Immer diese Traurigkeit

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sophie02
Beiträge: 21
Registriert: 24. Apr 2020, 13:53

Immer diese Traurigkeit

Beitrag von sophie02 »

Hallo,
jetzt traue ich mich auch mal etwas zu schreiben. Normalerweise bin ich sehr stumm, aber hier kann ich mich hinter einem Benutzernamen verstecken. Ich bin 20 Jahre alt und leide seit circa 4 Jahren an Depressionen, es hat in der Oberstufe begonnen. Schon damals habe ich mir selbst immer zu viel Druck gemacht. Meine Eltern haben als Erstes gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und daraufhin habe ich eine Therapie begonnen. Schnell wurde klar, dass es kein "festes Problem" gibt, meine Kindheit war perfekt und meine Familie ist auch super. Nach einem Jahr habe ich die Therapie abgebrochen, da ich nicht mehr wusste worüber ich sprechen sollte. Die ersten 3 Jahre habe ich Fluoxetin genommen, nur hat das irgendwann nichts mehr gebracht, seit einem Jahr nehme ich jetzt Bupropion 150mg.

Allgemein geht es mir besser, die bösen Gedanken sind nur noch vereinzelt da und meinen Alltag bekomme ich besser hin. Leider gibt es immer diese Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, die nicht verschwinden will. Ich habe einen sehr verständnisvollen Partner, jedoch knistert es immer zu in unserer Beziehung, weil es mir immer schlecht geht. Seit einer Woche bin ich wieder in einem richtigen Loch, ich bin extrem niedergeschlagen, antriebslos und müde. Ich bin froh, dass ich meine Ausbildung trotzdem durchziehen kann und mein "wahres Gesicht" dort verstecken kann. Es fühlt sich nur so an, als ob man alleine ist und das Alles alleine schaffen muss. Ich weiß einfach nicht, wie ich das noch hinbekommen soll. Vielleicht geht es jemandem von euch genauso oder so ähnlich, und kann sich dazu äußern. Es wäre nur schön sich mit Jemandem darüber austauschen zu können, sodass man vielleicht doch nicht so alleine ist. Sollte es Jemanden geben, der sich nicht traut hier direkt zu antworten, kann man mich auch privat anschreiben.

Liebe Grüße
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von malu60 »

Hallo ,liebe Sophie,
herzlich willkommen im Forum.Ich wünsche Dir hier einen guten Austausch.
Fluoxetin hab ich auch eine Zeit genommen,mit mäßigem Erfolg.Bei mir ist der Antrieb das Hauptproblem,da hat,s garnicht gut gewirkt,also nehm ich schon lange nix mehr.

Es ist schwer,mit dem "wahren"Gesicht zeigen.Mir hat die Schauspielerei im Job sehr geschadet,es raubt soviel Kraft.Diese Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit ist schon so schwer auszuhalten,dann gegensteuern,eine Beziehung zu führen,liebevoll zu sein,wenn man so voller Kummer ist,das geht echt an die Substanz.

Du hast aber eine große Kraftreserve:DeineKindheit,liebevolle Eltern,eine Beziehung,auch wenn es schonmal krieselt,ist sehr viel wert.
Ich kann Dich gut verstehen,könnte aber glatt Deine Oma sein.Deshalb wünsch ich Dir Antworten von jungen Leuten hier,die näher an Deiner Lebensrealität sind.Alles Gute für Dich und Hoffnung und Trost wünscht Dir malu
Leben ist mehr
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von MissMikse »

Hallo Sophie,

schön, dass du da bist und toll, dass du dich getraut hast, hier was über dich zu schreiben!

Ich kann deine Geschichte nachvollziehen, denn bei mir haben die Depressionen mit ca. 12 Jahren angefangen.

Hast du denn in der Therapie irgendwelche Erkenntnisse gehabt, warum du dir so viel Druck machst? Woher das kommt? Sowas hat ja doch immer irgendwo einen Auslöser. Bei mir kam das tatsächlich durch das Verhalten meiner Eltern, weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich noch nicht gut genug bin, dass das was ich leiste noch nicht reicht. Und so wurde ich nach und nach zum Perfektionisten und hab mir immer mehr selbst den Druck gemacht, perfekt sein zu wollen. Aber nicht, um perfekt zu sein, sondern um das Gefühl zu haben, mit den anderen mithalten zu können. Ich muss also mehr geben, um wenigstens genauso viel wert zu sein wie die anderen, die auf einem "normalen Level" unterwegs sind. Zumindest dachte ich das lange Zeit.

Hast du ansonsten mal versucht, eine andere Art von Therapie oder Stunden bei einem anderen Therapeuten zu nehmen? Manchmal stoßen auch Therapeuten an ihre Grenzen und nicht immer ist die 1. Therapie die, die am meisten Erfolg bringt.

Ich lebe alleine (bin weiblich, 40, Single, keine Kinder) und kenne das Gefühl, alles alleine schaffen zu müssen. Aber ganz alleine bist du ja nicht. Du hast Eltern und einen Partner, vielleicht auch Geschwister?! Freunde?! Dieses Gefühl von "ich muss es alleine schaffen" kann dir vermutlich trotzdem keiner nehmen, denn keiner kann wirklich zu 100% nachfühlen oder "nach denken" was du fühlst und denkst. Andere Menschen können dich auf deinem Weg begleiten oder dir zeigen, welche Wege es gibt. Aber welchen Weg du schlussendlich gehen möchtest, das musst du tatsächlich alleine entscheiden.

Bist du mit deiner Ausbildung glücklich? Ist es das, was dir Spaß macht? Etwas, wovon du dir vorstellen kannst, das für die nächsten vielleicht 20-30 Jahre zu machen? Vielleicht sogar bis zur Rente? Oder hättest du lieber was anderes gemacht? Musstest du einen "Traum begraben", weil irgendwas als Voraussetzung nicht gegeben war? Ich wäre z.B. gerne Musikerin geworden, aber es war ein harter Weg und mir wurden viele Steine in den Weg gelegt - und irgendwann musste ich diesen Traum aufgeben. Und wenn ich dann andere sehe, die es geschafft haben oder auf dem Weg sind, dann löst das bei mir manchmal Neid, Traurigkeit usw. aus. Auch ein wenig Hoffnungslosigkeit, weil ich schon mehrere Wünsche/Träume aufgeben musste und irgendwann hat man keine Hoffnung mehr, dass sich irgendwas davon doch noch erfüllen könnte. Oder man will keine neuen Träume oder Wünsche mehr überlegen, weil man denkt, da wird ja eh wieder nichts draus. Ist das bei dir so ähnlich? Oder warum denkst du, dass alles irgendwie hoffnungslos ist?

Wenn du magst, erzähl gerne mehr von dir (gerne auch per privater Nachricht, wenn du nicht an alle schreiben magst).

Jedenfalls bist du noch jung genug, um dein Leben so zu gestalten, dass du es als schön und lebenswert empfinden kannst. Auch wenn du noch nicht weißt, wie das gehen soll. Ein wenig Mut und Hoffnung ist wohl noch da, sonst hättest du diesen Thread nicht eröffnet. ;-) Und das ist doch schon mal gut, oder nicht?

Liebe Grüße :hello:
Mikse
sophie02
Beiträge: 21
Registriert: 24. Apr 2020, 13:53

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von sophie02 »

Guten Morgen,
erstmal bedanke ich mich für die Antworten :) Während meiner Therapie kam nie etwas raus, warum ich es allen Leuten schon immer Recht machen möchte. Meine Eltern haben mich bei jeder Entscheidung unterstützt und mir immer das Gefühl gegeben, besonders zu sein und zu diesem Entschluss kam auch meine Therapeutin.

Ich habe ansonsten keine andere Therapie ausprobiert, ich stehe dem sehr skeptisch gegenüber. Ich denke mir immer, dass es ja andere Leute gibt, denen es viel schlechter geht als mir. Ich habe ja keinen Grund traurig und niedergeschlagen zu sein.

Ich habe 2 kleine Geschwister und mit Freunden sieht es sehr knapp aus, da ich mich sehr zurückziehe. Da kann man leider keine Freundschaften aufrecht erhalten. Mit meinen Eltern möchte ich nicht so viel darüber reden, da sie sich sonst noch mehr Sorgen um mich machen.

Meine derzeitige Ausbildung ist der Horror, ich mache eine Ausbildung zur Krankenschwester und die Menschen im Krankenhaus, egal ob Schwestern oder Ausbilder, sind echt schlimm. Leider ist es auch mein absoluter Traumberuf, später in die Altenpflege zu gehen. Ich habe jetzt schon 1 1/2 Jahre rum, das heißt ich habe die Hälfte schon geschafft. Ich weiß einfach nicht, warum ich mich so hoffnungslos fühle, mit meiner Ausbildung könnte ich dann später sofort in meinem Traumberuf anfangen. Ich habe nur Angst nächstes Jahr auszuziehen (ich wohne noch zu Hause) und dann alleine zu sein, Erwachsen zu sein. Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Depression alleine klar kommen soll. Meinen Freund und mich trennen 350km, wir sehen uns jedes Wochenende und das geht schon fast 3 Jahre so. Ich bleibe definitiv bei meiner Familie wohnen, nur weiß mein Freund nicht, ob er wirklich seine Familie verlassen will. Für mich steht es nicht zur Debatte zu ihm zu ziehen, da seine Familie mich nicht leiden kann und ich mich dementsprechend dort sehr unwohl fühle.

Ich fühle mich auch immer so schlecht, weil in meinem Leben eigentlich Alles super läuft und ich kein Recht habe mich so zu fühlen. Trotzdem stehe ich jeden Morgen ohne Energie auf und habe den ganzen Tag diese Gedanken, die einen einfach nicht los lassen. Ich hoffe hier hält mich keiner dafür verrückt :shock:

Liebe Grüße
Suchende2
Beiträge: 1227
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von Suchende2 »

Guten Morgen Sophie,

was Du beschreibst, kennen wir wahrscheinlich alle hier. Und für verrückt hält Dich hier bestimmt niemand. Wchtig ist nur, daß Du den passenden Weg für Dich findest.

Freue Dich, daß Du eine gute Herkunftsfamilie hast und von dort nichts oder nur wenig aufzuarbeiten ist. Dann kannst Du Dich in einer eventuellen Therapie voll und ganz auf das jetzt konzentrieren und mußt Dich nicht mit dem "alten Ballast" der ins heute mitreinspielt beschäftigen.

Was für eine Therapieform hattest Du?
War es vielleicht nicht die richtige für Dich?
Überlege Dir, ob Du eine andere Form ausprobieren möchtest.

Woher, willst Du wissen, daß es anderen Menschen sehr viel schlechter geht? Wenn jeder so denkt (Ja, es gibt immer Menschen, denen es schlechter geht), dann geht niemand zur Therapie. :-)
Und niedergelassene Therapeuten freuen sich meistens, wenn sie einen Mix aus schweren, mittleren und leichten Fällen haben.

Ich wünsche Dir noch viele für Dich gute Antworten hier im Forum.

Alles Gute,
Suchende
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von MissMikse »

Guten Morgen, Sophie (und auch an alle anderen, die mitlesen)

Du schreibst, dass du keinen Grund hast, dich schlecht zu fühlen. Dass es dir eigentlich gut gehen müsste. Dass dein Leben super läuft.

Tut es aber nicht. Und einige der Gründe beschreibst du doch selbst:
deine Ausbildung ist der Horror. Da stellt sich die Frage: weitermachen oder vielleicht umschwenken zu einer Ausbildung als Altenpflegerin? Mit beiden Ausbildungen kannst du in der Altenpflege tätig sein. Oder die Ausbildung in einem anderen Krankenhaus fortsetzen? Aktuell quälst du dich da einfach durch, so wie du das schreibst. Und das muss nicht unbedingt sein.
Deine Beziehung klingt auch nicht nach "alles super", erstens wegen der Entfernung, zweitens weil die Familie von deinem Freund dich nicht mag, drittens bist du dir nicht sicher ob er bereit wäre zu dir zu ziehen, um weiter mit dir zusammen zu sein. Das klingt für mich so, als wärst du dir seiner Liebe auch nicht ganz sicher.

Versteh mich nicht falsch, ich will dir hier nix einreden oder was anderes ausreden. Aber wenn du deinen Text mal ganz nüchtern/neutral liest wirst du merken, dass nicht alles super ist und du sehr wohl einen Grund hast, dich schlecht zu fühlen. Du musst vielleicht nur bereit sein, genauer hinzuschauen. Sag nicht, dass alles super ist, nur weil andere Leute das oberflächlich so sehen würden - nach dem Motto: was will die denn? Gute Familie, Freund, Ausbildung, ist doch alles da was es zum Leben braucht. Es ist DEIN Leben, und DICH stört scheinbar irgendwas daran, denn DU bist nicht glücklich damit.

Ich kann dir nur raten, versuch es nochmal mit einer Therapie. Ich hatte mittlerweile mehrere Anläufe. Die erste Therapie war Mist und hat mich kein Stück weiter gebracht. Damals war ich auch so um die 20. Wäre diese Therapie besser gelaufen, hätte ich mein Leben jetzt vielleicht schon längst besser im Griff. Ich hab dann auch lange gewartet, bis ich nochmal eine Therapie gemacht hab. Und die war echt toll! Da war ich aber schon Mitte 30 und hab mehr oder weniger 15 Jahre meines Lebens verschwendet. Das hätte ich vielleicht früher erreichen können, wenn ich mich eher nochmal zu einer Therapie entschieden hätte.
Jetzt aktuell mach ich als Selbstzahler nochmal eine Therapie, bzw. nehme halt Stunden bei einer Therapeutin - einfach, weil ich auch so gut wie keine Freunde und niemanden zum Reden hab. Aber man braucht jemanden zum Reden. Ich seh das einfach als Zeit an, wo es um MICH geht, wo ich über mich und meine Probleme reden kann, wo mir jemand zuhört und den ein oder anderen Rat gibt oder mich mal dazu bringt, das ganze aus einer anderen Perspektive zu betrachten. "Therapie" ist halt manchmal etwas negativ behaftet, "Therapie" brauchen die, die irgendwie "verrückt" sind, die "Spinner", die mit ihrem Leben nicht klar kommen. Vergiss das. Betrachte es als "Redezeit", als Zeit für dich, als Zeit wo du nichts und niemandem Rechenschaft schuldig bist und nicht unter Druck stehst irgendwas machen zu müssen.
Meine Therapiestunden sind manchmal anfangs ein wirres Durcheinander aus Gedanken und ich erzähl, was so los war die letzten Tage - einfach völlig unsortiert, so wie es mir grade durch den Kopf geht. Und plötzlich merken meine Therapeutin und ich, dass einer der Gedanken es wert ist, sich näher damit zu beschäftigen - und schon haben wir für die restliche Zeit unser Gesprächsthema. Da muss auch nicht immer ein AHA-Moment dabei raus kommen, eine Lösung, ein Ziel oder was auch immer. Manchmal ist es einfach gut, wenn man redet und den Gedanken damit loslässt, aus dem Kopf hat oder sich eine 2. Meinung von jemandem dazu anhört.

Im Moment schleppst du einen Rucksack voller Gedanken und Probleme mit dir rum, auch wenn du diese Gedanken und Probleme scheinbar noch nicht so genau benennen kannst. Aber es ist eine Last da, die dir die Energie raubt. Stell dir das ruhig mal bildlich vor: du schleppst jeden Tag einen Rucksack mit dir rum, der 10, 15 oder 20 Kilo wiegt. Je länger du das machst, umso weniger Motivation hast du, damit weiterzulaufen, umso schwerer fällt es dir, umso weniger Energie hast du, umso unglücklicher wirst du. Die Strecke, die du läufst, wird jeden Tag kürzer. Und irgendwann bleibst du stehen und verfluchst dich und die ganze Welt und vor allem diesen besch... Rucksack. Aber du kannst diesen Rucksack einfach stehen lassen und ohne ihn weiter laufen. Oder jeden Tag ein Kilo raus werfen und die Last wird leichter. Und irgendwann ist sie weg, der Rucksack ist leer. Wie klingt das für dich?

Ich wünsch dir einen schönen Tag!
DieNeue
Beiträge: 5389
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sophie,

ich kann mich MissMikse voll und ganz anschließen. Es gibt genügend Gründe in deinem Leben, warum es dir nicht gut geht. Allein, dass es auf der Arbeit so schlimm ist, ist furchtbar.
Ich war früher in einer ähnlichen Situation wie du. Ich bin auch in einer Ausbildung und einer Firma festgesteckt, wo ich mich überhaupt nicht wohlfühlte. Ich wollte immer weg, hab es aber auch durchgezogen, weil ich Angst hatte, dass es woanders noch schlimmer sein könnte. Das war in der Zeit, in der dann auch meine Depressionen begannen. Auf die Idee, nur den Arbeitgeber zu wechseln und die Ausbildung in einer Umgebung fortzusetzen, die mir gut tut, bin ich komischerweise gar nicht gekommen. Ich bin dann dort geblieben, auch noch ein Jahr nach der Ausbildung und hatte einen richtig schlimmen Chef. Da ist es dann auch Kollegen aufgefallen, dass es mir nicht mehr gut ging. Schlussendlich habe ich dort dann gekündigt, ohne zu wissen, wie es weitergeht und habe dann noch ein Studium angefangen. Das war zwar auch erstmal sehr beängstigend, aber auch wie ein Befreiungsschlag.
Wenn dir die Ausbildung an sich gefällt, aber die Leute dort nicht passen, kann ich dir nur vorschlagen, dich nach einer anderen Klinik umzusehen. Vielleicht ist es woanders besser. Dass man während der Ausbildung den Arbeitgeber wechselt, passiert immer mal wieder. Manchmal geht der Arbeitgeber pleite, persönliche Gründe u.ä.
Die Arbeit hat große Auswirkungen auf einen, denn man verbringt ja die meiste Zeit des Tages dort. Grade wenn sich solche unguten Situationen lange hinziehen, ist das sehr zermürbend, denn man kommt gar nicht dazu, mal zur Ruhe zu kommen.

Mein Studium habe ich dann wegen den Depressionen nicht fertig machen können. Als ich danach umgezogen bin, hatte ich Hilfe durch das Ambulant betreute Wohnen. Hört sich schlimm an ;), aber im Endeffekt lebt man in seiner eigenen Wohnung und einmal pro Woche kommt eine Sozialarbeiterin vorbei und hilft einem bei praktischen Sachen und durch stützende Gespräche. Mir geht es auch so, dass ich mit meinen Eltern nicht über alles reden will, um sie nicht übermäßig zu belasten. Bei meinem Umzug, war mir die Sozialarbeiterin eine große Hilfe. Wir haben die Wohnung geputzt, Sachen dafür eingekauft, usw. Vielleicht wäre das auch eine Hilfe für dich, zumindest am Anfang?
Auch wenn du ausziehst, sind deine Eltern noch für dich da und können dich unterstützen. Man muss nicht sofort erwachsen sein, sobald man eine eigene Wohnung hat. Das kommt dann nach und nach.

Dass dich die Eltern von deinem Freund nicht mögen, stelle ich mir ziemlich belastend vor und eine jahrelange Fernbeziehung auch, v.a. wenn man nicht weiß, wie es auf Dauer weitergehen soll.

Vielleicht sieht in deinem Leben nach außen hin alles super aus, weil du aufzählen kannst, was du hast: heile Familie, Freund, Ausbildung... Aber wie das dann genau aussieht, ist wieder eine andere Sache. Du hast auch ein Recht, dich nicht gut zu fühlen.
Aber du bist nicht die einzige, der es so geht: Hier schreiben öfters Leute, dass bei ihnen alles super läuft und sie keinen Grund haben sich schlecht zu fühlen und dementsprechend kein Recht hätten auf einen Therapieplatz. Im gleichen Atemzug schreiben sie dann, was alles schlimmes passiert in ihrem Leben und merken es gar nicht wirklich.
Am Anfang meiner Therapie ging es mir ähnlich. Mir ging es schlecht, aber ich wusste nicht warum. Meine Therapeutin meinte, dass genau das ein Grund ist, eine Therapie zu machen. Denn wenn man nicht weiß, warum es einem schlecht geht, kann man auch nichts gegen die Ursachen machen.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du bald eine Lösung findest.

Liebe Grüße,
DieNeue
sophie02
Beiträge: 21
Registriert: 24. Apr 2020, 13:53

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von sophie02 »

Hallo Suchende,

während meiner Therapie habe ich immer über meine Woche geredet und was in meinem Leben so los war. Diese ganzen Antworten haben mich sehr überrascht und zum Nachdenken gebracht. Du hast Recht, ich werde mich mal wirklich nach einer neuen Therapie umschauen, denn man kann ja mal etwas Anderes ausprobieren.

Liebe Grüße
sophie02
Beiträge: 21
Registriert: 24. Apr 2020, 13:53

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von sophie02 »

Hallo MissMikse,

Ich habe schon oft überlegt meine Ausbildung zu wechseln oder wenigstens den Standort. Meine derzeitige Ausbildung beinhaltet auch die Altenpflege und Kinderpflege. In meinem Umkreis gibt es nur 2 Krankenhäuser, in einem davon bin ich angestellt und in dem Anderen wird die Ausbildung so nicht angeboten. Außerdem habe ich große Probleme neue Kontakte zu knüpfen, in meiner derzeitigen Klasse habe ich jemanden gefunden, die mit mir gemeinsam lernt und mit der die Ausbildung, wenigstens in der Theorie, nicht ganz so schlimm ist. Da habe ich zu viel Angst, dass ich in einem anderen Krankenhaus keinen finde.

Du hast Recht, ich dachte immer, dass mir eine Therapie nichts bringt, wenn ich kein "offensichtliches" Problem habe. Jedoch hast du bzw. ihr mich hier Anderes gelehrt. Ich werde wirklich versuchen wieder eine Therapie zu beginnen, denn ich kann das wirklich nicht mehr Alles einfach in mich "hineinfressen".

Das mit dem Rucksack ist echt eine tolle Sache und es klingt wirklich gut, wenn man das Ganze so sieht. Es gibt mir etwas Hoffnung, dass ich es doch noch schaffe mit der Depression leichter zu leben.

Vielen Dank für deine tollen Worte!

Liebe Grüße
sophie02
Beiträge: 21
Registriert: 24. Apr 2020, 13:53

Re: Immer diese Traurigkeit

Beitrag von sophie02 »

Hallo DieNeue,

Wow, deine Vergangenheit ist auch nicht ohne. Ich finde es toll, dass du das mit uns teilst. Das mit dem betreuten Wohnen und der Sozialarbeiterin nimmt mir etwas Druck. Hier zu Hause habe ich meine Eltern, die mich dazu bringen aufzuräumen, aber später muss ich das alleine schaffen. Ich denke jeder von euch kennt es, wenn man es nicht schafft Ordnung zu halten. Dass eine Sozialarbeiterin eine Möglichkeit ist, wusste ich noch gar nicht.

Vielen Dank für deine Worte, ich finde es toll zu merken, dass ich nicht alleine bin und dass ich ein Recht habe mich so zu fühlen. Ich werde wirklich noch einen Versuch unternehmen, vielleicht bringt mir die nächste Therapie etwas.

Ich bedanke mich bei euch Allen für die tollen Worte!

Liebe Grüße,
Sophie
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