Wann geht's bergauf?
Verfasst: 30. Mär 2023, 22:30
Hallo ihr Lieben,
Nun fasse ich mal meinen ganzen Mut zusammen und stelle mich vor:
Ich bin die Lilli, 39 Jahre alt und leide seit langer Zeit an Depressionen, Burnout und Panikattacken.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich das Forum super finde. Man sieht, man ist nicht alleine (lieben Dank an Schlumpffine)
Alles fing 2015 mit der Krebserkrankung meiner Mama an. Ich war immer an ihrer Seite, hab für sie wie eine Löwin gekämpft, pflegte sie und musste sie am Ende dennoch gehen lassen. Obwohl zu diesem Zeitpunkt mein Papa noch lebte, fühlte ich mich irgendwie alleine gelassen.
Der erste Zusammenbruch kam nach ihrem Tod. Bin dann tapfer zur Therapie gegangen und dachte, hey, jetzt geht's bergauf.
2018 erkrankte mein Papa an Krebs. Alles ging von vorne los. Chemotherapie, Arztgespräche, Hilfsmittel organisieren usw. Mein Papa musste sehr leiden bevor er gehen durfte. Auch hier war ich immer an seiner Stelle.
Ich hörte auf zu leben und ging in den Kampfmodus. Meine Schwester wollte oder konnte nicht helfen.
Ich stand alleine da. Dazu Ärger mit dem Chef, weil ich meine Arbeitszeit reduzieren musste. Sonst hätte ich ihn nicht pflegen können... Ein Satz von meinem Chef, der heute bei mir immer noch auftaucht: dann muss ihr Vater eben ins Hospiz wenn sie Arbeit und Privatleben nicht unter einen Hut bekommen.
Das sitzt.
Und dennoch, rückblickend würde ich es wieder so machen. Meine Eltern waren immer für mich da. Und so konnte ich etwas zurückgeben.
Dann kam das nächste auf mich so: ein Erbschaftsstreit. 2 Jahre lang. Wieder gekämpft.
Irgendwann dachte ich, so jetzt schaust du nach dir. Ich wollte immer eine eigene Familie. Leider klappte es nicht und wir mussten in eine Kinderwunschklinik.
3 Jahre lang wieder gekämpft. Zig Medikamente, Vollnarkosen, Hoffen und bangen.
Leider erlitt ich in dieser Zeit 3 Fehlgeburten. Jedesmal mit Notoperation. Sonst wäre ich verblutet.
Letztes Jahr dann die Mitteilung vom Arzt: hier geht nur noch Embryonenspende im Ausland.
Das war ein Schlag ins Gesicht. Ich habe als Frau, als Partnerin versagt. Wieder mal.
Also habe ich meine ganze Energie in die Arbeit gesteckt. War immer da, immer Vertretung für Kollegen gemacht (ich hab ja keine Kinder) usw.
Im Februar letzten Jahres merkte ich, irgendwas stimmt nicht. Die Schlinge zieht sich zu und die Spirale kommt wieder. Hatte um Hilfe beim Chef gebeten. Mein Hilferuf wurde nicht erhört. Das ging so weiter bis Ende Juli. Dann kam der große Zusammenbruch. Nichts ging mehr. Ich wollte nicht mehr existieren, wollte unsichtbar sein. War unsagbar müde. Freunde versuchten ihr bestes. Aber ich konnte keiner Einladung folgen. Nach 10 Minuten wurde mir alles zuviel. Ich wurde unruhig, stellenweise sogar aggressiv. Bei der Arbeit unterliefen mir mehr und mehr Fehler. Mein Chef legte mir das als Faulheit und Unwissenheit aus...
Dann fand ich meine neue Hausärztin. Sie zog mich aus dem Verkehr. Gott sei Dank.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert wäre wenn sie es nicht gemacht hätte.
Seit Dezember bin ich jetzt auch in Therapie.
Es gibt gute Tage, aber irgendwie überwiegen die schlechten. Ich kann mich an nichts mehr erfreuen. Wenn mir Leute erzählen, dass sie einen schönen Tag hatten, wird es ganz schwer.
Dazu macht mein Arbeitgeber mir jetzt das Leben schwer. Das belastet. Zukunftsängste kommen hinzu.
Obwohl ich die Angelegenheit meiner Anwältin übergeben habe, finde ich keine Ruhe. Habe ich es richtig gemacht? Was kommt auf mich zu?
Die Gedanken kreisen bereits morgens beim aufstehen und abends beim einschlafen sind sie ebenfalls präsent. Stellenweise so sehr, dass ich Panik bekomme.
Heute Abend ist es auch wieder so. Der Fernseher läuft, aber was da kommt - ich weiß es nicht.
Ein Buch lesen geht auch nicht mehr. Ich kann mich nicht konzentrieren.
Ich bin müde, mache ich das Licht aber aus komme ich nicht in den Schlaf.
Aber irgendwie tut es mir gut, hier mal einfach alles von der Seele zu schreiben. Zu lesen, dass ich nicht alleine bin. Ich mich nicht schämen muss (tue es aber dennoch)....
Und immer und immer wieder die Frage: wann geht's bergauf?
Liebe Grüße an euch alle,
Lilli
Nun fasse ich mal meinen ganzen Mut zusammen und stelle mich vor:
Ich bin die Lilli, 39 Jahre alt und leide seit langer Zeit an Depressionen, Burnout und Panikattacken.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich das Forum super finde. Man sieht, man ist nicht alleine (lieben Dank an Schlumpffine)
Alles fing 2015 mit der Krebserkrankung meiner Mama an. Ich war immer an ihrer Seite, hab für sie wie eine Löwin gekämpft, pflegte sie und musste sie am Ende dennoch gehen lassen. Obwohl zu diesem Zeitpunkt mein Papa noch lebte, fühlte ich mich irgendwie alleine gelassen.
Der erste Zusammenbruch kam nach ihrem Tod. Bin dann tapfer zur Therapie gegangen und dachte, hey, jetzt geht's bergauf.
2018 erkrankte mein Papa an Krebs. Alles ging von vorne los. Chemotherapie, Arztgespräche, Hilfsmittel organisieren usw. Mein Papa musste sehr leiden bevor er gehen durfte. Auch hier war ich immer an seiner Stelle.
Ich hörte auf zu leben und ging in den Kampfmodus. Meine Schwester wollte oder konnte nicht helfen.
Ich stand alleine da. Dazu Ärger mit dem Chef, weil ich meine Arbeitszeit reduzieren musste. Sonst hätte ich ihn nicht pflegen können... Ein Satz von meinem Chef, der heute bei mir immer noch auftaucht: dann muss ihr Vater eben ins Hospiz wenn sie Arbeit und Privatleben nicht unter einen Hut bekommen.
Das sitzt.
Und dennoch, rückblickend würde ich es wieder so machen. Meine Eltern waren immer für mich da. Und so konnte ich etwas zurückgeben.
Dann kam das nächste auf mich so: ein Erbschaftsstreit. 2 Jahre lang. Wieder gekämpft.
Irgendwann dachte ich, so jetzt schaust du nach dir. Ich wollte immer eine eigene Familie. Leider klappte es nicht und wir mussten in eine Kinderwunschklinik.
3 Jahre lang wieder gekämpft. Zig Medikamente, Vollnarkosen, Hoffen und bangen.
Leider erlitt ich in dieser Zeit 3 Fehlgeburten. Jedesmal mit Notoperation. Sonst wäre ich verblutet.
Letztes Jahr dann die Mitteilung vom Arzt: hier geht nur noch Embryonenspende im Ausland.
Das war ein Schlag ins Gesicht. Ich habe als Frau, als Partnerin versagt. Wieder mal.
Also habe ich meine ganze Energie in die Arbeit gesteckt. War immer da, immer Vertretung für Kollegen gemacht (ich hab ja keine Kinder) usw.
Im Februar letzten Jahres merkte ich, irgendwas stimmt nicht. Die Schlinge zieht sich zu und die Spirale kommt wieder. Hatte um Hilfe beim Chef gebeten. Mein Hilferuf wurde nicht erhört. Das ging so weiter bis Ende Juli. Dann kam der große Zusammenbruch. Nichts ging mehr. Ich wollte nicht mehr existieren, wollte unsichtbar sein. War unsagbar müde. Freunde versuchten ihr bestes. Aber ich konnte keiner Einladung folgen. Nach 10 Minuten wurde mir alles zuviel. Ich wurde unruhig, stellenweise sogar aggressiv. Bei der Arbeit unterliefen mir mehr und mehr Fehler. Mein Chef legte mir das als Faulheit und Unwissenheit aus...
Dann fand ich meine neue Hausärztin. Sie zog mich aus dem Verkehr. Gott sei Dank.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert wäre wenn sie es nicht gemacht hätte.
Seit Dezember bin ich jetzt auch in Therapie.
Es gibt gute Tage, aber irgendwie überwiegen die schlechten. Ich kann mich an nichts mehr erfreuen. Wenn mir Leute erzählen, dass sie einen schönen Tag hatten, wird es ganz schwer.
Dazu macht mein Arbeitgeber mir jetzt das Leben schwer. Das belastet. Zukunftsängste kommen hinzu.
Obwohl ich die Angelegenheit meiner Anwältin übergeben habe, finde ich keine Ruhe. Habe ich es richtig gemacht? Was kommt auf mich zu?
Die Gedanken kreisen bereits morgens beim aufstehen und abends beim einschlafen sind sie ebenfalls präsent. Stellenweise so sehr, dass ich Panik bekomme.
Heute Abend ist es auch wieder so. Der Fernseher läuft, aber was da kommt - ich weiß es nicht.
Ein Buch lesen geht auch nicht mehr. Ich kann mich nicht konzentrieren.
Ich bin müde, mache ich das Licht aber aus komme ich nicht in den Schlaf.
Aber irgendwie tut es mir gut, hier mal einfach alles von der Seele zu schreiben. Zu lesen, dass ich nicht alleine bin. Ich mich nicht schämen muss (tue es aber dennoch)....
Und immer und immer wieder die Frage: wann geht's bergauf?
Liebe Grüße an euch alle,
Lilli