Partner, der keine Hilfe möchte...

[Miss_Verständnis90]

Hallo zusammen,
Lange bin ich hier registriert- aber bisher konnte ich mich nicht zu einem Post durchringen. Aber nun benötige ich Tipps, Ratschläge oder einfach nur ein paar offene Ohren (Augen).
Seit 9 Jahren bin ich mit meinem Partner zusammen. Seit 6 Jahren haben wir ein gemeinsames Kind.
Zu Beginn unserer Beziehung war mein Partner noch Soldat. Erst Ende letzten Jahres ist er "Zivilist" geworden.
Seither ist die Zeit mit ihm noch anstrengender geworden als je zuvor. Wir sind all die Jahre schon durch viele Tiefs gegangen. Aber es wird nur noch schlimmer. Er ist launisch, verzweifelt, cholerisch, egoistisch, unfair und nicht mehr der Mensch, mit dem ich entspannt auf der Couch sitzen kann. Nicht passt ihm, nichts ist ihm Recht, er meidet Menschen, hat keine netten Worte mehr für seine Umwelt über.
Und eben gleichzeitig kommen so Dinge wie "er habe sich nie die Hörner abstoßen können" usw.
Er fängt hier bei Streitgesprächen an zu weinen, nennt dann Geschichten aus Einsätzen (ich weiß nicht ob sie stimmen) und wirft mir mehr oder minder vor, dass ich es bin, weswegen er nicht glücklich sei.
Ich fühle ganz häufig keine Nähe mehr zu ihm. Und die möchte ich auch kaum. Weil er so verletzend ist. Seit der Schwangerschaft damals sind wir verlobt. Unsere Tochter trägt seinen Nachnamen, mit dem Hintergrund das wir ja ab der Hochzeit den gleichen Namen tragen werden. Das ist bis heute nicht passiert. Er möchte sich nicht binden.
Ich bin so verzweifelt und weiß nicht mehr weiter.
Wenn ich professionelle Hilfe anspreche, werde ich als blöd abgetan. Solche schlaubi-Schlumpf Sprüche könne ich mir sparen.
Was kann ich denn noch tun? Ich möchte doch bloß eine funktionierende Familie für unsere Tochter. Ohne täglichen Streit und mürrisch Verhalten.

[MomentbyMoment]

Hi liebe Miss Verständnis,

das hört sich wirklich super schwierig an Vielleicht sollte er über eine berufliche Veränderung nachdenken? Aber da muss er alleine auf den Trichter kommen! Ich würde an deiner Stelle Grenzen setzen, sagen, dass du so nicht mehr kannst. Es hört sich nach einer Co Abhängigkeit an. So ähnlich auch wie bei mir. Meinem Mann geht es auch schlechter seit dem neuen Job und das wirkt sich dann ungünstig auf die Beziehung aus!

Setzt du Grenzen? Wo endet dein Verständnis?

Liebe Grüße
MomentByMoment

[Taminar]

Hallo Miss_Verständniss90,

Es tut mir leid das du dich so fühlst.

zu Deinem Partner kann ich nur sagen wenn er Soldat war und bei eingen einsätzen im Ausland oder kriegsgebieten oder ähnliches, ich kann nur bestätigen das Menschen grausam sind und es hört sich für mcih so an das er unter posttraumatischer Belastungsstörung leidet und weil er ein "Mann" ist fällt es ihm noch schwerer zuzugeben das er ein Problem hat, es hört sich für mich so an, als wenn er in seinem Unterbewußtsein wüßte das was nicht stimmt aber er will es nicht zulassen, er selber kämpft jeden tag gegen sich selber wegen dem was er erlebt hat und gesehen hat.

Nein ich weiß es nicht besser, aber ich weiß das Männer mehr Probleme mit psychischen Erkrankungen haben als Frauen, das soll kein Klischee sein.


Viele Liebe Grüße

[DieNeue]

Hallo Miss_Verständniss90,

dem Beruf nach zu urteilen könnte dein Partner schon unter den traumatischen Erlebnissen leiden. Das geht vielen Soldaten so. Ich denke, man kann sich solche Erlebnisse teilweise gar nicht vorstellen. Was ich teilweise so als Erfahrungsbericht mal indirekt von jemandem mitbekommen habe, sind das echt ekelhafteste Sachen. Die betroffene Person ist dann auch nicht mehr sie selbst, wenn da Sachen hochkommen und rastet leicht aus.

Bei der Bundeswehr gibt es extra eine Seite zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und scheinbar auch Hilfe bei dem Problem.
https://www.bundeswehr.de/de/betreuung- ... ptbs-hilfe
Vielleicht kannst du das ja mal deinem Partner zeigen, mit Verweis auf die schlimmen Geschichten, die er von seinen Einsätzen erzählt. Vielleicht spricht ihn das eher an, wenn es Infos sind von Leuten, die die Belastungen im Beruf besser kennen als wir Zivilisten. Ist, glaub ich, schon auch blöd, wenn man so schlimme Sachen erlebt hat. Man kann die ja nicht einfach mal jedem erzählen wie andere Leute, die über ihren Beruf reden.

Vielleicht findest du im Netz auch eine (Online-)Selbsthilfegruppe oder ein Forum für Angehörige von Soldaten/Exsoldaten.

Hoffe, das hilft ein bisschen.

Liebe Grüße,
DieNeue

[Miss_Verständnis90]

Hallo ihr,
Danke erstmal für eure Antworten.
All das geht auf jeden Fall in die Richtung, die ich mir dachte.
Er ist seit Ende des letztem Jahr kein Soldat mehr. Holt nun einen Abschluss nach und möchte nächstes Jahr eigentlich gerne eine Ausbildung beginnen. Das war er bei der BW war, ist in der zivilen Selt unbrauchbar.
Nun zweifelt er ja aber ohnehin an allem. An sich, an seinen Pläne, an mir, an uns.
Und all dieser Frust landet auf mir. Das sage ich auch klar. Aber es scheint ihn nicht wirklich zu stören.
Manchmal hat er Augenblicke, wo er ganz klar äußert, dass er "innerlich zerfressen", "seine Seele zerstört" sei usw. Wenn ich frage, ob er diesen Zudtand mag, verneint er es natürlich. Aber sobald ich davon spreche, dass er Hilfe braucht, egal in welcher Form, ist das Gespräch beendet.
Es ist wirklich schwierig