Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Herd04
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Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,

ich weiß gar nicht, wo und wie ich so richtig anfangen soll.In meinem Selbsfürsorge-Thread habe ich ja schon von meiner gegenwärtigen Situation erzählt.
Meine 95-jährige Mutter ist nun rund um die Uhr pflegebedürftig. Ich bin nicht allein bei der Pflege, trotzdem zehrt es sehr an den Kräften. Doch darüber möchte ich mich gar nicht beschweren.
Meinem Mann geht es physisch und auch psychisch sehr schlecht. Zum Glück hat er nun endlich den Weg zum Arzt gefunden, weitere Untersuchungen sind geplant.
Ich habe das Gefühl, dass er selbst ein Pulverfass ist. Ich muss mir wirklich JEDES Wort überlegen, damit ich nicht riskiere, dass er explodiert.
Das akzeptiere ich jetzt, weil ich ihn ja ganz anders kenne und weil ich die Hoffnung habe, dass die Abklärung seiner körperlichen Symtome Besserung bringt.

Mich hat die ganze Situation in eine tiefe Depression gestürzt. Ich funktioniere noch, muss ich wegen meiner Mutter ja auch, aber ich finde weder Entspannung noch Ruhe. Dabei sehne ich mich so sehr nach einem kleinen bisschen Freude , das ich auch gern genießen möchte.
Könnt ihr verstehen, wie ich das meine?

Es gibt in meinem Leben ja trotz allem viel Gutes. Ich habe meine Enkel, mit denen ich sehr gern zusammen bin. Meine Kinder und meine Schwester versichern mir immer wieder , dass sie für mich da sind. Das sind auch keine leeren Worte, sie zeigen es mir nahezu jeden Tag. Das tut mir gut, aber es "weicht" zurzeit kaum etwas auf in mir. Im Gegenteil, ich habe ein schlechtes Gewissen und denke immer, dass sie doch ihr Leben haben und sich nicht noch um mein Seelenheil kümmern sollten. Es tut mir weh, dass sie sehen müssen, wie schlecht es mir gerade geht. Vor meiner Mutter versuche ich das halbwegs zu verbergen.

Ich vermisse meinen großen, kräftigen Mann, der immer mein Fels in der Brandung war, es aber jetzt nicht zulässt, dass ich mich um ihn sorge.
Ja, ich weiß, dass ich das so akzeptieren muss und auf mich selbst achten sollte.
Aber ich sehe dieses Mal nicht mal einen Funken Licht am Ende des Tunnels.

Mir ist es schon klar, dass es wohl kaum einen anderen Rat, als auf mich selbst zu achten, gibt. Die Depression macht das aber besonders schwer, dabei sehne ich mich wirklich nur nach einen winzigen Sonnenstrahl.

Es tat mir wenigstens etwas gut, das alles aufzuschreiben.

LG, Edda
Aurelia Belinda
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Edda,

Ich kenne deine beschriebene Situation sehr gut aus eigenem Erleben und habe sehr viele Jahre, nur funktioniert trotz eigener gesundheitlicher Baustellen...dein letzter Absatz sagt schon aus, hier ist guter Rat teuer....

Ich könnte vieles dazu posten, bin gerade aber selbst nicht ganz so stabil....
und du hast ja selbst erkannt, mehr als versuchen, auf sich zu achten, geht kaum.
Aber eben hier liegt Problematik.
Es ist schier unmöglich...

Mir bleibt nur dir zu wünschen, dass du den winzigen Sonnenstrahl einfangen kannst, den du brauchst, dies ist enorm wichtig, bei dieser Belastung.

Ich sende dir viel Energie, bin in Gedanken bei dir und kann mich nur solidarisch mit dir vereinen.

Alles Gute, und pass bitte gut auf dich auf!

Herzliche Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Aurelia,

schon allein, dass du mir geantwortet hast, ist so etwas wie ein Sonnenstrahl. Vielen lieben Dank und ganz liebe Grüße von Edda
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Aurelia,

meine 1.Antwort habe ich ganz spontan losgeschickt.
Dabei wollte ( und will) ich dir doch noch so gern sagen, dass du ein großes Vorbild im Aushalten und Bewältigen von schier ausweglosen Situationen bist.

Dass du trotzdem für so viele andere hier im Forum immer ein offenes Ohr hast und vor allem deinen ganz speziellen Humor nicht verloren hast, finde ich ganz toll.

Du kämpfst schon seit Jahren den windmühlartigen Kampf und hast trotzdem noch nicht aufgegeben.

Auch wenn jetzt alles so schwer ist, ist Aufgeben für mich keine Option. Wie schon erwähnt, sehe ich gerade überhaupt kein Licht am Tunnelende. Aber immerhin weiß ich, dass es da eins gibt.

Es ist eben jetzt so anders als in den vergangenen Jahren. Für die "Krisen" war fast immer ich zuständig. Dabei hat meine Fanilie ( und eben vor allem mein Mann) mich durch jede depressive Episode getragen , meine Angstzustände ausgehalten und sich mit mir über jede Besserung gefreut.

Ich kann es gar nicht so richtig zeitlich einordnen, seit wann es meinem Mann immer ein bisschen schlechter ging. Das, was wir immer gern gemacht haben, nämlich kleine Ausflüge in die Umgebung, Spaziergänge, Treffen mit Freunden usw. , fiel weitestgehend wegen Corona aus. Im letzten Frühjahr bekamen wir beide Corona.
Zu all den Zipperlein von vor Corona, wegen denen man als "starker Mann" doch nicht zum Arzt oder gar zu Vorsorgeuntersuchungen gehen muss, kam bei meinem Mann immer mehr dazu.
Zum Arzt ist er erst vor 4 Wochen gegangen.
Schlimm für mich ist die Veränderung seines Verhaltens , dass zum Teil schon ziemlich aggressiv ist.
Ich kannte ihn nicht so , und wir haben uns mal versprochen, auch in schlechten Zeiten füreinander da zu sein. Meine Hoffnung auf wieder gute Zeiten hilft mir im Moment leider nicht viel, aber aufgeben will ich sie keinesfalls. Über 30 glückliche Jahre verbinden uns .

Es tut mir leid, liebe Aurelia, dass es dir auch nicht gutgeht.In meine Hoffnung auf etwas Entspannung schließe ich dich deshalb ganz fest mit ein.

Nochmals liebe Grüße von mir.
Manuel999

Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Manuel999 »

Hi Herd,
ich kann Dich verstehen, freue mich aber für Dich, das Du 30 wundervolle Ehejahre hattest. Ich möchte Dich da höflich drauf hinweisen, vielleicht auch als Trost: 30 glückliche Ehejahre bringen die meisten Menschen nicht zusammen.
Und: Du weist nicht, was die Zukunft bringt, das kann auch positiv sein!
Ich hätte auch vieles anderst im Leben, positiver, kann die Vergangenheit aber nicht mehr vordrehen.
Leider müssen wir Menschen uns von liebgewonnen Dingen verabschieden, oder anderst wahrnehmen. Das Leben geht nicht immer steil nach oben. Hört sich zwar jetzt etwas grob an, es ist aber die Realität.Und: das geht jedem Menschen so!
Aber: selbst Krankheit rechtfertigt kein explosiver Umgang mit dem anderen. Der andere kann nämlich nichts dafür! was da dahinter steckt für die Gereiztheit:: Angst.
-Laß Dir doch mal was zum essen kommen
-gehe raus, treffe Leute, setze Dich in ein Cafe, und beobachte Leute. Schau' einen lustigen Film:
https://m.youtube.com/watch?v=clJJPc8TL ... aXNldXI%3D
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Hallo Manuel,

nein, es war gar nicht grob, was du geschrieben hast.
Dein Beitrag berührt mich sehr.

Ja, ich bin dankbar für unsere nun 33 gemeinsamen Jahre ( davon bis jetzt 29 Ehejahre). Wir hatten beide unschöne erste Ehen und wussten eigentlich vom ersten Moment an, dass wir zusammen gehören. Mein Mann hat meine beiden Töchter adoptiert, und für sie gibt es keinen anderen und besseren Vater.

Ich weiß, Veränderungen gehören zum Leben, und die sind wirklich nicht immer positiv.
Ja, mein Mann gibt auch zu , dass er große Angst hat.

Wir müssen das jetzt gemeinsam durchstehen, einen anderen Weg gibt es nicht.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Kinder mich , so gut es geht, bei der Pflege meiner Mutter unterstützen.

LG, Edda
saneu1955
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Edda, ich hoffe, du kannst dich noch an mich erinnern, ich war sehr, sehr lange nicht mehr hier. Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht und das du so viel zu stemmen hast. Aber auch wenn es noch so ausweglos erscheint, es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels.
Auch ich habe schwere Zeiten hinter mir, war fast ein Vierteljahr in verschiedenen Krankenhäusern, u. a. auch 4 Wochen in der Psychiatrie. Physisch kam immer mehr dazu, mehrere Frakturen in der Brustwirbelsäule, meine COPD Erkrankung schreitet ständig fort, am Herzen wurde etwas festgestellt und und und.

Aber ich gebe nicht auf. Habe begonnen, alle Hilfe anzunehmen, die es gibt. Habe mittlerweile den Pflegegrad 3 und nehme einen Pflegedienst in Anspruch.

Mein Mann und mein Sohn unterstützen mich so gut es geht.

Was ich damit sagen möchte, auch wenn es noch so schwer ist, es geht immer weiter.

LG sendet dir herzlich Sabine
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Sabine,

natürlich erinnere ich mich an dich, uns das sehr gern.
Es tut mir sehr leid, dass du so viel leiden musst. Es sind ja keine Krankheiten, die man mal hat, und dann sind sie wieder weg.
Gut , dass du den Pflegegrad 3 bekommen und dir Hilfe gesucht hast. Das erleichtert hoffentlich das Leben etwas.

Meine anderen Krankheiten ( Rheuma, Wirbelgleiten usw). lassen mich zurzeit in Ruhe. Aber die freien Plätze werden alle von den Depressionen ausgefüllt. Das, was bei mir /uns gerade so los ist, ist ja der beste Willkommensgruß für Depressionen.
Dabei spielt die Pflege meiner Mutter zwar eine wichtige, aber keinesfalls zu belastende Rolle. Dass es mal so kommt, damit mussten wir rechnen, obwohl man es bei ihrer geistigen Vitalität nicht richtig geglaubt hat.

Ja, liebe Sabine, ich weiß es ja auch, dass es weitergeht.
Mein Mann ist vermutlich sehr ernst erkrankt. Bei wirklich aller Liebe bin ich sehr wütend auf sein jahrelanges Ignorieren von Vorsorgeuntersuchungen, auf seine Schwindeleien jetzt, mit denen er Symtome verharmlost, und darauf, dass es sehr lange gebraucht hat , sich an den Hausarzt zu wenden, zu dem er eigentlich ein vertrauensvolles Verhältnis hat. Sie kennen sich gut und duzen sich auch. Leider habe ich keine Ahnung , ob der Arzt meinem Mann nicht doch schon weitere Untersuchungen vorgeschlagen hat.

Meine Gedanken sind nicht zu stoppen und lähmen mich. Ich denke, was ist, wenn er die Krankheit(en) nicht übersteht oder wenn es ein jahrelanger Kampf wird. Diese Unsicherheit ist für mich kaum.aushaltbar, und doch muss ich sie aushalten.

Zum wirklich großen Glück sind die Kinder an meiner Seite. Das macht mir ein bisschen Mut.

Ich wünsche dir einen schönen Feiertag und grüße dich ganz lieb, Edda
MissMikse
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von MissMikse »

Liebe Edda,

deine Situation ist alles andere als leicht... das versteh ich.
Versuch dennoch bitte, auf DICH zu achten, denn nur so kannst du auch anderen helfen und sie unterstützen.

Was deinen Mann betrifft: schade, dass er scheinbar jetzt erst ein Einsehen hat. Aber mach ihm deswegen keine Vorwürfe. Er ist ein erwachsener Mensch und trifft seine eigenen Entscheidungen. Und mit denen muss er dann auch leben. Du zwar auch, aber ändern kannst du es so oder so nicht. Da hilft nur akzeptieren wie es ist, und schauen, was jeder neue Tag so mit sich bringt.

Ich sehe bei meinen Eltern, dass sie sich kaputt machen für andere. Aber es ist deren Entscheidung, nicht meine. Und im Zweifelsfall müssen sie mit den Konsequenzen leben, nicht ich. Wenn ich nicht die Zeit oder Kraft habe, ihnen dann zu helfen, dann müssen sie sich anderweitig Hilfe suchen.
Schlussendlich ist jeder für sich selbst verantwortlich, so hart das auch klingt.

Ich wünsch dir und deinem Mann und auch deiner Mama alles Gute und hoffe, ihr findet einen Weg, wie ihr alle mit der Situation umgehen könnt und euch arrangieren könnt, so dass keiner am anderen verzweifelt.

Liebe Grüße
Katerle
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe Edda,

das ist wirklich eine sehr schwierige Situation und kann nachvollziehen, wie du dich fühlst... Und kann das auch verstehen...
Sehe das auch so, dass es dennoch ein Licht gibt am Ende des Tunnels und wünsche dir auch sehr von Herzen, damit du einen Sonnenstrahl an deiner Seite spüren kannst.

Liebe Sabine,

freute mich auch sehr, von dir zu lesen und tut mir sehr leid, was du in letzter Zeit noch so alles durchmachen musstest. Deshalb nehme ich dich Und Edda jetzt mal in Arm und schicke euch auch ganz positive Energie für die kommende Zeit.

Wir waren letztens bei den Kindern und Enkeln und das war auch sehr schön. :) Aber ich hatte solche Schmerzen... Habe aber nichts gesagt. Es war aber ein sehr schöner Nachmittag und abends waren wir dann wieder zu Hause.

Naja, ich werde das mal beim Nächstenmal bei meiner Neurologin ansprechen, vorher bin ich ja noch beim Orthopäden wegen der Auswertung des MRTs. Dann belastet es mich, dass ich so wenig Kraft habe... Meinem Mann gehts auch nicht so gut, dennoch versuche ich noch was für mich zu tun...

Nun, ich wünsche euch weiterhin alles Gute und vor allem beste Gesundheit.

Umarme euch ganz lieb,
Katerle
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Hallo, liebe MissMikse und liebe Katerle,

vielen Dank dafür, dass ihr mich so gut versteht. Jede einzelne Meinung ist mir sehr wichtig.

Nein, ich mache meinem Mann keine Vorwürfe . Das heißt, ich behalte es für mich, was ich ihm vorwerfe. Da ich ihn in den letzten Jahren so oft gebeten habe, sich nicht nur vom Hausarzt Rezepte für Blutdruck zu holen, sondern sich auch mal um Vorsorgeuntersuchungen zu kümmern, weiß er es aber auch , ohne dass ich jetzt extra etwas dazu sage.

Es war bisher seine Entscheidung , und das wird auch so bleiben, auch wenn es mitunter wehtut. Er hat sich jetzt entschieden, sich gründlicher untersuchen zu lassen, wenn erforderlich, auch in einer Klinik. Ich glaube ihm das, auch wenn er im Zusammenhang mit den Symptomen nicht ehrlich war.
Und ja, wir müssen jeden Tag neu schauen.

Das auf mich achten fällt mir sehr schwer, vor allem, wenn ich von Depressionen und Angst gefangen gehalten werde. Vor allem kann ich nicht einfach rausgehen , mich mit Freundinnen treffen...das geht einfach nicht.

Doch heute habe ich wieder merken dürfen, wie schön es ist, dass die Kinder zu mir/ uns kommen, wenn es umgedreht gerade nicht geht. Meine in Dresden wohnende Tochter brachte unsere nun schon 10- jährige Sonnenstrahl-Enkeltochter mit. Gemeinsames Kaffeetrinken, auf den Spielplatz gehen ( nur schräg gegenüber von unserem Grundstück) und dass sich H. wieder rührend um die Oma kümmerte, das ist schon mehr als Licht am Tunnelende.

Die in der Nähe wohnende Tochter kam auch spontan zu uns geradelt, ohne Enkelkinder, aber mit Zeit für uns und auch für die Oma.
Also sah der Tag am Ende viel besser aus, als es sich heute früh ahnen ließ. Ich schraube meine Erwartungen für morgen nicht zu hoch. Es kann sein, dass ich morgen früh wieder vor einer schwarzen Wand stehe.

Liebe Katerle, bitte setz dich nicht so sehr unter Druck, was die Kraft betrifft. Du machst doch so viel.
Ob man den Kindern von seinen Schmerzen oder von anderen Beschwerden erzählt, muss man sicher spontan entscheiden bzw davon abhängig machen, was geplant ist.

Ich wünsche euch nun eine gute Nacht.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Vielen Dank, liebe Brigitte.
Ja, ich weiß, nichts dauert ewig, die guten Zeiten leider nicht, aber zum Glück auch nicht die schlechten.

Ich kann jetzt nur hoffen, dass so viel (medizinisch)Ungeklärtes bald vorbei ist und egal, wie es ausgeht, dass mein Mann die notwendige Hilfe bekommt.

Nicht die Ungewissheit, an was er erkrankt ist, macht mich so hilflos, sondern die Zeit, die er weiter verstreichen lässt.
Er leidet, das ist offensichtlich, will aber partout erst den Labortermin und die Auswertung nächste Woche abwarten .

Gut, das ist immerhin besser als die Zeit bisher , als er gar nicht zum Arzt gehen wollte.
Trotzdem wünschte ich, ich könnte meinem Mann paar Tage aus dem Weg gehen. So richtig gut tun wir uns im Moment nicht. Er reagiert ganz schnell gereizt, ich strahle leider weder Frohsinn noch Zuversicht aus.

Doch mal paar Tage eventuell zu einer Freundin oder einer meiner Töchter zu gehen, geht wegen meiner Mutter nicht.
Also bleibt bloß, sich hier im Haus "zu vertun" .

Jede gute Ehe sollte die "schlechten" Zeiten aushalten, und ich weiß, wir werden es auch schaffen. Dieses Wissen ist auch ein bisschen Licht am Ende des Tunnels.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

es stimmt, ich wäre sehr traurig, würde mein Mann im "umgedrehten Fall" auch nur daran denken, mich alleinzulassen.
Wie du ja weißt, war er immer mein Fels in der Brandung.

Ich möchte es so gern für ihn auch sein. Immer wieder versichert er mir auch jetzt, wie wichtig es ihm ist, dass ich da bin . Spreche ich auch nur im Entferntesten etwas an, was in Richtung seiner Erkrankung oder des anstehenden Labors geht, reagiert er verbal sehr aggressiv und weist mich deutlich und auch verletzend in meine Schranken.

Natürlich weiß ich, dass daraus einfach ganz große Angst spricht und dass ich, wenn er es so möchte, ihn die nächsten Tage in Ruhe lassen sollte.
Es wäre einfacher für mich, würde mein Mann nicht in einer Tour über seine Beschwerden sprechen und von mir hören wollen, ob ich das auch so kenne.

Aber nein, ich würde wohl auch dann nicht paar Tage weggehen, wenn ich es könnte.Das war vorhin schnell dahingeschrieben.
Ich bin sehr, sehr dünnhäutig zurzeit. Deshalb und vor allem auch, weil ich bis zuletzt für meine Mutter da sein möchte, muss ich Momente suchen, in der ich in Ruhe für mich allein sein kann. Das geht auch ohne Weggehen.

Danke, liebe Brigitte, dass du sehr ehrlich deine Meinung geschrieben hast.

Liebe Grüße, Edda
anna54
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda
zwei große Baustellen,die pflegebedürftige Mutter,dann dein Mann mit der Ungewissheit ,ob da eine schwere Krankheit noch im Verborgenem lauert.
Beide Situationen kenne ich auch,meine Mutter ist sehr anstrengend,aber sie braucht von Woche zu Woche mehr Hilfe,sie wird jetzt 96Jahre,aushalten und da sein---anders kann ich es nicht. Ich lese auch bei dir die große Bereitschaft,deiner Mutter beizustehen,das ist ganz ganz viel und ich habe großen Respekt!
Mein Mann ist anders,es war mir selten eine Stütze,er hat enttäsucht und mich oft im Stich gelassen.
Er wurde sehr schwer krank,zwei große Tumore,ich durfte weder darüber sprechen,noch hat er mich informiert,wann was in der Klinik läuft.
Wenn ich fragte kam Agression,Drohungen und ich konnte nur akzeptieren,dass er kein Vertrauen hatte.
Viele Männer können mit Krankheiten nicht umgehen,sie verstecken sich ewig,bevor sie ärzliche Abklärung und Gespräche zulassen.
Ich kenne das auch aus meiner beruflichen Erfahrung.
Was hilft ist, einfach da sein,aushalten und es kommen andere Tage,wo du erfahren wirst,wie wichtig du bist.
Lass dich nicht fertig machen,was ist schon schwerer als die Zeit der Ungewissheit.
Ich schicke dir ganz viele Sonnenstrahlen,bis bald
anna54
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

gerade hatte ich dir ausführlich geantwortet. Keine Ahnung, wohin dieser Beitrag verschwunden ist. Das passiert mir jetzt öfter.
Ich melde mich an, schreibe, schaue mir die Vorschau an, und wenn ich dann auf "Absenden" drücke, werde ich aufgefordert , mich anzumelden...was ich ja schon getan hatte. Und dann ist mein Beitrag weg.

Ich versuche es morgen noch einmal.

Bis dahin liebe Grüße, Edda
Katerle
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Katerle »

Danke liebe Edda.

das von Angst gefangen gehalten kannt ich auch, dass es da einen auch schwer fällt auf sich zu achten. Allerdings fühlte ich mich damals auch in die A. gedrängt...

Freue mich auch immer über meine Enkel. Werde ich machen, mich wegen der Kraft nicht so unter Druck zu setzen.

Gestern hatte ich auch mal wieder einen schönen Tag mit meiner S. :) Abends aber stärkere Kopfschmerzen, naja war auch ein langer Tag. War ja noch vorher in der G. und Wege erledigen. Allerdings war gestern nicht so mein Tag in der G. Nun, ich habe es so gemacht, wie es mir möglich war.

Liebe anna,

kann das auch nachvollziehen mit deinem Mann, hatte auch schon solche Erfahrungen machen müssen in Bezug auf Aggression usw... Sowas schmerzt enorm...

Liebe Grüße
Katerle
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna und liebe Katerle,

nachdem ja einige meiner Beiträge komischerweise "abhanden" gekommen sind, ist das jetzt sozusagen die Probe.
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

So, da bin ich gleich wieder. Hoffentlich funktioniert jetzt auch die ausführlichere Antwort.

Gestern Abend, als ich schrieb, ging es mir etwas besser als heute, obwohl der Tag sehr anstrengend gewesen war.

Mein Mann hatte sein Versteckspiel mit seinen Symptomen beendet, ganz einfach auch deshalb, weil seine Schwindeleien so offensichtlich waren, dass es gar keine andere Möglichkeit gab. Letztendlich war er froh, dass es "raus" war.
Er hat versprochen, am Montag ins Labor und gleich danach in die Akutsprechstunde des Hausarztes zu gehen.
Leider ließ er sich weder von der Schwester der Praxis noch von mir und meiner Tochter überzeugen, sofort in die Praxis zu fahren. Er hätte definitiv gestern eine Einweisung ins Krankenhaus bekommen.
Er hat sehr geweint und dann inständig darum gebeten, dass er noch paar Tage zu Hause bleiben möchte.
Das habe ich verstanden.

Liebe Anna, du hattest ja schon manchmal davon geschrieben, dass du dich von deinem Mann in Stich gelassen gefühlt hast. Das kann ich von meinem so nicht sagen. In dem Punkt aber, dass er sich um seine eigene Gesundheit kümmert, ähneln sich unsere Erfahrungen.
Von gar keiner Reaktion über "Das ist doch meine Sache" bis zu verbalen Aggression habe ich schon alles erlebt.
Darmspiegelung, Krebsvorsorge ...keine Chance. Blutdruckmedikamente vom Hausarzt und relativ regelmäßige Besuche beim Diabetologen waren gerade mal so drin.

Ich wäre sehr blauäugig, würde ich jetzt glauben, dass er keine ernste Krankheit in sich trägt. Er hat Angst. Ich habe auch große Angst , vor allem davor, dass ich ihn verliere .

Warum nur gehen manche Männer so leichtfertig mit ihrer Gesundheit um?

Der körperliche Allgemeinzustand meiner Mutter verschlechtert sich immer mehr.

Und ich muss überlegen, woher ich zurzeit noch einen Funken Kraft nehme, von Freude ganz zu schweigen.

Natürlich sind da meine Kinder, die immer für mich da sind, und vor allem die Enkel. Aber ich kann ihnen im Moment so wenig geben, und das bedrückt mich sehr.

Ich hoffe, meine nächste Nachricht kann positiver sein.

Liebe Grüße, Edda
anna54
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda
ich kenne noch alte Praxiszeiten,da wurden manche Männer von ihren Frauen für bestimmte Untersuchungen einfach angemeldet und so mancher Hausarzt nahm es mit der Schweigepflicht nicht so genau.
Ob es inzwischen andere Männer gibt,oder sie leider immer noch sträflich die eigene Gesundheit gefährden,das kann ich nicht einschätzen.
Als "krank" abgestempelt "verlieren" sie ihren "Wert",das ist eine mir bekannte Variante,es gibt auch die "Augen zu" Strategie,mir kann nichts passieren,es trifft die anderen.
Ich habe ja schon früh die Hospizausbildung gemacht,ein einziger Mann,vierzig Frauen.
Liebe Edda,ich wünsche euch von Herzen,dass ihr bald Klarheit habt,viel besser zu wissen,was Ursachen und was an Behandlungen möglich ist,das macht ein Gespräch auch wieder möglich.
Bei aller Sorge,wenn man in längeren Zeiträumen denken kann,dann ist es doch möglich,dass dein Mann wieder der Starke an deiner Seite wird.
Mein Mann wußte um den Tumor fast ein ganzes Jahr,hat niemanden informiert und die fachärztliche Untersuchung hat er "vergessen".
Wenn man dann später die Befunde "um die Ohren gehauen" bekommt,dann ist da auch ganz viel Enttäuschung,dass der eigenen Ehemann einfach sein Leben riskiert.
Wenn nichts mehr geht,ja dann sollen sich alle kümmern.
Ich lese,dass dein Mann sehr geweint hat,ist da nicht die Tür offen bald ins Krankenhaus zu gehen? Keiner gewinnt von Tagen noch zuhause,der Koffer steht in der Tür,leider ist das so.
Gewinnen läßt sich Lebenszeit,wenn man diesen schweren Entschluß hinter sich hat,ich sehe haute noch die Ärzte vor mir,die mit klaren Worten ehrliche Gespräche geführt haben,da war ich dann dabei----die riesige Uniklinik setzte meinem Mann dann doch Grenzen.
Was ist schlimmer---bleiben oder gehen?
Die Zeit dazwischen.
Herzliche Grüße
anna54
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Ach, liebe Brigitte,

du hast so schön geschrieben, und das tut mir richtig gut.

Warum sind die Männer in Sachen Gesundheit oft so fahrlässig? Meine Schwester hat all die Erfahrungen mit meinem Schwager auch gemacht. Das Resultat waren eine Krebserkrankung und im gleichen Jahr ein Schlaganfall. Er hat einen sehr guten Hausarzt, der immer wieder Darnspiegelung usw. empfohlen hat, ohne Erfolg. Aber wenn der Patient nicht will, dann kann auch der beste Hausarzt nichts machen.

Du hast genau wie Anna und jetzt auch ich Erfahrungen mit
Männer -Notfallsituationen gemacht. Bloß gut, dass du nicht auf deinen Mann gehört hast.
Eine meine Töchter hat empfohlen , einfach den Notdienst zu rufen. Aber das würde voll und ganz nach hinten losgehen, denn er ist ja bei vollem Bewusstsein, liegt nicht im Bett und versucht mir zu zeigen, dass er ja sogar noch kleine Dinge im Garten erledigen kann. Die totale Erschöpfung hinterher ist natürlich gar nicht schlimm.
...

Du hast recht, liebe Brigitte, ich werde die Situation aushalten müssen und auch können. Natürlich habe ich auch große Angst vor der Diagnose, alles andere wäre nicht normal. Aber ich denke wie du. Wenn er im Krankenhaus ist, kann ich meine Verantwortung erst einmal abgeben und vielleicht auch bisschen durchatmen.
Ich würde mir wünschen, dass er sich um eine Einweisung ins Uniklinikum Dresden bemüht. Unter anderem auch deshalb, weil mein Schwiegersohn dort arbeitet. Aber letztendlich bin ich froh, dass er überhaupt ins Krankenhaus gehen will.

Ich weiß meine Töchter auch immer an meiner Seite und habe ihnen schon gesagt, wie froh ich bin, etwas zu haben, was andere nicht haben...nämlich die beiden. Das empfinde ich als ganz großes Glück.

Liebe Brigitte, danke für die Umarmung, die ich ganz herzlich erwidere.

Liebe Grüße von Edda
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

entschuldige bitte, dich zu überlesen, ist wirklich nur versehentlich passiert.
Ich glaube , bei meinem Mann ist es am ehesten die "Augen durch und zu ...und es passiert nur den anderen" - Methode.

Seinen fast flehenden Wunsch, erst am Montag zum Arzt und dann hoffentlich auch in die Klinik , zu gehen, mussten wir respektieren. Nach seinem wirklich emotionalen Zusammenbruch hätte ich nun auch kein gutes Gefühl gehabt, ihn mit aller Macht zu etwas zu drängen.

Es stimmt, die Zeit zwischen Gehen oder Bleiben ist für mich ganz schwer aushaltbar, genauso wie immer wieder registrieren zu müssen, wie schlecht es ihm geht.

Aber welche andere Wahl hätte ich?

Ich grüße dich ganz lieb,.Edda
anna54
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
über sich hinauswachsen,die Formulierung trifft es gut.
Gerade wir Familienfrauen kennen diese Zeiten,auf uns ist Verlaß.
Je älter ich werde,komme ich aber auch an Grenzen,die ich vor 10Jahren nicht hatte.
Belastungen stehen auch bei mir an,trotzdem habe ich Auszeiten und keiner hinterfragt das mehr.
Ja, Sonntag kann ich zu meiner Mutter fahren,heute nicht.
Eine Freundin abholen,sie hatte eine Knieop,damit sie an der Gruppe teilnehmen kann,das muss sein. Aber die Rückfahrt übernimmt jemand anders.
Viel muss organisiert werden,man muss sich trauen um Hilfe zu bitten.
Meine Schwester wird jetzt ganz schnell aus der Klinik entlassen,damit schwinden meine Pläne,noch ein Arztgespräch zu bekommen.Noch immer ist ihr Zustand nicht stabil.
Gestern hab ich meine Medikamente genommen und hab ewig geschlafen,den ganzen Nachmittag,die nächste Nacht.
Leider sind meine Eisenwerte so schlecht,dass wieder Infusionen notwendig werden.
Aber ich kenne einfach diese besonderen Zeiten,da fragt niemand ob es geht,gut dass man dann Kräfte mobilisieren kann,
Erst in Nachschau wird bewußt,was man da gestemmt hat.
Liebe Edda,ich wünsche euch gute Ratgeber und schnelle Hilfe in der Klinik,dass möge gut gelingen!
Herzliche Grüße
anna54
Herd04
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Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

es ist doch normal , dass wir mit zunehmendem Alter eher an unsere Belastungsgrenzen kommen.

Du sagst es aber richtig, auf uns ist Verlass, und wir machen möglich, was möglich zu machen ist.

Ist es vielleicht gewollt, dass du nicht mehr mit einem Arzt deiner Schwester sprechen kannst ? Dass sie aus der Klinik entlassen wird, obwohl sie noch gar nicht stabil genug ist, kann man nicht nachvollziehen. Doch so etwas hört man ja öfter.

Mein Mann hat heute von seinem Hausarzt für übermorgen eine Einweisung ins Krankenhaus bekommen. Ich durfte ja heute als moralische Unterstützung mit in die Praxis reinkommen. Das galt aber nicht fürs Sprechzimmer, obwohl der Arzt uns ganz nett mit " Jetzt kommt ihr beide mal mit mir mit "aufforderte. Aber ich habe respektiert, dass mein Mann das nicht wollte.
Nun können wir nur abwarten und hoffen. So wie jetzt geht es jedenfalls nicht weiter.

Meine Mutter sich so quälen , auf der anderen Seite aber auch immer noch kämpfen sehen, bricht mir das Herz.

Gestern hat sie uns wieder so verblüfft. Mein Mann musste ihr vor paar Tagen einen etwas größeren Geldbetrag von der Bank mitbringen. Das ist für alle noch anstehenden
Geburtstage in diesem Jahr gedacht, außerdem für die beiden Schulanfangskinder in diesem Jahr und auch für die jüngste Urenkelin, die nächstes Jahr in die Schule kommt.

Im Moment funktioniere ich einfach. Es gibt eben Zeiten, in denen es einfach nicht anders geht.

Aber es wird auch wieder andere Zeiten geben.

Liebe Grüße, Edda
Lana75
Beiträge: 122
Registriert: 1. Mär 2009, 18:42

Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Lana75 »

Liebe Edda,

ich lese mich so nach durch eure Themen und nun bin ich hier. Jetzt sitze ich hier und weine tatsächlich, weil ich im Gefühl so nah bei dir bin. Und keine Sorge, es ist gut, denn ich wollte schon den ganzen Tag den Kloß im Hals loswerden.

Ich pflege zwar niemanden, aber ich habe jahrelang meine drei Kinder intensiv durch jeden Schritt ins Leben begleitet. War immer da beim erwachsen werden, umziehen, Liebeskummer und und und… es tat mir gut, als Aufgabe mit Liebe, aber es hat auch Kraft gekostet, die ich ja kaum habe.

Auch ich führe eine gute Ehe, bald haben wir unseren 23.Hochzeitstag. Mein Mann ist ein notorischer Arztverweigerer, lach. Und ein immer eher stiller, ausgeglichener Typ, mit unendlicher Geduld. Bis vor etwa einem halben Jahr. Da begannen diverse körperliche Symptome und Wesensveränderungen. Er wurde manchmal laut, wütend und barsch. Das kannten wir nicht und es war schmerzhaft und schwierig. Ich habe dann lange mit ihm gesprochen, monatelang immer wieder. Und im Februar endlich hat er es selbst gesehen und gesagt, er kann nicht mehr. Er war zum Arzt, krankgeschrieben und ist nun seit letzter Woche stationär auf einer Psychosomatischen Station. Bewusst weiter weg von uns.

Ich glaube fest daran, das ihm das hilft. Und das wir auch das mit unserer Liebe schaffen werden.

Und doch gibt es eben auch mich in dieser Situation. Erst im Mitte Dezember wurde ich aus der Klinik entlassen, nach 10 Wochen. Ich war stabil und für meine Verhältnisse nicht depressiv, deutlich weniger ängstlich. Und jetzt schlittere ich förmlich in Rekordgeschwindigkeit in Richtung Depression. Fühle mich so mutlos, so traurig und so gefangen in mir selbst. Und auch wenn meine Kinder, wie deine immer für mich da sind, ich meine vielen Hunde habe…. Der Gedanke, das dieses kämpfen um etwas Sonnenschein im Leben doch sinnlos ist, der taucht immer öfter wieder auf.

Hmm, entschuldige, eigentlich wollte ich nicht jammern, sondern dir sagen, das ich hier eine mutige, starke Frau gelesen habe. Einer der ich mich nahe fühle, ohne sie zu kennen. Ich wünsche dir alles, alles Liebe, Lana
Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Sehnsucht nach ein bisschen Sonnenschein

Beitrag von Herd04 »

Liebe Lana,

dein Beitrag berührt mich so sehr, dass ich jetzt gleich noch antworten möchte. Wie jeden Abend in den letzten Wochen denke ich, dass ich "morgen" vielleicht nicht dazu komme.
Dass ich mal meine Mutter pflegen muss ( gemeinsam mit meiner Schwester ), war so nicht geplant. Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht dumm. Dass eine 95-jährige Mutti mal Pflege braucht, ist ja fast logisch. Aber irgendwie konnte ich es mir nicht vorstellen, dass die bis jetzt geistig noch so vitale Mutter, die doch immer für mich, für uns alle da war, jemals gepflegt werden müsse.
Mir geht es ähnlich wie meiner Cousine ( ihre Mutter war die Schwester meiner Mutter) , die erst kürzlich zu mir sagte, für sie war ihre Mutter irgendwie unsterblich.

Doch trotz der vor allem auch körperlichen Anstrengung bin ich so dankbar , jetzt viel zurückgeben zu können.

Ich weiß nicht, liebe Lana, ob ich wirklich stark und/ oder mutig bin. Ich habe große Ängste vor dem, was in den nächsten Tagen oder Wochen auf mich zukommen könnte.
Wir haben ja ein Grundstück , das mein Elternhaus mit Hof und Garten ist. Alles , was mit der Gartenarbeit zu tun hat, habe ich gern meinem Mann überlassen. Er macht das leidenschaftlich gern . Ich bin die, die sogar auch mit einer gewissen Leidenschaft Unkraut zieht, dabei aber gern mal die eine oder andere richtige Pflanze erwischt.

Ich habe überhaupt noch keinen Plan , wie das in diesem Jahr gehen soll.
Das geht mir mit etlichen anderen Sachen auch so. Ich sehe es dabei jetzt wenigstens als kleinen Vorteil an, dass ich eben auch die bin, die sich mit dem ganzen bürokratischen Kram auskennt.
Aber immer, wenn ich das Gefühl habe, jetzt bricht alles über mir zusammen, sage ich mir ganz bewusst: Ich bin nicht allein, ich habe meine Kinder.

Doch trotzdem verstehe ich dich voll und ganz. Das Mitansehen müssen, wie sich der Partner entgegen aller Vernunft weigert, sich gründlich untersuchen zu lassen, ist eine hohe Belastungsprobe, an der sicher auch manche Beziehungen zerbrechen.
Wenn dann die Männer wie deiner und meiner plötzlich doch erkennen müssen, dass sie wirklich Hilfe brauchen, stehen wir ihnen zur Seite.

Ist das nicht ziemlich ungerecht?

Aber ich sage mir dann auch, wir haben schon so viel geschafft. Also ist Aufgeben nicht wirklich eine Option.

Ich denke, wir befinden uns gerade in einer ähnlichen Situation. Mir hilft es ein wenig, in kleinen Dimensionen zu denken. Das kennst du sicher auch.

Es lohnt sich ganz bestimmt, um ein wenig Sonnenschein zu kämpfen.
Wenn es mal so gar nicht richtig klappen will, nehme ich mir meine jetzt schon 10-jährige Enkeltochter zum Vorbild, die sich vom ersten Tag ihrer Geburt an wirklich ins Leben kämpfen musste und die jetzt ein bezauberndes, ganz ehrliches großes Mädchen ist, eben ein ganz besonderes Kind.

Wir geben nicht auf, liebe Lana.

In diesem Sinn wünsche ich dir eine gute Nacht.

Edda
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