Hilflosigkeit und große Scham

Luna1959
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Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Hallo an alle
Im Sommer 2015 saß eine kleine Katze (ca. 8 Wochen alt) im Baum bei einem Nachbarn, vermutlich ausgesetzt. Da sie bei diesem aber nicht bleiben konnte, übernahm ich sie vorerst. Aber alle Versuche, ihre Besitzer ausfindig zu machen scheiterten. Und so ließ ich sie bei mir.
Ich mag sie, bin aber nicht so der Katzenmensch und hatte eigentlich immer latente Schuldgefühle, dass ich ihr nicht gerecht werde.
Schon seit einigen Jahren möchte ich sie zu einem guten Platz geben, ließ es aber immer wieder, weil die Schuldgefühle zu groß wurden. Und im Frühjahr gehe ich auf mehrwöchige Wanderschaft. Auch wenn ich jemand zum Füttern finde und der/die für sie morgens die Terrassentür öffnet und abends schließt, habe ich ein scheußliches Gefühl bei der Vorstellung, dass sie so lange mehr oder weniger alleine ist.
Seit Montag bin es jetzt angegangen, und seitdem geht’s mir sehr schlecht. All die alten Glaubenssätze erwachten mit einer derartigen Wucht, dass ich am liebsten wieder alles abblasen möchte.
Darf ich denn mein Wollen über das Wollen der Katze stellen??

Als 11jährige (1971) tat ich das schon mal. Ich hatte einen körperlich behinderten Halbbruder, der viele Jahre weit weg in einem Heim wohnte. Als ich 9 Jahre alt war, zog er wieder ganz zu uns. Dieser Bruder war für mich in meiner Kindheit der einzige Lichtblick. Er war gern mit mir zusammen, im Gegensatz zu meinem älteren Halbbruder.
Dann kam der Tag, an dem ihm meine Mutter erlaubte, von der 8 km entfernten Schule mit dem Fahrrad nachhause zu fahren, wenn ein Schulkollege mit ihm ist. Der fuhr aber über die Hauptstraße, was meine Mutter meinem Bruder strikt verboten hatte. Das wussten wir aber nicht. Sie wollte, dass ich oder mein älterer Halbbruder ihm entgegenfahre. Aber wir hatten andere Pläne, aber auch meine Mutter fuhr ihm nicht entgegen.
Jedenfalls hatte er einen Unfall, an dem er am nächsten Tag verstarb. Die Zeit danach mit meiner tief trauernden Mutter war schrecklich. Für meine Trauer gab’s keinen Platz. Ich setzte alles dran, sie zu unterstützen, denn sie war der einzige Mensch, den ich hatte.
Den 1. Unfall hatte er schon mit knapp 4 Jahren. Das passierte mit seinem 5 1/2jährigen Bruder hinterm Haus beim Schlittenfahren. O-Ton meiner Mutter, die zu mir sagte: sie hätte ja nicht mitgehen können, da sie für mich da sein musste.
Aber meine „Schuld“ fing schon viel früher an. Meine Mutter betrog ihren Mann mit meinem Vater, daher wurde ich außerehelich geboren. 1959 eine „Schande“ in dem Bauerndorf, wo wir lebten. Mein Stiefvater hätte mich lt. Aussage meiner Mutter zwar als sein Kind angenommen, aber das ließ Mutter nicht zu (hätte sie es zugelassen, wäre mir mein leiblicher, mich missbrauchender Vater wohl erspart geblieben). Und sie wollte ein Kind, das nur ihr gehörte. Die Großmutter – im gleichen Haus lebend - lehnte mich ab, meinem ältesten Halbbruder war ich nur lästig. Es wäre immer so laut um mich herum gewesen. Er hat an die Zeit vor meiner Geburt ein paar positive Erinnerungen an seine Eltern. Aufgrund meines Daseins kam es dann zur Scheidung.
Es gab also nur meine Mutter, die mich „wollte“, besser für sich brauchte und ich wuchs ziemlich isolierte auf, eben bis der andere Halbbruder aus dem Heim kam.
Auch die Reaktion meiner Mutter, als ich ihr endlich das mit meinem leiblichen Vater erzählte, verstärkte meine Schuldgefühle. O-Ton von ihr: ich solle mit niemanden drüber reden, die Leute sähen mich sonst als beschmutzt an. Sonst wurde das Problem völlig ignoriert. Verstärkte, wie so viele weitere Begebenheiten, natürlich auch mein Gefühl, schuldig und zerstörerisch zu sein.
All das kommt jetzt mit ziemlicher Wucht hoch. Dazu kam, dass die Therapiestunde am Dienstag wegen Krankheit der Therapeutin ausfiel.

Meine rationellen Gedanken sind:
Die Katze wird es auf einem guten Platz besser haben als bei mir.
Eine Katze ist nicht so menschenbezogen, wie z.B. ein Hund.
Als ich letztes Jahr 17 Tage wandern war, empfing sie mich so, als wäre nichts gewesen. Ihr reichte es offensichtlich völlig, dass ihr jemand die Terrassentüre auf- und zumachte und dass sie gefüttert wurde und ein paar Streicheleinheiten bekam.
Es gibt Änderungen in Lebenssituationen, wo eine Abgabe für die Katze einfach besser ist.
Trotzdem fühle ich mich schäbig, herzlos, schuldig, unzuverlässig und wertlos. Ich schäme mich und fühl mich so hilflos.

Danke dafür, dass ich das jetzt so schreiben darf. Spüre, dass es mir hilft.
Danke dafür, wenn es jemand von euch liest.
Ich hoffe, ihr verurteilt mich nicht. Vielleicht kennt der eine oder die andere ja auch diese Gefühle, war schon mal in dieser Lage und mag mir was dazu schreiben.
747er
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von 747er »

Ich habe schon mein ganzes Leben Katzen, Katzen sind mein Leben. Und ich kann dir versichern, dass sich Katzen genauso an einen binden können, wie Hunde. Du hast die Katze seit 2015, und sie ist Freigängerin. Glaub mir, wenn du ihr nicht gerecht werden würdest, und sie sich bei dir nicht wohlfühlen würde, dann hätte sie sich schon ein anderes Zuhause gesucht. Sie ist aber bei dir geblieben, sie ist dir nicht böse, wenn du wandern warst ( sonst würde sie dich erstmal mit dem Arsch nicht ankucken). Ich glaube, du machst dir diesbezüglich zuviele Gedanken. Die Katze fühlt sich bei dir wohl! Geniess die gemeinsame Zeit mit ihr! Katzen sind verdammt gute Therapeuten.
malu60
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Hallo,liebe,tapfere Eva,ich habe Deine Geschichte gelesen,bin berührt und manches,wovon Du schreibst ,ist mir vertraut.Hoffentlich kannst Du Dir was Gutes tun,auch weinen,trauern könnte Dich etwas erleichtern.Gut ,dass Luna da ist,Du den Ofen anmachen kannst,Deine Rituale hast.

Du weißt,dass diese Kindheit,egal wie alt Du heute bist,eine schwere Hypothek ist.Ich denke die "Katzengeschichte" steht für was.Es ist ein Gefühl,was ich mir genauer anschauen würde,am besten mit der Therapeutin,wenn sie wieder da ist.......

Du darfst die Katze in gute Hände geben und Dich entlasten,8Jahre sorgst Du schon für sie,und denkst immer noch,Du wirst ihr nicht gerecht........Dabei ist Luna "Dein Tier",dass Du liebst,die Katze kam dazu,weil Du ein großes Herz hast,,Dich verantwortlich gefühlt hast.....sonst Keiner?

Genug von der Katze,ich denke,es ist wichtig,die Verantwortung,nicht für Geschehnisse zu übernehmen,die garnicht von Dir verursacht sind.Du darfst auf Dich schauen und feststellen,etwas ist nun genug,ich kann es nicht mehr leisten,hab mich übernommen?Du bist nicht schuld....leicht geschrieben,so schwer und traurig,wenn ich an Deinen tragischen Verlust des Bruders denke,konntest nicht richtig trauern und hattest doch schon einen schwierigen Start ins Leben und er war Dein Lichtblick....wie traurig das alles schon war.......

Es ist dein Recht,neue Wege zu gehen,Deine Bedürfnisse sind wichtig und richtig.Du bist wichtig!

Ich bin bei der Katze geblieben,Deine Familiengeschichte geht mir nah,reißt Wunden auf.

Ich finde es sehr mutig,aber auch wichtig,dass Du darüber schreibst.Hier ist leider nicht der Platz dafür.Es soll nur um Depressionen gehen,dabei liegen unter der Depression diese Traumata..ohne sie zu bergen kommt die Depression auch nicht zur Ruhe.Gut,dass wir in Therapie sind!!!

Du bist ein toller,wertvoller Mensch,ich wünsche Dir sehr,dass Du das spüren kannst,Deine Malu
Zuletzt geändert von malu60 am 17. Feb 2023, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
Leben ist mehr
SundayMan
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von SundayMan »

Liebe Eva,

ich möchte kurz meine Gedanken und Empfindungen mit dir teilen:

1. Zuerst einmal finde ich es ganz, ganz stark von dir, deine sehr persönliche Geschichte zu teilen - dafür hast du meinen großen Respekt!

2. Beim Lesen deiner Kindheitsgeschichte empfinde ich eine große Schwere. Mit einer solchen Schwere seit der Kindheit das Leben zu bestreiten, wie du es bis heute tust, zeugt von ganz großer Kraft. Du bist ein starker Mensch.

3. Du kümmerst dich um Luna und die Katze, übernimmst Verantwortung für beide. Das finde ich toll. Ich finde aber auch, dass du dich um dich kümmern darfst, und die Wanderung scheint dir sehr am Herzen zu liegen (Selbstfürsorge, die darfst du machen).

Lieber Gruß
Tobias
"You asked me what's my pleasure, a movie or a measure
I'll have a cup of tea and tell you of my dreaming
Dreaming is free"
(Blondie)
Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

@Liebe Malu, danke für deine tröstenden Worte, die mir sooo gut tun. Es drückt in der Kehle, aber wie ich dir schon einmal schrieb, ich kann einfach nicht weinen. Ich hab dann das Gefühl, nie mehr aufhören zu können und in diesem Ozean zu ertrinken.
Du hast recht, diese "Katzengeschichte" steht für was viel Tieferes. Das prinzipielle Recht der Daseinsberechtigung, Bedürfnisse zu haben, auf mich zu schauen usw.
Hab ich denn das Recht, auf mich zu schauen, es mir leichter zu machen, wenn da ein Lebewesen ist, dass mich will!?
Ja, Luna ist "mein Tier". Und ich bin so dankbar, dass es ihr die letzten Monate wieder besser ging.
Ich hoffe, dass am Dienstag die Therapeutin wieder gesund ist. Mit ihr habe ich - trotz wirklich guter früherer Therapien - endlich das Gefühl, dass ich mich über einiges drüber traue.
Ich habe ihr am Anfang unserer Therapie letzten Sommer eine Aufstellung über meine Kindheit gemacht und sie meinte, dass wären so unsagbar viele verschiedenartige Traumata und, sie staune, wie trotzdem mein Leben gemeistert habe. Manchmal kommt es mir so vor, als würde mir selbst das erst jetzt so richtig bewusst.
Das war wohl der Grund, warum ich es in den vergangenen Jahren immer wieder abgebrochen habe, einen guten Platz für die Katze zu suchen. Das alte, riesengroße Gefühl der Schuld ertrug ich nicht, dafür akzeptierte ich das tägliche, latente schlechte Gewissen.
Auch mein leiblicher Vater wurde nie bestraft (natürlich längst verjährt), aber zumindest bekam er von einer Behörde einen Brief, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er Täter war, und die Kosten für meine Therapien übernehmen müsste. Er stritt natürlich alles ab und kurz darauf starb er. Der Tochter (meiner Halbschwester), die bei ihm leben musste, erging es noch viel übler.
Worüber ich froh war, denn ab dem Brief hatte ich Angst, er könne bei mir auftauchen.
Danke, liebe Malu, für deine guten Worte: "Du darfst die Katze in gute Hände abgeben, dich entlasten, deine Bedürfnisse sind wichtig, du bist wichtig usw." Und besonders für den lieben Schlusswunsch.
Alles liebe Eva
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

@Liebe Brigitte,
auch dir Danke für deine Antwort. Dein Zuspruch und die "Katzenbeispiele" von deiner Tochter tun mir sehr gut und helfen mir.
Luna ist übrigens meine Hündin, die geb ich natürlich nicht weg. Für sie hab ich einen guten Platz bei einer größeren Familie, die inzwischen Freunde von mir sind, wo Luna sich auch zuhause fühlt und dazugehört. Die haben jede Menge Tiere (einen Hund, viele Katzen, Hühner und Gänse, 2 Pferde und 2 Schweine, die da einfach leben dürfen) in einem riesigem Areal.

Ganz wichtig ist mir, richtig zu stellen: Der Täter war mein leiblicher Vater, der mich immer wieder mal abholte und sich dann an mir verging. Mein Stiefvater war nach russischer Gefangenschaft Kriegsheimkehrer, seelisch kaputt und Alkoholiker, aber er war uns Kinder gegenüber nie gewalttätig. Mich hat er halt mehr oder weniger ignoriert.
Ja, meine Mutter hat mich nicht beschützt. Selbst depressiv, alkoholkrank, aber auch herrschsüchtig und jähzornig, war ich von ihr dazu bestimmt, für sie dazusein.

Das was du von deiner Krankheit deiner Tochter damals schreibst, hat mich tief berührt. Über den Tod eines eigenen Kindes hinwegzukommen, zeugt von unheimlicher Kraft, die du und dein Mann aufbringen musstest. Aber es tat auch gut, von dir zu lesen, dass du deine grundlosen Schuldgefühle ziehen lassen konntest. Das macht mir Mut.
Danke auch für deinen Rat, ohne schlechtem Gewissen auf Wanderschaft zu gehen.
Liebe Grüße Eva
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Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

@Lieber Tobias,
danke auch dir für deinen Zuspruch.
Du hast recht, ich bin eine starke Frau, sonst hätte ich mein Leben vielleicht nicht geschafft. Aber diese Stärke ist mir halt auch manchmal im Weg. In dem Sinne, dass ich mir anschaffe: "Stell dich nicht so an, das hältst du schon aus. Du kannst froh sein, dass du überhaupt da sein darfst, usw."
Diese Weitwanderungen wurden für mich in den letzten Jahren sehr wichtig. Die Auszeit von aller Verantwortung zu Hause, in der ich mich nur um mich kümmern muss/darf. Dabei komme ich mir näher, finde zu mir und mit den Tagen mag ich mich immer mehr, sehe auch meine liebevollen und guten Seiten. Vor allen Dingen gibt mir diese Zeit Kraft und ich zehre davon.
Liebe Grüße Eva
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malu60
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Liebe Luna,es ist schon "verrückt" wie sich manche Lebenswege sich ähneln,und so auch das Empfinden.Eigentlich ist vollkommen "normal",das Beziehungen so schwer fallen,auf den Prüfstand kommen,Vertrauen sich erst aufbauen muß.Und dennoch ist meine offene,naive Art geblieben,die dadurch anfangs wieder ähnliche Grenzüberschreiter gesucht hat,oder sie mich gefunden,wie auch immer. Gute Beziehungen zu führen muß ich immer noch lernen,Try u.Error
Nun wünsch ich Dir:
schöne Spaziergänge,mit Luna (der Frühlung steht schon in den Startlöchern) .Die Vorfreude auf den Jakobsweg,wenn Du gebucht hast und die Katze gut vermittelt ist, wird kommen
Du kannst gut für Dich sorgen , durch die Erkältung wurdest Du zur Ruhe gezwungen.......dann kommen oft auch schwere Gedanken und wieder Zweifel...

Dein Weg ist aber beschritten,das weißt Du auch.....manchmal liegen da Steine. :hello:
Liebe Grüße an Dich u.Luna von malu
Zuletzt geändert von malu60 am 17. Feb 2023, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Liebe Malu,
ja, auch mich erstaunten/berührten schon oft unsere ähnlichen Lebenserfahrungen, genauso wie der Umgang damit. Mir scheint, auch du musstest in einem ziemlichen Chaos auf mit vielen verschiedenartigen traumatischen Erlebnissen aufwachsen.
Und trotz vieler guter Therapien, trotz großem Wissen im Kopf braucht’s anscheinend nicht viel, mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Und noch was scheint uns zu einen: eine ziemlich Kraft, viel Mut und trotz allem der Erhalt einer – wie du es so treffend beschreibst – offenen, naiven Art. Was du trotz allem an Selbstfürsorge schaffst/geschafft hast spornt mich an und gibt mir Hoffnung: Von der Tabaksucht loszukommen, deine konsequente, aber nicht dogmatische Ernährungsumstellung und dein Immer-wieder-Ausprobieren, deine Grenzen zu erweitern, um das Leben endlich zu genießen.
Ich beendete das mit meinem leiblichen Vater auch als ich ca. 14 Jahre alt war. Aber nicht, indem ich ihn wegen der Übergriffe angriff, sondern ich fand stellvertretend einen anderen Grund. Damals empfand ich sein Verbrechen an mir noch nicht so dramatisch. Er war übrigens nicht der einzige, irgendwie war wohl anscheinend für mich normal so. War wohl schon so getrimmt drauf, mich zur Verfügung zu stellen und dankbar für jegliche Art von Zuwendung.
Mir tut es gut, von dir zu lesen, über deine Fortschritte, deine guten Zeiten und wie du sie genießen kannst. Mir geht’s manchmal so, dass ich mich frage, wie kann es sein, dass ich mich so fast kindlich freuen kann und dann mich kurz darauf wieder so wertlos fühle. Da erwacht wohl wieder das Gefühl der eigentlich „Nicht-Daseins-Berechtigung“, so auf die Art „Eva-Maria, du bist schuld an all dem Chaos, also ertrage es gefälligst.“
Daraus folgt:
Darf ich wirklich meine Bedürfnisse über die meiner Katze stellen?
Darf ich sagen: „Ich hab für mich einen Weg gefunden, der mir Kraft, Freude und Erleichterung bringt (Weitwanderungen) und DARF diesen gehen.
Darf ich sagen: „Ich mag diese latenten Schuldgefühle einem anderen Lebewesen gegenüber nicht mehr aushalten müssen?“
Du hast diese Fragen schon beantwortet. Jetzt muss „nur“ ich sie mir noch so beantworten.
Vor einiger Zeit äußerte ich gegenüber der jetzigen Therapeutin den Wunsch, mich für ein halbes Jahr in meinem gesamten Leben frei, ruhig und zufrieden zu fühlen. Sie meinte, ich wäre sehr, sehr bescheiden.
Alles, alles Liebe und möge deine gute Zeit anhalten, deine Eva
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Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Hallo, ihr lieben Mitfühlenden
Die heutige Therapiestunde tat mir sehr gut. Wie ihr sagte meine Therapeutin auch ganz klar, dass meine Entscheidung völlig in Ordnung ist, dass ich das "darf" und auch tun muss.
Als wir dann weiter auf meine jetzt riesig gewordenen Schuld- und Schamgefühle und dieses grausliche Gefühl, ein schlechter Mensch zu sein, schauten, öffneten sich ganz kurz bei mir die Schleusen und ich schluchzte auf. Aber wie dann immer, kommt sofort die Stimme meiner Mutter "mach nicht so ein Theater".
Trotzdem, dass bisschen tat mir schon gut.
Die Vermittlungsperson vom Tierheim wollte vorige Woche, dass ich die Katze zu ihnen bringe. Momentan wäre Platz und die Chancen einer schnellen Vermittlung wären einfach größter. Das hab aber leider nicht geschafft. Als ich sie heute anrief, sagte sie mir, jetzt ginge es nicht mehr, es seien kurzfristig 4 Tiere rein gekommen, die auf der Straße leben. Diese Frau unterstützt mich zwar, aber unterschwellig kommt auch rüber, dass sie nicht wirklich Verständnis hat. Sie hat für morgen noch einmal ein Inserat geschalten und sie gab mir die Tel.Nr. eines anderen Tierheimes, mit dem sie zusammenarbeitet. Diese Frau war sehr lieb und verständnisvoll, aber es ginge erst frühestens ab Mitte/Ende kommender Woche, dass ich sie bringen kann. Aber es hat gut getan.
Und ja, diese Zeit geht auch rum.
Ich hab dann der ersten Frau das Ergebnis geschrieben und mich getraut, am Ende zu schreiben "Nicht nur Tiere können in Not kommen!" Sie antwortete: "Das weiß ich".
Für Morgen hab ich mit der Katze beim Tierarzt einen Impf- und Untersuchungstermin ausgemacht.
In den nächsten Tagen ist meine Aufgabe, dass ich mich von den "alten" riesigen Gefühlen der Schuld und Scham abgrenze.
Danke an euch alle, die mir beistehen. Eva
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malu60
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Liebe Eva,
ich freu mich über deine Antwort,mußte heute an Dich denken,bei einem Buch,das ich grad lese. "In der Bücherei" greif ich immer eher instinktiv zu.Diesmal ist es ein Buch,wo es ganz oft ums"gehen" geht....immer noch ein Stückchen weiter, tolle Wortspiele ranken ums gehen....(sie geht so gern)
"Eine interessante,leicht zu lesende Biografie:Adele Neuhauser :Ich war mein größter Feind(u.a. Wiener-Tatortkommissarin Bibi Fellner)

Heute war es wieder sehr sonnig in NRW.War zuviel im Sessel lesend,hab fast schon Sonnenbrand.
Morgen gehts wieder zum Reha-Schwimmen,da gibts auch 2 3 nette Menschen,freu.

Wenn wir uns die gute Seite unseres Lebens anschauen,Lebendigkeit,Bewegungsfreude,bei mir die Freude am Singen,die Natur,da haben wir schon ganz viel auf der Haben_Seite...Ich bin ein vorsichtiger,freier,unabhängiger Mensch geworden,verlass mich am liebsten nur auf mich selbst.Ich scheue alles was mich einengt.Z.B.kann ich nicht in einer Schuld stehen,Finanzen müssen immer geregelt sein.

Vielleicht auch weil das "Abgrenzen",dem anderen ein klares "nein" zu sagen, so schwer wiegt.

Darf man das überhaupt.....ja,man muß es,damit die anderen erkennen,wer man ist.
Es geht wohl nur so...dafür muß ich mich lieben und wertschätzen lernen.Bin dran.
Machs gut, Deine Malu
Zuletzt geändert von malu60 am 17. Feb 2023, 09:40, insgesamt 1-mal geändert.
Leben ist mehr
Secret
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Secret »

allo Luna,

ich habe deinen Post gelesen und mir fehlen die Worte.

Ich habe mich selber gefragt warum sich Opfer immer auch noch selber schuldig fühlen obwohl der Täter ja aktiv war.
Wenn ich darübe google und es so unfair finde das Leben bekommt man die Antwort das es etwas mit Selbsschutz vor Wirkungslosigkeit zu tun habe. Zum Teil finde ich mich hier wieder.

Wir müssen versuchen im Hier und Jetzt anzukommen - in der Realität.

Aber das ist schwer....

Ich wünsche Dir viel Kraft
LG

Secret
Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Liebe Malu,
danke für den Tipp Adele Neuhauser. Ich kenne das Buch, aber mir sind ausgedehnte Wanderungen nicht mehr in Erinnerung. Witzig!! Leih es mir nochmal aus. ;)
Hab mich heute "getraut", meiner Therapeutin meine Gedanken zu schreiben. U.a. schrieb sie:
"Ich kann ganz klar sagen: Ja, ich halte Ihre Erinnerungen und Ihre Bilder gut aus.
Uns Sie als Person erst recht. Ich finde es ziemlich gut, wie Sie Ihren Weg gehen: Reflektiert, zielstrebig und vor allem handeln sie auch."

Ich brach ob dieser Antwort in heilsame Tränen und tiefem Schluchzen aus. Zwar nur kurz, aber es tat sooo gut!!!

Auch ich fühle mich oft viel zu schnell eingeengt. In den letzten Tagen traf ich vier liebe Frauen, die sich alle freuten, mich zu sehen und ein Treffen ausmachen wollten. So schön, doch ich habe derzeit nicht die Kraft dazu, darauf folgt natürlich mein latentes Schuldgefühl. Diese Angst zu enttäuschen und zu verletzen, weil ich nicht zuverlässig sein kann, hielt mich auch ab, dir eine PN zu schicken.

Heute mit der Katze impfen, entwurmen und untersuchen gewesen. Alles o.k. Ich hab mich getraut, der Tierärztin zu sagen, dass ich sie weggebe, aber mich so schäme. Sie reagierte völlig verständnisvoll und meinte, klar dürfe ich das und sie höre sich um.
Es tat so gut und ich kann meine Katze soweit wieder gern haben, bis ich sie abgeben kann. Ihr also noch letzte gute Tage bei mir schenken.

Dir einen besonders schönen Abend, deine Eva
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

@Danke auch dir, liebe/r Secret für deine mitfühlenden Worte.
Es ist ein schwerer Weg, dass ich anerkenne, dass ich damals als kleines, heranwachsendes Mädchen Opfer war. Ich WEISS, ich war damals Opfer, aber ich fühle mich noch immer zu sehr als "Täterin".
Aber ich glaube, jetzt bin ich auf einem guten Weg mit Hilfe dieser Therapeutin.
Alles Liebe Eva
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malu60
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Das liest sich gut,liebe Luna.

Ich finde auch,dass Du Dich den Gefühlen stellst und praktische Lösungswege suchst.
Du probierst aus und ruderst auch zurück,wenns zuviel wird,oder Angst macht,Verpflichtungen einzugehen.Auch da verstehe ich Dich gut.Es ist ein scheußliches Gefühl,wenn man mich nicht für verläßlich hält......deshalb bin ich auch so glücklich,diesmal meine Termine geschafft zu haben.

Es ist immer schwer,aus dem Haus zu kommen,aber.....meistens hab ich, wie Du auch, schnell, Kontakt......Nur wenn ich dann bedrängt werde wirds haarig bei mir,das kann ich nicht erfülen.
Heute wars richtig gut,nette Leute im Schwimmbad,ich hab anschließend alles gut geregelt,was auf dem Zettel war....radelte heim mit Liedchen auf den Lippen.

Bin aber nun auch erschöpft und war happy,vorgekocht zu haben

Wünsche Dir ,dass fürs Kätzchen,ein gutes zu Hause gefunden wird,ganz liebe Grüße Malu
Zuletzt geändert von malu60 am 17. Feb 2023, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.
Leben ist mehr
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
wir würden bitten hier keine weiteren Details über sexuellen Missbrauch oder diesbezügliche Details aus der Therapie zu erzählen. Dies kann andere Betroffene triggern, es ist also hier nicht möglich. Zudem ist dieses Forum kier explizit kein Forum für PTSD, Missbrauch, Traumafolgestörungen uvm., es ist explizit ein Forum für Depressionen. Wir bitten diesen Punkt zu berücksichtigen, sonst müssen wir den Thread leider schließen..
Sorry und beste Grüße
Die Moderation
malu60
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Guten Morgen,passend zum ThreadThema Scham,fühlte ich mich erstmal mies,als ich las,dass mein Geschriebenes a)Leute triggert und b)hier fehl am Platz ist.Okay,das Thema sprengt den Rahmen.

Liebe Eva,deshalb lösche ich ,was hier nicht hinpaßt,grüße Dich herzlich und danke Dir,für den guten Austausch.....Herzliche Grüße auch an Doc Niedermeier,der gut aufpaßt.Ich habe verstanden.Malu
Leben ist mehr
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo an Sie Malu,
das tut mir sehr leid, denn das war natürlich nicht die Intention. Es ist tatsächlich leider die Aufgabe der Moderation hier thematisch zu begrenzen. ABER: Wir finden es mutig und sinnvoll, dass Sie sich austauschen, aber bzgl. dieser Details vielleicht auch im für Sie geschützen Rahmen (Persönliche Nachrichten, Mails, whatsapp?)
Herzliche Grüße
Die Moderation
malu60
Beiträge: 4141
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Danke,Doc Niedermeier,es ist alles gut,ich war beim Löschen später selbst verwundert,wie offen ich hier meine, zu schützende Vergangenheit ,ins Netz gestellt hab....äußerst naiv...Danke für den Hinweis,ich brauch leider manchmal äußere Grenzen.Ein frohes Kölle alaaf sendet Malu.
Schönes Wochenende Allen
Leben ist mehr
Luna1959
Beiträge: 679
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Es hat mich sehr geschockt, dass ich jemand mit meinen Beschreibungen triggern könnte. Und habe dazu jetzt eine PN an Hr. Niedermeier, dessen Begleitung ich sehr schätze, geschickt. Ich hoffe, dass der heutige Beitrag o.k. ist.
Meine "Katzengeschichte" steht für viele ungeschickte/falsche Entscheidungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Ihr habt mir mit euren Antworten sehr viel geholfen und dafür danke ich euch sehr.
Heute spürte ich ganz klar, wie sehr mir meine ständig latent vorhandenen Schuld- und Schamgefühle mein tägliches Leben vermiesen.

Ich stand heute Morgen im Reinen mit meiner Entscheidung, die Katze weg zu geben erstmals gut auf. Ja, ich hab vor Jahren eine falsche Entscheidung getroffen. Aber auch ja, ich hab ihr fast 8 Jahre ein gutes Zuhause gegeben und sie niemals vernachlässigt.
Dann nachmittags traf ich ein paar Freundinnen aus dem Segelclub, die die Katzengeschichte von Anfang an kennen. Und allein der Gedanke, sie könnten von meiner Entscheidung wissen und mich dafür verurteilen, riss mich wieder in dieses Schuld- und Schamloch rein.
Mir ist dieser "Irrsinn" bewusst, aber ich habe jetzt die Kraft, dass ich mich ernsthaft damit auseinandersetze.
Ich will mir endlich zugestehen, dass auch ich "nur" ein Mensch bin, der Fehler macht(e) und falsche Entscheidungen trifft(traf).
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Liebe Brigitte,
danke für deine liebe, tröstende Nachricht. Ja klar, verstandesmäßig gebe ich dir recht, es gibt keinen Grund für meine derartig starken Schuld- und Schamgefühle. So sehr das "Alte" jetzt präsent geworden und schwer auszuhalten ist, so sehr sehe ich es auch als Chance, sie mit Hilfe meiner Therapeutin zu bearbeiten und soweit zu heilen, dass sie mich nicht immer wieder einholen.

Deine Schilderung bezüglich deiner Tochter und den Katzen tut mir gut. Auch für mich waren und sind die Kosten für meine Tiere nie wichtig. Ich rede mir selbst - mit eurer Hilfe und auch anderer - jetzt gut zu, dass ich meiner Katze gute, sichere Jahre geschenkt habe.

Heute wurde mir auch bewusst, warum für mich das Weitwandern so hilfreich ist. Während dieser Zeit darf ich nur für mich und meine Bedürfnisse da sein. Natürlich schaut man auch auf diesen Wegen aufeinander und hilft sich gegenseitig. Und ich lerne auch, selbst um Hilfe zu bitten, wenn's nötig ist. Das ist wunderschön. Aber dann darf man wieder sein Tempo weitergehen und seinen Bedürfnissen folgen.
Ich hoffe, dass ich von diesem Gefühl nach der einmonatigen Erfahrung/Wanderung dann auch einiges mit in den Alltag hier nehme.

Ich freu mich jeden Tag über deine Einträge in den guten Dinge des Tages. Das ist so schön zu lesen, wie du deine Lebenslust beschreibst.

Allles Liebe und vielen Dank Eva
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Luna1959
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Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Ich habe leider auf meine PN an Niko Niedermeier am 18.2. bisher keine Antwort bekommen. Bin ich zu ungeduldig??? Ich fühle mich schuldig und total verunsichert, was genau zuviel war an meiner Geschichte und den Antworten z.B. von Malu, die seit dem 17.2. nichts mehr im Forum schreibt und auch auf PNs nicht reagiert. Ich mache mir Sorgen und fühle mich auch deswegen schuldig.
Natürlich möchte ich niemand triggern, der mit unserer Krankheit ringt.
Bei vielen von uns entspringt die Depression einer PTBS, das Forum ist voll davon, und viele von uns sind dankbar (so wie ich), wenn sie Zuspruch bekommen.
O.K., die Überschrift lautet: "Umgang mit der Krankheit". Heißt das, dass man über den Ursprung nicht sprechen darf/soll?
Ich hoffe, ich bekomme doch noch eine Antwort.
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von malu60 »

Hallo,liebeEva,
mach Dir nicht soviele Gedanken,ich hab leider keine PN von Dir bekommen,und auch bei Doc.Niedermeier hat es vielleicht nicht geklappt......Ich hab die letzte Zeit hier weniger geschrieben,will jetzt auch in der Fastenzeit mich etwas weniger am PC aufhalten.
Anfangs war ich auch geschockt und voller Scham und Schuldgefühle....wegen Triggern...
und wie naiv ich alles hier in die Welt (schreibe).Mir half es,es hier zu schreiben ,und auch intime Sachen zu löschen.....dennoch war der Austausch mit Dir so wertvoll für mich.

Übrigens freu ich mich total,für Dich über die Lösung der Kätzchenfrage :!: :!: :!:

Hier im Thread wußte ich später auch nix mehr zu schreiben,kam mir alles so oberflächlich vor,meine Depressionsgefühle,die Schwierigkeiten unter Menschen....Scham/Schuld ruht nunmal in dem Vergangenem,und ist somit meine Depression....anders kann ich sie nicht angehen.
Alles hängt mit allem zusammen....heute in der Ergo...mußte ich mich da auch wieder erklären,manchmal ist es mir zu anstrengend.Dabei ist ja sowieso jede Depression anders.

Liebe Eva,ich grüße Dich herzlich,Du bist auf dem Weg zu Dir,und das zählt.Jeder Schritt zählt.
(da kommen manchmal über 10.000 am Tag ,ist das nicht klasse ;) :roll: alles Liebe Malu
Leben ist mehr
Dora20
Beiträge: 217
Registriert: 1. Nov 2020, 15:05

Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Dora20 »

Hallo liebe Eva,

ich finde deinen thread - deine Beiträge und die der anderen - besonders wertvoll!
Ich hatte schon überlegt, das einfach reinzuschreiben und Euch zu danken.

Nun möchte ich das tun, damit du dich keinesfalls schuldig fühlst! Das bist du nicht!

Ich bin glücklicherweise nicht von sexuellem Missbrauch betroffen.
Aber es gibt ja meistens auch solche (Mit-) Ursachen und Auslöser, auch für Depressionen.

Ich war sehr berührt von der Tiefe des Gedankenaustausches hier.
Deine Wege, die du zu gehen versuchst, und das Verständnis, Anregungen und Trost der anderen.

Ich teile deine Hilflosigkeit, Scham und die Neigung zu Schuldgefühlen, nicht zuletzt, weil sich meine Mutter umgebracht hat, als ich 18 war. Hat natürlich auch eine lange Vorgeschichte.

Und da ist dein thread auch für mich sehr hilfreich gewesen.
Ich konnte viel für mich herauslesen.

Schlimm, dass wir so viele Schuldgefühle tragen, wo wir Opfer waren.

Du trägst so viel mehr Verantwortung für eine Katze, die andere nicht für dich als Kind getragen haben.

Du tust nichts Verantwortungsloses!
Du machst dir viele Gedanken und versuchst, das Richtige zu tun!
Ziehe dir keine Schuldgefühle an!

Ich habe dich und die anderen hier sehr bewundert für Eure klugen, reflektierten und einfühlsamen Beschreibungen.

Und schätze alle hier für ihren verantwortungsvollen Umgang miteinander.

Wichtig ist doch auch zu lernen, verantwortungsvoll mit sich umzugehen.

Und das darfst du, Eva.

Beste Grüße und alles Liebe

Dora
Luna1959
Beiträge: 679
Registriert: 20. Mai 2015, 17:35

Re: Hilflosigkeit und große Scham

Beitrag von Luna1959 »

Hallo ihr Lieben,
ich bin tief berührt von all euren wunderbaren, lieben Worten an mich, entweder in diesen Thread oder als PN.
Was alles in den letzten 3 Wochen durchs Schreiben (angefangen mit der Katze) und Lesen eurer Antworten hier an Gefühlen für mich spürbar wurde, kann ich noch nicht in Worte fassen.
Ja, es wühlt mich auf, so viel an liebevoller, anteilnehmender und tröstender Zuwendung von euch zu bekommen, die meinen inneren, „alten“ Überzeugungen/Glaubenssätzen komplett widersprechen.
Jetzt muss ich dieses Schöne erst mal für mich verarbeiten, dem einen guten Platz in mir geben, damit es mir nicht verloren geht. Die nächsten Tage will ich mich ablenken und zur Ruhe kommen.
Ich danke euch seeehr dafür. Eva

@Liebe Malu, wie hab ich mich gefreut :D und war erleichtert, gestern in den 3 guten Dingen von dir zu lesen. Und dann auch hier UND eine PN. Mehr schreibe ich dir jetzt nicht, damit ich dich im PC-Fasten nicht störe. Ich wünsche dir eine genussvolle Fasten-Zeit.

@Liebe Brigitte, ich danke dir für die Schilderung deiner Erfahrung mit der Moderation. Ich war nicht wütend über die Mahnung, aber sehr verwirrt. Ist auch was Altes: Als Kind gab man mir oft das Gefühl, was falsch gemacht zu haben, aber es wurde mir nie erklärt, was genau ich "falsch" gemacht habe. Vielleicht hat Nico Niedermeier die PN gar nicht bekommen, wie auch Malu nicht. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass es die ModeratorInnen gibt und achtsam sind. Ich bin ihm jetzt sogar dankbar, denn ohne dem, hätte ich diese heilenden Nachrichten (zusätzlich zu den vorherigen) von euch allen vielleicht gar nicht bekommen.

@Liebe Dora, ich kenne dich nicht, aber ich hab mich so darüber gefreut, was du mir geschrieben hast. Ich wusste nicht, dass du in diesem Thread mitliest und es fühlt sich schön an, dass etwas für dich hilfreich war.
Es geht mir sehr nahe, dass deine Mutter Suizid begangen hat, als du 18 warst, in einem Alter, wo du wohl erst im Werden, wo du erst beim Abnabeln und beim Finden deines eigenen Weges warst. Ich glaube, ich verstehe es sehr gut, dass in dir deshalb auch die Gefühle von Schuld, Scham und Hilflosigkeit nagen.
Mehr traue ich mich nicht, dazu zu schreiben. Nur eines noch: du warst ganz sicher NICHT verantwortlich für die Entscheidung deiner Mutter. Das möchte ich dir als Mutter einer Tochter sagen, die mich als "junge Erwachsene" über Jahre sehr gefordert hat.
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
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