Von ganzem Herzen ein Danke dafür!
Gern
Liebe Lana, du brauchst dich nicht entschuldigen.
Dem kann ich mich nur anschließen.
Und selbstverständlich gehört das hierher - wohin denn sonst - jetzt mal abgesehen von der Therapeutin. Das hier ist
Dein Thread, und Du hast ihn genau dafür eröffnet, und deswegen ist alles, was Du hier reinschreiben willst, absolut richtig und gehört hierher.
Du entscheidest das, niemand sonst. Und ich aus meiner Sicht finde das auch persönlich gut und richtig, weil ich da ähnlich ticke. Ich bin zwar erst seit kurzem hier in diesem Forum aktiv, war aber davor schon jahrelang in einem anderen - und glaub mal, was ich mir da alles von der Seele geschrieben habe...
Gerade im therapeutischen Bereich wird einem ja auch oft eine Form der "Schreibtherapie" empfohlen, vergiß das nicht. Schon "gesunde" Menschen (wobei wir jetzt mal dahingestellt lassen, was als "gesund" gilt
) führen Tagebuch, bereits bei der normalen Streßbewältigung wird empfohlen, dringende und wichtige Aufgaben oder Gedanken niederzuschreiben, damit sie aus dem Kopf draußen sind. Und für Menschen mit psychischen Beschwerden wie uns wird das erst recht empfohlen.
Da brauchst Du Dich nicht zu entschuldigen oder nicht zu schämen, hier in dem Kreis kann das 100% jeder nachvollziehen. Und viele machen es genauso. Oder?
Inhaltlich:
Ich bin 48 Jahre alt und die Vorstellung das es so immer weiter geht, das es immer mehr schwere, als leichte Phasen gibt, das mein Leben nie spontan, frei und sonnig werden wird auf lange Zeit, das quält. Und ich kann nicht mehr daran glauben, das es vielleicht doch einmal so kommt. Ich bin seit 8 Jahren nie wirklich frei von Depressionen. Das Maximum ist ein bewältigen des Alltags und Dankbarkeit, das ich immerhin fühlen kann. Aber frei, innerlich frei und glücklich? Ich weiß nicht mehr wie sich das anfühlt. Und je mehr diese Erinnerung verblasst, umso schwerer wird das tägliche aufstehen und kämpfen.
Ich weiß genau, was Du meinst und fühlst. Denke ich.
Ich bin 46 und mache seit 10 Jahren mit meinen Depressionen und Angstattacken herum.
Ich kenne dieses Gefühl, wenn man glaubt, so tief drin zu stecken, daß man da nicht mehr rauskommt. Und dabei hat es mich noch nie soo schlimm erwischt wie Dich, das wiederum hört sich nochmal unerträglicher an.
Und ich kenne diese Hoffnungslosigkeit, den Frust und die Verzweiflung, die Hilflosigkeit, die dabei hochkommen, das Gefühl von Ausweglosigkeit.
=> Ich kann Dir nur sagen und 100% versprechen:
Das wird wieder besser werden!!
Du hast schon einmal geschafft (vor Corona), Du hast gestern einen sehr wichtigen Schritt gemacht, und Du wirst es weiter und immer besser hinkriegen
Genau das mache ich mir selbst auch immer wieder deutlich, wenn ich grad mal wieder Talfahrt habe oder den Eindruck, ich säße im lichtlosen Loch und käme da nie wieder raus: => Das ist "nur" die negative Stimme der Depression und Angst, die mich anlügt und mir in dem Moment versucht, etwas als Wahrheit zu verkaufen, was erwiesenermaßen nicht stimmt! Ich hab da selbst schon sooo oft den Gegenbeweis angetreten. Und mit jedem Mal, wo mir das gelingt, verliert diese depressive Stimme an Überzeugungskraft!
Klar kommt die immer wieder hoch.
Klar habe ich immer noch und immer wieder Minuten, Stunden und sogar Tage, in denen Hilflosigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit so groß werden, daß alles in mir nur noch aufgeben möchte. Und leider auch immer noch viel zu oft - anderenfalls wäre ich wahrscheinlich "geheilt".
Und vor allem habe ich auch Phasen, in denen ich einfach nur nicht mehr leben möchte. So unerträglich müde bin, daß ich es kaum erwarten kann, mit 70, 80 oder 90 endlich die Augen zumachen zu dürfen. Für immer.
Aber mit jeder überwundenen Phase, mit jedem erneuten Aufstieg aus einem Tal, mit jeder guten Phase lerne ich, daß es "nur" die Depression ist - nicht die Wahrheit! Ich lerne, daß ich da jedesmal wieder rauskomme. Und jedesmal dauert die Talfahrt weniger lang, ist weniger schnell, das Tal weniger tief.
Oft erkenne ich das auch erst im Rückblick über Wochen und Monate. Aber es ist so.
Und ich habe mittlerweile auch akzeptiert, daß ich mit meinen Depressionen wahrscheinlich den Rest meines Lebens zu tun haben werde. Gefällt mir nicht. Absolut nicht. Und ich weiß, daß es Stunden und Tage geben wird, da wird sie mich beherrschen, mehr, als mir lieb ist.
Aber sie verliert an Kraft! Einfach dadurch, daß ich lerne, mit ihr umzugehen, ihre scheinbaren "Wahrheiten" mit Gegenargumenten aus meiner erwiesenen Erfahrung heraus zu entkräften.
Klar kann ich nicht in die Zukunft gucken. Und klar hab ich Momente, wo ich Angst habe, daß es (wieder und noch) schlimmer werden könnte. Jepp. Absolut.
Aber zumindest im Augenblick haben diese Gedanken keine nachhaltige Macht mehr über mich.
Und der "Rest meines Lebens" - sprich: Das Ende meines Lebens ist noch nicht gekommen!
Übe weiter
Sei freundlich zu Dir dabei, setz Dich nicht unter Druck
Nimm Dir jeden Tag einen kleinen Schritt vor, gehe ihn, belohne und lobe Dich dafür
Und: Rückschläge gehören dazu! Leider. Könnte ich nochmal ein eigenes Essay drüber schreiben
Trotzdem: Es wird besser werden. Jeden Tag ein kleines bißchen.
Am Ende bist Du 100 Meter oder 100 Kilometer weit gekommen, ohne es zu merken, guckst zurück - und stellst ganz überrascht fest, daß es funktioniert hat
Sei geduldig mit Dir, sei liebevoll und verständnisvoll, mit Dir selbst.
Du bist wichtig, Du hast das verdient. Und all die alten Glaubenssätze, die wir von Kindesbeinen an mit auf den Weg bekommen: Drauf geschissen! Sie wurden von Menschen und einer Gesellschaft kreiert, die nicht verstanden haben, worauf es (auch) ankommt: Auf den Menschen, auf jeden einzelnen von uns, auf unser Inneres, unsere Psyche, unsere Gefühle, unsere Seele!
Bau Dir Deine eigenen, neuen Glaubenssätze!
Solche, die Dir gut tun; die Dir Kraft und Mut geben.
Da hast Du jedes Recht zu, das kann und darf Dir niemand nehmen
So, genug geschrieben wieder
Muß mich jetzt ums Mittagessen kümmern.
Nochmal liebe Grüße, fühl Dich gedrückt, und mach schön langsam und in Ruhe, das wird
Axel