Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Antworten
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo

Ich war gestern beim Friseur und da habe ich eine weitläufige Bekannte getroffen. Wir kamen ins Gespräch und sie wollte wissen was ich so mache. Arbeit natürlich was sonst! Ich habe ihr erklärt, dass ich in Rente bin Aufgrund von Erkrankungen. Sie dann: Waass! Rente nein sowas. Ich habe ihr dann erklärt das ich Depressionen habe und eine kaputte Wirbelsäule. Sie fing dann mit guten Ratschlägen mich zu bombardieren. So nach dem Motto jeder kann arbeiten. Ich habe mich so geärgert. Immer fange ich an mich zu rechtfertigen und bin dann nicht schlagfertig. Mir stinkt das. Und heute spukt mir das Gespräch noch im Kopf herum.

Liebe Grüße Bittermandel
Aurelia Belinda
Beiträge: 7830
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Bittermandel,

gut verständlich ja....immer wieder passiert es mir auch dass ich mich da rechtfertigen will....
ist aber Quatsch. Als ich es noch selbst nicht so akzeptieren konnte, bin ich regelrecht auch in den Modus der Rechtfertigung gefallen...
Heute ist es mir ehrlich gesagt piepegal was andere denken, nur ich kenne mein eigenes Leid, und die damit einhergehenden Einschränkungen.
Mir hilft es mittlerweile das zu trennen....gedanklich...unwissende, welche täglich die Ausdauer u. Kraft besitzen arbeiten zu gehen, wissen einfach nicht, was es für unser eins bedeutet, den Alltag zu bewältigen, geschweige denn welcher Kraftaufwand, dazu notwendig ist....
sollen die mal gerne ihre Version vom faulen, arbeitsscheuen Menschen behalten, ich denke mir meinen Teil dazu....sie können es in keinster Weise nachvollziehen, oder nachempfinden was das Leid an sich, mit einem macht, da braucht man nicht noch diese überaus klugen Sprüche, "wer nur will, der kann" arbeiten.....Bockmist!
Lasse dich bitte davon nicht zu arg runter ziehen....denn sie wissen nicht was sie tun, mit ihren Ratschlägen und etwaigen Aussagen.
Bis ich an diesem Punkt der Sichtweise angelangt bin, dauerte auch lange....wurde ja in ziemlich jungen J. berentet.....welch ein Kampf das bis dahin war, wünscht sich sicher keiner...

Zu Anfang hatte ich mich lange geschämt, und solche Aussagen gingen mir auch nahe....
sagte hin und wieder damals, ich sei Hausfrau, arbeitssuchend, das Wort Rente war lange tabu, mir selbst nicht geheuer....
heute bin ich offen und ehrlich.

Herzliche Grüße an dich, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Angelika 1964
Beiträge: 322
Registriert: 15. Okt 2021, 20:10
Wohnort: Baden Württemberg

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Angelika 1964 »

Liebe Bittermandel
Ja, immer dieses Gefühl sich rechtfertigen zu müssen egal für was, das nervt mich auch sehr und hat oft zur Folge dass es mir psychisch schlechter geht 🙄
Ich bin dabei zu lernen mich nicht mehr zu rechtfertigen, keine Erkrankung anzugeben, leider ziehe ich mich deshalb von einigen Aktivitäten und vielen Menschen zurück. Ratschläge kann unsereins von solchen Menschen nun wirklich nicht gebrauchen! Ich wünsche Dir dass die Gedanken an dieses Gespräch zurücktreten. Sei stolz auf alles was Du packst, das Leben mit Einschränkungen ist auch so schon schwer genug
Herzliche Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Angelika 1964
Beiträge: 322
Registriert: 15. Okt 2021, 20:10
Wohnort: Baden Württemberg

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Angelika 1964 »

Liebe Aurelia, ich war einmal so sauer über eine Person dass ich ihr angeboten habe mit mir zu tauschen 🤭 die war ganz schnell still 😂
Allerdings kann ich nicht immer so spontan reagieren
Liebe Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Liebe Aurelia

Vielen lieben Dank für deine Antwort. Früher war ich sehr schlagfertig aber durch die Krankheit ist meine Schlagfertigkeit dahin. Und ich ärgere mich dann über meine eigene Dummheit solche Fragen zu beantworten. Was Depressionen bedeuten ist solchen Menschen egal. Sie haben keine anderen Themen als Arbeit, Freizeit und Urlaub. Die haben noch nicht wirklich was erlebt. Erklärungen prallen an denen ab wie Wasser auf einer Ölhaut. Zur Zeit bin ich etwas besser drauf. Die Betonung liegt auf etwas. Ich brauche morgens immer noch enorm viel Zeit bis ich fertig bin. Bis ich mich überwunden habe unter die Dusche zu gehen. Da bleibt halt auch viel liegen. Aber das verstehen die nicht. Ich fühle mich gesellschaftlich immer ausgegrenzt...

Liebe Grüße Bittermandel
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Angelika

Ja genau. Ich habe 20 Jahre gebraucht zu lernen mit der Krankheit zu leben. Ich ziehe mich auch zurück und habe keine Kontakte außerhalb der Familie. Solche blöden Situationen tun mir nicht gut. Ich bin auch sehr enttäuscht von dieser Frau weil ich dachte sie sei nett und tolerant. Ich werde auch mit Fremden nicht mehr darüber reden. Auf gute Ratschläge kann ich verzichten, die nehme ich nur von meiner Psychologin an.

Liebe Grüße Bittermandel
Aurelia Belinda
Beiträge: 7830
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ja ihr beiden hübschen...:)

tauschen will da sicher niemand, der täglich sein Brot mit voller Arbeitskraft verdienen kann...
erst dann nämlich wird jenen bewusst, was diese Einschränkungen bedeuten, und sie würden danach lechzen, in ihr altes Leben zurück kehren zu dürfen...

Da wir von Natur aus viel sensibler sind als der sogenannte Durchschnitt, macht das etwas mit einem, wenn man sich stets rechtfertigen und beweisen will oder soll.....
und manchmal ist es auch Tagesform abhängig, wie man auf sowas reagiert....
immer kann man nicht ganz gelassen bleiben....an guten Tagen vielleicht, aber der Clou ist, die gibt es soooo verdammt selten....

Bittermändelchen, du hast schon recht,
entweder zukünftig dann lieber ausweichen und gar nicht groß reagieren darauf. Oder sich seinen Teil denken...und stimmt..die haben ganz andere Themen, können ihr Leben strukturiert führen, arbeiten u. noch dazu ihre Freizeit und Urlaub planen..ein Leben wie Gott in Frankreich, haha....Unser eins hat gar nicht die Möglichkeit, so zu agieren, zu planen, und einfach unbeschwert zu leben.... und dennoch, sind viele nicht zufrieden.... komisch...

Liebe Grüße, auch an dich liebe Angelika!
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Überdosis »

Leider ist es tatsächlich so, dass man von den Mitmenschen zu gern und leider auch sehr schnell in eine Schublade gesteckt wird.

Es wird immer erwartet, dass man Leistung bringt und möglichst perfekt ist und zwar sowohl im Beruflichen, Familiären und Hobbys.
Aber letztendlich hat eigentlich jeder so sein Päckchen zu tragen. Dinge, die ihnen sorgen machen, Erkrankungen, die ihnen zu schaffen machen und oftmals herrscht selbst im Beruflichen kein Friede Freude Eierkuchen.

Ich Wette, dass deine Bekannte ebenfalls irgendwo bei sich eine Leiche im Keller vergraben hat, sie dies aber dir nicht offenbart hat, sondern nur die Show des Perfektionismus abgezogen hat.
Warum sollte sie dir auch irgendetwas von dem, was sie belastet, erzählen?
Ihr kennt euch nur entfernt, scheint auch gar keinen engen oder regelmäßigen Kontakt zu haben oder?
Vielleicht hat sie mit Ratschlägen einfach nur versucht, das belastende (das es dir Gesundheitlich nicht gut geht) so nicht an sich selbst so stark heran zu lassen, weil sie selbst gerade übervoll mit belastetem ist?

Persönlich bin ich dazu übergegangen sehr vorsichtig mit dem zu sein, was ich wem über mich erzähle und versuche mich auch ein Stück in den anderen hineinzuversetzen.
Mir geht es fast jeden Tag schlecht, die Depri ist immer irgendwie da, aber wenn ich einst von meinen Arbeitskollegen und auch aus der Zeit als Arzthelferin gelernt habe ist, dass schlechte Nachrichten einen selbst auf Dauer runter ziehen und das hat nichts mit Depressionen zutun, sondern ergeht jedem Menschen früher oder später so, dass ständig negatives das Gemüt erschweren lassen.

Bei so oberflächlichen Kontakten würde ich einfach lügen.
Einerseits um mir selbst das endlose diskutieren zu ersparen, was einem selbst ja dann auch nicht guttut und andererseits aber auch um den anderen zu schützen, weil das benennen von chronischen Erkrankungen und damit verbundenes Leid diesen wohmöglich auch was in ihm auslösen könnte.
Sag einfach das was du früher mal gelernt hast und gut ist.
Nicht jeder muss doch stets die Wahrheit über einen wissen.
Schon gar nicht so eine, wie deine entfernte Bekannte, die ihr wahres "ich" vor dir verbergt und offensichtlich nur das nach plappert, was alle unwissenden über bestimmte Erkrankungen plaudern.

Tu dir was gutes heute. Die Frau ist es nicht Wert, dass es dir wegen ihr mies geht. *lieben Drücker an dich*


Liebe Grüße
Susan
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Liebe Susan

Danke danke für deine herzliche Nachricht. Ja du hast Recht ich werde das nächste Mal das Gespräch diplomatisch in eine andere Richtung lenken. Und du hast auch Recht das andere auch ihr Päckchen zu tragen haben. Ich Stelle für gewöhnlich keine solchen intimen Fragen. Mir ist das peinlich jemanden auszufragen. Und lügen ist eine gute Alternative für solche Situationen.

Mir geht's jetzt besser weil alle hier verstehen wie man sich in einer solchen Situation fühlt. Ich bin mit den Nachbarn zum Einkaufen gefahren und das hat richtig Spaß gemacht.

Ich wünsche dir das die Depression nachlässt und nicht jeder Tag so schwierig für dich ist.

Sei ganz lieb gegrüßt.

Bittermandel
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Bittermandel.

Man muss es wirklich nicht jedem x beliebigen erklären. Ich erzähle es auch nur denen die es wirklich und ehrlich wissen möchten. Wo ich weiß die Tratschen nicht rum.
Da ist Lügen wirklich eine Option. Es geht ja auch keinen was an.
Und Susan hat auch Recht...jeder hat sein Päckchen zu tragen. Nur das es keiner erzählt um den schönen Schein zu wahren.
Die meisten haben doch gar keine Ahnung wie es ist...

Lass dich nicht unterkriegen.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Mario

Danke für deine Worte. Nein ich lasse mich nicht unterkriegen. Dafür habe ich in diesem Leben schon zuviel schlechtes erlebt. Ich denke diese Menschen haben andere Sorgen als ich. Aber die unterschwellige Abwertung lässt es kaum zu, dass ich zu anderen Menschen zwanglos Kontakt aufnehmen kann. Mein Facharzt in der Klinik hat damals zu mir gesagt: Es ist ein Wunder das ich noch da bin. Ja ich habe viel und alleine mit Kind kämpfen müssen. Das haben diese Frauen nicht weil da der gut verdienende Ehemann vieles auffängt. Und ja da wird viel an Äußerlichkeiten festgemacht. Mein Haus, Autos und die wohlgeratennen Kinder. Mein Kind ist auch wohlgeratennen und hat das Herz am rechten Fleck. Vielleicht darf ich einfach nichts mehr erzählen und solche Menschen meiden. Es war halt ein Dummer Zufall das wir zusammen beim Friseur saßen.

Liebe Grüße Bittermandel
Aurelia Belinda
Beiträge: 7830
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Gut dass du den Einkauf soweit gut hingekriegt hast, finde ich. Manchmal blockiert sowas ja zusätzlich....ich sehe es auch ähnlich als Susan,
die haben andere, eigene Probleme....
sollen vor ihrer eigenen Haustür kehren, tzzzz

Na ja, aber du hast etwas entscheidendes angesprochen Liebe Bittermandel....
Diese Abwertung, egal ob bewusst mit Worten, oder "durch die Blume" gesagt, nervt.... reichen oft schon komische Blicke....

Aber gut, du kannst es abhaken. Du hast es auch nicht nötig, dich rechtfertigen zu müssen....

Bye, Bye,....:)
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Aurelchen

Nö ich brauche mich nicht zu verstecken. Das sind halt die ewigen Sprüche und das nervt. Den Wert eines Menschen an seiner Arbeitskraft festzustellen ist eine Frechheit. Aber so läuft das mit den normalen. Ich bin anders du auch und das ist gut so. Wenn die wüsten welche Überwindung das tägliche duschen erfordert hätte ich vielleicht die Lacher auf meiner Seite...

Liebe Grüße Bittermandel
Aurelia Belinda
Beiträge: 7830
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Aurelia Belinda »

:hello: stimmt.... :lol:
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Lisa 123
Beiträge: 18
Registriert: 7. Jun 2023, 23:09

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Lisa 123 »

Hallo Belinda
Ich habe auch immer das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen insbesondere bei der Arbeit oder bei der Familie und den Nachbarn ( wenn ich nicht soviel leisten kann)so nach dem Motto die sitzt ja den ganzen Tag nur zuhause. Es gibt Tage da gehe ich vor Angst nichtmal in den Garten. Ein Nachbar hält mich bereits für paranoid das macht die depression und die Angst nur schlimmer.
Aurelia Belinda
Beiträge: 7830
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Lisa,
Willkommen hier, bist du neu?

aber du gehst doch anscheinend noch arbeiten, warum solltest du denn faul sein?
Das dumme ist, dass wir die Sichtweise, und komischen Blicke oder Sprüche, von anderen manchmal nur zu nah an uns ran lassen...und uns davon "einwickeln" lassen.
In Wirklichkeit ist es doch so, dass wir ganz genau wissen, wie viel Anstrengung wir täglich aufbringen....um den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden, jemand der die Auswirkungen der Depression nie selbst gespürt hat, kann da gar nicht mitreden....insofern, sollen die Nachbarn, Familie (da hab ich auch schlimmstes erlebt) ihre Sicht "gerne" behalten, aber uns bitte in Ruhe lassen mit ihren nichtsahnendem Gelaber :) oder?
Es hat da niemand Außenstehender zu urteilen darüber, niemand....der es selbst nicht erlebt hat...na ja, es ist ein Lernprozess, den blöden Sprüchen kontra zu geben, oder nicht mehr ao arg an sich heran zu lassen....
Das was du persönlich zu leisten vermagst, mit deinen individuellen Einschränkungen, weißt nur du, sonst niemand....es ist zwar verständlich, dem ganzen durch Rückzug aus dem Wege zu gehen....und auch kein Wunder, dass viele Betroffene keine sozialen Kontakte haben (mich inklusive), aber gut ist es nicht unbedingt, sich hinter dem Vorhang zu verstecken, also traue dich ruhig nach draußen....

Alles Gute u. Du schaffst das...
LG Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Guten Morgen

@ Lisa herzlich willkommen im Forum. Das mit den Nachbarn kenne ich auch. Fühle mich bei manchen auch nicht wohl die einem mit der Einstellung begegnen das faule Pack soll arbeiten gehen. Damit sind die Hartz iv Empfänger gemeint. Aber bei mir haben sie sich auch schon gefragt was ich den ganzen Tag so mache. Mit meinem Hund laufe ich in die andere Richtung. Dann muss ich nicht an den neugierigen Schwätzern vorbei. Du machst es ähnlich indem du dich im Garten versteckt. So hat jeder seine Strategie aber auf Dauer ist das nervig.

Liebe Grüße Bittermandel
Maxegon
Beiträge: 2460
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Maxegon »

Hallo Bittermandel & Co.,

wohl jeder hat schon ähnliche Erfahrungen gemacht - viele werten andere Menschen ab, versuchen sie schlechter da stehen zu lassen, um sich selbst aufzuwerten.
Fängt man auch noch an, sich rechtfertigen zu wollen, ist das ein gefundenes Fressen!

Da hilft nur die Flucht nach vorn, belangloses erzählen oder Themawechsel, am besten etwas Unangenehmes, wie Weltfrieden oder Klimawandel und was man selbst persönlich dazu beiträgt.
Oder von seiner schweren Krankheit (such' Dir etwas aus) erzählen, bloß nicht Depression erwähnen, dann bist du für immer gebranntmarkt.
Notlügen sind erlaubt, machmal sogar zwingend notwendig ... wenn's dem Frieden dient.🤫
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Maxegon

Die Idee mir eine andere Krankheit zu zulegen hatte ich auch schon. Das ist tatsächlich besser als die Depression zu erwähnen. Leider lässt man sich ahnungslos auf jedes Gespräch ein. Einfach dumm gelaufen. Wenigstens bin ich nicht alleine mit schrägen Erfahrungen.

Heute habe ich noch eine gute Nachricht bekommen. Ist zwar noch nicht das Endziel aber Nähe dran. Ich habe jetzt einen GdB von 40 und die Depression und andere psychische Erkrankungen wurden mit einem GdB von 30 bewertet. Ich bin damit ganz zufrieden.

Liebe Grüße Bittermandel
Maxegon
Beiträge: 2460
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Maxegon »

Bittermandel hat geschrieben: 12. Jun 2023, 13:28 Hallo Maxegon

Die Idee mir eine andere Krankheit zu zulegen hatte ich auch schon. Das ist tatsächlich besser als die Depression zu erwähnen.
Gute Idee!
Depression wird immer gleichgesetzt mit "man hat einen an der Klatsche" ... das stimmt ja auch gewissermaßen (Vorsicht: IRONIE), doch verstehen tut's ja keiner und bevor man es dem Anderen erklären konnte, ist man alt und grau oder verstorben

UND (!) ist der andere überhaupt in der Lage, zu verstehen ... nicht dass er zu doof ist, doch kann er es sich das überhaupt vorstellen?

Was für ihn normal und alltäglich ist, ist für dich vielleicht schwierig bis nicht möglich.
-> also muss der Depressive Verständnis für den Nicht-Depressiven aufbringen und darf ihn nicht überfordern.

Glückwunsch zum Erfolg beim GdB ... schön geheimhalten vor den möglichen Neidern.
Bittermandel
Beiträge: 2297
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Maxegon

Ja das sind sehr einfach gestrickte Leute. Ich werde zukünftig nichts mehr preisgeben. Bei uns nennt man die Psychiatrie auch die Hoppla. Damit kann ich leben war da eine ganze Weile drin und es hat mir gut getan. Ich hoffe ich bin so schlau und kann auf ein anderes Thema umschwenken. Diese Frau hat mich förmlich überrumpelt. Und dann geht's los mit den Erklärungen. Nö hoffentlich passiert mir das nicht mehr.

Ja über den GdB habe ich mich sehr gefreut. Da hat meine Psychologin gute Arbeit geleistet.

Liebe Grüße Bittermandel
Aurelia Belinda
Beiträge: 7830
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Ihr,

Na ja, stimmt schon, in dem Fall muss der Kranke (depressive) oftmals mehr Verständnis aufbringen als umgekehrt, hirnrissig....
die Idee "das Kind" anders zu nennen, hatte ich auch oft....und es stimmt keinesfalls, daß heute durch die Öffentlichkeitsarbeit mehr Verständnis herrscht in der Gesellschaft, noch immer gilt man leider als faul, arbeitsscheu und strengt sich nur nicht genug an, wenn es nicht so traurig wäre, echt lustig wie es immer noch gesehen wird in Familien, und der Gesellschaft....
An der Klatsche haben für mich die jenigen einen, die null Empathie besitzen, sich nicht in ihr Gegenüber hineinversetzen wollen, nachplappern was andere denken und keine eigene Meinung haben...
wobei das mit der fehlenden Empathie vermutlich auch dem Egoismus zuzuschreiben ist...
Werde ich heute gefragt, wie es mir geht, z. B. von flüchtigen Bekannten oder ehemaligen Arbeitskollegen, sage ich u.a. schon mal, "Freie Auswahl"...über welche Krankheit soll ich berichten....;).....es sind mehrere....
Ich will einfach meine Ruhe von "dem Pack" der unwissenden, der ungläubigen...
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Maxegon
Beiträge: 2460
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Maxegon »

Bittermandel hat geschrieben: 12. Jun 2023, 14:04 ... einfach gestrickte Leute. Ich werde zukünftig nichts mehr preisgeben.
Hallo Bittermandel,

ich (!) würde die ganze Geschichte ignorieren und weiterhin das Gespräch mit den Nachbarn nicht vermeiden.
Dir ging's mal nicht so gut, nun ist wieder alles gut (Notlüge) ... das wollen die Menschen hören, egal ob es gelogen ist oder nicht ... Friede, Freude, Eierkuchen.
Je unausgeglichener dein Gegenüber ist, desto mehr Angriffspunkte sucht er bei Dir, um sich selbst aufzuwerten.
"Na hoppla" trifft da ganz gut.🤪 Doch nur bei wem?🙂

Leider tickt der gemeine Homosapiens so, wenn dein Gegenüber nicht in in der Lage ist, dich zu verstehen, verzeih' ihm, er/sie kann nichts dafür.
Manchmal weiß ich auch nicht, wer von uns der Kranke ist, der der Tabletten nimmt oder der, der sie nicht nimmt.

Manche erfreuen sich an wachsenden Blümchen im Garten und sind glücksellig, wenn sie beim Friseur waren und darüber erzählen können, andere nicht.
Manche müssen ständig philosophieren, anderen genügt ihre Lieblingsserie im Fernsehen und das allabendliche Puzzlen am Küchentisch ... ist doch alles o.k.

Jeden in seiner Welt lassen, mit der klugen Nachbarin muss man auskommen, wenn man eine Eskalation vermeiden will ... stelle sie zufrieden und gut is' .

Und freue dich, wenn du ähnlich Bekloppte findest, wie du selbst, die dich verstehen und du sie.
Diese suche ich auch. Ja, auch hier.

In diesem Sinne, liebe Grüße an die Nachbarin😎
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von Überdosis »

Bittermandel hat geschrieben: 10. Jun 2023, 15:43 Ich wünsche dir das die Depression nachlässt und nicht jeder Tag so schwierig für dich ist.

Sei ganz lieb gegrüßt.
Danke dir liebe Bittermandel. Das selbe wünsche ich dir von Herzen aber ebenso.

Ich schließe mich da Maxegon an, was die Erfahrungen darin geht, seine Ruhe zu bekommen.
Das ist nämlich bei mir genauso. Solange ich nie was erzähle, immer brav sage, dass alles gut ist, das es mir auch selbst gut geht.... scheinen die Leute zufrieden zu sein.

Jeder hat so seine Sorgen und Probleme und eigentlich sitzen wir alle nahezu im selben Boot, aber sich damit mal wen öffnen zu können, wird irgendwie als Schandtat abgetahn, weil stehts alles perfekt und friedvoll zu sein hat, was in Wahrheit bei kaum jemanden aber der Fall sein dürfte, dass bei dem dann alles perfekt und gänzlich ohne sorgen verläuft.

Ich glaube mittlerweile, dass man, wenn überhaupt, nur 1 oder 2 Leute haben "darf" wo man sich öffnen kann und bei dem ganzen Rest heißt es in den sauren Apfel beißen und diese Show mit diesem: alles ist super und alles ist gut, abzuziehen hat, weil man sonst sich selbst letztlich keinen Gefallen mehr tut.

Mir wurde mal in der Klinik gesagt, dass man immer wen braucht, mit dem man auch mal über seine Sorgen und Wehwehchen sprechen kann, nur ganz ehrlich, wie soll man denn so jemanden finden, bei den ganzen Leuten, die stets danach bedacht sind, alles perfekt und sorgenlos zu halten?
Persönlich finde ich das mittlerweile sehr schwierig, denn die meisten Lüge ja schon bei der einfachen Frage "Wie geht es dir?" mit stehts "gut, bestens, alles super", drauf los und sind da oftmals noch nicht mal ehrlich. :|


Liebe Grüße
Susan
DieNeue
Beiträge: 5359
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Warum rechtfertigen ich mich dauernd?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Bittermandel,

solche Erlebnisse hatte ich auch schon. Man wird einfach überrumpelt. Ich selber würde nie auf die Idee kommen, jemandem zu sagen, er könne doch arbeiten, obwohl er wegen Krankheit in Rente ist. So eine Rente bekommt man schließlich nicht hinterhergeschmissen!
Man könnte auch zurückfragen, ob diese Leute wirklich denken, sie könnten besser einschätzen, was man kann, als der Gutachter und die Ärzte, bei denen man war? Solche Aussagen sind ja eigentlich schon ziemlich anmaßend.
Ich habe das letzte Mal, als ich gefragt wurde, warum ich in Rente bin, gesagt, dass ich da nicht drüber reden möchte. Wurde auch akzeptiert und dann wurde halt über was anderes geredet. Glaube, da merken manche Leute auch, dass es schon etwas zu privat ist, was sie fragen, wenn man da eine Antwort ablehnt.
Generell bin ich sehr offen, was die Depressionen angeht, aber bei manchen Leuten war es nicht so eine gute Idee. Von daher habe ich vor, in Zukunft besser abzuwägen, wo es Sinn macht, was zu erzählen und wo nicht. Man muss sich nicht jede Diskussion geben.

Manchmal denke ich mir auch: Ich arbeite auch... und zwar an mir. ;) Finde es in Zeiten des Homeoffice allerdings schon komisch, dass Leute denken, mit einem stimmt was nicht, nur weil man den ganzen Tag zuhause ist. Solange man nicht 24/7 draußen im Liegestuhl sitzt, kann es doch auch sein, dass man von zuhause aus arbeitet.

Ich denke auch, dass man manchmal schon zeigen darf, dass man verärgert ist. Sonst checken es manche Leute einfach nicht.

Liebe Grüße und lass dich nicht unterkriegen!
DieNeue
Antworten