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Doris Schmidt

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Beitrag von Doris Schmidt »

Kann bereits präventiv bei Kindern festgestellt werden, ob eine mögliche Vererbung in Betracht kommt (der Vater meines Sohnes (7) ist depressiv)?
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Doris, ich glaube kaum, dass sowas möglich ist, beim Vererbungsfaktor handelt es sich ja nur um eine Disposition. Erst die Lebensumstände entscheiden dann, ob es zu Krankheitsphasen kommt. Und wenn dein Mann depressiv ist, muss das nicht von Vererbungsfaktoren kommen. Wichtig scheint mir zu sein, dass man Kinder sehr bewusst darüber aufklärt, dass die Krankheitssymptome wie Unnahbarkeit, scheinbare Interesselosigkeit, evtl. Aggressivität nichts mit dem Kind zu tun haben. Denn das ist sicher eine Gefahr, dass Kinder dies als Beziehungsstörung erleben- hier liegt nach meiner Meinung ein größere Gefahr, Depr. auf Kinder zu "übertragen". Gruß Thomas
marc
Beiträge: 74
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von marc »

Die Tatsache , daß 94% der Personen mit einer Verdoppelung des Chromosoms 15 unter starken Depris leiden , ist wohl kaum durch "Lebensumstände" zu erklären ! Diese Personen scheinen ja eine fast 100%ige Disposition zu haben !
titanic
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Beitrag von titanic »

Meine Mutter hatte in meinem Alter jahrzehntelang Depressionen. Leider hat sie mir das jetzt erst im Zusammenhang mit meinen eigenen Problemen gesagt. Sie macht sich sicher -im Vergleich zu nichtbetroffenen Familienmitgliedern- die größten Sorgen um mich. Sie hat niemals Medikamente bekommen oder eine Therapie - damals war das einfach noch nicht üblich oder es wurde ignoriert. Ich habe in meiner Kindheit meine Mutter als ständig nervös, fahrig und Selbstgespräche-führend erlebt, einfach etwas seltsam und unerreichbar, und konnte mir keinen Reim draus machen. Jetzt erst hat sie darüber gesprochen.... Ein bisschen spät. Ich selbst versuche, meinen eigenen Kindern, je nach Alter und Verständnis, die Krankheit zu erklären. (jedoch nicht in allen Einzelheiten...) Am wichtigsten finde ich es jedoch, und das wird oft versäumt, dass man JEDEM Kind (nicht nur von betroffenen Eltern) vermittelt: "Eine seelische Krankheit ist eine Krankheit wie jede andere auch und man darf und soll sich fachliche Hilfe holen, ohne sich zu schämen." Das kommt vielfach zu kurz und so spuken Begriffe in den Kinderköpfen rum wie -Irrenhaus- oder -Klappsmühle- o.ä. Da helfen nur ernsthafte Gespräche mit den Kids. Liebe Grüße Titanic
christabelle
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von christabelle »

Hallo, Herr Dr. Niedermeier! Sind Sie noch da? Könnten Sie dann zu Marcs Bemerkung bitte mal etwas sagen? Weil es doch von fachlicher Seite immer heißt, daß nur die Veranlagung zur Depression vererbt wird, die dann ggf. durch Schicksalsschläge ausgelöst wird...??? Kann es sein, daß Sie nicht mehr so oft mitlesen - oder halten Sie sich nur mehr zurück - oder gibt es im Moment für Sie einfach weniger zu sagen? Gruß Christabelle
Dr. Nico Niedermeier

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Beitrag von Dr. Nico Niedermeier »

Also...Ich lese noch genausoviel mit...und versuche mich einfach etwas zurückzuhalten (Christabelle)..also Ich habe Marc im letzten halben Jahr eigentlich nie mehr wiedersprochen...aber: Die Ergebnisse Zur Genetik sind im Fluss und ändern sich dauernd, zumal man noch viel zu wenig über einzelne Gene weis...folglich halte ich von solchen Aussagen momentan noch gar nichts (sorry Marc) zumal sich alle Genetiker die ich kenne sehr sehr vorsichtig ausdrücken.... Nochmal zu Christabelle..und Doris Schmidt .die Veranlagung kann vererbt werden , aber wir haben keine Prädiktoren die verlässlich voraussagen ob Jemand (wenn die Anlage vererbt wurde) an einer Depression erkranken wird..aber es muss nicht immer an den Lebensumständen (also externen Stressoren) liegen...viele Menschen erkranken auch ohne erkennbare Auslöser Grüsse Dr. Niedermeier
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Herr Dr. Niedermeier! ...auf die Gefahr hin zu nerven (aber ich habe drei kleine Kinder, von denen beide Eltern und drei Großeltern depressiv sind bzw. waren (von den anderen Verwandten gar nicht zu reden)) - ich bin etwas nervös geworden bei "erkranken ohne erkennbaren Auslöser..." - gehören die dann zu der angeblich überwältigenden Mehrheit, die wieder gesund werden? Oder nehmen die dann ihr Leben lang Medikamente? Und kann man gar nichts tun als abzuwarten? Und gibt es irgendwo mehr Information dazu, wie man seine Kinder auf ein Leben mit der Depression vorbereiten kann? Gruß Christabelle
marc
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von marc »

Ich habe meine Infos aus einer "Doppelblindstudie" erhalten, in der sich zeigte , daß Personen mit der benannten "Chromosomenanomalie"; N=200 ;mit 94%iger Wahrscheinlichkeit an Depressionen erkranken , wohingegen die "Vergleichsgruppe" , ohne diese Anomalie , nur mit 3%iger Wahrscheinlichkeit erkrankten ...bei dieser Größe der Studie und dem "eindeutigen" Ergebniss kann man wohl schon von einer "Tatsache" reden , obwohl die Humangenetik mit viel "Respekt" betrachtet werden muss !
R.W.
Beiträge: 50
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von R.W. »

Hallo Ihr, diese Frage hat mich auch schon mehrfach beschäftigt (auch aus familiären Gründen und weil ich darüber las) und habe dazu schon zweimal Fachleute befragt: link für das medizin-forum: http://www.medizin-forum.de/index.php3? ... aid=107299 , das war die Antwort von der Genetik-Expertin und das andere kopiere ich hier rein: Nicht nur auf Chromosom 21 wurden Veränderungen bei Depressiven gefunden! Doch sind die bisherigen Daten meines Wissens inkonsistent bzw. nur bei einzelnen seltenen Familien mit hohen raten an Krankheitsfällen gefunden worden. Solche Informationen wurden schon mehrfach publiziert, waren dann aber nicht auf die Mehrheit der Erkrankten übertragbar. Sich an ein humangenetisches Institut zu wenden, könnte sich trotzdem lohnen, wenn es in der Familie schon viele Betroffene gegeben hat (insbesondere wenn auch manische Phasen bekannt sind, da bipolare Verläufe stärker genetisch determiniert sein sollen). Es bleibt leider weiterhin die Tatsache, das meißtens nur eine geringradige Erhöhung der Erkrankungshäufigkeit bei engen Verwandten (z.B. Kinder) gefunden werden kann. Zudem werden Übereinstimmungen bei eineiigen Zwillingen nur in etwa 50% gefunden, bei einer Häufigkeit dieser Depression in der Bevölkerung von vielleicht 5%. das heißt selbst bei einer genetischen Veranlagung muß es nicht zu einer Erkrankung kommen bzw. auch viele die nur eine geringe genetische Veranlagung zu einer Depression haben können eine solche bekommen. Frau Dr. .... Weiterhin: 2000 erschien ein Artikel in der Schweriner Volkszeitung, dass das Erbgut von Depression und Taubheit gefunden wurde. Den Artikel (Miniartikel) müsste ich erst einscannen, jedenfalls steht da so ungefär: "Chromosom 21 ... erhoffen sich die Forscher... auch Auskunft über genetische Ursachen von weitern ...Formen ... der manischen Depression." Dann bekam ich noch eine Mail zu meiner Anfrage, wo steht, dass Nr. 5,8,13 und X dafür könnten, dass aber auch nicht 100%ig ist. Hoffe, weitergeholfen zu haben, Gruss Ruthild
christabelle
Beiträge: 554
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von christabelle »

Hallo, Ruthild! Danke für die ausführliche Antwort - wieder viel zum Nachschauen, -denken, -prüfen - aber vielleicht würde ich's besser gar nicht so genau wissen wollen, ob man selber drinhängt, ist eine Sache, aber meine Kinder... ich weiß nicht, wie ich das aushalten sollte. Gruß Christabelle
Dr. Nico Niedermeier

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Beitrag von Dr. Nico Niedermeier »

Lieber Marc bei genetischen Untersuchungen gibt es keine Doppelblindstudien.....oder wie soll das gehen?? Der Arzt und der Patient wissen nicht ob Sie ein verändertes Erbgut verabreichen (respektive verabreicht bekommen) oder ein Placebo? ansonsten würde ich mich Ruthild anschliessen...bis auf das leider...das was Sie geschrieben hat besagt nämlich, dass auch bei vielen Familien, bei denen beide Eltern depressiv waren, keine Kinder depressiv wurden.... Viele Grüsse Dr. Niedermeier
panda56
Beiträge: 44
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von panda56 »

hallo thomas, ich denke, einen geringen anteil an vererbung ist möglich. vor allem wenn es sich um endogene, d.h. gehirnstoffwechselstörungen, die nur durch bestimmte ad mit bestimmten inhalten, behandelt werden können. ich habe während einer therapie im krankenhaus mit meiner familie zusammen einige gespräche mit der psychologin geführt, wo dann nach vielen stunden familientherapie heraus kam, daß meine tochter sich für meine depression verantwortlich fühle . heute ist sie 22 . meine depressionen traten das erste mal im jahre 1992 auf, da war meine tochter 12 jahre als. sie hat also bis sept.1999 diese schwere belastung auf sich genommen und 7 jahre lang geglaubt, daß sie verantwortlich für meine krankheit. sie hat sich keinem anvertraut und hat alles mit sich alleine ausgemacht. meine ärztin bei der ich 7 jahre in behandlung war - heute leider pensioniert - konnte sich viele reaktionen nicht erklären. als ich dann nach dem stationären aufenthalt in die tagesklinik ging, habe ich versucht, die alltäglichen probleme zu bewältigen und körperlich energie aufgebaut. konnte dann auch mit meiner tochter und meinem sohn über dieses thema sprechen. mein mann hat mich die ganzen jahre unterstützt und hat sich gefreut, wenn es mir nur für ein paar tage besser ging. gruss panda
Christiane Vo
Beiträge: 4
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Christiane Vo »

Ich glaube auch an eine mögliche Vererbung, da meine Mutter auch depressiv war. Allerdings hat sie, durch eigene Probleme, mit ihrer Erziehung einen weiteren Grundstein gelegt. Vieleicht sogar den bedeutenderen !! Wenn Du Deinen Kids ECHTES Selbstvertrauen geben kannst, ist das möglicherweise der beste Schutz gegen Depression. Alles gute für Euch!
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