23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

quintopino
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23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Hallo, mein Name ist Markus, bin Jahrgang 1965 und lebe in Spanien. Meine Frau und ich betreiben eine kleine, aber erfolgreiche Firma, wobei ich seit geraumer Zeit nicht mehr produktiv tätig bin, siehe weiter unten. Ich versuche, meine Geschichte so kurz wie möglich zu halten, mehr Details kann ich jederzeit nachliefern.

Vor etwa 23 Jahren hatte ich meine erste Panikattacke. Seitdem haben sich eine schwere Depression und eine generalisierte Angststörung entwickelt und tief eingenistet. Die ärztliche Diagnose von vor knapp 2 Jahren spricht außerdem von einer Persönlichkeitsstörung Cluster C. Darüber hinaus ist noch nicht geklärt, ob ich unter einem (Kindheits-) Trauma oder Traumata leide. Aufgrund meiner Veranlagung neige ich dazu anzunehmen, dass dem so ist.

Ich bin von klein auf eher ängstlich, neige zur Perfektion, bringe mir selbst kaum Liebe, Respekt oder Anerkennung entgegen, bin empfindlich gegenüber Kritik, bin harmoniebedürftig und nicht mehr stressresilient; nur eine „kleine“ Auswahl meiner Eigenschaften. Teilweise bin ich mir dieser Dinge erst durch die Therapien bzw. die Beschäftigung mit psychologischen Themen bewusst geworden.

Seit meiner ersten Panikattacke habe ich so ziemlich alles durch:
• Frei verkäufliche Medikamente und Naturheilmittel, auch alternative Methoden und Medizin.
• Alkohol, Tabletten sowie Alkohol & Tabletten gleichzeitig. Neben den herkömmlichen Antidepressiva bekam ich auch harte Psychopharmaka wie Diazepam, Lorazepam und Bromazepam; nicht alles gleichzeitig, über die Jahre wurde die Medikation immer wieder umgestellt bzw. modifiziert.
• Verschiedene Therapien, privat wie kassenärztlich. Brachten verschiedene Erkenntnisse, aber keine wesentliche Besserung meines Zustandes.
• Quellen wie Bücher, Webseiten und Podcasts zu allen möglichen psychologischen Themen neben Depressionen und Angststörungen, wie z.B. Das Innere Kind, Wut und Aggression (davon trage ich eine Menge in mir), Lebensmut und Lebensfreude (davon trage ich wenig in mir) etc. Ich habe so ziemlich jedes Thema, das auch nur ansatzweise mit meinen psychischen Problemen zu tun haben könnte, abgegrast – und bin immer noch dabei.
• Exzessiver aerober Sport (Laufen, Radfahren, Kickboxen, Fitnesstraining), aber auch andere Methoden und Techniken wie Wandern, Yoga, MBSR, Tai-Chi, Meditation, Atemtechniken, Mantra-Singen, Akupunktur, Klangschalentherapie etc.

Das (Fast-) Ende waren drei Suizidversuche zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022. Der letzte bescherte mir einen fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt, davon knapp 4 auf der Intensivstation. Geändert hat sich – nichts; außer dass sich meine (vor dem letzten Krankenhausaufenthalt vorhandene) extreme Todessehnsucht gelegt hat. Frei davon bin ich leider auch nicht. Das Positive: Ich bekomme keine harten Psychopharmaka mehr, „nur“ Antidepressiva oder andere leichte Medikamente.

Fazit: Ich weiß nicht mehr weiter. Ich reagiere so gut wie auf gar nichts. Es scheint, dass ich so was wie therapieresistent bin. Im kommenden Mai bin ich drei Jahre arbeitsunfähig, meine Frau schmeißt den Laden alleine, wodurch auch noch Existenzängste hinzugekommen sind. Ich beschäftige mich ständig mit meiner Psyche und meinem Körper, soweit ich die Kraft, den Elan und die Motivation dazu aufbringe.

Ich vermeide es, gegen irgendetwas anzukämpfen, sondern lasse mich „einfach berieseln“, seien es Podcasts, Fernsehsendungen oder Video genauso wie durch Bücher oder Zeitschriften. Ich fühle mich wie ein Zombie, wie eine Marionette meiner Krankheiten. Mir fällt es immer schwerer, mich zu motivieren und irgendetwas zu tun. Ich schlafe manchmal 10 bis 12 Stunden (ohne Schlafmittel), den Rest des Tages versuche ich irgendwie „herumzukriegen“, mit Sport, Lesen, Hören.
Bisher habe ich mich gegen Gruppentherapien gesträubt, tue es noch immer. Aber ein erster Schritt in diese Richtung ist der Beitritt zu diesem Forum, in der Hoffnung auf neue Erkenntnisse und Hilfe. Ich danke den Betreibern und Moderatoren des Forums sowie allen, die an meinem Problem Anteil nehmen, im Voraus.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
Deheteleef
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Deheteleef »

Hallo Markus und ein herzliches Willkommen!

Dein erster Schritt zur Gruppentherapie hier im Forum hast du ja nun geschafft.
Bei meinem ersten Klinikaufenthalt war die Aussicht auf eine Gruppe der blanke Horror, da meine Ängste und Depressionen ihren Ursprung in einer soziale Phobie (F40.1) hatten.

Nach den ersten Sitzungen legte sich meine Panik vor Gruppensitzungen, da ich sah, dass es meinen Mitpatienten ähnlich wie mir erging.

Mit deinen 23-jährigen Beschwerden bist du aber nicht an der Spitze; ich leide seit über 40 Jahren, allerdings mit abnehmender Tendenz. Es gibt also keinen Grund zu glauben, dass nach langer Zeit nicht doch eine Verbesserung erreichbar ist.

Dass du in Spanien lebst ist auch ein Vorteil für dich, da du insgesamt mit ausreichendem Tageslicht versorgt wirst, es sei denn, du verkriechst dich im dunklen Zimmer.

Kommt denn deine Frau mit deinem Leiden zurecht? Wäre schön, denn mit steigender Existenzangst wäre eine schlechte Beziehung noch ein Minuspunkt.

Schaunmermal was meine Mitforisten noch zu schreiben haben. Und bleibe hier, denn viele schreiben nur kurz hier und verdünnisieren sich dann.
Man sollte öfter einen Mutausbruch haben!
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Hallo Detlef (ich kürze mal ab...)

Danke für die aufmunternden Worte, das gibt mir schon ein wenig Hoffnung.

Soziale Phobie - in die Kategorie gehöre ich wohl auch, obwohl es nicht mein größtes Problem ist.

Die spanische Sonne hilft mir nicht viel; wobei ich natürlich nicht sagen kann, ob es mir im grauen Einerlei Deutschlands noch bescheidener gehen würde. Ich bin schon viel draußen, habe aber immer wieder Phasen, in denen ich manchmal tagelang nicht das Haus verlasse.

Meine Frau kommt mit der Situation ziemlich gut zurecht. Ich muss mich dabei natürlich auf ihre Aussage verlassen, und auf das, was ich beobachte; soweit ich dazu in der Lage und nicht mit mir selbst beschäftigt bin.
Meine Frau hat viel Spaß an der Arbeit, betreibt intensiv Yoga und Meditation und ist so ziemlich der ausgeglichenste Mensch, den ich kenne. Glücklicherweise haben ihre Gefühle mir gegenüber nicht gelitten. Sie sagt mir immer wieder, dass sie wisse, wie ich wirklich bin, und sie mache mir keine Vorwürfe, da ich "schlichtweg" krank bin.

Ich bin so froh, dass ich meine Frau habe. Sie ist für mich der Fels in der Brandung, der mich aufbaut und stützt, wenn ich mal gar nicht mehr kann. Alleine ihretwegen möchte ich schon raus aus diesem Teufelskreis; und trotzdem hätte ich mich beinahe umgebracht und sie alleine gelassen.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Markus,

da hast Du schon viel versucht alle Achtung! Hast Du mal eine Therapie bei einer auf Persönlichkeitsstörungen spezialisierten Klinik/Therapeutin/en gedacht (https://m.youtube.com/watch?v=ngkjOKNaBrQ" onclick="window.open(this.href);return false;). Falls ein Trauma vorliegt, wie wäre es mit einer spezialisierten Behandlung?
Ich kenne ein paar Leute, die von beidem betroffen sind (PS und Trauma, Depression u. evtl. Zwänge dazu, wären bei Dir Ängste...das ist alles miteinander verknüpft und schwierig zu behandeln) und bei denen wurde es im immer besser. Richtig "gesund" werden sie nicht, da man die Persönlichkeit und/oder eine komplexe PTBS die (Ähnlichkeiten mit der BPS hat) nicht komplett ändern kann bzw. eine "Heilung" da sehr schwer ist.
Es ist ein Lebensthema. Aber es wurde bei den Leuten, die ich kenne immer besser im Laufe des Lebens, von Therapie zu Therapie und von Klinik zu Klinik (es liegen Jahre zwischen den Therapien und Klinikaufenthalten...muss ja erst mal wirken). Sie arbeiten in Teilzeit und führen intakte, wenn auch turbulente Beziehungen. Findet sich schwer eine solche Therapie und auf Klinikplätze besteht meist eine jahrelange Wartezeit. Meiner Erfahrung nach lohnt der Versuch.

LG Gartenkobold
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
wir können dem klugen Posting von Gartenkobold nur beipflichten...
Beste Grüße
Die Moderation
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Hallo Gartenkobold,

vielen Dank für den Link, mit dem Thema zur Persönlichkeitsstörung muss ich mich befassen. Bisher habe ich daran keinen Gedanken verschwendet, weil auch von fachlicher Seite nichts in dieser Hinsicht kam bisher. Es ging immer nur um die Behandlung der Depression und der Angststörung, mehr oder weniger.

Ob ich unter einem Trauma leide, hat bisher niemand bestätigt. Ich selbst kann mich an nichts dergleichen erinnern, wobei das natürlich davon abhängig ist, was man als Trauma definiert. Ich habe natürlich reichlich schlechte Erfahrungen gemacht, die mir im beruflichen wie privaten Bereich schwer zu schaffen gemacht haben und es teilweise noch immer tun (Träume, Erinnerungen, Grübeleien...). Wenn solche Dinge ebenfalls zu den Traumata gehören, dann bin ich wohl auch ein Kandidat. Aber PTBS? Das habe ich bisher immer nur mit extremen Ereignissen in Verbindung gebracht, ähnlich wie bei einem Unfall: ein plötzliches, unerwartetes Ereignis, das schwerwiegende Konsequenzen auf Körper und/oder Geist hat. An so etwas kann ich mich nicht erinnern, weder aus meiner Kindheit noch aus der gesamten Zeit danach.

Von der Vorstellung bzw. Erwartung, wieder völlig zu genesen, habe ich mich längst verabschiedet. Da stimme ich dir zu. Meine Probleme bzw. meine Krankheit werden mich für den Rest meines Lebens begleiten, die Frage ist nur, in welcher Form, in welcher Intensität? So wie im Moment, dass ich mich für kaum etwas begeistern oder motivieren kann, mich morgens aus dem Bett quäle, obwohl ich 10/12 Stunden geschlafen habe, den Tag damit verbringe, zwischen Heulen und Wut zu pendeln, wider besseren Wissens Gott (an den ich nicht mehr glaube) und die Welt zu verfluchen, nach einem Sinn hinter dem Ganzen zu suchen, ein bisschen Lebensfreude zu suchen und zu finden - und mich bei dem ganzen selbst dermaßen blockiere, dass ich am Ende gar nichts auf die Reihe bekomme, außer auf dem Sofa oder im Bett zu landen, manchmal mitten am Tag vor Erschöpfung einzuschlafen, obwohl ich eigentlich nichts getan habe... DAS kann es nicht sein, das ist es auch nicht. So kann ich mein weiteres Leben nicht verbringen.

Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich war mein halbes Leben agil, aufgeschlossen, fröhlich, aktiv und energiegeladen. Jetzt ist davon nichts mehr übrig, die letzten zwanzig Jahre (oder vielleicht schon viel länger?) habe ich mich verschlissen, zu spät die Gefahren erkannt, dann zunächst falsch reagiert, um am Ende total zusammenzuklappen.

Scheiße, ich hasse diese Selbstmitleids-Tour.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Übrigens, fehlt hier nicht ein Beitrag? Gestern am frühen Abend habe ich auf meinem Smartphone einen weiteren Beitrag gelesen, der ist jetzt weg.

Leide ich jetzt auch noch unter Halluzinationen?
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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Markus,

mit der PTBS, dass würde ich von einem spezialisierten Therapeuten mal anschauen lassen. Der Begriff wird schon inflationär gebraucht, genauso wie das Wort "triggern".
Allerdings hatten wir in der Traumaklinik auch Mitpatienten die keinen größeren Unfall oder etwas Katastrophales erlebt haben, die die PTBS z.B. durch eine Lungenembolie bekommen haben. Gibt es auch, das kann ein Therapeut beurteilten, der Erfahrung hat. Mit dem Wütend sein und Weinen, dann wieder schlafen. War/ist bei mir ähnlich. Es könnte sein, dass Du Deine Emotionen nicht gut regulieren kannst, evtl. sind sie von der Intensität auch stärker ausgeprägt. Mir sieht man das auch nicht an (wirke unbewegt). Aber genau das, Wut, Ärger (Warum weinst Du? Kannst Du Emotionen validieren? Ist Weinen Spannungsabbau für Dich?)...braucht sehr viel Kraft, logisch, dass Du müde bist. Ziel könnte es sein, Emotionen zu regulieren und handlungsfähiger zu werden, sich da nicht so drin zu verlieren. In einer spezialisierten Therapie kann man das lernen.

LG Gartenkobold
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Ich kann meine Emotionen überhaupt nicht gut regulieren, gut erkannt. Beispiel: Wenn ich mal beim Einkaufen und dabei (wie so oft) niedergeschlagen und depressiv bin, kann es passieren, dass, wenn mir jemand an der Kasse zu nahe kommt und nicht abwarten kann, seine Waren auf das Band zu legen, dann kann es passieren, dass sich meine Stimmung um 180 Grad dreht und ich aggressiv werde und ausraste. Bisher ist es nur bei verbalen Auseinandersetzungen geblieben, aber eigentlich rechne ich ständig damit, dass ich irgendwann mal handgreiflich werde.

Ähnlich passiert mir im Straßenverkehr, in Restaurants, überhaupt meistens im öffentlichen Raum. Privat habe ich da kaum Probleme, aber da gibt es auch nicht mehr viel Leute. Meine engste Familie, ein oder zwei echte Freunde, und das war's dann auch schon. Ich habe in den letzten Jahren fast alle Kontakte gekappt, geschäftlich wie privat. Und obwohl ich weiß, dass es immer heißt, das sei nicht gut, wenn man sich sozial isoliert, fühle ich mich viel besser, wenn ich für mich alleine bin. Wandern, Radfahren, Spazierengehen etc. - alles am besten allein bzw. mit meiner Frau. Mich kotzen andere Menschen so was von an; also, die mir nicht bekannten natürlich, die einem über den Weg laufen, wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt.

Oder wenn ich in einem Café sitze, am liebsten natürlich weit entfernt von allen anderen Gästen, und dann kommt jemand und setzt sich bei mir in die Nähe, werde ich schon unruhig. Und wenn derjenige oder diejenigen dann auch noch laut sind (reden, lachen etc.), könnte ich aufstehen und die Verursacher aus dem Café prügeln. Meistens zahle ich dann schnell und haue app, bevor ich die Kontrolle verlieren. Krank, oder?

Mit einem Teil meiner Sportarten (die aeroben, am besten aber mit dem Kickboxen am Boxsack) kann ich Spannung, Druck, Stress abbauen, aber immer nur für kurze Zeit, für ein paar Stunden, für den Rest des Tages; am nächsten Morgen ist die Wirkung verpufft. Aber zur Zeit kann ich das Kickboxen ohnehin noch nicht praktizieren, da ich noch mit den Nachwirkungen meines letzten Krankenhausaufenthalts zu tun habe. Aber Radfahren (statisch auf einem Indoor-Bike, ähnlich dem Spinning) geht schon ganz gut und hilft mir.
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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Markus,

für eine PS des Cluster C ist das nicht so typisch. Im Endeffekt ist die Einteilung nach ICD-10 bzw. jetzt ja ICD11(da hat sich vieles bezüglich PS verändert) nicht so wichtig. Wichtig ist der Mensch und wie er in Beziehungen klar kommt, egal wie das "Tierchen" heißt. Meines nenne ich Kobold, der mir Streiche spielt. Denn eigentlich will ich das ja nicht, ich bin da ja nicht ich. Das ist ein Schritt raus aus der Ich-Synthonie und damit ein Weg zur Veränderung. Ob ich eine PS habe (Trauma schon) oder was auch immer, das Spektrum ist da breit, PS liegen meist nebeneinander vor, es können mehrere sein 50:50 von zweien, oder 20:30:50 von dreien, viele Kombinationen sind denkbar, komplexe PTBS wäre auch möglich, oder auch gar nichts eher die Richtung Persönlichkeitsstil oder Personlichkeitsakzenturierung mit anderen Diagnosen parallel. Im Endeffekt ist das egal und mein Therapieantrag bei einem auf PS-spezialisierten Therapeuten läuft nicht auf diese Diagnose (es sind genug andere Diagnosen) vorhanden. Aber im Endeffekt sind alle diese Diagnosen und Stempel egal, wichtig wäre, dass Du unter Deinem Verhalten und Deinen Emotionen/Gedanken leidest und etwas ändern möchtest. Aus denen Texten lese ich raus, Du leidest und möchtest was ändern. Sind doch gute Voraussetzungen. Lasst Dich doch mal von einem Therapeuten beraten, der sich damit auskennt und schildere ihm, dass was Du hier geschrieben hast. Lass Dir Möglichkeiten erklären, wie Du eine Veränderung erreichen kannst, die Du Dir wünschst. Es geht darum Dein Befinden zu verbessern und Deinen Stress, Deine Ängste zu reduzieren. Die Therapie orientiert sich an Deinem Befinden. Alles andere bringt meiner Erfahrung auch nichts. Ich sage mir immer: "Es ist nicht meine Schuld, aber es ist meine Verantwortung". Ich habe mich selbst beobachtet, festgelegt was ich ändern möchte, mich mit Videos und Podcast, oder Büchern selbst informiert und bin dann los gezogen um einen spezialisierten T zu finden, habe mir da mehrere Möglichkeiten angesehen und z.B. dbt verworfen.
Das Ergebnis ist mehr Leichtigkeit :-).
Von Experten (Psychiater) kam in meinem Fall auch wenig Hilfreiches. Meine Devise Popo hoch und dranbleiben, wann immer ich Kraft dazu hatte.

LG Gartenkobold
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Oh man, und ich dachte, ich wäre schon belesen zu diesen Themen. Du bist ja ein wandelndes Lexikon, Gartenkobold. Vielen Dank für deine Beiträge, sie sind sehr informativ für mich und öffnen neue Ansätze.

Ich lebe und arbeite (besser gesagt, habe gearbeitet) in Spanien. Leider steckt die Psychotherapie hier noch in den Kinderschuhen, meiner Meinung nach. Es hat sich in den letzten Jahren zwar einiges getan, nicht zuletzt durch die Pandemie und deren psychischen Folgen auf viele Menschen, aber Spanien hinkt deutlich Deutschland hinterher. Das fängt schon bei der PHYSIOtherapie an; nach meinem Krankenhausaufenthalt war ich erst mal 4 Wochen auf mich alleine gestellt, erst dann hatte ich einen Arzttermin zwecks ambulanter Physiotherapie. Die Betonung liegt auf ambulant, denn eine Reha, wie sie in Deutschland nach solch einem Krankenhausaufenthalt üblich ist, gibt es hier nicht. Die ambulante Reha habe ich dann auch nicht angenommen, der Arzt hat sie mir auch gar nicht erst vorgeschlagen, als ich bei ihm hereinspazierte, ohne Rollator, und ihm meine körperliche Situation schilderte. Er meinte, ich sei besser in Form als er...

Nun gut, das ganze Sozialversicherungssystem ist hier komplett anders als in Deutschland. Es gibt hier Top-Ärzte, Einrichtungen, Krankenhäuser etc., aber das System ist Schrott. Und meine bisherigen Erfahrungen im psychiatrischen Bereich bestärken mich nicht gerade darin, dass mir das System helfen kann. Ich muss (sowieso, hatten wir ja beide schon festgestellt) selbst an mir arbeiten und erhoffe mir nun Hilfe in anderen Bereichen, z.B. in diesem Forum. Und mir wird immer klarer, dass ich einen deutschen Therapeuten und evtl. einen Therapieplatz in Deutschland brauche, wenn ich weiterkommen will.

Wobei natürlich, wenn ich dich richtig verstanden habe, der Einstieg am wichtigsten ist. Soll heißen, wie finde ich einen Therapeuten oder eine entsprechende Stelle/Einrichtung, die mir erst mal überhaupt sagt, was Sache ist. Denn mittlerweile bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher, in wieweit ich den bisherigen Diagnosen überhaupt noch trauen kann. Wie soll ich da vorgehen, eine Erstanlaufstelle zu finden? Oder ist das die falsche Herangehensweise?
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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Das mit dem anderen System in Spanien habe ich mir schon gedacht.
Leider habe ich keine Lösung...

Bei mir war es Zufall. Ich wollte eine Therapeutenliste für das Kostenerstattungsverfahren zusammen stellen und habe dafür 25 Praxen telefonisch abgeklappert, Vorgespräche hatte ich dann in 7 Praxen, davon 3 bei dbt-Therapeuten, die dann die vorliegenden Klinikberichte gelesen haben. Dbt ist verwandt mit der Traumatherapie obwohl es da viele weitere Verfahren gibt. Es waren von der KV zugelassene Traumatherapeuten und auch zwei Supervisoren, die hier die Ausbildung der ambulanten Therapeuten leiten (Ausbildungsinstitute) supervidieren und auch an der Uni hier lehren. So konnte eine ungefähre Einschätzung der Diagnose erfolgen und ich habe weitere Tipps bekommen, weil Ts alle untereinander vernetzt sind. Die in der Sprechstunde (beim Ausbildungsinstitut und bei der Uni) empfohlenen Ts bzw. eine spezialisierte Tagesklinik habe ich dann für ein Erstgespäch besucht. Die Einschätzung lautet kein Therapeut, der sich in Ausbildung befindet, es sollte jemand mit Erfahrung sein. So richtig "sprang der Funke" nicht über, so richtig konnte ich nicht vertrauen und mich einlassen. Auch das habe ich dabei gelernt, den eigenen Empfindungen mehr Raum einräumen, da nicht drüber hinweg zugehen. Meist habe ich ein zweites oder drittes Erstgespräch vereinbart, aber es wurde nicht besser mit der therapeutischen Beziehung. Somit habe ich dort keine Therapie begonnen.
Mein jetziger T stelle sich vor:"Mein Name ist XYZ, ich habe viel über PS gearbeitet" -> Bingo! Aber es war Zufall.

Ich würde versuchen evtl. in die Ambulanz einer Klinik zu gehen oder gezielt jemanden aufzusuchen, der sich auf diese Themen spezialisiert hat, vielleicht gibt es das in Spanien an einem Uni-Klinikum oder evtl. kann Dir ein solches mit Adressen und Tipps weiterhelfen.

Dozenten - vor denen und vor deren Wissen ich Respekt habe - können am Schreibtisch durch das lesen von Berichten und durch Symptome abfragen in der Sprechstunde und natürlich beobachten sie Dich, keine abschließend Diagnose in diesem Gebiet stellen, das wäre vorschnell und bei mir hat es auch keiner versucht, da fachlich nicht korrekt. Das diagnostiziert man nicht in drei Sprechstunden.

Dafür braucht es "gelebte" therapeutische Beziehung und einige Therapiestunden in denen das Beziehungsverhalten erfahren wird, von beiden - Therapeut und Patient.

Ich habe mich gegen die Therapie bei einem Uni-Dozenten entschieden, weil die einen vollen Terminkalender und manchmal auch weitere Aufgaben haben (Berufspolitik). Wenn die Sitzungen zu selten sind bringt mir eine Therapie auch bei hoher fachlicher Kompetenz des Ts nur innerhalb eines gewissen Rahmen etwas, hat aber schon Verbesserung bewirkt.
Ich brauche jemand der regelmäßig anwesend ist und mit dem ich arbeiten kann. Die menschliche Kompetenz und die Passung zählt für mich mehr. Einer der beiden Uni-Dozenten war mein Vortherapeut. Ich kann mich menschlich nicht beschweren, das hat er im Rahmen meines Misstrauens klasse gemacht! Aber er war selten vor Ort, da bin ich dann an meine Grenzen gestoßen (Stichwort: fehlende Objektkonstanz) mit der Therapie.

LG Gartenkobold
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Das mit dem Vertrauen und Sich-Wohlfühlen beim Therapeuten kenne ich, das ist auch für mich ganz wichtig und wesentlich, zu wem ich gehe. Ich habe zwei Therapien (1x Psychologe, 1x Psychotherapeut, beides privat) abgebrochen, weil die Chemie einfach nicht stimmte. Basta! Und ich habe es auch nie bereut.

Bei den Ärzten und Therapeuten des spanischen Sozialversicherungssystems hat man leider keine (Aus-) Wahl, man bekommt jemanden vorgesetzt, und das war's. Die einzige Möglichkeit, die man hat, wenn's nicht funktioniert, ist die Therapie oder Behandlung zu beenden. Immerhin. Aber so kommt man auch nicht weiter, es sei denn, man geht wieder zu einem privaten Therapeuten.

Ich sollte vielleicht an dieser Stelle kurz erwähnen, dass man als Selbstständiger in Spanien trotzdem verpflichtet ist, sich in der staatlichen Krankenversicherung zu versichern. Es gibt hier auch keine verschiedenen Kassen, sondern eben nur die eine staatliche Krankenversicherung. Diese Versicherungspflicht hat den Vorteil, dass, wenn man keine private (Zusatz-) Versicherung hat, auf jeden Fall versorgt wird, wenn man schwer erkrankt oder auch nur wegen einem grippalen Infekt mal zum Arzt will. Die privaten Versicherer bringen für den psychisch Erkrankten nichts, da all diese Erkrankungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sind.

Daher tendiere ich, wie schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, dahin, mich in Deutschland nach einem Therapeuten oder einer Therapieplatz umzuschauen. Und da weiß ich natürlich überhaupt nicht, wie und wo ich anfangen soll. Hättest du, Gartenkobold, oder auch irgendjemand anderes, der diesen Thread liest und verfolgt, ein paar Tipps, Anlaufstellen etc.? Bei Bedenken wegen der Öffentlichkeit hier im Thread gerne auch per PN.
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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Quintopino,

die Schön-Kiniken werden hier öfters genannt (ich persönlich kenne nur Bad Bramstedt, die haben eine Station für PS und bieten Intervalltherapie an, man ist 12 Wochen dort, geht für mehrere Monate bis zu einem Jahr nach Hause und kommt dann wieder). Die Heiligenfeld-Kliniken werden auch oft genannt und ich habe einige Leute in BB getroffen, die mit dem "strengen" Konzept in BB (z.B. eine Verhaltensanalyse oder Essverträge je nach Störung) nicht klar kamen und in eine Heiligenfeld-Klinik gingen, wenn man es mit dem Glauben nicht so hat...gibt verschiedene Konzepte und Kliniken. Jeder kann für sich das passende finden. Mir hat Verhaltenstherapie geholfen und ich bin nicht gläubig. Dann habe ich die KV-Liste der jeweiligen Stadt abgeklappert und das ist es leider eine sehr anstrengende "Fleißarbeit". Du darfst so viele Sprechstunden besuchen wie Du möchtest. Die Passung ergibt sich durch die persönliche Suche, den richtigen T für Dich kannst leider nur Du finden. Ich habe auch 6 Jahre gesucht und auch mehrere ambulante Therapieversuche hinter mir, wo es nur bis zu einem bestimmten Punkt vorwärts ging, dann nicht mehr, weil es nicht passte. Mit der Terminservicestelle (KV) ist es hier ähnlich, man bekommt einen T zugewiesen und hat nicht die Auswahl, kann die Sache beenden wenn es nicht passt.
Ich bin gesetzlich krankenversichert, das System in D ist vermutlich besser als in Spanien. KV das ist die kassenärztliche Vereinigung und in der Liste werden Ts geführt, die über die gesetzliche Krankenversicherung abrechnen. Ich persönlich finde dass damit auch eine gewisse Qualitätskontrolle der Praxen erfolgt und das z.B. auch Intervision bzw. Supervision statt findet, das darf man als Patient aber auch erfragen beim T. Es gibt im Forum auch User, die sehr gute Erfahrungen mit privaten Therapeuten gemacht habe, da gibt es wohl auch sehr gut ausgebildete Ts die auch Supervision haben.
Dann könntest Du Dich an eine Ambulanz einer Uni-Klinik oder auch an eine städtische Klinik wenden, vermutlich benötigst Du dafür einen Überweisungsschein oder auch Einweisungsschein (nur für den Ambulanzbesuch, nicht für eine Klinikaufnahme). Vielleicht ist es sinnvoll sich zuerst einen Psychiater/in in D zu suchen, der/die Dir Tipps für Deine Suche geben kann und auch benötigte Scheine ausstellt.

Die Abfolge sollte eigentlich so sein, erst eine ambulante Therapie in der die genaue Diagnose gestellt wird, das braucht einige Sitzungen.
Evtl. der Besuch in einer Ambulanz und ein Psychiater für z.B. die Medikation.
Meine Psychiaterin stellt Diagnosen viel zu schnell und einfach mal so...deshalb bin ich da sehr vorsichtig. Ich weiß aber auch wie Ärzte ausgebildet werden.
Da ist dann jeder der Ritzt Borderliner, dabei ist das ein Klischee und Schubladendenken (und wird in der Facharztausbildung immer noch gelehrt). Es ist notwendig ganz genau hinzuschauen, machen meiner Erfahrung nach wenig Psychiater, traurig aber meine Erfahrung. Deshalb kann ich mit Diagnosen von Therapeuten mehr anfangen, da wird die Diagnosen gemeinsam erarbeitet.
Erst wenn ambulant eine Diagnose gestellt wurde und es mit einer ambulanten Therapie nicht besser wird, kann eine Anmeldung in einer Klinik erfolgen. Da die Wartezeiten sehr lang sind, muss man sich leider sehr früh anmelden. Ich würde mich anmelden sobald die Diagnose feststeht und in 1-2 Jahren wenn die Wartezeit abgelaufen ist, entscheiden ob es mir so gut geht, dass der Klinikplatz nicht mehr notwendig ist. Es gibt auch immer Schnelllisten bei der Aufnahme und es wird garantiert jemand nachrücken, der sich dann über den freien Klinikplatz freut. Eine Klinik sollte eigentlich nicht ambulante Therapie ersetzen. Für den Fall, dass es Dir immer noch so geht wie jetzt, hast Du einen Klinikplatz. Nach der Entlassung geht es einem meist auch schlechter (die Klinik trifft da meiner Erfahrung nach keine Vorkehrungen) da würde ich dann vorsorgen mit ambulanter PT oder z.B. Ergotherapie ist auch möglich. Aber das liegt ja echt noch in weiter Zukunft.

Viel Kraft und Erfolg!
LG Gartenkobold
Cynthia
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Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Cynthia »

Hallo,
ich bin nicht so gut im Wissen wie Gartenkobold, aber bei komplexem Trauma kenne ich mich da betroffen sehr gut aus. Du weißt, daß Du aufgrund Deines Geburtsjahrgangs zur Generation der sog. Kriegsenkel gehörst ( Zeitraum: ca. 1960 bis 1975)? Traumata werden über ca. 4 bis 5 Generationen weitergegeben. Ich kann Dir aufgrund meiner Erfahrungen nur sagen, daß die Versorgung von Traumapatienten in Deutschland miserabel ist was mir kürzlich auch bei einer Selbsthilfekontaktstelle und von Traumapatienten bestätigt wurde. Mir sagte sogar eine Patientin, daß die Traumatherapeuten auch kriegstraumatisiert sind und deshalb nicht an das Thema heranwollen. In Deutschland würde ich höchstens noch die Kirinus Klinik, Bad Tölz empfehlen oder Medical Park am Chiemsee. Ansonsten würde ich, immer wenn ich Kraft habe, nach dem nächsten Strohhalm greifen. Ich bin sehr vorsichtig darin geworden den sog. Fachleuten (?) zu glauben. Ich verlasse mich lieber auf mein Wissen und Bauchgefühl. Manchmal gibt es überraschend späte Lösungen. Die kommen einfach. Da tust Du nichts dazu. Auf einmal taucht ein fähiger Erfahrener oder Fachmann auf, bei dem Du sofort intuitiv weißt, daß er Dir helfen kann. Alles Gute!
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Generation der sogenannten Kriegsenkel? Höre ich zum ersten Mal, muss ich mich auch näher mit beschäftigen. Was es alles gibt, es ist unglaublich. Mir ist schon klar, dass es eine Lebensaufgabe und im Grunde genommen eine Arbeit ohne Ende, wenn man "richtig" psychisch erkrankt ist und nach Heilung oder auch nur nach Besserung und Linderung sucht.

Ich muss mir überlegen, wie ich vorgehe. Da ich nicht in Deutschland versichert bin, müsste ich mich in Deutschland anmelden und mich krankenversichern, nach meinen Informationen MÜSSEN die gesetzlichen Kassen (zumindest einige bestimmte) jemanden aufnehmen, wenn man wie ich aus dem Ausland zurückkehrt, keine Arbeit und keine Krankenversicherung hat. Ich fühle mich dabei eigentlich nicht sehr wohl, fühle mich wie ein Schmarotzer, wenn ich nur daran denke, aber vielleicht führt kein Weg daran vorbei.

Die Alternative wäre direkt in den Privatversicherungsbereich einzusteigen, und auch das ist ein Lotteriespiel, wahrscheinlich sogar mehr als bei den gesetzlichen Kassen; zumindest, was das Finanzielle angeht. Denn wenn man bei seiner Wahl eines Psychiaters/Therapeuten ins Klo greift, geht die ganze Kohle direkt hinterher. Dieses Risiko hat man bei den Ärzten der gesetzlichen Kassen nicht. Aber gut, auch man man nicht reich oder vermögend ist, kommt man mit seinem Leiden irgendwann an den Punkt, wo Geld quasi keine Rolle mehr spielt. Ich meine, wenn man nicht genug Geld hat, kann man die private Schiene vergessen, klar. Aber hat man das Geld, sagt man sich irgendwann: Was soll's? Was nutzt mir der Schotter, wenn ich krank bin und leide (oder vielleicht sogar in den Freitod gehe), dann kann ich das Geld auch für eine private Therapie ausgeben.

Ich bin sehr dankbar für alle bisherigen Tipps, Aufmunterungen und Infos. Kann mir denn jemand private Psychiater/Therapeuten/Kliniken empfehlen? Eine Empfehlung ist immer besser als Würfeln, wo man hingeht; auch wenn es keine Garantie gibt, dass die Empfehlung für MICH ebenfalls gut ist. Das hat ja Gartenkobold sehr gut, wie ich finde, dargestellt; und ich sehe das genauso.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
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MySun
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von MySun »

quintopino hat geschrieben:Da ich nicht in Deutschland versichert bin, müsste ich mich in Deutschland anmelden und mich krankenversichern, nach meinen Informationen MÜSSEN die gesetzlichen Kassen (zumindest einige bestimmte) jemanden aufnehmen, wenn man wie ich aus dem Ausland zurückkehrt, keine Arbeit und keine Krankenversicherung hat.
Hola quintopino!
vielleicht hilft dir dieser link ein wenig weiter:
Diese Grundsätze gelten für Rückkehrer:
https://www.krankenkassen.de/incoming/leben/rueckkehr/" onclick="window.open(this.href);return false;

LG
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
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quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Hallo MySun,

vielen Dank für den Link, das ist schon mal sehr informativ.
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quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Ok, scheint so, als ob dieser Thread ausgereizt ist.

Ich bedanke mich bei allen Usern, die teilgenommen haben, für ihre wertvollen Tipps.

Ich werde mich nun im Forum umschauen und nach weiterer Hilfe und interessanten Threads durchforsten.
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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Na ja, braucht ein bissel Zeit...meist tauchen ältere Theads mit neuen Kommentaren wieder auf und sind ein gutes "Nachschlagewerk".

Wir sollen hier auch eigentlich nicht über PS oder Traumata im Detail reden. Es soll eigentlich ein reines Depressionsforum sein (da gibt es viele Diskussionen dazu -> Suchfunktion). Ich schreibe dann schon was, versuche aber bei der Wissensvermittlung zu bleiben und nicht so ins Detail der jeweiligen Störung zu gehen. Dafür gibt es dann geschlosse Foren.
Brauchst Dich nicht wundern, dass hier nicht so viel über diese Themen diskutiert wird, weil eigentlich sollen wir das nicht. Da müsstest Du in ein anderes Forum umziehen...aber momentan weißt Du ja noch nicht ob Du von einer PS oder einem Trauma betroffen bist. Warum sich in was reinsteigern...
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Darüber hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht, Gartenkobold. Über PS/Traumata und Depressionsforum.

Wenn man's erst mal weiß... Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen, hätte nur mal den Kopf einschalten müssen.

Na, egal jetzt, vielen Dank noch mal für den Hinweis.
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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo quintopino,

ich auch nicht, es geht vielen so. Ich habe es auch (bis in den entsprechenden Theads) glaube ich...nirgendwo gelesen.
Mir wurde das damals von Wolkenzauber erklärt.
Alles kein Problem, denke ich, die Moderation sagt schon was, wenn es zu doll wird.
Ich bin auch in keinem störungsspezifischen Forum unterwegs.

LG und ein schönes Wochenende!
Gartenkobold
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Danke dir, Gartenkobold.

Ebenfalls ein schönes Wochenende und toi toi toi

quintopino
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(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo quintopino,

Freitag haben wir den Antrag gestellt und nun heißt es mindestens 5 Wochen warten. Ich bin so aufgeregt...
Der Antrag läuft auf tiefenpsychologisch fundierte PT, eigentlich handelt es sich um mentalisierungsbasierte PT mit Elementen aus der Traumatherapie.
Mein T hat viel mit PS-Patienten gearbeitet und dieses Verfahren wird überwiegend bei BPS-Patienten eingesetzt und es funktioniert. Mir geht es deutlich besser. Viele Patienten mit BPS haben Traumata und der Übergang zur kPTBS, ja wie will man das abgrenzen? Da gibt es echt ein Definitionsproblem in der Medizin. Ich kann als jemand der in etwas drin steckt was Ich-synthon ist nicht genau sagen was es nun ist. Mein T nach acht Stunden (Sprechstunden+Probatorik) auch noch nicht. Aus meiner Lebensgeschichte gibt es auch Hinweise auf hochfunktionalen Autismus. Ich bin am Dorf aufgewachsen. Wenn etwas nicht super auffällig war, war man als Kind eben eigensinnig aber da wurde nix gemacht. Finde ich auch besser so. Im nachhinein betrachtet... Im Endeffekt ist es mir momentan egal, welches Label da nun drauf geklebt wird.
Allein die Erkenntnis welcher T (mit Interesse und realer Sympathie) und welches Verfahren mir hilft ist für mich sehr wertvoll. Auch wenn es mit dem Antrag nicht klappen sollte. In zwei Jahren besteht ja wieder eine Chance. Habe ich dann eben 4 Jahre gewartet statt 2 und versuche mich an der Hoffnung festzuhalten, das der Antrag bei der KK durchgehen wird.

Falls Du weitersuchst...ich hätte nie gedacht, dass in der tPT eine solche Chance stecken könnte. Vor 6 Jahren habe ich eine sehr negative Erfahrung mit einer tPTlerin gemacht und wollte dann dieses Verfahren nicht mehr. Das war jedoch ein Irrtum. VT erscheint mir jetzt im Vergleich "anstrengender" und schwerfälliger, Mit den Übungen, die ich zusammen mit meinem T erarbeite komme ich schneller und effektiver an Ziel (z.B. Emotionsregulation). Wenn es überhaupt eine Übung gibt...manchmal klappt es einfach mit dem Naheliegenden nachdem ich Dinge verstanden habe. Keine besondere Übung notwendig, mehr Zeit zum Leben :-).
Hätte ich einen T gefunden, der mehrere Verfahren beherrscht, hätte ich VT (dbt) neben tPT oder PA ausprobieren können und wäre evtl. früher darauf gekommenen. Mit der kognitiven VT und der dbt war es manchmal echt eine Quälerrei. Ich denke das ist Patienten und Therapeuten abhängig. Momentan ist Beziehung alles was zählt.

Viel Erfolg bei Deiner Suche und wie geht es Dir in Spanien?

LG Gartenkobold
quintopino
Beiträge: 19
Registriert: 14. Jan 2023, 12:55

Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Hallo Gartenkobold,

vielen Dank für die neuen Infos. Ist ja unglaublich, wie komplex das Ganze ist, mir schwirrt echt der Kopf, wenn ich deine Zeilen lese. Auf der einen Seite fühle ich Hoffnung, auf der anderen Seite Angst, wie lange ich wohl brauchen werde, um irgendwie weiterzukommen. Das ganze Prozedere, das du über die Jahre (Jahrzehnte) hinter dir hast - wenn ich mir vorstelle, das liegt eventuell noch vor mir...

Weitergekommen bin ich bis jetzt nicht. Ich lese viel über die Themen, auch hier im Forum, beteilige mich aber nicht aktiv an den Threads. Alles andere steht noch in den Sternen. Mir geht es im Moment etwas besser, habe aber nach wie vor starke Stimmungsschwankungen (Depressionen, weniger mit der Angst). Richtige gute Tage gibt es nach wie vor überhaupt nicht, gute Tage nur sporadisch und selten. Der Rest versinkt in einem trüben Einerlei. Es ist nicht so, dass ich mich dem widerstandslos hingebe. Ich mache jeden Tag Sport, gehe an die frische Luft und tanke Sonne, mache meine Atem- und Achtsamkeitsübungen etc., aber es bringt mich nicht wirklich weiter. Sicherlich ginge es mir wesentlich schlechter, wenn ich überhaupt nicht aktiv wäre, insofern ist die Erhaltung des Status Quo schon ein Erfolg.

Insofern konzentriere ich mich im Moment darauf, was mir die staatliche Versicherung hier zu bieten hat und mache mein eigenes Ding (s.o.). Hinzu kommt, dass ich eine Klage gegen die Sozialversicherung laufen habe, im Mai ist Gerichtstermin. Ich bin seit fast drei Jahren nicht mehr in der Lage, produktiv zu arbeiten, Dank meiner Frau, die mir auch psychisch eine Riesenhilfe ist, nagen wir nicht am Hungertuch. Ich hoffe, dass ich zumindest eine Teilrente bekomme. Vor Beendigung des Klageweges kann ich nicht nach D und mich dort versichern, dass würde das ganze Verfahren hier hinfällig machen.

Es könnte schlimmer sein, also beklage ich mich nicht und heule still in meinem Kämmerlein oder in den Armen meiner Süßen. Und arbeiten an mir und mit mir. Ist doch schon mal besser, morgens den Hintern aus dem Bett zu bekommen also von harten Psychopharmaka betäubt liegen zu bleiben, oder? So sehe ich das jedenfalls, und daraus schöpfe ich Tag für Tag Hoffnung.

LG
quintopino
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(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
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