schwieriger Familienbesuch
Verfasst: 10. Apr 2023, 13:53
Hallo zusammen,
erst einmal wünsche ich allen noch frohe Ostern!
Das Thema "schwierige Familienverhältnisse" ist ja gerade sehr präsent im Forum, ich möchte aber mit meiner Geschichte nirgendwo "dazwischengrätschen", da jede Geschichte so individuell ist:
Ich habe gestern meine Eltern besucht, meine beiden Geschwister und mein Schwager waren auch da.
Die ersten Stunden verliefen recht harmonisch. Dann fragte meine Mutter beim Kaffee in die Runde: "Wer von euch verreist mit mir?" und ergänzte direkt, dass sie sonst auch allein reisen würde (was sie jedoch in ihren 70 Lebensjahren allerdings noch nie getan hat).
Niemand reagierte so recht auf ihre Frage, meine Schwester sagte nur, sie plane erstmal den Urlaub mit Mann und Kind. Eine Weile später fragte meine Mutter dann direkt mich (ich bin leider Single), was ich in den Sommerferien plane. Ich sagte, ich hätte noch nichts Konkretes geplant, aber keine Reise und dass ich es aber gut finde, wenn sie sich vorstellen könne, allein zu reisen. Daraufhin schwieg sie und alle anderen auch.
Ich möchte nicht mir ihr verreisen, da ich andere finanzielle und gesundheitliche Prioritäten habe (aufgrund meiner Depressionen Psychotherapie, ggf. (Tages-)Klinik und auch Existenzängste, da ich nicht weiß, ob und wie lange ich noch arbeitsfähig sein werde, sodass ich mein Geld lieber zusammenhalte. Ich arbeite auch seit Jahren nur in Teilzeit). Außerdem verreise ich aufgrund meiner massiven Schlafprobleme schon seit Jahren nicht mehr - das weiß sie auch.
Vor allem aber habe ich eine sehr schwierige Beziehung zu meinen Eltern (psychische und körperliche Gewalt in der Kindheit mit entsprechenden Folgen, was aber von beiden geleugnet, verharmlost und schöngeredet wird). Als ich vor Jahren mal mit meiner Mutter verreist bin, malte sie unsere Kindheit den fremden Mitreisenden gegenüber in den schönsten Farben aus - für mich eine unerträgliche und schmerzhafte Situation.
Als meine Schwester und ihre Familie dann gestern weg waren, wollte meine Mutter plötzlich, während sie kochte, eine politische Diskussion mit mir führen (obwohl sie weiß, dass wir hier diametral gegenüberstehende Positionen vertreten). Ich sagte, ich wolle nicht mir ihr diskutieren, jeder habe ein Recht auf seine Meinung. Sie akzeptierte dies aber nicht und äußerte meinem Bruder gegenüber wie ein trotziges Kind, ich sei - Zitat - "nicht zu belehren" und sie koche innerlich vor Wut, da sie doch Argumente habe, während ich so "verbohrt" sei. Letzteres trifft wohl eher auf sie zu, da sie meiner Meinung nach schon öfter Ansätze von Verschwörungstheorien geäußert hat. Ich denke, dass sie hier ihre Wut über meine Reaktion die Reise betreffend rausgelassen hat. Ich sagte dann, unterstützt durch meinen Bruder, zu einer Diskussion müssten aber beide bereit sein und ich sei es nicht. Daraufhin war sie still und ich habe mich so abgelehnt und nicht respektiert gefühlt.
Ich bin dann gestern Abend sehr traurig und erschöpft nach Hause gefahren: Obwohl ich mit meiner Diagnose offen umgehe, wird diese immer wieder ignoriert, verharmlost oder offenbar vergessen. Statt Unterstützung gibt es noch verletzende Sprüche, gestern insbesondere von meiner Schwester, die z.B. mein Auto als "Schrottkarre" bezeichnete und mich fragte, wann ich nun endlich mal eine neue Küche bekäme (was ich leider aufgrund meiner Antriebsschwäche und Erschöpfung noch nicht hinbekommen habe). Zum Abschied sagte sie dann "Dann bis Weihnachten" (ein passiv aggressiver Vorwurf, da ich tatsächlich meine Besuche auf ein Minimum reduziert habe).
Ich habe auch ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber und empfinde Mitleid. Sie hat seit Jahren keinerlei Freundinnen oder Bekannte im Umfeld und die Ehe meiner Eltern ist seit Jahrzehnten nur noch eine Zweck-WG. Aber das sind andererseits ihre Entscheidungen und ich bin nicht für ihr Leben verantwortlich. Sie ist außerdem eine Meisterin in emotionaler Erpressung und passiver Aggression.
Ihre einzige Vertraute ist ihre Cousine, die in meiner Nähe wohnt und auch ziemlich übergriffig und bevormundend sein kann. Sie ist diejenige, die mich neulich fragte, ob ich nun eigentlich "noch Zeit für meine Depression hätte". Sie möchte, dass ich sie diese Woche noch besuche, ich habe aber eigentlich keine Kapazität und fühle mich trotzdem verpflichtet. Ich habe sie jahrelang idealisiert und erkenne erst seit einiger Zeit, dass sie mir oft nicht gut tut und mich wie ein Kind behandelt, obwohl ich ü40 bin. Vielleicht hat sie meiner Mutter sogar die Idee mit der Reise mit mir ins Ohr gesetzt.
Bin ich zu egoistisch, wenn ich mich abgrenze? Wie würdet ihr mit solchen Familienverhältnissen umgehen? Mein Dilemma besteht ja darin, dass ich entweder offen die Gründe für die eigene Distanzierung kommunizieren müsste (klappt aber nicht aufgrund von Verdrängung und Leugnung, endet mit Eskalation, ich habe es mehrfach probiert) oder Vorwände erfinden - oder gar keine Begründungen mehr nennen. Meine psychische Erkrankung wird als Grund jedenfall nicht akzeptiert. So laviere ich mich irgendwie von Kontakt zu Kontakt.
Entschuldigt, der Text ist viiiel zu lang geworden, aber der gestrige Tag liegt mir schwer auf der Seele. Falls jemand bis hier liest: Vielen lieben Dank!:)
Euch allen einen lieben Gruß,
Phoenix
erst einmal wünsche ich allen noch frohe Ostern!
Das Thema "schwierige Familienverhältnisse" ist ja gerade sehr präsent im Forum, ich möchte aber mit meiner Geschichte nirgendwo "dazwischengrätschen", da jede Geschichte so individuell ist:
Ich habe gestern meine Eltern besucht, meine beiden Geschwister und mein Schwager waren auch da.
Die ersten Stunden verliefen recht harmonisch. Dann fragte meine Mutter beim Kaffee in die Runde: "Wer von euch verreist mit mir?" und ergänzte direkt, dass sie sonst auch allein reisen würde (was sie jedoch in ihren 70 Lebensjahren allerdings noch nie getan hat).
Niemand reagierte so recht auf ihre Frage, meine Schwester sagte nur, sie plane erstmal den Urlaub mit Mann und Kind. Eine Weile später fragte meine Mutter dann direkt mich (ich bin leider Single), was ich in den Sommerferien plane. Ich sagte, ich hätte noch nichts Konkretes geplant, aber keine Reise und dass ich es aber gut finde, wenn sie sich vorstellen könne, allein zu reisen. Daraufhin schwieg sie und alle anderen auch.
Ich möchte nicht mir ihr verreisen, da ich andere finanzielle und gesundheitliche Prioritäten habe (aufgrund meiner Depressionen Psychotherapie, ggf. (Tages-)Klinik und auch Existenzängste, da ich nicht weiß, ob und wie lange ich noch arbeitsfähig sein werde, sodass ich mein Geld lieber zusammenhalte. Ich arbeite auch seit Jahren nur in Teilzeit). Außerdem verreise ich aufgrund meiner massiven Schlafprobleme schon seit Jahren nicht mehr - das weiß sie auch.
Vor allem aber habe ich eine sehr schwierige Beziehung zu meinen Eltern (psychische und körperliche Gewalt in der Kindheit mit entsprechenden Folgen, was aber von beiden geleugnet, verharmlost und schöngeredet wird). Als ich vor Jahren mal mit meiner Mutter verreist bin, malte sie unsere Kindheit den fremden Mitreisenden gegenüber in den schönsten Farben aus - für mich eine unerträgliche und schmerzhafte Situation.
Als meine Schwester und ihre Familie dann gestern weg waren, wollte meine Mutter plötzlich, während sie kochte, eine politische Diskussion mit mir führen (obwohl sie weiß, dass wir hier diametral gegenüberstehende Positionen vertreten). Ich sagte, ich wolle nicht mir ihr diskutieren, jeder habe ein Recht auf seine Meinung. Sie akzeptierte dies aber nicht und äußerte meinem Bruder gegenüber wie ein trotziges Kind, ich sei - Zitat - "nicht zu belehren" und sie koche innerlich vor Wut, da sie doch Argumente habe, während ich so "verbohrt" sei. Letzteres trifft wohl eher auf sie zu, da sie meiner Meinung nach schon öfter Ansätze von Verschwörungstheorien geäußert hat. Ich denke, dass sie hier ihre Wut über meine Reaktion die Reise betreffend rausgelassen hat. Ich sagte dann, unterstützt durch meinen Bruder, zu einer Diskussion müssten aber beide bereit sein und ich sei es nicht. Daraufhin war sie still und ich habe mich so abgelehnt und nicht respektiert gefühlt.
Ich bin dann gestern Abend sehr traurig und erschöpft nach Hause gefahren: Obwohl ich mit meiner Diagnose offen umgehe, wird diese immer wieder ignoriert, verharmlost oder offenbar vergessen. Statt Unterstützung gibt es noch verletzende Sprüche, gestern insbesondere von meiner Schwester, die z.B. mein Auto als "Schrottkarre" bezeichnete und mich fragte, wann ich nun endlich mal eine neue Küche bekäme (was ich leider aufgrund meiner Antriebsschwäche und Erschöpfung noch nicht hinbekommen habe). Zum Abschied sagte sie dann "Dann bis Weihnachten" (ein passiv aggressiver Vorwurf, da ich tatsächlich meine Besuche auf ein Minimum reduziert habe).
Ich habe auch ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber und empfinde Mitleid. Sie hat seit Jahren keinerlei Freundinnen oder Bekannte im Umfeld und die Ehe meiner Eltern ist seit Jahrzehnten nur noch eine Zweck-WG. Aber das sind andererseits ihre Entscheidungen und ich bin nicht für ihr Leben verantwortlich. Sie ist außerdem eine Meisterin in emotionaler Erpressung und passiver Aggression.
Ihre einzige Vertraute ist ihre Cousine, die in meiner Nähe wohnt und auch ziemlich übergriffig und bevormundend sein kann. Sie ist diejenige, die mich neulich fragte, ob ich nun eigentlich "noch Zeit für meine Depression hätte". Sie möchte, dass ich sie diese Woche noch besuche, ich habe aber eigentlich keine Kapazität und fühle mich trotzdem verpflichtet. Ich habe sie jahrelang idealisiert und erkenne erst seit einiger Zeit, dass sie mir oft nicht gut tut und mich wie ein Kind behandelt, obwohl ich ü40 bin. Vielleicht hat sie meiner Mutter sogar die Idee mit der Reise mit mir ins Ohr gesetzt.
Bin ich zu egoistisch, wenn ich mich abgrenze? Wie würdet ihr mit solchen Familienverhältnissen umgehen? Mein Dilemma besteht ja darin, dass ich entweder offen die Gründe für die eigene Distanzierung kommunizieren müsste (klappt aber nicht aufgrund von Verdrängung und Leugnung, endet mit Eskalation, ich habe es mehrfach probiert) oder Vorwände erfinden - oder gar keine Begründungen mehr nennen. Meine psychische Erkrankung wird als Grund jedenfall nicht akzeptiert. So laviere ich mich irgendwie von Kontakt zu Kontakt.
Entschuldigt, der Text ist viiiel zu lang geworden, aber der gestrige Tag liegt mir schwer auf der Seele. Falls jemand bis hier liest: Vielen lieben Dank!:)
Euch allen einen lieben Gruß,
Phoenix