Verzweifelt

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mr_fresh
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Verzweifelt

Beitrag von mr_fresh »

Hallo zusammen,

ich bin etwas verzweifelt. Ich habe in den letzten Jahren einige AD genommen, aber keines hat wirklich zu einer Stimmungsaufhellung geführt. Darunter waren (in zeitlicher Abfolge): Sertralin, Agomelatin, Citalopram, Mirtazapin, Bupropion und zuletzt Tianeptin.

Die SSRI haben zeitweilig die Symptome noch verschlimmert.

Und ich habe die AD jeweils mindestens sechs Wochen eingenommen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und einen Tipp?

Am Donnerstag habe ich einen Termin bei meinem Psychiater, aber ich wäre dennoch über Erfahrungsberichte froh und dankbar.

Viele Grüße
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Verzweifelt

Beitrag von Überdosis »

Hallo mr_fresh,

es tut mir so leid, dass nichts angeschlagen hat bei Dir.
Bei mir ist es leider ähnlich. Das was bei mir gut wirkt sind im Grunde nur die, die beruhigend wirken.
Stimmungsaufhellend hab ich nur kurzzeitig mit Mirtazapin gehabt, doch da ist das auch nicht nicht mehr der Fall.

Was ergab denn Dein Arztbesuch?


Liebe Grüße
Susan
Suchende2
Beiträge: 1197
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Verzweifelt

Beitrag von Suchende2 »

Hallo mr_fresh,

Stimmungsaufhellend haben ADs bei mir auch bis jetzt nicht gewirkt.
Aber sie lassen mich zum Teil besser schlafen (und dadurch geht es mir insgesamt besser) und sie haben mich stabiler gemacht (diese Wirkung war vielleicht Zufall).

Ich habe mich inzwischen für mich davon verabschiedet, daß ich durch ADs eine Stimmungsaufhellung oder Antriebssteigerung erhalte.
Ich bekomme durch die besseren Schlaf (was für mich sehr wichtig ist!) und evtl. etwas mehr innere Stabilität. Und die Notfalltropfen (habe ich erst seit November) helfen dagegen in akuten Ängste und Anspannungen gefangen zu bleiben.

Wie geht es bei Dir zur Zeit weiter?

Alles Gute,
Suchende
Schlumpffine
Beiträge: 373
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Verzweifelt

Beitrag von Schlumpffine »

:hello: Hallo,
das Thena AD ist weder mit pro noch contra zu beantworten. AD ermöglichen eine gewissen "Zugang" um besser an sich selber arbeiten zu können- " Heilen können sie nicht" - Die Vorstellung/Einstellung ,"Docter gib mir ne Pille, damit ich gesund werde" ist stark zu hinterfragen.Die Zentrale Frage sollte vielmehr lauten-"warum bin ich nicht bereit an mir zu arbeiten". :ugeek:
Wenn ich nicht bereit bin-mit "Hilfsmitteln, wie Bspw.Achtsamkeit", an meinen Glaubensätzen zu arbeiten,wird der Leidensdruck selten sinken.
Das erfordert aber ein - zugebener Maßen - schmerzhaftes arbeiten an sich selber.
gruß
Schlumpffine
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Suchende2
Beiträge: 1197
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Verzweifelt

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Schlumpfine,

da bin ich ganz bei Dir. Nur wenn man zum Beispiel durch den permanenten Schlafmangel nicht mehr in der Lage ist an sich zu arbeiten, bringt das auch nichts. Ich habe sehr lange gebraucht, bevor ich mich an die ADs getraut habe. Durch die Stabilisation durch das AD war ich aber erst in der Lage richtig an mir zu arbeiten. Vorher ging es aufgrund der Gesamtverfassung nur auf sehr niedrigem Niveau.
Ich sehe die ADs wie eine Krücke. Bei einem komplizierten Beinbruch wird auch niemand erwarten, daß man sofort einen Marathonlauf läuft. Es ist in Ordnung in der ersten Zeit, wenn das Bein noch nicht belastet werden darf, sich mit Krücken zu helfen, um weiterzukommen, möglichst selbstständig zu bleiben und schneller zu genesen (Bei keiner Bewegung würden alle Muskeln sich zurückbilden).
Und genau so sehe ich es mit den ADs. Sie haben mir geholfen / helfen mir "in Bewegung zu bleiben".
Da sie eine Krücke sind, möchte ich sie so schnell wie möglich wieder los werden. Aber bis dahin bin ich froh sie nutzen zu können und kontrolliere auch regelmäßig, ob sie wirklich noch nötig ist.

Für mich war die Entscheidung für ein AD nicht mit der "Vorstellung/Einstellung ,"Docter gib mir ne Pille, damit ich gesund werde" verknüpft sondern mit der Hoffnung, damit therapiefähiger zu werden (und wieder mehr Antrieb zu haben). Ersteres hat das AD gebracht, zweiteres nicht.

Alles Gute,
Suchende
Schlumpffine
Beiträge: 373
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Verzweifelt

Beitrag von Schlumpffine »

hallo,
nach meiner Erfahrung wird jede/r von Depressionen Betroffene/r im weiteren Verlauf "alleine" gelassen.
Ja, in der Therapie werden "Grundlagen" vermittelt. die ggf im Anschluss geübt und vertieft werden.
Nur jede Fachkundig Begleitung endet spätestens am Ende der genehmigten Therapiestunden. Und dann?
Da jede/r einen individuellen Therapieentwicklungsstand besitzt wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, hierauf aufzubauen.
Leider werden die weiteren Kosten nicht übernommen- frei nach dem Motto " Sie haben eine Therapie bekommen, das muss reichen"- und es kostet viele Körner weiterzukämpfen. Aber ich schweife ab.
Schlumpffine
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hakatan
Beiträge: 3
Registriert: 11. Apr 2023, 14:43

Re: Verzweifelt

Beitrag von hakatan »

Hallo Schlumpfine, es kommt bei einer Depression auch auf die Ursache an. Ich leide seit meiner Kleinkinderzeit unter endogenen Depressionen. Die körperliche Ursache sind gehirnorganische Schädigungen durch meine allzu frühe Geburt. Dazu kommt eine lästige Erschöpfung, die mich nach drei bis vier Stunden zum Schlafen zwingt. Danach bin ich wieder einigermaßen fit, vor allem auch deswegen, weil ich Medikinet (eine Abart von Rhitalin) zur Verfügung habe.
Meine Erfahrungen durch fünf Jahrzehnte Antidepressive sind durchweg negativ. Im Augenblick bekomme ich die Höchstdosis von Venlafaxin. Außerdem stehen mir gegen die abendlichen Depressionsspitzen (je nach Bedarf) Lorazepam und/oder Promethazin zur Verfügung. Die Dosis muss ich offenbar selbst herausfinden. Mir fällt nach 50 Jahren Medikamenten- und Arzterfahrungen auf, dass früher die Mediziner eher bereit waren, auch bei meiner Art von Depression mit Psychopharmka (z.B. Valium) zu helfen. In der Zwischenzeit scheint das aus der Mode gekommen zu sein.

Aber nun zu meinem eigentlichen Punkt: Du sagst "an sich selbst arbeiten". Diesen Satz habe ich auch schon von ärztlicher Seite gehört. Allerdings hat noch kein Mediziner offenbart, wie das im Detail aussehen soll. Abgesehen davon nützt "an sich selbst arbeiten" bei organisch bedingten Depressionen auch nicht viel.
Ich habe noch nie durch ein Antidepressivum eine nachhaltige Stimmungsaufhellung erlebt. Höchstens, dass die Depressionsattacken abgemildert worden sind.

Meine rein subjektive Einschätzung ist die, dass die Ärzte nach "Krankheitsbildern" arbeiten. Das bedeutet auch die Verordnung von Arzneien, die speziell für dieses "Krankheitsbild" üblich, d.h. zugelassen sind. Dieses Schubladendenken bedeutet für uns Patienten, eine sehr eingeschränkte Sichtweise des Gegenübers im weißen Kittel. Möglicherweise ist das bei Privatpatienten anders, weil da die gesetzlichen Krankenkassen nicht, oser nicht so stark, in die Verordnungsfreiheit des Arztes eingreifen. Ich bekomme das Medikinet auch nur auf Privatrezept.

Ich wünsche noch einen schönen Maifeiertag!
Tommy1970
Beiträge: 2
Registriert: 11. Jul 2015, 12:52

Re: Verzweifelt

Beitrag von Tommy1970 »

Suchende2 hat geschrieben: 3. Mär 2023, 09:50
"Ich bekomme durch die besseren Schlaf (was für mich sehr wichtig ist!) und evtl. etwas mehr innere Stabilität. Und die Notfalltropfen (habe ich erst seit November) helfen dagegen in akuten Ängste und Anspannungen gefangen zu bleiben."

Hallo Suchende,
was sind das denn für Notfalltropfen?
LG Tommy
Calca
Beiträge: 39
Registriert: 1. Mai 2023, 04:15

Re: Verzweifelt

Beitrag von Calca »

Mit "an sich selbst arbeiten" ist ja nicht gemeint, dass man schuld ist oder sowas.
Man muss es wollen und umsetzen und wenn ich Ursache und Wirkung kenne, Werkzeug an der Hand habe wie ich damit umgehe, muss ich es eben umsetzen. Was soll es bringen, wenn ich jahrelang immer und immer wieder die gleichen Probleme bespreche?
Eine Wiederaufnahme macht nur Sinn, wenn sich etwas grundlegend ändert und die neue Situation beleuchtet werden muss. Zum Beispiel schwere Erkrankungen, Scheidung etc.
Suchende2
Beiträge: 1197
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Verzweifelt

Beitrag von Suchende2 »

Tommy1970 hat geschrieben: 1. Mai 2023, 14:01
Suchende2 hat geschrieben: 3. Mär 2023, 09:50
"Ich bekomme durch die besseren Schlaf (was für mich sehr wichtig ist!) und evtl. etwas mehr innere Stabilität. Und die Notfalltropfen (habe ich erst seit November) helfen dagegen in akuten Ängste und Anspannungen gefangen zu bleiben."

Hallo Suchende,
was sind das denn für Notfalltropfen?
LG Tommy
Hallo Tommy,

Promethazinhydrochlorid.

Alles Gute,
Suchende
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