Venlafaxin ein Leben lang?

romu
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Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Hallo,

ich bin 37 Jahre alt und nehme seit ca. 15 Jahren das Medikament Venlafaxin (in einer Dosis von 150mg täglich morgens). Mir wurde mit Anfang 22 eine generalisierte Angststörung / Depression diagnostiziert. Darauf hin habe ich damals auch eine ambulante Verhaltenstherapie gemacht, nachdem ich 4 Wochen in stationärer Behandlung war.

Mir ging es seitdem immer mal wieder phasenweise schlechter wie besser. Allgemein habe ich das Gefühl, dass mir das Medikament bisher ganz gut geholfen hat meinen Alltag zu bewältigen in all den Jahren. Ängste welche damals noch des Öfteren zu akuten Panikattacken führten traten nicht mehr auf.

Seit nun ca. 2 Jahren habe ich zunehmend das Gefühl, dass es mir wieder enorm schlechter geht. Ich fühle mich ziemlich ausgebrannt. Ich kann mich nicht lange konzentrieren, fühle mich kraftlos, ideenlos, hoffnungslos und weine wieder sehr oft.

Seit jetzt ca. 10 Jahren leiste ich zusätzliche Pflege für einen Angehörigen und meine eigene private sowie berufliche Situation ist ebenfalls recht instabil. Kurz gesagt bin ich tot unglücklich.

Ich habe das Medikament in all der Zeit mehrfach versucht abzusetzen, aber nach spätestens 6 Wochen war wieder das Gefühl da, ich schaffe das nicht. Ich bekam wieder Herzrasen, Panik etc.

Vor einigen Monaten habe ich dann mit meinem behandelnden Psychiater darüber gesprochen und ihm gesagt, dass es mir vermehrt schlechter geht. Darauf hin hatte ich versucht das Venlafaxin auf 225 mg umzustellen. Leider ging es mir darauf hin eher noch schlechter und ich habe mich zusätzlich wie ein Getriebener gefühlt.

Danach habe ich auf Empfehlung meines Arztes Bupropion für etwas über einen Monat ausprobiert, was auch zu keiner Verbesserung geführt hat. Generell bin ich sehr skeptisch, was Psychopharmaka anbelangt und wollte es schon immer möglichst schnell wieder loswerden. Die 15 Jahre sprechen bedauerlicherweise eine andere Sprache.
Calca
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Calca »

Zum Beispiel die AOK drückt sich hierzu sehr deutlich aus. Als ich damals Medis genommen habe, hab ich mich auch etwas näher mit der möglichen Einnahmedauer beschäftigt.
Überall heißt es, dass diese Medikamente nicht für eine lebenslange Einnahme geeignet sind. Dauerhaft belastet es die Leber und kann zu Herzerkrankungen führen. Das sind so die beiden Hauptprobleme.
Es gibt sicherlich Erkrankungen die ohne Medikamente auch die Lebenszeit verkürzen, aber bei allen anderen sollte man schon durch Therapien und eine passende Lebensgestaltung einen Punkt erreichen, an dem man keine Medis braucht.
sunshine94
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von sunshine94 »

Hallo romu,

wow, dann nimmst du es ja echt schon sehr lange. Und freut mich, dass es dir so gut geholfen hat.
Aber jetzt natürlich ungünstig, dass es vllt aufgrund neuer und oder langanhaltender Belastungsfaktoren (Pflege und Job und co) nicht mehr „wirkt“ bzw. dass es dir daher einfach nochmal schlechter geht aufgrund eben der Belastungen.

Schade, dass Venlafaxin 225mg nicht „gewirkt“ haben. Haben die Nebenwirkungen zu lange angehalten?
Es gibt glaube ich noch ein anderes, Ähnliches wie das Venlafaxin.


Aber zu der eigentlichen Frage.
Ich lese und höre auch sehr oft, dass das nicht lebenslänglich genommen werden soll aufgrund der bereits oben beschriebenen Gefahren/ Risiken.

Ich nehme seit März 2023 Venlafaxin, aktuell 150mg. Es hilft mir auch. Ich gehe nächste Woche in eine Klinik.
Aber ich frage mich auch: „Wie lange nehme ich das?“
Wenn ich mich nach der Klinik stabilisiert habe und wieder Fuß fasse: was dann? Meine Therapeutin würde sagen, nicht zu früh absetzen.

Wichtig ist auf jeden Fall: Regelmäßig EKGs und Blutbild kontrollieren lassen. Einfach immer wieder mal den medizinischen Check zwischendurch machen.


Also ich stelle es mir so vor, dass, wenn ich irgendwann wieder stabil genug bin, und das für einen längeren Zeitraum, und wenn der Raum und die Kapazitäten dafür gegeben sind, dass ich dann sagen kann „ich schleiche es aus“.

Aber wenn’s eben halt länger dauert… ist man auch weiterhin erstmal darauf angewiesen.
Vorher habe ich drei Jahre lang Paroxetin genommen. Davon habe ich irgendwie nix gemerkt. Aber da ich immer wieder Krisen hatte, wurde das nie ausgeschlichen weil es halt eben nie den Zeitpunkt gab.
Bis ich eben im März leider ganz zusammengebrochen bin, von Parox auf Venla gewechselt bin und nächste Woche in die Klinik fahre.
Für mich steht jetzt schon fest: ich muss was an meiner privaten und beruflichen Situation ändern weil ich so nicht weiter machen kann.

Step by step und dann mal sehen, wie lange ich auf das AD angewiesen bin… keine Ahnung.


Darf ich fragen, ob du eine Verhaltenstherapie oder ähnlich machst?

Ich wünsche dir gute Besserung 🍀

LG Sunshine
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

sunshine94 hat geschrieben:
Schade, dass Venlafaxin 225mg nicht „gewirkt“ haben. Haben die Nebenwirkungen zu lange angehalten?
Es gibt glaube ich noch ein anderes, Ähnliches wie das Venlafaxin.
Ich habe die Umstellung vor ca. einem Jahr auf 225 mg für ca. 3 Wochen vollzogen. Dann wieder sofort auf die üblichen 150 mg, da ich mich mit den 225 mg stark unruhig gefühlt hatte. Im Nachhinein frage ich mich auch, ob ich der Umstellung etwas mehr Zeit geben hätte sollen.
sunshine94 hat geschrieben:ch nehme seit März 2023 Venlafaxin, aktuell 150 mg. Es hilft mir auch. Ich gehe nächste Woche in eine Klinik.
Aber ich frage mich auch: „Wie lange nehme ich das?“. Wenn ich mich nach der Klinik stabilisiert habe und wieder Fuß fasse: was dann? Meine Therapeutin würde sagen, nicht zu früh absetzen.
Ja richtig. Schön das es dir hilft. Mir hat es auch immer gut geholfen ohne große Nebenwirkungen. Zu Beginn damals, hatte ich oft Mundtrockenheit und hin und wieder bin ich Nachts wach geworden und habe mich teilweise sehr verwirrt /orientierungslos gefühlt für einige Minuten. Das ging aber ingesamt bzw. habe ich in Kauf genommen, um dafür zumindest halbwegs konzentriert und ohne Angst durch den Tag zu kommen.
sunshine94 hat geschrieben:Wichtig ist auf jeden Fall: Regelmäßig EKGs und Blutbild kontrollieren lassen. Einfach immer wieder mal den medizinischen Check zwischendurch machen.
Guter Hinweis. Ich war seit über 10 Jahren bei keinem Hausarzt außer bei meinem behandelnden Psychiater, um mir dort einmal im Quartal ein neues Rezept für das Venlafaxin zu holen. Ich denke auch es wird evtl. mal Zeit dafür, vielleicht gibt es da irgendwelche Auffälligkeiten.
sunshine94 hat geschrieben:Also ich stelle es mir so vor, dass, wenn ich irgendwann wieder stabil genug bin, und das für einen längeren Zeitraum, und wenn der Raum und die Kapazitäten dafür gegeben sind, dass ich dann sagen kann „ich schleiche es aus“.
Das ist auch der empfohlene Weg. Lass dir in jedem Fall genügend Zeit. Ich hatte das erste Mal nach ca 2 Jahren der konstanten Einnahme und wo ich das Gefühl hatte, dass es mir allgemein besser ging, das so versucht abzusetzen. Ich kam so (ohne) lediglich ein paar Monate zu Recht. Weiterhin habe ich im Verlauf der Jahre dann selbst 2-3 mal versucht das Medikament abzusetzen und die Einnahme auf meinen eigenen Rat hin von heut auf morgen gestoppt, auch bisher ohne nachhaltigen Erfolg. Das schlagartige Absetzen würde ich auch nicht empfehlen. Wenn dann schleich es besser aus.
sunshine94 hat geschrieben:Darf ich fragen, ob du eine Verhaltenstherapie oder ähnlich machst?
Ich habe nachdem es mir die letzten 2 Jahre zunehmend schlechter wieder ging nach langem Hin und Her nach einer ambulanten Verhaltenstherapie gesucht, hatte auch 6-7 Sitzungen zwischen März und April. Allerdings habe ich hier ein wenig das Gefühl gehabt, dass mir das nicht wirklich hilft so aktuell. Vorgestern war ich noch mal bei meinem Arzt und dieser hat mir zu einer Tagesklinik geraten. Weiterhin habe ich Mirtazapin in einer geringen Doses verschrieben bekommen. Allerdings habe ich hier schon wieder so viel Negatives gelesen, dass ich nun Unsicher bin dies auch einzunehmen. Ich soll es Abends auf Grund der sedierenden Wirkung. Angeblich soll es die Wirkung vom Venlafaxin verstärken. Ich bin ziemlich ratlos momentan. Mir fällt es extrem schwer überhaupt irgendeine Entscheidung zu treffen. Bin dauernd müde, schon morgens trotz ausreichend Schlaf in der Nacht. Ich lebe relativ gesund, trinke kein Alkohol, rauche nicht mehr, gehe täglich Schwimmen, ernähre mich gesund. Keine Ahnung mehr so wirklich.
Lana75
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Lana75 »

romu hat geschrieben: 19. Mai 2023, 12:01
…außer bei meinem behandelnden Psychiater, um mir dort einmal im Quartal ein neues Rezept für das Venlafaxin zu holen.
Hallo,

Meiner Meinung nach darin das Problem. Hast du auch Gespräche mit deinem Psychiater oder bekommst du tatsächlich mehr oder weniger nur fortlaufend ein neues Rezept?

Im Laufe der Jahre hat sich die Behandlung von Depressionen ja doch verändert. So tendiert man heute bei leichten und mittelgradigen Depressionen nicht mehr zu Antidepressiva, sondern zu Therapie. Leider ist das bei Psychiatern noch nicht angekommen. Es ist zeitsparender und leichter einfach ein Rezept auszustellen. Oft wird nicht einmal darüber aufgeklärt, das AD gar nicht für die Dauereinnahme gedacht sind.

Unsere Medikamente wirken ja oftmals im Gehirn und dieses ist äußerst anpassungsfähig. So verwundert es mich persönlich nicht, wenn du nach all den Jahren mit Venlafaxin mitunter keine Wirkung mehr verspürst. Mirtazapin ist eines der eher alten AD und nicht per se schlecht. Es wirkt in geringer Dosis tatsächlich gut einschlaffördernd und beruhigend, im Sinne von Unruhe abbauend. Es hat aber auch durchaus NW klar. Und nicht jedem hilft es, auch klar, wir sind ja Individuen. Ich kam an sich mit Mirta in Bezug auf die Psyche gut zurecht, auch in Kombi mit anderen AD. Aber die Nebenwirkung des angeregten Appetits bzw. ungebremsten Hungers, ist mir für (mit einer Essproblematik) nicht vereinbar. Deshalb lehne ich es mittlerweile ab.

Ich würde dir zu einem offenen Gespräch mit dem Psychiater raten. Wenn du es möchtest, dann kann er dich auf ein neues AD umstellen. Es muss nichts bringen, aber es kann eben doch. Und noch viel mehr rate ich zu einer Therapie. Meiner Meinung nach hilfreicher.

Alles Liebe, Lana
Calca
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Calca »

Ich denke man merkt es, wenn man die Medikamente ausschleichen kann. Bei mir war es damals so, dass ich einen akuten Schub hatte. Es war aber nichts, was es hätte begründen können. Mir ist dann aufgefallen, dass ich den 3. Tag in Folge die Medis vergessen hatte (2 Antidepressiva und tagsüber noch 2 andere Medis). Das ist immer häufiger passiert, ähnlich einem Menschen der seine Unterarmgehstützen beim Aufstehen vergisst und einfach läuft. Nur wegen den Absetzsymptomen wollte ich keine Medis nehmen und habe sie ausgeschlichen. Ich hatte erst ziemlich Angst, dass es mir ohne wieder schlecht geht. Besser wäre es gewesen das mit dem Arzt zu besprechen, aber ich hatte nur noch die Nase voll. Vom ersten Antidepressiva hatte ich noch fast eine ganze Packung von einer Umstellung. Alte Medis langsam reduziert, Umstieg aufs Erste, immer mit der Angst das es schief geht und ein Notvorrat in der Tasche. Das letzte Medi langsam ausgeschlichen, Bedarfsmedis für den Notfall griffbereit. Als ich sie einmal gebraucht hätte, hab ich gesehen das die seit 15 Jahren abgelaufen sind.

Also die Angst spielt auch immer etwas mit rein. Schwer fand ich es das Vertrauen in mich selbst wieder zu entwickeln.
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Lana75 hat geschrieben: 19. Mai 2023, 14:21
Ich würde dir zu einem offenen Gespräch mit dem Psychiater raten. Wenn du es möchtest, dann kann er dich auf ein neues AD umstellen. Es muss nichts bringen, aber es kann eben doch. Und noch viel mehr rate ich zu einer Therapie. Meiner Meinung nach hilfreicher.
Vielen Dank für deine Antwort. Ja, ich denke grundsätzlich genauso. Leider habe ich bei meinem behandelnden Psychiater zuletzt oft das Gefühl gehabt, dass auf meine Fragen und Gedankengänge kaum noch eingegangen wird. Ich kann verstehen, dass auch Ärzte an ihre Grenzen kommen und mir als Kassenpatient evtl. nicht mehr Budget für eine optimale Behandlung zur Verfügung steht.

Therapie. Ich weiß nicht genau wie, wo, was. Die ambulante Verhaltenstherapie, welche ich im März nach langen Überlegungen begonnen hatte, ist im Sande verlaufen. Mein Eindruck hier war auch, dass es mir nicht viel bringt einmal die Woche für 50 Minuten ein Gespräch zu haben.

Damals, als das alles angefangen hat, hat mir die Verhaltenstherapie einigermaßen geholfen meine Ängste/Gedanken besser zu verstehen. Wirklichen LÖSUNGEN gab es auch da schon nicht. Seitdem habe ich halt das Venlafaxin morgens genommen und kam zumindest halbwegs gut durch den Tag.

Mein Psychiater hat mir neben des neuen Rezepts zu einer Tagesklinik geraten (immer hin).

Generell bedrückt mich das dumpfe Gefühl, dass mir eine Therapie auch nicht bei den wirklich entscheidenden Dingen hilft, die es zu lösen gibt. Ich würde behaupten, dass ich vom Logischen her meine Probleme kenne. Das scheint nur nutzlos, wenn man einfach nicht die Kraft findet, man ständig traurig ist oder einem diese diffusen Ängste 24×7 begleiten.

Die letzten Wochen über kann ich mich nicht mal mehr konzentrieren. Ich muss jeden Satz 10 Mal lesen, habe ständig das Gefühl mich fremd zu fühlen wie hinter einer Glasscheibe, bin ständig müde, auch morgens schon, nachdem ich eigentlich 8 Stunden gut geschlafen habe. Die letzten Tage über habe ich wieder Mundtrockenheit und meine Beine fühlen sich komisch an. Quasi die typischen Nebenwirkungen, welche ich damals zu Beginn der Einnahme vom Venlafaxin hatte, treten wieder auf, die erhoffte Wirkung bleibt vermehrt aus.

Ich habe schon Angst vor der Angst wieder so Panikattacken zu bekommen und dann gar nichts mehr gebacken zu bekommen. Ich bin selbstständig (versuche es zumindest) und kann es mir das überhaupt nicht leisten so neben der Spur zu sein.

Ich habe das verschriebene Mirtazapin in 15mg bisher nicht eingenommen. Im Prinzip aus Angst. Ich möchte nicht als „Medikamenten-Junkie“ enden. Wie du schon sagst, mache ich mir enorme Gedanken um mögliche Nebenwirkungen. Noch mehr Gewicht zu nehmen, möchte ich auch nicht. Schlafen kann ich eigentlich und das Medikament soll müde machen. Mein Psychiater sagt, die eigentliche antidepressive Wirkung soll dann tagsüber eintreten, daher soll ich es Abends nehmen.
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Mirtazapin habe ich für ca. 3 Wochen getestet gehabt. Leider ohne Verbesserung. Es hat wie erwartet nur ziemlich müde gemacht und das nicht nur unmittelbar nach Einnahme vor dem Schlafen gehen, sondern ebenfalls tagsüber.

Das Venlafaxin zeigt meines Erachtens/Empfinden kaum noch eine positive Wirkung. Ich fühle mich meistens schon nach dem Aufstehen antriebslos und ohne Kraft. Ständige negative Gedankenkreise / Grübeln runden das Bild hab. Ich kann mich nicht mal mehr auf die einfachsten Sachen wirklich fokussieren.

Ich habe ein Vorgespräch bei einer Tagesklinik geführt, doch überzeugend ist anders. Die Psychologin vor Ort sagte mir schon, dass man in den 4 Wochen vermutlich nicht all zu viel machen kann und hat mir parallel (selbst wenn ich mich für die Tagesklinik entscheiden würde) zu einer ambulanten Psychotherapie geraten.

Alles nicht sehr hoffnungsvoll.
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Calca hat geschrieben: 20. Mai 2023, 01:48 Ich hatte erst ziemlich Angst, dass es mir ohne wieder schlecht geht. Besser wäre es gewesen das mit dem Arzt zu besprechen, aber ich hatte nur noch die Nase voll.
Ja, das ich gut verstehen. So ging es mir auch. Ich habe es 2-3 mal versucht abzusetzen. Die ersten Tage waren die Hölle, dann für 4-6 Wochen ging es gut und dann überkamen mich wieder Ängste und totale Unruhe bis hin zu Panikattacken. Keine Ahnung wie ich je davon los kommen soll. Wenn es wenigstens helfen würde aber das Gefühl habe ich halt auch überhaupt nicht mehr.
lost of horizont
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lost of horizont »

romu hat geschrieben: 11. Jul 2023, 19:32 Mirtazapin habe ich für ca. 3 Wochen getestet gehabt. Leider ohne Verbesserung. Es hat wie erwartet nur ziemlich müde gemacht und das nicht nur unmittelbar nach Einnahme vor dem Schlafen gehen, sondern ebenfalls tagsüber.

Das Venlafaxin zeigt meines Erachtens/Empfinden kaum noch eine positive Wirkung. Ich fühle mich meistens schon nach dem Aufstehen antriebslos und ohne Kraft. Ständige negative Gedankenkreise / Grübeln runden das Bild hab. Ich kann mich nicht mal mehr auf die einfachsten Sachen wirklich fokussieren.

Ich habe ein Vorgespräch bei einer Tagesklinik geführt, doch überzeugend ist anders. Die Psychologin vor Ort sagte mir schon, dass man in den 4 Wochen vermutlich nicht all zu viel machen kann und hat mir parallel (selbst wenn ich mich für die Tagesklinik entscheiden würde) zu einer ambulanten Psychotherapie geraten.

Alles nicht sehr hoffnungsvoll.
Wie sieht denn dein Tagesplan aus? Ist da eine Struktur drin?

Naja, 3 Wochen mirta ist nicht viel. Hättest da noch etwas geduld zeigen können.
lost of horizont
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lost of horizont »

romu hat geschrieben: 11. Jul 2023, 19:40
Calca hat geschrieben: 20. Mai 2023, 01:48 Ich hatte erst ziemlich Angst, dass es mir ohne wieder schlecht geht. Besser wäre es gewesen das mit dem Arzt zu besprechen, aber ich hatte nur noch die Nase voll.
Ja, das ich gut verstehen. So ging es mir auch. Ich habe es 2-3 mal versucht abzusetzen. Die ersten Tage waren die Hölle, dann für 4-6 Wochen ging es gut und dann überkamen mich wieder Ängste und totale Unruhe bis hin zu Panikattacken. Keine Ahnung wie ich je davon los kommen soll. Wenn es wenigstens helfen würde aber das Gefühl habe ich halt auch überhaupt nicht mehr.
Nun habe selber Venlafaxin lange genommen und am Ende 300mg zu sich genommen Zeit lang. Hatte es dann abgesetzt. Ich muss da aber sagen,dass ich zu der Sorte gehöre,wo absetzen/ausschleichen problemlos funktioniert. Bin da zügig runter gegangen. Hab dann ein anderes medi eingeschlichen.
Highlight
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Highlight »

Ich nehme seit circa 14 Jahren ADs. Ich habe zwar immer mal wieder gewechselt und ich kenne auch das Problem, dass ein funktionierendes Mittel irgendwann nicht mehr geholfen hat. Trotzdem gehe ich davon aus, dass ich das mein Leben lang nehmen werde. Ich merke es psychisch schon, wenn ich mal 1-2 Tage die Einnahme der ADs vergesse (nicht körperlich im Sinne von Entzugserscheinungen, sondern wirklich über die Stimmung)
Wolkenvorhang
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallöchen,

also auch ich gehöre zu den Langzeit ADs Einnehmer. Vor 13 Jahren hatte ich meine erste depressive Episode. Seither hat’s mich im Abstand von 3-5 Jahren immer mal wieder „gewürfelt“. Ich war auch schon 2x in einer psychosomatischen Klinik und jedesmal hatte ich sehr positive Effekte raus gezogen.
Allerdings bin ich der Meinung dass man bei einer bestimmten Form der Depression die Medikamente für immer nehmen muss.
Mich selbst belastet diese Tatsache eher weniger, da ich immer mehrere beschwerdefreie Jahre habe und daraus viel raus ziehen kann.
Ich denke man darf sich nicht unter Druck setzen ob man die Medis nun lange / für immer nimmt oder nicht.
Im Hier und Jetzt bleiben ist wichtig und so wie es kommt so kommt es…
Seit 4 Jahren nehme ich nun auch Venlaflaxin 150mg.
Da ich aber selbst gerade auch in einer Krise stecke weiß ich nicht ob ggf. Eine Umstellung / Erhöhung ansteht. Und wenn dem so ist dann wird man sehen was passiert…
Lg
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Angelika 1964
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo zusammen!
Ich nehme zwar erst seit 4 Jahren AD's aber so wie es aussieht werde ich auch für den Rest meines Lebens Medis nehmen müssen. Bei mir wurde eine endogene Depression diagnostiziert und der Versuch die Medis zu reduzieren sind böse nach hinten losgegangen.
Mir selber macht es nichts aus, ich nehme die Medis genau wie jemand der halt Schilddrüsen Probleme hat und Medis nehmen muss. Mit den Medis geht es mir deutlich besser, wenn auch trotzdem hin und wieder ein Tiefpunkt kommt, wobei ich bei mir glaube dass die Tiefs durch meine mangelnde Akzeptanz der Erkrankung liegt.
Liebe Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

lost of horizont hat geschrieben: 12. Jul 2023, 13:16 Wie sieht denn dein Tagesplan aus? Ist da eine Struktur drin?
Ja eine Tagesstruktur besteht schon, aber offensichtlich keine mit der ich zufrieden bin. Eine berufliche Veränderung scheitert daran, dass ich keine Ideen mehr habe, mir nichts zutraue oder schlicht weg keine Kraft mehr habe.

Ich verdiene mit meiner Selbstständigkeit einfach viel zu wenig. Es ist mehr ein Überleben statt Leben. Damit bin ich den größten Teil des Tages beschäftigt. Nichts ist planbar. Ziele habe ich. Ich würde z.B. gerne mal wieder Verreisen oder auch eine Beziehung haben, allerdings ist das alles nicht machbar so.

Man muss kein Therapeut sein, um zu verstehen, dass das auf Dauer an die Substanz geht. Ich finde aber wie gesagt einfach keinen Weg daraus.
lost of horizont hat geschrieben: 12. Jul 2023, 13:16 Naja, 3 Wochen mirta ist nicht viel. Hättest da noch etwas geduld zeigen können.
Ja, das kann schon sein. Mein Arzt sagte dazu nur, dass 1-2 Wochen ausreichen sollte, um eine Verbesserung zu verspüren (da ich ja schon ein Antidepressivum nehme). Ich hatte ihn zuvor extra gefragt, wie lange ich Geduld zeigen soll. Davor hatte ich bereits Bupropion zusätzlich einige Wochen eingenommen, was auch schon zu keiner Verbesserung geführt hatte.
lost of horizont
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lost of horizont »

Ist es dann nicht sinnvoller aus der Selbstständigkeit raus zukommen? Weil wenn du damit Probleme hast, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis es dir immer schlechter geht. Selbstständigkeit ist eh immer so ne Sache. Raten kann ich damit nicht.

Es spielt doch weniger e Rolle ob du schon ein ad nimmst. Die Aussage ist meines Erachtens falsch vom Arzt. Jedes medi braucht seine Zeit sich zu entfalten. Unabhängig ob man bereits ein ad hat. Außerdem kann man dass pauschal nicht sagen. Weil jeder körper anders ist. Da spielen einige Faktoren zusammen.
sunshine94
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von sunshine94 »

romu hat geschrieben: 19. Mai 2023, 12:01
sunshine94 hat geschrieben:

Hallo Romu,

ich war in der Klinik und wollte dir kurz von meinen Erfahrungen berichten.

Ich bin Zuhause gut angekommen und habe mich gut wieder eingelebt. Ich habe gefühlt mehr Ruhe als vor der Klinik.
Die Therapien waren sehr anstrengend aber auch sehr gewinnbringend. Die Sportangebote auch super.

Ich bring einiges an Werkzeug mit nach Hause und fühle mich gestärkter. Ich kann’s ehrlich empfehlen.
Tagesklinik ist auch eine gute Sache denn da bist du weiterhin in deinem Alltag und kannst Zuhause schlafen.

Zum Venlafaxin:
Meine Ärztin hat den Medikamentenspiegel im Blut nachweisen lassen. Der war genau an der Grenze weshalb wir die Dosis von 150mg auf 75mg reduziert haben und damit komm ich bisher auch gut zurecht.

Zudem habe ich mir vorgenommen, dass Venlafaxin im nächsten Frühjahr (auf keinen Fall Winter) abzusetzen. Die Ärztin empfiehlt es immer nur -37,5mg schrittweise runter zu dosieren.
Ich habe einen Mitpatienten gesehen, der beim absetzen stark gelitten hat. Das hat mir Angst gemacht bzw mich motiviert, das Medikament nächstes Jahr abzusetzen.

Dann habe ich gelernt, dass bei Dauerstress die guten Proteine im Körper in Glukose umgewandelt werden. Und dann gibts diese nicht mehr. Aber die brauchen wir für den Aufbau von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.
Wenn die Proteine (Aminosäuren) weg sind, füllt sich der Speicher nicht von allein wieder auf.

Die muss man dann in Form von Nahrungsergänzungsmittel zuführen.
Und zwar sind das die Aminosäuren: Tryptophan und Phenylalanin.
Fand ich spannend und würde ich dann so weiter versuchen.
Außerdem soll Rosenwurz sehr gut im Winter sein für mehr Konzentration und Antrieb.

Ich hoffe, es geht dir gut und dass ich dir was mitgeben konnte :)
Ganz LG
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

sunshine94 hat geschrieben: Ich hoffe, es geht dir gut und dass ich dir was mitgeben konnte :)
Ganz LG
Danke für deine Antwort. Sehr aufmerksam.

Also ich bin seit einigen Tagen in der Tagesklinik, allerdings ist schon 2 mal ein Therapieprogramm ausgefallen und generell habe ich bisher den Eindruck, dass ich dort mehr meine Zeit absitze, als alles andere. Ich habe mir das etwas intensiver, persönlicher und individueller vorgestellt. Die anderen Patienten, das Personal, die Psychologin und Ärzte sind soweit nett aber naja.

Man ist viel Zeit für sich oder mit den anderen Patienten, ich denke das ist eher kontraproduktiv. So habe ich noch mehr Zeit um in negativen Gedanken zu verfallen und meine Rechnungen zahlen sich davon auch nicht.

Zumindest weiß ich nun, dass ich einen zu hohen Blutdruck hab. Blut für einen Medikamentenspiegel wurde mir ebenfalls abgenommen. Ich bin mal gespannt ob/was dabei raus kommt.

Das Venlafaxin wirkt so gut wie gar nicht mehr (so mein Gefühl). Falls es das jemals überhaupt hat. Keine Ahnung mehr so wirklich.

Ich nehme das Medikament nun schon so lange und habe bereits alles Mögliche an Dosierungen durchgehabt. Die zwei zusätzlichen Medikamente die ich über ein paar Wochen ausprobiert hatte, haben nichts verbessert außer mehr Nebenwirkungen noch gebracht.

Kurz gesagt. Ich bin eigentlich bisher noch keinen Millimeter weiter gekommen. Ich glaube die Tage soll eine Visite mit dem Stationsarzt dort stattfinden, dann werde ich das mal ansprechen.

Beste Grüße!
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Update:

Nach 2,5 Wochen Tagesklinik muss ich mit Ernüchterung sagen, dass ich mir darunter etwas Anderes vorgestellt habe. Ich bin wirklich enttäuscht. Von den offiziell 8 Std., die man täglich dort sein soll, ist man effektiv lediglich ca. 6 Stunden vor Ort. In dieser Zeit findet so gut wie keine "Therapie/Programm" statt und die meiste Zeit hängt man dort allein gelassen, mit seinen Gedanken und anderen Patienten* ab.

2 x Gruppengespräch, 1 x Einzelgespräch für 30 Minuten mit den Psychologen. 1 x Visite mit den Ärzten / Woche. Etwas Basteln in der Ergo, etwas Bewegung, etwas Entspannung. Für die letzteren 3 Sachen benötige ich keine Klinik und was man dort unter Bewegung versteht naja.

Bzgl. der Medikamente wurde mir auch nur gesagt, dass Venlafaxin schwer zu ersetzen ist. Ein Versuch, das Medikament auf "Desvenlafaxin" umzustellen habe ich selbst nach 3 Tagen wieder abgebrochen, da die Nebenwirkungen leider überwogen wie auch schon zuvor unter der zusätzlichen Zunahme von Bupropion und Mirtazapin. Mir wurde übel, schwindelig, Herzrasen. Habe mich gefühlt wie frisch ausgekotzt. Das volle Programm.

Nun bin ich also genauso schlau wie vorher. Ich nehme aktuell weiter das Venlafaxin und habe noch keine Rücksprache mit meinem ambulanten Psychiater gehalten. Habe nach wie vor das Gefühl es wirkt nicht mehr richtig und frage mich, ob ich es weiterhin nehmen sollte oder was die Alternative ist. Ich habe öfters auch wieder eine Mundtrockenheit und manch andere körperliche Reaktion (welche ich seit Beginn der Einnahme vor mehr als 15 Jahren nicht mehr hatte).

Hat hier evtl. noch jemand eine Idee was ich tun kann? Scheinbar sind selbst die Experten wie Psychologen und Psychiater ziemlich ratlos.

Ich werde jetzt weiter nach einer ambulanten Psychotherapie schauen. Allerdings bin ich mir selbst dabei nicht mal mehr sicher, ob/wie mir das helfen kann.

Liebe Grüße.
Kada
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Kada »

Liebe/r Romu,

es tut mit leid, dass die Tagesklinik dir nichts bringt.

Zu der Aussage, dass Venlafaxin schwer ersetzbar wäre, kann ich nur sagen, dass ich das noch nicht so gehört habe. Ich bin vor einigen Jahren ohne Probleme von Venlafaxin auf Sertralin umgestellt worden.

Das Sertralin hat mir bis vor einigen Monaten gut geholfen, dann habe ich es fast ausgeschlichen und nehme seit 4 Wochen die Maximaldosis. Leider schlägt es nicht an und jetzt habe ich Angst, dass es gar nicht mehr wirkt.

Ich drücke dir die Daumen, dass es dir bald wieder besser geht.

LG
Kada
Marla Singer
Beiträge: 11
Registriert: 24. Aug 2018, 11:51

Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Marla Singer »

Hallo Romu,

auch mir tut es leid, dass die die Klinik nicht hilft. Ich besuche seit 3 Monaten auch eine Tagesklinik und werde in 2 Wochen entlassen.

Meine ersten 3 Wochen waren auch nicht so toll, auch viel Zeit absitzen usw. Was mir aber sehr geholfen hat war die engmaschige Betreuung bezgl der Medikamente und die medizinische Diagnostik. MRT, EEG, EKG, Internistische Abklärung usw.
Auch ich nehme Venlafaxin bereits seit 20 Jahren, ich habe mich nie getraut diese abzusetzen weil ich solch eine Angst hatte, dass diese höllische Krankheit wieder kommt. Habe mich von der Stigmatisierung gegenüber Psychopharmaka frei machen können und habe mir dann auch gedacht, andere Menschen nehmen ja auch lebenslang Medikamente gegen irgendwelche chronischen Krankheiten warum das eben nicht auch bei Depressionen wenn es mir doch hilft.

Alle meine Blutwerte sind gut und ich hatte auch circa 18 Jahre Ruhe. dies ist nun meine 2 Episode ausgelöst wohl durch die Wechseljahre😬
In der Klinik wurde mir dann zusätzlich Elontril/Bupropion gegeben da ich so antriebslos war, dies erlangte dann rasch Besserung. Man muss diese Art von Medis wirklich eine Weile nehmen, leider meist länger als 3 Wochen dann verschwinden die Nebenwirkungen meist und es geht bergauf. Ich verstehe und weiß ja selbst wie ätzend das ist aber bei mir hat es sich ausgezahlt.

Vielleicht kannst du ja in der Visite oder dem Stationsarzt deine Gefühle und Gedanken mitteilen und wirklich auch aussprechen was DU möchtest, ist es eine gute Klinik sollten die Ärzte auf dich eingehen.
Ich habe mir zum Beispiel über all die Jahre viele Infos über diese Krankheit geholt mich über Medikamente informiert und so weiter so konnte ichzum Beispiel in der Visite auch kommunizieren was man vielleicht versuchen könnte.
Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und hoffe sehr, dass es besser wird.
Alles Liebe 🙂
150 mg Venlafaxin
150 mg Trazodon
9 Tropfen Diazepam
75mg Schilddrüsenhormon
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Kada hat geschrieben: 14. Aug 2023, 16:11 Liebe/r Romu,

es tut mit leid, dass die Tagesklinik dir nichts bringt.

Zu der Aussage, dass Venlafaxin schwer ersetzbar wäre, kann ich nur sagen, dass ich das noch nicht so gehört habe. Ich bin vor einigen Jahren ohne Probleme von Venlafaxin auf Sertralin umgestellt worden.

Das Sertralin hat mir bis vor einigen Monaten gut geholfen, dann habe ich es fast ausgeschlichen und nehme seit 4 Wochen die Maximaldosis. Leider schlägt es nicht an und jetzt habe ich Angst, dass es gar nicht mehr wirkt.

Ich drücke dir die Daumen, dass es dir bald wieder besser geht.

LG
Kada
Danke dir und entschuldige meine späte Antwort. Habe gar nicht mit einer Antwort gerechnet und freue mich umso mehr. Mir geht es nicht wirklich besser. Nachdem ich die Tagesklinik nach 3 Wochen abgebrochen hatte (sollte 4 Wochen gehen) war ich bisher nur einmal kurz bei meinem behandelnden Psychiater und habe ihn darüber unterrichtet.

Sertralin kenne ich nicht. Wie viele Antidepressiva es doch gibt. Ich nehme aktuell weiterhin das Venlafaxin 150 mg 1 x morgens. Bupropion sowie Mirtazapin haben bei mir nach ca. 3-4 wöchiger „Testphase“ bis auf zusätzliche Nebenwirkungen keine Verbesserungen gezeigt.

Beim Venlafaxin ist die Wirkung eine lange Zeit ganz „gut“ gewesen. In meinen 20er’n. Mit 30–35 ging es auch noch „irgendwie“ aber ab ca. meinem 35. Lebensjahr fällt mir alles nur noch brutal schwer. Mir fehlt es an allem. Ideen, Motivation, Antrieb, Perspektiven.

Die Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit ist am schlimmsten. Ängste kommen und gehen bei mir, aber dieses Depressive macht mich komplett fertig.

Meine Gedankengänge sind zu 90 % negativ und ich habe irgendwie das Gefühl, dass eine Psychotherapie daran auch nichts ändern kann. Daher tue ich mich ziemlich schwer auch momentan damit erneut nach einer anderen Therapieform zu suchen. Mein Arzt rät mit nur weiterhin zu einer Psychotherapie.

Ich stehe an einem Punkt, wo ich mir denke, „du kannst dir nur selbst helfen“. Du kennst dich am besten. Aber das schaff’ ich halt irgendwie auch nicht mehr. Ablenkung hilft ein wenig noch wie zum Sport etc. aber auch nicht mehr so gut wie es mal war. Selbst bei der noch so intensivsten Ablenkung bin ich in Gedanken woanders.

Zu den Medikamenten sagt mein Arzt auch nicht mehr wirklich was. Auf meine Frage, ob ich das Venlafaxin nun ein Leben lang so weiter einnehmen soll (obwohl es ja scheinbar nicht mehr die volle Wirkung zeigt) bekomme ich immer nur ein Schulterzucken und/oder Gegenfragen. Vielleicht sollte ich mal den Arzt wechseln.

Es ist alles ziemlich festgefahren und genau so fühle ich mich auch. Aufgrund der ganzen negativen Gedanken, die permanent vorhanden sind, kann ich mich nicht mehr konzentrieren, um „produktiv“ zu sein. Ich rechne oft 2×2 im Kopf und sage mir selbst die Lösung vor, um das Gefühl zu haben nicht den Verstand zu verlieren. Solche Sachen...
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

Marla Singer hat geschrieben: 24. Aug 2023, 18:20 Meine ersten 3 Wochen waren auch nicht so toll, auch viel Zeit absitzen usw. Was mir aber sehr geholfen hat war die engmaschige Betreuung bezgl der Medikamente und die medizinische Diagnostik. MRT, EEG, EKG, Internistische Abklärung usw.
Danke für deine Antwort! „MRT, EEG, EKG“. Das wurde bei mir nicht gemacht und stand auch wohl nicht auf dem Plan. Generell stand sehr wenig auf dem Behandlungsplan, den ich in der Tagesklinik bekam. Viel war auf Eigeninitiative ausgelegt, aber dafür brauche ich halt keine Klinik. Es gibt bestimmt solche und solche Tageskliniken, keine Frage. Allgemein, wenn man recherchiert, bekommt man aber das Gefühl, dass in Tageskliniken generell wenig Therapie in Form von Gesprächstherapie stattfindet. Für mich war das halt nichts, da ein wenig Sport (was nicht mal wirklich was mit Sport zu tun hatte) und in der Ergotherapie ein wenig Basteln. Die anderen Patienten waren zwar alle sehr nett, aber auch da hatte ich das Gefühl nicht wirklich mich austausche zu können, da alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt (verständlich).
Marla Singer hat geschrieben: 24. Aug 2023, 18:20Auch ich nehme Venlafaxin bereits seit 20 Jahren, ich habe mich nie getraut diese abzusetzen weil ich solch eine Angst hatte, dass diese höllische Krankheit wieder kommt. Habe mich von der Stigmatisierung gegenüber Psychopharmaka frei machen können und habe mir dann auch gedacht, andere Menschen nehmen ja auch lebenslang Medikamente gegen irgendwelche chronischen Krankheiten warum das eben nicht auch bei Depressionen wenn es mir doch hilft.
Das kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe auch eine Zeit lang gebraucht, um überhaupt zu akzeptieren, nun so ein Medikament zu nehmen. Dann ist es irgendwann zur Gewohnheit geworden, aber jetzt in den letzten 2 Jahren wie gesagt habe ich das Gefühl es kann so nicht weiter gehen ein Leben lang (daher auch der Titel meines Themas).
wohl durch die Wechseljahre😬
So denke ich nur noch und ich bin ein Typ. "Ich bin alt", "Ich sehe verändert aus", "Ich verliere immer mehr Haare auf dem Kopf", "Ich hab keine Zukunft" etc. Schlimm geworden, hätte ich nie gedacht.
Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und hoffe sehr, dass es besser wird.
Alles Liebe 🙂
Das wünsche ich Dir auch!
lt.cable
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, romu!

Ich habe das an anderer Stelle schon geschrieben: Die Pillen verhindern bei mir das Schlimmste - jedenfalls die meiste Zeit. Aus dem Fenster Rückfallprophylaxe bin ich auch bereits lange raus. Die Ansetzung der aktuellen Kombi stammt aus 2009. Nur eine Dosis konnte reduziert werden.

Ob die lebenslange Einnahme wirklich sinnvoll ist, habe ich mich schon oft gefragt. Ich wäre die Medikamente manchmal gerne los, aber was kommt dann? Daher ist der ärztliche Rat wohl gut und richtig. Falls schon bisher nicht, dann bitte aber nun bald wieder zur Psychotherapie. Was soll ein Arzt denn sonst auch mit Leuten wie uns machen? Einfach die Pillen streichen und dann mal gucken - das wäre doch völlig irre.

Ein Stück Wirklichkeit ist für uns wohl ebenso: Unter dem Schutz der Medis weitere Therapie schleifen und die Erkrankung sich chronifizieren lassen, aber dann viel später beklagen, dass der Stoff nicht mehr so der Bringer ist. Vielleicht wären wir das Zeug schon lange los, wenn wir den zusätzlich notwendigen Maßnahmen mehr Beachtung geschenkt hätten.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
romu
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von romu »

lt.cable hat geschrieben: 12. Okt 2023, 19:46 Ahoi, romu!

Ich habe das an anderer Stelle schon geschrieben: C- jedenfalls die meiste Zeit. Aus dem Fenster Rückfallprophylaxe bin ich auch bereits lange raus. Die Ansetzung der aktuellen Kombi stammt aus 2009. Nur eine Dosis konnte reduziert werden.

Ob die lebenslange Einnahme wirklich sinnvoll ist, habe ich mich schon oft gefragt. Ich wäre die Medikamente manchmal gerne los, aber was kommt dann? Daher ist der ärztliche Rat wohl gut und richtig. Falls schon bisher nicht, dann bitte aber nun bald wieder zur Psychotherapie. Was soll ein Arzt denn sonst auch mit Leuten wie uns machen? Einfach die Pillen streichen und dann mal gucken - das wäre doch völlig irre.

Ein Stück Wirklichkeit ist für uns wohl ebenso: Unter dem Schutz der Medis weitere Therapie schleifen und die Erkrankung sich chronifizieren lassen, aber dann viel später beklagen, dass der Stoff nicht mehr so der Bringer ist. Vielleicht wären wir das Zeug schon lange los, wenn wir den zusätzlich notwendigen Maßnahmen mehr Beachtung geschenkt hätten.

Es grüßt

lt.cable
Ahoi, lt.cable! Grüße zurück.

Gute Antwort. Ja, ich werde mich wohl weiterhin nach einer ambulanten Psychotherapie umschauen, auch wenn meine Zweifel hab, wie mir das weiter helfen soll. Die Verhaltenstherapeutin, bei welcher ich zuletzt war, sowie die Tagesklinik gab mir irgendwie das Gefühl, dass meine Probleme nicht wirklich von Außen zu lösen sind und ich vor allem selbst in der Verantwortung bin.

Die Erkenntnis hilft mir nur auch nicht. Ich finde keine Kraft mehr, kann mich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Ich habe ja nicht ohne Grund versucht, die Medikation zu verändern. Bisher hat das leider alles nichts gebracht.

Der Chefarzt der Tagesklinik sagte mir, Venlafaxin sei halt schwer zu ersetzen. Ja „toll“ dachte ich mir da. Was für eine Aussage, dafür haben die studiert? Nach der 2. Woche, wo ich kritisiert hatte, dass in der Tagesklinik nichts passiert, außer dass ich da meine Zeit absitze, hat man mir dann Desvenlafaxin vorgeschlagen. Zu möglichen Nebenwirkungen wurde kein Wort verloren und ich ging damit nach Hause.

Ich habe mich dann 2 Tage lang wie in der Hölle gefühlt und entschlossen die Tagesklinik zu beenden, da man nicht mal wirklich direkt Rücksprache mit einem der Ärzte halten konnte. Ich habe dann selbst wieder auf Venlafaxin umgestellt und verharre seit dem in diesem Zustand der Ratlosigkeit, wie sich für mich irgendwas positiv verbessern soll.

Mit dem Medikament habe ich wie du das Gefühl nicht völlig aus der Spur zu geraten, allerdings komme ich mir mittlerweile nur noch vor wie ein Zombie der einfach nur noch „irgendwie“ funktioniert. Es heißt zwar, dass diese Medikamente die Persönlichkeit nicht verändern würden, aber na ja.
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