was kann noch helfen...

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Reziprok
Beiträge: 122
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: was kann noch helfen...

Beitrag von Reziprok »

Hi Milan999,
Milan999 hat geschrieben: 15. Mär 2023, 16:52 Da ich noch berufstätig bin, ist es nicht möglich, hier ständig in ein Krankenhaus zu rennen.
Ich würde hier eher ansetzen: Hast Du schon mal eine medizinische Reha gemacht? Die soll einen zwar eigentlich in der Regel wieder fit für den Job machen, aber wenn die Reha-Klinik und die Rentenversicherung feststellen, dass Du zu krank für das Erwerbsleben bist, dann würdest Du (vorausgesetzt, die entsprechenden Versicherungszeiten liegen vor) die Erwerbsminderungsrente erhalten. Wäre das eine Option für Dich?

Viele Grüße

Reziprok
Lavendel64
Beiträge: 541
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: was kann noch helfen...

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Milan,

Ich schreibe dir mal, weil ich diese Thematik mit den Eltern auch hatte - mein Thema (und das dauerte) war Abgrenzung.

Deine Eltern sind nicht Deine Baustelle.Sie sind beide erwachsen und haben mehr Lebenserfahrung als Du. Sie sind für sich selber verantwortlich, Du kannst sie besuchen, aber lass bitte deren Probleme auch dort. Du kannst Deine Mutter bedauern, weil sie sich herumkommandieren lässt, aber es ist ihre Entscheidung, das mit sich machen zu lassen - oder sich Hilfe zu suchen, d.h. ihre Situation zu ändern. Wir kinder haben unser eigenes Leben und ebensowenig wie wir möchte, dass die Eltern uns da bevormunden, sollten wir das bei ihnen auch nicht tun.
Meine Mutter hat offenbar ähnlich gelebt ... sie war für meinen Vater da - bis zur Selbstaufgabe. Sie hat sich nicht mit Freundinnen getroffen, hatte keine Hobbies außer putzen und alles ordentlich halten. Auch das ist eine Einstellung, die man respektieren muss.

Es hat lange gedauert, bis ich mich da abgrenzen konnte. Aber es war hilfreich für mich selber. Mir geht es seitdem besser. (Aber es ist auch das Resultat meiner Kliniktherapie)

Was die Tiefphasen angeht so ist es vermutlich individuell, was hilft. Ich brauche viel Ruhe - und glaube für mich, dass es immer wieder schwierige Phasen gibt, die man sich erleichtern kann - aber womit, das mus sjeder für sich herausfinden. Die Idee mit der Reha finde ich übrigens gut.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Bine09
Beiträge: 16
Registriert: 9. Mär 2023, 23:30

Re: was kann noch helfen...

Beitrag von Bine09 »

Hey Milan,

ich bin gerade beim Lesen deines Beitrags in eine riesige Welle des Mitgefühls eingetaucht - ich kenne das so gut, was du da beschreibst. Bei mir sind es jetzt an die 30 Jahre mit wiederkehrenden Phasen, ich arbeite auch noch (was mir auch gut tut) und selbst diese "3-Tages-Depression" nach Familienbesuch (so habe ich das bei mir immer genannt) kenne ich zu genüge.

Schwer zu sagen, was da hilft. Bei mir ist es von mal zu mal was anderes, woran ich mich entlang hangele. Je nach Schweregrad, aktueller Lebenssituation und aktuellem Mindset sozusagen war es das eine mal hilfreich für mich, mit vollen Kräften dagegen anzugehen, dann ein anderes mal wieder nur Akzeptanz und Geduld und ein nächstes mal Ablenkung und " Augen zu und durch". (Therapie, Medi´s, Klinikaufenthalte gab es natürlich zwischenzeitig auch). Insofern, wenn du fragst:
Milan999 hat geschrieben: 15. Mär 2023, 16:52 Da ist die Frage: muß man das einfach aushalten?
...da würde ich sagen: manchmal ja. Zumindest Akzeptanz. Und sich darauf konzentrieren, dass jede Phase auch wieder vorbei geht. Statt den Blick darauf, dass immer wieder welche kommen (könnten)...vielleicht ja. Aber die besseren Zeiten eben auch. Damit zu hadern kostet mich nur Unmengen von Kraft und lastet mir zusätzliche 100kg Schwermut auf. Nicht, dass mich diese Gedanken nicht auch immer mal wieder heimsuchen. Aber ich bin bemüht, ihnen nicht zuzuhören. Es ist, wie es ist. Ich probiere das, was gerade geht. Wenn in der absoluten Tiefphase nichts mehr geht, nur noch Bett, AU, abschotten - okay, dann ist das leider so für den Moment. Dann versuche ich wenigstens gedanklich so lieb und nachsichtig mit mir zu sein, wie es eben geht...Wenn noch etwas mehr geht, klasse - dann eben das und dabei so kleine Brötchen backen, wie es geht, und wenn es nur Krümel sind. Und darauf aufbauen. Und sobald es wieder geht: reden. Menschen! Der soziale Rückzug macht bei mir immer alles so viel schwerer, aber ich rutsche dennoch immer mal wieder hinein. Auch hier: kleine Schritte (mal wem texten), Minimalst-Erwartungen an mich, wenn es gerade so ist.

Es fällt mir nicht immer leicht, aber ich bin bemüht, auch in depressiven Phasen so selbstfürsorglich wie möglich mit mir umzugehen. Mich möglichst "sanft" zu motivieren und zu ermutigen, weil diese ganzen ich-muss/müsste-Gedanken es bei mir meist nur schlimmer machen. In mich reinhorchen und schauen, was gerade ein mini-bißchen gut täte. Mal ist das ein Gespräch (egal worüber), mal Schreiben, mal ein Kinderfilm, mal Ablenkung, mal 10 Minuten frische Luft, eine Imaginationsübung/Traumreise... Was es auch ist: Druck raus, Erwartungen an mich herunterschrauben, kleine Schritte - winzige manchmal. Das reicht vollkommen. Und wenn nichts zu helfen scheint teste ich herum, trail-and-error. Versuche mich zumindest so schnell es geht von den giftigen, depressogenen Gedanken und Grübeleien zu lösen.

Bin in Gedanken bei dir und wünsche dir einen möglichst guten Resttag ;)
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: was kann noch helfen...

Beitrag von MissMikse »

Hallo Milan,

ich bin zwar nicht in der gleichen Situation wie du, kann es aber dennoch nachvollziehen. Ich arbeite Vollzeit, hab sogar noch nen Nebenjob, Arbeit dient irgendwie als Ablenkung von allem anderen. Mehr raus komm ich deswegen auch nicht unbedingt, weil mir dazu die Kraft fehlt. Ich hab auch schon Zwischendurch auf Teilzeit reduziert, aber dann ist das Geld knapp, die Wohnung auf Dauer zu teuer, mein Kredit nicht mehr bezahlbar, usw. Das macht mir Angst. Einerseits macht die viele Arbeit mich kaputt, andererseits tut sie mir gut, damit ich nicht völlig zu Hause "verkomme". Das merke ich schon allein, wenn ich krank zu Hause bin, dass mir das psychisch nicht unbedingt gut tut.
Trotz Vollzeit arbeiten wird meine Rente vermutlich auch unter 1000 Euro liegen.
Egal, wie man es dreht und wendet: das Leben ist verdammt schwer.

Ich suche aktuell auch, was und wie ich mein Leben wieder besser machen kann - und wie Bine so schön geschrieben hat: mal ist es das eine, mal das andere, was mir hilft. Mal hilft auch einfach gar nix. Dann muss ich eben durch das "Heulen und Zähneknirschen" durch, muss die Welt untergehen lassen in der Hoffnung, dass eine andere Welt wieder auftaucht. Du bist nicht allein damit! Und das ist ein Gedanke, der mir momentan durchaus weiterhilft. Vielleicht auch dir?!?
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: was kann noch helfen...

Beitrag von MissMikse »

Ja, auf die gesunden, sportlichen, aktiven Menschen bin ich auch immer wieder neidisch. Mein Körper fühlt sich manchmal an wie 80 statt wie 40. Ich bin auch neidisch auf diejenigen, die das haben, was ich mir wünsche: Partner, Kinder, schönen Urlaub zu Zweit oder als Familie, schöne Abende mit Freunden etc. Oder auch einfach die Energie und den Mut, raus zu gehen, was zu unternehmen, Leute kennen zu lernen. Ich gönne anderen zwar, dass sie ein schönes Leben haben, aber heimlich bin ich doch neidisch und es macht mich traurig, weil ich das nicht habe.
@Armut: ist ein Argument, aber selbst mit viel Geld kann man sich ein schönes, erfülltes Leben nicht kaufen. Du kannst dir keine Familie kaufen, keine Freunde etc. Und wenn andere Menschen nur bei dir sind, weil du Geld hast, dann sind es bestimmt nicht die Menschen, die dein Leben auf Dauer bereichern mit ihrer Anwesenheit.
Angelika 1964
Beiträge: 322
Registriert: 15. Okt 2021, 20:10
Wohnort: Baden Württemberg

Re: was kann noch helfen...

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo Milan,
Ich verfolge Deine Posts schon länger und kann Deine Verzweiflung sehr gut nachvollziehen. Dieser Ausspruch: "Schlimmer geht immer" geht mir allmählich ganz schön auf die Nerven. Klar sollte jeder dankbar sein und trotzdem leide ich wie verrückt!!!
Zu mir: ich bin 58 Jahr alt, war 4 Jahre lang Schmerzpatientin, große Wirbelsäulenoperation. Es ging mir gut, auch litt ich nicht unter Depressionen. Mit den körperlichen Einschränkungen habe ich keine Probleme, ich bin dankbar dass ich wieder einigermaßen laufen kann. Dass ich mich immer wieder rechtfertigen muss weil Sport für mich keine Option mehr ist und man mir meine Einschränkungen nicht ansieht regt mich oft auf aber auch damit komme ich klar. 2019 bin ich dann zusammengebrochen; schwere depressive Episode mit aufgesetzten Panikattacken. 3 Monate war ich richtig krank, bin nur wenn ich Lorazepam genommen habe aus dem Haus gegangen. Ich habe mich nie ganz erholt, arbeite nur noch in Teilzeit. Ich kann diese Erkrankung nicht akzeptieren, ich bin nicht mehr ich selbst und es gibt auch keinen ersichtlichen Auslöser. Meine Ehe ist gut, ich habe zwei wunderbare Erwachsene Kinder, meine Arbeit gefällt mir und finanziell geht es uns recht gut. Es müsste mir gut gehen!!! Trotzdem verzweifle ich immer wieder und frage nach dem Sinn meines Lebens. Ich sehe ihn nicht. Irgendwie geht es zwar weiter, jeden Abend gehe ich ins Bett und jeden Morgen stehe ich auf. Es fällt mir nach wie vor schwer morgens überhaupt aufzustehen und in den Tag zu starten aber auch das geht irgendwie.
Fühl Dich verstanden und gedrückt falls Du magst

Herzliche Grüße
Angelika
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