Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

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Juu
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Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Juu »

Hallo Leute,

Bei mir gibt es ein großes Problem mit Freundschaften. Ich glaube viele von euch sind ähnlich vom Wesen her wie Ich. Deswegen hoffe ich das wir zusammen einen Weg finden.

Mein Problem ist das meine vergangene "Freundschaften" mich geprägt haben und ich sozusagen daraus eine Lehre gezogen habe, niemaden zuvertrauen und das alle sich früher oder später sich nicht mehr für mich interessieren.
Neue Freundschaften sind erstmal am Anfang toll, aber irgenwann fällt mir was auf bzw erkenne ich ein altes Verhalten und es macht Klick in meinen Kopf, es läuft dann ab wie immer....
Aber zugleich sagt mir mein Verstand, aber diesmal wird es anders sein, ich täusche mich da....
Ich habe aber genug Anhaltspunkte die mich an die Vergangenheit erinnern, soll ich das einfach ignorieren?

Die Frage ist worauf soll ich hören, auf meine Erfahrungen oder auf mein Gefühl.
MissMikse
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von MissMikse »

Hallo Juu,

ich kann da nicht wirklich mitreden, da ich kaum Kontakte und im Endeffekt keine Freunde hab.

Aber ich hatte es beim Kennenlernen von Männern, also beim Dating so ähnlich empfunden, dass es immer wieder nach Schema F abläuft. Auch, weil ich wohl immer mit der selben Erwartungshaltung ran gegangen bin. Und das kann ggf. bei dir auch der Fall sein.
Aus deinen Erfahrungen heraus erwartest du schon, dass du enttäuscht wirst und suchst regelrecht nach den Anzeichen dafür.

Viele Grüße
Juu
Beiträge: 7
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Juu »

Hallo MissMikse,

Ich glaube ich gehe nicht mit der Erwartung heran das ich enttäuscht werde, aber ich suche definitive nach Anzeichen und finde sie auch immer.
Hast du auch immer nach Anzeichen gesucht und was ist wenn du welche gefunden hast?
Lilli83
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Lilli83 »

Hallo Juu,

Ja, diese Erfahrungen kenne ich auch.

Am Anfang einer Freundschaft läuft alles gut. Nach kurzer Zeit kommen dann aber immer Dinge, die mich stören.
Das nervt mich dann irgendwann so, dass ich mich zurückziehe.
Das kann sein, dass zb nicht angerufen wird, wenn etwas vereinbart war usw.
Letztens bot mir eine Freundin an, dass sie mir hilft einen neuen Hausarzt zu finden. Ich war so erleichtert, da es mir im Moment einfach schwer fällt. Ich hörte tagelang nichts mehr von ihr. Ich nachgefragt. Antwort: sie kam nicht dazu.
Ich fühlte mich alleine gelassen, die ganze Palette an Gefühlen.
Sie meinte es bestimmt nicht böse, sie hat auch ihr Leben. Eigentlich weiß ich es, fühlte mich aber dennoch versetzt.

Das was jetzt da war, unterstelle ich jetzt jedem. Oder suche zwanghaft nach Anzeichen dass es jeder "nicht gut" mit mir meint.

Mein Therapeut meinte, ich dürfe nicht alle Aussagen sofort in die Goldwaage legen (ich weiß, dass er recht hat aber es ist so schwer) und solle viel mehr auf meine Gefühle hören (Bauchgefühl).

Ich kann dir keinen Rat geben, wie du es ändern kannst. Aber wollte dir einfach kurz schreiben, dass du nicht alleine bist.

Liebe Grüße

Lilli83
Juu
Beiträge: 7
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Juu »

Hallo Lilli83,

Das hört sich auch mies an. Wenn man was vereinbart dann hält man das oder meldet sich das irgenwas wichtigeres dazwischen kommt, aber garnicht melden.... :(
Wie ist es weitergelaufen mit der Freundin?

Ich lege ja auch nicht alles auf die Goldwaage, aber von Situationen zu Situationen wird es immer mehr und irgenwann kann man nicht mehr darüber hinwegsehen und dann sagt mein Bauchgefühl auch das man sich fernhalten sollte.

Freunde sind für mich wirklich nur Menschen auf die man zählen kann und mit denen man alles teilen möchte... allerdings hab ich sowas nicht :/
Ich hab zwar auch leute mit denen man ab und zu Zeit verbringt und wenn man was braucht bzw die was brauchen ist man zustelle. Sprich mehr so "Nutz-Freundschaften", für viele werden das schon richtige Freunde sein, aber ich würde die jetzt nicht als meine Freunde betiteln.
Vielleicht ist das mein Problem, ich nehme Freundschaften zu ernst....., aber das ist doch eigentlich was gutes oder nicht?
kaetzchen
Beiträge: 5
Registriert: 15. Apr 2023, 14:38

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von kaetzchen »

Hallo ihr Lieben,
hier mal der Versuch einer Antwort von "der anderen Seite".
Ich selber habe keine Depressionen, aber 2, höchstwahrscheinlich sogar 3 Erkrankte in meinem, auch engeren, Umfeld.
Für mich ist es unglaublich schwierig die Stimmung eines Depressiven einzuschätzen. Meist weiß ich einfach nicht, was genau ich sagen kann.
Normalerweise warte ich auf die Reaktion meines Gegenüber, aber die kommt eben nicht immer oder nicht so, wie ich es erwarte, aufgrund der Erkrankung.

Das ist unglaublich anstrengend. Vor allem auch auf der emotionalen Ebene.
Leider ist es so, dass die meisten Menschen sich einfach nicht anstrengen wollen.

Wenn ich eure Beiträge lese, werde ich immer sehr traurig und auch ein bisschen wütend auf die Krankheit, weil sie euch so viel nimmt.

Bitte habt ein bisschen Geduld mit Nichtdepressiven.
Oft ist es einfach nur Nichtwissen oder Angst.

Ich wünsche euch einen Menschen, der euch einfach in den Arm nimmt und so akzeptiert, wie ihr seit.

LG vom Kätzchen
Lilli83
Beiträge: 32
Registriert: 19. Mär 2023, 14:54

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Lilli83 »

Hallo Juu,

Du hast gefragt, wie es weiterging mit der Freundin. Ich habe mich nach und nach zurückgezogen.
Da kam halt einiges zusammen...
Wir telefonieren ab und an aber es ist nur noch blubb blubb. Mehr nicht.
Es ist wie du schreibst, bei jedem kann mal etwas dazwischen kommen. Und der Termin verschiebt sich. Aber dann gebe ich bescheid. Das kommt heutzutage irgendwie kaum mehr vor.
Ich sage immer: ich passe nicht in diese Welt.
Das ist so mein Empfinden.

Ja, dieses Bauchgefühl dass sich irgendwann meldet, ist mir auch bekannt. Und dann möchte ich ganz schnell raus aus der Situation, nach Hause, wo alle ruhig ist und ich nicht wieder enttäuscht werde...

Nein, Freunde auf die ich mich verlassen kann, habe ich auch nicht.
Ich habe eine Cousine in Hamburg. Sie ist wie eine Schwester für mich. Aber lebe ich im Süden Deutschlands und da kann man sich halt nicht kurz sehen.
Wir versuchen jeden Tag zu telefonieren. Aber das ist halt nicht dasselbe wie wenn man sich sieht.

Klar, rede ich mal mit Nachbarn usw aber das sind dann so wie du schreibst "Nutzfreundschaften".
Das Verständnis für unsere Krankheit ist halt leider auch nicht bei jedem gleich groß.
Mit einer Nachbarin, ich kenne sie seit 37 Jahren, hatte ich immer wieder Kontakt. Dann merkte sie, dass ich krank geschrieben bin. Immer wieder kamen dann so Sprüche wie "Wann gehst du endlich wieder arbeiten? Du kannst doch nicht ewig daheim sein? Von was lebst du?" Und was hab ich gemacht? Mich zurückgezogen.
Ich will und kann mich nicht ständig verteidigen.
Wenn Sie mir jetzt per WhatsApp etwas schickt, meine ich gleich, ich werde wieder ausgehorcht....

Ja, ich denke dass wir Freundschaften sehr ernst nehmen. Aber ich stimme dir zu, dass ich finde dass das eigentlich etwas sehr gutes ist. Nur leider, so mein Empfinden, sieht es nicht jeder so. Und da treffen dann zwei Welten auseinander.

Oder wie siehst du das?

Hallo Kätzchen,

So wie du es beschreibst, hat es mir eine Bekannte auch mal geschildert.
Ich versuche auch, auf die anderen Rücksicht zu nehmen. Denn wer das nicht selbst erlebt, der kann es sehr schwer nachvollziehen.
Ich sage immer, wenn ich mir den Arm breche, sieht jeder meine Verletzung. Aber bei Depressionen? Keine Chance. Ich spreche jetzt mal für mich: ich bin ein Künstler darin, eine Maske aufzuziehen sobald ich zb arbeiten gegangen bin. Lilli, geht's dir gut? Ja, bestens.
Das ging dann solange bis ich zusammengebrochen bin...

Ich danke dir für deine Sicht der Dinge Kätzchen :)


Grüßle

Lilli83
Manuel999

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Manuel999 »

hm...was soll man hier höflich antworten? Das ist nett gemeint, ich sage Dir aber: "so ist das Leben!"
Das geht nur Dir nicht so, sondern auch allen anderen, psychisch stabilen, Menschen.
Du suchst da etwas, was ich auch schon gesucht habe: Du suchst das Paradies auf Erden, ohne Enttäuschungen. Das gibt es aber nicht, Enttäuschungen bleiben Dir auch im hohen Lebensalter nicht erspart.
Ein gesunder Mensch macht folgendes: er geht immer weiter, Niederlagen und Enttäuschungen treffen auch ihn, aber er geht weiter, und gibt nicht auf!
Ich kenne aber Deine Situation: wenn man psychisch angegriffen ist, hat man oft nicht so viel Kraft.
Was macht man nun jetzt aber? aufhören geht nicht. Das verschlimmert sogar noch die Depression. So wie ich mich eines Tages wohl oder übel wieder in eine Beziehung einlassen sollte :-)) Der Wunsch ist da, die Angst aber auch :-)) Angst ist nicht schlecht, bedeutet Vorsicht, Angst ist aber auch nur ein Gefühl. Vielleicht sagt man doch mal, gut das ich das so gemacht habe!
Es ist besser etwas zu tun, als gar nichts, oder immer weniger zu tun.
Es gibt inzwischen x-beliebige Plattformen wo man Freundschaften knüpfen kann, oder Daten. Inzwischen habe ich das Problem von vielen durchschaut: man sucht irgendwas am anderen, um zu empfinden: ahhh...das würde sowieso nicht passen...das kenne ich...hiermit verschwindet die ANGST kurzfristig, denn ich muss den anderen ja nicht treffen. Es könnte ja trotzdem was werden, oh Gott, dann gehen wieder andere Probleme los. 3 Wochen später gibt er/sie wieder eine Azeige auf, weil man sich alleine doch hin,- und wieder einsam fühlt...ja, was jetzt? ANGST. Auch bei stabilen Menschen. Im Grunde genommen habt ihr nicht unrecht: Männer ticken ziemlich gleich, und Frauen aber genauso. Ohne geht's aber auch nicht :-)) vielleicht mit Sport, Hund, oder Smartphone? da fehlt dann aber auch was ..
Ja, das Leben ist schon eine Herausforderung. Das wird aber so bleiben. Frage Dich immer: was will ich? was sind eigentlich MEINE EIGENEN Fehler? kann ich mit jedem? Was mache ich oft falsch?
Nicht nur beim anderen suchen. Wenn es aber nicht mehr passt, sollte man versuchen vielleicht das Problem zu klären, wenn das nicht funktioniert bleibt nur die Trennung. Ich habe mich auch von 3 Bekannten getrennt, seitdem geht es mir tatsächlich besser. Aber dann geht es weiter, und wieder von vorne an...:-))
MissMikse
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von MissMikse »

Hallo nochmal,

ja, ich habe nach Anzeichen gesucht, das erste gefunden - und mich entsprechend verhalten.
Und so, wie du das schreibst, Juu, machst du das genauso. Du verhältst dich entsprechend, ziehst dich zurück, vertraust nicht mehr usw. - und provozierst mit deinem Verhalten regelrecht, dass die anderen sich so verhalten wie du es erwartest, nämlich dass sie dich enttäuschen.

Wie Manuel schreibt: das Leben und auch die Menschen sind nicht perfekt. Die Frage ist, wieviele Makel wir beim anderen dulden und aushalten können.
Das was du beschreibst klingt nach "ich suche den perfekten Freund, der immer für mich da ist, der immer Zeit hat, mit dem ich lachen und weinen kann, der nie was vergisst, immer alle Versprechen hält" usw.
Diese Art Freunde hab ich auch lange gesucht, die gibt es nur nicht.
Die "Bekanntschaften" die ich mal hatte, die waren alle verheiratet, hatten Kinder, teilweise Enkel, sind arbeiten gegangen, haben pflegebedürftige Eltern oder schlicht und ergreifend auch ihren Haushalt und sonstigen Kram, um den sie sich kümmern müssen. Da bleibt nicht immer noch Zeit für Freunde. Ich hingegen bin Single, gehe zwar arbeiten, hab meinen Haushalt, aber sonst nicht ganz so viele Verpflichtungen.
Und trotzdem sind viele dieser Bekanntschaften an mir gescheitert, weil ich teilweise keine Lust hatte mich zu treffen und wegen "Zeitmangel" abgesagt hab. Oder weil ich das Gefühl hatte, dass immer ich diejenige bin die sich melden muss, damit der Kontakt nicht einschläft und es irgendwann leid war. Also hab ich mich nicht mehr gemeldet, der Kontakt ist eingeschlafen und das Ende vom Lied ist einfach nur, dass ich einsam in meiner Bude sitze. Dabei wäre es doch nicht unbedingt schlimm, wenn ich den Kontakt am Laufen halte. Aber mein krankes depressives Hirn sah das anders. Und mein Herz muss nun drunter leiden.

Beim Dating bin ich immer schon mit der Erwartungshaltung ran gegangen, dass eh wieder nix draus wird. Und hab mich vermutlich entsprechend kühl und distanziert verhalten, so dass der Mann dachte, ich hab kein Interesse. Und dann wurde tatsächlich nix draus. Das nennt man dann wohl die selbsterfüllende Prophezeiung.

Ich arbeite derzeit daran, nicht mehr so viel oder am besten nichts zu erwarten. Und versuche auch hinzunehmen, dass ich eben Dinge am Laufen halten muss, wenn ich will, dass sie erhalten bleiben. Das Leben und vor allem Beziehungen bedeuten immer Arbeit.
Wenn mich was stört oder verletzt, muss ich das dem anderen vielleicht auch einfach mal sagen, weil derjenige das oft gar nicht merkt, dass sich jemand dran stören kann.
Beispiel: meine wirklich einzige Freundin hat mir z.B. zu Weihnachten immer die Standard Grußbilder per WhatsApp geschickt. Dass mich die verletzt haben, weil immer drin stand "Ich wünsche dir und deiner Familie..." oder "Ich wünsche dir und deinen Liebsten..." hat sie einfach nicht bedacht. Weil sie zwar wusste, dass ich Single bin und das Verhältnis zu meiner Familie nicht gut ist, dass mich das aber so sehr triggert, war ihr nicht bewusst.

Was sagt uns das: miteinander reden! Nicht erwarten, dass der andere alles weiß oder ahnt oder das gleiche fühlt wie ich. ;)
Manuel999

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Manuel999 »

@kaetzchen:
hier muss ich mal auf die Depressiven losgehen, denn man kann nicht alles auf diese Krankheit schieben.
Ich selbst bin auch mit Depressionen betroffen, oft sogar von sehr schweren:
-man kann schon von einem depressiven Menschen verlangen, das er dem anderen mitteilt, wie es ihm gerade geht
Also ein Depressiver ist schon in der Lage folgendes zu sagen:
-mir geht es gerade nicht so gut, ich benötige etwas Ruhe, dann wird es wieder besser .
-können wir ein bißchen reden, dann wird es wieder besser?...
und das im höflichen Ton!
Im Grunde genommen weiß ein großer Teil der Depressiven was mit Ihnen momentan los ist...und man kann das nicht an anderen Menschen auslassen...
Das geht nämlich schon! Ich habe noch keinen depressiven Menschen gesehen, der irgendwie dumm ist, ganz im Gegenteil, das sind meist hochintelligente Menschen, die viel Kreativität zeigen.Also das geht schon, mit dem anderen ordentlich reden!
MissMikse
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von MissMikse »

@ Lilli: die Sprüche wie die von deiner Nachbarin sind leider Standard und oft ja nicht böse gemeint. Hast du denn deiner Nachbarin versucht zu erklären, was los ist? Denn woher soll sie sonst wissen, was dahinter steckt und dich ggf. anders behandeln?
Auch hier versuche ich mittlerweile, offener mit der Depression umzugehen, sie nicht mehr zu verstecken, denn das raubt mir mehr Kraft auf Dauer als wenn ich einfach mal offen das Gespräch suche. Und manchmal werde ich sogar überrascht davon, wieviel Verständnis der ein oder andere plötzlich hat oder vielleicht sogar einen Tipp hat oder Hilfe anbietet.
Nur unser Depri-Hirn tickt halt so, dass die ganze Welt böse ist, man niemandem trauen kann usw. Das ist oft unser verletztes inneres Kind. Und das hindert den Erwachsenen in uns, auch mal anders zu reagieren oder mit dem Verstand ran zu gehen. Immer dann, wenn wir voller Gefühle sind, ist das meist das innere Kind, das das Kommando übernommen hat, positiv, wie negativ.
Wenn wir uns mal freuen und glücklich sind, ist das meistens auch das Kind in uns, das heute gut drauf ist. Das ist nichts, was in dem Moment der Erwachsene einfach ganz rational denkt.
Charlotte13
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Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Charlotte13 »

Uh... Freundschaften... Schwieriges Thema.
In meinem Freundeskreis wissen eigentlich alle was "mit mir los ist".
Viele der Mädels kenne ich schon ewig. Mit einigen habe ich sehr engen Kontakt und mit einigen eher losen, aber ich kann jeder von denen sagen "ich kann gerade einfach nicht". Das akzeptieren alle.
Sie verstehen es vielleicht nicht, weil es keine von ihnen (zum Glück!) Jemals selber erlebt hat, aber sie akzeptieren es.

Menschen die meine Grenzen nicht respektieren, zählen nicht Mal zu meinem Bekanntenkreis. Da bin ich mittlerweile rigoros. Das kann ich einfach nicht leisten und ich bin auch ganz ehrlich, ich will es nicht. Da gehe ich auf Distanz!

Mir fällt es eher schwer neue Freundschaften zu schließen. Zumindest momentan. Einfach weil es mir wahnsinnig schwer fällt, mich auf neue Leute einzulassen. Nicht wegen des zerstörten Grundvertrauens, sondern weil es momentan zu viel Kraft kostet. Ich mag den Menschen dann auch kennen lernen. Was unternehmen, was über Ziele, träume, wünsche und Probleme erfahren. Das gehört für mich einfach dazu. Aber dafür muss man Kapazitäten haben.

In Freundschaften ist auch nicht immer alles rosa. Man muss manchmal auch viel Geduld und Kraft aufbringen, mal einen extra Meter mehr machen. Für viele mache ich das gerne.
Eine Freundin hat mich jetzt wahnsinnig enttäuscht und da gehe ich gerade auch sehr auf Distanz. Ob ich diese Distanz wieder aufheben werde, weiß ich nicht.

@Juu in diesem Fall - ja, das waren vielleicht auch meine Erwartungshaltungen. Dementsprechend verstehe ich dich. Aber es gibt Menschen bei denen es sich lohnt zu lernen, das man selber auch Mal einen Meter gehen muss, Dinge aushalten muss.

@mikse
Dating... Boah... Hör mir auf damit. 😂
Manchmal Frage ich mich, warum man sich sowas antut.
Langweilen dich die Menschen auch so schnell?
Manuel999

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Manuel999 »

Miss Mikse, ich finde gut, was Du da schreibst.

Ich persönlich hasse WhatsApp. Ich liebe das telefonieren. Ich habe WhatsApp nur mit Widerwillen installiert, weil es einfach nicht mehr anderst geht, und weil das bald jeder hat. Ich mag es aber nicht!
Ich sage immer: WhatsApp ist etwas für Leute, die nicht in der Lage sind, richtig zu kommunizieren. 😜😄
Das ist natürlich überzogen! 😀
Ich hasse diese Standardnachrichten, meist weitergeleitet: ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Ich hoffe dass es dir gut geht. Das hört sich für mich an: laß mir meine Ruhe, und leck...
Dann schreibe ich doch lieber Nix! Na gut, anderen Menschen hingegen gefällt dann wieder dieses WhatsApp. Es ist auch nichts einzuwenden, wenn man das für Treffen hernimmt. Aber nicht für Diskussionen.
Inzwischen habe ich WhatsApp nur noch den Leuten gegeben, die so was nicht schreiben. Seitdem ist Ruhe mit diesen vorgefertigten, faulen, Nachrichten. Die anderen rufe ich immer mal wieder an, und siehe da auch die rufen immer mal wieder an...

Mikse: für das andere kannst Du nichts! Auch ich bin schon x-mal gescheitert, aber es geht immer weiter!
Zuletzt geändert von Manuel999 am 23. Apr 2023, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von MissMikse »

@Charlotte: ich bin auch schnell gelangweilt und genervt von den immer gleichen Standard-Unterhaltungen. Aber die gehören dazu. Mein Therapeut meinte dazu, dass ich da einfach zu viele Schritte auf einmal machen möchte, manche sogar überspringe und zu schnell zu viel erwarte. Und damit überfordere ich mein Gegenüber und dann wird es anstrengend. Oder langweilig. Oder beides. Oder auch gar nix. ;)
Für den Moment hab ich Dating jedenfalls komplett eingestellt. Online-Dating kommt mir eh nie wieder in die Tüte. Reine Geldverschwendung. Und Zeitverschwendung.
Charlotte13
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Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Charlotte13 »

MissMikse hat geschrieben: 23. Apr 2023, 18:52 @Charlotte: ich bin auch schnell gelangweilt und genervt von den immer gleichen Standard-Unterhaltungen. Aber die gehören dazu. Mein Therapeut meinte dazu, dass ich da einfach zu viele Schritte auf einmal machen möchte, manche sogar überspringe und zu schnell zu viel erwarte. Und damit überfordere ich mein Gegenüber und dann wird es anstrengend. Oder langweilig. Oder beides. Oder auch gar nix. ;)
Für den Moment hab ich Dating jedenfalls komplett eingestellt. Online-Dating kommt mir eh nie wieder in die Tüte. Reine Geldverschwendung. Und Zeitverschwendung.
Ich bin eine fantastische Schauspielerin 😂
Wenn ich einen guten Tag habe, merkt das niemand.
Ich glaube tatsächlich auch, wenn man viel datet hat man eine zu krasse Wiederholung der Standardthemen.
Wo lernt man außerhalb des Internets Menschen kennen? Also - ich Frage für später. 😂
Manuel999

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Manuel999 »

@Mikse:
diese Einstellung ist nicht ganz richtig. Ich habe tatsächlich mal eine Freundin über online-dating kennengelernt. Die Beziehung hielt auch sehr lange. Das sind aber Mini-Stecknadeln im Heuhaufen. Bei Männern wird es das gleiche sein.
Ich meine aber auf andere Art, wie in der Freizeit, im Job, ist das Kennenlernen einfacher. Beim Online-Dating setzen sich LEIDER viele Leute unter Druck. Oft ist das Profilbild schon 10-15 Jahre alt. Das kann nicht gutgehen. 😀

@Charlotte: kann ich gut verstehen.
Zuletzt geändert von Manuel999 am 23. Apr 2023, 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
MySun
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Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von MySun »

Lilli83 hat geschrieben: 23. Apr 2023, 17:34 Mit einer Nachbarin, ich kenne sie seit 37 Jahren, hatte ich immer wieder Kontakt. Dann merkte sie, dass ich krank geschrieben bin. Immer wieder kamen dann so Sprüche wie "Wann gehst du endlich wieder arbeiten? Du kannst doch nicht ewig daheim sein? Von was lebst du?" Und was hab ich gemacht? Mich zurückgezogen.
Ich will und kann mich nicht ständig verteidigen.
Wenn Sie mir jetzt per WhatsApp etwas schickt, meine ich gleich, ich werde wieder ausgehorcht....

Hallo Lilli, kann es vielleicht sein, dass deine Nachbarin dich gar nicht aushorchen will, sondern sich um dein Wohl sorgt? Vielleicht würde sie Dir gern Hilfe anbieten, wenn sie wüsste, wie es dir wirklich geht.
Einige wenige erklärende Worte können die Situation völlig verändern. Vielleicht versuchst du sie über deine Situation aufzuklären, wenn du dich dazu bereit fühlst. Und dann schau, was weiter passiert. Das könnte Dir eine Menge Verteidigungsdruck ersparen.

Ich schreibe dir als Angehörige. Mein Partner ist seit mehr als 30 Jahren an einer Depression erkrankt.
Wir beide haben erfahren, dass mehr Offenheit, im Umgang mit der Depression, das Leben erleichtern kann.
LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Fleckenstein
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Registriert: 22. Dez 2021, 15:38

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Fleckenstein »

Hallo Juu,

ich kann Dir nur zustimmen, Freundschaften sind ein ganz schwieriges Thema, insbesondere bei einer längeren „Depressionskarriere“. Ich glaube, am besten halten noch die Freundschaften, die schon seit Jahren vorher stabil bestanden oder mit Menschen, die in einer ähnlichen gesundheitlichen Situation sind. Die Gesellschaft ist noch lange nicht so weit, Depressionen wie übliche körperliche chronische Krankheiten zu akzeptieren, wie beispielsweise Diabetes.

Meine Kontakte/Freunde sind jedenfalls alle zusammengebrochen, insbesondere seit ich EM-Rentner bin. Da durfte ich bei Umzügen mithelfen, Rechner wieder instand setzen, technische Probleme lösen… aber für mich war keiner da im Fall des Falles. Auf Feiern wurde ich auch nicht mehr eingeladen, Grillen, WE-Ausflüge, Wanderungen ebenso.

Ich hab mich arrangiert. Alleine sein ≠ Einsamkeit. Meine Partnerschaft ist vor 2,5 Jahren auch zerbrochen (sie hat ihre große Liebe während einer Reha kennengelernt).

@Manuel: Als Ü50er Mann ist Dating in meinem Fall seit EM-Rentenbezug sinnlos. Das ist jetzt nicht böse oder misogyn gemeint, aber für Frauen in meiner Altersklasse ist der sozialökonomische Status ungemein wichtig.
Während erste Dates vor 5-7 Jahren, als leitender IT-Manager, noch „relativ“ einfach waren, ist es mit diesem beruflichen „Status“ nahezu unmöglich. „Ich könnte Dich nicht meinen Freundinnen vorstellen, da muss ich mich ja schämen“ ist beispielsweise ein Originalkommentar. Aus dem Dating bin ich daher raus.

Wie gesagt, ich hab mich mit meiner Situation arrangiert. Ohne Erwartungshaltung kann man auch nicht enttäuscht werden.
Fleckenstein
Beiträge: 10
Registriert: 22. Dez 2021, 15:38

Re: Freundschaften - Erfahrungen vs Empfinden

Beitrag von Fleckenstein »

….sozioökonomisch. Sorry 🙈
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