Neuzugang stellt sich vor

Charlotte13
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Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen alle zusammen,
Ich bin dann Mal die Neue. 35, weiblich, Diagnose: Dysthymie.

Meine ersten Therapie Erfahrungen habe ich in der Uni gemacht. Das ist mittlerweile ca. 8-9 Jahre her. Seit ca. Vier Jahren bin ich in einer Langzeittherapie in der auch die Diagnose gestellt wurde. Zugegeben, ich bin häufig am verzweifeln.

Aktuell bin ich krankgeschrieben seit einer Woche, weil ich in einer mittelgradigen Episode stecke. Alle Symptome die ich seit ca. Frühherbst habe, habe ich einfach ignoriert, falsch gedeutet, andere Ursachen gesucht. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Konzentration gleich null, nah am Wasser, ungeduldig, reizbar, desinteressiert, kein Zugang zu meine Gefühlen... Ihr kennt es ja wahrscheinlich.

Rückblickend kann ich sagen: ich hatte definitiv schon schlimmere Episoden. Viel schlimmere. Dennoch einfach durchgezogen und weiter gemacht. Das ist das erste mal, dass ich die Notbremse gezogen haben. Hat sich schlimm angefühlt. So, als hätte ich zum ersten Mal gegen die Krankheit verloren. Jetzt, ein paar Tage später weiß ich, es war überfällig. Mein Körper kann nicht mehr. Die ersten Tage der AU habe ich fast nur geschlafen. Allmählich kann ich wieder anfangen zu atmen und zu denken. Ich bin meiner Therapeutin unendlich Dankbar, dass sie mich bei der Entscheidung unterstützt hat. Gedrängt hat sie mich nicht. Ich wollte eine Woche. Die Tränen kamen, als die sagte "ich denke eher zwei". Der Schlag ins Gesicht. Weinen, Angst, Verzweiflung. Dann Akzeptanz und Anerkennung.

Als ich eure Beiträge hier gelesen habe, habe ich Angst bekommen. Die zwei Wochen Auszeit die ich nun habe, haben sich angefühlt wie eine Ewigkeit. Dann habe ich Eure Erfahrungen hier gelesen und Angst bekommen. So lange...?

Bei mir kommen einige Grunderkrankungen dazu, die es mir nicht immer leicht machen, zu differenzieren was genau nun Auslöser für was ist. Morbus Basedow, RLS und BSV. Es ist natürlich immer angenehmer die Symptome auf eine dieser Erkrankungen zu schieben. Dann muss man sich nicht mit dem innersten beschäftigen.

Hinzu kommt Stress auf der Arbeit. Ich bin Anfang letzten Jahres dort gestartet. Ich dachte immer das wäre mein Traumjob. Der Job ist mega, aber das Umfeld macht es mir nicht leicht. Meine Abteilung gab es vorher so noch nicht. Ein Kollege hat das halbherzig, nebenbei gemacht aufgrund mangelnder Kapazitäten. Meine Einarbeitung bestand aus der Übergabe von vier schlecht sortierten Handordern. Keiner innerhalb unseres Unternehmens kann mir helfen, Zusammenhänge erklären, Hintergründe erläutern. Alles muss ich mir selber erarbeiten, bei Schwestergesellschaften erfragen und aus alten Mails zusammenzusuchen. Das ist anstrengend.
Meine Vorgesetzten stellen meine Vorgehensweise und Entscheidungen häufig in Frage. Der Wille Veränderungen voran zu treiben, ist bei mir sehr hoch. Ich sehe, das die organisatorischen Defizite die Kollegen nervlich an die Grenze treiben. Ständig laufe ich jedoch vor Wände. Werde abbügelt. Warte auch Entscheidungen.
Einer meiner Vorgesetzten hat mangelnde Führungsqualitäten. Gerade bei mir wäre dies wichtig. Dennoch, habe ich in meiner Zwangspause jetzt erkannt, er hat mich auch schon häufig unterstützt. Dass muss ich ihm auch Mal anerkennen. Dennoch, er lästert, über Kollegen mit Kollegen in wechselnden Konstellationen. Das ist für ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis schwierig. Es wird bei uns viel getuschelt und gelästert. Übereinander. Auch innerhalb von Teams. Sehr hinterrücks. Diese Kultur vorne angelächelt zu werden und beim rausgehen, ein Messer im Rücken zu haben, ist bei uns sehr verbreitet. Immer wachsam.
Probleme werden selten offen angesprochen, wenn doch, fühlen die Kollegen sich angegriffen. Das ist keine Fehlerkultur.
Mich persönlich strengt das alles sehr an und ich verzweifle häufig daran.

Heute ist Tag 1 der zweiten Woche AU. Donnerstag habe ich einen Termin bei meiner Therapeutin um zu besprechen, ob ich dran hänge oder nicht. Ich muss sagen, eigentlich will ich das nicht. Weil... Ja... Warum eigentlich?
Ich überlege tatsächlich bei meinem VG die Thematik offen anzusprechen. Ich hätte gerne wieder ein Einzelbüro, oder die Möglichkeit halbtags HO zu machen oder oder oder... Nur: siehe oben...
Da meine Therapeutin mich krankgeschrieben hat, besteht allerdings auch die Wahrscheinlichkeit das er es schon weiß. Auf der AU steht kein "Titel". Aber wir wissen alle das Google innerhalb von Sekunden die Wahrheit ausspuckt.

Ich bin echt belastbar, auch während der Episoden. Kaum vorstellbar was ich alles leisten könnte, wenn ich gesund wäre. Einerseits frustriert mich das, andererseits gibt es mir manchmal Hoffnung.

So viel zu meinen geistigen Ergüssen auf einen Montag Morgen. Ich freu mich hier zu sein.
MissMikse
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von MissMikse »

Hallo Charlotte,

willkommen im Forum! :hello:

Ich bin selbst auch noch relativ neu hier und kann somit noch nicht all zu viel zum Forum sagen. Aber eins hab ich schon gemerkt: die Geschichten sind sich ähnlich, die Symptome auch, und die Kämpfe die wir kämpfen müssen sowieso. Du bist hier also in bester Gesellschaft. ;)

Im "Symptome ignorieren" bin ich auch ganz groß... :roll: Ich schlepp mich seit 6-9 Monaten so durch, immer noch nen Kilometer weiter, obwohl die Tankuhr schon längst "Reserve" anzeigt. Und auch ich saß vor ca. 1 Woche heulend bei meiner Therapeutin und war nur noch ein Häufchen Elend. Ich war jetzt 1,5 Wochen krank geschrieben. Und obwohl es mir besser geht, habe ich mir auch noch für diese Woche eine AU geholt - und muss mich zwingen, auch dabei zu bleiben, statt schon wieder an die Arbeit zu denken... :roll:

Gönn dir die Auszeit! Sie wird dir gut tun!
Und das hat absolut nichts mit "gegen die Krankheit verloren" zu tun!!! NICHTS!!!
Vielleicht könnte man sagen, du hast eine Schlacht verloren, aber eine verlorene Schlacht macht noch keinen verlorenen Krieg. ;)
Aber selbst das würde ich nicht sagen. Du achtest einfach nur auf dich, darauf, dass es dir gut geht (bzw. wieder besser). Du brauchtest eine Auszeit und die hast du jetzt. Was soll daran falsch sein? Wo die Grenzen eines jeden einzelnen liegen, kann doch nur jeder einzelne für sich selbst erkennen und abstecken. Da bringt es nichts, sich an anderen Menschen zu orientieren (an den Gesunden, die so viel mehr schaffen, oder an denen, die so viel machen obwohl sie auch längst ihre Grenzen überschreiten und die bald danach zusammenklappen...).
Lass dir auch keine Angst machen davon, wie lange hier jeder einzelne von uns braucht, um solche Episoden zu überwinden. Oder wie lange einzelne schon damit zu kämpfen haben. Das heißt nicht, dass es bei dir genauso sein muss! Finde und geh deinen eigenen Weg.

Was die Arbeit betrifft: ja, das stell ich mir nervig vor. Immer diese Mentalität "das machen wir schon x Jahre so, warum sollen wir daran was ändern". Auch das kenn ich und kann es nachvollziehen. Aber ich denke, wenn es dir wieder besser geht, dann schaffst du es vielleicht auch überzeugender zu argumentieren. Und kannst Erfolge feiern.
Ich bin bei uns in der Firma auch oft die, die Fragen stellt, die sich schon 10 Jahre keiner gestellt hat. :lol: Und das, obwohl es noch nicht mal unbedingt meine Aufgabe wäre.
Ich habe zum Glück ein sehr gutes, vertrauensvolles Verhältnis zu meinem Chef. Er weiß von meinen psychischen Problemen und auch von meinen körperlichen Gebrechen (zumindest von den meisten). Er ist selbst auch chronisch krank und hat von daher viel Verständnis. Und er nimmt mich in Schutz gegenüber seinen Kollegen und Vorgesetzten, weil er sieht, dass ich ansonsten immer gute oder sogar sehr gute Arbeit leiste.
Solltest du dich dazu entschließen, mit deinem Chef zu sprechen, kann ich dir nur empfehlen, ihn dafür um einen Termin zu bitten. Sowas muss man in einem ruhigen Moment und ohne Zeitdruck ansprechen. Überleg dir auch, was du ihm auf eventuell kritische Rückfragen antworten möchtest.
Falls du es nicht von dir aus ansprechen möchtest, aber er spricht dich an (wegen der AU-Meldung), dann kannst du im Zweifelsfall immer noch sagen, du hast halt aktuell ein paar private Schwierigkeiten, weswegen du dir Hilfe gesucht hast (oder sowas in der Art). Dass du quasi "Dauerpatient" bist musst du nicht sagen, wenn du das nicht willst.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, dass ich offener mit meiner Krankheit umgehen möchte. Klar wird es den ein oder anderen verstören oder abschrecken oder wie auch immer. Aber andererseits nehme ich mir selbst ein Stück weit den Druck raus, immer allem und jedem Stand halten zu müssen, mithalten zu müssen oder wie auch immer, denn das mache ich ja größtenteils nur, damit niemand merkt, dass ich krank bin oder Probleme hab. Und wenn man drüber spricht, stößt man manchmal ganz unerwartet auf Verständnis oder sogar ein "Mir geht es manchmal auch so."

Immer mehr Menschen kämpfen mit psychischen Problemen und immer mehr Menschen lassen sich deswegen krank schreiben. Soweit die Statistik.
Aber wo sind all die Menschen? Schaut man sich um gibt es doch keiner offen zu, dass er auch Teil der Statistik ist. Schade eigentlich. Es würde unserer Gesellschaft gut tun.

Den Gedanken "was ich alles leisten könnte, wenn ich gesund wäre" hatte ich vor kurzem auch. Oder was ich alles hätte werden können, wenn mein Weg so und so verlaufen wäre und nicht so, wie es nun mal war. Aber so zu denken hat mir nicht weitergeholfen. Ich trauere nur irgendwelchen verpassten Chancen und Möglichkeiten nach. Ich versuche grade, mich mehr auf die Chancen und Möglichkeiten zu konzentrieren, die sich mir aktuell bieten. Und mich über die Dinge zu freuen, die ich geschafft hab, obwohl ich es vielleicht nicht erwartet hätte. Kleines Beispiel:
ich habe am Wochenende 2 Schachteln ausgemistet mit alten Kosmetika, abgelaufenen Medikamenten und noch so einigem anderen Kruschkram. Die Kisten standen seit meinem letzten Umzug rum - und das ist jetzt fast 4 Jahre her. Ich wollte da schon immer mal dran gehen, hab es aber nie geschafft. Und jetzt war es endlich soweit! :) Das meiste vom Inhalt liegt in der Tonne, die Schachteln fliegen auch noch in die Tonne und ich hab hier endlich wieder etwas mehr Platz und Freiraum für mich geschaffen. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber für mich dennoch ein wichtiger und guter Schritt.

Also liebe Charlotte, schau nicht so viel auf andere, sondern schau auf dich. Finde und gehe deinen eigenen Weg, egal wie groß die Schritte sein mögen. Schau dich in deiner Wohnung um und finde etwas, was du gerne tun möchtest: etwas lange aufgeschobenes endlich erledigen? Prima, dann tu es und sei stolz auf dich! Etwas schönes, was du lange nicht mehr gemacht hast? Hervorragend! Genieß es!

Ich wünsch dir einen guten Tag und sende dir liebe Grüße!
hundethomas
Beiträge: 1192
Registriert: 28. Aug 2022, 21:04

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von hundethomas »

liebe Charlotte, oh ein schöner Name,

ein herzliches Willkommen auch von mir im Depriforum. Und ich wünschen Dir ganz viel Ermutigung hier.

Selbst bin ich schon über dreißig Jahre auf Depri, mal mehr, mal weniger......

Was mir gerade hilft ist, das die Depression die größte Lügnerin aller Zeiten ist,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,

Diese Depression möchte uns Ängste machen, Bedrückung, minderwertig,,,,,,usw.......

Sie möchte nicht, das wir leben, sie möchte uns vom L e b e n abhalten..

Deshalb habe ich angefangen, mit meiner Depri zu reden, in Beziehung zu kommen........

Auch ich habe vor vielen Dingen Angst. Und oft treffen diese Dinge gar nicht ein.........

Sorgen, die Ameisen unserer Angst, und die vermehren sich ohne Ende. Aus einer kleinen Ameisensorge wird ein

riesiger Ameisenbär.........

Auch ich lebe in einem Land, wo es Wohlstand und Frieden gibt, zumindest äußerlich.

Essen, Trinken, Wärme, Sicherheit, Schutz,,,,,,,,,,,,,,,,,,,

Und doch machen wir uns viel zu viele Sorgen.

Positiv denken, alles ist gut, hilft mir auch nicht...........

Immer nur positive Gefühle, geht auch nicht jeden Tag. Nicht immer geht man gern zur Arbeit.......

Was mir hilft, ist versuchen dankbar zu sein. Das es Ärzte gibt, Therapeuten,,,,,,,,Medikament,,,,nein vieles ist

da auch nicht perfekt und gut. Aber im Vergleich mit anderen Ländern.....

Und als Depri fühlst du dich oft abgelehnt........Aber nur noch Klagen, Wut, Hass, Neid,,,,,,hilft auch Dauer

auch nicht.........kurzfristig ja......

Wünsche dir von Herzen, das dir das Forum mehr zum Leben hilft, einen guten, wertvollen Austausch hier.


in guten Gedanken für dich,

viele liebe Grüße,


hundethomas
Charlotte13
Beiträge: 157
Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Hallo ihr beiden,
vielen Dank für eure Worte.

Es ist einfach dieses Gefühl der Ausweglosigkeit. Ich sehe andere Menschen die Glücklich sind und Frage mich immer wieder - wie sich das anfühlt. Ich weiß ganz ehrlich nicht, wann ich diesen Zustand zuletzt hatte. Auch wenn ich gerade keine Episode habe, bin ich immer unterhalb des normalen Levels. Das nervt.
Dieses Leben unterhalb dieser gläsernen Glocke ist unwahrscheinlich anstrengend für mich. Menschen erwarten von mir manchmal Reaktionen die ich einfach nicht geben kann. Weil ich sie nicht habe. Die Emotionen die bei mir durchkommen, sind momentan einfach häufig Wut und Gereiztheit.

Das Gefühl der ständigen Ablehnung ist auch... Zugegeben ist das bei mir ein Punkt der mich mehr triggert als vieles andere. Ablehnung die häufig vielleicht nicht da ist, aber von mir so interpretiert wird bzw so empfunden. (Danke Mutter!)

Auch dieses ewige Misstrauen anderen Menschen gegenüber... Wie ich gelernt habe, häufig auch zu Recht. Dass der Mist auch immer noch bestätigt werden muss 😅

Aber dennoch, wenn ich mich Mal emotional auf einen Mann einlasse, was selten genug vorkommt, werde ich abgewiesen und enttäuscht. Ist natürlich besonders gut. 🤦😂
Und ja, ich hätte gerne wieder einen Partner. Aber daran ist einfach nicht zu denken. Einerseits - siehe oben - andererseits glaube ich, dass ich einfach nicht stabil genug bin. Momentan schon Mal gar nicht.

Warum ist da nur diese ewige Wut die so schnell hoch kocht?
Das war früher noch viel schlimmer. Vor 10-15 Jahren gab es Situationen in denen ich alles kurz und klein hätte schlagen wollen. Aber ich habe das nie gemacht. Selten die Wut in ihrer vollen Wucht mal ausgelebt. Ist das bei einigen anderen hier auch so?

Ich habe mir viele Gedanken gemacht wie ich als Mensch außerhalb der Glaskuppel bin... Und wie ich gerne sein würde. So reflektiert ich häufig sein kann - die Kuppel macht es sehr schwer, den Zugang zu mir selbst zu finden.
Hat da jemand Tipps?

Mit hilft schreiben ungemein. Also nicht nur hier, sondern auch allgemein. Das Versuche ich momentan auch täglich zu machen. Überall in der Wohnung sind Papier und Stift verfügbar, damit ich bestimmte Dinge relativ schnell festhalten kann.

Und: hat hier jemand Erfahrung mit der Diagnose Dystymie? Das Internet gibt da relativ wenig her. Einerseits wird da von Heilung gesprochen, aber quasi im nächsten Absatz wieder eingegrenzt. Einerseits kann man das gut therapeutisch behandeln, andererseits sollte man vielleicht doch besser Medikamente nehmen.
Wie sind eure Erfahrungen?
Reziprok
Beiträge: 183
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Reziprok »

Hi Charlotte13,

ich nehme mal hierzu Bezug:
Charlotte13 hat geschrieben: 27. Mär 2023, 20:42 Und: hat hier jemand Erfahrung mit der Diagnose Dystymie? Das Internet gibt da relativ wenig her. Einerseits wird da von Heilung gesprochen, aber quasi im nächsten Absatz wieder eingegrenzt. Einerseits kann man das gut therapeutisch behandeln, andererseits sollte man vielleicht doch besser Medikamente nehmen.
Wie sind eure Erfahrungen?
Die Diagnose Dysthymie habe ich seit ein paar Jahren, neben einer diagnostizierten Persönlichkeitsstörung. Habe ca. 8 Jahre lang ein Neuroleptikum namens Orap dagegen fast durchgehend genommen, also off-label, damit ging es mir psychisch gesehen eigentlich ziemlich gut, aber die Nebenwirkungen - zumindest in meinem Fall - sind dann letztendlich doch zu sehr störend. Habe hierüber einen entsprechenden Thread hier im Forum erstellt, bei Interesse suche einfach mal mittels der Suchefunktion nach dem Begriff "Orap".

Dieses Medikament nehme ich seit fast 2 Monaten nicht mehr und hänge jetzt offensichtlich in einer depressiven Episode fest. Meinen Psychiater sehe ich deswegen erst übernächste Woche wieder (Termin schon vor ca. 4 Wochen vereinbart).

Ich möchte jetzt aber keine Antidepressiva wegen der Nebenwirkungen nehmen, würde gerne mal in eine Tagesklinik gehen. Mal schauen, was mein Psychiater dazu sagt.

Habe übrigens 4 Psychotherapien hinter mir. 3 davon vollständig absolviert, die 4. Psychotherapie wegen Wohnortwechsel abgebrochen.

Viele Grüße

Reziprok
hundethomas
Beiträge: 1192
Registriert: 28. Aug 2022, 21:04

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von hundethomas »

liebe Charlotte,

so wie wir denken, so leben, fühlen und handeln wir. Die Depri sagt Dir, DU bist nicht wertvoll, nicht schön, hast keine

gute Beziehung, kein besseres Leben verdient.......................................................................................

Das sind voll die Lügen..............

Und was unsere Eltern uns einen Mist anerzogen haben, .........damit müssen wir uns heute nicht mehr beeinflussen lassen.

Du darfst jeden Tag neu zu l e b e n anfangen. Mache aus deinem Leben was Du am besten kannst, das ist für

Dich selbst und andere Menschen gut. Und die Menschen die dich nicht mögen, das ist ganz natürlich, die können

Dich gern haben.

Schreibe hier öfters im "Kaminzimmer". Dort wollen wir lernen, uns selbst und andere Menschen zu lieben........

Damit wir mit mehr Selbstvertrauen leben dürfen, und aus dem Vertrauen zu uns selbst, lernen, wieder mehr

Vertrauen zu Menschen zu haben.....................

Und da wünsche ich Dir ganz viel Mut, ganz viel Liebe zu Dir selbst........

Denn Charlotte, es geht noch was bei uns Depris.....................

Beziehung lernen, auch wenn es Rückschläge gibt.......die Depri sagen will, es geht nichts mehr.

Dann sage Deiner Depri NEIN...............es geht noch was........ätsch............................


in guten Gedanken für Dich, viele liebe Grüße an Dich
MissMikse
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Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von MissMikse »

Charlotte, du bist nicht allein mit deinen Gefühlen.
Ich fühle mich auch immer wieder abgelehnt, vor allem von Männern (wenn überhaupt, dann bin ich denen immer nur für's Bett gut genug). Aber auch in anderen Situationen habe ich oft das Gefühl, abgelehnt oder zurück gesetzt zu werden, weniger wert zu sein. Das macht traurig, aber auch wütend. Und wenn man die Wut nicht rauslassen kann, dann richtet man sie gegen sich selbst - und sie zerfrisst einen.

Was das Leben unter der Glaskuppel und das Schreiben betrifft: schau mal bei Literatur usw. nach meinen Gedichten und Geschichten. Da gibt es eine Geschichte vom Glashaus. Was unsere Fee oder unser Stein ist, müssen wir halt noch raus finden. ;-) Das ist nicht unmöglich, egal wie lange es dauert.

Ich wünsch dir noch einen schönen Abend!
Lavendel64
Beiträge: 542
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Charlotte,
bei mir ist es jetzt 9 Jahre her, das mit der Notbremse. Ich kenne das; ich habe mit meinem Arzt gefeilscht wegen der ersten AU, eine Woche ,zwei Wochen ... es wurden zwei Wochen, danach vier Wochen, weil es mir nach den zwei Wochen nicht wirklich besser ging. Ängste, Unruhe, Schlaflosigkeit. Es dauerte, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich ernsthaft krank bin, aber irgendwann kam die Einsicht, dass ich Hilfe brauche. Du bist bereits bei einer Therapeutin ... das ist gut. Höre auf sie, die eigene Sichtweise ist oft verklärt.

Meine AU dauerte insgesamt 9 Monate, mit Klinikaufenthalt. Aber jeder ist anders. Rückblickend gesehen habe ich genau richtig gehandelt, auch wenn es den Kollegen gegenüber hart war, die meine Arbeit mit erledigen mussten. Ich bin langsam wieder angefangen und achte jetzt auf meine Kräfte.

Dein Arbeitsumfeld hört sich nicht gerade glücklichmachend an. Vielleicht ist Zeit, das zu hinterfragen. Vielleicht gibt Dir die AU eine Möglichkeit, die Du sonst nie ergriffen hättest - oft macht alles rückblickend einen Sinn.

Du solltest Dich ausruhen, neue Kräfte tanken und dann mit deiner Therapeutin besprechen, wie es weitergeht.

Ich drücke dir die Daumen,
LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Charlotte13
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen alle zusammen,

Ich bin sehr gespannt, was unser Gespräch am Donnerstag ergibt.
Sollte ich mir nicht sicher sein, werde ich verlängern. Dieser Kampfgeist in mir ist leider manchmal etwas hinderlich.

Orap klingt nicht so, als würde ich es nehmen wollen. Ich habe ohnehin schon genug Beschwerden mit dem Darm, als das ich das noch verstärken wollen würde... 🥺
Das muss wahnsinnig einschränkend gewesen sein für dich.

Dieses Gefühl von Männern abgelehnt und ausgenutzt zu werden - japp. Ich glaube aber auch, dass das ein Symptom ist. Einerseits wollen wir, können aber auch nicht immer und wissen so gar nicht wie das mit den Gefühlen eigentlich geht.
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich wirklich mal Liebe für einen anderen Menschen gespürt habe. Schätze so mit Anfang 20. Rückblickend kam auch dann eine Episode.

Mein Arbeitsumfeld ist die Hölle und ich bewerbe mich auch schon seit geraumer Zeit. Leider sind in meinem Bereich nicht viele Stellen verfügbar. Ich möchte jetzt nicht unbedingt umziehen, weil ich ich Angst habe das mich das zu sehr Destabilisiert.
Charlotte13
Beiträge: 157
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Hallo zusammen,
ich muss euch was fragen und habe keinen passenden Threads gefunden.

Was fühlt ihr? Welche Emotionen könnt ihr empfinden? Wenn ihr was fühlt, seid ihr euch sicher das ihr das fühlt?

Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal wirkliche Liebe für einen anderen Menschen empfunden habe.
Rückblickend auf meine letzte Beziehung habe ich eher das Gefühl,.dass ich seine Gefühle gespiegelt habe und daher dachte ich wäre verliebt. Klingt das logisch?
MissMikse
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von MissMikse »

Hallo Charlotte,

also bei mir ist es meistens eher so, dass ich zu viel als zu wenig fühle. Nur sehr sehr selten fühle ich mich total leer und irgendwie emotionslos.
Und von dem, was ich fühle (oder theoretisch fühlen könnte) ist eigentlich alles dabei, wenn auch nicht alles gleich oft:
Freude (im Moment selten), Stolz (hin und wieder), Trauer (im Moment das überwiegende Gefühl), Wut (auch oft dabei), Mut/Mutlosigkeit, Hoffnung/Hoffnungslosigkeit, Stress/Entspannung, Liebe/Liebeskummer...
Wobei: bei der Liebe ist das bei mir so eine Sache. Ich hatte noch nie wirklich eine Beziehung, insofern ist es schwer von Liebe zu sprechen. Aber verliebt sein und auch der Kummer darüber, wenn diese Gefühle nicht erwidert werden, das fühle ich schon.

Warum fragst du? Hast du den Eindruck, dass du selbst gar nichts fühlst, sondern quasi nur so tust und zum Beispiel mitlachst, weil andere lachen, es sich aber irgendwie "erzwungen" anfühlt, irgendwie "aufgesetzt", nicht echt? Und ist das nur so, wenn du mit anderen Menschen zusammen bist oder auch, wenn du alleine bist?

Liebe Grüße
Charlotte13
Beiträge: 157
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen,
Zu viel fühlen... Klingt auch eher verwirrend.

Ich kann das bei mir nicht gar nicht richtig differenzieren und beschreiben. Leben unter einer Glocke passt als Bild ganz gut schätze ich. Wenn da Mal Emotionen spürbar sind, fühle ich mich oft direkt überfordert. Nein, ich bin überfordert 😂

Liebe... Beziehungen... Auch hier. Ich weiß es nicht genau. Einerseits Sehne ich mich natürlich danach, verrennen mich dann, bewerte das was ich fühle über, wie ein kurzes Strohfeuer, das ich dann aber nicht in etwas reales umwandeln kann. Ich denke das beschreibt es am besten.

Unter diesem ganzen Käseglocken mit Nebelding bin ich tatsächlich ein erstaunlich lustiger und schlagfertiger Mensch. Manchmal fühlt sich das an wie eine Maske. Wobei die noch leicht zu tragen ist, im Vergleich zu anderen.
Und auch hier, weiß ich nicht, ob ich die Gefühle der anderen einfach nur Spiegel.
Charlotte13
Beiträge: 157
Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen zusammen,
Ich hatte vorgestern den Termin mit meiner Therapeutin.
Donnerstag war ich relativ glücklich und energiegeladen. Habe mit ihr meine Erkenntnisse der letzten zwei Wochen besprochen und auch die Option hochdotiertes Johanniskraut zu testen. Dies soll ich zur Sicherheit mit meinem Neurologen abstimmen, wegen des pramiprexols.

Ich habe mich gegen eine Verlängerung entschieden, aber nur in Dem wissen, dass ich sie direkt anrufen kann, wenn ich merke das es doch nicht geht.
Jetzt gerade bin ich mir wieder unsicher, in das eine gute Idee war.
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Mario81 »

Hallo Charlotte!

Sei froh das du deine Therapeutin jederzeit anrufen kannst.
Wenn es nicht geht, geht es nicht.
Geh es ruhig auf Arbeit an.Ich weiß, ist leichter gesagt als getan.
Aber glaub an dich!

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Charlotte13
Beiträge: 157
Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen,
Damit ich Mikses Threads nicht so vollspame hier nochmal etwas ausführlicher.
Mein Stresslevel ist hoch, bin genervt. Oft sogar.
Meine Ansprüche an mich und andere sind einfach sehr hoch.

Vor einigen Wochen habe ich einer Abteilung eine lange Mail geschrieben, mit wünschen und Notwendigkeiten unsere Zusammenarbeit betreffend. Zwei MA sind auf mich zugekommen und haben gesagt, dass sie das richtig gut finden... Von der Leiterin der Abteilung kam nichts. Maximal enttäuschend.

Aufgrund meiner schlechten Einarbeitung die ich neben dem Tagesgeschäft letzteres Jahr selber gemacht habe mit mir, kamen viele Themen dazu, bei denen mir niemand helfen kann. Dennoch werden mir dazu ständig fragen gestellt, die ich einfach nicht beantworten kann. Auch das erhöht mein Stresslevel ungemein.

Mir ging es jetzt zwei Wochen verhältnismäßig gut. Kaum bin ich wieder einen Tag da... Gehe ich abends mit Bauchschmerzen ins Bett und stehe morgens auch so wieder auf. An Kaffee und Zigaretten liegt es nicht. Die hatte ich auch in den zwei Wochen. Mein Vorgesetzter ist allerdings gerade nicht da. Das heißt proaktiv ansprechen, kann ich gerade gar nichts.
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von MissMikse »

Ohje, Charlotte. Mit Bauchschmerzen ins Bett wegen der Arbeit ist nicht gut. :(

Ich kann deine Situation ein Stück weit nachvollziehen. So ähnlich ging es mir vor gut 2 Jahren. Da sollte ich auch einen neuen Posten übernehmen (den es schon gab und wo Verstärkung im Team gesucht wurde), aber die Einarbeitung war für meine Begriffe eine Katastrophe. Keiner hatte wirklich einen Überblick, was ich alles an Freischaltungen, Zugangsdaten und sonst was brauche, damit ich meine Arbeit machen kann. Oft hieß es dann noch: "ups, ja, stimmt, haben wir vergessen" oder "ach, das können wir auch?" oder "weiß ich nicht" (wenn ich nachgefragt hab). Schlussendlich hab ich meine Einarbeitung also quasi auch selbst organisiert.

Das ganze hat mich so aufgeregt, dass ich quasi eine "Brand-Mail" an einen der höheren Vorgesetzten geschrieben hab.
Und weißt du, was als Reaktion kam?
Ich soll kein Ausrufezeichen hinter der Anrede schreiben (was ich bis dahin immer so gemacht hab, ohne drüber nachzudenken), weil das als Anschreien gewertet werden kann. Und wenn mir das zu viel ist, soll ich mir überlegen, ob wir das ganze abbrechen. Und ich würde nicht sehen, dass viele Menschen sich Mühe gegeben haben, um mir einen guten Start zu ermöglichen.
Kein: oh, ok, das sollten wir in Zukunft besser machen oder sonstwas.

Bei den beiden nächsten Einarbeitungen, lief es noch schlimmer... ich hab dann meine Notizen zur Verfügung gestellt, die ich mir damals gemacht hatte. Dann hieß es plötzlich: wo haben Sie das her? Warum wurde uns das nicht früher zur Verfügung gestellt? Usw. Und jetzt, nach mehr als 2 Jahren, konnte ich zum Gegenschlag ausholen und sagen: sorry, es hat sich ja keiner dafür interessiert als ich das damals angesprochen hab. 8-) Da wurde es plötzlich ganz still auf der Gegenseite... :lol:

Das heißt nun für mich: ich werde langfristig planen, um irgendwann zum Gegenschlag auszuholen. Auch dieser höhere Vorgesetzte kriegt noch irgendwann sein Fett weg von mir, weil ich gemerkt hab, dass er nix drauf hat. Und seine eigenen Aussagen kriegt er auch irgendwann als Spiegel vorgehalten. Rache ist Blutwurst... 8-)

Zum Thema "lange Mail" noch etwas, was mir der gleiche höhere Vorgesetzte mal gesagt hat: er hasst lange Mails. Man muss ewig lesen (obwohl man vielleicht grade keine Zeit dazu hat) und es kommen täglich so viele Mails rein, dass das Ding immer weiter nach unten rutscht und irgendwann hat man es auch vergessen. Er will lieber angerufen werden. Vielleicht ist es also besser, um einen Gesprächstermin bei dieser Dame zu bitten?!

Wenn halt gar nix hilft, dann vielleicht doch lieber nach was anderem umschauen. :roll:

Liebe Grüße
Charlotte13
Beiträge: 157
Registriert: 25. Mär 2023, 16:27

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen zusammen,
Der Alltag hat mich wieder. Passenderweise habe ich direkt auch noch meine Tage bekommen und hatte Dienstag Unterleibsschmerzen aus der Hölle.

Den dritten Tag der Woche habe ich gestern überstanden. Zugegeben, ich funktioniere einfach. Klar hat man so mit einigen Kollegen lustige Momente, aber ich laufe auf Autopilot.
Von vielen Kollegen höre ich immer wieder dieselbe Aussage, etwas abgewandelt.
"Wir könnten den Mist hier richtig rocken, wenn die Kommunikation besser wäre"
Aber - Kommunikation funktioniert leider nur, wenn alle mitmachen.
Ich weiß noch nicht so richtig was ich daraus mache und wie ich damit umgehe.
Mein Vorgesetzter ist auch über Ostern gar nicht da.
Schön aber wenn man mitbekommt, das die Leiterin HR sich bei einem Kollegen erkundigt, ob es ihm besser geht, weil er drei Tage nicht da war. Ich war zwei Wochen nicht da 🤷😂
irgendeiner87
Beiträge: 2
Registriert: 21. Okt 2022, 20:58

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von irgendeiner87 »

Hallo Charlotte,
Zum Thema Emotionen ist es bei mir ähnlich wie bei dir. Ich fühle mich absolut gefühlskalt. Deine Beschreibung mit der Maske finde ich ganz treffend. Ich weiß sozusagen was zu tun ist und wie man sich verhalten sollte, aber wirklich irgendwas zu empfinden ist nicht möglich. Wenn z.B Freunde sich über irgendwas freuen oder traurig sind, weiß ich wie man sich verhält, aber im Inneren ist die Stimmung eigentlich relativ neutral, sowas wie Empathie ist eigentlich nicht mehr vorhanden. Weiß nicht wie ich das besser beschreiben soll. Wenn mal Emotionen spürbar sind frage ich mich ob die wirklich real sind, oder ob das einfach nur der Wunsch ist wieder was zu spüren. Sowas wie Freude spüre ich zwar schon mal ab und zu, aber das schlägt teilweise auch so schnell wieder um.
Das mit deiner Arbeitssituation kann ich ganz gut nachempfinden. Ich bin in einen komplett anderen Bereich gewechselt. Meine Stelle gab es zwar schon, bei mir war es so dass keiner wirklich Lust hatte mich einzuarbeiten. Ich habe immer das Gefühl dass keiner wirklich seine Weisheiten, Tricks und Kniffe preisgeben will weil jeder der Beste sein will um sich groß und wichtig zu fühlen, anstatt zusammen zu arbeiten, arbeiten viele eher gegeneinander. Bin dort jetzt schon eine ganze Weile und lerne fast jeden Tag was Neues, aber bestimmt nicht weil irgendjemand einem was erklärt, sonders aus Erfahrung. Für neue Ideen und Verbesserungen ist man bei und auch nicht besonders offen. Der Job wäre eigentlich ein Traumjob, aber mit den Kollegen macht ist es manchmal ein bisschen schwierig. Das Geläster über den, der gerade nicht da ist finde ich schlimm. Hab da auch schon deutlich gemacht, dass ich bei dem Kindergarten nicht mitmache. Seither sind einige nicht so gut auf mich zu sprechen, aber damit kann ich leben. Zum Glück sind nicht alle so.
Auf Autopilot laufe ich auch recht häufig. Ich freue mich aber ehrlich gesagt manchmal auch über diese Tage, die ich auf Autopilot laufen kann und nicht gestresst oder gefordert bin und einfach nur die Routine machen kann. Auch wenn ich bisher nicht viel gelernt habe, habe ich zumindest gelernt diese Tage für mich als kleine Auszeit während der Arbeit zu nutzen um dafür mehr Energie für schönere Dinge übrig zu haben. Ich sehe die Arbeit nur noch als Mittel zum Zweck um mir schöne Dinge leisten zu können, mehr aber auch nicht. Ich muss dort nicht die Welt retten und auch keine neuen Freunde finden. Bildlich gesehen gibt es bei mir zwei Räume, den Arbeitsraum und den Privatraum. Alles was mich irgendwie nervt und aufregt bei der Arbeit bleibt im Arbeitsraum. Da mache ich die Tür zu und schließe Doppelt ab wenn ich Feierabend habe. Probleme die ich dort habe werden auch nur dort und während der Arbeitszeit gelöst. Private Sachen werden nur im Privatraum behandelt. Klappt natürlich nicht immer, aber immer öfter. :)
Charlotte13
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

irgendeiner87 hat geschrieben: 9. Apr 2023, 23:32Wenn mal Emotionen spürbar sind frage ich mich ob die wirklich real sind, oder ob das einfach nur der Wunsch ist wieder was zu spüren. Sowas wie Freude spüre ich zwar schon mal ab und zu, aber das schlägt teilweise auch so schnell wieder um.
Hallo irgendeiner,
Herzliche Willkommen hier.

Ich habe in den letzten Wochen bemerkt, dass ich häufig Gefühle von anderen Spiegel. Eine Freundin war bei mir, frisch getrennt, da haben wir gemeinsam ein paar Tränen verdrückt. Ich fühle dann ihren schmerz quasi aber es ist nicht meiner. Die Spiegelmaske.

In der Interaktion mit anderen Menschen im realen Leben bin ich schlechter als du. 😅 Ein Großteil meiner Therapie besteht oft daraus das ich Situationen schildere in denen ich nicht so richtig wusste wie ich reagieren sollte. Meine erste intuitive reski ist häufig "ist mit halt eigentlich auch egal". Sehr förderlich bei sozialen Kontakten 😂

Emotionen... Mir wurde jetzt der Tipp gegeben das weinen zu provozieren damit ich den Zugang zu meinen Emotionen mal wieder finde. Aber wir provoziert man weinen? Vielleicht schaue ich Mal ob es bei YouTube ein "best of traurige Filmszenen" gibt. Ansonsten sehe ich da eher Probleme.
Hilft euch weinen?
Zuletzt geändert von Charlotte13 am 10. Apr 2023, 20:38, insgesamt 1-mal geändert.
Angelika 1964
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo Charlotte,
weinen.....kann gut tun. Ich kann nur sehr schlecht weinen aber wenn der Wasserhahn mal auf ist tut es mir wirklich gut. In der Reha habe ich einmal bei dem Psychologen geweint, meine mütterliche Freundin war an dem Tag meiner Anreise verstorben und weil die Corona Regeln so streng waren konnte ich mich nicht von ihr verabschieden. Es hat sooooo weh getan😪 Ich habe mich dann für meine Tränen entschuldigt und er meinte, es wäre nur eine Tüte Tränen von vielen die ich in mir tragen würde, ich denke er hatte Recht.
Alles Liebe
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Charlotte13
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen,
Schön, das du in diesem Termin Mal laufen lassen konntest. Der Mann hat Recht. Aber den Wasserhahn aufmachen fällt mir gerade noch sehr schwer. Oder, andere Theorie, mein Hirn blockt das gerade ab, weil ich viel zu erschöpft bin.

Ich habe immer gesagt, schlafen wäre nicht mein großes Thema. Schön wenn man irgendwann dann doch die Erkenntnis hat, das es kein guter Schlaf ist, wenn man morgen gegen 2-3 Uhr aufwacht und sich dann anfängt zu drehen. Das ist kein guter Schlaf! 🤦

Wieder ein Punkt auf der Liste den ich zu "mh - hab ich wohl irgendwie ignoriert" setzen kann. 😂
Angelika 1964
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Angelika 1964 »

Guten Morgen,
ja, das hast Du auf jeden Fall Recht! Schlaf ist auch für mich sehr wichtig. Wenn ich nicht genug Schlaf bekomme oder was mein Problem ist, nicht einschlafen kann , sind bei mir die Symptome sehr viel stärker 😕. Der Wasserhahn klemmt bei mir auch normalerweise, selten dass ich weinen kann.
Jetzt wünsche ich Dir erst einmal einen erträglichen Tag
Viele liebe Grüße
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Charlotte13
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Guten Morgen zusammen,
Ich habe das Gefühl ich tauche langsam wieder auf. Die Glocke ist nicht mehr nebelig. Also näher ich mich quasi meinem Normalzustand an.
So schlimm so eine Episode auch ist - das ist meist der einzige Zustand in dem ich einen gewissen Zugang zu Emotionen haben scheinbar. Auch wenn diese dann völlig chaotisch sind, meist negativ und für mich kaum zu händeln - dann habe ich zumindest welche.

Ich habe für mich nun festgestellt - ich darf nicht aufhören zu schreiben. Mindestens jeden zweiten Tag etwas ins Tagebuch schreiben. Oder auch zwei Mal täglich. Diese Erkenntnis hatte ich nun leider schon mehrfach.

Einer der Menschen die mich emotional nicht sehr ins schleudern gebracht haben in der Episode, habe ich während der Episode aus meinem Leben gestrichen. Dann festgestellt das er mir fehlt und das ich in einer Episode sowas nicht entscheiden sollte. Also den Kontakt wieder aufgenommen. Wir wollen uns jetzt nochmal treffen. Ich weiß mittlerweile, im Rückblick warum ich so reagiert habe, wie ich reagiert habe. Er kennt die Hintergründe dazu nicht. Wenn ich mir ihn so anschaue erkenne ich aber, bestimmte Verhaltensweisen bei ihm, die mir sagen, bei ihm läuft auch nicht alles rund.
Vielleicht ist das große Talent was uns die Depression gibt, dass wir in Einigen Phasen unseres Lebens Menschen und deren Verhalten auf eine ganz andere Weise lesen können. Einen anderen Blick auf die Dinge haben.
Jede Krankheit muss einen positiven Aspekt haben finde ich.
Meine Bandscheibe hat zum Beispiel dafür gesorgt daß meine Beine Relativ taub sind. Sollte ich mich Mal tätowieren lassen wollen - Zack. Optimale Stelle. Ähnlich ist es bei Depressionen auch, so schwierig einiges mit uns ist - wir haben für bestimmte Dinge ein ganz anderes Verständnis.
Charlotte13
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Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von Charlotte13 »

Hallo zusammen,
ich mal wieder.
Im Nachgang kann ich ganz klar sagen: ich bin zu früh wieder los.
Habe aber mittlerweile Phasen in denen ich wirklich Energie habe und der Nebel wird weniger. In meinem Kopf sind wieder Lücken frei für andere Themen. Kommen wieder bei mir an.
Dennoch - von stabil und aus der Episode raus, mag ich einfach noch nicht sprechen. Ich bin außerhalb der Energieschübe erschöpft. Esse wieder sehr sehr unregelmäßig. Bis mittags teilweise einfach gar nichts. Ich weiß dass das nicht gut ist. Aber es ist immerhin eine Art von Gefühl, wenn man Hunger hat. Nicht gesund. Das ist mit bewusst.
Die Muskelschmerzen werden wieder mehr. Häufiger, hören teils gar nicht mehr auf. Nur - woran liegt das nun wieder? RLS? Schilddrüsen Hormone? Depression? Ich weiß es nicht.
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Neuzugang stellt sich vor

Beitrag von MissMikse »

Hallo Charlotte,

kommt mir bekannt vor. Kaum hat man mal ein wenig mehr Energie, denkt man, man könnte schon wieder Bäume ausreißen und es kippt ganz schnell wieder ins Gegenteil. Ich arbeite jetzt seit 3 Wochen wieder - und bin nur noch müde, könnte den ganzen Tag schlafen, hab auch überall Schmerzen und keine Kraft. Unregelmäßig essen und sogar trinken ist mir auch bekannt. Manchmal hab ich gar keinen Hunger, weil ich zu müde bin, Appetit hab ich eh nicht wirklich. Wann anders stopf ich mir was rein, so dass mir fast schlecht wird davon. Und ich trinke viel zu wenig und wieder die falschen Sachen (Kaffee, Cola, Limonade).

Wenn die Schmerzen mehr werden oder auch gar nicht mehr weg gehen, dann lass es lieber mal durchchecken. Kann nicht schaden. Ich hab es anfangs auch auf die Depris geschoben, bis es so schlimm war, dass ich daran nicht mehr glauben wollte. Und die Schmerzen haben nur dazu geführt, dass es mir psychisch wieder schlechter bzw. noch schlechter ging. Ich seh es mittlerweile so, dass es uns körperlich gut gehen muss, damit es psychisch besser werden kann. Ich hab zum Glück eine nette Hausärztin, die mich da sehr unterstützt und lieber einmal zu viel untersucht als zu wenig.

Liebe Grüße und gute Besserung! Ruh dich aus über's Wochenende!
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