Selbstschutz oder Konfrontation bei Freunden?
Verfasst: 13. Mär 2023, 21:07
Puh,
ich weiß grade nicht so recht, ob meine Situation und mein Thema passen. Aber ich bin grade so aufgewühlt, traurig, wütend...
Aber mir ist es wichtig, dass ihr da mal drauf schaut und eure Meinung zu schreibt:
Ich bin seit fast 4 Jahren mit meinem Partner zusammen. Quasi direkt vom Anfang meiner depressiven Phase, wir haben also viel durch. Er hat ADHS und im letzten Jahr erfolgreich seine Alkoholabhängigkeit und sein Leben wieder besser in den Griff bekommen. Es gab Momente, wo ich selbst kurz vor der Trennung war. Inzwischen haben wir viel geklärt und reden auch viel darüber, wenn etwas schwierig wird. Aus meiner Sicht wachsen wir aneinander.
Im Zuge der Alkoholproblematik gab es zwischen meinem Partner und meinem Freundeskreis auch große Zerwürfnisse, da er in dieser Phase einige verletzt und enttäuscht hat. Nach der Entzugsklinik und viel Therapie haben wir mit Freunden nach und nach Gespräche geführt. Schon da war es so, dass meine Freunde mit mir immer wieder gesprochen haben, dass mein Partner so anstrengend und uneinsichtig sei. Ich habe dann immer wieder Gespräche eingefädelt und um direkte Aussprachen gebeten. Ich habe sogar ausdrücklich darum gebeten, weil ich mich sonst immer wie "zwischen den Stühlen" gefühlt habe, wenn ich wusste, was Sache war, mein Partner aber nicht. Das Ganze hat mich natürlich schon da ziemlich traurig gemacht und ausgelaugt. Aber mir war es wichtig, dass alles ausgesprochen und geklärt wird. Das ist jetzt schon anderthalb Jahre her. Ich forciere nichts, aber freue mich, wenn zwischen Freunden und Partner Harmonie herrscht.
Nun habe ich in direkter Nähe zu mir meine beste Freundin und ihre beiden Männer (ja, eine polyamore Beziehung, die gut funktioniert). Für mich sind die Drei Ohana/ Wahlfamilie. Sie haben mir schon so sehr geholfen und ich denke und hoffe, ich auch ihnen. Zu den Schwierigkeiten mit meinem Partner habe ich sie auch gebeten, das nicht immer über mich zu kommunizieren, sondern ihn direkt anzusprechen.
In den letzten Monaten hatte ich den Eindruck, dass sich alles super entwickelt hat: Meine Freundin sagte in den Momenten, wo wir mal über meinen Partner sprachen, dass sie sehe, dass er sich sehr entwickelt habe. Keine Aussage, dass etwas nicht stimme. Mann Nr. 2 ist seit längerem mit meinem Partner im Gespräch, weil er sich vorstellen kann, dass mein Freund eine Bereicherung für sein Team in seiner Firma sei. Mir schrieb er letztens noch, ich solle schreiben, wenn mein Partner noch Unterstützung bräuche.
Mann Nr. 1 hat immer noch Probleme, weil er nicht mit der Art meines Partners klar kommt, äußert dies aber zu 90 % indirekt oder über aus meiner Sicht passiv-agressives Verhalten. Erst Sonntag spricht er innerhalb einer gemeinsamen Spielgruppe (Pen und Paper) aus, dass er sich immer wieder in seinen Grenzen verletzt fühlt, mein Partner aus seiner Sicht immer wieder unmögliche Dinge macht und er daher Distanz will. Schon da habe ich darum gebeten, dass er und mein Partner nochmal direkt sprechen. Wenn Dinge nicht konkret angesprochen werden, kann mein Partner darauf auch keine Rücksicht nehmen, so mein Gedanke. Und auf Gespräche vor 2 Jahren hinzuweisen empfinde ich als schwierig. Ich habe kurz mit meiner Freundin über diese Entwicklung geschrieben, sie beruhigte mich, dass werde schon und die Männer ( Mann Nr. 1 und mein Partner) würden da einen Weg finden.
Heute bekomme ich von meiner Freundin eine längere Textnachricht. Sie habe das jetzt lange genug mitgemacht und ihre Kraft sei aufgebraucht. Ihr würde es schlecht gehen, sie hätte geweint, Gespräche mit ihren Männern gehabt. Sie käme mit meinem Partner nicht klar, ihre Männer kämen mit ihm nicht klar. Obwohl sie doch immer wieder mit ihm darüber gesprochen und es lange genug versucht hätten. Und wohl nicht nur sie, sondern auch noch andere aus unserem Freundeskreis. Aber dass aus ihrer Sicht der einzige Outcome Drama und unendliche Aussprachen seien und er nichts dazu lernen würde. Und in aller Konsequenz werde sie den Kontakt zu ihm nun "abbrechen". Sie wollte mir das wohl als "Vorwarnung"/ Vorbereitung zukommen lassen und darüber dann am Donnerstag in Ruhe sprechen.
Was soll ich sagen, ich bin eskaliert. Ich habe instant angefangen zu weinen. Es ist so viel hoch gekommen. Ich bin enttäuscht, dass ich so damit konfrontiert werde. Dass es nicht möglich war, direkt ein Gespräch zu führen, zu dritt, zu viert... Wir haben eine gemeinsame Gruppe, meine Freundin und ihre Männer mit mir und meinem Partner. Dort habe ich eine längere Sprachnachricht eingespielt, dass ich wütend und traurig sei, dass ich es nicht so sehe, dass genug geredet worden sei. Dass ich nun wieder alleine damit stünde, während sie und ihre Männer in aller Ruhe sprechen und gefühlt ein Urteil fällen, das mir dann nur noch präsentiert wird. Ich fühle mich alleine und ausgeschlossen von meiner "Familie". Warum das nicht direkt an meinen Partner gehe, sondern wieder über mich. Ich sähe es nicht mehr ein, dass das so läuft. Dass auch meine Kraft für so etwas aufgebraucht sei. Dass ich die letzten Wochen, in denen es mir wirklich nicht gut ging, weil ich wieder in ein richtig fieses Loch gefallen bin, alles mit mir selber ausgemacht habe, um sie nicht zu belasten, weil sie auch grade viel zu tragen hat. Aber das ich das halt auch nicht immer wieder so kann. Schlucken, lächeln und Verständnis zeigen gegenüber den anderen. Und immer wieder die andere Sicht annehmen, da jeder seine Meinung haben darf.
Letztendlich habe ich unser Treffen mit meiner Freundin am Donnerstag (das eigentlich ein Filmabend werden sollte) abgesagt und selber um Distanz und Ruhe in den nächsten 2 Wochen gebeten. Mein Partner ist ab diesem Wochenende für 2 Wochen im Urlaub, ich hatte Sonntag erst ein langes "Krisen"-Gespräch, meine Therapeutin ist in Urlaub und morgen steht ein Tierarztbesuch mit meiner Katze an, vor dem ich wegen einer möglichen schlechten Diagnose echt Angst habe. Ich habe nicht die Kraft, dann alleine mit der Situation zu Hause zu sitzen. Für meine Freundin ist das nun der ultimative Vertrauensbruch, eine Ohrfeige, dass ich das in die Gruppe getragen und ihr abgesagt habe. Aus ihrer Sicht dürfe sie wohl mir gegenüber nicht mal schwierig sein und Probleme ansprechen...
Ich bin jetzt total durcheinander. Auch ich fühle mich irgendwie alleingelassen und vor vollendete Tatsachen gestellt. In meinem Kopf ist grade ein riesiges Chaos und vor allem ganz viel Hilflosigkeit und Traurigkeit. Auf der anderen Seite ist da auch ein Stück Wut, dem ich dieses Mal Ausdruck verliehen habe. Ich habe sonst viel Verständnis und versuche, alle Seiten anzunehmen. Nun kommen wieder Zweifel, ob ich mich richtig verhalten habe. Bin ich vielleicht die, die die ganze Situation nicht richtig einschätzt und unangemessen reagiert hat? Oder habe ich hier mal zu mir gestanden und meine Grenzen "verteidigt"?
Mir ist diese Freundschaft sehr wichtig. Zumindest das habe ich auch mitgeteilt. Aber wo darf ich mich schützen und wo muss ich kritikfähiger sein?
Ratlose Grüße...
ich weiß grade nicht so recht, ob meine Situation und mein Thema passen. Aber ich bin grade so aufgewühlt, traurig, wütend...
Aber mir ist es wichtig, dass ihr da mal drauf schaut und eure Meinung zu schreibt:
Ich bin seit fast 4 Jahren mit meinem Partner zusammen. Quasi direkt vom Anfang meiner depressiven Phase, wir haben also viel durch. Er hat ADHS und im letzten Jahr erfolgreich seine Alkoholabhängigkeit und sein Leben wieder besser in den Griff bekommen. Es gab Momente, wo ich selbst kurz vor der Trennung war. Inzwischen haben wir viel geklärt und reden auch viel darüber, wenn etwas schwierig wird. Aus meiner Sicht wachsen wir aneinander.
Im Zuge der Alkoholproblematik gab es zwischen meinem Partner und meinem Freundeskreis auch große Zerwürfnisse, da er in dieser Phase einige verletzt und enttäuscht hat. Nach der Entzugsklinik und viel Therapie haben wir mit Freunden nach und nach Gespräche geführt. Schon da war es so, dass meine Freunde mit mir immer wieder gesprochen haben, dass mein Partner so anstrengend und uneinsichtig sei. Ich habe dann immer wieder Gespräche eingefädelt und um direkte Aussprachen gebeten. Ich habe sogar ausdrücklich darum gebeten, weil ich mich sonst immer wie "zwischen den Stühlen" gefühlt habe, wenn ich wusste, was Sache war, mein Partner aber nicht. Das Ganze hat mich natürlich schon da ziemlich traurig gemacht und ausgelaugt. Aber mir war es wichtig, dass alles ausgesprochen und geklärt wird. Das ist jetzt schon anderthalb Jahre her. Ich forciere nichts, aber freue mich, wenn zwischen Freunden und Partner Harmonie herrscht.
Nun habe ich in direkter Nähe zu mir meine beste Freundin und ihre beiden Männer (ja, eine polyamore Beziehung, die gut funktioniert). Für mich sind die Drei Ohana/ Wahlfamilie. Sie haben mir schon so sehr geholfen und ich denke und hoffe, ich auch ihnen. Zu den Schwierigkeiten mit meinem Partner habe ich sie auch gebeten, das nicht immer über mich zu kommunizieren, sondern ihn direkt anzusprechen.
In den letzten Monaten hatte ich den Eindruck, dass sich alles super entwickelt hat: Meine Freundin sagte in den Momenten, wo wir mal über meinen Partner sprachen, dass sie sehe, dass er sich sehr entwickelt habe. Keine Aussage, dass etwas nicht stimme. Mann Nr. 2 ist seit längerem mit meinem Partner im Gespräch, weil er sich vorstellen kann, dass mein Freund eine Bereicherung für sein Team in seiner Firma sei. Mir schrieb er letztens noch, ich solle schreiben, wenn mein Partner noch Unterstützung bräuche.
Mann Nr. 1 hat immer noch Probleme, weil er nicht mit der Art meines Partners klar kommt, äußert dies aber zu 90 % indirekt oder über aus meiner Sicht passiv-agressives Verhalten. Erst Sonntag spricht er innerhalb einer gemeinsamen Spielgruppe (Pen und Paper) aus, dass er sich immer wieder in seinen Grenzen verletzt fühlt, mein Partner aus seiner Sicht immer wieder unmögliche Dinge macht und er daher Distanz will. Schon da habe ich darum gebeten, dass er und mein Partner nochmal direkt sprechen. Wenn Dinge nicht konkret angesprochen werden, kann mein Partner darauf auch keine Rücksicht nehmen, so mein Gedanke. Und auf Gespräche vor 2 Jahren hinzuweisen empfinde ich als schwierig. Ich habe kurz mit meiner Freundin über diese Entwicklung geschrieben, sie beruhigte mich, dass werde schon und die Männer ( Mann Nr. 1 und mein Partner) würden da einen Weg finden.
Heute bekomme ich von meiner Freundin eine längere Textnachricht. Sie habe das jetzt lange genug mitgemacht und ihre Kraft sei aufgebraucht. Ihr würde es schlecht gehen, sie hätte geweint, Gespräche mit ihren Männern gehabt. Sie käme mit meinem Partner nicht klar, ihre Männer kämen mit ihm nicht klar. Obwohl sie doch immer wieder mit ihm darüber gesprochen und es lange genug versucht hätten. Und wohl nicht nur sie, sondern auch noch andere aus unserem Freundeskreis. Aber dass aus ihrer Sicht der einzige Outcome Drama und unendliche Aussprachen seien und er nichts dazu lernen würde. Und in aller Konsequenz werde sie den Kontakt zu ihm nun "abbrechen". Sie wollte mir das wohl als "Vorwarnung"/ Vorbereitung zukommen lassen und darüber dann am Donnerstag in Ruhe sprechen.
Was soll ich sagen, ich bin eskaliert. Ich habe instant angefangen zu weinen. Es ist so viel hoch gekommen. Ich bin enttäuscht, dass ich so damit konfrontiert werde. Dass es nicht möglich war, direkt ein Gespräch zu führen, zu dritt, zu viert... Wir haben eine gemeinsame Gruppe, meine Freundin und ihre Männer mit mir und meinem Partner. Dort habe ich eine längere Sprachnachricht eingespielt, dass ich wütend und traurig sei, dass ich es nicht so sehe, dass genug geredet worden sei. Dass ich nun wieder alleine damit stünde, während sie und ihre Männer in aller Ruhe sprechen und gefühlt ein Urteil fällen, das mir dann nur noch präsentiert wird. Ich fühle mich alleine und ausgeschlossen von meiner "Familie". Warum das nicht direkt an meinen Partner gehe, sondern wieder über mich. Ich sähe es nicht mehr ein, dass das so läuft. Dass auch meine Kraft für so etwas aufgebraucht sei. Dass ich die letzten Wochen, in denen es mir wirklich nicht gut ging, weil ich wieder in ein richtig fieses Loch gefallen bin, alles mit mir selber ausgemacht habe, um sie nicht zu belasten, weil sie auch grade viel zu tragen hat. Aber das ich das halt auch nicht immer wieder so kann. Schlucken, lächeln und Verständnis zeigen gegenüber den anderen. Und immer wieder die andere Sicht annehmen, da jeder seine Meinung haben darf.
Letztendlich habe ich unser Treffen mit meiner Freundin am Donnerstag (das eigentlich ein Filmabend werden sollte) abgesagt und selber um Distanz und Ruhe in den nächsten 2 Wochen gebeten. Mein Partner ist ab diesem Wochenende für 2 Wochen im Urlaub, ich hatte Sonntag erst ein langes "Krisen"-Gespräch, meine Therapeutin ist in Urlaub und morgen steht ein Tierarztbesuch mit meiner Katze an, vor dem ich wegen einer möglichen schlechten Diagnose echt Angst habe. Ich habe nicht die Kraft, dann alleine mit der Situation zu Hause zu sitzen. Für meine Freundin ist das nun der ultimative Vertrauensbruch, eine Ohrfeige, dass ich das in die Gruppe getragen und ihr abgesagt habe. Aus ihrer Sicht dürfe sie wohl mir gegenüber nicht mal schwierig sein und Probleme ansprechen...
Ich bin jetzt total durcheinander. Auch ich fühle mich irgendwie alleingelassen und vor vollendete Tatsachen gestellt. In meinem Kopf ist grade ein riesiges Chaos und vor allem ganz viel Hilflosigkeit und Traurigkeit. Auf der anderen Seite ist da auch ein Stück Wut, dem ich dieses Mal Ausdruck verliehen habe. Ich habe sonst viel Verständnis und versuche, alle Seiten anzunehmen. Nun kommen wieder Zweifel, ob ich mich richtig verhalten habe. Bin ich vielleicht die, die die ganze Situation nicht richtig einschätzt und unangemessen reagiert hat? Oder habe ich hier mal zu mir gestanden und meine Grenzen "verteidigt"?
Mir ist diese Freundschaft sehr wichtig. Zumindest das habe ich auch mitgeteilt. Aber wo darf ich mich schützen und wo muss ich kritikfähiger sein?
Ratlose Grüße...