Eltern junger Erwachsener - Austausch

Hookfield22
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Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Hookfield22 »

Hallo,
nachdem ich hier eine Weile mitgelesen und gesucht habe, möchte ich ein Thema zum fortlaufenden Austausch von Eltern initiieren:
mein Sohn ist 22 Jahre alt und leidet seit mehr als 3 Jahren an diagnostizierter Depression. Spürbar begonnen hat das Thema um den 18. Geburtstag und nahm immer mehr Fahrt auf: Abi heimlich abgebrochen, Praktikum für Fachabi abgebrochen (Lügen zur Vermeidung von Konfrontation), zunehmend Störung des Schlafrhythmus, Canabiskonsum (finanzielle Probleme, Stehlen, Schulden), sozialer Rückzug, Ausbildung kurz nach Beginn abgebrochen. Seit 2 Jahren tut er nichts mehr außer überleben. (Er wohnt allein)
Seit ca. 1,5 Jahren nimmt er meine Hilfsangebote an, inzwischen bekommt er SGB ll vom Jobcenter, es läuft eine Einzelfallhilfe über den Sozialpsychiatrischen Dienst und eine rechtliche Betreuung für Finanzen und Behörden. Eine Verhaltenstherapie war ebenso erfolglos wie Escitalopram, es gibt einen Psychiater.
Das Organisieren und Verknüpfen der Hilfen hat mich wahnsinnig viel Kraft gekostet, wer schon mal Anträge für Hartz oder amtliche Hilfen ausgefüllt hat und bis zur Bewilligung an Mail und Telefon gehangen hat, weiß, wovon ich rede...
Das Verhältnis zwischen uns ist sehr lieb, aber wir müssen aus der gegenseitigen Abhängigkeit heraus. Wer kennt das?
Ich suche den Austausch mit Eltern, die ebenfalls junge erwachsene, depressive Kinder haben zur gegenseitigen Unterstützung des Loslassen-Lernens, Vertrauen zu medizinischen und sozialen Hilfen fassen und dennoch für das Kind da sein. Dabei das eigene Leben "trotzdem" Leben und genießen können.
Grüße Hookfield22
Chiemsee2021
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Chiemsee2021 »

Also, ich fühle erst mal total mit Dir, natürlich ist dadurch, dass finanzielle Sachen geklärt sind, er Hilfe annimmt etc. schon viel geschafft, aber das war ein harter Weg und natürlich siehst Du Dich immer noch in der Verantwortung und willst natürlich für Deinen Sohn da sein.

Situation ist bei mir anders, unser Sohn (20) war bis letztes Jahr Mai immer wieder depressiv, auch diagnostiziert, aber Behandlung schlug nicht an, Verhältnis war extrem schlecht … es wurde erst besser als ich soweit es ging losgelassen hatte - er hat sich wirklich berappelt, eine Arbeit und eine Freundin gefunden… Sorgen sind natürlich nicht weg, aber die räumliche Trennung war wirklich ein Segen. Du kannst mir gern per PN schreiben. Liebe Grüße
Falamee
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Falamee »

Hallo,
wir sind hier in einer ähnlichen Situation. Würde mich auch über Austausch freuen. Schreib mich gern an, wenn du möchtest.
Liebe Grüße
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

Hallo und guten Morgen,
was für ein M*, oder? Dass anscheinend ziemlich viele Kids/junge Erwachsene in der Phase, in der sie sich vom Elternhaus abnabeln, so in ein Loch fallen! Ich habe dieses Forum vor ein paar Tagen entdeckt, auf der Suche nach Informationen o.ä. für Eltern in dieser Situation, und finde es merkwürdig, wie wenig es da gibt. Oder täusche ich mich da? Scheint ein Tabu-Thema zu sein.....dabei hat es in meinen Augen ganz viel mit der Corona-Situation 2020/21 zu tun, die jedenfalls meinen Sohn (jetzt 22) eben gerade in dieser Abnabelungsphase getroffen hat. Er ist echt so ein toller Typ! Aber schon auch zurückhaltend, introvertiert, ein Kopfmensch mit starken Gefühlen.....
Naja, jedenfalls ist er nach dem Abi und vier Monaten in China/Vietnam zum Wintersemester 2020/21 von Hamburg nach Jena gezogen, um dort ein Studium zu beginnen. Gute 3 Jahre dachten wir, alles läuft, ja klar, die üblichen Umstellungsschwieirgkeiten, aber was er uns mitgeteilt hat, klang echt positiv, inklusive einer echt netten Freundnin, die in seine Wohnung gezogen ist und die er sogar nach Hause mitgebracht hat.
Bis er dann jetzt im Frühjahr sowas wie ein Coming Out hatte: Er habe die ganze Zeit nur gefakt, es sei ihm eigentlich hundsmiserabel gegangen, er hasse sein Studium und die Stadt und überhaupt alles, habe sich nur durch extreme Zwangsgedanken zum Studium motivieren können und sein Leben habe eh keinen Sinn mehr.
Uff.
Er zog dann wieder bei mir ein, hat sich eine Therapeutin gesucht, und schien sich doch ganz gut mit Hilfe dieser und meiner Unterstützung zu "berappeln". Nur leider waren dann doch nach 2 Monaten meine Akkus ziemlich alle, und es gab eine Situation, in der ich ihn eben nicht auffangen konnte....und danach ging es wieder abwärts.
Vor 3 Wochen ist er in die Klinik gegangen, quasi als Notfallmaßnahme, und ich habe keine Ahnung, ob ihm das hilft.
Entschuldigt bitte, wenn ich hier so emotional "auftrete"......ich hoffe, es ist trotzdem okay, dass ich schreibe.....?
Jedenfalls kann ich Eure Situation sehr gut nachvollziehen und würde mich auch über einen Austausch freuen.
Ganz herzliche Grüße und einen schönen Tag Euch!
Empathie58
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Falamee,
hallo wirschaffendas,

herzlich willkommen im Forum!

Ich bin als Stiefvater in einer vergleichbaren Situation und wir können uns gern per PN austauschen.

Liebe Grüße
Empathie58
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Hallo zusammen,

ich bin auch sehr an einem Austausch interessiert. Mein Sohn (24) wohnt bei mir und meine Themen sind auch die, die ihr schildert. Ich versuche zu vertrauen (bzw. loszulassen, je nachdem, wie ich es gerade sehen kann), und würde mich gerne mit euch darüber austauschen, wie ich das gut hinbekommen könnte, eine gute Balance zu finden zwischen Unterstützung und Vertrauen, dass er es selber schafft, in seinem Tempo.

Grüße in die Runde!
LHJ_Sep2023
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Registriert: 25. Sep 2023, 12:38

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von LHJ_Sep2023 »

guten Tag zusammen!

Wir sind auch mit einem Elternaustausch interessiert.
Unser Junge ist 21J und leidet auch seit mehr als 3 Jahren an diagnostizierter Depression. Er hatte Medikamente verschrieben bekommen, ging zu Psychotherapie und irgendwie trotz der Krankheit, seine Abi 20/21 noch gut geschafft. Nach Abi hatte er versucht ein Studium zu machen, diese aber nach eine Woche direkt abgebrochen und versuchte eine Ausbildungsstelle zu finden - ohne Erfolg, eine Vermittlungsversuche vom Job Center war auch nicht erfolgreich. In April/Mai 2023 hat er endlich freiwillig eine Tagesklinik besucht - die Zeit dort hat ihm gut getan. Wir dachten, es wird endlich wieder besser, aber nein - es ist weiter ohne Verbesserung zu merken. Er wird dieses Jahr wieder keine Ausbildung machen, da anscheinend keine gefunden. Und er redet mit uns zur Zeit gar nicht mehr!

Was ist mit ihm nur los? Was haben wir falsch gemacht? Mein Mann und ich sind am Ende und wissen nicht, was und wie wir ihm helfen können.

Gruße an Alle!
LHJ_Sep2023
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

Hallo zusammen,
ich nehm den Faden mal auf, denn dieses Gefühl der Ohnmacht kenne ich nur zu gut und auch diese Frage, was ich als Mutter falsch gemacht habe... das tut verdammt weh - schließlich will ich ja, dass mein Sohn einen guten Start ins Leben hat, seinen Platz findet....

Wer wie Euer Sohn das Abi geschafft hat, kann ja etwas vorweisen, worauf er stolz sein kann, umso mehr, wenn die Rahmenbedingungen (also seine Depression) es nicht leichter gemacht haben. Hut ab! Und auch Ihr habt dazu als Eltern und Familie sicher einiges zu beigetragen!! Auch dass Euer Sohn freiwillig in eine Tagesklinik gegangen ist, finde ich stark. Allerdings - und die Erfahrung mache ich gerade selbst mit meinem Sohn, denn er ist auch in einer Tagesklinik - beginnt damit eine Abnabelung von uns Eltern, und die Kommunikation verändert sich. Mein Sohn z.B. hat sich seither auch mehr verschlossen, macht mehr sein eigenes Ding. Das verunsichert ganz schön! Aber irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass es wichtig ist, ihm gerade in der Phase zu vertrauen! Dass er die richtigen Entscheidungen für sich selbst trifft....und im Gespräch zu bleiben, immer wieder "anzuklopfen", kleine Nachrichten zu schicken, ohne sich aufzudrängen oder Druck zu machen. Sobald ich das Thema "Zukunft" oder "Was ist mit Deinem Studium?" anspreche, macht er eh zu.

Ich fand den Post von Chiemsee2021 super interessant: dass eine räumliche Trennung anscheinend viel bewirken kann....

Ganz liebe Grüße in die Runde!
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Hallo alle zusammen,

Ich möchte zum Thema „Loslassen“, oder anders formuliert, „Vertrauen“ etwas anfügen: Mein Sohn wohnt ja wieder bei mir, seit 1,5 Jahren, seitdem es ihm schlecht geht, und das Schwierige ist doch, wie kann ich da loslassen, wenn ich ihn doch tagtäglich sehe, und mitbekomme, wie es ihm geht?

Wie können wir uns räumlich trennen? Ich kann ihn doch nicht vor die Tür setzen.

Würde mich sehr über Erfahrungen von euch freuen. Wie schafft ihr die Balance hinzubekommen?

Im Übrigen ähnelt meine Situation und die meines Sohnes sehr der von wirschaffendas, total krass!

Liebe Grüße!
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

Hallo und einen guten Tag für Euch!

@Yumyum, ich finde es auch echt schwer, die Balance hinzubekommen, nicht zu viel zu bemuttern und trotzdem für meinen Sohn da zu sein, wenn er mich braucht. Am Anfang, als er sozusagen "frisch" bei mir eingezogen war, habe ich mich innerlich ziemlich gepusht, bin irgendwie in einen Modus gegangen, als die Kinder noch klein und halt auch krank waren, Magen-Darm-Grippe oder Pfeiffersches Drüsenfieber, oder was auch immer. Habe sozusagen meine Antennen ganz fein gestellt, um zu spüren, wenn er ins Loch rutscht und habe ihn dann in irgendein Gespräch verwickelt. Ich bin mit ihm Joggen gewesen, habe ihn motiviert, im Garten zu arbeiten oder sich sonst im Haus handwerklich zu betätigen (was er gern macht), habe ihm assistiert, mich mit ihm gefreut, wenn er was geschafft hat. Gleichzeitig hatte ich einen größeren Auftrag in Arbeit, und ich konnte mich ganz gut darauf konzentrieren, ja habe daraus sogar Kraft und Energie bekommen. Wir haben ja einiges geschafft in der Zeit, und die Freude darüber gibt nicht nur Kraft, sondern stärkt auch das Vertrauen, sowohl von mir gegenüber meinem Sohn als auch andersherum.

Aber wie gesagt, dann gab es einen Bruch, weil ich irgendwann mal nach einem anstrengenden Tag nicht für ihn da sein konnte, und das hat unsere Dynamik verändert. Ich habe mich in der Situation nicht gut abgegrenzt! Jetzt würde ich darauf UNBEDINGT achten! Wenn mir diese Abgrenzung gelingt, fühlt es sich so an, als wäre ich einerseits emotional bei meinem Sohn, ein anderer Teil von mir "hört" aber gleichzeitig nach innen, spürt nach, welche Gefühle da bei mir hochsteigen....okay, das ist wirklich ein Balanceakt, und erfordert wie in einem Pingpong-Spiel viel innere Aufmerksamkeit. Aber ich glaube fest, dass es hilft!

Außerdem lese ich ziemlich viel über die Erkrankung, rede mit Freundinnen über die Situation, hole mir auch ab und zu "Expertenrat" bei einem Psychologen. Das fühlt sich immer ein bißchen an, als wäre ich unloyal und würde meinen Sohn "an den Pranger stellen". Aber ich finde es total wichtig, sich nicht zu verstecken, keine Heimlichtuerei anzufangen - das würde nach meinem Empfinden den Druck und die Schwere nur vergrößern. Leider habe ich noch keinen festen Therapieplatz, da will ich mich unbedingt noch drum kümmern.

Ganz ehrlich: Ich finde es sagenhaft, dass Du seit 1,5 Jahren Deinen Sohn begleitest! Hol Dir jede Hilfe, die Du kriegen kannst....

Ganz liebe Grüße
Chiemsee2021
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Registriert: 22. Nov 2021, 19:04

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Chiemsee2021 »

@yumyum: Zwei Sachen möchte ich gern noch mitgeben. Das ist tatsächlich ein ständiger Balanceakt - wo kann man unterstützen, wo muss man sich abgrenzen. Unser Sohn war zuletzt rund ein Jahr bei uns (nachdem er vorher seine Ausbildung wegen der Depression abbrechen musste), und gerade am Anfang war es immens belastend, etwas besser dann, als er zur Diagnostik in der Klinik war. Aber auch das war nur von kurzer Dauer… eine Therapie wollte er nicht machen, mit der Psychiaterin war er unzufrieden (ich übrigens auch), es ging nichts voran.

Vor die Tür setzen: War am Ende für uns schon eine Option, weil die Situation für alle unerträglich war. Unser Sohn ist zu einem Berater bei der Caritas gegangen (den kannte er schon länger), wir als Eltern hatten eine eigene Beraterin, um zu schauen, wie er ohne uns einen Weg finden kann (Arbeit, Unterbringung, Finanzen). Am Ende hat er die Kurve selbst bekommen, aber lange hätten wir die Situation rein aus Selbstschutz nicht mehr ertragen.
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Hallo zusammen!

@Chiemsee2021/@wirschaffendas: Vielen Dank, dass ihr geantwortet habt! Es ist ein Segen, so eine Plattform gefunden zu haben, mit Menschen, die etwas ähnliches erleben. Das tut wirklich gut.
Und auch an alle anderen: eure Schilderungen zu lesen, hilft, meine eigene Situation besser einordnen zu können. Danke dafür!

Gerade ist die Situation bei uns so, dass ich merke, dass ich nicht mehr kann, keine Kraft habe, mein Körper reagiert. Deshalb treibt mich das Thema Abgrenzung gerade so um, und gleichzeitig überfällt mich Panik ob der Konsequenzen, die das vielleicht haben könnte.
Das Verhältnis zu meinem Sohn ist auch sehr liebevoll, sowieso ist er vom Typ her ein ganz weicher, warmherziger, sensibler Mensch, und klar, das Thema „Loslassen“ wird hier schon sehr bedeutend, denn ich frage mich ja auch ständig, ob dieses innige Verhältnis nicht auch ein Grund ist, warum er sich nicht abnabeln kann.

Aber dieser Stillstand, das Nicht-Voran-Kommen macht mich fertig. Das zehrt total an mir. Wenn er doch bloß Hilfen annehmen würde. Aber alles ist so mühsam, jeder kleinste Fortschritt muss so hart erarbeitet werden. Er ist sehr schwer bis gar nicht dazu zu motivieren, zB einen Berater (Betreutes Einzelwohnen vom SoPDi stand im Raum) zu akzeptieren, Medikamente zu nehmen, etc. Wenn er wo angebunden wäre, könnte ich vielleicht leichter sagen, ok, er ist versorgt. Aber ich bin (so fast mittlerweile) die einzige, der er vertraut. Na gut, er hat einen Therapeuten seit einigen Wochen (endlich), sagt aber, das ist eigentlich nicht das Gelbe vom Ei.

Im Grunde will ich seit 1,5 Jahren, dass er auszieht, weil es mich die Situation von Beginn an schon so fertig macht. Und er ist ja auch vor 1,5 Jahren bei mir eingezogen mit dem Worten: Mama, nur vorübergehend, für ein/zwei Wochen, ok?
Er will eigentlich auch hier weg.
Wir drehen uns sowas von im Kreis.

Liebe Grüße in die Runde
ninnananna
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

Hallo!

Ich "reihe" mich mal ein, habe gestern einen Beitrag gepostet

viewtopic.php?t=45106#p661915

Ich bin auch so langsam am Ende und wünsche mir manchmal einfach nur, dass alles endlich wieder gut wird.

Diese Situation wünscht man doch selbst seinem ärgsten Feind nicht.. ☹️
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Das stimmt, das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht..
Gerade bin ich auch so wütend, ich fühle mich so gestraft. Die Stimmung hier zuhause ist so gedämpft, so traurig, es zieht mich so runter.
Wie kommen wir bloß aus diesem Stillstand heraus? Ehrlich gesagt, es ist unerträglich…
ninnananna
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

Yumyum hat geschrieben: 11. Okt 2023, 22:24 Das stimmt, das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht..
Gerade bin ich auch so wütend, ich fühle mich so gestraft. Die Stimmung hier zuhause ist so gedämpft, so traurig, es zieht mich so runter.
Wie kommen wir bloß aus diesem Stillstand heraus? Ehrlich gesagt, es ist unerträglich…
Ja, ich finde es momentan auch unerträglich. Auch, was die Zukunft angeht. Wann passiert endlich etwas, wann rafft er sich auf?
Wir können teilweise kaum etwas im Alltag planen, weil wir nie wissen, wie es ihm geht /gehen wird.
Ich bin so müde und wütend...
Heute ist kein guter Tag...
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

@yumyum, @ninnananna: Also ich finde, wütend zu sein, ist doch schon mal gut, selbst wenn es äußerlich nicht vorangeht. Aber wenn ich Wut spüre, spüre ich doch auch eine Kraft in mir, und bin mir bewusst, dass da etwas nicht richtig ist in meinem Leben. Also das Gegenteil von Teilnahmslosigkeit.....übrigens fällt mir ein, dass vergangene Woche die Therapeutin meines Sohnes mir gegenüber sagte, dass es ganz typisch sei, wenn man als Angehöriger eines schwer Depressiven diesen am liebsten voll Wut schütteln möchte, um ihn endlich aufzuwecken, zu motivieren, endlich aktiv zu werden, sich aufzuraffen aus der Matratzengruft.....tolle Wurst, dachte ich bei dem Gespräch, meine Wut bestätigt also die Diagnose.....
Mit wem redet Ihr denn über die Situation in der Familie? Mir hilft es z.B., dass ich über die ganze Misere mit meinem Ex-Mann im Austausch bin. Wir treffen uns so alle 7 bis 10 Tage, gehen sogar ins Restaurant dafür - das wäre noch vor ein paar Monaten undenkbar gewesen! Da habe ich an meinem Ex kein gutes Haar gelassen, hätte ihn lieber auf den Mond geschossen oder dahin, wo der Pfeffer wächst! Aber jetzt merke ich, dass geteiltes Leid eben noch nicht automatisch ein halbes Leid bedeutet. Aber ich fühle mich mit den Sorgen wenigstens nicht allein....Und auch mit guten (!) Freundinnen rede ich darüber - nicht zu ausgiebig, ich will ja meinen Sohn nicht zum allgemeinen Gesprächsthema machen. Aber ich will auch keinen auf Gute-Laune machen, wenn mir nicht danach ist.
Toi toi toi, dass diese Woche wieder bessere Tage dabei sind...
Liebe Grüße
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Tatsächlich geht es gerade besser, ich bin sehr dankbar. Im Alltag planen ist hier nicht das Problem, ich versuche (und ich muss) meinen Alltag, meinen Job und alles leben, muss weitermachen, da kann ich kaum Rücksicht nehmen. Nur wie ich dann durch den Alltag gehe, wenn die Stimmung so gedrückt ist, das ist halt schwer, wenn mein Sohn wieder ein Tief hat.
Jetzt schöpfe ich gerade wieder Hoffnung :)
Es stehen ein paar Termine an, Therapie, Psychiater, Beratungsgespräche, vielleicht hilft ihm das endlich weiter.
@ninnananna: Wie geht es dir heute?
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

@wirschaffendas: das war jetzt mehr oder weniger zeitgleich verschickt:)
Ja, das Schütteln wollen kenne ich auch nur zu gut..
Reden mit verschiedenen Personen, allen voran mein Partner. Aber auch der Kindsvater, da geht es mir so ähnlich wie dir. Mit Freundinnen funktioniert es nicht so gut, aber in Selbsthilfe Gruppen, da bin ich gerade am Ausprobieren, hier, in der Familienberatung… ich hab schon einige Anker, doch hilft es nicht, wenn mich die Ungeduld packt!
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

@yumyum: Super, dass bei Euch die Sache in Bewegung kommt - ich drücke Euch die Daumen, dass die Termine, die jetzt anstehen, Deinen Sohn voranbringen! An eine Selbsthilfegruppe habe ich auch schon gedacht.....werde mal schauen, ob es bei mir in der Gegend ein entsprechendes Angebot gibt.....Im Moment fühle ich mich eh total einsam. Doofes Selbstmitleid! Aber mein Sohn hat sich wohl am Wochenende nach einem Familiengespräch in der Tagesklinik entschieden, weder bei mir noch bei seinem Vater seine Zelte aufzuschlagen, und sucht jetzt seine Unterkunft über AirBnB....Wenigstens ist er aktiv und kümmert sich....aber ich hänge hier und mache mir Sorgen...trotzdem werde ich versuchen, ihn nicht damit zu konfrontieren - was für ein Never-ending-Eiertanz......

Alles Liebe für heute Abend:-)
ninnananna
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von ninnananna »

@yumyum
Es geht so, ich habe gerade allgemein viel um die Ohren.
Momentan gibt es ein paar Lichtblicke, mein Sohn geht fast täglich mit meiner Mutter eine Runde spazieren, er geht abends oft vor mir ins Bett und steht früh auf.
Seine Psychiaterin sieht er gerade wöchentlich.

Allerdings sagt er jetzt immer öfter, dass er sich langweilt.
Ja, würde ich mich auch. Das ist jetzt diese Grad Wanderung, ermuntere ich ihn, einen kleinen Job oder ein Praktikum anzufangen oder ist das schon zu viel?
Soll ich einfach warten, was passiert?
Es geht ja oft in kleinen Schritten vor und manchmal auch wieder etwas zurück.
Ich rede mit meinem Mann und Freundinnen darüber, auch mal mit meiner Kollegin (wir sind quasi "vom Fach"), das hilft echt viel und gut.
Trotzdem ist es an manchen Tagen schwer und man fühlt sich sehr einsam.
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

@ninnananna
Das ist interessant: Mein Sohn hat auch schon mal geäußert, dass er sich langweilt. Und diese Gratwanderung, die kenne ich auch. Letztens kam er von der Therapie zurück und fragte mich, ob ich eine Idee hätte, was er machen könnte, er würde gerne Geld verdienen und in einem Verein Sport machen…
Ja, klar, 1000 Ideen! In den Momenten schöpfe ich wieder Hoffnung und stehe mit Tipps zur Seite. Doch was soll ich sagen? Seine Motivationsschübe halten leider nicht lang und passiert ist bis heute nichts.

Vom Fach seid ihr, sagst du - was bedeutet das?

Viele Grüße!
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

@ninnananna
Bitte entschuldige, wenn ich zu neugierig war, deine Profession gehört hier vielleicht nicht hin.

Liebe Alle,

Ich wollte ein kurzes Update geben: Mein Sohn war ja letzte Woche bei einem Psychiater, um sich Antidepressiva verschreiben zu lassen. Ich hatte heute ein Gespräch mit dem Arzt, was unendlich gut tat, denn bislang wurde ich in den Prozess von den behandelnden Therapeuten und Ärzten nicht mit einbezogen, und ich fand das schwierig, weil ich eigentlich denke, dass meine Perspektive dazu beitragen könnte, dass sich etwas bewegt.

Jedenfalls konnte ich vieles loswerden. Die Diagnose Depression wird vom Psychiater noch nicht als sicher angesehen, vielmehr möchte er sich nicht festlegen und erstmal in die Breite schauen, was mit meinem Sohn los ist. Gefällt mir. Dann brachte er die Themen Psychose und Schizophrenie aufs Tablett. Gefällt mir nicht. Macht mir Angst. Ich bin ganz aufgewühlt.

Habe viel Arbeit auf dem Tisch und hoffe, ich kann mich konzentrieren.

Bin aber alles in allem sehr froh, dass sich was bewegt.

Hat jmd ähnliche Erfahrungen mit zusätzlichen Diagnosen gemacht?

Viele liebe Grüße in die Runde!
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

wirschaffendas hat geschrieben: 17. Okt 2023, 22:48 @yumyum: Super, dass bei Euch die Sache in Bewegung kommt - ich drücke Euch die Daumen, dass die Termine, die jetzt anstehen, Deinen Sohn voranbringen! An eine Selbsthilfegruppe habe ich auch schon gedacht.....werde mal schauen, ob es bei mir in der Gegend ein entsprechendes Angebot gibt.....Im Moment fühle ich mich eh total einsam. Doofes Selbstmitleid! Aber mein Sohn hat sich wohl am Wochenende nach einem Familiengespräch in der Tagesklinik entschieden, weder bei mir noch bei seinem Vater seine Zelte aufzuschlagen, und sucht jetzt seine Unterkunft über AirBnB....Wenigstens ist er aktiv und kümmert sich....aber ich hänge hier und mache mir Sorgen...trotzdem werde ich versuchen, ihn nicht damit zu konfrontieren - was für ein Never-ending-Eiertanz......

Alles Liebe für heute Abend:-)
@wirschaffendas: danke fürs Daumen drücken, es geht hier voran, und das macht Mut. Never-ending-Eiertanz ist der richtige Begriff, so fühlt es sich hier auch an. Ich kann dich nur ermutigen, eine Selbsthilfegruppe zu suchen, das hilft gegen die Einsamkeit und man kann da seine Sorgen teilen, das tut gut.
Was unser Zusammenleben hier betrifft: ich wäre tatsächlich froh, wenn mein Sohn woanders lieber wohnen würde und das auch täte - es tut weder ihm noch mir gut.
Liebe Grüße!
wirschaffendas
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

@ yumyum: Ich habe eben nach längerer Pause mal wieder im Forum vorbeigeschaut und bin total dankbar für Deine Nachricht! Es tut soooo gut, gesehen zu werden mit den eigenen Sorgen, diesem Kampf um ein paar Zentimeter Vorwärtsbewegung und dem Hoffen, dass es diesmal tatsächlich vorangeht! Apropos: Du hast von einer positiven Phase geschrieben - hat sie sich stabilisiert? Läuft mit den Arztterminen alles rund?
Ich kann sehr sehr gut verstehen, dass Du Dir eine räumliche Trennung wünschst. Ist sie vielleicht wenigstens zeitweise möglich? Du scheinst ja auch beruflich eingespannt zu sein....der Job hilft mir immer, mehr Abstand zu meinem Sohn und seiner Situation herzustellen. Dann bin ich in einem erwachsenen Modus, besser abgegrenzt, und mein Engagament bewirkt etwas. Sprich: Ich habe Erfolgserlebnisse! Etwas, das mein Sohn mir scheinbar nicht gut zugestehen mag.....
Auch bei ihm ist die Diagnose noch nicht so ganz klar. Ich finde das Procedere in der Klinik auch ganz schön undurchsichtig, denke ähnlich wie Du, dass die Einbeziehung der Eltern eigentlich absolut wichtig ist für die Behandlung! Wie schön, dass Du ein gutes Gespräch mit der Therapeutin hattest! Wenn alle an einem Strang ziehen, ein gemeinsames Verständnis da ist, ist das doch eine große Entlastung für den Patienten und seine Familie....ist jedenfalls meine Meinung.
Bei uns geht es gerade mal wieder eher hott als hüh - mein Sohn konfrontiert mich mit Dingen, die er mir schon vor Monaten vorgeworfen hat. Und ich habe echt keine Lust mehr, dazu Stellung zu nehmen - werde aber wohl nicht drum herum kommen....

Ganz liebe Grüße und allen einen guten Tag - trotz alledem :hello:
Yumyum
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Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

@wirschaffendas: Vielen lieben Dank für deine mitfühlenden Worte, hier hat sich wirklich gerade viel Positives entwickelt. Zwischendurch jedoch immer wieder Einbrüche. War am Mittwoch bei einer Peer-Beratung, da habe ich gelernt, dass das wohl der Zustand ist, mit dem ich lernen muss, umzugehen. Puh, das ist schwer.
Mein Sohn schafft im Moment nämlich wieder ganz viel, zwischendurch sagt er mir aber, dass sich nichts verändert, dass er nicht, weiß, was er falsch macht, es ihm unverändert schlecht geht, ihm das Leben zu anstrengend ist… alles Dinge, die mich extrem fertig machen und runterziehen. Dann hilft mir meine Arbeit gar nix, im Gegenteil, ich bin dann dafür zu erschöpft, kann mich nicht konzentrieren. Aus seinem Mund zu hören, dass es ihm so schlecht geht, macht mich fertig.
Dabei hat er schon über den Sommer so viel erreicht: er hat endlich einen Therapeuten gefunden, wo er regelmäßig hingeht, einen Psychiater gefunden, der ihm Medikamente verschrieben hat, die Einsicht darüber, dass das jetzt notwendig ist, war ein großer Schritt, er trifft sich wieder mit Leuten oder telefoniert, hatte letztens sogar Besuch, das gab es ewig nicht mehr, er macht Sport, versucht eine regelmäßige TagessStruktur zu haben, isst gesund, kocht, geht einkaufen… wo ist eigentlich das Problem? Dann sagt er, ihm fällt alles so schwer, er muss sich zu allem zwingen, nichts fühlt sich gut an…
Es ist ein großes Dilemma.
Liebe Grüße in die Runde!
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