Hallo Eva,
ein gutes Thema und ich bin sehr gespannt, was andere dazu schreiben werden!
Meine Wohnung ist auch sehr, sehr voll...
![Verlegen :oops:](./images/smilies/icon_redface.gif)
aus verschiedenen Gründen. Zum einen hab ich von meiner Mama das Verhalten übernommen, dass man Dinge, die noch gut sind, nicht einfach weg wirft. Ältere Klamotten kann man doch noch zu Hause zum Putzen oder in den Garten anziehen usw. Bücher wirft man nicht in die Papiertonne. Lebensmittel weg werfen - Gott bewahre!!! Gut ok, bei den Lebensmitteln bin ich noch d'accord. Bei den anderen Sachen mittlerweile nicht mehr. Problematisch ist, dass ich von meiner Mama auch einen gewissen Kontrollwahn übernommen und zu einem regelrechten Zwang ausgebaut hab. Das heißt, ich kann nichts wegwerfen, ohne es kontrolliert zu haben. Selbst bei Wertstoff oder Altpapier, Verpackungen, Leergut usw. hab ich dieses Problem. Ich muss es von allen Seiten anschauen und kontrollieren, um sicher zu sein, dass nix anderes dran oder drin ist und dass es auch wirklich Müll ist und weg kann. So kommt man natürlich auch nicht wirklich vorwärts beim Ausmisten. Aber ich arbeite dran.
Der 2. Grund ist bei mir, dass ich glaub ich jahrelang mit meiner Sammelwut und einer vollen Wohnung die Leere in meinem Leben kompensieren wollte. Etwas zu kaufen erzeugt auch für einen kurzen Moment ein Glücksgefühl. Und wenn man sonst nichts hat, was einen glücklich macht, dann eben Dinge kaufen, auspacken, sich darüber freuen. Dabei hab ich leider lange nicht gemerkt, dass diese Dinge irgendwann angefangen haben, mich zu ersticken, mich auch einzuschränken und mir den Platz zum Leben und Atmen zu nehmen.
Bei den Klamotten oder auch beim Geschirr hab ich auch von meiner Mama übernommen, dass die besonders schönen Teile geschont werden müssen. "Das zieht man nur zu einem festlichen Anlass an bzw. benutzt dann dieses Geschirr." Das ist Blödsinn und mittlerweile ziehe ich auch z.B. zur Arbeit die schönen, besonderen Sachen an, statt sie mir für besondere Anlässe aufzusparen. Alle Klamotten, die ich aktuell besitze, passen noch nicht mal alle in den Schrank. Ich bräuchte locker doppelt so viel Platz. Und dabei hab ich auch fast immer die gleichen Teile angezogen, so wie du. So viele besondere Anlässe gab es gar nicht, wie ich Klamotten dafür hab...
Als Gegenmaßnahme versuche ich derzeit 3 Strategien, mit denen ich soweit ganz gut zurecht komme.
1. De-Clutter-Challenge (clutter = englisch für Kram, Unordnung)
man wirft am 1. Tag des Monats 1 Sache weg, am 2. Tag 2 Sachen usw. - 30 Tage lang. Am Ende des Monats ist man stolze 465 Dinge losgeworden.
Diese Challenge wende ich derzeit auf verschiedene Bereiche an und in unterschiedlichem Tempo (also nicht unbedingt in 1 Monat, weil ich mich nicht überfordern will). Ich hab Challenges für
- Datenmüll (1 Jahr lang wirklich jeden Monat wie oben beschrieben, um der Flut an Mails, Whatsapp, Bildern usw. Herr zu werden)
- Bücher (465 in einem Jahr)
- Papierkram (2 mal 465 in einem Jahr)
- Altkleider (hier eine etwas abgewandelte Form davon)
- Sonstiges (z.B. Deko, auch 465 in einem Jahr)
Die Sachen werden entweder verkauft, gespendet oder entsorgt. Wenn verkauft, dann darf ich dieses Geld (und NUR dieses Geld) dafür verwenden, mir z.B. neue Deko zu kaufen.
2. Für jedes neue Teil muss mindestens 1 altes Teil weg - bei den Klamotten mach ich aktuell sogar 1 neues rein = 3 alte Teile raus.
3. Dinge, die mit Erinnerungen verbunden sind, gibt man ungern weg. Schlussendlich sind die Erinnerungen aber in uns gespeichert und nicht in dem Gegenstand. Hier hilft es manchmal, einfach ein Foto davon zu machen (als Erinnerungshilfe) und dann fällt das Abschied nehmen auch leichter. Das Bild nimmt halt wesentlich weniger Platz weg als der Gegenstand, egal, ob es auf dem PC gespeichert ist oder man sich ein Fotoalbum zulegt.
Ich hab mir extra Listen gebastelt für die Challenges, weil ich mal mehr und mal weniger an einem Tag bzw. im Monat schaffe. Aber ich kann es dort abhaken und schauen, ob ich "im Zeitplan" liege oder hinterher hänge oder vielleicht sogar schon mehr geschafft hab, als ich mir vorgenommen hatte. Und dann kann ich diese Erfolge feiern und es motiviert mich, weiter zu machen.
Ich kenne noch sehr viel mehr Strategien und Methoden, weiß aber grade nicht, ob ich die hier alle rein schreiben soll?! Z.B. die Konmari-Methode nach Marie Kondo, die Methoden aus den "Simplify your Life"-Büchern von Tiki Küstenmacher... Du merkst, ich beschäftige mich auch schon lange mit dem Thema, aber bei der Umsetzung bin ich bisher auch noch nie so weit gekommen, als dass ich sagen könnte: jetzt bin ich am Ziel. Oder wenigstens nah dran.
Übrigens hängt das alles sehr wohl zusammen: Wohnen, Psyche, Essverhalten - dieses Dreieck war es bei mir immer.
Innere Leere = volle Wohnung und beim Essen vollstopfen um die Leere zu füllen. Jetzt, wo mein seelischer Ballast weniger wird, kann ich mich auch leichter von Dingen trennen und hab auch keinen Drang mehr dazu, mich mit Essen vollzustopfen.
Je ordentlicher und übersichtlicher meine Wohnung wird, umso mehr gelingt es mir wiederum, meine Seele aufzuräumen.
Aber es geht halt nicht alles auf einmal. Ich muss es Schritt für Schritt machen, mal mehr das eine (äussere Ordnung), dann wieder das andere (innere Ordnung). Aber ich bin auf dem Weg - und das ist die Hauptsache!
Liebe Grüße