Depression, und jetzt? (Meds, Familie, sich ernst nehmen)
Verfasst: 17. Jan 2023, 22:19
Guten Abend da draußen,
ich bin mir nicht ganz sicher, ob das hier die richtige Art und der Betreff konkret genug ist, aber ich hoffe ihr verzeiht mir, bin nervös hier das erste mal zu schreiben.
Ich will mich eben vorstellen: Ich bin Lara, 28 Jahre alt und ich leide eventuell schon seit langer Zeit an Depressionen (16 Jahre), zumindest kann ich mich erinnern, wann dieses bedrückende Gefühl gestartet hat zusammen mit körperlichen Symptomen wie andauernder Erschöpft/Müdigkeit. Ich habe aber bis vor kurzem gut funktioniert, mein Studium abgeschlossen, ein Sozialleben gepflegt etc. Deswegen habe ich mich selbst nicht so richtig ernst genommen, wenn ich dunkle Phasen hatte, und warum auch? Ich hab ja eigentlich alles was ich brauche. Ich fühle mich bis heute schuldig für meine Gefühle und kann mir einfach keinen Grund ausgrübeln, wo die Depression her kommt, sie ist einfach da, schon immer, fast. Ich weiß, die Genetik spielt hier eine Rolle, mein Opa ist depressiv, mein Vater auch, und meine Tante hat sich die Depressionen weg getrunken, bis sie daran gestorben ist. Aber die hatten alle auch Gründe für Depressionen.
Kann so eine Depression rein durch Genetik kommen?
Außerdem gab es auch immer gute Phasen zwischendrin und ich habe gedacht, wer auch mal gute Phasen hat, ist ja nicht depressiv?
Über die letzten paar Jahre ist es leider nach und nach schlimmer geworden, die schlechten Phasen haben sich gehäuft oder einfach länger angehalten bis ich im Oktober richtig zusammengebrochen bin, getriggert durch Stress bei der Arbeit (Endphase meiner Doktorarbeit; erste Panikattacke meines Lebens).
Seitdem hab ich das Gefühl mein Gehirn läuft nur noch auf 20% Kapazität. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, bin noch müder als sonst und eigentlich von allem überfordert, besonders von Sozialem.
Ich bin ein eher introvertierter Mensch und deswegen sowieso lieber alleine, aber ich hatte immer einen engen Freundeskreis in dem ich mich wohl gefühlt habe und die mich nie ermüden. Doch jetzt will ich eigentlich nur noch alleine sein. Das schlimmste daran ist, dass ich eigentlich auch keine Zeit mehr mit meinem Mann verbringen will, der der fürsorglichste und liebste Mensch auf Erden ist und den ich über alles liebe, nur dass ich das grade irgendwie nicht fühlen kann. Und das quält mich, ich möchte ihm ja auch gerecht werden, ihm auch etwas zurück geben können, und stattdessen ziehe ich mich zurück und tüftle im eigenen Kämmerlein so vor mich hin und erzähle ihm nicht einmal was mit mir ist.
Aber wie erzählt man seinem Partner, mit dem man schon 9 Jahre zusammen ist, dass man die gesamte Zeit depressiv war?
Irgendwie versuche ich mir die scheinbar heile Welt mit meinem Partner so lange ich kann aufrecht zu erhalten, auch wenn ich weiß, dass das nicht geht...Wie fängt man an? Muss man das überhaupt? Bin ich es meinem Partner schuldig?
Und ist es immer ratsam der Familie davon zu erzählen?
Ich weiß, dort gibt es Verständnis für die Problematik, da ich ja nicht die erste bin, aber irgendwie habe ich das Gefühl es würde mir nicht gut tun, ich kann nicht so recht in Worte fassen warum.
Gerade geht es ein wenig bergauf. Nach mehrfachen Zusammenbrüchen auf der Arbeit, hat mich im Dezember eine liebe und sehr geschätzte Kollegin zur Seite genommen und ich konnte diese gut gehütete Geheimnis nicht mehr für mich behalten. Sie ermutigt mich, mich endlich um Arzttermine zu kümmern und das Thema endlich anzugehen und ich merke, wie es mir ein bisschen besser geht, weil die Katze endlich aus dem Sack ist und sich die Dinge weiter bewegen. Mein Hausarzt hat also endlich die offizielle Diagnose Depression gestellt und mir ne Überweisung zum Psychologen ausgestellt. Nun ist aber das Problem, dass ich im Ausland lebe. Zu der sowieso schon langen Wartezeit, kommt also noch die Schwierigkeit einen Psychologen zu finden der auch Therapie auf Englisch anbietet. Das kann alles ein bisschen dauern. Deswegen meine Frage:
Wie überbrücke ich denn jetzt die Zeit bis zum Beginn der Therapie?
Momentan, bin ich eigentlich zu nichts zu gebrauchen, besonders nicht auf der Arbeit, und ich weiß, es geht beim gesund werden nicht hauptsächlich darum, wieder produktiver zu arbeiten, aber meine Doktorarbeit hat mir echt das Äußerste abverlangt, jetzt muss ich sie doch irgendwie auch zu Ende schaffen! Mein Hausarzt hatte bereits letztes Jahr ein Antidepressivum vorgeschlagen, um mit meinen massiven Schlafproblemen zu helfen, mit denen ich seit 12 Jahren etwa alle 6 Monate erfolglos zum Arzt renne (ich fühle mich wie ein Hypochonder). Damals wollte ich aber noch nicht zugeben, dass er da wohl auf der richtigen Fährte ist und wollte außerdem auch keine Medikamente nehmen, ohne eine Therapie zu machen, was mir damals zeitlich unmöglich schien. Nun weiß ich, dass es ohne Therapie unmöglich ist überhaupt weiter zu machen. Ich habe Angst, das Thema Medikamente jetzt noch einmal anzusprechen, aber ich habe das Gefühl mein Gehirn hängt im Nebel und egal was passiert, auch wenn der Tag richtig gut läuft, die Chemie im Kopf ist einfach durcheinander.
Macht es einen komischen Eindruck über Psychopharmaka mit dem Hausarzt zu reden, bevor man überhaupt mit der Therapie gestartet hat? Ist es überhaupt ratsam irgendwas zu nehmen in der Zwischenzeit? Wie sonst kann ich die voraussichtlich 2-4 Monate überbrücken?
Ich mache Sport, Ich gehe an die frische Luft so viel ich kann, ich hab eine Tageslichtlampe und ein gefestigtes soziales Umfeld. Ich zwinge mich zu diesen Dingen auch wenn ich keine Energie habe. Sie stehen einfach in meinem Terminkalender, damit ich sie auch mache. Aber das alles hilft irgendwie nicht mehr.
Heißt das, ich bin jetzt von einer milden Depression in eine schlimmere Form abgerutscht, oder war da vorher eigentlich noch gar nichts und ich habe mir das ganze nur eingebildet?
Selbst jetzt, erwische ich mich immer wieder, wenn ich dann doch mal was auf die Reihe kriege, oder doch mal kurz gut gelaunt bin bei dem Gedanken, dass ich vielleicht übertreibe und dass ich mich nicht so anstellen sollte. Und dann bin ich auf der anderen Seite sauer auf mich selbst, dass ich so lange gewartet habe und meine vielen Beschwerden immer abgetan hab, gleichzeitig aber auch, dass ich nicht stärker bin und mich nicht wieder alleine aus dem Tief kriege. Und dann bin ich einfach nur müde und erschöpft! So wie immer!
Ich weiß, das war jetzt lang, ich bedanke mich trotzdem, wenn jemand die Energie findet das alles zu lesen und vielleicht seine Gedanken zu der ein oder anderen meiner Fragen und Sorgen teilen mag.
Ich wünsche noch einen schönen Abend und hoffe, euch da draußen geht es gerade gut!
ich bin mir nicht ganz sicher, ob das hier die richtige Art und der Betreff konkret genug ist, aber ich hoffe ihr verzeiht mir, bin nervös hier das erste mal zu schreiben.
Ich will mich eben vorstellen: Ich bin Lara, 28 Jahre alt und ich leide eventuell schon seit langer Zeit an Depressionen (16 Jahre), zumindest kann ich mich erinnern, wann dieses bedrückende Gefühl gestartet hat zusammen mit körperlichen Symptomen wie andauernder Erschöpft/Müdigkeit. Ich habe aber bis vor kurzem gut funktioniert, mein Studium abgeschlossen, ein Sozialleben gepflegt etc. Deswegen habe ich mich selbst nicht so richtig ernst genommen, wenn ich dunkle Phasen hatte, und warum auch? Ich hab ja eigentlich alles was ich brauche. Ich fühle mich bis heute schuldig für meine Gefühle und kann mir einfach keinen Grund ausgrübeln, wo die Depression her kommt, sie ist einfach da, schon immer, fast. Ich weiß, die Genetik spielt hier eine Rolle, mein Opa ist depressiv, mein Vater auch, und meine Tante hat sich die Depressionen weg getrunken, bis sie daran gestorben ist. Aber die hatten alle auch Gründe für Depressionen.
Kann so eine Depression rein durch Genetik kommen?
Außerdem gab es auch immer gute Phasen zwischendrin und ich habe gedacht, wer auch mal gute Phasen hat, ist ja nicht depressiv?
Über die letzten paar Jahre ist es leider nach und nach schlimmer geworden, die schlechten Phasen haben sich gehäuft oder einfach länger angehalten bis ich im Oktober richtig zusammengebrochen bin, getriggert durch Stress bei der Arbeit (Endphase meiner Doktorarbeit; erste Panikattacke meines Lebens).
Seitdem hab ich das Gefühl mein Gehirn läuft nur noch auf 20% Kapazität. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, bin noch müder als sonst und eigentlich von allem überfordert, besonders von Sozialem.
Ich bin ein eher introvertierter Mensch und deswegen sowieso lieber alleine, aber ich hatte immer einen engen Freundeskreis in dem ich mich wohl gefühlt habe und die mich nie ermüden. Doch jetzt will ich eigentlich nur noch alleine sein. Das schlimmste daran ist, dass ich eigentlich auch keine Zeit mehr mit meinem Mann verbringen will, der der fürsorglichste und liebste Mensch auf Erden ist und den ich über alles liebe, nur dass ich das grade irgendwie nicht fühlen kann. Und das quält mich, ich möchte ihm ja auch gerecht werden, ihm auch etwas zurück geben können, und stattdessen ziehe ich mich zurück und tüftle im eigenen Kämmerlein so vor mich hin und erzähle ihm nicht einmal was mit mir ist.
Aber wie erzählt man seinem Partner, mit dem man schon 9 Jahre zusammen ist, dass man die gesamte Zeit depressiv war?
Irgendwie versuche ich mir die scheinbar heile Welt mit meinem Partner so lange ich kann aufrecht zu erhalten, auch wenn ich weiß, dass das nicht geht...Wie fängt man an? Muss man das überhaupt? Bin ich es meinem Partner schuldig?
Und ist es immer ratsam der Familie davon zu erzählen?
Ich weiß, dort gibt es Verständnis für die Problematik, da ich ja nicht die erste bin, aber irgendwie habe ich das Gefühl es würde mir nicht gut tun, ich kann nicht so recht in Worte fassen warum.
Gerade geht es ein wenig bergauf. Nach mehrfachen Zusammenbrüchen auf der Arbeit, hat mich im Dezember eine liebe und sehr geschätzte Kollegin zur Seite genommen und ich konnte diese gut gehütete Geheimnis nicht mehr für mich behalten. Sie ermutigt mich, mich endlich um Arzttermine zu kümmern und das Thema endlich anzugehen und ich merke, wie es mir ein bisschen besser geht, weil die Katze endlich aus dem Sack ist und sich die Dinge weiter bewegen. Mein Hausarzt hat also endlich die offizielle Diagnose Depression gestellt und mir ne Überweisung zum Psychologen ausgestellt. Nun ist aber das Problem, dass ich im Ausland lebe. Zu der sowieso schon langen Wartezeit, kommt also noch die Schwierigkeit einen Psychologen zu finden der auch Therapie auf Englisch anbietet. Das kann alles ein bisschen dauern. Deswegen meine Frage:
Wie überbrücke ich denn jetzt die Zeit bis zum Beginn der Therapie?
Momentan, bin ich eigentlich zu nichts zu gebrauchen, besonders nicht auf der Arbeit, und ich weiß, es geht beim gesund werden nicht hauptsächlich darum, wieder produktiver zu arbeiten, aber meine Doktorarbeit hat mir echt das Äußerste abverlangt, jetzt muss ich sie doch irgendwie auch zu Ende schaffen! Mein Hausarzt hatte bereits letztes Jahr ein Antidepressivum vorgeschlagen, um mit meinen massiven Schlafproblemen zu helfen, mit denen ich seit 12 Jahren etwa alle 6 Monate erfolglos zum Arzt renne (ich fühle mich wie ein Hypochonder). Damals wollte ich aber noch nicht zugeben, dass er da wohl auf der richtigen Fährte ist und wollte außerdem auch keine Medikamente nehmen, ohne eine Therapie zu machen, was mir damals zeitlich unmöglich schien. Nun weiß ich, dass es ohne Therapie unmöglich ist überhaupt weiter zu machen. Ich habe Angst, das Thema Medikamente jetzt noch einmal anzusprechen, aber ich habe das Gefühl mein Gehirn hängt im Nebel und egal was passiert, auch wenn der Tag richtig gut läuft, die Chemie im Kopf ist einfach durcheinander.
Macht es einen komischen Eindruck über Psychopharmaka mit dem Hausarzt zu reden, bevor man überhaupt mit der Therapie gestartet hat? Ist es überhaupt ratsam irgendwas zu nehmen in der Zwischenzeit? Wie sonst kann ich die voraussichtlich 2-4 Monate überbrücken?
Ich mache Sport, Ich gehe an die frische Luft so viel ich kann, ich hab eine Tageslichtlampe und ein gefestigtes soziales Umfeld. Ich zwinge mich zu diesen Dingen auch wenn ich keine Energie habe. Sie stehen einfach in meinem Terminkalender, damit ich sie auch mache. Aber das alles hilft irgendwie nicht mehr.
Heißt das, ich bin jetzt von einer milden Depression in eine schlimmere Form abgerutscht, oder war da vorher eigentlich noch gar nichts und ich habe mir das ganze nur eingebildet?
Selbst jetzt, erwische ich mich immer wieder, wenn ich dann doch mal was auf die Reihe kriege, oder doch mal kurz gut gelaunt bin bei dem Gedanken, dass ich vielleicht übertreibe und dass ich mich nicht so anstellen sollte. Und dann bin ich auf der anderen Seite sauer auf mich selbst, dass ich so lange gewartet habe und meine vielen Beschwerden immer abgetan hab, gleichzeitig aber auch, dass ich nicht stärker bin und mich nicht wieder alleine aus dem Tief kriege. Und dann bin ich einfach nur müde und erschöpft! So wie immer!
Ich weiß, das war jetzt lang, ich bedanke mich trotzdem, wenn jemand die Energie findet das alles zu lesen und vielleicht seine Gedanken zu der ein oder anderen meiner Fragen und Sorgen teilen mag.
Ich wünsche noch einen schönen Abend und hoffe, euch da draußen geht es gerade gut!