Draht zur Arbeitswelt ist sehr dünn

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Benutzer1234
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Registriert: 21. Dez 2022, 10:50

Draht zur Arbeitswelt ist sehr dünn

Beitrag von Benutzer1234 »

Hallo liebe Forumsgemeinde,
Ich wollte mit euch meine Erfahrungen teilen, zum Austausch, nur ob nun eine Bewertung oder Hilfestellung, die ich erwarte bin ich mir unklar oder ist kein Muss. Salopp gesagt ich wollte es mal in einem gewissen Rahmen zu Papier bringen.

ich bin nun schon länger arbeitslos. Dem Wiedereintritt steht eine Art Demotivation im Weg, aufgrund vorangegangener Erfahrungen, die unten aufliste.

Nach der Ausbildung 3 Monate für die Anrechnung des ALG 1 bekommen, danach aus dem Betrieb ausgeschieden.

Befristeter 6 monatiger Vertrag in einem kleinerem Betrieb wurde nicht verlängert, weil "meine Nase ", dem Kollegen nicht passte.

Erste Mal über eine Zeitarbeitsfirma angestellt, da selbst wieder heraus gekündigt um Fachabitur zu machen, aber von Strukturen der ZA "genervt". (Bsp. Man bekommt nur frei, wenn ein anderer Zeitarbeiter dahin versetzt werden kann.) Der Betrieb war profitorientiert und hatte Anzeichen in Richtung Akkordarbeit. Eine Übernahme von der ZA in eine direkte Anstellung findet nur statt, wenn man jede freiwillige Mehrarbeit annimmt. Sich abrackert.

Über eine ZA in einen Betrieb gekommen, da dann 11 Monate gearbeitet, dann eine befristete Direktanstellung für 1 Jahr. Nach Ablauf der Befristung aus dem Betrieb ausgeschieden. Die Entscheidung wurde von einer Art Rotationsführungskraft getroffen. ( junge gerade ausgelernte Wirtschaftsstudenten zur Kostenoptimierung angeleitet mittels Rationalisierung oder ähnlichem und nach 2 Jahren wird dann die Stelle neu besetzt).

Direktanstellung bei einer großen Firma. Einstellung war aufgrund eines Produktionsstandortumzugs zur parallelen Produktion an 2 Standorten. 1 zur Bereitstellung von den Produkten und 2 zum Einrichten der Maschinen und so. Vertrag war von Anfang befristet bis der Pachtvertrag am alten Standort ausläuft und am neuen Standort produziert werden kann. Der Vertrag wurde nach 3 Monaten gekündigt, weis ich gerade nicht mehr deren Begründung. Meine Interpretation ist es wurden zu viele Bewerber eingestellt und man sortierte dann aus. Im Nachhinein hörte ich der Pachtvertrag lief noch länger als anfangs angedacht.

Über eine ZA in einen kleineren mittelständischem Betrieb gekommen. Der Vertrag mit der ZA war für 6 Monate befristet. Der Ausleihbetrieb war immer etwas wage mit dem Verlängern des Ausleihens, aber in den 6 Monaten konnte ich durchgängig in einem Betrieb bleiben. Die Optionen für eine Verlängerung waren erneute 6 Monate wieder befristet, die ich dann ablehnte und ich den Vertrag mit der ZA-Firma nicht verlängerte.( eine Direktanstellung bei der Ausleihfirma war seitens der Ausleihfirma nicht angedacht.)

Unbefristeter Vertrag bei einer (neuen) Zeitarbeitsfirma. erste Monate bei einer Firma (Kunststoffverarbeitung) gearbeitet, deren Arbeitsabläufe gut/ stramm getaktet sind, was mir dann auf Dauer nicht so passte. Danach den Betrieb (Schokolade) gewechselt, wo das Umfeld mir besser passte. Bis Corona kam und alle externen Mitarbeiter wie Zeitarbeiter und so, einen Ausleihstopp verhängt wurde. Ich blieb noch bei der ZA unter Vertrag aber es fand wegen Corona keine Ausleihe statt. Als ich wieder ausgeliehen wurde wurde ich erneut der ersten Firma (Kunststoffverarbeitung), zugeteilt, nach kurzer Zeit wechselte ich dann aber wieder in den zweiten Betrieb ( Schokolade). Ich hatte da dann ein paar kleinere Stressoren aufgrund der Abläufe in der Zeitarbeitsfirmenverwaltung, die dann im gesamten die Lust bei ZA's zu arbeiten mildern. Ich hatte mich gut in den zweiten Betrieb ( Lebensmittel) integriert und es kamen von den Kollegen die Frage, wann/ ob ich von den ZA in eine Direktanstellung bei der Firma übernommen werde. Es kam da nicht zu.

In vorheriger Zeitarbeitsfirma wurde ich auch einem kleinen mittelständischem Eis-Betrieb ausgeliehen, zudem ich dann übernommen wurde aus der ZA heraus. Meine Arbeitszeit in der Direktanstellung waren 2 Wochen. Ich war zwar mit einen Abläufen im Betrieb vertraut, aber es waren dann in der Zeit mit der Festanstellung noch ein paar mehr Aufgaben, die auf mich zu kamen. Ich leistete mir dann einige Flüchtigkeitsfehler, welche dann nach 2 Wochen den Vertrag beendeten.

Ich hatte mich dann nach dem Ausscheiden noch bei ein paar Betrieben beworben, nur ohne Erfolg. Ich bin da der Meinung es wackelte schon über die Zeit mit den Erfahrungen und so, ist nun aber "Umgefallen".

Ein weiterer Faktor, der mich da noch demotiviert ist das Bewerben. Man schreibt eine Bewerbung auf eine Stelle, auf die man sehr gut passt und ähnliches, aber bekommt dann nur eine Standartabsage, die keinen diskriminiert.

Zusammengefasst.
Ich finde für mich nicht so die Verbindung zur Arbeitswelt aktuell, da ich von Wesen "durchdachter" bin. Ich hänge da etwas zu sehr an einem Szenario, das wäre man wird nur für 1 Jahr befristet rackert sich kaputt an einer Produktionslinie (gefühlt ohne große Anerkennung der Arbeit) und dann wird es aus irgendwelchen undurchschaubaren Gründen nicht verlängert auf die man keinen großen Einfluss drauf hat.

Schon mal vielen Dank fürs Lesen bis jetzt.
Reziprok
Beiträge: 184
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: Draht zur Arbeitswelt ist sehr dünn

Beitrag von Reziprok »

Hi Benutzer1234,

Zeitarbeit beruht seit mindestens der Einführung der Agenda 2010 (im Jahr 2005), also als "Hartz IV" eingeführt wurde, auf einer ziemlichen Ausbeutung der Zeitarbeitnehmer:innen in der einen oder anderen Form.

Außerdem tricksen die Zeitarbeitsfirmen. Beispiel: Du hast eine 35-h-Woche, musst aber 40 h pro Woche arbeiten. Bekommst aber nur für 35 h Geld ausgezahlt. Die extra 5 Stunden kommen auf Dein Überstundenkonto.

Endet Dein Einsatz im Entleihbetrieb, und hat die Zeitarbeitsfirma keine Verwendung anderswo für Dich, bleibst Du zu Hause. Kriegst in dieser Zeit aber kein Geld von der Zeitarbeitsfirma, obwohl Dein Arbeitsvertrag mit der Zeitarbeitsfirma noch nicht gekündigt wurde. Weil Du erst einmal Deine Überstunden abbummeln sollst, so die Argumentation der Zeitarbeitsfirma.

Ich selbst habe das nicht erlebt, aber von dieser speziellen Trickserei mehrfach in einschlägigen Foren gelesen. In Erwerbslosenforen und in einem ehemaligen Forum für Leiharbeiter von der IG Metall, meine ich. Das Forum von der IG Metall gibt es nicht mehr.

Ich war seit Einführung der Agenda 2010 mehrmals arbeitslos, bin aber seit ein paar Jahren in der EM-Rente und habe während meiner Arbeitslosenzeiten immer vermieden über Zeitarbeit arbeiten zu müssen.

Ich kann mich noch an einen Vermittlungsangebot der hiesigen Agentur für Arbeit erinnern, darin wurde ein(e) Zeitarbeitnehmer:in für den Einsatz in wahrscheinlich einem international tätigen deutschen, an der Börse notierten Technologieunternehmen gesucht. Für eine fachlich anspruchsvolle Tätigkeit, die mich trotz Vorwissen fachlich überfordert hätte. Und ich wollte dort sowieso nicht anfangen, jedenfalls nicht in Form von Leiharbeit.

Also habe ich mich pflichtbewusst bei der Zeitarbeitsfirma beworben, aber in meinem Lebenslauf unter "Sonstiges" meinen GdB angegeben.

Wie zu erwarten war, bekam ich daraufhin von der Zeitarbeitsfirma eine Absage auf meine Bewerbung. Worüber ich froh war.

Diese Stelle, die stand damals monatelang und mehrfach ausgeschrieben in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit.

Ich kann Dir nur raten: Finger weg von Zeitarbeit. Suche Dir lieber sofort eine Direktanstellung.

Direktanstellungen im Lebenslauf machen auch wahrscheinlich einen besseren Eindruck auf potentielle neue Arbeitgeber als eine Aneinanderreihung von Anstellungen in Form von Zeitarbeit.

Du hast doch eine Ausbildung absolviert. Suche doch nur in Deinem Ausbildungsberuf eine Direktanstellung. Oder hast Du mit Deiner Ausbildung schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Viele Grüße

Reziprok
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