Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

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Nachteule62
Beiträge: 20
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Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nachteule62 »

Hallo zusammen,

da ich erneut in einer schweren depressiven Phase gelandet bin, wurde mir Lithium empfohlen. Ich nehme schon lange Bupropion, SSRI/SNRI dazu haben mir nichts gebracht.

Es ist schwer für mich, Lithium einzunehmen. Ich habe Angst vor NW und habe damit schwere biographische Erlebnisse mit einem nahem Menschen, der es bekam.Dennoch habe ich nun damit begonnen. Quilonum retard 450mg 0-01/2, seit heute 1/2-0-1/2.

Ich habe NW in Form eines unangenehmen Geschmacks und Müdigkeit.
Nun würde ich gerne die ganze Dosis abends nehmen, um die NW "zu verschlafen".
Meine Psychiaterin will das nicht (Rücksprache nur über Sprechstundenhilfe möglich).
Ich muss dazu sagen, dass ich bei ihr sehr unglücklich bin und schon auf der Suche nach einer/m anderen Psychiater/in bin.

Ich würde gerne wissen:
Ist es ok , Lithium als Einmalgabe einzunehmen?
Habt ihr Erfahrungen damit?

Wie sind eure Erfahrungen überhaupt? Zuversicht würde mir helfen....

Es ist eine schwere Phase und ich kämpfe täglich, um durch die Tage zu kommen.

Über Rückmeldungen würde ich mich freuen.

Alles Gute,

Nachteule
Täglich aufs Neue dem Wunder, wie einem Vogel, leise die Hand hinhalten

Hilde Domin
endogen82
Beiträge: 5
Registriert: 25. Apr 2010, 15:59

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von endogen82 »

Hallo Nachteule,

ich nehme auch Lithium, da ich unter Depressionen und Hypomanien leide. Ich denke so lange man die richtige Dosis bekommt, halten sich auch die Nebenwirkungen in Grenzen. Ich habe vor der langfristigen Wirkungen auf die Nieren immer etwas Angst. Andererseits sind andere Medikamente z.B. Antiepileptika, die stimmungsstabilisierend wirken, auch nicht ohne Nebenwirkungen. Mit Antiepileptika, wie Lamotrigin, Valproat und Carbamazepin habe ich viel Erfahrung, da ich noch eine Epilepsie habe.
Ich bekomme schon jahrelang Trevicta gespritzt, welches ein Neuroleptikum ist. Ob ich es jetzt absetze (und mein Psychiater das akzeptiert), weiß ich noch nicht. Antidepressiva nehme ich schon viele Jahre nicht mehr, aber ich hatte auch die letzten Jahre vermehrt Probleme mit leichten Manien, so dass sich auch keiner mehr getraut hat, welche zu verschreiben. Aber meine Krankheit begann auch mit jahrelangen therapieresistenten Depressionen. Ich würde es mal mit Lithium probieren. Manchmal, wenn Antidepressiva nicht ausreichend wirken, muss man einen anderen Weg gehen und ein anderes Medikament wie Quetiapin oder Lithium ausprobieren, bin ich der Meinung. Wenn man zu viele Nebenwirkungen hat oder es nicht wirkt, kann man es immer noch wieder absetzen.
(Bei mir waren es am Ende auch regelmäßige Grand Mal Anfälle, die meine Depressionen gebessert haben. Ich bekomme immerwieder schwere depressive Phasen auch mit psychotischen Symptomen, wo ich auch in der Klinik lande. Aber so diese Dauerdepression hatte ich die letzten Jahre nicht mehr.)

Hier berichte ich Dir nur über meine Erfahrungen. Du kannst Dich ja gern noch einmal melden und schreiben, wie es Dir mit oder ohne Lithium so geht.

Viele Grüße
Nachteule62
Beiträge: 20
Registriert: 28. Dez 2019, 10:40

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nachteule62 »

Hallo endogen82,

danke für deine hilfreiche Antwort. Ich nehme Quilonum ret. nun seit 9 Tagen, seit 2 Tagen eine ganze Tablette und bemerke noch keine Veränderung. Das macht mir keine Sorgen, ich denke es braucht Zeit bis der Spiegel erreicht ist.
Deine Antwort unterstützt mich darin, dem Lithium eine Chance zu geben.
Ich würde mich freuen, wenn eine Tablette/Tag reicht.

Hast du die Gesamtdosis vom Lithium schon mal abends genommen? Das würde ich wirklich gerne wegen der NW, traue mich aber nicht.

Was sind deine Erfahrungen mit Lamotrigin? Das wäre eine Alternative, falls Lithium nicht funktioniert. Seroquel vertrage ich nicht.

Dein Bericht klingt so, als ob du einiges zu tragen hättest. Das finde ich sehr tapfer.

Ich werde weiter schreiben, wie es mir geht und würde mich auch über eine Antwort freuen.

Herzliche Grüße,

Nachteule
Täglich aufs Neue dem Wunder, wie einem Vogel, leise die Hand hinhalten

Hilde Domin
endogen82
Beiträge: 5
Registriert: 25. Apr 2010, 15:59

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von endogen82 »

Hallo Nachteule,

also ich würde die genaue Dosierung und den Zeitpunkt der Einnahme vom Lithium mit dem Arzt besprechen. Die meisten Betroffenen nehmen morgens und abends eine Tablette soweit ich weiß. Es hängt aber von dem Blutspiegel ab. Ich habe bislang noch nie die gesamte Dosis abends genommen.

Ich habe Lamotrigin gegen meine Epilepsie das erste mal im Alter von 16 Jahren bekommen. Es wirkt bei mir leicht antriebssteigernd und stimmungsverbessernd. Lange Zeit hat es auch meine Epilepsie sehr gebessert. Ich mag Lamotrigin im Vergleich zu vielen anderen Antiepileptika recht gern, da es nicht so müde macht. Ohne Lamotrigin hätte ich auch mein Abitur nicht geschafft. Die hohe Dosis Carbamazepin, die ich als kleines Kind bekam, hat mich immer recht müde gemacht und die Grundschule war sehr anstrengend.
Lamotrigin nehme ich (neben anderen Antiepileptika) bis heute in einer hohen Dosis von 200-o-200mg. Es wirkt etwas antidepressiv, aber es wirkt nicht gegen manische Zustände habe ich den Eindruck. Also wenn man unter Manien leidet, muss man noch ein Neuroleptikum oder Lithium zusätzlich nehmen.

Ich wünsche Dir, dass sich Deine Depression durch die zusätzliche Gabe von Lithium bessert. Berichte den Verlauf einfach einmal.

Viele Grüße
Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
in der Einschleichphase zweimal pro Tag, wenn der Blutspiegel stabil ist, kann man es zumeist auch auf einmal abends einnehmen...
Beste Grüße von der Moderation
Nachteule62
Beiträge: 20
Registriert: 28. Dez 2019, 10:40

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nachteule62 »

Ganz herzlichen Dank für diese hilfreiche Info. Guten Wochenstart,
beste Grüße,
Nachteule.
Täglich aufs Neue dem Wunder, wie einem Vogel, leise die Hand hinhalten

Hilde Domin
The Boogeyman
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Registriert: 28. Apr 2023, 15:37

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von The Boogeyman »

Lithium immer wieder ein Diskussionsthema sehr interessant.
Vorallendingen das man sich so ähnelt grad das wir uns alle am Anfang weigerten das Medikament zunehmen.
Ich nehme es jetzt seit fünf Jahren Quilonum retard 450mg
Einmal morgens und einmal abends. Eine zeit lang habe ich sogar eine halbe noch mittags genommen.
Ich hatte hier ein sehr intensives Gespräch mit Psychiaterin und auch Hausarzt.
Gerade die Angst vor einer Vergiftung war bei enorm hoch.
Ich gehe jedes viertel Jahr zur Blutabnahme lass alle Werte checken und bisher war immer der Lithiumwert immer unter der Grenze sogar weit drunter.
Was auch wichtig ist viel trinken 2-3l Wasser nur stilles Wasser oder wenig Kohlensäure.
Die Gifte werden ja durch die Nieren ausgeschieden deswegen ist es wichtig viel trinken, nach teil renn in ner stunde sechs mal auf die Toilette.
Hatte vorher andere Medikamente und die waren von den Nebenwirkungen viel schlimmer.
Nachteule62
Beiträge: 20
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Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nachteule62 »

Hallo Boogeyman,
danke für deinen Bericht.

Hilft dir denn Lithium?
Täglich aufs Neue dem Wunder, wie einem Vogel, leise die Hand hinhalten

Hilde Domin
The Boogeyman
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Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von The Boogeyman »

Diese Frage kann ich dir einfach nicht mit hundert prozentiger Sicherheit beantworten mit dieser Krankheit wenn du verstehst was ich damit sagen möchte.

Wie geschrieben ich habe schon viel genommen und kann sagen das Lithium für mich das beste ist. Doch jeder reagiert anders und verträgt es anders gerade frau und Mann.

Lithium sollte eben nur unter strenger Beobachtung vom Hausarzt oder Psychiater eingenommen werden.
Ich nehme ja die eine eben kurz vorm schlafen gehen damit ich eben die Nebenwirkungen verschlafe doch so krasse Nebenwirkungen wie bei den Antidepressivas habe ich hier einfach nicht.

Unterm Strich sind wir doch mal ehrlich wenn du manchen Beipackzettel ließt der hört sich wie eine Bestellung für ein Horrorfilm an.

Ich denk du wirst die richtige Entscheidung für dich treffen
Nachteule62
Beiträge: 20
Registriert: 28. Dez 2019, 10:40

Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nachteule62 »

Danke, Boogeyman.
Täglich aufs Neue dem Wunder, wie einem Vogel, leise die Hand hinhalten

Hilde Domin
Nachteule62
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Re: Lithium auch Frage an Dr.Niedermeier

Beitrag von Nachteule62 »

Hallo zusammen,
ein kleiner Zwischenstand. Ich bin bei Quilonum retard 1/2-0-1 und noch nicht im Wirkspiegel. Antidepressiva Wirkung merke ich noch gar nicht, Nebenwirkungen in Form von Mundtrockenheit und vermehrtem Durst leider schon.

Es fällt mir schwer, meine Bereitschaft zu Lithium aufrecht zu erhalten. Denke immer wieder, vielleicht wäre Lamotrgin doch die bessere Wahl, da nebenwirkungsärmer.

Mal schauen....
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Hilde Domin
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