Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

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Lilli83
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Registriert: 19. Mär 2023, 14:54

Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Lilli83 »

Guten Abend,

Ich wollte euch mal fragen, wer Erfahrung mit der Beantragung eines leidensgerechten Arbeitsplatz hat.

Ich bin ja seit August 2022 arbeitsunfähig erkrankt.
Ein BEM Gespräch hatte ich im Dezember 22. Im Januar 23 wurde mir mitgeteilt, dass es keinen leidensgerechten Arbeitsplatz bei uns gibt (ich bin im öffentlichen Dienst bei einer Kommune beschäftigt).
Bereits im Dezember wusste die Führung, dass es jetzt im Mai sowie August zwei freie Stellen geben wird.
Der Personalrat hat wirklich versucht, mich auf eine der beiden Stellen zu versetzen. Leider weigert sich der Chef dies zu tun. Es werden immer irgendwelche Ausreden gebracht, warum es nicht geht.
Vor ein paar Wochen rief mich dann die Kollegin vom PR an und meinte, dass mir wohl ein Aufhebungsvertrag wegen Krankheit unterbreitet werden soll.
Habe daraufhin eine Anwältin eingeschalten, die jetzt meine Versetzung beantragt hat und meinem Arbeitgeber eine Frist gesetzt hat.
Ein Antrag auf Feststellung GdB habe ich gestellt, die Bearbeitung ist leider noch nicht abgeschlossen.

Ihr könnt euch denken, dass mir das ganze schwer im Magen liegt und ich Angst vor der Zukunft habe, sehe mich in der Abwärtsspirale. Leider ist es halt so, dass ich auf meine alte Stelle nicht mehr zurück kann. Diese Stelle machte mich krank und ich brach zusammen.

Mich würde es jetzt mal interessieren, welche Erfahrungen ihr mit der Beantragung eines leidensgerechten Arbeitsplatz gemacht habt.

Danke :)

Lilli83
Schlumpffine
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Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Lilli83,
ich hab Di eine PN geschickt.
Schau mal hier:https://www.arbeitsrechte.de/leidensger ... eitsplatz/
Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur folgendes dazu sagen.
Auf der Seite des AG wird -bewußt oder unbewußt- IMMER die Sichtweise und Position des Unternehmes dargestellt. Selten oder gar nicht wird eine neutrale Position eingenommen.
Die Interessen der Arbeitnehmer- auch wenn sie berechtigt und ggf. auch einklagbar sind- wird nicht entsprochen.
Erst wenn ein entsprechender Druck von Dritter Seite- Anwalt,Behörde oder BR/PN-aufgebaut wurde, ist ein Einlenken des AG möglich.
Das alles kostet Nerven und Kraft, die sicherlich woanders produktiver eingesetzt werden können.
Hier heißt es, sich ein dickes Fell zuzulegen oder unterzugehen.
Für Interessierte § 164 , 165 und 176 SGB 9 und die Kommentare dazu googlen.
Gruß
Schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Reiseonkel87
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Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Lilli83,

als erstes wünsche ich Dir viel Glück für alles, das was noch kommt. Ich befürchte, das ich sowas in der näheren Zukunft auch erfahren werde. Hab innerhalb eines Jahres jetzt den zweiten kompletten Zusammenbruch. Betriebsrat ist zwar bemüht, hinter dem AN zu stehen und eine Lösung zu finden, das für alle Seiten sinn ergibt, aber am ende ist man leider immer wieder nur eine Personalnummer. Der Mensch dahinter spielt leider keine große Rolle mehr. Zumindest ist das bei meinen Arbeitgeber so der Fall.
LG von der Küste
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Reiseonkel
Lilli83
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Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Lilli83 »

Hallo Reiseonkel87,

Ich danke dir.

Ich drücke dir die Daumen, dass es für alle Seiten eine akzeptable Lösung gibt!
Solange man funktioniert ist alles gut.
Dann fällt man aus und ist weg.
Ich kann irgendwie den AG verstehen, er muss planen können.
Aber für uns, die betroffenen, ist es halt schwer...

Bis jetzt hat sich meine Anwältin noch nicht gemeldet. Das zerrt wirklich an den Nerven.

Liebe Grüße

Lilli83
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Lilli,

aber gerne doch und auch vielen Dank. Meine Aussage hat sich gestern nochmal bestätigt. Kündigungswelle in DE. Bin aktuell noch nicht davon betroffen, aber ich schätze, es ist nur eine Frage der Zeit. Wir, die den Laden während Corona am Leben gehalten haben, bekommen als Dank jetzt den tritt in den Arsch, vorher noch schön verheizen. Klar, die Welt ist im Wandel, brauchen nur in Richtung Osten schauen, alles wird teurer und ein großes Globales Unternehmen muss auch schauen, wo Sie bleiben. Nur passen einige Sachen nicht, es heißt man muss Geld sparen, aber in Osteuropa wird ein neues Bürokomplex errichtet und neue, billigere Arbeitsplätze geschaffen. Da kommt man sich als AN doch echt nen bisschen ausgenutzt und verar***t vor. Ich drücke Dir weiterhin die Daumen.
LG von der Küste
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Reiseonkel
Gartenkobold
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Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Reiseonkel,

da Du Angst vor der Kündigung hast (haben musst) und (auch) einen leidensgerechten Arbeitsplatz anstrebst... wie wäre es einen Antrag auf Festellung des Grades der Behinderung zu stellen (hast ja leider eine weitere Diagnose)? Im Job wäre auch ein Antrag auf Gleichstellung möglich und falls Du gekündigt würdest müsste vorher der Integrationsfachdienst gefragt werden. Ein GdB 50 verhindert eine Kündigung nicht aber es ist für den AG schwerer. Du hast Anspruch auf 5 Tage mehr Urlaub und wirst, wenn in Vollzeit beschäftigt, auf Antrag von Überstunden befreit. Die Schwerbeschädigtenvertretung ist bei einem größeren Betrieb mit im Boot und eigentlich sollte vom AG ein leidensgerechter Arbeitsplatz für Dich eingerichtet werden, wenn möglich. Da kennt sich Schlumpfine besser aus...ist keine Pflicht des AG soweit ich verstanden habe.
Ein GdB kann helfen, deshalb habe ich meinen beantragt, zur Selbstfürsorge in der Arbeitswelt.

@Lilli: viel Kraft fürs Durchhalten und hoffentlich meldet sich Deine Anwältin!

LG Gartenkobold
Reiseonkel87
Beiträge: 368
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Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Reiseonkel87 »

Moin Gartenkobold, danke Dir. Es wird schon werden. Erster schock ist verdaut. Es wird sich zeigen was die Zukunft bringt, klar sind es wieder neue sorgen, die man eigentlich nicht gebrauche kann und die verhindert hätten werden können. Das ärgert mich am meisten daran.

GdB wurde 2017 abgelehnt. Ok ist jetzt auch paar Jahre her, unter der Berücksichtigung der aktuellen Situation wäre ein neuer Anlauf eine Möglichkeit. Werde es mit dem Doc mal besprechen. leidensgerechter Arbeitsplatz wird schwer bei uns, da wir alle ausschließlich im Homeoffice arbeiten müssen, ist es etwas komplizierter. Man wird sehen :)
LG von der Küste
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Reiseonkel
Lilli83
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Registriert: 19. Mär 2023, 14:54

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Lilli83 »

@Gartenkobold: lieben, lieben Dank.
Habe heute eine Nachricht von meiner Anwältin bekommen. Mein AG hat die Frist verstreichen lassen und nicht reagiert...
Traurig.

LG

Lilli83
Amnesiac
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Registriert: 23. Sep 2022, 16:59

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Amnesiac »

Hallo Lilli83, leidensgerechter Arbeitsplatz, das ist für mich schöne Theorie: in dem Fall müsstest du klar formulieren, welche Tätigkeiten du überhaupt noch ausüben kannst und der AG müsste dem zustimmen und dir entsprechend etwas anbieten. Meine Erfahrung ist: in der Praxis wird das gar nicht gelebt, solche Stellen gibt es auch gar nicht. Sobald du wieder da bist, nimmt keiner Rücksicht, ob du gerade kannst oder nicht. Keiner kann dir in den Kopf gucken, wie es gerade um dich steht.
Wichtig ist jedoch: du brauchst einen GdB und ggf. auch eine Gleichstellung. Die Gleichstellung war bei mir gar nicht so einfach zu bekommen. Die Agentur hat ganz schön rumgeeiert, aber ich habe sie.

Mein Arbeitgeber geht aktuell sehr wohlwollend mit mir um. Zu Anfang war eine feste, volle Stelle für mich vorgesehen. Aufgrund meiner bestehenden Einschränkungen hat mein AG jedoch schnell gemerkt, dass ich das in meinem Zustand gerade nicht schaffen kann. Nun laufe ich als „leistungsgeminderter Mitarbeiter“, ohne feste Stelle, für die nächsten 2 Jahre so mit. Das nimmt mir tatsächlich etwas den Druck, auch wenn ich selbst es bin, der sich den Druck macht. Ich kann mich noch nicht damit anfreunden, dass ich nicht alles schaffe und meine kognitiven Defizite werden mir jeden Tag bewusst gemacht. Aktuell führt das auch gerade zu eine Verschlimmerung meiner gesundheitlichen Situation. Aber dennoch extrem toll, dass mein Arbeitgeber mich nicht fallen lässt. Ich bin schon über 30 Jahre dort und man zeigt mir sehr viel Entgegenkommen. Dafür bin ich gerade sehr dankbar. (Ok, ich war auch früher richtig gut in meinem Job. Leistung im Job war für mich alles).

Wichtig ist m.E., dass du gegenüber BEM alles offen kommunizierst. Und, wenn möglich, auch gegenüber deinem Chef. Es ist schwierig bis unmöglich für andere, sich in deine Lage zu versetzen, deswegen hilft nur sprechen! Man sieht es uns von außen ja nicht an, das kriege ich regelmäßig gesagt.

Ich konnte übrigens auch nicht mehr auf meine alte Stelle zurück, weil sie mich krank gemacht hat. Mein neuer Chef bringt mir jedoch sehr viel Verständnis und Empathie entgegen, auch wenn ich merke, dass ich ihn manchmal damit überfordere. Aber er steht zu seiner Verantwortung für den Mitarbeiter, auch wenn selbiger krank ist. Tolle Führungskraft, muss ich sagen.

Trotz allem ist meine Arbeit derzeit noch ein täglicher Kampf. Ich nehme es als sehr anstrengend und kräftezehrend wahr…und habe wohl noch einen weiten Weg vor mir.

Ich drücke dir jedenfalls die Daumen!
LG
Amnesiac (der Name ist Programm)

Ich kann sehr gut Mitmenschen umgehen.
Lilli83
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Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Lilli83 »

@amnesiac:

Lieben Dank für deine Antwort.
Es ist schön zu lesen, dass du Unterstützung von deinem Chef bekommst.
Das kann enorm helfen und Sicherheit geben.

Leider ist es bei mir eben nicht so. Seit September 22 bin ich am reden und machen. Im BEM Gespräch war ich offen, stimmte allem usw.
Keine Reaktion seitens AG, obwohl es offene Stellen gibt. Meine ganzen Vorschläge wurden komplett ignoriert.
Nun habe ich und meine Familie entschieden dass es reicht. Ich gehe daran kaputt.
Deswegen habe ich eine Anwältin eingeschalten die meine Versetzung beantragt hat. Leider hat der AG die gesetzte Frist verstreichen lassen.

Was hat es mir genützt offen zu sein, Gespräche mit dem Chef zu suchen? Nichts, gar nichts.
Im Gegenteil.

Und dass nach 20 Jahren im öffentlichen Dienst.

GdB habe ich mittlerweile, da aber zu niedrig lege ich Rechtsmittel mit Hilfe VdK ein.

Grüße, Lilli83
Pfadi
Beiträge: 67
Registriert: 23. Sep 2019, 16:30

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Pfadi »

Hallo Lilli,

es tut mir Leid, dass es so schwierig ist, eine neue Stelle zu bekommen.

Ich frage mich allerdings, ob der eingeschlagene Weg so klug ist. Erwartest du, dass du in einem Bereich, in den du mit anwaltlicher Hilfe gelangst, mit offenen Armen empfangen wirst? Ich hätte Befürchtungen, dass dem gerade nicht so wäre. Oder, dass mir eine Stelle angeboten wird, die niemand will.

Sind keine Stellen ausgeschrieben, für die du dich in einem klassischen Auswahlverfahren qualifizieren könntest?

Viel Erfolg

Pfadi
Lilli83
Beiträge: 32
Registriert: 19. Mär 2023, 14:54

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Lilli83 »

Hallo Pfadi,

deinen Gedankengang kann ich verstehen und glaube mir, diese Frage habe ich mir sehr oft gestellt.

Ich habe mir in meinem ganzen Arbeitsleben nie etwas zu Schulden kommen lassen. War immer da, sogar in dieser Zeit als ich eigentlich ein Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft hatte. Aus dem Grund, dass ich vor meinem Chef Angst hatte. Und was ist passiert? 3 Fehlgeburten und vieles vieles mehr.
Wir sind eine kleine Behörde.
13 Kündigungen in den letzten 3 Jahren. Mehr muss ich wohl nicht sagen.

Bei den jungen Kollegen und Kolleginnen hatte der Chef bisher immer Glück. Die sind gegangen.
Aber ich bin schon so lange dabei. Habe liebe Kollegen, die ich sehr vermisse und mit denen ich sehr sehr gerne zusammen gearbeitet habe.
Es ist der Chef, der Unruhe reinbringt.

Soll ich mir alles gefallen lassen? Dann bekommt er wieder recht. Er geht in 3 Jahren in Rente. Ich muss noch 27 Jahre arbeiten, so Gott will.

Leider schreibt er diese Stellen jetzt nicht offen aus, da er von den obersten Chefs bereits Ärger bekommen hat (wir schrieben teilweise jede Woche eine Stelle aus, da schon wieder eine Kündigung vorlag). Die Stellen sind aber definitiv frei und zu besetzen, laut PR.

Ich danke dir für deine Antwort.

Lilli83
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Zuweisung leidensgerechter Arbeitsplatz

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey,

das tut mir total leid zu lesen. :( Ich wünsche Dir auf jeden Fall weiterhin alles gute und viel kraft.
Lilli83 hat geschrieben: 5. Mai 2023, 21:50 @Gartenkobold: lieben, lieben Dank.
Habe heute eine Nachricht von meiner Anwältin bekommen. Mein AG hat die Frist verstreichen lassen und nicht reagiert...
Traurig.

LG

Lilli83
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
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