Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

bvs
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Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Hallo zusammen, ich habe mich hier angemeldet, um eine Außenperspektive auf eine doch sehr komplexe Situation zu bekommen.
So gaaaanz in Ansätzen ist das Thema vielleicht mit dem hier verwandt: viewtopic.php?t=44542

Zu uns:
Wir (beide um die 40) sind füreinander die ersten richtigen festen Beziehungspartner und haben uns so mit 17/18 verliebt und sind seitdem zusammen. Inzwischen sind wir 15 Jahre verheiratet, im 23 Beziehungsjahr, zwei Kinder (9/13) und haben schon so manche Höhe und Tiefe durchwandert.
An sich führ(t)en wir, würde ich sagen, in weiten Teilen eine schöne bis sehr schöne Beziehung.
Allerdings habe ich seit vielen Jahren ein paar Problemfelder mit der Beziehung, die ich aber bisher gut wegignorieren konnte (da nicht lösbar, meine Frau macht da nicht mit, hatten da schon so einige Konflikte; und ich kannte e ja auch nicht anders).
Es gab auch in den Jahren immer wieder mal Phasen ohne Zärtlichkeit und Nähe, teils monatelang. Das schlimmste war so 2018 herum, wo ich nach bestimmt eineinhalb Jahren "Fußabtretersein" schon sehr ernsthafte Trennungsgedanken hatte (hab mich aber nicht getraut, obwohl es mir echt schlecht ging; ich fürchte, ich habe da so eine Co-Abhängigkeitsgeschichte am Laufen).
Meine Frau hatte als junge Frau in ihren zwanzigern schonmal eine Depressions-Verdachtsdiagnose. Der Kippunkt kam dann aber mit den Kindern (was sicherlich in Teilen auch erwartbar und normal ist).

Wir hatten 2021/22 ein extrem gutes Eheleben, deutlich näher und inniger "als sonst" (und wie gesagt war das da meistens auch schon ganz OK).
Jedenfalls haben wir über viiiele Gespräche herausgefunden, dass wir uns nochmal gerne ausleben und Erfahrungen sammeln wollen. Daraufhin haben wir irgendwann Anfang 22 den Mut gefasst, vorsichtig unsere Ehe zu öffnen, das hat auch über ein Jahr eigentlich ziemlich gut funktioniert, weil wir gut im Kontakt waren. Nach einigen sehr schönen Erfahrungen hatte ich jetzt ganz am Ende für 8 Monate eine polyamore Zweitbeziehung geführt, das hat mich generell eigentlich schon sehr erfüllt. (Nochmal zum Verständnis: es geht mir hier nicht um die Bewertung alternativer Beziehungskonzepte. Es war alles sehr transparent und konsensual, es wurde zu keiner Zeit niemand hintergangen und wir waren stets sehr offen und ehrlich miteinander! Und nein, das war auch nicht einseitig, sondern meine Frau durfte selbstredend auch Erfahrungen sammeln).

Vor ein paar Monaten ging es meiner Frau sichtlich schlechter (und vordergründig wurde diese Geschichte genannt, aber das sind nicht die wahre Gründe; wir haben da als Ursache schon einiges aus ihrer Kindheit identifiziert), und jetzt kam die Diagnose und im Moment wartet meine Frau auf einen Therapieplatz, während sie schon Antidepressiva nimmt (die eigentlich, glaube ich, auch lindern). Jedenfalls haben wir unsere Ehe daraufhin wieder geschlossen, ich habe also unter größerem Trennungschmerz "schluss gemacht", um unsere Ehe in der Situation nicht zu belasten.

Jetzt fürchte ich mich davor, wieder in eine Situation wie 2018 zu kommen. Es ist phasenweise sehr schwer mit meiner Frau über Gefühle zu reden, und die Libido ist (wohl auch medikamentenbedingt) nicht mehr vorhanden. Ich würde gerne das zusammen mit ihr durchstehen, ihr durchhelfen, merke aber auch, wie jetzt wieder alte Muster auftauchen (die nichts mit der Depression zu tun haben, einfach generell etwas respektloses Verhalten mir gegenüber; sowie Teufelskreise, die nicht zu durchbrechen sind, mich aber immer wieder an meine Grenze bringen). Das laugt mich zunehmend aus und ich habe viele Gedanken, ob ich so eine Art Beziehung führen will. Auf der einen Seite steht da ein JA, aber es gibt auch Dinge, die ich nicht mehr will, die aber nicht weggehen werden. Ich liebe meine Frau aber immer noch sehr, und ich will eigentlich mit ihr alt werden (das klingt ziemlich paradox, und das ist schwer nachzufühlen für monogame Menschen. Aber ja, ich liebe beide, sehr.).

So, und jetzt zu meinem nichtmongamen Dilemma: Da ist ja jemand, mit dem ich eigentlich auch sehr verbunden bin, mit de ich mir auch eine schöne und erfüllte Beziehung vorstellen kann (es hat in so vielen Punkten echt gut gematcht). Wo ich diese Triggerpunkte ziemlich sicher nicht haben werde. Ich habe eine ganz andere Form und Art der Beziehung leben dürfen, die mir aufgezeigt hat, was genau ich in einer Beziehung brauche (und das habe ich auch in meiner Ehe, aber eben nicht so konstant und verlässlich) und: was ich da eigentlich viele Jahre mit mir selber gemacht habe, und dass ich echt gut im "es wird sich ändern"-Hoffen bin. Gleichzeitig ist mit diesem Menschen aber inzwischen nur was monogames vorstellbar, weil sie diese ganzen Teufelskreise meiner Ehe recht klar sehen und benennen kann und diese nicht in ihrem Leben haben möchte. Mir bleibt also nur irgendwie eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera:
A) Die Trennung beibehalten, und versuchen meiner Frau zu helfen, auf die Gefahr hin, eine nicht so befriedigende Beziehung zu führen und im Worst-Case mich komplett aufzureiben (ich war da schon, ich schaffe das nicht nochmal). Aber: Habe ich da vielleicht nur einen Aufopferungskomplex von früher? ich ertappe mich schon immer wieder, wie ich mich um meine Frau herumbiege, damit Harmonie herrscht, und auch a zehrt an mir.
B) Einen Neuanfang wagen und meine Frau im Stich lassen. Das fühlt sich aber auch nicht richtig an, speziell, weil sie ja auch eine große Baustelle hat.

Wo hört der partnerschaftliche Kompromiss auf, und wo beginnt das Selbstzerstören? Und speziell in dem Kontext: Wie weit muss man "mitleiden", wenn es einem Partner nicht gut geht ("in guten wie in schlechten Jahren")?
Bittermandel
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo BvS

Langer Text. Ich würde zur Paartherapie gehen. Vielleicht bekommt ihr da Impulse die euch weiterhelfen. Sicher habt ihr jetzt eure Erfahrungen gesammelt und vielleicht kommt deine Frau damit nicht zurecht. Wenn ich das richtig verstanden habe möchte deine Freundin keine offene Beziehung führen. Ich glaube eine Ehe basiert auf Treue und im Laufe der Zeit ist das Intimleben nicht mehr so spannend. Ihr hattet den Eindruck sexuell etwas verpasst zu haben und das nachgeholt. Und ja man muss in einer Beziehung viel aushalten und zurück stecken. Wenn du meinst das es mit der anderen Frau besser wäre ist das in einigen Punkten sicher richtig es kann aber sein, dass du diese Person idealisiert und ihre schwierigen Seiten noch nicht kennst. Und du würdest deine Familie zerstören und die Kinder würden sehr leiden. Das würde ich mir sehr überlegen.

Liebe Grüße Bittermandel
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Sicher habt ihr jetzt eure Erfahrungen gesammelt und vielleicht kommt deine Frau damit nicht zurecht
Das denke ich nicht. Ich denke, dass sie da generell ein paar Baustellen aus ihrer Kindheit hat, die ihr wenig Selbstbewusstsein geben, und auch früher schon immer wieder Probleme gemacht haben (Perfektionszwang beim aufräumen z.B.; kombiniert mit chaotischem Wesen, nichts wegwerfen können und Prokrastinieren; das führt dann oft zu Überforderung im Haushalt, obwohl sie "nur" Teilzeit arbeitet, zwei Tage die Woche frei hat und ich auch einiges mache).

Aber das Thema soll jetzt nicht Sie sein; das wird ein langer Weg, und ich vermute, dass da eine Depressive Verstimmung (mindestens) schon lange schlummert und sich immer wieder mal Bahn bricht.

Mir geht es hier eher um mich - ich bin verwirrt und weiß nicht, wie lange ich in einer für mich unbefriedigenden Beziehung verharren soll, um:
A) zu sehen ob es sich bessert (das tut es im Moment schon, aber da waren wir auch schon echt oft! fühlt sich wie Karussellfahren an)
B) zu sehen, wann es Zeit ist, zu gehen, weil ich doch irgendwann die Hoffnung begraben muss, dass sich nachhaltig was dauerhaft auf akzeptables Niveau bessert.
Und ja man muss in einer Beziehung viel aushalten und zurück stecken.
Ja ich weiß. Aber: Warum? Und wie "viel" ist "ok-viel" und wo beginnt "zuviel"?
Ich finde nicht, dass es gesund sein kann, dauerhaft in einer Situation zu verbleiben, wo man über die normalen partnerschaftlichen Kompromisse "aushalten und zurückstecken" muss. Das klingt grausam und macht doch auch den Partner nicht glücklich.
Vielleicht bremse/sperre ich meine Partnerin ja ein, und deshalb geht es ihr nicht gut? Ich weiß es nicht. Aber diese Gedanken nagen.
Wenn du meinst das es mit der anderen Frau besser wäre ist das in einigen Punkten sicher richtig es kann aber sein, dass du diese Person idealisiert und ihre schwierigen Seiten noch nicht kennst.
Das bestimmt. Aber die 8 Monate waren jetzt schon recht intensives Kennenlernen. Wir hatten aber natürlich nicht viel echten Alltag (aber wir hatten ihn), aber ich würde das schon einschätzen, dass wir da harmonieren könnten.
Und du würdest deine Familie zerstören und die Kinder würden sehr leiden. Das würde ich mir sehr überlegen.
Das ist auf jeden Fall ein großer Punkt. Vielleicht bin ich naiv, aber ich denke, dass es doch bestimmt einen Weg gibt, dass die Kinder nicht so leiden. Und als Freund kann ich meiner Frau doch weiter beistehen? Sie ist ja nicht ganz alleine dann, ich löse mich doch nicht in Luft auf!


EDIT: Vielleicht ist das auch nur ein Fluchtreflex, der Wunsch in mir, die Störfaktoren, die ich nicht ändern kann (ich habs versucht, viele Jahre lang) nicht mehr "aushalten und zurückstecken" zu müssen?
DieNeue
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo,
bvs hat geschrieben: 5. Jul 2023, 21:56 Vielleicht bin ich naiv, aber ich denke, dass es doch bestimmt einen Weg gibt, dass die Kinder nicht so leiden. Und als Freund kann ich meiner Frau doch weiter beistehen? Sie ist ja nicht ganz alleine dann, ich löse mich doch nicht in Luft auf!
Wissen die Kinder denn von eurer offenen Beziehung oder würden die dann aus allen Wolken fallen?
Vielleicht bin jetzt ich mit meiner monogamen Prägung naiv, aber wenn mich ein Mann wegen einer anderen sitzen lassen würde, weiß ich nicht, ob ich den dann noch als "Freund" haben möchte. Zumindest würde ich da an deiner Stelle nicht fest davon ausgehen, dass du ihr dann weiter beistehen kannst/darfst/sollst.

Ich weiß nicht... irgendwie hat das ganze Thema nur am Rande mit dem Thema Depressionen zu tun, außer dass du Skrupel hast, deine Frau zu verlassen, weil es ihr psychisch nicht gut geht. Versteh ich das richtig?
Ich glaube, ich würde mich mal an eine Beratungsstelle (z.B. Eltern- und Jugendberatung oder Sozialpsychiatrischer Dienst) wenden, v.a. wegen der Kinder.

Liebe Grüße,
DieNeue
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Wissen die Kinder denn von eurer offenen Beziehung oder würden die dann aus allen Wolken fallen?
Ja, sie wissen davon. Eine Trennung wäre in jedem Fall nicht ganz einfach, vor allem für die Kleine (sie sprach das von sich aus schonmal an, weil da in ihrer Klasse gerade einige Paare auseinander gegangen sind). Aber an sich kennen wir uns alle.
aber wenn mich ein Mann wegen einer anderen sitzen lassen würde, weiß ich nicht, ob ich den dann noch als "Freund" haben möchte. Zumindest würde ich da an deiner Stelle nicht fest davon ausgehen, dass du ihr dann weiter beistehen kannst/darfst/sollst.
Ich denke, dass das auch damit zu tun hat "warum" es auseinander ging. Es ist ja eben genau nicht so, dass ich plötzlich mit "ner neuen" daher komme oder jemand fremd gegangen ist oder so ein Vertrauensbruch stattfand (ich lehne so ein Verhalten/Heimlichkeiten auch als unethisch ab). Entscheiden muss das natürlich dann, klar, sie für sich; ich kann da dann nur anbieten.
Ich weiß nicht... irgendwie hat das ganze Thema nur am Rande mit dem Thema Depressionen zu tun, außer dass du Skrupel hast, deine Frau zu verlassen, weil es ihr psychisch nicht gut geht. Versteh ich das richtig?
Hm, da muss ich nochmal in mich gehen. Mein erster Impuls ist aber, dass das nicht unbedingt Skrupel sind, sondern ich einfach nicht weiß, was richtig ist. Es fühlt sich so an, als müsste ich mich zwischen meinem Wohlbefinden und dem eines anderen Menschen entscheiden. In Wahrheit gibt es da natürlich einen Mittelweg, aber was, wenn dieser Mittelweg eben genau für mich schon zu viel ist (und ich das all die Jahre einfach wegignoriert habe)?

Mit Depression hat das denke ich schon zu tun, denn diese ist in meinen Augen ein starker Treiber für unsere Dynamik:
Es gibt Phasen, da ist die Beziehung schön und gut; da habe ich Hoffnung, dass es "dieses mal" endlich so bleibt und alle glücklich sein können.
Und das wechselt sich dann plötzlich mit emotionaler und physischer Distanz, und das sind dann die Phasen wo es mir zunehmend echt schlecht geht und ich stark ins Zweifeln komme, spüre, dass mir das nicht gut tut, das ganze auf- und ab. Und ich eigentlich eine Beziehung im "ok modus" brauche, mit Zärtlichkeit und Nähe, und das relativ konstant und verlässlich.
Mag sein, dass z.b. das Chaosding, das ich oben beschrieb, auch von der Depression kommt (die Symptomatik klingt so), aber ob das jemals in den Griff kommt? Ich werde mich wieder in dem Kreislauf finden, dass alles in der Wohnung ihr zu viel ist, das ihr selbstbild angreift, sie sich dem entzieht (z.b. lange schlafen an freien Tagen) und dann die Hausarbeit in Zeiten fällt, wo Familie und Paarzeit angesagt ist.

"Will ich das", das ist die eigentliche Frage, die mich umtreibt. Ich will das nicht. Aber gibt es eine Alternative? und ist meine Hoffnung, dass das besser wird, eine Illusion?
Bittermandel
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo

Nur ein kurzer Gedanke von mir. Auch die andere Frau könnte schwer krank werden und Hilfe benötigen. Vielleicht sogar über Jahre und Jahrzehnte. Was würdest du dann tun?

Eine Ehe kann auch in Krisen geraten für sehr lange Zeit. Deine Frau braucht Hilfe und wenn du sie wirklich liebst dann sei für sie da. Es gibt Angehörigen Gruppen die dir vielleicht helfen können.

Liebe Grüße Bittermandel
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Danke für den Gedanken :)
Helgaline
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Helgaline »

Hallo bvs,
bvs hat geschrieben: 6. Jul 2023, 08:48 Mit Depression hat das denke ich schon zu tun, denn diese ist in meinen Augen ein starker Treiber für unsere Dynamik:
Es gibt Phasen, da ist die Beziehung schön und gut; da habe ich Hoffnung, dass es "dieses mal" endlich so bleibt und alle glücklich sein können.
Und das wechselt sich dann plötzlich mit emotionaler und physischer Distanz, und das sind dann die Phasen wo es mir zunehmend echt schlecht geht und ich stark ins Zweifeln komme, spüre, dass mir das nicht gut tut, das ganze auf- und ab. Und ich eigentlich eine Beziehung im "ok modus" brauche, mit Zärtlichkeit und Nähe, und das relativ konstant und verlässlich.
Mag sein, dass z.b. das Chaosding, das ich oben beschrieb, auch von der Depression kommt (die Symptomatik klingt so), aber ob das jemals in den Griff kommt? Ich werde mich wieder in dem Kreislauf finden, dass alles in der Wohnung ihr zu viel ist, das ihr selbstbild angreift, sie sich dem entzieht (z.b. lange schlafen an freien Tagen) und dann die Hausarbeit in Zeiten fällt, wo Familie und Paarzeit angesagt ist.

"Will ich das", das ist die eigentliche Frage, die mich umtreibt. Ich will das nicht. Aber gibt es eine Alternative? und ist meine Hoffnung, dass das besser wird, eine Illusion?
ich denke, dass diese Gedanken alle Angehörigen haben. Ich habe genau Diese nämlich auch.

Die Frage ist auch, wie lange ertrage ich das noch, wie lange halte ich noch aus !? Wird es sich je bessern? Wann kommt die Krankheitseinsicht und wann wird (endlich) etwas von Seiten der Betroffenen dagegen unternommen? Werde ich mit meinem Leiden aufgrund der Krankheit überhaupt gesehen?

Nicht ohne Grund wird die Trennungsrate auf ca. 45% geschätzt.

Zu mir: ich habe ein Thema "Entschuldigung...und was ist mit uns!?!?", da kannst du meinen jahrelangen "Verlauf" nachlesen. Und es sind bis jetzt schon gut 3,5 Jahre. Inzwischen sind wir seit einem Jahr in Paartherapie und er war jetzt schon dreimal in Einzeltherapie...es war ein steiniger Weg, obwohl er keine Krankheitseinsicht hat. Beim nächsten Termin werde ich dabei sein.

Meine Motivation ist: ich möchte den tollen Mann, den ich für 1,5 Jahre hatte, wieder zurück.

Wenn du deine Frau liebst, versuche sie in Therapie zu bringen, vllt erst einmal über einen Psychiater bzgl. Medikamente.

Und
Bittermandel hat geschrieben: 6. Jul 2023, 10:09 Nur ein kurzer Gedanke von mir. Auch die andere Frau könnte schwer krank werden und Hilfe benötigen. Vielleicht sogar über Jahre und Jahrzehnte. Was würdest du dann tun?

Eine Ehe kann auch in Krisen geraten für sehr lange Zeit. Deine Frau braucht Hilfe und wenn du sie wirklich liebst dann sei für sie da. Es gibt Angehörigen Gruppen die dir vielleicht helfen können.
Damit hat Bittermandel voll und ganz Recht :D

Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Wenn du deine Frau liebst, versuche sie in Therapie zu bringen, vllt erst einmal über einen Psychiater bzgl. Medikamente.
Das hat Gott sei Dank schon begonnen. Medis scheinen Linderung zu bringen und Therapiesitzung ist Freitag die erste.

Danke für den Tipp mit deinem Thread, ich lese gleich rein.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Hallo, u.A. hier stutzte ich doch etwas. Entweder ist es ein "extrem gutes Eheleben" oder "schon ganz OK".
Wenn sich ein Part der Partner als "Fußabtreter" sieht, stimmt etwas sehr fundamental nicht. Entweder an der eigenen Wahrnehmung oder eben in der Beziehung.
Im Wesentlichen ist es über die Jahre "schon ganz ok" gewesen, d.h. weitestgehend befriedigend, aber halt auch nicht superduper, weil ich auch schon immer wieder um meine Bedürfnisse kämpfen musste.
21/22 war dann ein Ausreißer nach oben, wo es quasi von alleine lief und sehr erfüllend war.
Davor war das um 2016 herum ein echter Tiefpunkt, ein Ausreißer nach unten.
Wir haben sozusagen eine "Baseline", die "ganz OK" ist, für mich aber geprägt davon ist, immer wieder arbeiten zu müssen.
Stichwort "Polyamor": [...] Das zeigt sich besonders dann, wenn wir nach einem Bruch uns neu verlieben
Das ist nicht das Verständnis von "Polyamor", wie ich es erlebt und gefühlt habe. Ich war treu, commited und loyal in diesen beiden parallelen Beziehungen. Aber da drüber zu streiten ist jetzt müßig (es gibt da sooo viele unterschiedliche Auslegungen) und auch nicht das Thema des Threads.
Aber Beziehungsprobleme löst diese Philosophie der Polyamorität sicher nicht. Das ist m.E. ein fataler Irrglaube.
Da gehe ich mit; wir haben uns aus einer Situation der Fülle heraus geöffnet, und nicht um irgendwas zu kompensieren (diese Tiefe, die das Polykonstrukt brachte, war auch gar nicht geplant, das hat sich einfach entwickelt und wir habe das gemeinsam "sehendes Auges" gemacht). Wir hatten 2018-2020 die oben erwähnte "sehr ok" phase, gefolgt vom hoch 21/22. Das war auch nicht "kurz" oder so, sondern das fühlte sich sehr stabil und nachhaltig an, ich dachte, wir hätten jetzt die Werkzeuge, um Krisen wie 2016-18 gut zu bewältigen (und die Themen, de da aufkamen waren teils nicht ohne, nur haben wir sie sehr gut gelöst, wie ich finde). Das brach jetzt wieder weg.
"Ich habe ja noch andere Möglichkeiten" ist m.E. jene Hintertür, die letztlich die persönliche Verlässlichkeit, welche so wichtig für das Zusammenleben ist, letztlich oft zum Scheitern bringt.

Mein Fazit: Die Treue ist es, die Beziehungen wachsen und reifen lässt.
Ich gebe dir recht, nur wie gesagt: Ich war treu und loyal. Ich hatte einige Male im Laufe meiner Ehe die Chance unentdeckt(!) Fremdzugehen und habe das nie genutzt.
Die "Möglichkeit", die ich jetzt habe ist außerdem einfach nur eine Raste "realer/greifbarer", weil konkret "da" und auch in Teilen schon "ausprobiert". Auch in einer monogamen Beziehung hat jeder Partner jederzeit die Möglichkeit, das Weite zu suchen, d.h. diese "Hintertüre offen". Alles andere ist in-die-Tasche Lügen und Illusion. Das gemeinsame, fortdauernde Commitment in Tat und Wort macht den Unterschied, und da gab ich bisher mein bestes, das auszudrücken (kürzlich eben mit zwei Partnerinnen, aber mit meiner Frau seit Eh und Je).
Bauchtänzer
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Bauchtänzer »

Wie sind eigentlich deine Vorstellungen, wer die Kinder "übernimmt"? Möchtest du? Sollte eher deine Frau?

Ansonsten: ich vermute, du weisst innerlich schon recht gut, wie deine Entscheidung aussehen wird.

Paartherapie wäre alternativ naheliegend.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Wie sind eigentlich deine Vorstellungen, wer die Kinder "übernimmt"? Möchtest du? Sollte eher deine Frau?
Ich vermute, das ergibt die örtliche Situation an sich; nachdem ich derjenige sein würde, der auszieht und die Stadt wechselt...
Ansonsten: ich vermute, du weisst innerlich schon recht gut, wie deine Entscheidung aussehen wird.
Wenn das so klar wäre, bräuchte es diesen Thread nicht.
Bittermandel
Beiträge: 2266
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Bittermandel »

Ich kann noch ein Buch empfehlen. " Die Patchwork Lüge" von Melanie Mühl. Bevor man weitreichende Entscheidungen trifft würde ich das lesen.

Ein Mensch der 100 % passt den gibt es nicht. Das ist eine Illusion und jeder hat Seiten die einem nicht gefallen. Auch dann muss man sich zähneknirschend arrangieren.

Ich könnte mir vorstellen das du in der Midlife-Crisis steckst. Huch nur mit einer Frau Sex gehabt. Ist nicht mehr so prickelnd und man glaubt etwas verpasst zu haben. Bei uns sagt man "neue Besen kehren gut".

Und ich meine das deine Frau die außerhäusige Erfahrung nicht gut verkraftet hat. Vielleicht hat sie ohne echte Überzeugung mitgemacht um dich nicht zu verlieren. Die Depression immer auf die Kindheit zu schieben ist einfach aber so wie das klingt hat deine Frau eher Probleme wie oben beschrieben. Und ich glaube auch nicht das man zwei Menschen gleichzeitig lieben kann. Nö daran glaube ich nicht.

Liebe Grüße Bittermandel
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Naja, dann stecke ich da aber schon lang drin…
Viele der Punkte sind ja teils schon ein Jahrzehnt alt!
Überdosis
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Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Überdosis »

Hallo,

ich kann jetzt wirklich nur von mir schreiben, aber, wenn mein Mann und ich unsere Ehe öffnen und jeder so noch eine Frau/Mann an der Angel hätte und mein Mann dann Schluss macht und mit genau mit dieser Frau 2 dann auch noch zusammen Kommt.....
Solltest du es dann zufällig auch noch der gewesen sein, der dieses "Ehe öffnen" damals vorgeschlagen hat, dann wäre ich völlig am Boden zerstört, weil mir käme der Gedanke, dass du vielleicht damals schon mit Trennungs Gedanken herum liefst und dieses "Ehe öffnen" vorschlugst, um eine passendere zu finden, damit ich absolviert werden kann, ohne, dass du alleine dann dastehst.
Ob absichtlich oder doch nur im Unterbewusstsein spielt da auch keine Rolle...

Letztlich ist es ja nun mal so:
Du kanntest immer nur eine Form der Beziehung und hast nun eine neue Form der Beziehung kennen gelernt.
Etwas was neu ist, ist sehr oft aufregend und spannend, aber deswegen muss das alte, bekannte, nicht zwangsläufig schlechter sein.
8 Monate ist nun auch keine Zeit. Ist das "besser" nur besser, weil es neu und aufregend ist oder weil es wirklich besser ist?
Welche macken hat die Frau 2, wie ist sie wirklich?
Niemand hat nur gute Seiten....
Du sagst selber, dass deine Ehefrau 21/22 super Stimmungsmäßig drauf war.... Vielleicht hat Frau 2 auch dieses hoch und in Wahrheit hat sie irgendeine Leiche im Keller von der du nichts weißt, in ihr aber schlummert und irgendwann wieder lebendig wird.
Was dann?
Hättest du deine Frau erst 21/22 kennen gelernt, würdest du ja auch dann denken, wie super toll diese Form der Beziehung war.

Ich muss aber auch ehrlich gesagt mal schreiben, dass ich meinen Hut vor deiner Ehefrau ziehe.
Hatte sie 21/22 wirklich keinen Tief und war super drauf, ohne Therapie, dann echt Hut ab.
Das bekäme ich mit meiner Depression im Leben nicht hin.

Umso mehr verstehe ich dich jetzt aber auch nicht, wo das Jahr 2023 erst 7 Monate alt ist und ihre Therapie doch erst beginnt, dass du ihr nicht die Zeit gibst....
Sie hat dir doch gezeigt, dass sie das durchaus kann und zeigt dir doch auch, daß sie dagegen ankämpfen wird, nun wo es wieder schlechter ist.
Sie zeigt dir doch mit Beginn der Therapie, dass sie mit ihren Tiefs und mit all diesen Symptomen, so wie du, auch nicht glücklich ist.
Sie will doch was ändern, so wie du dir auch eine Veränderung wünschst... Warum gibst du der Therapie keine Zeit?
Sie konnte es ganz alleine aus eigener Kraft 21/22, und dann zweifelst du ernsthaft, dass das sie das mithilfe der professioneller Hilfe nicht schafft?
Wo sie es bereits bewiesen hatte, dass sie es aus alleiniger Kraft schon mal hinbekommen hat?

Wer schafft es die Depression klein bei zu kriegen, die jetzt auch noch jetzt erst lernt die richtigen Werkzeuge zu nutzen... wer, wenn nicht deine Frau?
Ich bitte dich...

Therapie braucht Zeit, ich finde es schlimm, dass du ihr nichtmal diese Zeit geben möchtest.

Wenn dich was nervt, verletzt oder stört, dann sag ihr das.
Schluck das nicht immerzu runter...
Auch depressive können lernen ihre Tiefs nicht an ihren Mitmenschen auszulassen.
Aber nur sprechende Menschen kann man helfen.
Wenn du nichts sagst, woher soll sie wissen, dass sie dich gerade gekränkt hat oder was du vermisst?

Und wenn der Haushalt schleift, weil es ihr schlecht geht, dann sei ihr doch ne stütze und greif selber zum Staubsauger und Putzwasser.
Jeder andere der Vollzeit arbeitet und einen eigenen Hausstand hat bekommt das ebenso auf die Kette mit dem Haushalt, da braucht es keine Teilzeitstelle um das hin zu bekommen....
Deine Frau ist krank, sie stellt sich nicht "einfach nur so an".

Wenn dich eine Erkrankung des Partner jedoch so stört, du in Krankheitsphasen dennoch höchst leistung von ihr erwartest in einer Ehec(Punkt Haushalt) und du der Person noch nichtmal Zeit gibst, bis die Therapie überhaupt mal eine Chance hat um Früchte tragen zu können...
Dann würde ich mir an deiner Stelle ernsthafte Gedanken machen, ob Ehe überhaupt das passende für dich ist, schließlich kann jeder mal schwer erkranken und je nachdem um was es sich handelt, kann die Heilung nun mal auch länger dauern oder eben auch ausbleiben, wenn die Erkrankung Chronisch wird oder im schlimmsten Fall tödlich endet.
Das ist nicht böse gemeint, aber irgendwie scheinst du dich ja nicht deiner Frau mitzuteilen und erwartest aber von ihr, dass sie von selbst drauf kommt und zu deinen Vorstellungen in sämtlichen Bereichen funktioniert.
Wenn sie aber nicht weiß, wie sie im Tief zu dir ist und was dich traurig macht, stört oder dich kränkt.... ist ein bisschen viel erwartet, dass sie das weiß, ohne, dass du was sagst, meinst du nicht?
Wenn ich was falsch verstanden habe und ich dir nun Unrecht tue, dann sag das ruhig bitte.
Aber so kommt es derzeit irgendwie bei mir an.


Liebe Grüße
Susan
bvs
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Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Hallo Susann,

Die Öffnung war das Ergebnis eines beiderseitigen langen Prozesses vorher, das hat nicht einseitig jemand vorgeschlagen. Der Wunsch war auch ganz klar eine Erfahrungsergänzung. Ich hatte sogar nicht damit gerechnet, dass ich da irgendwie „Erfolg“ haben würde.
Das Hoch war sicher auch dem geschuldet, dass meine Frau natürlich viel männliche Aufmerksamkeit bekommen hat.

Es ist nicht so, dass sie die von mir nicht bekommt. Ich schätze mich als recht nahe Person ein, aber sie „schöpft mich nicht aus“ sozusagen. Das ist irgendwas in ihr selber, mangelnder Selbstwert und so Glaubenssätze wie „mein Mann muss mir das ja sagen“, wenn ich Komplimente mache etc.

Und Thema Haushalt: ich bin da sehr locker und liberal, helfe nicht nur im Notfall mit (zb mache ich den kids die Brotzeit, bin der müllbeauftragte, kümmere mich regelmäßig und essen und Tisch decken/abdecken und die Spülmaschine).
Ich bekomme nur dann ein Problem, wenn man mir vorwirft, ich helfe nicht genug, und deswegen gibt es jetzt keine nähe (um halb elf abends), während sie aber bis mittags im Bett lag. Das ist schlicht unfair.

Und mitteilen: wenn du wüsstest, wie lange ich mich schon mitteile. Es braucht auch den Gegenpart, den des zuhöreres. Aber sie hört mich nicht an, wenn ich Änderungswünsche habe, das endet dann oft im monolog und wenn ich anspreche, dass ich gerne eine Antwort hätte, im Streit.
Auch das hat meiner Meinung nach mit Glaubenssätzen zu tun, sie kann keine Kritik annehmen, streiten hat sie nie dürfen (wegen dem Vater).
Dabei spreche ich solche Sachen ruhig und normal an und versuche deeskalierend zu reden, nicht dass der eindruck entsteht, ich würde sie da zur Sau machen oder so.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Das mit dem Zeit geben… das ist irgendwie ein triggerpunkt an dem ich gerade festhänge.
Diese ganzen Windmühlen, an denen ich über all die Jahre zerschellt bin, zeigen mir einfach (vermeintlich?) kommunikationsgrenzen mit ihr auf.
Und da ich Kommunikation so wichtig finde, bekomme ich den zweifel, ob ich das jetzt nochmal weiter schaffe…
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Hilft die Therapie, da evtl an diesen Baustellen zu arbeiten?
Wie gehe ich das an, ihr das mitzugeben, ihre Glaubenssätze anzuschauen?
Bittermandel
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo

Die Therapie kann einiges bewirken. Aber das braucht viel Zeit. Vielleicht ist eine Angehörigen Gruppe für dich hilfreich. Und nimm den Druck raus bei einer Depression ist Geduld gefragt. Es gibt Fortschritte und manchmal Rückschritte. Und auch die Medikamente brauchen Zeit bis sie wirken und die Dosis muss stimmen. Normalerweise werden Antidepressiva eingeschlichen das heißt am Anfang ist die volle Wirkung noch nicht gegeben. Da wird in ganz kleinen Schritten angefangen.

Liebe Grüße Bittermandel
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo bvs,

erstmal zu dem, dass sie bis Mittag im Bett liegt: Bei Depressionen ist es typisch, dass es einem morgens schlechter geht. Nennt sich "Morgentief", kann sich aber auch bis zum späten Nachmittag hinziehen. Es ist typisch, dass man nicht aus dem Bett kommt und antriebslos ist.
Mir ging es auch lange so und ich habe deshalb auch vieles auf den Abend verschoben, weil es mir da wesentlich besser ging. Wenn man auf die Arbeit muss, kann es sein, dass man es morgens noch hinkriegt aufzustehen, aber sobald man frei hat, ist man quasi "verloren" und nichts geht mehr.

Zur Therapie: Welche Art von Therapie macht sie denn? Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie...? So Themen wie Selbstwertgefühl, Umgang mit Kritik usw. sind eigentlich typische Themen für Therapien. Ich gehe davon aus, dass das auch ohne deinen Hinweis auf den Tisch kommt. Therapeuten stellen da schon Fragen und finden es raus, wenn jemand wenig Selbstwertgefühl hat, mit Kritik nicht umgehen kann usw.
Vielleicht wäre auch mal ein Aufenthalt in einer (Tages-)Klinik was für sie. Wir hatten da auch Soziales Kompetenztraining, was ich recht hilfreich fand.

Inwiefern hast du dich denn schon über die Krankheit informiert? Vielleicht wäre eine Angehörigengruppe tatsächlich eine gute Idee.

Liebe Grüße,
DieNeue
MySun
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von MySun »

DieNeue hat geschrieben: 8. Jul 2023, 10:18 Inwiefern hast du dich denn schon über die Krankheit informiert? Vielleicht wäre eine Angehörigengruppe tatsächlich eine gute Idee.
Die Idee von DieNeue halte ich für eine sehr gute Idee. Da gibt es sogar noch mehr als nützliche Informationen.
Du kommst mit Menschen zusammen, die jedem aufmerksam zuhören und sich gegenseitig unterstützen und helfen wollen....

Du wirst es nur jedoch nur selbst beurteilen können, wenn Du Dich dazu entscheiden könntest, erst einmal eine SHG zu besuchen...
Alle Gute.

Herzliche Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Ich glaube, wir haben nicht die gleiche Definition von „Polyamor“.

Speziell das „für dich entschieden“, ja-das sehe ich auch so. Ich denke aber das „ansonsten entscheide ich gegen dich“ nicht mit.
Das schrieb ich sozusagen aber oben schon. Ich muss das aber nicht haben um ein glückliches Leben führen zu können. Im Moment fühle ich mich dich nicht mehr bereit dazu.

Aber du hast natürlich einen Punkt - in der Gleichung müssen die Beteiligten eines polyküls gleich ticken, sonst kommt es zu Verletzungen. Und das ist bestimmt ein Teilaspekt, der es jetzt vielleicht schwerer macht, für meine Frau. Und vielleicht auch mich.
bvs
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Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Zur Therapie: Welche Art von Therapie macht sie denn? Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie...? So Themen wie Selbstwertgefühl, Umgang mit Kritik usw. sind eigentlich typische Themen für Therapien. Ich gehe davon aus, dass das auch ohne deinen Hinweis auf den Tisch kommt. Therapeuten stellen da schon Fragen und finden es raus, wenn jemand wenig Selbstwertgefühl hat, mit Kritik nicht umgehen kann usw.
Meines Wissens ist das Verhaltenstherapie.
Ich hoffe sehr, dass da solche Themen auf den Tisch kommen.
Noch mehr hoffe ich, dass meine Partnerin sich auch öffnet und das zulässt.

Selbsthilfegruppen gibt es hier anscheinend keine, zumindest suche ich mir einen Wolf.
Vielleicht wäre auch mal ein Aufenthalt in einer (Tages-)Klinik was für sie. Wir hatten da auch Soziales Kompetenztraining, was ich recht hilfreich fand.
Ich war mittlerweile selber beim Erstgespräch und bin mit F43.2g heimgekommen, allerdings nicht akut Therapiebedürftig. Mir wurde gespiegelt, dass meine Reaktionen auf Respektlosigkeiten etc "normal" wären.
Ein Klinik für meine Partnerin wurde als angezeigt bewertet, weil scheinbar da die Gründe schwerwiegend sind.
Inwiefern hast du dich denn schon über die Krankheit informiert? Vielleicht wäre eine Angehörigengruppe tatsächlich eine gute Idee.
Ich habe inzwischen Bücher gelesen und das halbe Internet. Ich habe ohne Ende Youtubevideos zum Thema geschaut.
Insgesamt fühle ich mich gut informiert und erkenne auch viele Muster; was mir nach wie vor echt schwer fällt ist, zu unterscheiden, wo ich einfach "nur" scheisse behandelt werde, und wo das an der Depression liegt.

Mich zermürbt das ungewisse, das unverbidnliche, das keine Prio haben und bei jeder erstbesten Gelegenheit weggeschoben (bzw hinten runter zu fallen) momentan echt extrem. Meine Frau war jetzt vier Wochen auf Kur weg. Das ging Phasenweise gut, und dann gab es alle paar Tage Situationen, wo vereinbarte Kontaktmomente (aus meiner Sicht leichtfertig) nicht eingehalten wurden. Mir wird gespiegelt "du bist mir wichtig", getan wird dann allerdings "hab ich vergessen, der Typ der da um die Ecke kam, hat mich zu xy eingeladen" und ich erfahre das Ewigkeiten später (obwohl ich auf den ausgemachten Kontakt warte!). Das schmerzt. Und weil das so oft und in Dauerschleife passiert, kann ich das "du bist mir wichtig" nicht mehr ernst. Ich fühle mich angelogen, wenn sie das sagt.
Ich kann nachvollziehen, dass das auch an der Depression liegt, aber wie kann man bitteschön einen ausgemachten Kontaktpunkt VERGESSEN, den man ne Stunde vorher besprochen hat und wo es genau in solcher Sache den Tag davor auch schon Krach gab? Ich werde doch einfach nur total verarscht und am Gängelbad gehalten!
bvs
Beiträge: 112
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Ich kann mich auf nichts mehr verlassen, Absprachen haben scheinbar kein Gewicht und keinen Bestand, es wirkt so wie wenn ihr das einfach scheissegal ist (sie weint zwar wenn man das anspricht, aber mittlerweile glaube ich, nur weil sie sich selbst als "ungenügend" sieht).

Aber wie bitteschön soll man auf so einer Grundlage eine Beziehung führen? Und warum zum Geier hilft reden und ansprechen nicht?
Warum bekomme ich regelmäßig solche Situationen reingedrückt?

Ich habe gerade das sehr dringende Bedürfnis, das ganze einfach zu lockern. Ich muss da irgendwie Distanz reinbringen, mich Triggern solche gebrochenen Abmachungen dermaßen hart an, dass ich die Fassung verliere und nächtelang nicht schlafen kann.

Die Psycho im Erstgespräch meinte, ich muss dran arbeiten, dass ich das nicht so persönlich nehme.
Wie soll ich aber eine nicht-funktionierende Beziehung, die mir doch so wichtig ist, nicht persönlich nehmen?
hopstobs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von hopstobs »

bvs hat geschrieben: 5. Okt 2023, 09:06 Wie soll ich aber eine nicht-funktionierende Beziehung, die mir doch so wichtig ist, nicht persönlich nehmen?
Wieso ist dir die Beziehung so wichtig wenn sie laut deiner Aussage doch nicht funktioniert? Wenn du alleine dafür kämpfst, verausgabst du dich und denkst nicht an dich selbst. Was wäre das Schlimmste, das passiert, wenn du dich daran kaputt arbeitest? Und was wäre das Schlimmste das passiert, wenn du dich nur um dich und die Kinder kümmerst? Deine Frau kümmert sich ja um sich und macht eine Therapie, was ein großer Schritt ist. Sie wird vielleicht lernen besser für sich einzustehen, selbstbewusster werden, lernen, sich abzugrenzen, eigenständiger in ihrem Handeln werden. Kannst du das willkommen heißen?

Ich glaube nicht, dass du regelmäßig schlimme Situationen reingedrückt bekommst, sondern sie durch dein Verhalten auch mit herbeiführst. Im Prinzip weißt du, dass Absprachen nicht funktionieren. Du erwartest, dass deine Frau funktioniert, dass die Beziehung funktioniert. Das baut Druck auf, dem sie sich verweigert? Im Prinzip ist das kontraproduktiv.
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