2h Job

Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hallo,

gestern bin ich nach Hause gegangen mit einem richtig schlechten Gefühl. Ich hab meinen Fix praktisch ausprobieren wollen und es ging nicht. Und ich dachte, versagt. Mein Mentor hat das heute debugged (ich hab ja frei), und er meinte, geht doch. Mein Fix funktioniert. Mein Testsetup war fehlerhaft, aber nicht mein Fix. Das war wieder sooooo doof - aber nun bin ich erstmal erleichtert und hoffe, dass ich am WE ein bisschen abschalten kann.

Ich werde im März voraussichtlich testweise Stunden steigern, auch wenn ich letzte Woche emotional Probleme hatte. Ich verliere ja erstmal meinen Rentenanspruch nicht und bekomme auch einen Arbeitsvertrag nicht zu arbeitsmarktüblichen Bedingungen, sprich, mir steht nach 2h eine Pause zu aus gesundheitlichen Gründen, die mir so erst nach 6h zustehen würde.

LG Senif :hello:
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

ich kann Dich schon verstehen. Ich habe ja auch in mindestens 1 Team gearbeitet, in dem Software entwickelt wurde, aber nicht als Programmierer, sondern in einer anderen (nicht weisungsbefugten) Funktion.

Mit einem Software-Versionsverwaltungssystem (wie diese Art von Software offiziell heißt habe ich vergessen) habe ich dort auch gearbeitet, und das hat mich am Anfang auch gestresst, nach dem Motto "Mache ich jetzt die nächste Software-Version kaputt, wenn ich da was von mir einchecke?"

Diese Angst verging aber mit der Zeit, weil ich immer geübter wurde mit diesem Software-Versionsverwaltungssystem.

Und genau so wird es Dir auch mit dem Erstellen und nachträglichem Testen von Dir erstellter Fixes gehen ;-)

Wünsche Dir ein schönes Wochenende.

LG

Reriprok
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Reziprok,

wir arbeiten (noch) mit SVN. Solange ich da meinen eigenen Branch hab ist alles gut, die Herzfrequenz steigt, wenn ich den in den Hauptbranch mergen soll.
Aber soweit ist es noch nicht. Das Problem ist, dass ich generell langsamer bin als andere, ich aber ja nicht umsonst auf einer Studentenstelle angestellt bin. Mittlerweile wurde auch bemerkt, dass meine Merkfähigkeit nicht die beste ist - jetzt nicht in Bezug auf Arbeit. Mein Mentor meinte, er ist an dem einen Tag nicht da und ich hatte es dann an dem Tag vergessen, und mich gefragt, wo er ist :o

Aber so schlimm, wie in einer depressiven Episode ist es nicht. Da dachte ich ja, ich hab Alzheimer.

Den Stresspegel bei Anforderung muss ich noch ein bisschen runter bekommen und alles ein bisschen gelassener sehen. Ich hab aber immer schnell das Gefühl, ich kann nichts - das geht u.U. so weit, dass ich denke, ich bin mein Geld nicht wert etc.... und dass ich meinen Job wieder verliere.
Uncool. Aber daran möchte ich halt arbeiten - und ich denke, dass ich mit der Zeit auch mehr Selbstvertrauen aufbauen kann.

Ev. verliere ich generell nicht meinen Rentenanspruch, da der Vertrag nicht zu arbeitsmarktüblichen Bedingungen ist. Mal sehen, was die DRV sagt.

LG Senif :hello:
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

an SVN kann ich mich erinnern. Vielleicht habe ich damals auch mit SVN gearbeitet, dann aber eher nicht hauptsächlich oder nicht längerfristig.

In dem einen Entwickler:innen-Team (ja, es gab sogar 2 Entwicklerinnen in diesem Team), in dem ich damals mitgearbeitet habe, haben wir mit Eclipse gearbeitet. Das war damals meine erste Erfahrung mit so einer Art Software überhaupt. Ich musste mir die Anwendung dieser Software natürlich on-the-job aneignen, denn es gab in dieser Firma, wie damals oft üblich, keine Schulungen für neue Mitarbeiter, die vom Arbeitgeber bezahlt hätten worden sein.

Der Umgang mit Eclipse hat mich am Anfang deswegen mega-gestresst. Weil wie gesagt ich immer im Hinterkopf folgenden Gedanken hatte:

"Wenn ich hier meinen Kram ins Projekt einchecke, dann mache ich damit hoffentlich nicht irgendwas kaputt."

Aktuell mache ich ja ehrenamtlich ein bisschen Software-Qualitätssicherung für aktuell 1 Open-Source-Projekt unter Linux. Seit mehreren Wochen ist dafür gerade nichts zu tun, das kann sich aber irgendwann wieder ändern. Aber diese Arbeit ist bei Weitem nicht vergleichbar mit einem Fulltime-Job, so vom Workload und Stress her.

Die Software-Versionsverwaltungssoftware, die in diesem Projekt verwendet wird, ist auch Open-Source und nennt sich git. Vielleicht kennst Du die Webseite github.com, der Name dieser Webseite bezieht sich auf git.

Ich benutze git meistens nur dafür, einen gewissen Branch in seiner jeweils neuesten Version aus einem Software-Projekt auszuchecken auf meinen Rechner, um diese Software, d. h. dessen Quellcode, auf meinem Rechner zu kompilieren und diese jeweils neueste, kompilierte Software-Version anschließend zu testen und ggf. online Bug Reports zu schreiben. Einchecken in irgendwelche Software-Projekte habe ich eigentlich nie mit git in den letzten Jahren getan.

So, genug gefachsimpelt. Ich hoffe, das ist OK für die Foren-Moderation.
Senif hat geschrieben: 2. Feb 2024, 22:30Das Problem ist, dass ich generell langsamer bin als andere, ich aber ja nicht umsonst auf einer Studentenstelle angestellt bin.

[...]

Den Stresspegel bei Anforderung muss ich noch ein bisschen runter bekommen und alles ein bisschen gelassener sehen. Ich hab aber immer schnell das Gefühl, ich kann nichts - das geht u.U. so weit, dass ich denke, ich bin mein Geld nicht wert etc.... und dass ich meinen Job wieder verliere.
In der einen Software-Firma, in der ich damals im o. g. Entwickler:innen-Team gearbeitet habe, da haben mehrmals frische Informatik-Absolvent:innen (darunter also auch Frauen) ihren ersten festen Vollzeit-Job nach dem Studium angefangen. Die hatten praxismäßig vom Arbeiten auf Computern, die ja dort in der Firma nicht nur mit Windows, sondern auch mit Linux liefen, eigentlich erst mal keinen Plan. Theoretisch konnten sie wahrscheinlich programmieren (wie z. B. mit Java), aber praktisch gesehen mussten sie erstmal das Programmieren von der Pike auf, unter echten Arbeitsbedingungen, lernen.

Und deswegen bedeuteten diese frischen Uni-Absolvent:innen auch für meinen damaligen Arbeitgeber in den ersten Monaten ihrer Anstellung erst mal ein Minusgeschäft. Sie kosteten ihn also mehr Geld als das sie produktiv waren.

Und genau so wird es wahrscheinlich bei Dir auch sein. Mache Dir deswegen keinen Kopf ;-)

Außerdem gibt es ja mittlerweile den so genannten Fachkräftemangel. Damals in dieser IT-Firma, von der ich oben schrieb, da gab es noch ein Überangebot an Arbeitskräften im IT-Bereich, aus dem die Arbeitgeber nach Lust und Laune auswählen konnten.

Das ist mittlerweile komplett anders. Auch deswegen wirst Du sehr wahrscheinlich nicht durch Deinen Arbeitgeber vor die Tür gesetzt werden ;-)
Senif hat geschrieben: 2. Feb 2024, 22:30Mittlerweile wurde auch bemerkt, dass meine Merkfähigkeit nicht die beste ist - jetzt nicht in Bezug auf Arbeit. Mein Mentor meinte, er ist an dem einen Tag nicht da und ich hatte es dann an dem Tag vergessen, und mich gefragt, wo er ist :o
Auch das finde ich nicht schlimm. Mir wurde vor ca. 10 Jahren eine "ausreichende Merkfähigkeit" attestiert im Rahmen einer Arbeitserprobung, die ich für die danach beginnenden beruflichen Reha-Maßnahmen gemacht hatte.

Aber schon davor, als ich noch abhängig Beschäftigter im IT-Bereich war, habe ich mir sehr oft neue Informationen, die für meine jeweilige Tätigkeit wichtig waren, in digitaler Form notiert, damit ich sie im Bedarfsfall schnell nachschlagen konnte.

Hierfür habe ich in zwei Beschäftigungsverhältnissen jeweils ein in der Firma installiertes, zentrales Wikimedia-System verwendet, das wir zusammen im Team benutzten. Ich finde so ein Wiki-artiges System hilfreich, wenn es um das Notieren neuer Informationen, dem Verwalten dieser ganzen Informationen und dem schnellen Zugriff auf sie geht.

Keine Sorge also, wenn Du mal etwas vergisst - das ist ganz normal ;-)
Senif hat geschrieben: 2. Feb 2024, 22:30 Ev. verliere ich generell nicht meinen Rentenanspruch, da der Vertrag nicht zu arbeitsmarktüblichen Bedingungen ist. Mal sehen, was die DRV sagt.
Nein, ich glaube nicht, dass du Deinen Rentenanspruch verlieren wirst. Ich hatte auch deswegen mal im Internet in die, nennen wir sie mal Geschäftsanweisungen der Deutschen Rentenversicherung zum Thema

"Probeweise mehr Stunden täglich arbeiten als offiziell möglich gemäß der Einstufung durch die Rentenversicherung, ohne dabei den Anspruch auf die EM-Rente zu verlieren"

reingeschaut. Und ich meine dort gelesen zu haben, dass diese neue gesetzliche Regelung auch für Arbeitsverhältnisse gilt, die bereits vor Inkrafttreten dieser neuen Regelung durch EM-Rentner:innen eingegangen worden sind, diese Arbeitsverhältnisse aber nach Inkrafttreten dieser neuen gesetzlichen Regelung weiterhin fortbestehen.

Wenn Du willst, kann ich Dir diese Geschäftsanweisung der Rentenversicherung im Internet heraussuchen und den Link zu ihr hier posten.

LG

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Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Reziprok,

ich komme mit git im allgemeinen besser zurecht, habe auch privat einen eingerichtet. (hab ne kleine Raspi-Serverfarm :D )
Und Eclipse - ja, da hab ich graue Haare bekommen. 3 mal musst ich das neu installieren, weil aufgrund eines Plugins was ich mir installieren wollte und diese wohl nicht kompatibel mit der verwendeten JDK waren, mir die Oberfläche zerschossen haben. Marketplace war dann nicht mehr da etc.... :? Ja, da hatte ich am Anfang meine liebe Mühe.
Ja, dieses "hoffentlich mache ich nichts kaputt" hab ich auch, sehr emotional stressig :?

Ich hoffe, meine Kollegen haben auch die Einstellung, dass ich erstmal Fehler machen darf und dass das kein Beinbruch ist. Ich bin an sich relativ offen, weil es für mich keinen Sinn macht, jeden Tag eine Maske aufzusetzen. Ich hab Angst bei diesem und jenem, das sag ich auch. Obwohl, dass ich Angst vor Jobverlust habe, hab ich noch nicht gesagt. Und das, obwohl ich jetzt erst einen neuen Vertrag mit mehr Stunden unterschreiben werde .... hach, die liebe Psyche - kann ruhig mal die Klappe halten. :lol:
Da das aber nicht passieren wird und ich ihr leider auch nicht aus dem Weg gehen kann, muss ich mit ihr umgehen und sie sozialverträglicher gestalten :lol:

Mit 2h ist eben nicht viel Blumentopf zu gewinnen, das ist in der Programmierung einfach zu kurz. Da kannste jeden Tag noch 30 min abziehen, für Büro und Meeting. Da bleibt in der Woche dann 6h übrig.

Ich war gestern schwimmen - das tat mir ganz gut zum Abschalten. Solche Dinge darf ich nicht vergessen bei emotionalem Stress. Sonst bin ich schneller wieder in der Klinik als ich denken kann. Und das will ich nicht nochmal. Hab nämlich vor meine Vergangenheit hinter mir zu lassen :D

LG Senif :hello:
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

mit der erneuten Installation von Eclipse auf der Arbeit hatte ich auch so meine Probleme damals, das ist aber schon recht lange her. Ich meine mich erinnern zu können, dass die Neuinstallation von Eclipse mich damals auch gestresst hatte, weil irgendwas nicht sofort und auch nicht eine halbe Stunde später darin funktionierte.
Senif hat geschrieben: 3. Feb 2024, 16:59 Und das, obwohl ich jetzt erst einen neuen Vertrag mit mehr Stunden unterschreiben werde .... hach, die liebe Psyche - kann ruhig mal die Klappe halten. :lol:
Sehe es doch anders herum: Je mehr Stunden Du in Deinen Job arbeitest, desto vertrauter wirst Du mit Deinen Arbeitsmitteln und dem Programmieren an sich ;-)
Senif hat geschrieben: 3. Feb 2024, 16:59 Ich war gestern schwimmen - das tat mir ganz gut zum Abschalten. Solche Dinge darf ich nicht vergessen bei emotionalem Stress. Sonst bin ich schneller wieder in der Klinik als ich denken kann. Und das will ich nicht nochmal. Hab nämlich vor meine Vergangenheit hinter mir zu lassen :D
Da wünsche ich Dir weiterhin viel Erfolg dabei :-)

LG

Reziprok
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Danke Reziprok :) :hello:
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hallo zusammen, :hello:

ich habe heute meinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Halbtags. Allerdings ist der Arbeitsvertrag nicht zu arbeitsmarktüblichen Bedingungen. Nach 2 Stunden steht mir eine längere Pause zu. Das ganze wird ein Test - da ich ja schon noch psychisch zu tun habe. Wenn ich alles auf einen Punkt bringen müsste, würde ich sagen SELBSTWERT. Der schlechte Selbstwert hat so viel Auswirkungen: auf die Kommunikation z.B. oder auf das Kopfkino und damit auf Konzentration und Merkfähigkeit. Ich werde ab März dann das nutzen, um zu üben. Die Baustellen noch besser in den Griff bekommen. Erstmal passiert ja nichts schlimmes was die Rente angeht. Ich kann wirklich erstmal testen.

:hello: LG Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

da wünsche ich Dir viel Erfolg und gutes Gelingen bei Deinem Arbeitstest :-)

LG

Reziprok
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hallo Reziprok,

ich möchte mich noch von Dir verabschieden. Du hast mir sehr geholfen und gute Infos gehabt. Allein das mit dem neuen Gesetz hat mir viel Erleichterung gebracht und nimmt den Druck bei dem Versuch des Berufseinstiegs. Darüber freue ich mich sehr.
Also mach's gut.

LG Senif :hello:
SonneundDunkenheit
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Re: 2h Job

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Senif,

ich wünsche dir alles Gute. Pass auf dich auf!!!!!!
Nimm nicht so oft die Arbeit mit nach Hause. Wo das hinführt, weißt du ja selbst. Du bist nicht inkompetent, aber verdammt ehrgeizig und unsicher. Das ist zumindest meine Meinung.

Ich werde dich im Forum vermissen, kann aber die Entscheidung durchaus nachvollziehen. Selbstschutz ist wichtig. Vielleicht kehrst du zurück, wenn sich die Wogen geglättet haben.

Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

oh nein, ich habe gerade im Nachbarthread gelesen, weswegen Du dieses Forum verlassen willst. Ich war gestern und vorgestern nicht gut drauf, habe aber das eine oder andere hier im Forum mitgekriegt, ich glaube, es ging um Nicht-Akademiker und Akademiker u. ä., ich hatte aber keine mentale Kraft mich hier deswegen gestern und vorgestern einzubringen.

Es ist doch egal, ob mensch nun kein Akademiker ist oder eine(r) ist. Beide (Nicht-Akademiker und Akademiker) können mitunter ziemlich viel Unfug erzählen oder schreiben. Das mit dem Unfug erzählen/schreiben hat nichts mit dem Grad der Bildung zu tun.

Nachtrag: Habe gerade noch weiter im Forum gelesen und die Diskussion um den Begriff "Selbstwert" gelesen - ich lehne Verhaltensweisen von Leuten, die andere abwerten oder lächerlich machen oder nicht ernst nehmen, ab. Vor allem dann, wenn dadurch andere Menschen entwertet werden, wenn diese, wie in einem Forum wie hier, sehr Persönliches über sich selbst schreiben um anderen Menschen, die vielleicht in einer ähnlichen Lage sind, Mut zu machen um sich aus ihrer misslichen Lage, die sich wie auch immer gestalten kann, zu befreien.

Ach Schade, Senif. Aber auch ich muss Deine Entscheidung respektieren.

Liebe Grüße + weiterhin viel Erfolg im Arbeitsleben

Reziprok

Nachtrag: Oder darf ich Dich zu einer Forenpause überreden?
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Danke euch ihr 2.
Ja, ich bin an sich ein sehr unsicherer Mensch, was jetzt durch den Job auch ganz schön wieder ausgebrochen ist. Auch der Ehrgeiz ist an sich eine Selbstwertgeschichte und kommt von dem Gefühl inkompetent zu sein.
Ich möchte mich gern mit Menschen umgeben, die mir gut tun. In der Hoffnung auch selbstsicherer zu werden. Im richtigen Leben habe ich damit ja auch angefangen und merke, dass das zur Genesung ein wichtiger stabilisierender Faktor sein kann. Vieles ist auch tagesformabhängig.

:hello: LG Senif
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Ja, ich weiß nicht woher manche ihrer Überzeugung her nehmen im Gegensatz zu anderen intelligenter zu sein. Da wird von logarithmisch gefaselt, als es um die Digitalisierung ging, obwohl wahrscheinlich algorithmisch gemeint war. Aber inbrünstig so tun, als hätte man davon Ahnung.
Das gleiche in Sachen Depression - obwohl der aufmerksame Leser genau merkt, dass vieles nichts mit Depression zu tun hat und zum Teil auch falsch ist. Das geht schon los mit dem ständigen Pharmabashing, der Vergleich von ADs mit Drogen usw ..... also manchmal braucht man hier wirklich Geduld. Und im Grunde kann da jeder denken, was er will, aber der Spaß hört dann bei Abwertung auf. Aber großartig Toleranz von anderen fordern. Ich werde das nie begreifen, wie sich so ein großes Ego entwickelt.
lt.cable
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Re: 2h Job

Beitrag von lt.cable »

Man muss es so deutlich sagen: Einzelne User hier sind eine ganz eigene Plage. Den Trend, dass wenige Dauerposter praktisch alle Diskussionen mit ihren ziemlich deplatzierten Einwürfen, vermeintlich schlauen Bemerkungen oder von niemandem erbetenen Vorträgen über irgendeinen Kappes kapern und vor die Wand fahren, gibt es allerdings schon seit Jahren. Immerhin: So wird das wirkliche Leben (und auch die gute, alte Selbsthilfegruppe mit persönlichen Treffen) gleich wieder viel attraktiver!
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Sul
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Re: 2h Job

Beitrag von Sul »

Liebe Senif,

hinter einem vordergründig "großen Ego" steckt oftmals ein sehr wackliges Ego. Selbstbewusste Menschen haben es aus meiner Sicht nicht nötig sich aufzuplustern und/oder andere zu entwerten. Ich übe mich darin, mich entspannt zurückzulehnen, wenn ich es merke und nicht in eine destruktive Dynamik einzusteigen.

Ich werde deine authentischen Beiträge vermissen. Und ja, du hast Hoffnung vermittelt.

Vielleicht könntest du das Forum auch als Übungsfeld nehmen, dich nicht triggern zu lassen und auf Destruktives nicht einzusteigen. Destruktives wird dir immer im Alltag und besonders im beruflichen Alltag begegnen. Den Umgang damit kann man lernen. Dies fällt mir oftmals auch nicht leicht. Und ich lerne, mich mit wohlmeinenden Menschen zu umgeben bzw. das Wohlmeinende auch zu sehen und anzunehmen.

Alles Gute für dein weiteres Leben!
Viele Grüße, Sul
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich überreden lassen, erstmal eine Forenpause einzulegen. Werde mich auf meinen Job und v.a. auf die freie Zeit konzentrieren, was mir echt schwer fällt einzuhalten. Ist aber wichtig, weil das sich selbst Stress machen auf Arbeit auch meine Nerven wieder ein bisschen offen legt. Und nächste Woche ist ja dann auch schon März, an dem das Experiment halbtags dann Wirklichkeit wird.

Es stimmt, normalerweise sehe ich das auch als Übungsfeld - heute war die Übung nicht so erfolgreich.
Und das Leben findet wirklich auch draußen statt. Eigentlich freue ich mich auf den Frühling und Sommer, wieder mehr draußen sein und Sonne tanken. Ich war heute auch in einem Café und viele Leute haben einfach die Sonne genossen. Das finde ich immer so schön. Und eigentlich selbst lass ich mich hier aus der Reserve locken, anstatt einfach den schönen Tag zu genießen.

LG Senif :hello:
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

es freut mich, dass Du Dich letztendlich für eine Forenpause entschieden hast. Ich wünsche Dir die bestmögliche, ja sogar eine gute Zeit bis zu dem Zeitpunkt (aber natürlich auch darüber hinaus), bis Du wieder hier in diesem Forum wieder mit uns schreibst ;-)

LG

Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hallo ihr Lieben,

meine erste 5h Woche ist nun vorbei und ich muss sagen, dass ich mich nicht so gestresst fühle, wie mit den 2h Tagen. Irgendwie hab ich jetzt doch mehr Zeit. Ich bin guter Dinge, dass ich den Job vielleicht auch mal länger behalte. Spaß macht es auf jeden Fall und irgendwie ist die Programmierung schon so meins. Konzentration und Merkfähigkeit sind vielleicht nicht so gut, wie bei den gesunden Kollegen - aber ich hab auch noch einen GdB und das nicht umsonst. Ich merke wie ich in Minischritten zu mehr Selbstvertrauen komme - kleine Schritte - aber eben kein Stillstand. Und darüber freue ich mich. Es gibt auch für jeden Mitarbeiter ein Weiterbildungsbudget - was ich auch toll finde.

Nie im Leben hätte ich daran gedacht, mal hier zu stehen, wo ich jetzt stehe. Mein Arzt meinte, er auch nicht - das macht mich schon ein bisschen stolz und zeigt, dass ich wirklich was erreicht habe, wenn man sich die Schwere der Erkrankung vor Augen hält. Von ganz unten inklusive betreutem Wohnen hin zu einem fast geregelten Leben. Es ist noch ein bisschen wackelig, aber alles in allem ein Weg, der anderen Mut machen kann.

Jetzt so im Nachhinein muss ich sagen, würde ich nicht nochmal eine Reha in einem BTZ anstreben. Damals zu meinen 2 BTZ Aufenthalten war ich eigentlich nicht arbeitsfähig und ich selbst war nicht in der Lage, das abzubrechen. Und die eigentlichen Fachleute haben es auch nicht erkannt - oder wollten es auch nicht erkennen - weil da auch viel stur "Der Teilnehmer muss in Arbeit" dabei ist, und das BTZ muss ja auch verdienen.
Vielleicht passe ich auch einfach nicht in so ein System. Als es mir dann besser ging, dachte ich, ich brauch dieses BTZ eigentlich nicht. Hinzu kommen dann auch im Nachhinein Erfahrungen, die die Professionalität des Hauses in Frage stellen (im Privaten Dinge erfahren, die ich hätte nie erfahren dürfen über andere Teilnehmer usw ... also in höchstem Maße unprofessionell). Ich meine, es sind alles nur Menschen - aber für mich gibt es schon Grenzen, und mein Glauben in die Professionalität solcher Einrichtungen ist extrem gesunken.

Auch damals in dem betreuten Wohnen, habe ich mitbekommen, wie die Mitarbeiter über die Menschen, die in der Einrichtung lebten gesprochen haben. Gruselig.

:hello: Senif
Reziprok
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

es freut mich, dass Du in Deiner Tätigkeit gute Fortschritte machst und guter Dinge bist, was die weitere Zunahme Deiner Erwerbsfähigkeit betrifft. Ich wünsche Dir, dass Du Dich in dieser Beziehung weiterhin positiv entwickelst.

Dafür hatte ich gestern den psychisch gesehen schlechtesten Tag seit vielleicht den letzten 10 Jahren. Entweder ich nehme mein Neuroleptikum Orap, was meiner Psyche gut tut, leide aber unter mich in meiner Mobilität stark einschränkenden Nebenwirkungen, oder ich nehme Orap nicht, bin dann nicht mobilitätsmäßig eingeschränkt, leide dann aber unter Depressionen.

Vielleicht erfahre ich aber aktuell wieder einen Rebound-Effekt, verursacht durch das - durch mich nicht beabsichtigte abrupte - Absetzen von Orap vor ca. 1 Jahr.

Irgendwelche Antidepressiva will ich aber auch nicht nehmen, eben wegen der damit verbundenen Nebenwirkungen.

LG

Reziprok
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai Reziprok,

danke Dir.
Oha, Orap ist ein Neuroleptikum. Ich nehme sowas grundsätzlich nicht mehr, nachdem ich davon Bewegungsstörungen bekommen habe (Neurocil und Seroquel).
Nimmst du das denn gegen Psychosen ? Ansonsten würde ich da wirklich eher auf Antidepressiva umschwenken - also nur aus meiner eigenen Erfahrung heraus. Bei Psychosen hat man aber wohl keine Wahl. Bei mir waren ADs verträglicher.
Es tut mir sehr leid, dass es dir da so schlecht geht.
Ich weiß nicht, ob man nach einem Jahr noch einen Rebound haben kann. Ich schleiche meine Medikamente aus, und bis jetzt merke ich noch nichts. Allerdings hatte ich mal 3 Tage das Escitalopram vergessen, da hab ich schon so ein komisches "Gehirnzucken" bekommen.

Ich bin morgen auf einer Convention von Arbeit wegen, aber es ist sowas wie eine Weiterbildung. Ich freu mich drauf. Deshalb begebe ich mich jetzt in die Horizontale. Schlaf gut dann später :hello:

LG Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,
Senif hat geschrieben: 7. Mär 2024, 22:08danke Dir.
Gern geschehen.
Oha, Orap ist ein Neuroleptikum. Ich nehme sowas grundsätzlich nicht mehr, nachdem ich davon Bewegungsstörungen bekommen habe (Neurocil und Seroquel).
Von Orap bekomme ich keine Bewegungsstörungen.

Hier übrigens eine genaue Beschreibung der Wirkungsweise von Orap auf speziell mich:

viewtopic.php?t=44283

Ich habe also Orap off-Label-mäßig benutzt.
Nimmst du das denn gegen Psychosen ?
Nein. Ich habe bisher noch nie eine Psychose gehabt, schätze mich aber rückblickend so ein, dass ich bisher vielleicht zwei Mal in einer Art Übergangsbereich zu einer Psychose gewesen bin, aber dabei nicht in eine richtige Psychose geraten bin. Ich habe also immer den Bogen "zurück" hin gekriegt ;-) Ich war auch noch nie stationär in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.
Es tut mir sehr leid, dass es dir da so schlecht geht.
Ich leide angesichts der Realität da draußen, die ich über die von mir in Anspruch genommenen Nachrichtenkanäle (kein Schwurbel, keine so genannten "alternativen Medien") täglich wahrnehme. Ich mache mir wirklich Sorgen um die Menschheit als solche. Weiter will ich das hier nicht ausführen, wir sollen uns hier in diesem Forum ja nicht über so etwas in Detail austauschen, das kann ich aber auch verstehen.
Ich weiß nicht, ob man nach einem Jahr noch einen Rebound haben kann.
Ich hatte vor ein paar Tagen so etwas im Radio (Deutschlandfunk?) gehört, meine ich mich erinnern zu können. Rebounds könnten, so hatte ich wohl diesen Radiobeitrag verstanden, auch nach Ablauf eines Jahres, nachdem das entsprechende Medikament abgesetzt worden ist, (wieder) auftreten, falls das betreffende Medikament über einen recht langen Zeitraum (also mehrere Jahre lang) vor dem Absetzen eingenommen worden ist.

Orap habe ich bis vor 1 Jahr sicherlich 10 Jahre lang eingenommen. Dann, vor einem Jahr, musste ich es abrupt absetzen - Details dazu weiter unten.
Ich schleiche meine Medikamente aus, und bis jetzt merke ich noch nichts. Allerdings hatte ich mal 3 Tage das Escitalopram vergessen, da hab ich schon so ein komisches "Gehirnzucken" bekommen.
Als ich vor 1 Jahr Orap quasi von dem einen auf den anderen Tag absetzen musste, lag das daran, dass ich mich um ein anderes Familienmitglied kümmern musste, das umgehend meine Unterstützung benötigte, weswegen ich von dem einen auf den anderen Tag quasi überstürzt zu diesem anderen Familienmitglied fahren musste, das ca. 500 km entfernt von meinem Wohnort lebt. Ich fuhr mit nur noch 2 Orap-Tabletten in der Medikamentenpackung dorthin. Morgens um 7 Uhr fuhr der Zug hier los. Am Tag davor hatte ich mir mein Zugticket irgendwann nachmittags online gekauft und meine Sachen für die anstehende Reise gepackt. Wie viele Tabletten Orap ich noch hatte, da hatte ich in diesem Augenblick gar nicht gedacht.

Am Wohnort dieses anderen Familienmitglieds blieb ich einen Monat lang. Und an dem Wohnort des anderen Familienmitglieds fand ich keinen Psychiater oder Neurologen, der mir Orap verschreiben wollte bzw. bei dem ich zeitnah einen Gesprächstermin hätte bekommen können um während eines solchen Termins Orap verschrieben zu bekommen.
Ich bin morgen auf einer Convention von Arbeit wegen, aber es ist sowas wie eine Weiterbildung. Ich freu mich drauf. Deshalb begebe ich mich jetzt in die Horizontale. Schlaf gut dann später :hello:
Ich wünsche Dir eine angenehme Convention - dieser Begriff ist mir in meinem Arbeitsleben aber nicht begegnet ;-)

Hauptsache, Ihr habt einen Kicker-Dingens in Eurer Firma, haha :-D

LG

Reziprok
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Moin Reziprok,

ja, das Leid mit den Medikamenten. Da ist es dann am Ende eine Abwägung und Risiko-Nutzen-Abschätzung. Ich strebe an, ohne Psychopharmaka zu leben. Aber dafür ist es noch zu früh. Aber dass dir keiner das Orap verschreiben wollte, finde ich komisch, wenn du es doch dringend gebraucht hast.

Die Convention war nicht in unserer Firma, aber dort hatten sie Kickertische. Es war ganz interessant, aber ab einer bestimmten Uhrzeit konnte ich mich dann doch nicht mehr konzentrieren. Aber alles in allem cool gewesen, zur After Work Party bin ich aber nicht geblieben. Dafür reichte meine Energie nicht mehr. Heute muss ich in meinem privaten Netz mal noch ein paar Sachen erledigen. Ich hab einen Server geext, wollte was installieren, jetzt ist es futsch, und ich hab noch keine Backuplösung für mein Netz um die ganzen Server im laufenden Betrieb zu backupen. Aber das kommt auch noch.

Die Realität ist leider so wie sie ist. Wir werden sie nicht ändern und auch die Menschen nicht ändern. So ist die einzigste Lösung, die ich sehe, die eigene Bewertung anzupassen. Ich lebe jetzt mehr in meiner Bubble und richte sie mir schön ein. Und kann andere in ihrer Bubble leben lassen. Jeder eben wie er möchte. Aber was ich nicht leiden kann, wenn andere kommen mit dem moralischen Zeigefinger und mir vorschreiben wollen, wie ich zu leben habe. Da ist dann die Kunst, sie so sein zu lassen und das Problem bei den Leuten zu lassen - ich bin in mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Diese Erkenntnis war für mich so ein bisschen der Breaking Change - gelingt mir auch nicht immer, aber ich arbeite daran. :)

So eine Psychose-Anwandlung hatte ich auch. Ich dachte mal, das Leitungswasser ist vergiftet, weil es mir körperlich so dreckig ging. Und dann so einen hypochondrischen Wahn im Zuge der Depression. Das Stangyl hatte dagegen ganz gut geholfen. Aber schon gruselig, was die Psyche so machen kann.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende :hello:

LG Senif
lt.cable
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Re: 2h Job

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, Senif!

Ja, durchaus inspirierend, deine Rückkehr ins (Arbeits-)Leben. Wieder ein Beispiel dafür, wie wichtig anderen Menschen die Arbeit offenbar ist. Gleichzeitig ist die Wiederannäherung daran wohl auch ein Weg - und manchmal kein ganz kurzer.

Nachvollziehen, bestens nachvollziehen, kann ich deine Allergie gegen Einrichtungen, die bei genauerer Betrachtung hauptsächlich Geld mit einem verdienen möchten, sowie Institutionen und Menschen, die einem erklären wollen, was gerade richtig für einen ist, wie man zu leben hätte. Ich empfinde das als entwürdigend, anmaßend und unanständig! Etwas anderes sind wohlgemerkt therapeutische Anregungen aller Art; von Ernährung bei Diabetes bis Bewertung von Gedanken.

Wie du das angehst, das ist gut und praxistauglich. Stress und künstlich aufgebauschte Probleme, verbohrte Sichtweisen von außen etwas von sich fernzuhalten, muss wirklich eingeübt und dann praktiziert werden. Ich übe auch noch, werde allerdings besser.

Weiterhin viel Erfolg!

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Senif
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Re: 2h Job

Beitrag von Senif »

Hai lt.cable,

vielen Dank. Ich hoffe auch, dass sich alles weiter zum positiven entwickelt.

Es mag sicherlich Fälle geben, wo BTZ eine sinnvolle Investition ist. Wie beispielsweise bei Persönlichkeitsstörungen könnte ich mir vorstellen.
Ich selbst bin bei mir absolut nicht mehr überzeugt von der Einrichtung. Ziel ist es, die Leute in Arbeit zu bringen - und die ganzen Maßnahmen dort waren für meine Begriffe zu "überkandidelt" - ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es gab Mitarbeiter dort, die haben eine Geschäftigkeit an den Tag gelegt, wo ich mich sehr gewundert hatte. Aber das lag sicherlich auch z.T. an meiner emotionalen Verarmung. Ich konnte in der Depression da absolut nicht mitgehen. Auf jeden Fall wurde aber auch Druck ausgeübt, eben "Arbeit, Arbeit, Arbeit" - und ich war eigentlich nicht arbeitsfähig. Es hat nur niemand erkannt oder es wird wohl auch bewusst die Augen verschlossen.
Das Jobcenter hatte damals die Maßnahme finanziert, und es geht ja auch immer Reha vor Rente - dabei wird zu wenig darauf geachtet, ob derjenige überhaupt arbeitsfähig ist. Im Jobcenter wurde ich damals mit 6h eingestuft, man hatte sich nicht mit mir unterhalten, ich musste dort auf die Waage (fast nackt nur mit Schlüppi - das war sehr demütigend) und einen Drogentest machen. Das wars. Ohne Gespräch haben sie dann die 6h entschieden.
Und ich glaube auch den Grund dafür zu kennen. Man bügelt über alle drüber, dass sie bloß nicht arbeiten wollen. Und es gibt sicherlich auch solche Fälle, aber doch nicht alle.

Ich habe gerade in meinem Beruf immer sehr viel auf Fachwissen gehalten - das kam meiner Meinung nach auch oft zu kurz. Es ging immer nur um Softskills, die aber vielfach gar nicht mein Problem waren. Ich war eigentlich teamfähig etc ... aber ich war einfach sehr krank, weshalb dieses und jenes nicht ging. Als es mir besser ging, kam der Gedanke auf, warum BTZ ? Dafür muss man eh mind. 4h arbeitsfähig sein. Aber wenn es mir so gut geht, dass ich wieder arbeiten kann (halbtags z.B.), warum dann noch BTZ ? Ich finde, auf mich hat dieses Konzept überhaupt nicht gepasst.
Und ich denke, auf viele andere Depressive auch nicht.
Richtig gesund werden und fertig ist der Lack.

Meine Eltern hatten auf Reisen mal jemanden kennen gelernt, der ein Gerinnsel im Gehirn hatte glaub ich und dann auch schwer krank war. Und der sollte zu seiner Reha Tüten kleben. Hat er abgelehnt und statt dessen angefangen Diabolo zu spielen und wurde darin ein echter Könner. Das war seine Reha und ein absoluter Erfolg.

:hello:
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