Was wird "danach" kommen?

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mannisch
Beiträge: 14
Registriert: 11. Jul 2023, 15:44

Was wird "danach" kommen?

Beitrag von mannisch »

Hallo an alle.

Habe mich entschlossen, meine Geschichte hier niederzuschreiben, denke das tut gut.
Wird bestimmt lang, aber solche Angelegenheiten passen nun mal nicht in 3 Sätze.

Ich m48 traf meine Jugendliebe w50 Mitte letztes Jahres wieder. Angemerkt, unsere Trennung vor ca. 25 Jahren war für sie recht hart...
Im November wurden wir ein Paar.

Es fühlte sich unheimlich vertraut an, wir waren dankbar für die 2. Chance.
Grundsätzlich passte es, sie bekämpfte sehr liebevoll meine erektile Dysfunktion, sagte Ostern lachen wir darüber. So kam das auch, meine Unsicherheit wurde besiegt.
Wir trafen uns fast täglich, und telefonieren jeden Tag. Habe de facto so gut wie bei ihr gewohnt.
Sie schob die Beziehung mit viel Elan vorwärts. Forderte viel Nähe und Intimität ein, alles irre schön!

Sie erzählte mir das sie in Behandlung ist, alle 2 Wochen, weil sie vor unserer Beziehung einen burnout hatte.
Dachte mir nichts weiter dabei, kannte das von einem Kollegen, der nach einer Auszeit und Behandlung wieder zurück fand, so dachte ich es auch bei ihr.

Anfang Mai gab es eine erste Sache, wir haben uns 10 Tage nicht gesehen, sie hat das abgeblockt. Selbst eine Besorgung vom Supermarkt durfte ich nichtmal in den Hof bei ihr stellen... Fand das sehr unverständlich, entsprechend habe ich per WhatsApp und Telefon gelöchert.
Eine Nachricht von ihr war, das es ihr abartig leid tut das alles so schwierig und kompliziert ist. Ich liebe dich.
Die Tage danach waren dann auch irgendwie anders, verbrachte nur wenig Zeit beii ihr.
Sie holte mich als ab und wir gingen essen etc. Danach hat sie mich meistens bei mir zuhause abgesetzt.

Sie hat jedoch weiterhin Beziehungsdinge gepusht, wie zB
Deine Hände auf meiner Haut, hör nie auf damit
Kannst du dir vorstellen zu heiraten
Vorstellung bei ihrer Schwester, die im Ausland lebt und hier zu Urlaub war
Ich soll doch endlich mal mehr Klamotten zu ihr bringen
Meine Wohnung muss weg, weil sie sieht darin die Gefahr das man sich leichter trennt bei Probleme
Wenn ich gefragt hatte ob alles mit uns ok ist, ist sie fast zornig geworden, mit Deckel drauf, festgezurrt, nichts zu rütteln.
...könnte das endlos fortführen.

Mitte Juni war ihr Geburtstag mit ein paar Gästen, das war auch der letzte Tag wo ich sie gesehen habe.
Auf Nachfrage per WhatsApp, weil telefonieren wollte sie auch nicht mehr, war die Antwort, sie brauch me time, ihre Welt dreht zu schnell.
Und ganz oft es tut ihr Leid, und ich kann nichts dafür. Sie denkt ganz oft an mich.
Habe "natürlich" mit Unverständnis reagiert, Depressionen waren bis dato ein Fremdwort für mich.
Meine beste Freundin brachte mich dann darauf, dein Partner hat eine Depri.

Ich habe ihr dann geschrieben, dass ich glaube das sie eine depressive Phase durchlebt. Ihre Antwort war, tut mir leid.
Ein kurzes Telefonat sagte sie, sie wollte nur noch bis zu ihrem Geburtstag durchhalten. Schon Mist mit einer Depression.

WhatsApp Austausch fror danach fast komplett ein. Hatte sie dann Mitte Juli mal angerufen, da sagte sie mir sie kann das mit der Beziehung nicht, sie muss weiter mit leichtem Gepäck.
Dann 2 Wochen lang von beide Seiten funkstille, hatte ihr vor ein paar Tagen nur mal "Ich will dir mal ein Hallo sagen" geschickt.
Sie antwortete mit Hallo zurück, wir geht es dir? Fragte zurück wie es ihr geht, die Antwort war verschlüsselt mit der Deutung hab Chaos im Kopf.
Ansonsten recht oberflächlich, auf einfache Fragen kommen einfache Antworten. Vorschläge wie ich geh essen, magst du auch wird ignoriert.

Habe mich zwischenzeitlich belesen, hier das forum regelrecht aufgesaugt. Rückwirkend fallen mir so Botschaften von ihr ein, wie zB meine Vergangenheit holt mich ein, oder meine Therapeutin dachte es wäre vorbei doch das stimmt nicht... ich konnte dazumal nichts damit anfangen, schäme mich fast dafür nun...

Was mir hier im Forum auffällt, es gibt kaum Berichte über happy end. Das mag wohl auch uA an fehlender Nachverfolgung liegen?
Meine Frage ist nun, besteht für unsere Beziehung noch irgendwann Hoffnung? Auch mit dem Kontext, dass sie bis zum Abbruch die Beziehung in allen Facetten so gefördert hat?
Dieser Cut tut mir unglaublich weh... sie hat mir die Unsichheit und Ängste genommen...ich mich damit sehr verletztbar gemacht.
Was geht in ihr vor? Von gaaaanz oben Absturz in den Keller?
Das ich meine Sachen bei ihr abhole, will sie auch nicht... nur wenn ich das unbedingt möchte.

Sorry für den langen Text, ging nicht anders.

Liebe Grüße
MS.
Fensterpeter74
Beiträge: 35
Registriert: 21. Jan 2023, 20:48

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Fensterpeter74 »

Hallo mannisch,

Wenn ich das so lese finde ich mich als ehemaliger Angehöriger einer depressiven Partnerin genau wieder. Solche "Geschichten" kann man tausendfach lesen.
Mir ging es nahezu genauso und wir haben gekämpft, alles versucht un am Ende blieb nur ein Scherbenhaufen.
Meine Treads sind die "fröhliche depressive Partnerin und ich völlig ratlos"
Am Vergangenen Montag war nun die offizielle Trennung mit beidseitigen Einvernehmen und es geht mir seltsamerweise etwas besser.
Ich habe wirklich Alles versucht durchzuhalten und ihr die Zeit zu geben, es war umsonst.
Ich merkte auch, wie ich immer mehr in den Strudel mit versank und bin froh, daß es jetzt vorbei ist.

Ich kann Dir nur raten, wenn es darum geht auf Abstand gehalten zu werden, Lauf, Lauf so schnell Du kannst!

Bitte nicht falsch verstehen, es geht nicht darum Depressive adhoc zu verlassen, wenn sie Hilfe und Unterstützung möchten, sollen sie sie bekommen aber das auf Abstand halten macht das Gegenüber kaputt, weil man nicht weiß, wieund ob es weiter geht, denn auf eine klare Aussage wartet man vergebens,....Leider

Leise Grüße
Peter
DieNeue
Beiträge: 5368
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo,
mannisch hat geschrieben: 29. Jul 2023, 00:54 Was mir hier im Forum auffällt, es gibt kaum Berichte über happy end.
Das wird daran liegen, dass Leute, die keine Probleme haben oder sie selber lösen können, gar nicht erst hier ins Forum kommen.
Ich habe übrigens mal eine Beraterin vom Sozialpsychiatrischen Dienst gefragt, ob zu ihr in die Beratung auch so viele Menschen kommen, wo der Partner den Kontakt abbricht und sich gar so seltsam verhält wie man es hier so oft lesen kann. Hat sie verneint, kennt sie von ihren Klienten her so nicht. Keine Ahnung, warum sich hier solche Geschichten gar so ballen.
Aber es gibt auch Beziehungen, die trotz Depressionen bestehen bleiben. Wenn man da mal was lesen möchte, müsste man aber eher im Betroffenenteil des Forums nachfragen.

Liebe Grüße,
DieNeue
hopstobs
Beiträge: 89
Registriert: 17. Jul 2023, 14:28

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von hopstobs »

Ich bin mir nicht sicher, ob es hier wirklich um Depression geht, allemal würde ich sagen, dass da Bindungsangst im Spiel ist, "ich kann nicht genug von dir kriegen" versus "ich brauche ganz viel Abstand". Bindungsangst ist mit ein Symptom einer Depression, aber auch von manchen Persönlichkeitsstörungen. Fakt ist, wieso macht man so was mit? Das muss man sich selbst als Frage stellen, um da nicht völlig in den Strudel gezogen zu werden. Will man dieses ständige hin- und her zwischen intensiver Intimität (etwas, das für mich übrigens nicht in eine Depression passt) und plötzlicher Funkstille? So wie sich das liest, wollte man dich in eine Abhängigkeit kriegen, durch viel Aufmerksamkeit, Aufgabe der Eigenständigkeit (eigene Wohnung), so dass du nicht mehr so leicht entkommen kannst. Umso mehr wird sowas die Hölle werden. Man muss sich nicht alles gefallen lassen und vielleicht unterscheiden, ob das noch eine Depression ist, oder einfach unreifes Verhalten, das primär im Vordergrund steht.
Fensterpeter74
Beiträge: 35
Registriert: 21. Jan 2023, 20:48

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Fensterpeter74 »

Hallo DieNeue,

ich habe mit mehreren Psychiatern und Psychotherapeuten gesprochen,es gibt im Kundenkreis von mir welche, da war ein unkompliziertes Reden mal eben möglich um mir Rat als Angehöriger zu holen, die diese hier viel beschriebenen "Abstandgeschichten" ebenso bestätigten.
Vielmehr ist es so, die sich rechtzeitig Hilfe suchen doch eher den "unbequemen" Weg der Therapie gehen um noch zu retten was zu retten ist.
Die meisten denken wohl, sie können es mit sich Alleine ausmachen und sich da rausbringen, eben den einfacherern Weg gehen und eben keinen Platz für eine Beziehung in Ihrem Kopf haben oder denken die Beziehung ist die Ursache.

Liebe Grüße

peter
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Mario81 »

Hallo mannisch.

Ich denke bei den Geschichten die gut ausgehen, werden die wenigsten das hier schreiben. Sie suchen Rat wenn nichts mehr geht. Wenn alles wieder zusammenpasst, werden Sie gar nicht daran denken hier zu schreiben das alles gut geworden ist. Da sind sie die Sorgen erstmal los.

Ich bin jetzt 19 Jahre verheiratet und wir haben einen Sohn.
Ich bin Anfang Januar in eine schwere Depression gerutscht.
Man kann die Situation sicher nicht vergleichen. Aber ich bin froh das meine Frau für mich da ist. Ich weiß das ich sie Liebe, aber empfinden kann ich es derzeit nicht. Sie hat mich aufgefangen als nichts mehr ging. Sie hat sich viel belesen und lässt mir meine Ruhe wenn ich sie brauche. Und hilft mir wenn ich Hilfe brauche.
Ich habe und hatte auch nicht vor sie zu verlassen. In guten wie in schlechten Zeiten...
Ich möchte dir keinen Tip geben was du tun sollst. Ich wollte dir nur mal ein positives Beispiel nennen.

Ich kann Fensterpeter sicher verstehen, da er gekämpft und leider verloren hat. Das tut mir auch leid für dich @Fensterpeter. Das kann man aber nicht pauschalisieren. Es is bei jedem anders.

Du musst für dich den richtigen Weg finden. Wie weit kommst du mit deinen Kräften. Überstrapaziere sie nicht. Denk auch mal an dich. Tu was für dich, auch wenn dir das falsch vorkommen sollte. Es ist nicht falsch etwas für dich zu tun. Ob alles gut ausgehen wird, das kann keiner sagen...

Ich wünsche dir viel Kraft und das du für dich die richtige Entscheidung triffst.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
mannisch
Beiträge: 14
Registriert: 11. Jul 2023, 15:44

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von mannisch »

Hallo,

Vielen lieben Dank für die Rückmeldungen.
Denke ich muss für mich selbst anfangen zu akzeptieren dass es so nun ist.
Ich kann nichts dafür und ändern kann ich es auch nicht.

In einem anderen Forum fand ich einen tollen Thread, in dem mehrere Angehörige über Monate lang über den Werdegang berichtet haben, mit dabei auch ein paar Betroffene. Diesen Thread lese ich schon seit Tagen, es wirkt fast wie ein Buch und man will wissen, wie die Geschichten weitergehen.

Es sind Geschichten die einen mitreißen, wie ausdauernd manche sind, mit all dem Schmerz dahinter.

Mein Fahrplan ist nun, Abstand zu gewinnen, ganz wenig bis garnicht schreiben. Keine Erwartungen reinstecken, die Zeit als schöne Erinnerung behalten.
Etwas Hoffnung darf erlaubt sein, sie ist ja bereits in Behandlung. Jedoch muss sie den Weg gehen und nicht ich.
Zudem, es waren nur 6 Monate, sollte wohl froh sein das wir eben nicht zusammengezogen, geheiratet... das wäre einiges härter.

Wünsche allen viel Kraft.

MS.
Gigila
Beiträge: 28
Registriert: 28. Apr 2023, 08:39

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Gigila »

@mannisch

gute Einstellung zu der Situation und gut reflektiert finde ich !

Dir nur das Beste 🍀
mannisch
Beiträge: 14
Registriert: 11. Jul 2023, 15:44

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von mannisch »

....Meine Gedanken gehen weiter, ist halt so das es ein Absturz von "fast heiraten weil vieles passt" zu "weggeworfen wie alte Socken".
Das macht solche Geschichten so brutal, kein Streit, Entlieben oder sowas, woran man das festmachen kann.
Mein Umgang damit wird jeden Tag besser.

Denke halt auch, sie ist auch nur Opfer ihrer Lebensgeschichte, da kommt wirklich viel zusammen.
Ihr Zwillingsbruder starb mit 18 an ALS, also wirklich harte Sache was ihre Jugend angeht.
Später ihr Vater an Krebs, volles Programm bis zum Ende.
Unsere 1. Beziehung war so ein on/off Ding, woran es gescheitert ist.
Ihre Ehe ging in die Brüche weil sie betrogen worden ist.
Und einiges mehr...

Man muss kein Psychologe sein, um zu sehen dass das einen Menschen sehr zusetzt.
Denke auch, ihre Depression und/oder Bindungsangst wie ein roter Faden durch ihr Leben zieht.

Mein Mitgefühl an dieser Stelle, blöd nur das ich mit auf die Titanic gestiegen bin.
Hoffentlich geht der Herzschmerz bald vorbei.
Gigila
Beiträge: 28
Registriert: 28. Apr 2023, 08:39

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Gigila »

Guten Morgen,

fühle ich 1:1 genauso wie du . Soviele Gedanken und Gefühle die man erstmal alle verarbeiten und einordnen muss . Ich versuche alles zuzulassen und nichts zu unterdrücken und hoffe natürlich genauso wie du , dass der Herzschmerz ❤️‍🩹 irgdwann nachlässt .

Einen schönen Wochenstart wünsche ich !

Liebe Grüße
Gi
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Überdosis »

Hallo,

gerade wenn Betroffene frisch an Depressionen erkranken, kommt man oft selbst erst einmal nicht so wirklich damit zurecht.
Dieses alleine sein wollen, kühl wirken oder andere weg stoßen sind halt alles die Depression und nicht die Person selbst.
So eine Episode hält oft auch 6 - 8 Monate oder noch länger an und ist nunmal kein Spaziergang.
Ihr Angehörige schreibt davon, dass ihr ziemlich darunter leidet, aber für die Betroffenen ist das nicht weniger schlimm.
Sich permanent überfordert fühlen mit den einfachsten Dingen, sich nicht mehr freuen können, für den Partner mitunter plötzlich nichts mehr fühlen können.... Das ist verdammt hart zu ertragen und verstehen tut man es ebenso wenig, wie ihr Angehörige.

Wenn ich richtig gerechnet habe, war deine Freundin mit deinen Problemen 4-5 Monate für dich da und half dir diese komplett zu lösen, mannisch.
Nun steckt deine Freundin gerade mal 2 Monate in diesem Tief und du zweifelst an ihr und überlegst ob Trennung nicht besser sei.

Die Zeit, wo es dir nicht gut ging, war für sie sicherlich ebenso nicht leicht, auch wenn sie es vielleicht schaffte, es so wirken zu lassen, dass es ihr leicht fiel...
Leute mit Burnout verausgaben sich zu leicht und auch eine Depressive Episode entsteht durchs dauer-stress oder sich verausgaben.
Sie hat es von sich aus gemacht und sicherlich auch gerne, aber vielleicht war auch dieses, dich aufzubauen, letztlich die Türe in diese Episode.

Wie du/ihr euch letztlich entscheidet oder euch zumutet, bleibt euch überlassen.
Doch wenn ich lese, dass ein Kranker seinem Partner 4 Monate zur Seite stand und umgekehrt schon nach nur 2 Monaten es einem zu viel wird, obwohl die Frau in Therapeutischer Behandlung bereits ist und sie doch nichts für diese neue Episode oder deren Länge, nichts kann, ist das traurig.

In ihrem Kopf herrscht Chaos. Sie braucht Ruhe und ihr belagert sie immer weiter mit nachfragen und Einladungen zum Essen gehen...
Ihr fühlt euch ungerecht behandelt und nicht verstanden, was macht ihr denn aber?


LG Susan
mannisch
Beiträge: 14
Registriert: 11. Jul 2023, 15:44

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von mannisch »

Hallo Susan,

Ich stimme dir zu.
Nicht vergessen sollte hier, das bis vor Kurzem Depressionen nicht kannte; wenn mich jmd gefragt hätte was das ist, hätte ich gesagt, daß ist im Zimmer hocken und weinen.
Habe mich seit Tagen belesen, mein Wissen dazu enorm erweitert. Deswegen stimme ich dir voll uns ganz zu.

Für Angehörige... ist das sehr unverständlich, kommt aus dem nichts und ist sehr radikal. Total verunsichert, fühlt sich wie "was soll denn das".
Die größte Unsicherheit entsteht durch die fehlende Kommunikation (im Vergleich zu mein Problem und ihr Problem, wenn man das so nennen darf).
Reden ist das A und O in zwischenmenschlichen Beziehungen, was durch ihre Erkrankung nicht mehr möglich ist.

Keinesfalls wiege ich hier irgendwas auf, bezweifle nicht das schwere Paket das sie zu tragen hat.
Diese Gedanken müssen bei den Angehörigen erst mal reifen.

Werde weiter daran arbeiten

Liebe Grüße
MS.
Gigila
Beiträge: 28
Registriert: 28. Apr 2023, 08:39

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Gigila »

Hallo ,

ich habe meinen Partner jederzeit unterstützt und das über Monate . Ich denke es ist normal , dass man sich dann ,wie oben schon erwähnt ,wie eine weggeworfene alte Socke fühlt .
Jeder trägt sein Päckchen auch die nicht Betroffenen . Ich komme auf diesen Kontaktabbruch ohne Vorwarnung jedenfalls sehr schwer klar . Mache mir Sorgen , frage mich was los ist , male mir alles mögliche aus usw. Das ist auch für die Angehörigen eine sehr harte Zeit und das sollte meiner Meinung ebenfalls so wahrgenommen werden wie die Krankheit und das Leiden der Betroffenen .

Viele Grüße
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Überdosis »

Ich glaube schon daran, dass auch bei den Betroffenen es ankommt, dass das für ihre Angehörige eine schwere Zeit ist, wenn sie selbst im Tief stecken.
Das liest man ja hier auch immer wieder, dass Betroffene halt dann Schluss machen, damit ihr diese Last mit denen nicht mehr habt und nicht mehr mit leiden müsst...

Es ist leider eine richtig fiese Krankheit, die mit aller Macht daran arbeitet, dem depressiven alles weg zunehmen.
Sei es Zwischenmenschliche Beziehungen, die Leichtigkeit, emotionen und selbst die Kraft um weiter Hobbys, die Arbeit oder sonstwas zu verfolgen und zu meistern.

Das darüber Reden.... ging bei mir auch nicht.
Man weiß was und wie man sich fühlt und welche Gedanken die Depression wieder einem ins Gehirn setzen, aber es auszusprechen.... ging nicht.
Ich konnte noch nichtmal beim Therapeuten beim richtig schweren Tief sagen: "Hab grade voll das Tief und selbst mit Ihnen zu Reden kommt mir total sinnlos vor. Bringt eh nichts. Ich kann es einfach nicht.".
Dass Reden schon was bringt und oftmals hilft, wissen wir alle. Selbst ein Depressiver weiß Tief in sich drin, dass es besser wäre zu sprechen.
Man kommt aber manchmal nicht dagegen an, gegen das was einem die Depri "sagt".

Es gibt manchmal Tage, da ist ein "Hallo" von Kollegen für mich zu viel.
Wenn etwas auf dem Boden fällt und krach macht, ist das zu viel. Der Kopf ist so voll gestopft mit diesen Depressiven Gedanken, alles was noch zusätzlich gehört oder zu einem gesagt wird, ist kaum zu ertragen.
Zu sprechen, ist zu viel...
Man ist nur froh, wenn man irgendwie diesen Tag herum bekommt, doch wenn man so voll ist, da dann noch wer ist, der unbedingt dich verstehen will, wissen will, was los ist und was in dir vorgeht....
Wo doch man selbst so voll ist und es gerade so es man schafft, seine alltagsaufgaben zu bekommen....
Bei allem Verständnis, dass ihr wissen wollt, woran man ist und was los ist.... Es ist zu viel und nicht zu schaffen.

Was vielleicht leichter sein könnte, ist einerseits alles auf abends zu verlegen und andererseits vielleicht zu schreiben.
Abends sind oftmals die Depressionen nicht so stark, wie morgens und Mittags.

WhatsApp, sms... sind Dinge, wo jeder im Kopf hat, man "müsse" schnellst möglich antworten, was wiederum enorm stresst und überfordert.
Was ich an eurer Stelle vielleicht mal versuchen würde, wäre altmodisch einen Brief zu schreiben mit der Hand.
Ob das klappt, keine Ahnung.
Aber vielen fällt einerseits schreiben leichter als zu sprechen und anderseits ist ein Brief zu schreiben, es zur Post zu bringen, eine Antwort zu erhalten, mit Zeit verbunden.
Vielleicht nimmt das den Druck schnell, schnell, schnell eine Antwort für euch bieten zu müssen.... so wie es bei WhatsApp oder sms ja leider ständig allein schon mit diesem blauen Haken entsteht, der zeigt, dass man diese Nachricht las und "man doch schnell antworten könnte".


Zudem:
Welche Krankheit kommt denn nicht plötzlich?
Außerdem:
Ihr wisst von deren Problemen und dass sie sich während eines Tiefs dann rarr machen.
Rarr machen ist halt nur ein Symptom, genauso wie wenn wer plötzlich ständig niest.
Statt euch verrückt zu machen, könntet ihr doch einfach sagen/schreiben: "Merke, du machst dich wieder rarr, du hast nen Tief oder?"
Der Betroffene bräuchte dann nur "ja," schreiben.... welch Wohltat nur ein Wort sagen/schreiben zu müssen, wenn es einem doch eh voll schlecht gerade geht, statt sich elen lang irgendwie erklären zu müssen, obwohl man es gerade gar nicht kann.

Was halt auch noch hilfreich sein könnte wäre, wenn ihr einfach nur da seit, ohne, dass etwas erwartet wird vom Betroffenen.
Kein Essen gehen, ins Kino gehen oder sonstwie versuchen denjenigen aufzumuntern.
Kein Reden müssen.... bietet doch einfach an, da zu sein.
Schaut zusammen fern, liest ein Buch. Egal, wie die Bude aussieht.
Hängt einfach zusammen ab, ohne Reden. Manchen hilft das auch, wenn einfach nur wer da ist und zusammen mit ihm fern schaut, ohne reden, ohne das Gefühl zu haben, dass der andere den kranken unbedingt helfen oder aufbauen will.

LG
mannisch
Beiträge: 14
Registriert: 11. Jul 2023, 15:44

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von mannisch »

Danke Susan für deine Einblicke.
Hätte gerne das Wissen von heute vor 6 Wochen gehabt.
Wenn man keine Ahnung hat, kann man nur "falsch" reagieren.
Deswegen finden wir uns hier in diesem Forum.
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Was wird "danach" kommen?

Beitrag von Überdosis »

Naja zu spät ist es nie.
Und es ist ja auch nur meine Sichtweise.
Depressionen haben so viele unterschiedliche Gesichter, denke, da tut jedem etwas anderes gut in dieser Phase.
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