Hallo MSH,
ich versuche Dir mal mit Zitieren deines Anliegends zu antworten, so gut es eben geht.
MSH hat geschrieben:
- Kann ein eigentlich wild Fremder, plötzlich der einzige Halt werden, den ein Depressiver noch hat? Alle Anderen sind ja gegangen.
Menschen sind manchmal komisch und so wie ich es selbst auch erfahren musste und ich das leider oft auch bei anderen las, die leider ähnliches erfahren mussten, scheint es leider sehr oft so zu sein, dass sobald wer "anders" oder "komisch" wirkt, dass viele (nicht alle!) sich von jemanden komplett abwenden und auch echt dann gar nichts mehr mit einem zutun haben möchten.
Sollte Dich Dein Freund wirklich als einzigen Halt ansehen, zeigt das meiner Ansicht nach nur, dass er Dir echt sehr zu vertrauen scheint und er leider bisher durchweg nur schlechte Erfahrungen gesammelt zu haben scheint.
Gesund ist das nicht, aber er ist ja auch gar nicht gesund.
MSH hat geschrieben:
- Warum hat er solche angst, das ich einfach abhaue und sorgt sich so um meine Gesundheit?
Die Frage hast Du Dir oben drüber doch schon selbst beantwortet.
Wenn alle anderen bisher abgehauen sind, ist die Angst, dass Du es auch tust, doch durchaus berechtigt, findest Du nicht?
Dass er sich um Deine Gesundheit sorgt, wird daran liegen, dass selbst der optimistischste und fröhlichste Mensch irgendwann trübsinnig, hoffnungslos und sich ausgelaugt fühlen wird, wenn sein Umfeld immerzu trübsinnig und negativ ist.
Es steckt leider an und es beginnt schleichend, anfangs kaum merkend, verteilt auf Tage/Wochen/Monate, dass das depressive Besitz von einem nimmt, wenn man nicht acht gibt.
Dass Dein Freund sich um Dich sorgt, dass auch Du hinein gleiten könntest, ist berechtigt und zeigt aber auch, dass Du ihm wichtig bist, denn ihm liegt offensichtlich enorm viel daran, dass Du nicht trübsinnig, offnungslos, Dich ausgelaugt oder depressiv fühlst.
MSH hat geschrieben:
- Wird er irgendwann verstehen, das es keine besondere Leistung von mir ist, sondern selbstverständlich, wenn ich was aus der Apotheke hole, wenn er krank ist oder ich ihm Kaffee anbiete?
Das wird, denke ich, nur die Zeit zeigen.
Für ihn scheint das offensichtlich keine Selbstverständlichkeit zu sein.
Wie denn auch, sollte er wohmöglich durchweg nur das Gegenteil von dem erfahren haben, von seinen bisherigen Mitmenschen?
MSH hat geschrieben:
- Warum kann er mir alles anvertrauen, gerade auch seine Ängste und sorgen. Z.B: Das er Angst hat, nie wieder glücklich zu sein?
Es gibt noch eine Person, die mehrmals versucht hat ihn "aufzubauen", aber dabei so sehr gescheitert ist, das keine Gespräche mehr über die Depression, Ängste, Sorgen statt finden. Eine Art Vermeidungstaktik für meine Begriffe.
Sind halt zwei verschiedene Schuhe das jemand:
- hört zu und zeigt Verständniss
- hört zu und versucht aufzubauen und macht unbemerkt aber Druck und Stress.
Gut gemeint, ist lange noch nicht gut gemacht.
Vielleicht war die andere Person zu ungeduldig, erwartete innerhalb bestimmter Zeit Besserung zu sehen oder setzte ihn mit "ihrer Hilfe" so massivst oder Druck und Stress, dass es keine Hilfe ist.
Vielleicht fühlte er sich bei derjenigen nicht angenommen, nicht ernst genommen, weil viele gesunde Menschen nicht verstehen können, warum depressive auf einmal was nicht mehr können, wo es doch sonst gehen sollte (manche Depressive können Bücher lesen z.B., verstehen sie aber nicht.
Unverständlich für einen Gesunden: "Du liest es doch, wie kann man das dann nicht verstehen?).
So wie Du Dich nicht jedem anvertrauen würdest, nicht jeden super nett und sympathisch findest, so ist es auch bei uns anderen.
Irgendwas hast Du oder machst Du, dass er Dir da wohl sehr vertraut.
Die andere scheint da, sicherlich ungewollt und nicht beabsichtigt, alles falsch gemacht zu haben....
MSH hat geschrieben:
- Kann er irgendwann zu 100% glauben, das nicht alle Menschen weglaufen. Auch wenn es bisher immer so war!
Denke auch da, dass das nur die Zeit beantworten kann.
Meine Erfahrung ist da auch, dass wenn jemand sagt:" ich bleibe, ich gehe nicht weg", dass das kein Hand und Fuß hat.
Die Leute sind auch bei mir dennoch jedesmal weg gegangen. Tut halt auch weg...
Persönlich fällt es mir da auch schwer, sowas noch für voll zu nehmen und demjenigen da zu vertrauen... klappt nicht, da andere dennoch ja weg gegangen sind. Ist zwar mies für diejenigen, die es wirklich aufrichtig und ehrlich meinen, aber vertrauen fassen braucht auch Zeit.
Umso mehr dieses "missbraucht wurde", durch nicht einhalten von versprechen, umso länger dauert es wohl bei den meisten auch leider wieder, bis das "sich voll drauf verlassen KÖNNEN wieder da ist.
MSH hat geschrieben:
- Ist das von seiner Seite aus, auch echte Freundschaft? Oder steckt unterbewusst noch mehr dahinter?
Ich glaube, wer offensichtlich echt niemanden mehr hat, sich so um das Wohlergehen Deinerseits sich sorgt, Dir so vertraut, der wird doch nicht auch noch mit falschen Karten spielen, um zu riskieren, so jemanden wie Dich auf solche Weise zu vergraulen oder?
Sei ein Freund oder sei es nicht.
Entscheide Dich! Aber tue ihm das bitte nicht schon wieder an, dass Du dann doch lieber weg gehst, weil Du Dir vorstellen könntest, dass was falsches hinter stecke.
Und selbst wenn, sprech das offen an und teile ihm Dich mit, damit das aus dem Weg geräumt werden kann!
Auch das offen ansprechen, zeigt von vertrauen und aufrichtiger Freundschaft, worauf diese so auch wächst und sehr stabil werden kann.
MSH hat geschrieben:
Ich sollte du zu sagen, das ich etwas mehr als doppelt so alt bin wie er und wir uns vor 9 Monaten kennengelernt haben. Seine Depression hält seit 5 Jahren an und davon hat er zu 90% im Bett verbracht. Das ist seine eigene Aussage.
Das Alter spielt doch keine Rolle, wenn die Sympathie doch da ist.
Fakt ist, dass er Hilfe braucht und die kannst NICHT DU ihm geben, sondern nur ein guter Psychiater und Psychotherapeut dem er, wie Dir, vertraut.
Du kannst nur da sein, ein guter Freund sein, ihm stütze geben, aber er braucht unbedingt professionelle Hilfe.
Wurde das Thema denn mal schon angesprochen?
Dass er Depressiv ist, scheint er selbst offensichtlich schon sehr genau zu wissen und auch, Wasser diese Erkrankung mit einem selbst und bei anderem auch macht/machen kann.
Hatte er vielleicht schon mal eine Therapie?
Liebe Grüße
Susan