Trennung von depressivem, krebskranken Partner?
Verfasst: 26. Mai 2023, 20:36
Hallo liebes Forum,
da ich gerade (mal wieder) sehr am Rande meiner Kräfte bin und meine private Situation mich wirklich unglücklich macht und ich aus meinem Umfeld niemanden kenne, der in einer ähnlichen Situation ist und meine Sorgen wirklich nachvollziehen kann, schreibe ich hier. Vielleicht findet sich jemand, der etwas dazu sagen mag. Ich wäre sehr dankbar!
Ich bin seit 8 Jahren mit meinem jetzigen Mann zusammen. Aus meiner ersten Ehe habe ich zwei Teenager, wir leben seit 6 Jahren also als Patchworkfamilie zusammen. Mein jetziger Mann ist damals zu mir und den Kids gezogen. Er hat schon länger mit Depressionen zu kämpfen, vermutlich schon seit etwa 15 Jahren oder länger, was ich damals aber noch nicht wusste. Er sprach damals von einem Burnout und einem Kuraufenthalt, aber er hat es als relativ milde abgetan und nicht weiter darüber gesprochen.
Mein Mann hatte schon bei unserem Kennenlernen noch andere gesundheitliche Probleme, die ihm und dann auch mir als behandelbar erschienen. Abgesehen von diesen Problemen hat er aber immer Sport gemacht und extrem auf seine Gesundheit geachtet.
Kurz bevor er zu mir und den Kids gezogen ist (seine Wohnung war schon gekündigt), bekam er Angst- und Panikattacken. Er war damals schon in psychologischer Behandlung, aber das brachte gar keine Verbesserung. Es wurde immer schlimmer. Dann, nach dem Umzug, wurde bei ihm ein Hirntumor festgestellt. Das stürzte ihn in eine Depression. Das wurde so schlimm, dass er sich nicht behandeln lassen und einfach sterben wollte.
Für mich begann seit dem Umzug vor 6 Jahren eine extrem belastende Zeit, die bis heute andauert. Ich habe ihm damals gesagt, dass es natürlich seine persönliche Entscheidung sei, ob er sich behandeln lassen will oder nicht, aber dass ich für mich weiß, dass ich keine Kraft habe, ihn beim Sterben zu begleiten und mich also trennen müsste. Es klingt herzlos, aber ich habe ihn sonst immer unterstützt und es stimmte einfach. Ich war bis dahin alleinerziehend mit zwei noch jungen Kindern und berufstätig, weil ich meine Familie versorgen muss.
Er hat sich dann doch behandeln lassen und einer Bestrahlung zugestimmt. Der Tumor war danach 5 Jahre lang „ruhig“, ist also nicht mehr gewachsen. Das hat sich im vergangenen Herbst geändert. Da wurde bei einer Kontrolle ein Rezidiv festgestellt.
Es folgten eine wirklich heftige OP Anfang des Jahres und dann wieder Bestrahlung.
Mittlerweile hat er die Therapien überstanden, physisch geht es ihm ganz gut, aber psychisch geht es ihm nach wie vor schlecht. Er leidet unter chronischem Fatigue, Depressionen, extremer Antriebslosigkeit, hat keine Interessen, außer für seinen exzessiven Sport und seine extreme Ernährung (meiner Ansicht nach hat er eine Essstörung), er hat ein extrem verzerrtes Selbstbild, er traut sich gar nichts zu, fängt deshalb von selbst nichts an, hat keine Hobbys und keine Freunde. Aus seinem ursprünglichen Sinn für Humor ist Zynismus geworden, der sich auch gerne gegen mich oder die Kinder richtet.
Er hat keine Geschwister oder sonstige Familie (die sind alle zerstritten), nur seine Eltern, die uns aber wirklich überhaupt keine Hilfe sind, im Gegenteil. Sie fühlen sich gar nicht zuständig, telefonieren nur mal ab und zu und haben ihn nicht mal im Krankenhaus besucht. Sie waren der Ansicht, dass ich als Ehefrau mich um alles zu kümmern hätte. Das habe ich auch getan, aber das Verhalten meiner Schwiegereltern fand ich richtig krass und seither ist unser Verhältnis noch deutlich abgekühlter.
Nun zu meinem Problem: ich mag meinen Mann sehr, aber ich will nicht mehr. Ich will ihn nicht im Stich lassen und bin bereit ihn weiterhin zu unterstützen, aber ich kann nicht mehr in einer Partnerschaft mit ihm leben. Denn das war es einfach von Anfang an nicht. Ich kümmere mich um die Kinder, den Haushalt, den Garten und das Haus, den gesamten Papierkram und finanziere alles. Aber es geht nur um ihn und seine Krankheit. Die ist natürlich auch sehr schlimm, dagegen kann man gar nichts sagen. Aber ich gehe komplett unter und mein Leben macht so gar keinen Sinn, weil einfach jeder Tag mega anstrengend ist für mich. Ich muss arbeiten, wenn ich heimkomme, jammert mein Mann die ganze Zeit. Wirklich, es kommt kein positives Wort, immer nur Kritik an anderen Leuten, an den Kindern, Ironie und Zynismus. Meine Kinder brauchen mich und ich kann das alles nicht.
Mein Mann ist Frührentner, bezieht nur eine kleine Rente und sagt, dass er nichts zahlen kann, schon gar keine eigene Wohnung. Er sagt selbst, dass er komplett abhängig ist von mir und sich längst umgebracht hätte, wenn ich nicht da wäre. Aber ich fühle mich schrecklich. Wie in einer Falle.
Ich weiß, es hört sich herzlos an und jeder, der uns kennt, hat Mitleid mit meinem Mann. Ich ja auch. Aber ich kann es trotzdem nicht mehr. Was soll ich nur machen?
da ich gerade (mal wieder) sehr am Rande meiner Kräfte bin und meine private Situation mich wirklich unglücklich macht und ich aus meinem Umfeld niemanden kenne, der in einer ähnlichen Situation ist und meine Sorgen wirklich nachvollziehen kann, schreibe ich hier. Vielleicht findet sich jemand, der etwas dazu sagen mag. Ich wäre sehr dankbar!
Ich bin seit 8 Jahren mit meinem jetzigen Mann zusammen. Aus meiner ersten Ehe habe ich zwei Teenager, wir leben seit 6 Jahren also als Patchworkfamilie zusammen. Mein jetziger Mann ist damals zu mir und den Kids gezogen. Er hat schon länger mit Depressionen zu kämpfen, vermutlich schon seit etwa 15 Jahren oder länger, was ich damals aber noch nicht wusste. Er sprach damals von einem Burnout und einem Kuraufenthalt, aber er hat es als relativ milde abgetan und nicht weiter darüber gesprochen.
Mein Mann hatte schon bei unserem Kennenlernen noch andere gesundheitliche Probleme, die ihm und dann auch mir als behandelbar erschienen. Abgesehen von diesen Problemen hat er aber immer Sport gemacht und extrem auf seine Gesundheit geachtet.
Kurz bevor er zu mir und den Kids gezogen ist (seine Wohnung war schon gekündigt), bekam er Angst- und Panikattacken. Er war damals schon in psychologischer Behandlung, aber das brachte gar keine Verbesserung. Es wurde immer schlimmer. Dann, nach dem Umzug, wurde bei ihm ein Hirntumor festgestellt. Das stürzte ihn in eine Depression. Das wurde so schlimm, dass er sich nicht behandeln lassen und einfach sterben wollte.
Für mich begann seit dem Umzug vor 6 Jahren eine extrem belastende Zeit, die bis heute andauert. Ich habe ihm damals gesagt, dass es natürlich seine persönliche Entscheidung sei, ob er sich behandeln lassen will oder nicht, aber dass ich für mich weiß, dass ich keine Kraft habe, ihn beim Sterben zu begleiten und mich also trennen müsste. Es klingt herzlos, aber ich habe ihn sonst immer unterstützt und es stimmte einfach. Ich war bis dahin alleinerziehend mit zwei noch jungen Kindern und berufstätig, weil ich meine Familie versorgen muss.
Er hat sich dann doch behandeln lassen und einer Bestrahlung zugestimmt. Der Tumor war danach 5 Jahre lang „ruhig“, ist also nicht mehr gewachsen. Das hat sich im vergangenen Herbst geändert. Da wurde bei einer Kontrolle ein Rezidiv festgestellt.
Es folgten eine wirklich heftige OP Anfang des Jahres und dann wieder Bestrahlung.
Mittlerweile hat er die Therapien überstanden, physisch geht es ihm ganz gut, aber psychisch geht es ihm nach wie vor schlecht. Er leidet unter chronischem Fatigue, Depressionen, extremer Antriebslosigkeit, hat keine Interessen, außer für seinen exzessiven Sport und seine extreme Ernährung (meiner Ansicht nach hat er eine Essstörung), er hat ein extrem verzerrtes Selbstbild, er traut sich gar nichts zu, fängt deshalb von selbst nichts an, hat keine Hobbys und keine Freunde. Aus seinem ursprünglichen Sinn für Humor ist Zynismus geworden, der sich auch gerne gegen mich oder die Kinder richtet.
Er hat keine Geschwister oder sonstige Familie (die sind alle zerstritten), nur seine Eltern, die uns aber wirklich überhaupt keine Hilfe sind, im Gegenteil. Sie fühlen sich gar nicht zuständig, telefonieren nur mal ab und zu und haben ihn nicht mal im Krankenhaus besucht. Sie waren der Ansicht, dass ich als Ehefrau mich um alles zu kümmern hätte. Das habe ich auch getan, aber das Verhalten meiner Schwiegereltern fand ich richtig krass und seither ist unser Verhältnis noch deutlich abgekühlter.
Nun zu meinem Problem: ich mag meinen Mann sehr, aber ich will nicht mehr. Ich will ihn nicht im Stich lassen und bin bereit ihn weiterhin zu unterstützen, aber ich kann nicht mehr in einer Partnerschaft mit ihm leben. Denn das war es einfach von Anfang an nicht. Ich kümmere mich um die Kinder, den Haushalt, den Garten und das Haus, den gesamten Papierkram und finanziere alles. Aber es geht nur um ihn und seine Krankheit. Die ist natürlich auch sehr schlimm, dagegen kann man gar nichts sagen. Aber ich gehe komplett unter und mein Leben macht so gar keinen Sinn, weil einfach jeder Tag mega anstrengend ist für mich. Ich muss arbeiten, wenn ich heimkomme, jammert mein Mann die ganze Zeit. Wirklich, es kommt kein positives Wort, immer nur Kritik an anderen Leuten, an den Kindern, Ironie und Zynismus. Meine Kinder brauchen mich und ich kann das alles nicht.
Mein Mann ist Frührentner, bezieht nur eine kleine Rente und sagt, dass er nichts zahlen kann, schon gar keine eigene Wohnung. Er sagt selbst, dass er komplett abhängig ist von mir und sich längst umgebracht hätte, wenn ich nicht da wäre. Aber ich fühle mich schrecklich. Wie in einer Falle.
Ich weiß, es hört sich herzlos an und jeder, der uns kennt, hat Mitleid mit meinem Mann. Ich ja auch. Aber ich kann es trotzdem nicht mehr. Was soll ich nur machen?