Was noch ...?
Verfasst: 17. Feb 2023, 13:37
Hallo zusammen,
ich bin Florian 36 Jahre alt und bei mir wurde 2018 die Depression mit einer Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Rückblickend lebe ich aber schon deutlich länger damit. Zu Beginn der Medikation mit Citalopram lief alles ganz gut, aber ca. 1,5 Jahre später verschlechterte sich mein Zustand, sodass ich insgesamt 5 Monate krankgeschrieben war, auf Venlafaxin gewechselt habe und während dieser Zeit eine Reha besucht habe, die allerdings nur den Sinn hatte, mich ins Arbeitsleben zurückzubringen. M. E. war die psychische Gesundheit eher zweitrangig.
So kam es dann, dass ich zwar wenige Wochen nach der Reha wieder gearbeitet habe, aber nach 6 Monaten erneut ausfiel.
Beim zweiten Mal dauerte die Krankschreibung 6 Monate, ebenfalls inkl. eines Klinikbesuches. Diesmal allerdings in einer psychiatrischen Klinik, weil ich konkrete Suizidpläne hatte. Bei der damaligen Einnahme von 225 mg Venlafaxin war dieser Fall nicht unbedingt unproblematisch und ich sollte eine Medikamentenumstellung innerhalb von 6 Wochen innerhalb der klinik mitmachen. Im Vorfeld hatte ich meiner Tochter bereits versprochen, dass ich zu Weihnachten wieder zu Hause sein werde. So beschränkte sich mein Aufenthalt auf lediglich 2 Wochen. Dass hierbei kein nachhaltig guter Gesundheitszustand aufzubauen ist, war vorhersehbar. Die Umstellung der Medikation habe ich unter der Beobachtung meines Psychiaters zu Hause gemacht. Dies war leider absolut überhaupt nichts und ich wechselte wieder zurück auf Venlafaxin.
Im Laufe der weiteren Krankheit begann ich mit sportlichen Aktivitäten, die ich bis heute pflege. Das läuft seit ca. einem Jahr. Mein Hausarzt, Psychiater und Psychotherapeutin sagten, dass mir das helfen wird. Ich konnte eine Disziplin auch im Bereich der Ernährung aufbauen, die noch bis heute anhält. Aber der Sport hilft nur bedingt. Ich habe zwischendurch viel gelesen, als ich wieder lesen konnte. (Ich hatte jahrelang enorme Konzentrationsprobleme und musste selbst 4- zeilige Nachrichten oder E- Mails ca. drei Mal lesen, um sie zu verstehen.) In mehreren Büchern und Artikeln habe ich gelesen, dass man sich beschäftigt halten sollte, um „glücklich“ zu sein. So beschloss ich, neben meiner Vollzeitbeschäftigung, Familie mit Frau und zwei Kindern, mind. 4 x Sport pro Woche eine Weiterbildung zu beginnen. Mein Verdienst ist zwar ok und man kann davon leben, aber durch unseren Umzug und lange Krankheitsausfälle und den Fakt, dass mein Job mich absolut unglücklich macht, empfand ich es als angebracht, mich auf etwas Neues zu konzentrieren. Zusätzlich halten mich all diese Aktivitäten von einem Alkoholproblem fern, dem ich mittlerweile den Rücken zuwenden konnte.
Nun bin ich also mehr als etwas beschäftigt. Dieses Gesamtpaket betreibe ich seit ca. einem halben Jahr und bisher stelle ich wenig bis gar keine Veränderungen fest. Bis auf den zusätzlichen Druck, allem gerecht zu werden. Sollte ich jetzt irgendeinen Teil von meinem Programm hinten anstellen oder komplett darauf verzichten, werde ich (wieder einmal) extrem enttäuscht von mir selbst sein. Also wird es so laufen, dass ich entweder mit allem auf die Schnauze falle oder meine Ziele erreichen werde. Durch meine Zwangsstörung fällt es mir schwer, auch nur einen Punkt abzubrechen.
Positiv ist dabei, dass ich weniger Zeit habe nachzudenken und nicht mehr so viel Displayzeit habe wie bisher. Aber im Kopf ist immer noch das Gewitter. Zu hassen was ich im Spiegel sehe, mich ständig für alles und jeden Schritt selbst zu kritisieren, den gezwungenen Wunsch täglich etwas an mir ändern zu wollen, weil meine Unzufriedenheit mit mir selbst so groß ist, die zwanghafte Perfektion, die ich mir nicht abgewöhnen kann, der Glaube, dass ich es jedem recht machen muss, usw. Selbstzweifel von morgens bis abends, ob ich überhaupt eine Vaterrolle hätte übernehmen sollen, ob ich ein gutes Vorbild bin, ob ich jemals diese Weiterbildung schaffen werde, Zweifel daran warum ich überhaupt noch mein Hobby (Musik) verfolge, wenn ich sowieso nach jedem Projekt unzufrieden bin.
Ich habe mir jeden Tipp zu Herzen genommen, den ich bekommen habe. Nur um mich besser zu fühlen. Aber nichts scheint zu helfen, Familienzeit habe ich nicht gerne, weil ich mich unfähig als Vater fühle, Unzufriedenheit mit meiner Musik, wenig erkennbare Effekte bei Sport und Ernährung und Schwierigkeiten mich dem Schulstoff zu widmen.
Ich weiß nicht was ich noch machen soll. Weitere Krankheitsausfälle wegen Depressionen sind undenkbar, da ich ansonsten bald ausgesteuert werde und wir dummerweise auf mein Einkommen angewiesen sind. Wobei meine Arbeit ein großes Problem darstellt, das mir schon lange zu schaffen macht.
Ich bin bei einer Verhaltenstherapeutin, die mir eine Tiefenpsychologie empfohlen hat, die werde ich aber aufgrund von Angebotsmangel nicht wahrnehmen können. Regelmäßige Besuche beim Hausarzt und Psychiater finden statt, Freunde sind kaum bis keine vorhanden und Gespräche mit meiner Frau über das Thema sind leider nicht möglich.
Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende und weiß nicht, was ich noch anfangen soll, damit ich eine Besserung erreiche.
Das waren verdammt viele Worte, aber ich kann mich nicht kürzer erklären. Im Gegenteil, ich würde sogar noch mehr erzählen können.
Ich freue mich, wenn Du die Zeit geopfert hast, um all das zu lesen.
Gruß,
Flo
ich bin Florian 36 Jahre alt und bei mir wurde 2018 die Depression mit einer Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Rückblickend lebe ich aber schon deutlich länger damit. Zu Beginn der Medikation mit Citalopram lief alles ganz gut, aber ca. 1,5 Jahre später verschlechterte sich mein Zustand, sodass ich insgesamt 5 Monate krankgeschrieben war, auf Venlafaxin gewechselt habe und während dieser Zeit eine Reha besucht habe, die allerdings nur den Sinn hatte, mich ins Arbeitsleben zurückzubringen. M. E. war die psychische Gesundheit eher zweitrangig.
So kam es dann, dass ich zwar wenige Wochen nach der Reha wieder gearbeitet habe, aber nach 6 Monaten erneut ausfiel.
Beim zweiten Mal dauerte die Krankschreibung 6 Monate, ebenfalls inkl. eines Klinikbesuches. Diesmal allerdings in einer psychiatrischen Klinik, weil ich konkrete Suizidpläne hatte. Bei der damaligen Einnahme von 225 mg Venlafaxin war dieser Fall nicht unbedingt unproblematisch und ich sollte eine Medikamentenumstellung innerhalb von 6 Wochen innerhalb der klinik mitmachen. Im Vorfeld hatte ich meiner Tochter bereits versprochen, dass ich zu Weihnachten wieder zu Hause sein werde. So beschränkte sich mein Aufenthalt auf lediglich 2 Wochen. Dass hierbei kein nachhaltig guter Gesundheitszustand aufzubauen ist, war vorhersehbar. Die Umstellung der Medikation habe ich unter der Beobachtung meines Psychiaters zu Hause gemacht. Dies war leider absolut überhaupt nichts und ich wechselte wieder zurück auf Venlafaxin.
Im Laufe der weiteren Krankheit begann ich mit sportlichen Aktivitäten, die ich bis heute pflege. Das läuft seit ca. einem Jahr. Mein Hausarzt, Psychiater und Psychotherapeutin sagten, dass mir das helfen wird. Ich konnte eine Disziplin auch im Bereich der Ernährung aufbauen, die noch bis heute anhält. Aber der Sport hilft nur bedingt. Ich habe zwischendurch viel gelesen, als ich wieder lesen konnte. (Ich hatte jahrelang enorme Konzentrationsprobleme und musste selbst 4- zeilige Nachrichten oder E- Mails ca. drei Mal lesen, um sie zu verstehen.) In mehreren Büchern und Artikeln habe ich gelesen, dass man sich beschäftigt halten sollte, um „glücklich“ zu sein. So beschloss ich, neben meiner Vollzeitbeschäftigung, Familie mit Frau und zwei Kindern, mind. 4 x Sport pro Woche eine Weiterbildung zu beginnen. Mein Verdienst ist zwar ok und man kann davon leben, aber durch unseren Umzug und lange Krankheitsausfälle und den Fakt, dass mein Job mich absolut unglücklich macht, empfand ich es als angebracht, mich auf etwas Neues zu konzentrieren. Zusätzlich halten mich all diese Aktivitäten von einem Alkoholproblem fern, dem ich mittlerweile den Rücken zuwenden konnte.
Nun bin ich also mehr als etwas beschäftigt. Dieses Gesamtpaket betreibe ich seit ca. einem halben Jahr und bisher stelle ich wenig bis gar keine Veränderungen fest. Bis auf den zusätzlichen Druck, allem gerecht zu werden. Sollte ich jetzt irgendeinen Teil von meinem Programm hinten anstellen oder komplett darauf verzichten, werde ich (wieder einmal) extrem enttäuscht von mir selbst sein. Also wird es so laufen, dass ich entweder mit allem auf die Schnauze falle oder meine Ziele erreichen werde. Durch meine Zwangsstörung fällt es mir schwer, auch nur einen Punkt abzubrechen.
Positiv ist dabei, dass ich weniger Zeit habe nachzudenken und nicht mehr so viel Displayzeit habe wie bisher. Aber im Kopf ist immer noch das Gewitter. Zu hassen was ich im Spiegel sehe, mich ständig für alles und jeden Schritt selbst zu kritisieren, den gezwungenen Wunsch täglich etwas an mir ändern zu wollen, weil meine Unzufriedenheit mit mir selbst so groß ist, die zwanghafte Perfektion, die ich mir nicht abgewöhnen kann, der Glaube, dass ich es jedem recht machen muss, usw. Selbstzweifel von morgens bis abends, ob ich überhaupt eine Vaterrolle hätte übernehmen sollen, ob ich ein gutes Vorbild bin, ob ich jemals diese Weiterbildung schaffen werde, Zweifel daran warum ich überhaupt noch mein Hobby (Musik) verfolge, wenn ich sowieso nach jedem Projekt unzufrieden bin.
Ich habe mir jeden Tipp zu Herzen genommen, den ich bekommen habe. Nur um mich besser zu fühlen. Aber nichts scheint zu helfen, Familienzeit habe ich nicht gerne, weil ich mich unfähig als Vater fühle, Unzufriedenheit mit meiner Musik, wenig erkennbare Effekte bei Sport und Ernährung und Schwierigkeiten mich dem Schulstoff zu widmen.
Ich weiß nicht was ich noch machen soll. Weitere Krankheitsausfälle wegen Depressionen sind undenkbar, da ich ansonsten bald ausgesteuert werde und wir dummerweise auf mein Einkommen angewiesen sind. Wobei meine Arbeit ein großes Problem darstellt, das mir schon lange zu schaffen macht.
Ich bin bei einer Verhaltenstherapeutin, die mir eine Tiefenpsychologie empfohlen hat, die werde ich aber aufgrund von Angebotsmangel nicht wahrnehmen können. Regelmäßige Besuche beim Hausarzt und Psychiater finden statt, Freunde sind kaum bis keine vorhanden und Gespräche mit meiner Frau über das Thema sind leider nicht möglich.
Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende und weiß nicht, was ich noch anfangen soll, damit ich eine Besserung erreiche.
Das waren verdammt viele Worte, aber ich kann mich nicht kürzer erklären. Im Gegenteil, ich würde sogar noch mehr erzählen können.
Ich freue mich, wenn Du die Zeit geopfert hast, um all das zu lesen.
Gruß,
Flo