23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hallo Markus,

da ich gerade unterwegs bin, wollte ich dir erstmal nur sagen:Herzlich willkommen.
Und die Überschrift fühle ich.
Ich bin 43 und seit 21 ein Albtraum, aus dem es immee nur temporär ein Entrinnen gibt.
Hunderte Stunden von Psychotherapie und doch gefühlt oft am Anfang.
Ich lese die Tage in Ruhe, finde Eure Diskussion sehr wertvoll und spannend.
Viele Grüße

Malte

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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Malte,

mentalisierungsbasierte Therapie arbeitete mit Bindung (nix mit Anfassen und so, ginge bei mir gar nicht). Ich interessiere mich auch dafür wie ein T das Bildungssystem eines Patienten aktivieren kann...vermutlich über die Wortwahl. Fühlt sich seltsam an... Aber es funktioniert. Ich versuche das selber gerade zu verstehen auch die Ursachen und lese gerade: https://www.psychologische-fachgutachte ... sstoerung/.
Vielleicht ist der Link interessant für Dich. Dbt hat bei mir nicht so viel gebracht. Allerdings waren die Therapeuten (erst war ich bei einer Frau bis sie die Praxis aufgrund ihres Berufsverbots (Schwangerschaft) schloss und wechselte darauf zu ihrem Kollegen) immer wieder über dann 6 Jahre (ich hatte dann insgesamt ca. 60h VT in 6 Jahren) längere Abstände (bis zu 5 Monate) nicht da und es gab aus meiner Sicht kein geplantes Vorgehen sondern ein punktuelles. Es war nicht immer klar wer was wann gemacht hatte. Einiges doppelt, viel fand nicht statt. Vielleicht hätte dbt doch was gebracht, wenn kontinuierlich nach Manual und in Ergänzung mit Gruppen PT. Keine Ahnung. Meine Erfahrungen waren nicht gut und ich finde mich in diesem Kommentar wieder https://www.dis-sos.com/personliche-ein ... atherapie/.
Dbt arbeitet mit Beziehungsabbrüchen und -Strafen. Ich habe viel Nicht-Zurückmelden und vor der verschlossenen Praxistür stehen erlebt (obwohl ein Termin vereinbart war und nicht abgesagt wurde) über Wochen bis Monate. Und habe dieses Verhalten als bewusstes Alleine-Lassen in leidvollen Situationen mit voller Absicht als Bestrafung interpretiert. Erfahren habe ich auch Gewalt wie Schuldzuweisungen, Vorwürfe in Situationen in denen ich dissoziiert und damit hilflos war. Da kann ich ebenfalls Theresa Dutcher zitieren:" Safe Hands bedeutet auch, sich nicht wie Täter:innen zu verhalten. Mittel wie Gewalt und Zwang, Schuldzuweisungen, Verurteilungen, Isolation oder Bestrafung gehören nicht in einen therapeutischen Rahmen. Das ist besonders wichtig wenn wir Situationen erleben in denen wir die Kontrolle verlieren, wie bei Dissoziation oder Flashbacks. Ich sehe oft das Zwang und Vorwürfe bei hilflosen Patienten:innen angewandt werden und das ist ein absolutes No-Go. Quelle: https://www.dis-sos.com/saulen-der-ther ... beziehung/ Ich fands schlimm und habe mich gegen diese Therapiemethode entschieden weil Vertrauen und Lernen so bei mir nicht möglich ist. Wie soll ich lernen können wenn mein Stressssystem durch Strafen ständig aufs Neue aktiviert wird und die Neigung zur Dissoziation zunimmt? Lernen kann man im Lernfenster, dazu muss man die Anspannung reduzieren, was mir in der dbt keiner beigebracht hat. Skills schießen mich nur weiter in den Stress rein, da ich diese als schmerzhaft empfinde und damit ungute Assoziationen verbinde (z.B. Schläge auf die ausgestreckten Fingerspitzen - wie fühlt sich im Vergleich dazu ein harter Igelball an?). Zur Not greife ich schon auf Skills zurück, meine erste Wahl sind sie jedoch nicht. Die Grundannahmen der dbt :"Jeder tut sein Bestes, Leute wollen weiterkommen" eine respektvoll Begegnung in der dbt habe ich so nicht erlebt. Eigentlich die ursprüngliche Haltung in dieser Therapieform.
Das ist aber meine persönliche Erfahrung.

LG Gartenkobold
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hi Kobold,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich lese morgen in Ruhe und nehme mir Zeit dafür.
An dieser Stelle, erstmal herzlichen Dank.
Viele Grüße

Malte

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quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Danke, Malte, für deine nette Begrüßung.

Gartenkobold, Danke dir für deine erneuten Infos. Ich muss mir das auch in Ruhe durchlesen und die Links dazu auch. Um ehrlich zu sein, ich komme nicht mehr ganz mit. Strafen, Gewalt, Schläge auf die Fingerspitzen - machen das die Therapeuten? Ich glaube, es geht los.

Und wozu Beziehungsabbrüche? Aus welchem Grund denn? Hast du mal einen Termin verpasst und die haben dann so darauf reagiert?

Irgendwie verstehe ich wohl nur noch Bahnhof...

Herzliche Grüße

quintopino
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Quintopino,

sorry, dass ich gestern nicht auf Deinen Beitrag eingegangen bin, ich war etwas aufgeregt.
Ich finde, dass Du sehr motiviert in Dir arbeitete obwohl es Dir nicht gut geht und das ist eine Leistung, man könnte sich ja auch einfach hängen lassen...Und das Deine Beziehung zu Deiner Frau etwas sehr wertvolles ist und Dir hoffentlich Kraft und Sicherheit gibt.

Mit den Strafen usw...nein die Schläge auf die Fingerspitzen, das war meine Grundschullehrerin. Da haben meine Eltern eingegriffen und diese Frau unterrichtet nicht mehr. Obwohl sie selber mir gegenüber auch körperlich gewaltsam waren (durfte halt keiner nach außen wissen und sehen, ist aber bei z.B. Schuluntersuchungen aufgefallen). Mehr dazu nicht weil das hier ist kein Traumaforum, oben im Link ist beschrieben welche Gewalt zur BPS oder kPTBS führt und wer möchte kann den Text lesen. Wir sollen hier nicht so detailliert darüber schreiben... aber für mich gibt es eine Verbindung zur dbt, deshalb der Link und die Ausführungen.
Dbt arbeitet mit Entzug von warmen sozialen Kontakt als Erziehungsmaßnahme, während der Zeit in der man alleine ist, schreibt man eine Verhaltensanalyse und wie man es das nächste Mal besser machen kann. Das kann zu wichtigen Einsichten führen.
Das Konzept wird meiner Erfahrung nach in Kliniken und ambulant fehlinterpretiert. Kannst Du auf dem Blog nachlesen, wenn Du möchtest. Ich musste z.B. auch auf einem Therapiekreisel stehen und Matheaufgaben lösen (als Skill). Konnte ich es nicht, war ich unwillig und wurde entsprechend verbal "gestraft", z.B. oder schimpfen und wütend werden bei Dissoziation, doch dadurch geht diese nicht weg. Unfähigkeit ist keine Unwilligkeit. Oder Dissoziation mit Medikamenten beseitigen zu wollen. Medikamente helfen jedoch nicht dagegen. Mich Verträge unterschreiben zu lassen, wenn ich diese Medikamente nicht nehme wäre die Therapie beendet und Spiegelkontrollen zu fordern um zu überprüfen, dass ich die Medikamente wirklich schlucke. Erstens habe ich eine Allergie dagegen und bin mehrfach fast erstickt war in der Hautklinik usw.. Tja, da müsse es halt was anderes geben. Leider gab es das länger nicht. Und zweitens ist es meine freie Entscheidung ob ich Medikamente nehme oder nicht, das darf mir auf diese Art und weise keiner vorschreiben. Mittlerweile habe ich ein AD auf das ich nicht allergisch reagiere und nehme es aus selbstfürsorglichen Gründen und nicht weil ich dazu gezwungen werde. Aber all das der Zwang ein nicht geeignetes Medikament zu nehmen, Wut bei Dissoziation ist eben auch Gewalt, zumindest empfinde ich das so und deshalb konnte ich nie eine gute therapeutische Beziehung aufbauen und war immer im Stress, wodurch ich aber nicht lernen konnte. Da war ich dann "faul" und "unwillig" in der Therapie, was aber gar nicht stimmte.
Mit meinen dritten T ging es. Er meinte die Medikamente müssten weg, da ich damit auch keinen Sport machen konnte (schwitzen verstärkt die Nesselsucht). Er hat Dissoziation nicht bestraft, sondern mir einen Umgang damit gezeigt. Nachdem ich es angesprochen hatte, dass lange Pausen und fehlende Rückmeldungen ein Problem für mich sind, bekam ich eine Rückmeldung wenn ich um Hilfe bat. Die langen Pausen (z.B. 3 Monate) blieben allerdings, weshalb ich dort dann nicht weiter machte. Dafür kann er aber nichts, er hat noch einen zweiten Job und einfach nicht so viel Zeit.
Vermutlich war ich bei ihm in der Pseudo-Mentalisierung unterwegs (https://m.youtube.com/watch?v=UCxGJ0KZUAQ). Denn nach innen hin hatte sich nichts verändert mir ging es nach wie vor nicht gut. Nach außen sah es jedoch erst mal gut aus.

Für mich ist es wichtig in der Therapie wirklich zu fühlen, wirklich wütend oder traurig zu SEIN und die Emotionen nicht nur aus der Beobachterposition zu beschrieben. Dann kann ich in der Therapiesituation mit den Emotionen arbeiten und diese auch regulieren lernen, wenn ich nicht Hyperarousal bin. Das Wissen dazu fehlt meinen vorherigen T leider, da es kein Trauma-T war. Ich war immer in der Hochspannung und für ihn war das normal.
Jetzt habe ich viel verstanden. Vor 6 Jahren hatte ich ein anderes Wissen und war auch nicht fähig die Zusammenhänge zu verstehen. Leider unglücklich gelaufen, aber hoffentlich vorbei :-).

LG Gartenkobold
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Moin moin und ein herzliches Hallo an Euch aus Norddeutschland,

ich sehe gerade meine Überforderung in dem Gefühl momentan gar nicht so viel lesen, schreiben und verarbeiten zu können, wie Ihr das tut.
Daher greif ich mir bei einem Becher Kaffee erstmal das raus, was mich angesprochen hat.
Zum Thema Emotionen sagt ja die Achtsamkeit , dass ich eine Emotion "habe" und nicht die Emotion "bin".
Und ich finde für mich die Vorstellung gut, weil die Emotion so - zumindest manchmal, längst nicht immer - kontrollierbar wird und mich nicht völlig in Besitz nimmt, wie es zum Beispiel bei dem grünen Hulk aus dem Fernsehen ist.
Daher kann ich mit der Betrachtungsweise schon etwas anfangen.

Zu DBT: Mir hat DBT so viel auch nicht gebracht. Ich hatte aber auch das Buch von Borhus schon vorher durchgearbeitet und kannte in der Klinik schon alles. Das Thema Strafen ist mir jetzt so bewusst nicht gekommen bisher. Ich musst die Klinik in Bad Bramstedt früher verlassen, weil ich zusammen mit einer Borderlinerin die Stationsregeln verletzt habe. Früher gehen zu müssen, ist natürlich eine Strafe.
Da ich mich in einem Verhaltensprotokoll ellenlang entschuldigt und darum gebeten habe, man möge das Verhalten bezogen auf die Störung doch nachsehen und mir bitte noch eine Chance geben, hat man mich trotzdem knallhart rausgeworfen. Begründung: Ein Fehltritt wäre vertretbar gewesen, drei nicht. Das hast mich schon frustriert. Andererseits gab es Regeln und an die habe ich mich nicht gehalten.
Daher empfinde ich die Strafe als angemessen.
Die gemachten Erfahrungen möchte ich trotzdem nicht missen.

Stand jetzt habe ich gar keine Motivation mehr für Psychotherapie übrig, Ich denke mir würde am Ehesten körperorientierte Therapie wie somatic Expierencing helfen, die muss man aber selber bezahlen.
VT bringt mir nur noch wenig und ich habe auch nur drei Stunden.
Momentan besteht "die Arbeit an mir selbst" (ich hasse diesen Satz) darin, dass ich meine Grenzen akzeptiere und so wie sich die Gegenwart momentan darstellt. Ich habe keine Lust mehr mich immer aus einer defizitären Sicht heraus zu verändern. Ich bin genug. Jetzt.

Liebe Grüße an Euch
Viele Grüße

Malte

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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Clown »

Ifightdepression79 hat geschrieben: 15. Mär 2023, 09:59
Stand jetzt habe ich gar keine Motivation mehr für Psychotherapie übrig, Ich denke mir würde am Ehesten körperorientierte Therapie wie somatic Expierencing helfen, die muss man aber selber bezahlen.
VT bringt mir nur noch wenig und ich habe auch nur drei Stunden.
Momentan besteht "die Arbeit an mir selbst" (ich hasse diesen Satz) darin, dass ich meine Grenzen akzeptiere und so wie sich die Gegenwart momentan darstellt. Ich habe keine Lust mehr mich immer aus einer defizitären Sicht heraus zu verändern. Ich bin genug. Jetzt.
Hallo Malte,

was du hier beschreibst, kann ich gut verstehen.

Körperorientiert und völlig ohne analysieren geht es bei der Feldenkraismethode zu. Man wird angeleitet, nur zu beobachten, was bei einer Bewegung im Körper passiert, wo es körperliche Zusammenhänge gibt. Beobachten und so lassen. Die Wirkung ist ein neues Körpergefühl, meistens auch viel Entspannung.

Feldenkrais wird oft in VHS angeboten. Ich bin in einer privaten Gruppe und zahle 10 € pro Abend.

Schöne Grüße vom Deich im Norden :)

Clown
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Malte,

jap hocke hier auch mit Kaffee...
Ich bin überkontrolliert und nicht impulsiv und somit ständig in der Beobachterrolle. Vielleicht bringt Dir Achtsamkeit mehr, weil Du eher zum impulsiven Verhalten neigst?
Ich agiere meine Emotionen nicht aus, sondern funktioniere wie von außen gewünscht und vorgeschrieben. Es ist schwer für mich mitzubekommem was ich fühle, brauche und überhaupt möchte.
Ja wir machen titrierte Körperachtsamkeit und Somatic Experiencing punktuell. Ich beschäftige mich eigenständig damit und kann fragen und mir Übungen dazu zeigen lassen und diese auch zusammen mit meinem T machen.

Vielen Dank für das teilen Deiner Erfahrungen über BB. Dann schließe ich diese Station für mich nicht aus. Ja wenn es einen Vertrag gab, dann sind die Regeln von vorne herein klar und dann ist es keine Strafe.
Ich hätte bei der Therapeutin, die Verträge zur Medikamenteneinnahme forderte, einfach keine Therapie machen, bzw. abbrechen sollen als die Allergien auftrat (hatte vorher noch nie Psychopharmaka genommen, ich wusste das einfach nicht, als ich dem Vertrag zustimmte). Das wäre der bessere Weg gewesen.

Sich selbst genug zu sein, finde ich eine gute Haltung. Schön wäre es sich, selbst mit all seinen Schwächen zu mögen. Da arbeite ich auch dran. Selbstfürsorge hat was für mich von "Autoreperatur und -Wartung".

LG in den Norden Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Clown hat geschrieben: 15. Mär 2023, 10:37
Ifightdepression79 hat geschrieben: 15. Mär 2023, 09:59
Stand jetzt habe ich gar keine Motivation mehr für Psychotherapie übrig, Ich denke mir würde am Ehesten körperorientierte Therapie wie somatic Expierencing helfen, die muss man aber selber bezahlen.
VT bringt mir nur noch wenig und ich habe auch nur drei Stunden.
Momentan besteht "die Arbeit an mir selbst" (ich hasse diesen Satz) darin, dass ich meine Grenzen akzeptiere und so wie sich die Gegenwart momentan darstellt. Ich habe keine Lust mehr mich immer aus einer defizitären Sicht heraus zu verändern. Ich bin genug. Jetzt.
Hallo Malte,

was du hier beschreibst, kann ich gut verstehen.

Körperorientiert und völlig ohne analysieren geht es bei der Feldenkraismethode zu. Man wird angeleitet, nur zu beobachten, was bei einer Bewegung im Körper passiert, wo es körperliche Zusammenhänge gibt. Beobachten und so lassen. Die Wirkung ist ein neues Körpergefühl, meistens auch viel Entspannung.

Feldenkrais wird oft in VHS angeboten. Ich bin in einer privaten Gruppe und zahle 10 € pro Abend.

Schöne Grüße vom Deich im Norden :)

Clown
Moin Clown,
danke für deine Nachricht.
Und danke für den Tipp. Das sehe ich mir einmal genauer an.

Grüße vom (Elb-) deich
Viele Grüße

Malte

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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Gartenkobold hat geschrieben: 15. Mär 2023, 12:39 Hallo Malte,

jap hocke hier auch mit Kaffee...
Ich bin überkontrolliert und nicht impulsiv und somit ständig in der Beobachterrolle. Vielleicht bringt Dir Achtsamkeit mehr, weil Du eher zum impulsiven Verhalten neigst?
Ich agiere meine Emotionen nicht aus, sondern funktioniere wie von außen gewünscht und vorgeschrieben. Es ist schwer für mich mitzubekommem was ich fühle, brauche und überhaupt möchte.
Ja wir machen titrierte Körperachtsamkeit und Somatic Experiencing punktuell. Ich beschäftige mich eigenständig damit und kann fragen und mir Übungen dazu zeigen lassen und diese auch zusammen mit meinem T machen.

Vielen Dank für das teilen Deiner Erfahrungen über BB. Dann schließe ich diese Station für mich nicht aus. Ja wenn es einen Vertrag gab, dann sind die Regeln von vorne herein klar und dann ist es keine Strafe.
Ich hätte bei der Therapeutin, die Verträge zur Medikamenteneinnahme forderte, einfach keine Therapie machen, bzw. abbrechen sollen als die Allergien auftrat (hatte vorher noch nie Psychopharmaka genommen, ich wusste das einfach nicht, als ich dem Vertrag zustimmte). Das wäre der bessere Weg gewesen.

Sich selbst genug zu sein, finde ich eine gute Haltung. Schön wäre es sich, selbst mit all seinen Schwächen zu mögen. Da arbeite ich auch dran. Selbstfürsorge hat was für mich von "Autoreperatur und -Wartung".

LG in den Norden Gartenkobold
Hi Kobold,
ich kann nichts Schlechtes über die DBT-Station (4A oder A4 war es) sagen.
Dass Therapeuten mal ausfallen oder so ist ja normal und man hat halt wenig Einzeltherapie.
Einmal die Woche.
In der Diagnosestellung sind die auch sehr genau und gut. Lassen sich Zeit dabei.
Ich weiß nur von Suizidverträgen zwischen Patient und Therapeut.
Ich selbst war aber nicht suizidal und habe daher sowas nicht gehabt. Habe auch kein Thema mit SVV. Höchstes wenn man selbstschädigende Verhaltensweisen mit einbezieht. Dann bin ich dabei. Leider. Und hoffentlich immer weniger.

Viele Grüße aus dem Zug 🛤 nach Stade
Viele Grüße

Malte

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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Malte,

SSV habe ich nicht und hatte ich nie. Selbstschädigende Verhaltensweisen leider auch.
Ich lasse mich jetzt auf die ambulante Therapie ein (wenn der Antrag durchgeht) und mal schauen wie es in zwei Jahren ist und welche Diagnose dabei rauskommt. Hoffentlich geht es mir dann besser und eine Klinik ist nicht mehr nötig. Falls doch könnte BB eine Option sein.

Gute Fahrt!
(habe eine Reha-Freundin in Stade).

LG Gartenkobold
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Danke 👋.
Ist auch schön da in BB.
Der Ginsterhof geht auch klar in Hamburg Rosengarten. Die hatten therapeutisches Boxen mit Trainer und ein unfreiwilliges Meeting mit Dieter Bohlen im Wald gabs gratis . 😅.
Reha in der Hardwaldtklinik II war auch gut bei Kassel. Richtig gut.
Viele Grüße

Malte

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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von MissMikse »

Hallo,
ich gestehe, mir schwirrt der Kopf von euren ganzen Abkürzungen hier...
Aber auf ein Thema wollte ich nochmal zurück kommen: Kriegsenkel.
Ich habe das Buch "Kriegskinder" gelesen und bin dabei das Buch "Kriegsenkel" zu lesen (beide von Sabine Bode). Ich erkenne dort vieles aus unserer Familie wieder. Und auch, wenn ich rein jahrgangsmäßig nicht zu den Kriegsenkeln zähle, frage ich mich bei manchem Abschnitt, ob nicht doch einiges davon auch für Kriegs-Urenkel stimmt. Spannendes Thema.
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

MissMikse hat geschrieben: 15. Mär 2023, 22:40 Hallo,
ich gestehe, mir schwirrt der Kopf von euren ganzen Abkürzungen hier...
Aber auf ein Thema wollte ich nochmal zurück kommen: Kriegsenkel.
Ich habe das Buch "Kriegskinder" gelesen und bin dabei das Buch "Kriegsenkel" zu lesen (beide von Sabine Bode). Ich erkenne dort vieles aus unserer Familie wieder. Und auch, wenn ich rein jahrgangsmäßig nicht zu den Kriegsenkeln zähle, frage ich mich bei manchem Abschnitt, ob nicht doch einiges davon auch für Kriegs-Urenkel stimmt. Spannendes Thema.
Guten Morgen,
entschuldige bezüglich der Abkürzungen.
Es gibt so einen Spruch über Kriegskinder und Kriegsenkel. Sinngemäß war es so, dass
die Kinder wieder aufbauen mussten, die physikalischen Trümmer wegräumen, funktionieren und ihre Traumata wegsperren.
Und man sagt ja, dass unverarbeitetes Trauma weiter gegeben wird und die Kriegsenkel machen dann die Psychotherapie, die eigentlich die Eltern schon hätten machen müssen.
Dazu kommt noch die schwarze Pädagogik und Erziehungsstile, die sich zum Beispiel nach Dr. Johanna Haarer richteten. Lass das Kind schreien, ist gut für die Lunge usw.
Das hat die Kinder gebrochen.
In meinem Heimatort Himmelpforten war ich im Heimatmuseum und habe mir Klassenfotos von früher angesehen. Wenn man sich die Gesichter genau ansieht, dann sieht man, was für Zeiten das waren.
Aus dieser Sicht könnte ich meiner Erzeugerin sogar vergeben. Da sie sich selbst leider kein bisschen reflektiert, wird das aber wohl nicht mehr passieren.
Viele Grüße

Malte

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MissMikse
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von MissMikse »

Hallo Malte,

ja, ich hab genau diese Sachen in den Büchern gelesen. Über die schwarze Pädagogik hab ich auch vorher schon mal was gelesen. Und bei uns in der Familie wurde das auch noch mehr oder weniger an eine weitere Generation übertragen. Die Schläge und die Lieblosigkeit, mit der meine Eltern mich erzogen haben, kann nur von solchem Gedankengut abstammen - und weil sie es selbst auch nicht anders kennengelernt haben.
Und ja: Menschen gehen in Therapie wegen der Menschen, die NICHT in Therapie gegangen sind. Ich bin die einzige, die in der Hinsicht an sich arbeitet, obwohl der Leidensdruck sicher auch bei anderen Familienmitgliedern da wäre - wenn sie es mal an sich ran lassen würden. Aber scheinbar bin ich die Auserwählte, die den Kreislauf durchbrechen muss.
Jedenfalls, wenn man sich mal mit diesem Thema Krieg beschäftigt, kommt so einiges raus, was man vorher nicht wusste. Ich wusste z.B. bis vor ca. 1-2 Jahren nicht, dass meine Oma noch einen kleinen Bruder hatte - der aber schon als Kind gestorben ist. Der älteste Bruder ist kurz vor Kriegsende gestorben. Aber gesprochen wurde über sowas natürlich nie.
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hi,
ja gesprochen wird nicht. Ich kann aber beobachten, wie versteinert mein Vater da sitzt, wenn er auf früher angesprochen wird. Meine Mutter wirkt auch wie versteinert. Richtig steif. "Ich habe immer perfekt funktioniert" , sagt Sie und erkennt gar nicht, welches Drama dieses Selbstkonzept in der Familie angerichtet hat. In meiner Familie bin ich auch der Einzige, der sich den Dingen über Jahre gestellt hat,so wie Du.
Von einem Freund habe ich auch Berichte über "Verschickungen" gehört. Er ist kurz vor der Rente. Da wurde er als 7 jähriger mit seinem Bruder, der 2 Jahre alt war verschickt in irgendein katholisches Heim für Wochen und musste sich um seinen Bruder kümmern.
Da sind schon viele kranke Sachen abgegangen.
Diesbezüglich finde ich es auch sehr schlimm, wenn jemand fordert:"Komm mal raus aus deiner Opferhaltung." Natürlich haben wir die Verantwortung für unser heutiges Leben. Aber wir sind Opfer. Und das dürfen wir auch sagen.
Viele Grüße

Malte

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HopeW
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von HopeW »

Hallo guten Tag,

als ich das Wort "Verschickung" las hat mein Herz kurz heftig geschlagen, da "muss" ich was zu schreiben.

Mich beschäftigt das immer wieder. Ich wurde mit 3 Jahren erstmalig "verschickt". Dann mit 5, 9 und 12 Jahren.
Das ist so voll krass und es sind ja noch Erinnerungen da. Wie sollte man sowas aufarbeiten.

VG
Hope
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Hope,

mir ging es ähnlich wie dir beim Lesen. Ich war immerhin vier beim ersten Mal, allerdings dann jährlich über mehrere Wochen bis ich 14 Jahre alt war und mich gewehrt habe.
Ist ein zweischneidiges Schwert, weil der Grundgedanke hinter den "Verschickungen" ja eigentlich positiv war (Hilfe, Schutz....), was das ganze mit einem gemacht hat, steht auf einem anderen Papier. Übrig geblieben ist u.a. meine tiefe Abneigung gegenüber Kliniken und Rehas, auch wenn ich jetzt mitbestimmen kann.

@ Malte: zur Opferrolle:
Ich glaube, dass es gut ist zu unterscheiden zwischen der Zeit wo man wirklich Opfer war, weil man auf Grund des Alters, der Abhängigkeit, der äußeren Bedingungen ect. sich nicht wehren konnte und dem Hier und Jetzt, wo Spuren der Opferschaft geblieben sind, wir aber mitbestimmen können wie stark uns die Geschehnisse hemmen bzw. beeinträchtigen. Es ist einfacher im Opferstatus zu verharren und Groll gegen das was war zu hegen, als sich eine neue Haltung zu erarbeiten. Diese Arbeit ist verdammt hart und hat viel mit akzeptieren und - wenn möglich - verzeihen zu tun. Ich habe da selbst noch sehr viel Arbeit vor mir.

Sonnige Grüße an alle
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hi ☀und Dunkelheit,
sehe ich genauso wie Du.
Auf Die andere Nachricht antworte ich noch.
Schönen Tag 👋
Viele Grüße

Malte

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Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo,

meine Oma hat den zweiten Weltkrieg erlebt. Meine Mutter wurde danach geboren. Meine Oma hatte auch drei Fehlgeburten in der Kriegszeit und kurz hinterher. Warum verliert eine Frau ihre ungeborenen Kinder? Darüber und über diese Zeit wurde nie gesprochen. Meine Mutter wird viel schwarze Pädagogik erlebt haben und hat diese teilweise an mich weiter gegeben. Über die Verschickung habe ich Filme gesehen und meine Mutter hat das erlebt, spricht aber nicht drüber. Im Alter von 9 Monaten gab sie mich tagsüber zu meiner Oma, weil sie wieder arbeiten ging; diese meinte das Kind muss sich halt ausschreien.

@Malte: ja es ist gut Selbstmitgefühl zu entwickeln und ja wir sind auch Opfer, aber ich versuche trotzdem nicht in der Opfermentalität zu verharren sondern aus dieser herauszutreten, was mir sehr schwer fällt. Doch weil die Vergangenheit schlimm war muss die Zukunft nicht auch schlimm werden. Meine Traumatherapeutin in BB hat mir den Satz:"Leid anerkennen, aber vorbei" auf ein Poster geschrieben. Das finde ich besser. Aber es ist meine freie Entscheidung diese Haltung einzunehmen und ich entscheide ob und wann in welcher Art usw. Auf Aufforderung von außen könnte ich das auch nicht. Das ist für mich genauso, wenn mir jemand sagt ich solle mal vertrauen. Ja, das kann ich nicht auf Aufforderung und Knopfdruck - geht halt nicht.

@MissMikse: sorry für die vielen Abkürzungen, es war schwierig für mich das zu schreiben, deshalb die Rechtschreibfehler, dass nicht jeder die Abkürzungen versteht hatte ich nicht auf dem Schirm. Heute abend setze ich mich hin und schreibe welche Abkürzung was bedeutet.
BB heißt Bad Bramstedt, eine VT-Klinik in Schleswig-Holstein
VT: Verhaltenstherapie.

LG Gartenkobold
Ifightdepression79
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Ifightdepression79 »

DBT=Dialektisch behaviorale Therapie
SVV=Selbst verletztendes Verhalten
👋
Viele Grüße

Malte

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MissMikse
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von MissMikse »

@Gartenkobold: schon ok, ich glaub, das gröbste konnte ich mir aus dem Text erschließen, aber es war einfach echt anstrengend, den Text mit den ganzen Abkürzungen zu lesen. Dafür reicht meine Konzentration im Moment nicht so ganz aus. Und manches konnte ich einfach wirklich nicht zuordnen.

Gibt es hier ggf. einen Post, in dem Abkürzungen eingepflegt werden? Das erleichtert denen das Schreiben, die schon voll im Thema drin sind, und "Neulinge" wie ich, können nachschlagen, was sie nicht verstehen.

@Markus: da das dein Thread ist: wie geht es dir heute?
quintopino
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von quintopino »

Hallo MissMikse und alle anderen,

ja, das war (und ist immer noch) mein Thread. Ich bin im Moment allerdings absolut überfordert, nicht nur mit den Abkürzungen, die man sich aber, wie du schon sagtest, zum größten Teil erschließen kann, sondern eher wegen der Themen und Inhalte, die hier dargestellt werden. Ich komme mit dem Nachschlagen und -lesen gar nicht mehr hinterher; das hat aber den Vorteil, dass ich beschäftigt und abgelenkt bin und weniger grüble.

Mein großes Problem ist, dass ich zu fast allem kaum etwas sagen kann. Ich meine „Kriegskinder“ und „Kriegsenkel“, das kann man der Logik folgend schon gut nachvollziehen, ansonsten eben auch nachschlagen oder -lesen. Aber all die genannten Therapieansätze und was dazu an positiven und negativen Erfahrungen und Auswüchsen in den Therapien geschrieben wurde, das gibt es hier in Spanien einfach nicht. Ich bin seit ein paar Jahren in staatlichen Händen in Behandlung (hatte ich in ferner Vergangenheit ganz oben mal geschrieben, glaube ich), aber es gibt nichts Vergleichbares mit den Schilderungen hier, egal ob positiv oder negativ. Ich habe alle 5 oder 6 WOCHEN einen Therapietermin bei einer Psychologin, wenn‘s gut läuft, mal alle vierzehn Tage einen Termin (nach meinen ersten Suizidversuchen wurde die Schlagzahl etwas erhöht, dann aber wieder runtergefahren, als sie merkten, dass ich doch noch lebe). Die Psychiaterin sehe ich besten Fall alle vier Wochen, oft aber nur alle zwei oder drei MONATE. Und es wird immer wieder versucht, mir harte Psychopharmaka zu verschreiben (Bromazepam, Lorazepam, Diazepam), was ich mittlerweile ablehne, weil ich glaube und mir ziemlich sicher bin, dass ich gerade durch diese Medikamente in den Suizid getrieben wurde; ich habe schlicht und einfach die Kontrolle verloren, weil alles im Nebel verschwand, eine sinnvolle Beschäftigung mit mir selbst und meinen Problemen unmöglich wurde und ich in drei extrem tiefen Depressionsphasen versucht habe, mir das Leben zu nehmen. Seit ich aus dem Krankenhaus raus bin, mittlerweile immerhin fast vier Monate, nehme ich keine Psychopharmaka mehr - und ich komme klar. Mir geht es zwar psychisch eigentlich nicht besser als vorher, aber eben ohne diese Hammermedikamente. Also ist das für mich eine Verbesserung. Und die Suizidgedanken, die echten, die auch zu Handlungen geführt haben, sind weg. Also stimmt doch etwas nicht im Gesundheitssystem.

Aber Gesundheitssystem hin oder her, ich weiß mittlerweile, dass nur ich selbst mir helfen kann, ob mit oder ohne externe Hilfe, ob in Spanien, Deutschland oder Timbuktu. Wenn ich mit irgendetwas beschäftigt bin, geht es mir besser, weil ich abgelenkt bin; daher versuche ich, die Beschäftigung so lange wie möglich am Tag aufrecht zu erhalten. DAS ist im Moment meine Herausforderung, weil mir die mentale (und nach dem Krankenhausaufenthalt, immerhin 5 Wochen liegend, davon 4 auf der Intensiv im künstlichen Koma) auch körperliche Kraft fehlt, dass so durchzuziehen. Aber es gelingt mir Woche für Woche besser.

Depressionen (und Angstzustände) habe ich nach wie vor, die lassen sich nicht wegzaubern; vielleicht muss ich damit sogar bis an mein Lebensende klarkommen. Aber ich bin zur Zeit „stabil“, würden wohl die Ärzte sagen. All das, was ich tue, auch das Lesen hier im Forum, hilft mir weiter. Und wie schon gesagt, was ich hier zur Zeit „um die Ohren gehauen“ bekomme, verschlägt mir die Sprache; genug Stoff für Wochen.

Grüße aus dem sonnigen Süden
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti, schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer und Schriftsteller, 1921 - 2017)
Gartenkobold
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo quintopino,

das hast Du viel Schlimmes erlebt und ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!!

Deine Entscheidung auf Benzodiazepine zu verzichten kann ich gut verstehen und der Entzug war bestimmt nicht ohne. Das Leben nach der Intensivstation ist vermutlich noch herausfordernder und sehr anstrengend, auch körperlich. Das kommt dann noch oben drauf...
Wenn man auf der Intensivstation arbeitet, fühlt es sich an wie gegen die Wand gelaufen. Wie wird man sich erst als Patient fühlen?

In so großen Abständen würde Therapie bei mir nicht funktionieren und hat in der Vergangenheit auch nicht besonders gut funktioniert, da immer 6-8 Wochen, 3 Monate oder sogar 5 Monate Pause zwischen den Sitzungen war. So konnte die Therapie nicht gut helfen - wegen der fehlenden Objektkonstanz. Was das genau ist und warum...da steige ich auch noch nicht durch (hat mit Bindung zu tun) und...finde es auch anstrengend immer über so etwas nachzudenken :-).
Otto Kernberg (ein Psychoanalytiker) hat gelehrt, dass bei jeder Persönlichkeitsstörung (PS) eine emotionale Instabilität besteht und dann weiter unterscheiden wird in z.B. zwanghafte PS, emotionale-instabile PS Typ Borderline, abhängige PS usw. Das ist nicht nur bei Borderline (BPS) so. Mehr weiß ich dazu momentan auch nicht und möchte falls die Therapie durchgeht mit meinem Therapeuten in Ruhe darüber sprechen wenn ich dazu bereit bin. Zu viel nachlesen vor einer Therapie ist auch nicht gut...das kommt dann schon im Therapieprozess. Hier wird es Frühling, Zeit mehr rauszugehen. Ich versuche mir ein Beispiel an Dir zu nehmen und es könnte ja auch Spaß machen :-).

LG nach Spanien!
Gartenkobold
Sul
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Re: 23 Jahre psychisch krank und keine Besserung in Sicht.

Beitrag von Sul »

Im Buch "Vom Trauma befreien" von Peter Levine (Begründer von Somatic Experiencing) sind 12 Übungen beschrieben, die u.a. die Selbstregulierung des Nervensystems unterstützen. Eine CD mit den Übungen liegt dem Buch bei. Eine kostengünstige Möglichkeit die Methode auszuprobieren.
Viele Grüße, Sul
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