Tagesklinik oder Reha?

Antworten
SundayMan
Beiträge: 327
Registriert: 8. Sep 2022, 19:12

Tagesklinik oder Reha?

Beitrag von SundayMan »

Hallo in die Runde,

seit zwei Tagen geistert mir der Gedanke im Kopf herum, mich an die hiesige Tagesklinik zu wenden oder eine psychosomatische Reha zu beantragen, da mir die derzeitige ambulante Psychotherapie nicht ausreichend vorkommt.

Zu meiner Situation:
- im Dezember ging es mir sehr schlecht, ich hatte kurzzeitig suizidale Gedanken und bin damit sofort zu meiner Therapeutin gegangen
- diese hat es sehr ernst genommen und mir eine ambulante psychosomatische Pflege verordnet + eine Einweisung in die Akutklinik für den Bedarf mitgegeben (diese habe ich nicht genutzt, da ich von der Akutklinik hier ganz schlechte Sachen gehört habe)
- die letzten drei Monate habe ich mich stabilisieren können mithilfe der ambulanten Psychotherapie und des Pflegers
- trotzdem sehe ich mich nicht in der Lage, bald wieder arbeiten zu können, da mich etwas, sobald ich mich ans Stellensichten mache
- ich bewältige meinen derzeitigen Alltag, doch finde es schwierig die viele Zeit zu strukturieren und habe das Gefühl, auf der Stelle zu treten
- mir stellt sich nun die Frage, ob eine Tagesklinik oder eine Reha infrage kommt - ich sehe die derzeitige Therapie als zu wenig an und bin bereit, an mir zu arbeiten

Mich würde interessieren, was eure Gedanken dazu sind, welche Erfahrungen ihr gemacht habt, ob es noch weitere Ideen gibt.
Lieber Gruß SundayMan
"You asked me what's my pleasure, a movie or a measure
I'll have a cup of tea and tell you of my dreaming
Dreaming is free"
(Blondie)
Schlumpffine
Beiträge: 374
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Tagesklinik oder Reha?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo SundayMan,
die Frage ob TK ,Reha oder Akutklinik ist schwer zu beantworten.
KEINE der genannten Möglichkeiten bieten die Option der "Heilung". Nur wer bereit ist an sich selber zu arbeiten, kann den Leidensdruck mindern.
Dazu benötigst du aber "Werkzeuge", die in einer Therapie nur selten vermittelt werden. Da wären Nachrichtenquadrat,inneres Team,Skills,Glaubenssätze, Vermeidung,Überkompensation und AbC-Methode als Beispiel zu nennen.
Nur wenn du etwas mit diesen Begriffen anfangen kannst, wird ein Therapieansatz zielführend und der Leidensdruck gemindert.
Aber wie gesagt, das arbeiten an sich selber, das hinterfragen der eigenen Glaubensätze sind der Schlüssel. das kann unter Umständen sehr weh tun und viele vermeiden es darum.
Eine REHA zielt auf die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit nicht aber die Krankheitsbewältigung.
Ein längerfristiger Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik ist sicherlich zielführender.
Gruß
Schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Seide
Beiträge: 1637
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Tagesklinik oder Reha?

Beitrag von Seide »

Guten Morgen,
ich kann nur für mich sprechen . Vor 3 und vor 5 Jahren war ich in einer psychosomatischen Klinik , jeweils für 3 Monate.

Seit dem 15. März 2023 bin ich in einer Tagesklinik. Ich habe ganz schnell festgestellt. Die Tagesklinik ist besser für mich .
Den Grund kann ich nur vermuten , in der Tagesklinik habe ich viel mehr Therapie , nicht so viel Leerlauf. Und bei mir wurden einige Medis verändert.
Z.B. Venlafaxcin , bisher habe ich 300 mg am Tag eingenommen. Jetzt wird die Dosis langsam verringert.

Sehr oft spielen die Finanzen eine Rolle.
Denn in der psychosomatischen Klinik kosten TV und Internet fast immer extra. Meine Zimmernachbarin und ich haben uns deshalb einen TV-Anschluß geteilt.
An den Wochenenden gibt es keine Therapie.
Jetzt bin ich an den Wochenenden zu Hause. Für mich sehr schwierig war bei den beiden letzten Klinikaufenthalten daß ich , jeweils , in einem Zweibettzimmer untergebracht war.


Wer Interesse hat, hier weitere Auskunft :
viewtopic.php?p=648988#p648988
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Tagesklinik oder Reha?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo SundayMan,

die Frage Reha oder Tagesklinik hängt auch ein wenig davon ab, wie schnell es gehen soll. Für Reha ist üblicherweise die Rentenversicherung zuständig und vom Antrag bis zur eventuellen Bewilligung kann es schon mal Monate dauern.
Auch leistet eine Reha nicht das gleiche wie eine (Akut) Klinik. Tagesklinik bieten aber auch Reha Einrichtungen an.
Vorteil der Tagesklinik (Psychiatrie oder Psychosomatik) ist, Du bist eben über Nacht zuhause und an Wochenenden auch. Fahrtkosten kann man erstattet bekommen und (bei mir jedenfalls in verschiedenen Tageskliniken) fiel kein Selbstkostenanteil für die ersten 28 Tage an, die bei Vollstationären Aufenthalten ja anfallen, falls nicht schon in anderen Kliniken geleistet.

Persönlich ziehe ich Psychosomatik der Psychiatrie vor, war aber in beiden schon in der Tagesklinik. Der therapeutische Anteil war in der psychosomatischen aber besser. In der Psychiatrie gings mehr ums Medikamentöse.

Wie aber schon geschrieben wurde, die Bereitschaft an sich arbeiten zu wollen, ist eine Grundvoraussetzung. Um Struktur zu bekommen, finde ich eine Tagesklinik gut, setzt aber auch voraus, ich schaffe es jeden Tag dort hin.

VG Nachtmensch
SundayMan
Beiträge: 327
Registriert: 8. Sep 2022, 19:12

Re: Tagesklinik oder Reha?

Beitrag von SundayMan »

Guten Morgen Schlumpffine, Seide und Nachtmensch,

vielen Dank für eure Beiträge. Ich lasse meine Gedanken wirken und nehme das Thema mit in die nächste Sitzung mit meiner Therapeutin.

Lieber Gruß
"You asked me what's my pleasure, a movie or a measure
I'll have a cup of tea and tell you of my dreaming
Dreaming is free"
(Blondie)
Highlight
Beiträge: 25
Registriert: 5. Jan 2023, 22:30

Re: Tagesklinik oder Reha?

Beitrag von Highlight »

Du musst ja auch nicht zwingend in die nächstgelengende Akutklinik gehen. Also wenn du von der einen schlechtes gehört hast, kannst du ja eine andere wählen. Ich würde dir auch eher eine Klinik empfehlen als eine Reha. Reha hat mehr "Druck" weil sie dich ja arbeitsfähig machen soll.

Ob eine Tagesklinik oder stationäre Therapie ist geschmackssache. Möchtest du mehr Abstand, eine echte Auszeit und keine Verpflichtungen? Dann lieber stationär. Möchtest du in deiner vertrauten Umgebung sein, die Sicherheit deines eigenen zu Hauses haben und vielleicht weiterhin mit einem Lebenspartner zusammen sein? Dann ist eine Tagesklinik wahrscheinlich besser.

Ich finde die Vorstellung, dass ich nach einem ganzen Tag an Anwendungen abends noch aufräumen, kochen, einkaufen oder ähnliches machen muss, ziemlich anstrengend. Und den Weg hin und zurück hat man auch jeden Tag. Dafür ist man nicht so "abgeschottet" von der Realität sondern der Alltag fließt automatisch mit in die Klinik ein.
Ich habe den Abstand von zu Hause sehr genossen. Das ist, obwohl sehr anstrengend, ein bisschen wie Urlaub, weil man sich eine Zeit mal um nichts kümmern muss, außer um sich selbst. Und Wäsche waschen... Aber Essen ist immer fertig, geputzt wird auch, man kann sich tagsüber in sein eigenes Zimmer zurückziehen. Ich hatte wirklich die Zeit und Ruhe, nur an mich zu denken. Das hat mir geholfen, Fortschritte zu machen.

Also - was für den einen gut passt, kann für den anderen unpassend sein und andersherum.

Ich würde mir vorher die Kliniken gut anschauen (sofern du das kräftemäßig schaffst) und ein bisschen schauen, ob die auf deine Diagnose eingestellt sind. Was für Therapien dort angeboten werden, wie die Unterbringung ist usw. (einige haben Einzelzimmer, einige Doppel- oder sogar Dreibettzimmer)
Antworten