Ich bin jetzt 66 Jahre alt und leide seit frühester Kindheit unter Depressionen. Gegenwärtig macht mir eine sehr schwere Depressionsphase zu schaffen, die zu den schlimmsten gehört, die ich je erleben musste. Meine Geburt war zu früh, dadurch entstand wohl ein gehirnorganischer Schaden, der für die Dauer-Depression verantwortlich zu sein scheint. Seit 1982 habe ich einen Schwerbehindertenausweis mit 80%Meinen Berufsalltag als freiberuflicher Lokaljournalist konnte ich mit sehr viel Mühe erfolgreich meistern. Hauptgrund dafür war, bzw. ist, dass die Depression nicht den ganzen Tag gleich stark ist. Vormittags geht es mir wesentlich besser als spätnachmittags oder abends. Dazu3 kommt eine sehr schnelle Ermüdung oder besser gesagt Erschöpfung. So alle drei, vier Stunden muss ich schlafen. In den letzten Jahren hatte ich neben den Antidepressiva Medikinet als Aufputscher. Während andere danach zwölf Stunden wach sind, hört bei mir die Wirkung nach rund drei Stunden wieder auf. Corona zwang mich in die Rente. Ich bin verheiratet, wir haben keine Kinder, dafür einen kleinen Hund.
Nun leben wir im Haus meines Schwiegervaters. Er ist mit 86 noch recht fit, hat aber für Depression und die damit verbundenen Schwierigkeiten kein Verständnis. Mir wirft er vor, "ich würde den ganzen Tag nur schlafen und essen". Und auch meine Frau reagiert immer öfters ärgerlich, wenn ich einfach Zeit brauche um gegen die Antriebsschwäche kämpfend Hausarbeiten erledigen soll. Zum Haus gehört ein rund 600 Quadratmeter großer Garten, in dessen Pflege ich mich auch einbringen soll.
Ich mache ja schon wirklich was ich kann. Aber das ist offenbar zu wenig. Dazu kommt, dass ich nach maximal einer halben Stunde Gartenarbeit Rückenschmerzen bekomme. Das alles wärenicht so schlimm. wenn mein soziales Umfeld Verständnis für meine Situation hätte. Natürlich habe ich mehrfach versucht zu erklären. Meine Frau reagierte darauf mit der Feststellung "das seien Ausreden". IJhr Vater setzt sie unter Druck mit der Forderung, ich solle mich mehr einbringen. Ich bin jetzt sogar dafür verantwortlich, dass die große Eiche im Garten gefällt werden musste, weil ich im Herbst zu wenig Laub geharkt hätte.
Mit der Krankenksse gab es Probleme, weil durch den Umzug nach NRW und dem damit verbundenen Arztwechsel auffiel, dass Medikinet für mein Krankheitsbild nicht in Frage komme. Seither bekomme ich das Präparat nur auf Privatrezept und auch nur noch die halbe Dosis, weil wir aus Sicht meiner Frau sparen müssen. Sie hält das Präparat für überflüssig. Doch die Medikamentenfrage ist ein anderes Problem.
Vorwurf ich sei faul
Re: Vorwurf ich sei faul
Hallo Hakatan,
erst einmal herzlich willkommen im Forum! Ich wünsche Dir einen guten Austausch.
Unverständnis aus der Familie kennen hier viele.
Mir fallen bei Deiner Schilderung nur 2 Sachen ein, keine Ahnung, ob diese hilfreich sein können.
Gibt es die Möglichkeit, daß Deine Frau Dich zum Psychiater begleitet und der dort erklärt, was die Krankheit für Dich bedeutet?
Kann Dein Psychiater einen Antrag beim MDK der Krankenkasse stellen auf Off-label-use? Evtl. könnte auch Dein alter Psychiater dazu etwas schreiben.
Ich habe bei einer anderen Erkrankung ein ziemlich teures Medikament als off-label-use mit sehr gutem Erfolg.
Noch eine kleine Anmerkung. Wenn Du Deinen Thread unter Umgang mit der Krankheit eingestellt hättest, hättest Du wahrscheinlich mehr antworten erhalten.
Ich wünsche Dir alles Gute,
Suchende
erst einmal herzlich willkommen im Forum! Ich wünsche Dir einen guten Austausch.
Unverständnis aus der Familie kennen hier viele.
Mir fallen bei Deiner Schilderung nur 2 Sachen ein, keine Ahnung, ob diese hilfreich sein können.
Gibt es die Möglichkeit, daß Deine Frau Dich zum Psychiater begleitet und der dort erklärt, was die Krankheit für Dich bedeutet?
Kann Dein Psychiater einen Antrag beim MDK der Krankenkasse stellen auf Off-label-use? Evtl. könnte auch Dein alter Psychiater dazu etwas schreiben.
Ich habe bei einer anderen Erkrankung ein ziemlich teures Medikament als off-label-use mit sehr gutem Erfolg.
Noch eine kleine Anmerkung. Wenn Du Deinen Thread unter Umgang mit der Krankheit eingestellt hättest, hättest Du wahrscheinlich mehr antworten erhalten.
Ich wünsche Dir alles Gute,
Suchende
Re: Vorwurf ich sei faul
Hallo Du,
warst du Zwischenzeitlich denn mal bei einem neuen Psychiater und hast mit diesem über Deine Erkrankungen und Schwierigkeiten gesprochen?
Wenn das eine Medikament eigentlich für Deinen Krankheitsbild nicht zulässig ist und Dir das Mittel auch nicht so half, wie es sonst bei wem anders üblich wäre, wäre es eigentlich interessant zu erfahren was der neue Arzt zu sagt und empfiehlt.
Es ist zwar zufällig, aber eine Zweitmeinung einzuholen, kann durchaus positiv enden, wenn neu Medikamente ggf. doch unerwartet besser anschlagen.
Soweit ich weiß dürfen gesunde Bäume im Garten gar nicht gefällt werden.
Wir hatten mal eine Kranke Kastanie im neuen Garten, für den kam extra wer raus und nachdem er auch empfahl, sie zu Fällen, war die Auflage entweder Geld zu zahlen, damit die Stadt x beliebig wo 3 neue Bäume Pflanzen dürfen oder wir sollten im Garten selber 3 neue Bäume Pflanzen (es wurden dann Obstbäume bei uns).
Für mich liest es sich leider, als sehe Dein Schwiegervater Dich als kostenlose Arbeitskraft an oder so, mit seiner Auflage, dass du Dich "mehr mit einbringen sollst".
Sollt ihr mal das Haus samt Grundstück erben oder warum seit ihr dorthin gezogen?
Mit der Hausarbeit habe ich es mir angewöhnt mir jeden Tag 15 Minuten Zeit dafür zu nehmen und alles immer gleich wieder weg zu räumen, gleich nach benutztes Geschirr abzuspülen, sobald Müll voll ist, gleich raus zu bringen.... so fällt im Grunde selten irrsinnig viel auf einmal an und die Wohnung sieht geordnet und nicht schlimm oder chaotisch aus.
Ähnlich könnte man es auch mit dem Garten handhaben, allerdings kann es halt auch nicht sein, dass nun alles komplett alleine an dir Kleben bleibt.
Habt ihr das denn mal besprochen, wer wann was macht?
Die Depression oder andere Erkrankungen bespreche ich oft schon gar nicht mehr.
Die Leute verstehen es einfach nicht und leider reagiert auch bei mir, gerade meine Familie, mit Null Verständnis, obwohl man ja eigentlich gerade bei denen meinen sollte, dass sie für einen da sind und Verständnisvoll reagieren würden.
Ist leider überhaupt nicht so.
Liebe Grüße
Susan
warst du Zwischenzeitlich denn mal bei einem neuen Psychiater und hast mit diesem über Deine Erkrankungen und Schwierigkeiten gesprochen?
Wenn das eine Medikament eigentlich für Deinen Krankheitsbild nicht zulässig ist und Dir das Mittel auch nicht so half, wie es sonst bei wem anders üblich wäre, wäre es eigentlich interessant zu erfahren was der neue Arzt zu sagt und empfiehlt.
Es ist zwar zufällig, aber eine Zweitmeinung einzuholen, kann durchaus positiv enden, wenn neu Medikamente ggf. doch unerwartet besser anschlagen.
Soweit ich weiß dürfen gesunde Bäume im Garten gar nicht gefällt werden.
Wir hatten mal eine Kranke Kastanie im neuen Garten, für den kam extra wer raus und nachdem er auch empfahl, sie zu Fällen, war die Auflage entweder Geld zu zahlen, damit die Stadt x beliebig wo 3 neue Bäume Pflanzen dürfen oder wir sollten im Garten selber 3 neue Bäume Pflanzen (es wurden dann Obstbäume bei uns).
Für mich liest es sich leider, als sehe Dein Schwiegervater Dich als kostenlose Arbeitskraft an oder so, mit seiner Auflage, dass du Dich "mehr mit einbringen sollst".
Sollt ihr mal das Haus samt Grundstück erben oder warum seit ihr dorthin gezogen?
Mit der Hausarbeit habe ich es mir angewöhnt mir jeden Tag 15 Minuten Zeit dafür zu nehmen und alles immer gleich wieder weg zu räumen, gleich nach benutztes Geschirr abzuspülen, sobald Müll voll ist, gleich raus zu bringen.... so fällt im Grunde selten irrsinnig viel auf einmal an und die Wohnung sieht geordnet und nicht schlimm oder chaotisch aus.
Ähnlich könnte man es auch mit dem Garten handhaben, allerdings kann es halt auch nicht sein, dass nun alles komplett alleine an dir Kleben bleibt.
Habt ihr das denn mal besprochen, wer wann was macht?
Die Depression oder andere Erkrankungen bespreche ich oft schon gar nicht mehr.
Die Leute verstehen es einfach nicht und leider reagiert auch bei mir, gerade meine Familie, mit Null Verständnis, obwohl man ja eigentlich gerade bei denen meinen sollte, dass sie für einen da sind und Verständnisvoll reagieren würden.
Ist leider überhaupt nicht so.
Liebe Grüße
Susan
Re: Vorwurf ich sei faul
Vielen Dank für Deine Antwort. Ich möchte hier nur kurz Deine Fragen beantworten:
1. Wir leben bei meinem Schwiegervater, weil wir hier (fast) mietfrei wohnen können. Das ist wichtig, weil ich seit meinem Berufsrückzug (trotz 38 Beitragsjahren) weniger als 1.000 Euro Rente bekomme.
2. Gegen die Depression bekomme ich Venlafaxin. Das Medikinet ist nur dafür da, weil ich alle drei, vier Stunden schlafen muss. Medikinet sorgt dafür, dass ich danach einigermaßen frisch wieder aufwache. Andere Leute können unter dem Einfluss des Medikaments 12 Stunden lang überhaupt nicht mehr schlafen. Schon in meinen letzten Berufsjahren konnte ich nur mit diesem Mittel volle Arbeitstage bewältigen.
Diese Müdigkeitsattacken kenne ich, wie die Depression, von Jugend an. Nur wurden sie von den Ärzten nicht ernst genommen. Dabei gibt es Mittel, die wach machen. Leider sind die meisten davon in der Lage, süchtig zu machen. Bis 1994 gab es so ein Mittel sogar rezeptfrei in der Apotheke. Ich habe es sechs oder sieben Jahre eingenommen.
3. Nein, ich habe noch keinen neuen Psychiater. Es ist selbst hier im Einzugsbereich mehrerer Universitäten schwer, einen geeigneten Psychiater zu finden.
Liebe Grüße!
haKatan
1. Wir leben bei meinem Schwiegervater, weil wir hier (fast) mietfrei wohnen können. Das ist wichtig, weil ich seit meinem Berufsrückzug (trotz 38 Beitragsjahren) weniger als 1.000 Euro Rente bekomme.
2. Gegen die Depression bekomme ich Venlafaxin. Das Medikinet ist nur dafür da, weil ich alle drei, vier Stunden schlafen muss. Medikinet sorgt dafür, dass ich danach einigermaßen frisch wieder aufwache. Andere Leute können unter dem Einfluss des Medikaments 12 Stunden lang überhaupt nicht mehr schlafen. Schon in meinen letzten Berufsjahren konnte ich nur mit diesem Mittel volle Arbeitstage bewältigen.
Diese Müdigkeitsattacken kenne ich, wie die Depression, von Jugend an. Nur wurden sie von den Ärzten nicht ernst genommen. Dabei gibt es Mittel, die wach machen. Leider sind die meisten davon in der Lage, süchtig zu machen. Bis 1994 gab es so ein Mittel sogar rezeptfrei in der Apotheke. Ich habe es sechs oder sieben Jahre eingenommen.
3. Nein, ich habe noch keinen neuen Psychiater. Es ist selbst hier im Einzugsbereich mehrerer Universitäten schwer, einen geeigneten Psychiater zu finden.
Liebe Grüße!
haKatan
Re: Vorwurf ich sei faul
Hallo Hakatan,
ja leider gibt es immer noch genügend Menschen, die nicht verstehen, was eine schwere Depression bedeutet. Für mich ist es immer wieder so, als würde jemand den "Stecker rausziehen" und mir damit jegliche Energie rauben. Wichtig ist aber in deinem Fall, dass deine Frau sich gut informiert, was diese Krankheit bei einem Menschen auslöst. Mit Faulheit hat dies wirklich nichts zu tun. Am schnellsten bekommt man - auch bei solchen Problemen - Gesprächstermine beim Sozialpsychiatrischen Dienst, Caritas oder Diakonie. Die kommen auch ins Haus.
Alles Gute
Philomena
ja leider gibt es immer noch genügend Menschen, die nicht verstehen, was eine schwere Depression bedeutet. Für mich ist es immer wieder so, als würde jemand den "Stecker rausziehen" und mir damit jegliche Energie rauben. Wichtig ist aber in deinem Fall, dass deine Frau sich gut informiert, was diese Krankheit bei einem Menschen auslöst. Mit Faulheit hat dies wirklich nichts zu tun. Am schnellsten bekommt man - auch bei solchen Problemen - Gesprächstermine beim Sozialpsychiatrischen Dienst, Caritas oder Diakonie. Die kommen auch ins Haus.
Alles Gute
Philomena
Re: Vorwurf ich sei faul
Hallo Hakatan,
das Unverständnis kennen sicher viele von uns. Wenn man von seinen Problemen berichtet, kommt oft nur noch der Hinweis: reiß dich zusammen, so schlimm ist es nicht.
In meiner Familie ist es insbesondere meine Schwägerin und mein Bruder, die nicht wirklich Verständnis aufbringen. Da wird mir dann auch schon mal zu verstehen gegeben, dass es mir ja nicht so schlecht geht wie den Beiden. Das ich mich nicht genug für die die Familie, unsere Eltern, einsetze und man es ja ohnehin selbst besser machen würde.
Um dann zu fragen, was ist denn nun schon wieder los.
Sorry, das musste mal raus.
VENLAFAXIN nwhm ich auch schon lange. Ohne ginge gar nicht.
Ich bin 61 und könnte mir den Ausstieg aus dem Berufsleben gar nicht leisten. Hab zwar auch 38 Jahre voll, aber oft schlecht bezahlt.
Mein Mann ist Schmerpatient, somit Frührenter.....
Alles in Allem, kann ich doch gut verstehen. Mit Faulheit hat es gar nichts zu tun. In der Regel ärgert es einen doch auch selbst.
Alles Gute für dich.
Lilofee
das Unverständnis kennen sicher viele von uns. Wenn man von seinen Problemen berichtet, kommt oft nur noch der Hinweis: reiß dich zusammen, so schlimm ist es nicht.
In meiner Familie ist es insbesondere meine Schwägerin und mein Bruder, die nicht wirklich Verständnis aufbringen. Da wird mir dann auch schon mal zu verstehen gegeben, dass es mir ja nicht so schlecht geht wie den Beiden. Das ich mich nicht genug für die die Familie, unsere Eltern, einsetze und man es ja ohnehin selbst besser machen würde.
Um dann zu fragen, was ist denn nun schon wieder los.
Sorry, das musste mal raus.
VENLAFAXIN nwhm ich auch schon lange. Ohne ginge gar nicht.
Ich bin 61 und könnte mir den Ausstieg aus dem Berufsleben gar nicht leisten. Hab zwar auch 38 Jahre voll, aber oft schlecht bezahlt.
Mein Mann ist Schmerpatient, somit Frührenter.....
Alles in Allem, kann ich doch gut verstehen. Mit Faulheit hat es gar nichts zu tun. In der Regel ärgert es einen doch auch selbst.
Alles Gute für dich.
Lilofee