Blutbild für Psychotherapie

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Summi
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Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Summi »

Hallo ihr,

kennt sich jemand aus, kann ein Psychotherapeut ein Blutbild verlangen, bzw ohne Blutbild die Therapie verweigern?

Nach 12 Monaten Wartezeit hat mich der Therapeut, mit dem ich mich in den Prob. Sitzungen gut verstanden hatte, angerufen und mir gesagt, dass er jetzt keine neuen Patienten mehr aufnehmen würde und er mich an jemand Anderen "abgibt", weil ich ja jeden Monat - wie erwünscht - mich rück gemeldet hätte, dass ich noch Interesse habe, und er dann doch dafür sorgen will, dass ich in Therapie komme.
Also saß ich heute bei einem Mann, den ich nicht kannte, und der auch irgendwann in der Stunde nach meinen Blutwerten fragte. Ich sagte, ich hätte vor nichts so sehr Angst wie vor Blutentnahme, und ob das notwendig sei. Er meinte, er müsse sich das noch überlegen, ob er unter den Voraussetzungen eine Therapie anbieten würde.

Ich habe sehr große Angst davor; in der Psychiatrie hat man mich erfolglos zerstochen und mir das Blut dann täglich! aus den Fußvenen geholt, weil mein Blutbild damals so schlecht war, und als Jugendliche hatten mich drei Leute fest gehalten, während die Ärztin damals versucht hatte, Blut zu kriegen, und danach wurde ich mit einem "hat nicht geklappt, komm morgen wieder" heulend nach Hause geschickt. Ich habe nicht einfach "so ein bisschen Schiss", sondern ziemlich schlimme Angst.
SonneundDunkenheit
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Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Summi,

hast du die Möglichkeit zunächst probatorische Sitzungen bei dem "zugeteilten" Therapeuten zu machen?

Womit hat er denn die Notwendigkeit des Blutbildes begründet?
Ich denke mal, dass er ausschließen möchte, dass deine psychischen Probleme organische Ursachen in Form von Mangelerscheinungen (B12, Vitamin D, Schilddrüse...) haben.

Hast du einen Psychiater/ eine Psychiaterin oder Hausarzt, der diese Dinge im Blick hat?

Der Therapeut kann natürlich die Zusammenarbeit mit dir "verweigern", wenn es aus seiner Sicht nicht passt. Genauso kannst du sagen, dass du nicht bei ihm in Therapie möchtest.

Wäre spannend zu wissen, ob er zur Notwendigkeit des Blutbildes Ausführungen getätigt hat?

Hast du eine oder mehrere negative Erfahrungen mit Blutabnahmen gemacht?

LG von SonneundDunkelheit
Summi
Beiträge: 8
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Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Summi »

Hall SonneundDunkelheit,

nein, bei mir hat niemand die Werte im Blick, weil ich schon seit Jahren nirgendwo hin gehe. Ich habe zu viel Angst davor. Insofern war ich froh, es wenigstens zu einem Therapeuten geschafft zu haben. Ja, vier probatorische Sitzungen kann ich bei ihm machen.

Er meinte, er hätte eine Verantwortung und müsse daher mein Blutbild kennen. Weitere Begründungen gab er nicht an.

Negative Erfahrungen...hm.. also, ich find die, die ich beschrieben habe, schon sehr negativ.
SonneundDunkenheit
Beiträge: 684
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Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Summi

Das mit der Verantwortung ist nicht vom Tisch zu weisen und ehrt ihn eigentlich in meinen Augen. Er schaut genau hin.

Die Angst deinerseits ist nachvollziehbar, aber für mich macht es einen Unterschied, ob ich viele schlechte Erfahrung gemacht habe oder wenige.

Letztlich liegt es in deiner Entscheidung, ob du der Blutentnahme zustimmst oder nicht. Möchte der Therapeut mit dir nicht zusammenarbeiten, weil er für seinen Behandlungsweg auch andere Komponenten (Blutbild.... Mangelerscheinungen) im Blick behalten will, dann ist das seine Entscheidung.

Vielleicht könnt ihr in den probatorischen Sitzungen einen Mittelweg finden.

Schönen Abend!
Summi
Beiträge: 8
Registriert: 4. Mai 2019, 14:36

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Summi »

Hallo,

naja, in der Psychiatrie täglich und als Jugendliche.. das sind ja mehrere Erfahrungen.

Es ist sicher seine und meine Entscheidung - ich wollte eher wissen, ob es legitim wäre, als Therapeut aus diesem Grund eine Therapie zu verweigern.
SonneundDunkenheit
Beiträge: 684
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Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Ich denke schon, dass es legitim bin. Es ist keine Akutbehandlung.

Ein Beispiel:
Ich habe demnächst einen Facharzttermin bei einem Neurochirurgen. Beim Vereinbaren des Termins wurde mir von der Sprechstundenhilfe klar und deutlich mitgeteilt, dass mich der Arzt nicht behandeln wird, wenn ich ihm nicht sämtliche Vorbefunde inklusive aller CD's der MRT's zum Termin mitbringe. Die brauche er für eine fundierte Beurteilung und einem sich anschließenden Behandlungsvorschlag.

Ähnlich verhält es sich mit dem Blutbild.

Hätte ich jetzt Angst vor dem MRT würde mich der Neurochirurg nicht behandeln.
Max_
Beiträge: 580
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Max_ »

Hallo Summi,

ist eine heikle Situation. Ich weiß, wie es ist, vor etwas so große Angst zu haben, dass man zur Vermeidung große Opfer in Kauf nimmt.

Vielleicht könnt ihr euch beide entgegenkommen? Z.b. indem ihr dieses Thema/deine Angst als Teil der Therapie bearbeitet… er könnte dir hier mit etwas Geduld entgegenkommen, und du dich darauf einlassen, auf eine spätere Blutentnahme hinzuarbeiten? Geht es denn auch um Ängste in der Therapie? Dann müsste der Therapeut dafür auch Verständnis haben.

Sollte dir der Therapeut grundsätzlich zusagen, fände ich es sehr schade, wenn es nach so einer langen Wartezeit an sowas scheitern sollte.

LG Max
Summi
Beiträge: 8
Registriert: 4. Mai 2019, 14:36

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Summi »

Hallo SonneundDunkelheit,

ich denke, ich verstehe, was du meinst.
Dennoch finde ich, dass Neurochirurgie und Psychotherapie nicht wirklich vergleichbar sind.
Auch bei einem zB Kardiologen würde ich es ganz selbstverständlich finden, dass er ein Blutbild fordert, weil es zwingend notwendig ist, dass er die Blutwerte kennt. Für die Psychotherapie ist es imho jedoch nicht zwingend notwendig.
Ich könnte es verstehen, wenn ich zB magersüchtig wäre und mich bereits lange und schlimm innerhalb der Essstörung bewegen würde, um zu prüfen, ob nicht eher ein Klinikaufenthalt ansteht und keine ambulante PT. Aber so verstehe ich es nicht.
( Es wäre die dritte Therapie in meinem Leben, und vorher wurde so was noch nie gefordert.)

Hallo Max,

ja, es geht definitiv auch um Ängste. Vielleicht wäre das wirklich ein Gedanke, die Blutentnahme als Therapie-Teilziel zu sehen, und nicht als Grundbedingung.Darauf könnte ich mich evtl einlassen. Ich hoffe, dass es weiter geht; nächste Woche erfahre ich, wie er es also handhaben will.

Danke!

Summi
Max_
Beiträge: 580
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Max_ »

Hallo Summi,

hast du diese Woche erfahren, wie bzw ob es mit dem Therapeuten weitergeht?

LG Max
Nina04
Beiträge: 14
Registriert: 10. Mär 2023, 16:38

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Nina04 »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und hatte letzte Woche mein erstes Erstgespräch mit der Diagnose mittelgradige wiederkehrende Depression und spezifische Phobie (Angst vor Nadeln, besonders Blut abnehmen geht gar nicht bei mir). Ich kann das total nachvollziehen und so geht es mir auch. Ich wurde am Anfang auch nach meinen Blutwerten gefragt und ob ich sie wegen meiner Antriebslosigkeit und ständiger Müdigkeit schonmal untersuchen lassen habe. Für mich ist es einfach (momentan) nicht möglich. In 4 Wochen darf ich mit der Therapie anfangen. Die Therapeutin war aber im Gespräch nett, sympathisch und hat kompetent gewirkt. Ich hatte ein gutes Gefühl.
2 Stunden vor meinem Erstgespräch war ich im Krankenhaus bei einer Einstellungsuntersuchung mit Blutentnahme. Ich weiß nicht wie das ging, aber ich war relativ ruhig bei der Prozedur. Trotzdem kam bei den 3 Versuchen kein Tropfen Blut. Für mich ist es immer noch schrecklich. Ich bin innerlich eingefroren und hab es über mich ergehen lassen. Leider muss ich jetzt nochmal hin, bis sie Blut haben. Ich hab Angst, dass es wieder nicht funktioniert oder sie es sich gewaltsam holen. (Hab solche Erfahrungen vorher gemacht)
Ich weiß wirklich nicht wie ich über das Ereignis denken soll...
Suchende2
Beiträge: 1182
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Nina,

keine Angst. Ich musste aufgrund einer Erkrankung mir eine zeitlang viel Blut abnehmen lassen.
Mal floß es ohne Probleme, mal wollte mein Körper kein Blut abgeben (besonders unangenehm genau vor einer OP. Bin deshalb verspätet in den OP gekommen :-) ). Bei mir war es auch egal, ob ich genug getrunken hatte, oder nicht.
Meine Erfahrung ist, das es meistens ein paar Tage später gut läuft.
Ich wünsche Dir, daß Du möglichst entspannt zum nächsten Termin gehen kannst.

Alles Gute,
Suchende
Nina04
Beiträge: 14
Registriert: 10. Mär 2023, 16:38

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Nina04 »

Hallo Suchende,

Danke für deine Antwort! :) Ich versuche mehr zu trinken und mich zu entspannen. Mal sehen. Bei mir findet man auch schlecht Venen. Hoffentlich klappt es!
Pummelfee
Beiträge: 36
Registriert: 19. Jun 2023, 11:36

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Pummelfee »

Liebe @Nina04
ich habe vollstes Verständnis vor deiner Angst. Ich hatte mit 33 Jahren eine Krebsdiagnose und musste mich auch oft behandeln lassen inkl. frustraner Blutentnahmen. Sage demjenigen ruhig, dass du Angst hast. Das ist vollkommen in Ordnung.
Den Tipp mit dem Trinken hast du schon bekommen. Auch sollte dir nicht kalt sein (z.B. durch Klimaanlage). Ggf. kann auch eine lokales warmes Bad am Arm (Waschlappen o.ä.) vor Ort helfen.
Ganze liebe Grüße
Nina04
Beiträge: 14
Registriert: 10. Mär 2023, 16:38

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Nina04 »

Hallo IchWirErSieEs,

Ich dachte nicht, dass sogar hier meine Probleme relativiert werden und nichts wert sind. Für mich ist es sehr schwer, ein Bremsenbiss ist damit nicht zu vergleichen.
Tatsächlich kommt meine Phobie daher, dass ich einmal ziemlich grob behandelt wurde dabei und man mich dazu gezwungen hat. Bis heute kann ich nicht mehr zu der Ärztin ohne daran erinnert zu werden...
Nina04
Beiträge: 14
Registriert: 10. Mär 2023, 16:38

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Nina04 »

Hallo Pummelfee,

Danke für deinen Rat. Ich habe ihnen schon gesagt, dass ich große Angst habe, aber es wurde mit "So schlimm ist es nicht" oder "Atmen Sie", "Entspannen Sie sich" abgetan. Leider hilft mir das in einer Stresssituation nicht wirklich. Ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt.
Angelika 1964
Beiträge: 322
Registriert: 15. Okt 2021, 20:10
Wohnort: Baden Württemberg

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Angelika 1964 »

Liebe Nina,
Ich verstehe Deine Ängste sehr gut! Lass Dich nicht niedermachen. Ich arbeite schon seit vielen Jahren im Gesundheitswesen und habe viele Menschen mit unterschiedlichen Ängsten kennengelernt. Die Angst vor der Blutentnahme oder auch der Nadel ist nicht selten, wird aber leider immer noch als Kleinigkeit abgetan. Ich nehme täglich bei Patienten Blut ab, der/die eine hat mehr Angst, der/die Eine weniger. Leider kenne ich auch kein Patentrezept dass Dir helfen könnte. Fühl Dich verstanden und ernst genommen
Viele liebe Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Topo
Beiträge: 74
Registriert: 15. Sep 2021, 22:32

Re: Blutbild für Psychotherapie

Beitrag von Topo »

Nina04 hat geschrieben: 28. Jun 2023, 13:23 Hallo IchWirErSieEs,

Ich dachte nicht, dass sogar hier meine Probleme relativiert werden und nichts wert sind. Für mich ist es sehr schwer, ein Bremsenbiss ist damit nicht zu vergleichen.
Tatsächlich kommt meine Phobie daher, dass ich einmal ziemlich grob behandelt wurde dabei und man mich dazu gezwungen hat. Bis heute kann ich nicht mehr zu der Ärztin ohne daran erinnert zu werden...

Liebe Nina,

der User IchWirSieEs agiert hier seit Kurzem als Troll. Lass dich nicht verunsichern. Spritzenphobien sind sehr verbreitet und man muss sich nicht dafür schämen.


LG
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