang habe ich immer noch. Dabei reicht es ja oft auch, sich Sachen anzustreichen und sie bei Bedarf mal nochmal nachzuschlagen.

Beim Perfektionismus ging es bei mir, glaube ich, weniger darum, dass ich nichts wert bin, wenn ich Fehler mache, sondern dass nichts schlimmes passiert, wenn ein Fehler passiert. Dass Dinge auch akzeptiert werden, wenn sie nicht 100% fehlerfrei sind. Und dass ich v.a. auch mit dem schlechten Gefühl danach klarkomme, wenn irgendwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle.
Ich erinnere an eine Situation in der Uni, wo ich mit anderen zusammen eine Hausaufgabe bearbeiten sollte und ich die Unterlagen noch Korrektur gelesen habe. Mein Kommilitone hat dann allerdings aus Versehen die unkorrigierte Fassung an die Dozentin geschickt. Sie fand sie trotzdem gut. :shock:
Das fand ich damals schon ziemlich krass.

Wenn du noch gar keine Berufserfahrung hast, ist es aber auch kein Wunder, dass es dich stresst. Arbeit besteht ja aus mehr als dem Fachlichen. Wie geht man mit den Kollegen und dem Chef um, wie mit Problemen im Team, wie mit der Verantwortung, wie kommuniziere ich nach außen zu den Kunden/Lieferanten , wie setze ich theoretisches Wissen um, usw.
Ist ja nicht einfach. Ich war in der Ausbildung oft überfordert von den ganzen zwischenmenschlichen Sachen. Hier wird gelästert, da gegen einen gearbeitet, hier nicht mitgedacht, dort wird man als Konkurrenz gesehen, obwohl man das selber gar nicht so sieht, da wird sich auf den Schlips getreten gefühlt, dort sich beschwert, weil man früher geht, hier wird erwartet, dass man den Kunden belügen soll, weil es Fehler gab, die er nicht wissen soll usw. :roll: Das hat man in der Schule und der Uni weniger.

Liebe Grüße,
DieNeue
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hallo ihr 2,

mein Problem ist auch, dass ich ein Stimmungsseismograph bin und dann andere auch nach deren Stimmung scanne und sobald ich da was entdecke, löst das mir ein schlechtes Gefühl aus. Das ist ein Relikt aus meiner Vergangenheit. Ich musste als Kind meinen cholerischen Vater genauestens scannen und seine Stimmungslage mitkriegen. Und dann werden kleinste Stimmungsnuancen bei mir Riesen groß. Das ist nicht so schön. Aber damit muss ich umgehen und dann auch oftmals mir sagen, das war jetzt zu viel des Guten und da hast du zu viel rein interpretiert usw. Aber es stimmt. Sowas stresst auch enorm.

Die Reform in Polen hab ich nicht mitbekommen. Danke für den Link Rezi. Ja, wer da sehr leistungsorientiert erzogen ist, hat möglicherweise später ein Problem. So ein bisschen Leistungsorientierung finde ich nicht schlimm, das kann auch enorm weiter bringen. Aber zu viel kann eben auch krank machen. Da das richtige Maß finden, ist echt schwer. Ich bekomme auch ganz schlecht meine Grenze mit, oder erst wenn ich schon platt bin. Will mich aber auch nicht unterfordern. Das ist eben ein ganz schöner Drahtseilakt.

:hello: LG Senif
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,
Senif hat geschrieben: 20. Apr 2024, 11:27 So ein bisschen Leistungsorientierung finde ich nicht schlimm, das kann auch enorm weiter bringen. Aber zu viel kann eben auch krank machen. Da das richtige Maß finden, ist echt schwer.
Sagen wir mal so:

Wenn ein Schüler nur in Nächten zu sehr wichtigen Prüfungen (wie Abschlussprüfungen zur Erlangung des jeweiligen Schulabschlusses) aufgrund von Nervosität schlecht schläft, ansonsten aber wegen der Schule keine Schlafprobleme hat, dann ist das so in Ordnung.

Aber wenn viele Schüler:innen quasi jede Nacht wegen des Leistungsdrucks in der Schule Schlafprobleme haben, dann ist es zu viel mit dem Leistungsdruck in der Schule.

LG

Rezi
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